Streben zur Sicherung des Friedens und zur Wiederbelebung der Wirtschaft vereinigen.
Roosevelt fordert ganz bestimmt?, sofort durchzusuhrende May- , nahmen und erklärt, wenn irgend eine beliebige Nation der zivilisierten well Schwierigkeiten iu den Weg legen werde, so wisse man genau, wo die Verantwortlichen für den zn erwartenden R.-ck- schtag zu suchen seien. Eine befummle Ration nannte der Prc-ü- denl jedoch in diesem Zuiamm -ng nicht. Als sofort zn erreichendes Ziel fordert Roosevelt einen Erfolg der Abcüsumgs- nnd Weltwirkschastskonferenz. Er schlägt die Annahme des Mac- Donaid-Plans vor. der eine Verminderung der französischen Rüstungen und ein- Stabilisierung der deutschen Rüstungen, sowie die Schaffung eines konsuttatwpakts zur Stärkung des Friedens vorsche. Wegen des Zeitpunkts und des Orts der Weltwirtschafts- konsercnz solle man ein Abkommen treffen, um diese Maßnahmen zeitlich möglichst weit auszudehnen. Me Staaken sollen sich ver- z stichren, ihren gegenwärtigen Rüstnngsstand nicht zu erhöhen, v-.d indem sie sich weiter dazu verpslichken, keinerlei Truppen irgend einer wassenarl über ihre Grenzen zu schicken, damit die Bedingungen der Rüstungsbeschränkung auch wirklich beachtet würden.
Entgegen den bisherigen diplomatischen Gepflogenheiten ist die > Botschaft Roosevelks unmittelbar an die Slaatsoberhänpter der aus der Weltwirtschafkskonferenz vertretenen 44 Rationen, unter denen sich anch die Sowjetunion befindet, gerichtet. In amtlichen Kreisen wird aber erklärt, daß die Einbeziehung der Sowjetunion in die Zahl der Empfänger der Roosevelt-Botschast nicht als Geste der Anerkennung der Sowjetunion betrachtet werde, obwohl diese Botschaft die erste diplomatische Aktion zwischen Washington und der Sowjetregierung sei.
Frank aus Oesterreich ausgewiesen
Men, 16. Mai. Die Bundesregierring hat durch die Polizei in Graz dem Reichsjustizkommissar und bayerischen Iustizminister Dr. Frank den Wunsch übermittelt, das Land zu verlassen, da sie in Franks Sonntagsrede in Graz eine Verspottung der Bundesregierung und Aufreizung zur Gemalt erblicken müsse. Da Reichskommissar Frank aber Graz mit Kraftwagen bereits verlassen hatte, wurde der Auftrag durch die Polizei in Salzburg ausgeführt, als Dr. Frank dort eintraf. Er kehrte darauf nach einem Imbiß nach Bayern zurück.
Die Großdeutschen in Oesterreich haben sich nunmehr der Hitlerbewegung angeschlossen.
Im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Kundgebungen gegen die Heimwehr sind nach Blättermeldungen in ganz Oesterreich 2334 Nationalsozialisten f:st- genommen worden, die teils zu Geld-, teils zu Arreststrafen verurteilt wurden, 300 wurden den Gerichten überwiesen und 54 reichsdeutsche Studenten ausgewiesen.
Es hätte sich vermeiden lassen müssen
Wien, 16. Mai. Zu den Vorkommnissen in Wien und Graz schreibt die „Neue Freie Presse": Die einseitigen Urteile des Auslands gegen Deutschland (in der Abrüstungsfrage), die die eigene SckMld der Berbandsstaaten so wenig berücksichtigen, zeigen die psychologische Krise zwischen dem Reich und seinen Nachbarn. Um so mehr hätten sich setzt die Gegensätze zwischen Deutschland und Oe st erreich vermeiden lassen müssen. Tatsächlich sind wir aber mitten in einem sehr unerfreulichen Duellzwischen Wien und Berlin, und die gemeinsamen Gegner werden sich freuen. Mißtrauen, ja tiefe Verärgerung schwebt zwischen Berlin und Wien. Polemik in Reden, Polemik in Zeitungen, eine dicke Luft des Mißtrauens wie niemals seit den Badenitagen und seit den Sixtusbriefen während des Krieges. Die nationale Politik kann keine Vorteile von dieser Heftigkeit haben. Ein Stillhalteabkommen moralischer Art müßte geschlossen werden, damit nicht offizieller Unfriede herrsche. Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, dann ist das diegrößteverloreneSchlachtfürdasDeutsch- t u m in einem höheren Sinn.
Die „Volks,zeitung" erklärt u. a., Fehler sind hüben und drüben gemacht worden. Es hätte niemand, und auch dis reichsdeurschen nationalsozialistischen Würdenträger nicht, befremden können, wenn die österreichische Regierung dem privaten Charakter des Besuchs dadurch Rechnung getragen hätte, daß sie von jedem offiziellen Empfang absah. Den Herren außerdem auch noch Unfreundliches zu sagen, war aber kein Anlaß vorhanden. Bei aller Würdigung des verdienstvollen Wirkens unseres Bundeskanzlers Dollfuß wollen wir doch kein Hehl daraus machen, daß alles, was zu einer auch nur leisen Entfremdung zwischen dem Deutschen Reich und uns führen könnte, vermieden, ja verhindert werden muß.
6op^rißkt bz? Marlin k'suctit^vanZer, Halle (8aale)
43 Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Sie hat einen feinen Freund, der hatte sie gebeten, einem Bekannten von ihm Zutritt in den Tresorraum zu verschaffen und einen Klumpen Wachs aus dem Schönheitssalon mitzubringen. Dafür kriege sie zehntausend Mark, und der Wächter, der es gestattete, auch. Da hat sie sich an den jungen Günther 'rangemacht. — Und ich, ich habe heute früh Ihnen gegenüber geschwiegen, aus Scham und Angst vor der Schande. Mit den Fingern werden die Leute auf uns zeigen! schrie die Hanna!"
Ein zitternder Seufzer. Dann beugte sich der Mann vor, forschte angstvoll in den finsteren Zügen seines Herrn.
„Erst gestern nacht war's, Herr Steinherr — ist es..."
„Und wie hieß der feine Freund Ihrer Tochter?" fragte Steinherr kurz.
„Gebier, Herr Steinherr. Hans oder Hermann oder so was Aehnliches."
Wieder Schweigen. Hans-Heinrich Gebier — die Ma- loreen — der Franzose — schloß sich so der Kreis.
Mit keinem weiteren Wort wagte der Mann, seinen vor sich hinbrütenden Herrn zu unterbrechen. Stumm saß er auf seinem Stuhl, das Taschentuch zwischen den Händen, die immer wieder feucht wurden, und wartete auf sein Urteil mit der Miene eines, der keine große Hoffnung mehr hat. Er hatte alles gestanden, was ihn in diesem einen Tag M den Rand des Irrsinns gebracht.
Der einstmalige österreichische Ministerpräsident Baden!, ein Pole, betrieb bekanntlich eine deutschfeindliche Politik in Oesterreich und stellte dadurch seinerzeit das deuifch-östec- reichische Bündnis auf eine harte Probe. — Prinz Sixtus v o n Parma, ein Schwager des letzten Kaisers Karl, betrieb gegen Schluß des Weltkriegs bekanntlich eine verräterische Friedensvermittlung, wonach Oesterreich Deutschland im Such lassen sollte, um für sich einen glimpflichen Frieden und den Kaiserthron zu erhalten.
Reue Nachrichten
Staatsmmister von Michael bleibt vorla fiq
Berlin, 16. Mai. Reichsinnenminister Dr. Frick hat an den deutsch-nationalen Staatsminister von Mecklenburg- Strclitz, Dr. v. Michael, der in der vergangenen Woche durch Beschluß des Landtags von seinem Posten abberusen werden sollte, folgendes Schreiben gerichtet: „Auf die telegraphische Mitteilung vom 12. erwidere ich ergebenst, daß die Frage der Neubildung der mecklenburg-strelitzschen Staatsregierung in den ersten Tagen der kommenden Woche durch die Ernennung eines Reichsstatthalters für das Land Mecklenburg-Strelitz entschieden wird. Bis dahin steht Ihnen die Führung der Amtsgeschäfte als Staats- minister zu. Den Präsidenten des meckleiidurg-strelitzschen Landtags habe ich entsprechend ventändi'U."
Linmmislersyslem in Hessen
Darmsiadk, 16. Mai. Statthalter Sprenger hat den bisherigen Staatspräsidenten Professor Dr. Werner zum Ministerpräsidenten und Staatsminister, den bisherigen Landtagspräsidenten Rechtsanwalt Jung, der seit sechs Wochen kommissarischer Oberbürgermeister von Mainz ist, zum Staatssekretär und stellv. Staatsminister ernannt. Der bisherige Innen- und Iustizminister Dr. Müller wird voraussichtlich Oberbürgermiester von Mainz. Damit ist in Hessen das Einministersystem eingeführt.
Korruption
Köln, 16. Mai. Durch Nachforschungen des Stahlhelms in der sozialdemokratischen „Avbeitsrwohlfahrt" wurde bis jetzt festgestellt, daß der Fraktionsvorsitzende in der Kölner Stadtverordnetenversammlung, Görlinger, mit 100 000 Mark, die er in der Bank für Arbeiter, Angestellte und Beamte entwendet hat, nach Saarbrücken geflüchtet ist. Nach seiner Flucht hat er zwei inzwischen verhaftete Angestellte der Bank veranlaßt, weitere 100 000 Mark abzuheben, die er dann durch Vermittlung des früheren Parteisekretärs Mönisser in Trier ebenfalls in Saarbrücken in Empfang genommen hat. Die drei Helfershelfer werden vor Gericht gestellt. Es fanden sich ferner Briefe, aus denen heroorgeht, daß Görlinger für den Bankier Molling in Berlin, der inzwischen Selbstmord begangen hat, Geschäfte tätigte, der ihm ein Monatseinkommen von 2500 für 3 Jahre zusicherte. Als Leiter der Arbeiterwohlfahrt bezog Görlinger 800 llt Monatsgehalt. Dazu kamen „Vergütungen für Auslagen", deren Höhe noch nicht seftsteht. In Köln besaß Görlinger zwei Wohnungen, eine dritte in Berlin.
Berlin. 16. Mai. Auf Veranlassung des Staatskommissars Dr. Livpsrt hat L berbürgermeister Dr. Sohm den Stadtamtmann Ban dzus bis auf weiteres beurlaubt. Es ist festgestellt worden, daß Dandzus seinerzeit als Revisor bei der Stadtbank verhindert hat, daß die gegen die Sklareks vorliegenden Berichte rechtzeitig den maßgebenden Stellen zugeleitet wurden. Dadurch ist der Stadt ein Schaden von über 14 Millionen -K entstanden.
Die Ziele des neuen Präsidiums des Industrie- und Handelstags
Berlin, 16. Mai. Der neue Präsident des Industrie- und Handelstags, Dr. v. Rente ln, umriß vor Pressevertretern den Auf- gabenkreis des neuen Präsidiums. Er betonte, daß es seine vornehmste Pflicht sein werde, durch enge Zusammenarbeit eine Vereinigung von Kammern und Verbänden unter einheitlicher Führung zu erzielen. Eine festgefügte ständische Gliederung sei in Vorbereitung. Durch eine weitgehende Selbstverwaltung werde ein Ausgleich der Interessengegensätze innerhalb der Stände erzielt werden können. Zum Schluß seiner Ausführungen wandte sich der Präsident mit aller Schärfe gegen unverantwortliche Gerüchtemacher, die gutgläubige Kreise mißbrauchten, um die Wirtschaftsruhe zu stören.
Remmele im Konzenkrakionslager "
Karlsruhe, 10. Mai. Der frühere badische Minister Adam Remmele, der ehemalige Staatsrat Marum und einige andere Sozialdemokraten wurden heute iW Polizeiauto unter starker Bedeckung durch die Stadt na» dem Konzentrationslager Kislau bei Bruchsal geführt. Auf dem Weg, der auch am Landtagsgebäude vorbeiführte, hielt eine dichte Menschenmenge die Straßen umsäumt, die gegen die Häftlinge erregte Zurufe richtete. Zu Zwischenfällen ist es nirgends gekommen.
Die Richtlinien der Glaubensbewegung Deutscher Christen
Berlin, 16. Mai. Um eine einheitliche Linie im Ringen v'n die Neugestaltung der deutschen evangelischen Kirche sicherzustelleu ist im Einvernehmen mit dem jetzigen Reichsleiter der Glaubens', bewegung deutscher Christen, Pfarrer H o s s e n f e l d e r, und ei- nem Beauftragten Dr. Weich ert die Vereinbarung getrosten worden, daß die Oberleitung der Glaubensbewegung der Pevoll. mächtigte des Reichskanzlers, Wehrkreispfarrer Müller, über- nimmt. Der Reichskanzler und Führer hat die Vereinbarung bestätigt. Professor Dr. Fezer-Tübingen. der Vertrauensmann für alle deutschen evangelischen theologischen Fakultäten, hat sich der Bewegung angeschlossen. Unter seiner Mitwirkung wurden neue Richtlmen verfaßt, nach denen in Zukunft die Bewegun» marschiert.
Tie fordern eine neue Kirchenverfassung, welche die Organe -
kirchlichen Lebens nicht nach dem preußischen Wahlsystem bestellt, t
sondern nach der Eignung, die sie im Dienst an der Gemeinde '
bewiesen haben, Vereinigung der evangelischen Landeskirchen zu :
einer deutschen evangelischen Kirche bei pietätvoller Wahrung ge- schichtlich begründeter Sonderrechte.
Die künftige Skaaksgestallung
Hamburg, 16. Mai. Das Hamburger Fremdenblatt veröffentlicht eine Unterredung seines Berliner Vertreters mit Reichsminister Dr. Göbbels über Fragen der künftigen S t a a t s g e st a l t u n g. Der Nationalsozialismus, führte der Minister a. u. aus, erhebt den Anspruch, den Staat zu repräsentieren, und hat das Bestreben, allmählich die Nation und ihre gänzlichen Ausdrucksmittel in sich aufzusaugen. Der von uns an- gestrebie Einheitsstaat wird der Entfaltung eines gesunden Eigenlehens jede Möglichkeit lassen. Mehr als das: ein Land wie Bayern wird seine überlieferte Eigenart um so ungezwungener pflegen können, je weniger diese Bestrebungen dem Verdacht ausgesetzt sind, einem reichsfeindlichen Partikularismus zu huldigen. Aehnllch hat man die Gleichschaltung der Gewerkschaften zu würdigen.
Nichts war größer als das Erstaunen unserer Gegner, als sie nach dem 30. Januar beobachteten, baß wir mit Mäßigung regieren würden. In der Tat, wir sind duldsamer, als man es wahr haben möchte, und auch den Parteien werden wir ihr Leben lassen. Wir können dies um so leichter tun, als der organische Zersetzungsprozeß bei ihnen fortschreiten wird.
Die Zusammenarbeit des Kabinetts, fuhr der Minister fort, ist loyaler und freundlicher gar nicht vorstellbar. Auch die führenden Männer, die nicht zu unserer Partei gehören, haben sich mehr und mehr von der Richtigkeit unseres Wirkens überzeugt.
Erst wenn unsere Gedanken und Ziele zum Gemeingut aller Volksgenossen geworden sind, wird der nationalsozialistische Staat in restloser Reinheit verwirklicht werden können, und ich bezweifle nicht, daß 10 Jahre darüber vergehen werden.
Ein Leumundszeugnis
Bukarest, 16. Mai. Auf einer Konferenz der Präfekten erklärte der Erste Minister Vaida-Voevod die nationalsozialistische Bewegung unter den deutschen Minderheiten als ungefährlich für den Staat. Die Deutschen Rumäniens hätten immer Beweise ihrer Staatstreue gegeben, an deren Aufrichtigkeit auch nach der Neugestaltung der Dinge in Deutschland nicht zu zweifeln sei.
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Sonderbokschafk Roosevelks an den Kongreß Washington, 16. Mai. Präsident Roosevelt hak den den ausländischen Regierungen übermittelten Appell dem Kongreß mit einer Londerbotschaft zugeleitet, in der er betont, daß Amerika bereit sei, alle Angrlssswassen aufzugeben, wenn alle Rationen der Welt das gleiche täten. Roosevelt fährt dann fort:
„Ich sah mich zu diesem Appell veranlaßt, weil es immer deutlicher wird, daß die Zuversicht auf einen politischen und wirtschaftlichen Weltfrieden durch eine egoistische und kurzsichtige Politik bedroht wird. Der aufrichtige Wunsch nach dieser Zuversicht läuft Gefahr, infolge der hartnäckigen Obstruktion einer kleinen Minderheit unerfüllt zu bleiben. Wir brauchen eine Besserung der sozialen Verhältnisse, die Wahrung der individuellen Menschenrechte und eine Förderung der sozialen Gerechtigkeit. Deswegen bemühen wir uns, zum Frieden zu gelangen, indem wir die Welt von den Angriffswaffen befreien."
Staatssekretär Hüll erwiderte auf eine Anfrage in der heutigen Pressekonferenz, daß Sanktionen gegen Deutschland selbstverständlich in amerikanischen Regierungskreisen nicht einmal besprochen worden seien.
Endlich erwachte Steinherr aus seinem finsteren Brüten, sah die Augen des Werkführers flehend auf sich gerichtet und streckte ihm die Hand hin.
„Ich danke Ihnen, Richter, daß Sie gekommen sind — zwar spät, aber nicht zu spät."
„Nicht zu..." Es war ein Aufschluchzen. „Herr Steinherr, ich ..."
„Schon gut, mein Alter. Hier" — er erhob sich, ging an einen kleinen Eckschrank, „trinken Sie mal ein Glas Kognak auf den Schreck hin — 'runter mit! Es gibt noch mehr von der Sorte. Besser? — Sagen Sie Ihrer Tochter, daß sie Gott danken solle, wenn sie morgen nacht nicht im Gefängnis schläft mitsamt ihrem sauberen Freund! Sonst: Mund halten, Richter, kein Wort zu irgendeiner Seele, verstanden? Den jungen Günther langen wir uns morgen früh. Und nun warten Sie einen Augenblick, ich komme gleich mit."
Es goß noch in rauschenden Strömen, als der Werkführer durch die Nacht, seinen Herrn neben sich, heimwärts fuhr. Aber seinem erleichterten Herzen war, als strahle der Himmel voller Licht.
Fünfundzwanzig st es Kapitel.
Keine Spur von Müdigkeit oder Erregung war dem Besitzer der Steinherr-Werke anzumerken, als um elf Uhr Frau Maloreen in ihrem eleganten Bugatti vorfuhr und kurz darauf die französischen Herren ankamen. Liebenswürdig, aber mit jener Reserve, die ihm stets eigen, begrüßte er seine Gäste, deren südländische, lebhafte Gesprächigkeit die sonst so stillen Empfangsräume mit Hellem Stimmengeräusch und Lachen erfüllten. Dann begann die Führung, die Steinherr in Begleitung von zwei Herren, die er als Direktoren vorstellte, selbst übernahm.
Durch Riesenhallen ging es, in denen Maschinen stampfend und dröhnend Riesenarbeit verrichteten, an Hochöfen vorüber, an Eisentrögen in denen die weißglühende Masse langsam zur Kühlung gebracht wurde, durch die Flure und
Räume eines richtigen Laboratoriums, in denen Chemiker in weißen Mänteln Stahlproben auf ihre Beschaffenheit untersuchten. Und wieder durch endlose Hallenreihen, in denen fertige Maschinenteile, Stahlgerüste, riesenhafte T- Träger und Kräne auf den Versand harrten. Mit Chrom und Nickel verbunden — und mit jenem neuerfundenen Metall, das der Welt noch unbekannt. Bläulich silbern schimmerten jene ungeheuren Stahlbogen, die zum Brückenbau verwendet wurden. War es das? Heiße Begehrlichkeit brannte in den Augen der Besucher, die sich größten Zwang l antun mußten, um ihre Erregung unter harmloser, interessierter Wißbegier zu verbergen.
Männer in Holzpantoffeln, mit nacktem Oberkörper hantierten stumm, ohne den Vorübergehenden einen Blick zu i gönnen, an den Trögen im Freien, denen in dichten weihen : , Wolken zischender Dampf entströmte. Hier bog Steinherr ab und lenkte die Schritte auf anderem Wege zurück. Da ^ war die Kantine mit den großen Waschräumen und dem Verbandszimmer, in dem eine junge Schwester soeben einem Arbeiter die verbrühte Linke verband, da das Lesezimmer mit seinen deckenhohen Bücherregalen.
Die Besucher kamen aus dem Staunen nicht heraus.
Zwei volle Stunden waren sie durch das Werk gegangen ! ^ und hatten doch nur einen Bruchteil davon gesehen. '
„Das ist ja eine ganze Stadt", meinte der älteste von ihnen, Meilhac, der ein berühmtes Eisenwerk in Loth- : ringen besaß, „viel größer als ich dachte — und alles so gut organisiert. Ah, ihr Deutschen versteht das nun ein- ^ mal!!" Mit diesem Steinherr muhte man sich zusammentun, er war eine Macht geworden.
Der junge Regnier ging als letzter ein wenig langsamer als die anderen und unterhielt sich ebenso lebhaft wie ^ ^ liebenswürdig mit dem einen der beiden Direktoren, der ^ sich zu ihm gesellt, während seine dunklen Augen mit wiesel- hafter Flinkheit hin und her huschten. 4
Fortsetzung solgt. ^