einer Vereinbarung durchführen, die nicht beseitigt werden kan», ebne durch eine bessere erseht zu werden. Allein dieses Bekenntnis zum Rechtscharakter eines solchen Vertrags kann nur ein allgemei­nes sein. Vicht nur der Sieger hat den Anspruch auf die ihm darin gegebenen Rechte, sondern auch der Besiegte. (Beifall.) Das Recht aber, eine Revision dieses Vertrags zu fordern, liegt im Vertrag selbst begründet. Die deutsche Regierung wünscht dabei als Motiv und Maß für ihr Verlangen nichts anderes als die vorliegenden Resultate der bisherigen Erfahrungen sowie die unbestreitbare Erkenntnis der kritischen und logischen Vernunft.

Die Erfahrungen, die in de» 14 Jahren gemacht worden sind, sind politisch und wirtschaftlich eindeutige. Do? Elend der Völker wurde nicht behoben, sondern es hat zugenommen. Die tiefste Wurzel dieses Elends aber liegt in der Zerreißung der Well in Sieger und Besiegte als die beabsichtigte ewige Grundlage aller Verträge und jeder kommenden Ordnung. Die schlimmste Auswir­kung findet diese Ordnung in der erzwungenen Wehrlosigkeit der einen Ration gegenüber den übersteigerten Rüstungen der anderen. Wenn Deutschland seit Jahren die Abrüstung aller fordert, so aus folgenden Gründen:

1. Ist die Forderung nach einer tatsächlich zum Ausdruck kom­menden Gleichberechtigung eine Forderung der Moral, des Rechts und der Vernunft, eine Forderung, die im Friedensvertrage selbst anerkannt worden ist und deren Erfüllung unlöslich verbunden wurde mit der Forderung der deutschen Abrüstung als Ausgangs­punkt für die Wel.Abrüstung.

2. Weil umgekehrt die Disqualifizierung eines großen Volks geschichtlich nicht ewig aufrechterhalten werden kann, sondern ein­mal ihr Ende finden muß. Denn wie lange glaubt man, ein solches Anrecht einer großen Ration zusügen zu können? Was bedeutet der Vorteil eines Augenblicks gegenüber der dauernden Entwicklung der Jahrhunderte? Das deutsche Volk wird bleiben, genau wie das französische und, wie uns durch die geschichtliche Entwicklung gelehrt wurde, das polnische. Was sind Erfolge einer vorüber­gehenden Unterdrückung eines 6S-Millionenvolkes gegenüber dieser unumstößlichen Tatsache! Kein Staat kann mehr Verständnis haben für die neu entstandenen jungen europäischen Nationalstaaten, als das Deutschland der aus dem gleichen Willen entstandenen natio­nalen Revolution (Lebh. Zustimmung). Es will nichts für sich, was es nicht auch bereit ist, anderen zu geben.

Wenn Deutschland heute die Forderung nach einer tatsächlichen Gleichberechtigung im Sinn der Abrüstung der anderen Rationen erhebt, dann hat es dazu ein moralisches Recht durch seine eigene Erfüllung der Verträge. (Zustimmung.) Denn Deutschland hat ab- gerüskst und Deutschland hat diese Abrüstung unter schärfster inter­nationaler Kontrolle vollzogen. 6 Millionen Gewehre und Kara­biner wurden ausgeliefert oder zerstört. 13 Millionen Maschinen­gewehrs, riesige Mengen Maschinengewehrläufe, 91 000 Geschütze, 38,75 Millionen Granaten und enorme weitere Waffen und Muni­tionsbestände hat das deutsche Volk zerstören oder ausliefern müssen. Das Rheinland wurde entmilitarisiert, die deutschen Festun­gen wurden geschleift. Unsere Schiffe wurden ausgeliefert, die Flugzeuge zerstört. Unser Wehrsystem aufgegeben und die Ausbildung von Reserven dadurch verhindert. Selbst die nötig­sten Waffen der Verteidigung blieben uns versagt.

Wer heule, so ruft der Kanzler mit erhobener Stimme, versucht, gegenüber diesen nicht wegzuleugnenden Tatsachen mit wahrhaft armseligen Ausreden und Ausslüchten auszulreten, (stürmisches Händeklatschen) und zu behaupten, Deutschland hätte die Verträge nicht erfüllt, oder hätte gar ausgerüstet, dessen Auffassung muh ich von dieser Stelle aus als ebenso unwahr wie unfair znrückweisen. (Erneute Zustimmung.)

Ebenso unrichtig sind die Behaupt mgen daß Deutschland etwa personell den Verpflichtungen des Vertrags nicht nachgekommen wäre. Die Angabe, daß die SA. und SS, der nationalsozia­listischen Partei in irgendeiner Beziehung zur Reichswehr in dem Sinn stünde, daß es sich hier um militärisch ausgebildete Bestände oder Reserven der Armee handeln würde, ist unwahr! (Beifall.)

Die unverantwortliche Leichtfertigkeit, mit der solche Behaup­tungen erhoben werden, mag man nur aus einem Beispiel ersehen: Im vergangenen Jahr fand in Brünn der Prozeß gegen An­gehörige der nationalsozialistischen Partei in der Tschechoslowakei statt. Durch vereidete Sachverständige der tschechoslowakischen Armee wurde damals die Behauptung aufgestellt, die Angeklagten stünden in Beziehung zur nationalsozialistischen Partei Deutsch­lands, befänden sich in Abhängigkeit von ihr und seien als Mit­glieder eines Volkssportvereins damit gleichzusetzen den Mitgliedern der SA. und SS. in Deutschland, die eine von der Reichswehr ausgebildete und organisierte Reservearmee darstells. (Hört, hört.)

In derselben Zeit besaß aber die SA. und SS., genau so wie die nationalsozialistische Partei überhaupt, nicht nur keine Be­ziehung zur Reichswehr, sondern sie wurde im Gegenteil als staats­feindliche Organisation verfolgt, verboten und endlich aufgelöst! (Hört, hört.) Ja, darüber hinaus: Mitglieder der nationalsozia­listischen Partei, Angehörige der SA. und SS. waren nicht nur van allen staatlichen Amtsstellen ausgeschlossen, sondern sie durften nicht einmal als Arbeiter in Heeresbetrieben ausgenommen wer-

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4S. Fortsetzung. Nachdruck. verboten.

Die Maloreen schritt zwischen Steinherr und dem älteren Franzosen, der die Verwaltung einer deutschen Grube im Saargebiet übernommen hatte. Ruhig wie immer, aber voll interessierter Aufmerksamkeit lauschte sie den kurzen Er­klärungen ihres Führers, die sie des öfteren in flüssiges Französisch übersetzte, wenn dem Deutschen ein Ausdruck fehlte.

Das Werk ist Ihrer würdig, lieber Freund", sagte sie, als sie einen Moment allein neben Steinherr stand.

Und des Hütens wohl wert nicht wahr, Frau Jenny?

Mit einem undefinierbaren Lächeln begegnete er ihrem Blick, der ernst an ihm hing. Eine versonnene Wärme stand in ihren Augen, die so selten Gefühl verrieten.

Sie nickte.Die Fähigkeit dazu traue ich Ihnen schon zu ..."

Man erwirbt sie allmählich durch die Erfahrungen, die man macht", meinte Steinherr leichthin.

Gemächlich schritt die Gesellschaft wieder dem Hauptge­bäude zu.

Ich bin erledigt", lachte die Maloreen und tat, als könne sie ihre Füße nur noch schleppend bewegen,aber es war hochinteressant, großartig wie eine Schlacht und span­nend wie ein Roman! Danke, messieurs, es geht noch ohne Hilfe" da zwei der Franzosen ihr galant den Arm bieten wollten,aber einen Waschraum möchte ich aussuchen. Verschönerung ist unbedingt notwendig, ehe ich mich würdig an der Tafel präsentieren kann!"

den. (Pfuirufe unö sehr wahr.) Die Nationalsozialisten in der Tschechoslowakei aber wurden auf Grund dieser falschen Darstel­lung zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.

Tatsächlich ist die SA. und SS. der nationalsozialistischen Partei ohne jede Beihilfe, ohne jede finanzielle Unterstützung des Staats, des Reichs oder gar der Reichswehr, ohne jede militärische ^ Ausbildung und ohne jede militärische Ausrüstung entstanden aus rein parteipolitischen Bedürfnissen und nach parteipolitischen Er­wägungen. Ihr Zweck war und ist ausschließlich die Beseitigung der kommunistischen Gefahr, die Ausbildung ohne jede Anlehnung an das Heer, nur berechnet für Zwecke der Propaganda und Auf­klärung, psychologische Massenwirkung und Niederbrechung des kommunistischen Terrors. Sie ist eine Institution der Anerziehung eines wahren Gemeinschaftsgeistes, zur Ueberwindung früherer Klassengegensätze und zur Behebung der wirtschaftlichen Rot.

Der Stahlhelm ist entstanden aus der Erinnerung an die große Zeit des gemeinsamen Fronterlebnisses, zur Pflege der Tradition, zur Erhaltung der Kameradschaft und endlich ebenfalls zum Schutz des deutschen Volks gegen die seit dem November 1918 das Volk bedrohende kommunistische Revolution. Eine Gefahr allerdings, die die Länder nicht ermessen können, die nicht so wie wir Millionen organisierter Kommunisten besessen haben und nicht wie in Deutsch­land unter dem Terror litten, denn der wirkliche Zweck dieser nationalen Organisationen wird am besten gekennzeichnet durch die tatsächliche Art ihres Kampfes und durch ihre Opfer. SA. und SS. Hallen zufolge kommunistischer Mordnbersälle und Terrorakte in wenigen Jahren über 350 Tote und gegen 40 000 Veclehie zu beklagen.

Wenn heute in Genf versucht wird, diese ausschließlich innen­politischen Zwecken dienenden Organisationen aus die Wehrstärken anzurechnen, dann könnte man genau so gut die Feuerwehr, die Turnvereine, die Wach- und Schließgesellschaften und andere als Wehrmacht anrechnen. (Starker Beifall.) Wenn man aber weiter im gleichen Augenblick die ausgebildeten Jahrgänge der übrigen Armeen der Welt im Gegensatz zu diesen militärisch vollkommen unausgebildeten Menschen nicht in Anrechnung bringt, wenn man die bewaffneten Reserven der anderen bewußt übersieht, aber dis unbewaffneten Angehörigen politischer Verbände bei uns zu zählen beginnt, dann liegt hier ein Verfahren vor, gegen das ich den schärfsten Prolest einlegen muß. (Stürmischer Beifall.) Wenn die Welt das Vertrauen in Recht und Gerechtigkeit zerstören will, dann sind dies dazu geeignete Mittel. (Erneute Zustimmung.)

Denn folgendes habe ich namens des deutschen Volks und der deutschen Regierung zu erklären: Deuischland hat abgerüstet. Cs hak alle ihm !m Iriedensverkrag auferleglen Verpflichtungen weil über die Grenzen jeder Billigkeit, ja jeder Vernunft hinaus erfüllt. Seine Armee beträgt 100 000 Mann. Die Stärke und die Art der Polizei sind international geregelt. Die in den Tagen der Revolu­tion ausgestellte Hilfspolizei hak ausschließlich politischen Charakter. Sie mußte in den kritischen Tagen des Umsturzes den von dem neuen Regime zunächst als unsicher vermuteten Teil der anderen Polizei ersehen und nach der siegreichen Durchführung der Revolu­tion ist sie bereits im Abbau begriffen und wird noch vor Ausgang des Jahrs vollständig aufgelöst sein.

Deutschland hak damit einen vollständig berechtigten moralischen Anspruch daraus, daß die anderen Mächte ihrerseits ihre Ver­pflichtungen, die sich aus dem Vertrag von Versailles ergeben, erfüllen. Die Deutschland im Dezember zugestandene Gleichberechti­gung ist bisher nicht verwirklicht worden.

Wenn von seiten Frankreichs nunmehr wieder die These auf­gestellt wird, daß der Gleichberechtigung die Sicherheit entsprechen müsse, so darf ich demgegenüber zwei Fragen stellen:

1. Deutschland hat bisher alle Sicherheitsverpflichtungen über­nommen, die sich aus der Unterzeichnung des Versailler Vertrags, dem Eintritt in den Völkerbund, dem Locarnopakt, dem Kellogg- pakt, den Schiedsgerichtsverträgen, dem Kriegsverhütungspakt usw. ergeben. Welches sind die konkreten Sicherungen, die aus den inter­nationalen Verpflichtungen von Deutschland noch Übernamens:: werden sollen?

2. Welche Sicherungen hat demgegenüber Deutschland? Nach den Angaben beim Völkerbund besitzt Frankreich allein an im Dienst befindlichen Flugzeugen 3046, Belgien 350, Polen 700, die Tschechoslowakei 670. Dazu kommen unermeßliche Mengen an Reserveflugzeugen, Tausende von Kampfwagen, Tausende von schweren Geschützen, sowie alle technischen Mittel zur Führunug des Kriegs mit giftigen Gasen. Hak nicht Deutschland mehr Be­rechtigung. demgegenüber in seiner Wehr- und Waffenlosigkeit Sicherheit zu verlangen als die durch Koalitionen miteinander verbundenen Abrüstnngsstaaken? Dennoch ist Deutschland jeder­zeit bereit, weitere Sicherheiksverpflichkungen internationaler Art auf sich zu nehmen, wenn andere Rationen ihrerseits bereit sind und dies Deutschland ebenso zugukekommk. Deutschland wäre auch ohne weiteres bereit, seine gesamten militärischen Einrichtungen überhaupt aufzulösen und den kleinen Rest der ihm verbliebenen Massen zu zerstören, wenn die anliegenden Rationen ebenso rest­los das gleiche tun. (Lebhafter Beifall.) Wenn aber diese anderen '

Sie winkte die eben aus dem Seitengebäude tretende Schwester herbei und verschwand mit ihr im Hause.

Steinherr, der seine Gäste und Direktoren zum Früh­stück geladen, wartete mit ihnen im Empfangszimmer, bis Frau Jenny wiederzukommen geruhte. Sie nahm sich reich­lich Zeit, fand er. Als sie endlich hereinkam, bat er gleich zu Tisch.

Das kleine Frühstück verlief in angeregtester Stimmung. Ueber den sonst so blassen Wangen Jenny Maloreens lag ein rosiger Hauch: in geheimnisvollem Feuer leuchteten ihre Augen, die lächelnd die immer lebhafter werdenden Huldigungen der Herren erwiderten. Ein eigenartiger Reiz umgab diese schlanke Frau im eleganten, dunkelgrünen Straßenkostüm mit der zartfarbenen Chiffonbluse und dem Jagdhütchen, das ebenso apart wie vornehm wirkte.

Sie haben keine schlechte Wahl getroffen, die Herren vom Nachrichtendienst!, dachte Steinherr, sie betrachtend, die Freundschaft vorgetäuscht, wo sie Verrat geplant. Bei­nahe hätte er den Simson zu ihrer Delila gespielt. Ein Tor, wer an die Aufrichtigkeit der Menschen glaubte!

Die Maloreen fing seinen Blick auf und grüßte ihn mit einem kurzen, vertrauten Lächeln. So hatte sie ihn ange­sehen, damals im Flugzeug, als ihr Partner im Spiel ihnen als Fremder gegenübergesessen, derselbe Partner, der so­eben mit bestem Appetit seinen Rehbraten verzehrte.

Höflich hob er sein Weinglas, da sie ihm zutrank.

Auf weiteres Gedeihen Ihres Lebenswerks, mein Freund!"

Er dankte.

Da Sie so gütige Teilnahme an meinem Schaffen zeigen, wird es Sie und die Herren" mit einer kleinen Verbeugung gegen seine Gästevielleicht amüsieren, zu erfahren, daß es Menschen gibt, deren Interesse an gewissen Fabrikationsmethoden so groß ist, daß sie in ihrem Eifer und ihrer Wihbegierde die Begriffe von mein und dein ein wenig verwechselten! Der Versuch wurde mir jedoch sofort gemeldet

Staaten nicht gewillt sind, die im Friedensvertraa von Versailles auch sie verpflichtende Abrüstung durchzuführen, dann muß Deutsch, land zum mindesten auf der Forderung seiner Gleichberechtiaunn bestehen. (Beifall.) ^ ^

Dem Plan Mussolinis stimmt die deutsche Regierung zu. Auch der Plan des amerikanischen Präsidenten enthält die gleichen Ge- sichtspunkte. Es kann nur eine große Aufgabe geben, den Friede» der Welk zu sichern.

Der Vorschlag des amerikanischen Präsidenten Roosevelt. von den: ich heute nacht Kenntnis erhielt, verpflichtet die deutsche Regierung zu warmem Beifall. Sie ist bereit, der Methode zur Behebung der internationalen Krise zuzustimmen, denn auch sie ist der Auffassuung. daß ohne die Lösung der Abrüstungsfraqs auf die Dauer kein wirtschaftlicher Wiederaufbau denkbar ist (Lebhafter Beifall.) Sie ist bereit, sich an diesem Werke der Im ordnungbringung der politischen und wirtschaftlichen Verhält- Nisse der Welt uneigennützig zu beteiligen. Sie ist, wie ich schon einmal betonte, ebenso überzeugt, daß es heute nur eine große Aufgabe geben kann: den Frieden der Welt zu sichern. (Lebhafter Beifall und anhaltendes Händeklatschen.) Ich mich verpflichtet, festzustellen, daß der Grund für die heutigen Rüstungen Frankreichs oder Polens unter keinen Umständen die Furcht dieser Nationen vor einer deutschen Invasion sein kam. Denn diese Furcht hätte ihre Berechtigung ja nur im Vorhanden­sein jener modernen Angriffswaffen. Gerade diese modernen An­griffswaffen aber besitzt Deutschland überhaupt nicht, weder schwere Artillerie noch Tanks, noch Bombenflugzeuge, noch Giftgase. Die einzige Ratio», die mit Recht eine Invasion fürchten könnte, ist die deutsche (Lebhafte Zustimmung), der man nicht nur die An- grifsswaffen verbot, sondern sogar das Recht aus Verteidigungs­waffen beschnitt und auch die Anlage von Grenzbefestigungen ver­sagte. Deutschland würde die in dem Vorschlag des Präsidenten Hoover angedeutete Möglichkeit begrüßen, die Vereinigten Staaten als Friedensgaranten in die europäischen Verhältnisse einzu- beziehen. Dieser Vorschlag bedeutet eine große Beruhigung für alle, die an der aufrichtigen Erhaltung des Friedens Mitarbeiten wollen (Beifall). Wir aber haben keinen sehnlicheren Wunsch, als dazu beizutragen, daß die Wunden des Krieges und des Versailler Vertrages endgültig geheilt werden. Deutschland will keinen an­deren Weg dabei gehen als den. der durch die Verträge selbst als berechtigt anerkannt ist. Die deutsche Regierung wünscht sich über alle schwierigen Fragen mit den anderen Nationen friedlich aus­einanderzusetzen. Es weiß, daß jede militärische Aktion in Europa, auch bei deren völligen Gelingen, gemessen an den Opfern in keinem Verhältnis stehen würde zu dem Gewinn.

Der Versuch, durch Drohungen auf Regierung und Volk ein­zuwirken, wird keinen Eindruck zu machen vermögen. Es ist denk- bar. daß man Deutschland gegen jedes Recht und gegen jede Moral vergewaltigt, aber es ist undenkbar und ausgeschlossen, daß ein solcher Akk von uns selbst durch eine Unterschrift Rechksgülkig- keit erhalten könnte. (Erneuter Beifall.) Wenn in Zeitungsartikeln und in bedauerlichen Reden versucht wird, Deutschland Sanktionen anzudrohen, so könnte ein solches ungeheuerliches Verfahren nur die Strafe dafür sein, daß wir durch die Forderung nach Ab­rüstung und Erfüllung der Verträge verlangen. (Zustimmung.) Ein solcher Vorgang könnte nur zur endgültigen moralischen und tatsächlichen Außerkraftsetzung der Verträge selbst führen. (Erneute Zustimmung.) Deutschland würde aber auch in dem Fall seine friedlichen Forderungen niemals aufgeben. Den politischen und wirtschaftlichen Folgen, das Chaos, das ein solcher Versuch in Europa herbeiführen mühte, fiele zur Verantwortung derer, die gegen ein Volk, das der Welt nichts zuleide tut, -mit solchen Mit­teln kämpften. (Beifall.) Jeder Versuch einer Vergewaltigung Deutschlands auf dem Weg einer einfachen Majorisierung gegen den klaren Sinn der Verträge könnte nur durch die Absicht diktiert sein, uns von den Konferenzen zu entfernen. Das deutsche Volk besitzt aber heute Charakter genug, in einem solchen Fall seine Mitarbeit den anderen Rationen nicht aufoklroieren zu wollen, sondern, wenn auch schweren Herzens, die dann einzig mögliche Konsequenz zu ziehen.

Wir sind bereit, auf Angriffswasfen zu verzichten, wenn die übrige Welt verzichtet. Die Wunden des Kriegs und des Ver­sailler Vertrags müssen geheilt werden. Die deutsche Regierung wird sich aber unter keinen Amständen zu einer Unterschrift nötigen lassen, die eine Disqualifizierung Deutschlands bedeuten würde. (Langanhaltender stürmischer Beifall.)

Als dauernd diffamiertes Volk würde es uns auch schwer fallen, noch weiterhin dem Völkerbund anzugehören. Wenn auf diesen Methoden fortgefahren wird, kann das Ende nicht zweifelhaft sein. Seit dem Tage der Unterzeichnung von Versailles haben sich in Deutschland 224 000 Menschen aus Rot das Leben genommen. Diese Periode der menschlichen Irrungen muß abgeschlossen wei­hen. Die Rationen müssen sich zusammenfinden auf dem Boden des gleichen Rechts."

Langanhaltender Beifall dankte dem Kanzler für diese Red».

Vierling, eine frische Serviette für den Herrn! Aber bitte, Monsieur, es kann jedem einmal passieren, daß er sein Weinglas umstößt! Die Mühe hätte sich auch kaum ver­lohnt.

Geheimnisse werden hier im Werk nie aufbewahrt, da­für gibt es sicherere Orte. Da ich aber noch nicht auf dem bolschewistischen Standpunkt der Eigentumsentäuherung stehe, wurden auf alle Fälle sogleich die erforderlichen Si­cherheitsmahregeln getroffen. Sie sehen, meine verehrten Herrschaften, daß wir Schaffenden stets auf der Hut sein und uns unserer Rechte wehren müssen. Man lernt so aller­lei im Leben!"

Er sprach in leichtem, liebenswürdigem Konversations­ton, ein Lächeln um den energischen Mund, das jedoch die kalt und scharf blickenden Augen Lügen straften.

Einen Moment herrschte Schweigen. Der junge Regnier, der mit gerötetem Gesicht eifrig an dem Weinfleck auf seiner Manschette rieb, brach es zuerst.

Das war aber ein großes Glück für Sie, Monsieur Steinherr!" Ein etwas gezwungenes Lachen.Ich kann mir Ihre Gefühle so lebhaft vorstellen! Die wie sagten Sie so gut! Wißbegierigen werden jetzt wohl ihre Hände von Ihren Geheimnissen lassen oder es in Zukunft ge­schickter anfangen."

Sie werden uns vorbereitet finden, Monsieur."

Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich lächelnd, wie zwei funkelnde Klingen.

Lebrun, der starr auf seinen Teller gesehen, hob den Kopf, bedauerte die Aufregung, die ein derartigesMal­heur" seinem verehrten Gastgeber verursacht haben muhte.

Aber es war ja gar kein Malheur", widersprach der große Mann an der Spitze der Tafel heiter.Vielmehr ein Glück, dem wir mit Ihrer gütigen Erlaubnis dieses Glas", den eben gefüllten Sektkelch hebend,weihen wollen. Frau Maloreen meine Herren ..."

Fortjetzung folgt, ,