wird dann nach der preußischen Verfastunq seine Minister selbst zu bestimmen haben, und man gleicht, daß der bekannte Rechtsanwalt Dr. L ü t g e b r ü n e, der zur Zeit ehrenamtlich im Reichsjustizministerium tätig ist, die Leitung des preußischen Justizministerums erhalten werde. Aus jeden Fall wird die Einheitlichkeit der Politik im Reich und in Preußen sichergestellt werden
Ichcrimgen aus der ReichstWMhl
Regierungsumbildungen in Süddeukschland — Ermächtigungsgesetz — Verhandlungen mit Zentrum und Bayerischer Volksparkei
Berlin, 7. März. Von den Kreisen, die der Reichsregierung nahestehen, wird vorlangt, daß nach der Reichs- j tagswahl nun auch in den Ländern, namentlich in Süd- j deukschland. Regierungsumbildungen vorgenommen wer- i den, die den neuen Verhältnissen entsprechen- Es scheint, s daß diese Forderungen bei den beteiligten Ländern selbst aus keine unbedingte Ablehnung stoßen Vor allem be- j schäftigen sich die bayerische und die badische Regierung j sehr stark mit der neuen Lage. Man rechnet damit, daß . in den nächsten Tagen endgültige Entscheidungen über die ! Folgerungen, die aus dem Wahlergebnis zu ziehen sind, - getrosten werden. , s
Was die weitere Entwicklung im Reich anbetristt, so ist das Bestreben der Regierung vor allem darauf gerichtet, für einen Zusammentritt des Reichstags in möglichst kurzer Frist zu sorgen, um so schnellstens die politischen Folgerungen aus dem Wahlausgang zu ziehen, d. h. durch ein Ermächtigungsgesetz die Möglichkeit zu bekommen, unge- ' stört arbeiten zu können. Inwieweit es dabei zu erreichen sein wird, diesem Ermächtigungsgesetz auch einen verfassungsändernden Charakter zu geben, also es mit Zweidrittelmehrheit im Reichstag durchzubringen, ist im Augenblick noch nicht zu übersehen. Bei der Entscheidung darüber mißt man der Haltung des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei eine erhebliche Rolle zu.
Wichü-e MiechW beim WchrMdeate»
Berlin, 7. März. Reichspräsident von Hindenburg empfing heute Reichskanzler Hitler, Vizekanzler v. Paper». Reichsminister des Innern Dr. Frick. Reichswehr- minister Freiherr von Blomberg und Reichsminister und Rerchskagsprösident Göring zu einer gemeinsamen Besprechung der politischen Lage und die weiteren Absichten der Regierung.
In der Besprechung beim Reichspräsidenten wurde u. a. auch die Eröffnungssitzung des Reichstags besprochen, da aus kirchlichen Kreisen Bedenken gegen die Benützung der Potsdamer Garnisonskirche für die Sitzung ^ erhoben worden sind.
Nachmittags fand eine Kabinettssitzung statt, in , der der Tag der Einberufung des Reichstags festgesetzt und eine Reihe von Aufgaben erledigt wurde.
Wieder Einwohnerwehren
Berlin, 7. März. Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" sind jetzt im Landkreis Breslau > die ersten Einwohnerwehren gebildet worden. - Die Gründung dieser Selbstschutzorganisationen entspricht . einer Anregung, die Reichsminister Göring gegeben hat. - Die Einwohnerwehren haben die Aufgabe, die U e b e r- wachung des Dorfs freiwillig zu übernehmen und das Eigentum der Dorfbewohner zu schützen. Die Tätigkeit der Einwohnerwehren erfolgt ebenso wie ihre Organisation und Leitung ehrenamtlich.
Hisfung von Hakenkreuzfahnen
Berlin, 7. März. Nach den eingegangenen Meldungen wurden im Lauf des gestrigen Tags Hakenkreuz- und ^ schwarz-weiß-rote Flaggen auf öffentlichen Ge- i bäuden in zahlreichen weiteren Städten, darunter Recklinghausen, Pforzheim, Bruchsal, Heidelberg, Schwetzingen, ! Oppeln und Moers gehißt. In Moers hatte das Einheits- j preisgeschäft EPA geschlossen. i
In Münster (Wests.) widersetzte fick der Oberbürger- ^ Meister der Hisfung der Fahnen. Der Kreisleiter der NSDAP., Aschoss, teilte der vor dem Rathaus angesammelten riesigen Menschenmenge mit, daß die Rathausschlüssel mit Gewalt vom Oberbürgermeister hätten herausgeholt werden müssen. Unter dem stürmischen Jubel der Bevölkerung wurden dann auf dem Rathaus die Hakenkreuz- und die schwarz-weiß-rate Fahne aufgezogen.
»lugsnrt unlsnm klsmmsi'
Zeitroman von Helmut Messerschmidt
Urheber-Rechtsschutz für die deutsche Ausgabe:
Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Sa.)
Fortsetzung Nachdruck verboten.
Also stieg der junge Lehrer wieder in seine Bergmannskluft und hatte, als er zur ersten Schicht antrat, nur den einen bitteren Gedanken: Von allem, was ich in den schweren Jahren gelernt habe, kann ich tatsächlich nur das verwerten, womit ich seinerzeit die Ferien ausgefüllt habe!
Man hatte ihn etwas mißtrauisch angesehen, als er sich bei der Grubenverwaltung meldete, und ihn nur unter Vorbehalt eingestellt. Denn man glaubte an eine Laune und konnte sich nicht denken, daß ihn die Not zwang. Obwohl er durch Vorlage seines Arbeitsbuches bewies, daß ihm die Arbeit unter Tage nicht fremd war, wollte man doch erst sehen, ob er sie zufriedenstellend leisten konnte.
Jetzt war er auf einm „richtigen Pütt", in den man mit dem Förderkorb einfuhr und der sich unter der Erde über ein riesiges Gebiet erstreckte.
Als der Förderkorb in der vierten Sohle anhielt und Bredenkamp mit den Bergleuten herauskroch, sah er eine große Bahnanlage, deren Schienengewirr in Hellem elektrischem Licht funkelte.
Sie stiegen in eine bereitstehende Wagenreihe und wurden von einer Pretzluftlokomotive zum Flöz „Dickebank" gefahren, in dem Bredenkamp arbeiten sollte.
Dort traf er eine ganze Reihe Schlepper, die ihn sofort in ihre Mitte nahmen.
„Hallo, ein Neuer! Wo kommst denn du her?"
i Die Kreisleitung ersuchte den preußischen JnnenMnisM ! Göring telegraphisch, den Oberbürgermeister zu beurlauben und in Münster einen Staatskomm is- s a r einzusetzen.
Bewachung des Hauptpostamts Karlsruhe durch SA.
Karlsruhe, 7. März. Die Oberpostdirektion Karlsruhe hat an die zuständige Stelle der SA. das Ersuchen gerichtet, das Gebäude des hiesigen Hauptpostamts während der Nacht zuin Schutze der Hakenkreuz- und Stahlhelmflagge , Schmarz-Weiß-Rot durch eine Abteilung SA. zu bewachen. ^ Dem Ersuchen wurde stattgegeben.
Im Gebäude der sozialdemokratischen Tageszeitung „Volksfreund" und im sozialdemokratischen Volkshaus wurden Haussuchungen vorgenommen, die jedoch ergebnislos verliefen. Aus Gründen der Sicherheit wurden die beiden Gebäude vorübergehend polizeilich geschlossen. Der „Volksfreund" konnte noch am Vormittag seinen Betrieb wieder aufnehmen.
Drei Kommunisten unter dem Verdacht der Brandstiftung verhaftet
Kassel, 7. März. Durch den bereits gemeldeten Brand in der Domäne Wellingerode sind die umfangreichen Wirtschaftsgebäude mit Inhalt eingeäschert worden. Das Bieh konnte gerettet werden. 3 Kommunisten aus Sontra, die kurz vor Ausbruch des Feuers in der Domäne anwesend waren, sind als vermutliche Brandstifter verhaftet worden.
Feuerüberfall in Altona
Hamburg, 7. März. Gestern abend wurde in Altona ein SA.-Fackelzug aus Häusern beschossen. Eine Person wurde getötet, 18 andere verwundet, darunter vier Polizeibeamte. Die Polizei nahm zahlreiche Verhaftungen vor.
Der umstrittene Wechselspruch
Weimar. 7. März. Volksbildungsminister Wächtler hatte vor einiger Zeit für die thüringischen Schulen einen Wechselspruch gegen das Versailler Diktat eingeführt, das in regelmäßigen Zeitabständen in den Klassen gesprochen werden soll. Der Vorstand des Lehrervereins erhob gegen die Anordnung einen äußerst scharfen Einspruch und ver- anlaßte eine Abstimmung der Lehrer über den Erlaß. Die Stimmen mußten bis 4. März bei einem Notar in Weimar abgegeben sein. Der Minister hat nun aber am gleichen Tage alle abgegebenen Stimmen bei dem Notar durch dis Polizei beschlagnahmen lassen.
Die Krankenscheingebtthr
Auf Grund der Notverordnung des Reichspräsidenten vom 1. März beträgt die Krankenscheingebühr allgemein mit Wirkung vom 2. März 1933 an 25 Psg. Für denselben Versicherungsfall wird die Gebühr nur einmal erhoben. Für die Höhe der Gebühr wird im Zweifelsfall der Tag der Lösung des Kranke,ischems ' maßgebend sein.
Von der Verpflichtung, die Gebühr zu entrichten, sind in Zukunft (ab 2. März 1933) befreit:
1. Arbeitslose Versicherte, die Haupt- oder Krisenunterstützung aus der Arbeitslosenversicherung beziehen, sowie im Gebiet der Familienhilfe auch deren unterhaltsberechtigte Ehegatten und dis unterhaltsberechtigten Sinder dieser Versicherten.
2. Arbeitslose Versicherte, die als Ausgesteuerte (aus der
Arbeitslosenversicherung) Leistungen der öffentlichen Fürsorge er- ! halten, sowie deren Ehegatten und die Sinder wie in Ziffer 1. ^
8. Versicherte, die Invalidenrente, Ruhegeld aus der Angestell- s tenversicherung. als Schwerverletzte (50 Proz. und mehr) Rente aus der Unfallversicherung (Unfallrente) oder nach der Reichs- Versorgung (Kriegsdienstbeschädigte uswh beziehen, sowie deren Ehegatten und Kinder (wie in Ziffer 1). !
4. Tuberkulöse und geschlechtskranke Versicherte, die von ihrer ! Fürsorge oder Beratungsstelle eine Bescheinigung über ihre Be- i dürstigkeit beibringen, sowie deren Ehegatten und deren Kinder s (wie in Ziffer 1). s
Sofern der Ehegatte eines Versicherten selbst Kassenmitglied ist, tritt die Befreiung von der Gebührenpflicht dann ein, wenn eine der in Ziffer 1—4 genannten Voraussetzungen in seiner Person erfüllt ist. Die Ermäßigung der Krankenscheingebühr kommt auch den „zuaeteilten" Versorgungsrentnern (das sind Kriegsdienst- usw. Beschädigte, die nicht Mitglied einer reich-- j gesetzlichen Krankenkasse sind) zustatten. Die Zugeteilten sind von - der Krankenscheingebühr nur dann befreit, wenn sie als Schwerbeschädigte Zusatzrente beziehen (wie bisher).
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Leküns wsike
„Zuletzt war ich auf ,Nöckerskottenbank'", antwortete Bredenkamp.
„Na, na, das muß aber schon ein Ende her sein, die ist doch schon lange pleite."
„Ja, ist es auch. Aber ich glaub doch, daß ich noch einen Wagen auf der Kranzplatte herumschmeiße!"
„Siehst ja nicht grad danach aus. Dich hat man wohl ans dem Bau so ein kleines halbes Jährchen gesund gepflegt, was?"
Bredenkamp kannte diesen Ton noch. Ja, hier unten wurde niemand mit weißen Handschuhen angefaßt, und wenn man nicht genau so grob war wie die anderen, dann hatte man bald die ganze Meute gegen sich.
Er hielt dem Vorwitzigen sofort die geballte Faust vor die Nase und sagte mit unzweideutigem Ernst: „Willst du mal an dieser Knospe riechen!?"
Damit hatte er die Aufnahmeprüfung bestanden. Die Schlepper anerkannten ihn unter schallendem Gelächter als echten Kumpel und unterwiesen ihn in seiner Arbeit.
Er hatte die Wagen, die von den einzelnen Oertern herangeschleppt wurden, zu notieren und sie dann zur nächsten Sammelstelle zu fahren, von wo aus eine Lokomotive sie weiterbeförderte.
Das war in der ersten Stunde leicht. Als aber der Betrieb allmählich in seinen rechten Gang kam, mußte sich Bredenkamp sehr eifrig dabeihalten, um die Wagen, die von allen Seiten her kamen, rasch genug abzutransportieren.
„Ach, da ist ja unser Lehrer!" begrüßte ihn der Steiger. „Na, wie geht denn die Arbeit von der Hand?"
„Danke", lachte Bredenkamp, „einschlasen kann man
dabei nicht."
Ws der MDungMllferenz
„Unsere Geduld ist erschöpft!"
Berlin, 7. März. Die englische Anregung zu einer Zusammenkunft der Ministerpräsidenten oder Außen- i minister der fünf Großmächte in Genf gehl aus den englischen Ministerpräsidenten Mac Donald zurück, der- in seiner Unzufriedenheit'mit dem Srocken der Verhandlungen den Versuch unternehmen will, die Arbeit der Abrüstungs- ! konferenz wieder in Gang zu bringen. Die Entscheidung ! darüber, wer von deutscher Seite zu einer solchen Zusam- ' menkunft gehen wird, ist noch nicht getroffen, keinesfalls ! wird der Reichskanzler nach Genf fahren. Für Deutschland steht die Tatsache im Vordergrund, daß die Entwicklung der Verhältnisse in Genf durchaus nicht mit unseren Wünschen übereinstimmk. In den verantwortlichen Kreisen in Deutschland ist man schon lange mit dieser Entwicklung unzufrieden. Der durch die (übereilte- Wiederbeteiligung
> Deutschlands an den Verhandlungen erwartete Anstoß im vergangenen Herbst ist ausgeblieben.
Offenbar hat diese Unzufriedenheit jetzt auch in Eng- ; land Platz gegriffen und zu der Anregung Mac Donalds geführt. Bis jetzt liegen aber weder von Italien noch von Frankreich Zusagen vor und es erscheint zweifelhaft, o-> i Mussolini an eine'- derartigen Besprechung teilnchme» ! wird. Wenn es cujo dann vor allem lediglich zu einer ! englisch-französischen Aussprache kommen würde, so wird - sich England hoffentlich davor hüten, sich auf faule Kompromisse einzulassen.
Man darf nicht vergessen, daß Deutschland in der Abrüstungsfrage den anderen gegenüber als Gläubiger dc>- i steht und die anderen als Abrüstungsschuldner erst einmal ! sagen sollen, wie sie zur Abrüstung beitragen wollen. D.'r ! verschiedentlich in diesen Tagen erörterte Vorschlag einer fünfjährigen oder noch längeren Rüstungspause kommt für Deutschland überhaupt nicht in Frage, nachdem man uns zwölf Jahre hat warten lassen. Der deutsche Standpunkt
> ist von dem Reichsaußenminister Freiher von Reurath in s seinem kürzlich veröffentlichten Artikel ganz klar zum Aus- ) druck gebracht: „Unsere Geduld ist erschöpft."
Mellmberg
NSDAP, fordert den Rücktritt der württembergischen Negierung
Skutkgark, 7. März. Die Nationalsozialisten veranstalteten am Montag abend nach vorausgegangenem Propagandamarsch der SA. und SS., der Hitlerjugend und der Amtswalter durch das nördliche Höhenviertes auf den Marktplatz eine Kundgebung gegen die würkt. Regierung und besonders gegen den Staatspräsidenten Dr. Bolz. Sprechchöre riefen: Bolz muß weg! Es ist ausgebolzt! Immer wieder wurden Zurufe laut, daß die württember- gische Regierung abtreten solle. Der württemb. Gauleiter Murr hielt eine Ansprache. Jetzt müsse nicht nur rm Reich, sondern auch in den Ländern, besonders im Süd n des Reichs, Ordnung geschaffen werden. Riemals mehr kommt die Zeit, wo man an eine Mainlinik denken kann. Die Herren, die sich anmaßen, jetzt noch Württemberg zu regieren, verteidigen ihre Stellung mit den verzweifeltsten Mitteln. Sie sagen, die Selbständigkeit des Landes sei bedroht. In Wirklichkeit ist aber nur ihre eigene Selbst- Herrlichkeit in Gefahr. In den letzten 14 Jahren hat der Geist von Bultenhausen, dessen Motto ist: „Ich bin der erste Verdiener meines Staats", Deutschland regiert; jetzt aber muß wieder der Geist von Potsdam herrschen, dessen Losung ist: „Ich bin der erste Diener meines Staats". Unsere Geduld ist zu Ende. Wir richten, so betonte Gauleiter Murr unter stürmischem Beifall, an die württ. Regierung die Aufforderung, daß sie sofort zurücktrete und die Bahn für eine andere Regierung freimache, die Seite an Seite bei Adolf Hitler steht. Stuttgart ist nationalsozialistisch, Württemberg ist nationalsozialistisch, nun muß auch die württembergische Regierung nationalsozialistisch werden.
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Hakenkreuzfahne auf Landtag und Rathaus
Stuttgart, 7. März. Auf Veranlassung des Landkags- präsidenten Mergenthaler wurde heute nachmittag 5 Uhr auf dem Landtagsgebäude die hakenkreuzfahne, die Flagge Schmarz-Weiß-Rot und die württembergischen Landesfar-
„Ja, das ist was anderes, als kleine Jungens über die Bank legen!"
Der Steiger sah ihm ein paar Minuten zu. Der neue Schlepper hantierte mit den schweren Kohlenwagen, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
„He, Lehrer!" rief ihm dann der Steiger an. „Bet uns im Dorf heißt es, der Schulze kann alles, aber der Lehrer kann alles besser. Ich glaub, die Bauern haben recht. Das geht bei Ihnen ja wie der Deibel!"
Seitdem hieß Bredenkamp im Schacht „der Lehrer". Dieser Spitzname setzte sich besonders fest, als nach ein paar Tagen durchsickerte, daß er wirklich stellenloser Lehrer war.
So gern ihn die Kumpels damit neckten, so sehr hatten sie auch Hochachtung vor ihm, daß er sich nicht scheute, sich ihnen gleichzustellen und die Bergarbeit ihm nicht zu gering erschien.
Auch der Steiger hatte seine Freude an ihm und stellte ihn bald an einen ruhigeren Platz. Nun mußte er die Förderhaspel bedienen, eine Preßluftmaschine, die beladene kleine Holzteckel eine bergige Strecke hinaufzog. Kamen die Wagen oben auf dem „Bremsberg" an, dann mußte ihr Inhalt in untenstehende größere Wagen gekippt werden.
Hier hatte er es besser. Wenn der Steiger vorüberkam, blieb er meist ein wenig bei dem „Lehrer" stehen und plauderte mit ihm.
Einmal kam er sehr eilig und rief schon von weitem: in welche zoologische Ordnung der Grubenhunt gehört."
Bredenkamp lachte und gab zurück: „Das weiß ich wirklich nicht, da muß ich erst mal im Brehm nachschlagen!"
Tag für Tag wanderte Heinrich Bredenkamp, die Kaffeekanne auf dem Rücken, zur Zeche.
(Fortsetzung folgt).