Gaststöltenerlaubnissperre in Württemberg

Die vom Wirtschaftsministerium im vorigen Jahr durch­geführte Statistik über das Gaststättenwesen in Württem­berg hat ergeben, daß die Zahl der Gast- und Schankwirt- schastcn (nicht nur allgemein) zum Teil weit über das öffentliche Bedürfnis hinausgeht, sondern sich auch noch seit dem Inkrafttreten der verschärften Vorschriften des Gast- stüjtengeseßes vom 28. April 1930 in zahlreichen Bezirken und Gemeinden vergrößert hat. Das Wirtschaftsministe­rium hat daher nach dem Vorgang in den meisten anderen Ländern von der der obersten Landesbehörde in ß 21 Abs. 2 des Gaststättengeseßes eingeräumten Befugnis Ge­brauch gemacht und mit Verordnung vom 10. März 1933 eine dreijährige allgemeine Erlaub nis- sperre für neu zu errichtende Gast- und Schankwirtschuf­ten und für die Ausdehnung bestehender Gast- und Schank­wirtschaften auf nicht zugelassene Arten von Getränken und auf nicht zugelassene Räume angeordnet. Die Bewilligung von Ausnahmen, die nur in ganz besonders gelagerten Fällen in Aussicht genommen werden kann, hat sich das Ministerium selbst Vorbehalten; etwaige Gesuche sind bei dem zuständigen Ober amt einzureichen und eingehend zu begründen. Die Verordnung ist im amtlichen Teil des Staatsanzeigers voni 11. März 1933 veröffentlicht und tritt mit diesem Tag in Kraft. Die Sperre gilt für alle Fälle, in denen der Erlaubnisantrag nicht schon vor dem 1. März 1933 beim zuständigen Oberamt eingereicht war.

Schuh des Tagwachkgebäudes durch die Polizei

Stuttgart, 12. März. Das Verlagsgebäude der sozial­demokratischenSchwäbischen Tagwacht" ist im Einver­ständnis mit dem Hauseigentümer, dem Sozialdemokra­tischen Verein Stuttgart, Sonntag vormittag polizeilich be­setzt worden, um unverantwortlichen Elementen gegenüber eine absolute Sicherheit des Privateigen­tums zu gewährleisten. Der Geschäftsverkehr im Tagwachthaus wird durch die Besetzung nicht behindert. Bur das Reichsbannerbüro im Tagwachtgebäude ist polizei­lich geschlossen worden.

Südd. Arbeiterzeitung durch Polizei geschlossen

Stuttgart, 12. März. Die Polizei hat am Samstag außer dem Verlagsgebäude der kommunistischen Süddeutschen Ar- beiterzeitung in der Geitzstraße noch das Büro der kom- munistischen Bezirksleitung in der Radlerstraße und das kampfbunddüro in der Gastwirtschaft zumSchwarzen Bären" in der Eßlinger Straße einschließlich der Wirt­schaft selbst geschlossen. Sämtliche Gebäude werden von der SA,-Hilfspolizei beseht gehalten, die überall die Harenkreuzsahne hißte.

Stuttgart, 12. März.

Der neue Slaatsrat Walker Hirzel. Der neue ehrenamt­liche Staatsrat der württ. Regierung Walter Hirzel ge­hört der evang. Kirche an und ist geboren am 10. Februar 1881 in Ellwangen. Sein Vater war Gymnasialprofessor in Ellwangen und später Rektor des Gymnasiums in Ulm. Staatsrat Hirzel studierte von 18991904 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Tübingen und Berlin. Von 19061908 war er Regierungsassessor bei den Oberämtern Ehingen a. D-, Leutkirch und Ellwangen. 1908 wurde er Polizeiamtmann in Reutlingen und war zugleich stellvertretender Vorsitzender des Kaufmannsgerichts. Am 1. Januar 1912 wurde er Abteilungsvorftand des Stadt­polizeiamts Stuttgart, 1919 Polizeirat und am IS. Juli 1920 Vorsitzender des städtischen Personalamts mit der Amts­bezeichnung Rechtsrat. Seit 1924 ist er Finanzreferent der Stadt Stuttgart. Von 1925 bis Dezember 1932 gehörte Hirzel, der Landesvorfitzender der Württ. Bürgerpartei (Deutschna-tionale Bolkspartei) ist, dem Stuttgarter Stadt rat an. Seit Sommer 1932 ist er auch Mitglied des Landtags.

Todesfall. Der durch seine Tiergeschichten und Märchen einem größeren Kreis bekanntgewordene Dichter und Schrift­steller Manfred Kyber, der früher in Stuttgart wohnte und zuletzt seinen Wohnsitz in Löwenstein OA. Heilbronn hatte, ist dort infolge eines Schlagansalls im Alter von 53 Jahren gestorben. Kyber war von Geburt Deutschbalte und wurde am 1. März 1880 in Riga geboren.

Kundgebung. Am Sumrtuq nachmittag fand eine große Kundgebung der NSDAP, statt. An dem Marsch durch die Straßen Stuttgarts nahmen mehrere tausend Mann der SA. und SS-, sowie die IugsNbbünde teil. Die ver­schiedenen Musikkapellen spielten zu Ehren der Gefallenen nur alte deutsche Heerssmärsche.

Schutzhaft von Funktionären der KPD. Vom Polizei­präsidium Stuttgart (württ. Landeskriminalpolizeiamt) wird mitgeteilt: Im Auftrag des Herrn Reichskommissars für Polizei in Württemberg hat das württ. Landeskriminal­polizeiamt in der Nacht vom 10. auf 11. März ds. Js. in ganz Württemberg die wichtigeren Funktionäre der kommu­nistischen Partei und ihrer Hilfsorganisationen in Schutzhaft nehmen lassen. In Stuttgart wurden davon 200 Personen betroffen, aus dem übrigen Land liegt ein abschließendes Ergebnis noch nicht vor.

Die junge Riesenschlange im Eisenbahnwagen. Beim Ent­laden eines Eisenbahnwagens mit Bananen durch eine Stutt­garter Süds rüchtegroßhandlung wurde eine Schlange um einen Stamm von Bananenfrüchten bemerkt. Das Tier wurde vom Tiergartenbesitzer Bücheler abgeholt, der fest- , stellte, daß es sich um eine junge, dreiviertel Meter lange ' Königsschlange (Boa constrictor) handelt. Sie wurde dem Tiergarten Doggenburg gestiftet. Vor einigen Jahren wurde schon einmal eine kleine Schlange an einem Vananenstamm entdeckt. Bei der gefundenen jungen Königsschlange handelt es sich um ein sehr schönes Tier dieser verhältnismäßig seltenen Schlangenart.

Aus dem Lande

Hohenheim. 12. März. L eh r b e r e ch t i g u n g Dem Assistenten am Tierzuchtinstitut der Lanbrvirkschasckichen Hochschule Hohenheim Dr. Peter Carstens ist die Lehr- berschttgmig für das FachTierzuchtlehre" erteilt worden.

EßlilMn. 12. März. Die Hakenkreuz sah ne in den Kanal geworfen. Am vergangenen Mittwoch abend hat der ledige Hilfsarbeiter Hugo Steck von hier (Angehöriger der KPD.) die vor dem Amtsgerichtsgebäude aufgezogene Hakenkreuzfahne heruntergeholt und angeblich auf der Maille in den Kanal geworfen. Der Täter wurde festgenommen und dem Amtsgericht vorgeführt.

Hall, 12. März. AustrittausderKPD. In einem Hchreshep an.Städtvorstaizd Dr.^Prinzing. hat der. der kom-

mMfftffchen Partei angehörige Stadträt Kaffer seinen Aus­tritt aus dieser Partei mitgeteilt und fein Stadtratsmandat nied'ergelegt. Als Grund für seinen Austritt gibt Kaiser au, daß sich die Vorkommnisse der letzten Wochen bei der KPD. mit seiner Gesinnung nicht mehr vereinbaren lassen.

Wöckmühl OA. Neckarfulm, 12. März. Frohe Bot­schaft ausAmerika. Aus verschiedenen Orten unserer badischen Nachbarschaft wird gemeldet, daß ein Schreiben einer Anwaltsfirma in Neuyork eintraf, demzufolge ein aus dem badischen Bauland stammender Deutscher, der vor 60 Jahren nach USA. auswanderte, ein Testament hinterließ, nach welchem fünf namentlich aufgeführte Personen aus dem badischen Bauland erbberechtigt sind. Die in Betracht kom­menden Leute nahmen die Verbindung mit dem zuständigen Konsul bereits auf.

Tübingen, 12. März. Von der Universität. Obermedizinalrat Dr. Otto Schmidt in Stuttgart, der das Fach der gerichtlichen Medizin an der Universität Tübingen vertritt, ist zum Honorarprofessor ernannt wor­den. Dem Assistenten am geographischen Seminar der Universität Tübingen Dr. Seebaß ist die Lehrberech­tigung für Geographie in der philosophischen Fakultät der Unversität Tübingen erteilt worden.

Oberndorf, 12. März. 22 Schram berger Kommu- nisten in Schutzhaft genommen. Gestern vor­mittag wurden mit zwei Omnibussen 22 Schramberger und Lauterbacher Kommunisten in das Amtsgerichtsgefängnis Oberndorf unter Bedeckung von Landjägern und Hilfspolizei eingeliefert und vorläufig in Schutzhaft genommen.

Schwenningen, 12. März. In 14 Tagen wieder Ziegeleibetrieb. Trotz verschiedenen Hemmnissen stehen die Verhandlungen mit dem schweizerischen Kon­sortium vor dem Abschluß. Man kann damit rechnen, daß die Ziegelwerke in 1014 Tagen in Betrieb kommen. Bei der Einstellung der Ar bei: erschuft werden in erster Linie Leute von Schwenningen berücksichtigt.

Vaihingen a. E-, 12. Mörz. Kommunisten ins Ar­beitshaus eingeliessrt) Am Samstag früh wurde eine größere Anzahl kommunistischer Funktionäre und Abgeordnete man spricht von etwa 80 Leuten aus der Eßtir-e.-r Gegend vermutlich auch aus dem Bezirk Maulbronn, ins hiesige Arbeit- Haus eingeliefert. Wie derEnzbote" berichtet, soll hier ein Sammeltransport zusammengestellt werden, von wo r, is dis Kommunistien dann in ein Lager überführt werden sollen.

Göppingen, 12. März. Neuhausbesitzer wen­den sich an den Reichskanzler. Der Reichsbund der deutschen Neuhausbesitzer und Siedler hat an den Reichs­kanzler die Bitte gerichtet, bei den Regierungen der Länder darauf hinzuwirken, daß die Verzinsung und Tilgung der Hauszinssteuerhypotheken sofort bis auf weiteres ausgefetzt wird und die Steuerfreiheit für die nach dem 1. April 1924 errichteten Neubauten allgemein auf 10 Jahre verlängert und wie bei den nach dem 1. April 1931 erstellten Bauten auch auf die Vermögens- und Einkommensteuer ausgedehnt wird.

Eislingen a. F., 12. März. Umfangreiche Dieb­stähle aufgedeckt. In einem mittleren Kolonialwaren- geschäft in Klein-Eislingen machte der Besitzer schon seit einiger Zeit die Wahrnehmung, daß sein Warenlager immer weiter obnahm, obwohl der Umsatz zurückging. Er ließ deshalb vor kurzem eine Hausdurchsuchung bei seinem Hausbesitzer vornehmen. Der Erfolg war überraschend. Es wurde sin vollkommenes Lager von größeren Mengen Kolonialwaren aller Art vorgsfunden, die einen Wert von mehreren hundert Mark darstellen. Der Hausbesitzer, ein 31 I. a. Mechaniker von Eislingen, ist geständig.

In Neichenbach/Fils wurde ein von zu Hause entlaufe­ner auswärtiger Bursche beobachtet, wie er mit einem ge­stohlenen Fahrrad davonfuhr. Der Dieb wurde verfolgt und konnte festgenommen werden.

Ulm. 12. März. Diebesbande vor der Straf­kammer. Eine aus 6 Personen bestehende Diebesbano« hatte sich vor der Strafkammer wegen einer Reihe von Diebstählen und wegen Raubs zu verantworten. Es sind dies der 1902 in Lkeudorf geborene verheiratete Otto Dreher, der 1903 in Schwenningen geborene verheiratet« Hilfsarbeiter Reinhold Flaig, der 1895 in Ulm geboren« getrennt lebende Kaufmann Alfred Kopp, der 1910 in Älcheim DA. Ulm geb. ledige Hausierer Friedrich Flaig, >der 1892än Greuthof Gds. Wüstenrath geborene verheiratet« Krchtwagenführer Christian Wulle. Sie überfielen am 6. November 1931 abends gegen 9 Uhr eine alleinstehende Frau in der "Leimgrubenstraße. F. Flaig war dabei mit einer Pistole versehen, Mt der er die Bewohnerin bedrohte. Die Beute waren über 1600 Mark und eine goldene Damen- Armbanduhr. Das Geld war bald verbraucht. Am 29. Januar 1932 stiegen sie in das katholische Pfarrhaus mit Schwesternhaus in Ehrenstein ein. Erfolg über 100 Mark. Im nächsten Fall machte Dreher am 13. Mai 1932 einer Fabrikkantme in Cinsingen einen Besuch. Hier nahm er Lebensmittel und Rauchwaren im Betrag von 60 Mark mit, dann ging es nach Kirchberg a. d. Mer, wo in einer Lederfabrik Loderwaren im Wert von 250 Mark erbeutet wurden. Bei weiteren Raubzügen in Ulm und Umgebung erbeuteten sie Lebensmittel, Rauchwaren, Bargeld, Schmuck- fachen und Kleidungsstücke im Gesamtwert von 600 Mark. Es erhielten Dreher 5 Jahre und 6 Monate Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust, Kopv 2 Jahre Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust, Reinhold Flaig 4 Jahre 3 Monate Ge­fängnis und 5 Jahre Ehrverlust. Schneller 5 Monate Ge­fängnis und 3 Jahre Ehrverlust, Friedrich Flaig 3 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust.

BetrügereienimGroßen. Der verheiratete, 1897 geborene Uhrmacher A. Haug und dessen 65 I. a. Mutter hatten sich wegen Betrugs zu verantworten. Sie war In­haberin eines früher gutgehenden Uhren- und Goldwaren- geschästs, kam aber mit der Zeit durch den nicht ganz ein­wandfreien Lebenswandel des Sohns in finanzielle Schwie­rigkeiten. In den Jahren 19281931 machte die Frau bei einer ganzen Reihe von Bekannten Darlehensaufnahmen, die insgesamt den Betrag von 20 000 -lt erreichten. Sie ver­sprach pünktliche Zurückzahlung und gab teilweise vor, ein schuldenfreies Haus und ein wertvolles Warenlager zu be­sitzen, trotzdem sie wußte, daß das auf 18 000 bis 20 000 geschätzte Haus hypothekarisch überlastet und das Waren­lager. das bedeutend übersteigert war, nicht bezahlt war. Im März 1931 verpfändete sie Waren im Wert von 18 000 -K und bekam dafür etwa 6525k. Am 7. Oktober 1931 leistete Alois Haug den Offenbarungseid. Es sind Geschädigt« dabei, die ihr Erspartes bis auf den letzten Pfennig und in einem Fall bis zu 10 000 hergegeben haben. In einer ganzen Reihe vcn Fällen konnten sich die Geschädigten nicht mehr genau an die Abmachungen erinnern, weshalb für diese eine Bestrafung nicht erfolgen konnte. Das Urteil lautete für Frau Haug aus 3 Monate und den Sohn auf 2 Monate Ge­fängnis.

Aledlingen. 12. März. Brand. Bon dem schönen

Anwesen des Bürgermeisters Moll in Gös fingen sind am Freitag abend durch einen Brand Scheuer und Stall eingeäschert, das Wohnhaus stark beschädigt worden.

Waldsee, 12. März. In den Ruhestand. Bürger­meister Lang hat wegen dauernder Krankheit den Ge­meinderat um seine Pensionierung au, 1. Juni ersucht.

Ravensburg, 12. März. Aus Fahrlässigkeit di» Mutter getötet. Wegen fah' . ..r Tötung seiner Mutter durch einen Herzschuh sich vor dm

hiesigen Schöffengericht der ledige TSt.^aphenarbeiter Josef Fürst aus Ebersbach OA. Saulgau zu verantworten. Er war im Besitz eines Revolvers auf Grund eines Waffen­scheins, hatten den Revolver gegen eine kleinere Waffe ver­tauscht und diese putzte er, da sie einige Rostflecke aufwies, am 26. Januar in Gegenwart von Vater und Mutter. Er kam dem Abzugsbügel zu nahe, ein Schuß ging los und traf die am Fenster sitzende, mit Nähen beschäftigte Mutter, die sofort tot war. Das Urteil lautete auf 80 Mk. Geldstrafe.

Weingarten, 12. März. Einführung einer ze h n- prozentigen Getränkesteuer. Am 26. Januar hatte der Gemeinderat einstimmig die Einführung einer Getränkesteuer abgelehnt. Nun ist in der Ätzung am Freitag bekannt gegeben worden, daß die Stadt Weingar­ten bei Ausschüttung des Zuschusses aus der Reichsbeihilf« mit einer Summe von 6000 ,ll übergangen worden ist. Di« Regierung hat somit ihre damalige Drohung wahr gemacht. Der Stadtvorstand sah sich gezwungen, in der gestrigen Sitzung bekannt zu geben, daß ab 1. April eine zehn­prozentige Getränkesteuer eingeführt werde.

Tettnang. 12. März. Der Kreuz-Pilger «in Schwindler? Kürzlich ging durch die Presse die Nach­richt von einem angeblich reuigen Kommunisten, der «in 164 Pfund schweres Kreuz aus Birkenholz auf den Schul­tern nach Altöttling tragen wolle auf Grund eines Gebt übe». Es hat sich nun herausgestellt, daß es sich um «inen Schwindler handelt, der daraus ausgeht, durch Vor­täuschung von Herzkrämpfen das Mitleid der Menschen zu erregen. Seitdem ist derKreuzträger" verschwunden. Man vermutet, daß es sich um einen bekannten Betrüger, Bettler und Landstreicher handelt, einen 29 I. a. Rudolf Nell au« Augsburg.

Lokales.

Wildbad. 13. März 1933.

Nachtrag. In der K o n f i r m a n d e n l i st e der letzten Nummer ist noch nachzutragen: Heinz Rath.

Gemeindeabend. Im stark besuchten Gemeindeabend der evangel. Kirchengemeinde hielt der Leiter der Keplerwarte Dr. Roßnagel einen Vortrag:Gibt es Gestirneinflüsse und ist die Astrologie berechtigt?" Der Redner verstand es, die Erkenntnisse der uralten Sternweisheit und die Ergeb­nisse der astronomischen Wissenschaft in klarer allgemein­verständlicher Weise darzubieten. Daß es Einflüsse der Sonne, des Mondes, aber auch der andern großen Wandel­sterne auf Pflanzen- Tier- und Menschenwelt gibt, wurde im Lichtbild an verschiedenen Beispielen nachgewiesen. Daß sie auch im Menschenleben als einer der vielen entscheiden­den Faktoren mitwirksam sind, ist nicht zu bezweifeln. Aber das hat nichts zu tun mit der heute soweit verbreiteren Jahrmarktsastrologie, die vor allem die Neugierde und den Aberglauben für ihre Geschäfte auszunützen bestrebt ist. Sie muß vollends vom christlichen Standpunkt aus mit aller Be­stimmtheit abgelehnt werden. Nicht die Sterne regieren unser Leben mit unausweichlicher Notwendigkeit, sondern der, der die Sterne lenkt am Himmelszelt, der ists, der auch unser Leben leitet nach seinem Rat. Lieder des Kirchenchors und des Singkreises zu etlichen Schattenbildern aus den 4 Jahreszeiten waren weitere mit freudigem Dank aufge­nommene Darbietungen des Abends.

Erklärung. Berichtigend wird sestgestellt, daß der Be­richt über die Flaggenhissung, der von uns irrtümlich als offiziell" bezeichnet wurde, von keiner amtlichen Stelle ausgeht. Die Schrifkleikung.

Tötet die Stubenfliegei Di« warme Märzsonne strahlt an die Südwand des Hauses. Aus Balken- und Mauer­ritzen schlüpft das vom Winterschlaf erwachte Weibchen der Stubenfliege. Da jedes Weibchen 100120 Eier absetzt, denen im Lauf des Sommers noch 1012 Bruten folgen, so vernichtet die Tötung einer einzigen überwinterten Mut- terfliege ein ganzes Milliardenheer von Plagegeistern. Zu­gleich erfolgt mit der Vernichtung der Mutterfliege di« Ausrottung eines Riesenheers von Verbreitern und Uelxo trägein gefährlichster Krankheitskeime wie der Pest-, Ty­phus-, Cholera- und Tuberkelbazillen. Di« Forderung Tötet die überwinterten Fliegenweibchen" ist daher seA berechtigt.

Kleine Nachrichten ans aller Vell

Unauffindbare INdR. Bemerkenswert ist, daß die Ver­suche der Parlamentsoerrvalturrgen, mit den neugewählten Abgeordneten in Verbindung zu kommen, um von ihnen das notwendig« Bild- und Schriftenmaterial für die Aus­stellung der Freifahrkarte usw. zu erhalten, nicht überall von Erfolg begleitet sind. Ein« Anzahl neugewählter kommu­nistischer Abgeordneter ist postalisch unauffindbar.

Freisprechungen in Devisenschiebung Tillich. In der Devl-

senschiebung gegen Dr. Borchardt uff Geh. Regierunas- rat Dr. Tillich, in der gegen die Ha'wwngeklagten zum zweitenmal der Prozeß vertagt worden vor, wurde cm Donnerstag lediglich die Anklage gegc ^ie früheren Berg­werksdirektoren Gustav Cordes und Gustav Schmidt durchaeführt. Beide Angeklagte wurden freigesprochen, und zwar Cordes aus Paragraph 51 und Schmidt mangels Be­weises.

Jazzmusik und Foxtrott in Rußland verboten. Aus Ber-

anlasfung der Leitung des russischen Rundfunkwesens sind Uebertragungen von Jazzmusik über die russischen Sender verboten. Die Jazzmusik ist nach russilcher Auflassung eme Musik des Bürgertums, und Foxtrott und ähnliche Tänze sind nicht die richtigen Tänze für das Proletariat. Zu dieser Anordnung ist zu ergänzen, daß in Moskau die Jazzmusik nur in den großen Hotels ausgesührt wirb, die ausschließlich den Ausländern gegen Bezahlung in Valuta zur Verfügung stehen. Russen werden zu solchen Veranstaltungen nicht zu­gelassen.

tut zvokl I

Mt;

Rdenm». scklltz, Lremr, Ropk-