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Nummer 68 Fernruf»«

Mittwoch den 22 März 1933 Fernruf »s 68. Jahrgang.

Jer ZU w« PM«

Geleitwort des Reichspräsidenten

Verlin, 21. März. Reichspräsident v. Hindenburg hat derDeutschen Zeitung" folgendes Geleitwort anläß­lich des heutigen Tags zur Verfügung gestellt:

Lein Volk hat um äußere Freiheit und innere Einheit so schwer zu ringen gehabt wie das deutsche. Im Herzen Europas gelegen, mit ungeschützten Grenzen, ist Deutschland immer allzu leicht feindlichen Gewalten ausgesetzk gewesen. Nur ln schweren Kämpfen hat es seine Unabhängigkeit be­wahren können und erst nach langer Zersplitterung konnte

vergangenen Jahrhundert der Grund für den deutschen Nationalstaat gelegt werden. Dieser starke Wille der Deut­schen zur Einheit und Freiheit hak das Gefüge des Reichs auch in den Stürmen des Weltkriegs und der Not der Nach­kriegszeit zusammengehalten.

In aufopfernder Hingabe an den vaterländischen Gedan­ken hat sich das deutsche Volk wieder emporgearbeitek aus Not und äußerer Bedrückung, die ein harter Friede uns gebracht hak. Selbstbehaupkungswille nach außen und Einig­keit im Innern sind die Voraussetzungen, von denen die Er­haltung unseres Vaterlands in Einheit und Freiheit ab- hängk. Möge das lebende Geschlecht und vor allem die Heranwachsende Jugend aus der Vergangenheit und auch aus der Not der Gegenwart lernen! Dann werden sie die Einheit und die Freiheit, die ihre Väter in schwerem Ringen erwarben, zu erhalten und mit neuem Lebe» zu erfüllen wissen.

Der Festmorgen

Strahlender Sonnenschein liegt über Berlin und Pots­dam. In Potsdam ist kaum ein Haus, das nicht mit den schwarz-weiß-roten und den Hakenkreuzfahnen geschmückt wäre. In den Hauptstraßen sind alle 20 Meter Drähte über die Straße gespannt, an denen Fahnen hängen. Ueber der Glienicker Brücke, die das Tor von Potsdam auf der Haupt­zufahrtstraße von Berlin ist, ist ein riesiges, mit Tannen­grün und Fahnen geschmücktes Willkommen angebracht: Wir grüßen das neue Deutschland!" Der Verkehr ist schon um 6 Uhr sehr lebhaft. Dis Kolonnen der Polizei, SA., SS. des Stahlhelms ziehen auf, um ihre Posten zu beziehen. Eins gewaltige Menschenmenge lauscht dem Frühkonzert der Reichswehr. Sie wird immer größer und schon Stunden vor Beginn der Feier herrscht in der Umgebung der Gar­nisonkirche ein beinahe lebensgefährliches Gedränge.

Die Anfahrt des Reichspräsidenten

In der reichgeschmückten Wilhelmstraße, in der zurzeit der Reichspräsident im Reichskanzlerpalais wohnt, hatte sich eine ungeheure Menschenmenge angesammelt, um Hinden­burg zur Feier in Potsdam abfahren zu sehen. Um 9.50 Uhr bestieg der Reichspräsident in Generalsuniform den Kraftwagen, begleitet von Ober st v. Hindenburg und von brausenden Hochrufen begrüßt. Im zweiten Wagen folgten Staatssekretär Dr. Meißner und Rittmeister von der Schulenburg. Die stürmischen Huldigungen wiederholten sich verstärkt, als der Reichspräsident gegen 10 Uhr vor der Nikolaikirche in Potsdam vorfuhr, vor der auch Abordnungen von Deutsch-Oesterreich Aufstellung ge­nommen hatten. Es war zugleich der 62. Jahrestag der Eröffnung des ersten Reichstags des von Bismarck zu- sammengeschmiedeken Deutschen Reichs von 1871. Als der greise Reichspräsident die Stufen zur Nikolaikirche empor­stieg, kam neue Bewegung in die begeisterten Massen, so daß die Schutzpolizei sie kaum fernhalten konnte.

Auffahrt der Reichstagsabgeordneten

Im Reichstagsgebäude versammelten sich in der Frühe die Abgeordneten und fuhren mit 23 Sonderomnibussen der Reichspost nach Potsdam. Die Nationalsozialisten waren in Uniform erschienen. In den ersten 6 Wagen fuhren die katholischen Reichstagsmitglieder, die übrigen in den an­deren Omnibussen. Bekannte Führer wurden bei der An­kunft vor der Nicolaikirche mit stürmischen Hoch- und Heil- Rufen begrüßt, dasselbe Bild bot sich vor der katholischen Stadtpfarrkirche auf dem Bassain-Platz.

Der Aufmarsch der Verbände

Nach der Durchführung der polizeilichen Absperrungen setzte der Aufmarsch der Verbände und Vereine ein, die an den Feststraßen Spalier bildeten. An der Spitze eines gro­ßen Zugs der SA. und SS. marschierte Prinz Auguft Wilhelm, im ersten Glied der Ehrenkompagnie des Stahlhelms marschierten P ri n^ Eg t,e l Friedrich und

Prinz Wilhelm, der älteste Sohn des Kronprinzen. Dann folgten die Jugendoerbünde und der Kampfring junger Deutschnationaler im grünen Hemd usw. Aus Ber­lin waren 50 Bereitschaften der Schutzpolizei mit 5000 Manu herangezogen. Alles klappte vorzüglich. Die Krieger­vereine mit ihren Fahnen, die Studentenkorporationen in vollem Wichs, Schützengilden in grüner Uniform und di« nationalen Wehrverbände waren in das Spalier eingeglie­dert. Ans eine halbe Stunde setzte plötzlich ein Schneetreiben ein, darauf erstrahlte aber die Sonne wieder in Hellem Licht.

Eine eindrucksvolle Feier veranstaltete in Berlin die Schutzpolizei vor dem Schloß am Lustgarten in einem Feldgottesdienst, der mit dem gemeinsamen Gesang des KirchenliedesGroßer Gott, wir loben dich" eingeleitet wurde. Für die Cvanglifchen sprach Pfarrer Dzibitsch, für die Katholiken Prälat Mosko. Nach dem Gesang des Niederländischen Dankgebetes hielt Polizeipräsident Dr. Mo sie eine Ansprache. Nach dem Deutschland- and dem Horst-Wessellied schloß ein Vorbeimarsch dch° Schutzpolizei und der Hilfspolizei die Feier.

Der Gottesdienst in der Nicolaikirche

Als der Reichspräsident um 10.25 Uhr vor dem Dom St. Nicolai vorbeifuhr, wurde er von der Geistlichkeit auf der Freitreppe begrüßt; die klein« Tochter eines Pfarrers überreichte ihm einen Blumenstrauß. Unter Orgelklängen betrat der Reichspräsident das Gotteshaus. In den vorder­sten Reihen des Mittelschiffs hatten die Reichsminister Platz genommen, dahinter die Abgeordneten. Generalsuper­intendent v. Dr. Dibelius hielt di« Festpredigt über das Bibelwort:Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein". Der Gottesdienst klang aus mit dem Niederländischen Gebet.

Die Feier in der katholischen Kirche

Potsdam, 21. März. Für die katholischen Mitglieder des neuen Reichstags wurde in der Potsdamer St. Peter- Pauls-Kirche ein feierliches Levitenamt abgehalten, das von Domkapitular Monsignore Dr. Bannas zele­briert wurde. Wegen der österlichen Fastenzeit waren die heiligen Bilder in der Kirche violett verkleidet: nur Tannen­grün ohne Blumen wurde zum Schmuck verwendet. Um 10 Uhr erschien der Reichsverkehrsminister Freiherr Eltz von Rübenach und kurze Zeit darauf Vizekanzler von Popen, di« beide ln besonderen Sesseln vor dem Altar Platz nahmen. Nuntius Orsenigo, der Doyen des diplomatischen Korps, wurde feierlich eingeholt. Außerdem waren anwesend: Der italienische Botschafter C e r r u t i, der österreichische und der irische Gesandte, sowie mehrere Gesandte südamerikanischsr Staaten. Die Zentrumssrak- tian betrat geschlossen unter Führung von Dr. Brüning und Esser das Kirchenschiff. Von den Nationalsozialisten in Uniform waren u. a. anwesend: der Staatskommissar für Bayern, General von Epp, der Polizeipräsident von München und Reichsführer der SS. Himmler. Die kirchliche Feier, die mit dem feierlichen Tedeum endete, wurde von geistlichen Liedern, die der Gemeindechor vor­trug, umrahmt.

Vom Dom zur Garnisonkirche

Um 11.20 Uhr war der Gottesdienst in der Nikolaikirche beendet. Alle Glocken der Stadt läuteten, denn nun begann der feierliche Zug der Festteilnehmer zur Garnisonkirche.

Donnernde Hoch- und Heilrufe empfangen den Reichs­präsidenten, als er aus der Kirche kommt, um eine Rund­fahrt durch die Stadt zum eigentlichen Sitz des Preußen­geistes, zum Neuen Palais und zum Schloß Sanssouci zu machen. Es war eine Triumphfahrk durch lebende Mauern von Menschen, die nicht müde wurden, durch Fahnenschwen- ken und Zurufe dem Reichsoberhaupt zu huldigen. Als die harrende Menge den Reichskanzler Adolf Hitler erblickt, durchbraust ein Donner von Heilrufen die Straßen. Jetzt ist die Polizei kaum imstande, dem Führer einen Weg zu bahnen.

Um 11.45 Uhr kündeten brausende Heilrufe die Ankunft des Reichspräsidenten an der Garnisonskirche an.

Begrüßungsansprache des Reichspräsidenten

In der Garnisonskirche war die Festgemeinde bereits versammelt. Nach einem Chorgesang trat der Reichspräsi­dent an das Pult vor dem Altar, um unter lautloser Still» die Begrüßungsansprache zu halten:

Durch meine Verordnung vom 1. Februar ds. Js. löste ich den Reichstag auf, damit das deutsche Volk selbst zu der von mir neugebildcken Regierung des nationalen Zu­sammenschlusses Stellung nehmen könne. In der Reichskags- wahl vom 5. März hak unser Volk sich mit einer klaren Mehr­heit hinter diese durch mein Vertrauen berufene Regierung gestellt und ihr hierdurch die verfassungsmäßige Grundlage für ihre Arbeit gegeben. . ,

Schwer und mannigfaltig sind die Aufgaben, die Sie, Herr Reichskanzler, und Sie. meine Herren Reichsminister.

vor sich sehen. Aus innen- und außenpolitischem Geb'ete, in der eigenen Volkswirtschaft wie in der der Welt si:.d schwere Fragen zu lösen und bedeutsame Entschließungen zu fassen. Ich weiß, daß Kanzler und Regierung mit bstm Willen an die Lösung dieser Aufgaben Herangehen; und ich hoffe von ihnen, den Mitgliedern des neugebildeten Reichs­tags, daß Sie in der klaren Erkenntnis der Lage u-.d ihrer Notwendigkeiten sich hinter die Reg'crnng stellen und auch ihrerseits alles tun werden, um diese in ihrem schweren Werk zu unterstützen.

Der Ort, an dem wir uns heute versammelt hoben, mahnt uns zum Rückblick auf das alte Preußen, das in Gottesfurcht durch pflichttreue Arbeit, nie verzagendem Mut und hingebende Vaterlandsliebe groß geworden ist und aus dieser Grundlage die deutschen Stämme geeint hat. Möge dcc alte Geist dieser Ruhmesslätke auch das heutige Geschlecht be­seelen. möge er uns freimachcn von Ligensnchk nnd prrte!- zank und uns in nationaler Selbstbesinnung und seelischer Erneuerung zusammenführen zum Segen eines in sich ge­einten, freien, stolzen Deutschland!

Mit diesem Wunsch begrüße ich den Reichstag zu Beginn seiner neuen Wahlperiode und erteile nunmehr dem Herrn Reichskanzler das Wort.

Sie RcsiermMtklmW dr; AMdsiizim

Darauf ergriff Reichekanzler Hitler das Mort zu folgender Erklärung:

Herr Reichspräsident!

Abgeordnete, Männer und Frauen des Deutschen Reichstags?

Schwere Sorgen lasten seit Jahren auf unserem Nach einer Zeit stolzer Erhebung, reichen Blnhcns v " deihens auf allen Gebieten unseres Lebens sind wie so, oft in der Vergangenheit wieder Not und Armut bei uns eingekehrk. Troß Fleiß und Arbeitswillen, trotz Tak.'ra k, einem reichen Wissen und bestem Wollen suchen Millionen Deutsche heute vergebens das tägliche Brot. Die MrVck»--k verödet, die Finanzen sind zerrüttet, Millionen ohne Arb lkk Die Well kennt nur das äußere Scheinbild unserer Städte, den Jammer und das Elend sieht sie nicht.

Seit zwei Jahrtausenden wird unser Volk von diesem wechselvollen Geschick begleitet. Die Ursachen waren immer die gleichen. Die Theorie der individuellen Werte unserer Stämme unterdrückt die Erkenntnis von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Willens. Am Ende blieb dem deutschen Menschen dann immer nur der Weg nach innen offen. Als Volk der Sänger, Dichter und Denker träumte es dann von einer Welt, in der die anderen lebten. Und erst, wenn di« Not und das Elend es unmenschlich schlugen, erwuchs viel- leicht aus der Kunst die Sehnsucht nach einer neuen Er­hebung, nach einem neuen Reich und damit nach neuem Leben. Als Bismarck dem kulturellen Streben der deutschen Nation die staakspolikische Einigung folgen ließ, schien oa- mik für immer eine lange Zeit des Haders und des Trug» der deutschen Stämme untereinander beendet zu sein. Ge­treu der kaiferproklamakion nahm unser Volk teil an der Mehrung der Güter des Friedens, der Kultur und der menschlichen Gesittung. Es bat das Gefühl seiner Kraft nie gelöst von der tief empfundenen Verantwortung für da» Gemeinschaftsleben der europäischen Nationen.

In diese Zeit der Staats- und damit machtpolitische« Einigung der deutschen Stämme fiel der Beginn jener welt­anschaulichen Auflösung der deutschen Volksgemeinschaft, unter der wir heute noch immer leiden. Und dieser innere Zerfall der Nation wurde wieder einmal, wie so oft. zum Verbündeten der Umwelt. Die Revolution des November 1918 beendete einen Kamps, in den die deutsche Nationen der heiligsten Ueberzeugnng, nur ihre Freiheit und damit ihr Lcbensrecht zu schützen, gezogen war. Denn weder der Kaiser noch die Regierung noch das Volk habe« diesen Krieg gewollt. Nur der Verfall der Nation, der allgemeine Zu- jammenbruch, zwange» ein schwaches Geschlecht, rvid'r das eigene bessere Wissen und gegen die heiligste innere Beber- zeugung die Behauptung unserer Kriegsschuld hinzunehmen. Diesem Zusammenbruch aber folgte der Verfall anf allen Gebieten. Machlpolilisch, moralisch, kulturell und wirtschaft­lich sarik unser Volk tiefer und tiefer. Das Schlimmste war die bewußte Zerstörung des Glaubens a.: die Eigene kraft, die Entwürdigung unserer Traditionen d die Ver­

nichtung der Grundlagen eines festen Vertrauens. Krisen ohne Ende haben unser Volk seitdem zerrüttet.

Aber auch die übrige Welt ist durch krs politische und wirtschaftliche Herausbrechen eines wesentlichen Glieds ihrer Staatengemeinschaft nicht glücklicher nnd nicht reicher geworden. Aus dem Aberwitz der Theorie von ewigen Sie- gern und Besiegten kam der Wahnsinn der Reparationen und in der Folge die Katastrophe unserer Wirtschaft.

Während so das deutsche Volk und das Deutsche Reich km inneren politischen Zwiespalt und Hader versanken, die Wirtschaft dem Elend entgegenlrieb, begann die neue Sammlung der deutschen Menschen, die im gläubigen Ver- krauen aus das eigene Volk dieses zu einer neuen Genie! >- schast formen wollen. Diesem jungen Deutschland haben S s, Herr Generalfeldmarschall, am 30. Januar 1933 in groß­herzigem Entschluß die Führung des Reichs anvertraut. 2-i, dn UebttZ Müuna. hgß ab«r auch,dgL, Volk seihst seine Zn-