Die Wahl in Württemberg

23 Reichstagsabgeordneie

Wie im Reich, so ist au ; in Württemberg der Rechten der Sieg zugesallen. Bei einer Wahlbeteiligung von 86.2 v. H. gegen etwa 72 v. H. am 6. Nov. haben Ratio- nalsozia listen und Kampffront Schwarz- Weiß-Rot von insgesamt 1 577 771 gültigen Stimmen zusammen 741870 oder 47 v. H. erhalten, oder 327 122 mehr als am 6. November. Der Löwenanteil fiel auf die Nationalsozialisten, die ihre Stimmenzahl von 344 840 auf 662 354 (41,8 v. H. aller gültigen Stimmen) erhöhen und ihre Reichstagsmandate von 5 auf 11 ver­mehren konnten. Der Stimmengewinn ist vielfach verblüf­fend. So verzeichnen sie z. B. eine Stimmenzunahme in den Oberämtern Freuden st ad t, Gaildorf, Leut- kirch und Hall von etwa 110 v. H., E l l w a n g e n, Geislingen und Horb von etwa 115 o. H., Ba­lingen 120 v. H., Ehingen und Gmünd annähernd 130 v. H., Oehringen 135. Laupheim 140, Hechin- gen 163, Waldfee 170 und Vaihingen a. E. sogar 180 v. H.

Die Kampffront verbucht eine Zunahme um 11287 aus 80 248 Stimmen, sie erhält 1 Mandat wie bisher. Der Bauern- und Weingärtnerbund hat wieder einen Verlust von rund 22 000 Stimmen zu verzeichnen, hat aber doch noch 83 563 Stimmen aufgebracht und ein Mandat (bisher 2) sich gesichert.

Das Zentrum verzeichnet einen Gewinn von 10800 Stimmen und behält seine bisherigen 4 Mandate. Wie im Reich, so hat die Partei auch in Württemberg Stimmen­zuzug von kleinen Mittelparteien erhalten, so z. B. in den evangelischen Oberämtern Heilbronn, Göppingen und Böb­lingen. Die Demokraten haben rund 6000 Stimmen verloren; es ist Aussicht, ihr Kandidat Wirtfchaftsminister Dr. Maier wird auf der Reichsliste zu einem Mandat kommen. Mit Hilfe des Wahlkreisverbands Baden wird auch der Christliche Volksdienst einen Reichsboten nach Berlin entsenden, die Stimmenzahl ist uni 6904 auf 48 961 gesunken. Ganz scheidet nunmehr die Deutsch« Volkspartei, Richtung Dingeldey, aus. Sie ist von 19 515 auf 10 955 Stimmen zusammengeschmolzen: ein Teil der Partei hat offen ihre Unzufriedenheit mit der Reichs­führung und ihr Wahlzusammengehen mit der Kampffront erklärt.

Im ganzen wurden in Württemberg 23 oder 24 Ab- geordnele gewühlt.

Rückwirkung auf den Württ. Landtag

Selbstverständlich werden jetzt Berechnungen angestellt, wie das Ergebnis der Reichstagswahlen sich ausgewirkt hätte, wenn gleichzeitig in Württemberg Landtags­wahlen stattgefunden hätten. Tatsächlich ist die Lage stark verändert. Auf Grund der am 5. März abgegebenen Stim­men würden im Landtag die Nationalsozialisten etwa 35 Sitze haben (statt bisher 23), die Deutschnationalen 4 (3), der Bauernbund 4 (9), Ehr. Volksdienst 2 (3). Zentrum 15 (17), Demokraten 1 (4), Sozialdemokraten 12 (14). Kom­munisten 7 (7). Der Rückhalt der bisherigen geschäftssühren- den Regierung würde also von 33 aus 24 zurückgehen.

r Pressestimmen

Mit dieser Tatsache beschäftigen sich die Blätter ver­schiedentlich. So schreibt derNS.-Kurier" in einem Artikel: Hitlersieg in Württemberg die Quittung für Dr. Bolz" u. a.: Der 5. März hat das Märchen von der , Demokraten- Hochburg Württemberg" endgültig ausgelöscht. Das gran­diose Vertrauensvotum für den deutschen Reichskanzler hat gerade in Württemberg besondere Bedeutung. Herr Dr. Bolz und seine Freunde müssen erkennen, daß nunmehr die Stunde gekommen ist, in der sie ihre Aemter niederlegen müssen in die Hände der Männer, die das Vertrauen unse­res Landes besitzen. Es ist untragbar geworden, daß ein Wirtschaftsminister mitregiert, dessen Partei heute zu den Staatsfeinden zählt. Nach den heutigen Ergebnissen wäre eine überwiegende Mehrheit auch im Württ. Landtag vor­handen. Ungeheure Not gebietet eine entschlossene Wand­lung in der Staatsführung.

DieSüddeutsche Zeitung" sagt: Der Beweis ist erbracht, daß auch die bisher marxistische Arbeiterschaft ins nationale Lager abfchwenkt. Wenn der Sieg nahezu ausschließlich auf der nationalsozialistischen Seite liegt, so liegt das daran, daß noch immer rund 100 000 bürgerliche Stimmen nutzlos für die Splitterparteien der Mitte vergeudet worden find. Außerordentlich schmerzlich wirkt sich der Stimmenverlust des Württ. Bauernbunds aus. Da er mit eigener Reichs­liste in den Wahlkampf zieht, sind rund 24 000 Reststimmen

für die nationale Sache überhaWI verloren. Me ZüsämmM- setzung des württ. Landtags nach den Aprilwahlen von 1932 entspricht in keiner Weise mehr der politischen Struktur von heute. Der Geist von Potsdam hat den Spuk von Weimar sieghaft verscheucht.

DerSchwäbische Merkur" schreibt: Die Entscheidung ist ganz eindeutig gefallen, wie es eindeutiger niemand er­warten konnte. Die Reichsregierung hat eine glatte Mehr­heit. Der Sieg der Nationalsozialisten hat außer dem Zen­trum und den verbündeten Deutschnationalen allen bürger­lichen Parteien weitere Wählermassen abgezogen.

DasDeutsche Volksblatt" bezeichnet den Zuwachs von Nationalsozialisten als außerordentlich groß und bemerkt: Zwar ist es in Württemberg nicht gelungen, das 5. Zen­trumsmandat durchzubringen, doch erhält Baden mit den württ. Reststimmen ein 6. Zentrumsmandat. Das Zentrum ist es nicht gewesen, von dem die Nationalsozialisten ihren Zuwachs geholt haben, das kann nur in einzelnen Bezirken der Fall sein.

in Berlin. In weitem Abstand folgen die Kommunisten mit 718 403 Stimmen, die SPD. mit 626 370, das Zentrum mit 142 002 Stimmen, vor ihm noch die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot mit 315 468 Stimmen. Weiter haben erhalten die D.Vp. 25 642, die Ehr. Soz. 17 109, die Staats- Partei 25 426 Stimmen.

Die Wahl der Deutschen in Barcelona

Paris, 6. Mürz. Nach einer Havasmeldung aus Barce­lona lautet das Wahlergebnis für die auf dem deutschen DampferHalle", der außerhalb der spanischen Hoheits- gewüsser vor Anker gegangen war, abstimmenden Deut­schen folgendermaßen: Nationalsozialisten 508, Sozial­demokraten 28, Kommunisten 19, Zentrum 37, Kampffront 137, Christlich-Soziale 2. Staatspartei 11 Stimmen.

Landtagswahlen in Preußen

Absolute Mehrheit der Rechten

Die gewählten Abgeordneten

Stuttgart, 5. März. Im 31. Wahlkreis Württemberg- Hohenzollern sind 23 Reichstagsabgeordnete gewählt worden. Durch Verrechnung mit den Reststimmen in Bade» er­halten die Sozialdemokratie 1 Verbandssitz in Württemberg, somit einen vierten Reichstagssitz, das Zentrum und die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot je einen Verbandssitz in Baden.

Gewählt sind demnach:

Berlin, 6. März. Bei den gestngsn Wahlen zum preu­ßischen Landtag wurden in den 23 Wahlkreisen bei einer Wahlbeteiligung von 88.9 v. H. insgesamt 23 850 429 s Stimmen abgegeben, die sich folgendermaßen verteilen:

Nationalsozialisten 10 310 186 (24. April 1932: 8 607 384 , I Sozialdemokraten 3 960 716 (4 675173), Kommunisten

i 3135 851 (2 819 763), Zentrum 3 367 696 (3 371 932 ,

, Deutschnationale 2 108 658 (1 524 230), Volkspartei 241 440 i (330 745), Volksdienst 215 286 (2"°>177). Staatspartei 164 510 (332 490), Hannoveraner 57 559 (), Splitter 88 781.

Nationalsozialisten: Adolf Hitler-München, Dr. Frick- München, Göhring-Berlin, Dreher-Ulm, Grund-Mäusdorf OA. Künzelsau, v. Jagow-Eßlingen, Hühnlein-München, Siehm-Trossingen, Slehle-Bittelbronn (Hohen,zollern), Zeller- Stuttgart, Friedrich Schmidt-Stuttgart. Falls Hitler, Frick und Göhring in Württemberg verzichten, würden nachrücken Walzer-München, v. Wrangell-Gut Schönberg (Gemeinde Laiuchheim OA. Ellwangen), Dr. Stähle-Nagold.

Sozialdemokraten: Roßmann-Stuttgart, Dr. Schumacher- Stuttgart, Rlrich-Heilbronn, Weimer-Stuttgart.

Kommunisten: Thälmann-Hamburg, Klara ZE-n-Ber- lin. Falls Thälmann in Württemberg verzichtet, rückt Buchmann-Stuttgart nach.

Zentrum: Dr. Bolz-Stuttgart, Farny-Dürren OA. Leut- kirch, Avh. Groß-Stuttgart, Wiedemeier-Ulm.

Kampffront Schwarz-Weiß-Rovk: Dr. Hugenberg-Berlin (im Fall seines Verzichts Dr. Wider-Stuttgart).

Christlich-Sozialer Volksdienst: Simpfendörfer-Korntal.

Württ. Bauern- und Weingärknerbund: Haag-Heilbronn.

Der bisherige demokratische Abgeordnete Wirtschafts- Minister Dr. Maier-Stuttgart ist in Württemberg nicht mehr gewählt, dagegen wird er, wie die Demokratische Partei mitteitt, auf der Reichsliste zum Zug kommen.

Aenderung in der Mandatsverteilung

Berlin, 6. März. Bei der Berechnung der Rest stim - men im Reichstag hat sich ergeben, daß in den verbundenen Listen der Sozialdemokraten und der Demokraten erstere die größere Zahl von Reststimmen haben, nämlich rund 37 000 gegen 33 000 der Demokraten. Nach dem Wahlgesetz fällt daher das Reststimmenmandat den Sozialdemo­kraten zu, nicht den Demokraten bzw. der Staatspartei. Somit erhalten die Sozialdemokraten 120 Mandate statt 119, die Staatspartei nur 5 statt 6. Die Verteilung der 8 Mandate auf die Volkspartei, die Christlich-Sozialen, die Deutsche Bauernpartei und die Hannoveraner erfolgt in der Gestalt, daß die Volkspartei 2, die Christlich- Sozialen 4, die demokratische Bauernpartei 2 und die Hannoveraner kein Mandat bekommen.

Neue Nachrichten

Hitler beim Reichspräsidenten

Berlin, 6. März. Der Herr Reichspräsident empfing heute den Herrn Reichskanzler Hitler zum Vortrag.

Baden

Karlsruhe, 6. März. Das amtliche Wahlergebnis im 32. Wahlkreis (Baden) ist folgendes: Abgegebene gültige Stimmen 1382 623. Es entfielen auf Nationalsozialisten 627 276, Soziald'.nncckraten 164 965, Kommunisten 134 722, Zentrum 350 495, Schwarz-Weiß-Rot 50 387, Deutsche Volkspartei 14 389, Christl. Volksd-ienst 18 500, Demokra­tische Partei 20 616,' Deutsche Bauernpartei 648, Bauern- urrd Weingärtnerbund 265 Stimmen.

Antimarristische Mehrheit in Berlin

Was wird mtt dem Reichstag?

Berlin. 6. März. Nach VdZ. wird sich vermutlich mor­gen entscheiden, ob der neue Reichstag, abgesehen von der i Eröffnungssitzung in der Garnisonskirche in Potsdam, i seine weiteren Arbeitstagungen in dem Exerzierhaus jLanger Stall" wird abhalten können. Es hat den : Anschein, als ob die Ansichten der Sachverständigen, die s über die Möglichkeiten der Durchführung dieses Plans be- ? fragt wurden, auseinandergehen. Einige scheinen das » Exerzierhaus für technisch ungeeignet zu Hallen, da es wahr- s scheinlich erhebliche Umbauten erfordern würde. Die

Zum 1. Wal seit 1918

Berlin, 6. März. Die Stadt Berlin stand schon lange vor dem Krieg in dem Ruf, rvt zu sein. Es gab dort immer eine Linksmehrheit und seit 1918 gab es in der Stadtver­ordnetenversammlung stets eine Mehrheit von Sozialdemo­kraten und Kommunisten. Diese rote Mehrheit in der Stadt­verordnetenversammlung dürfte nach dem Ergebnis vom 5. März nicht mehr bestehen. Zum ersten Mal haben die bürgerlichen Parteien mit den Nationalsozialisten b e i weitem die Mehrheit. Im Stadtgebiet Großberlin, zu dem außer dem Wahlkreis Berlin noch Teile der Wahl­kreise Potsdam 1 und Potsdam 2 kommen, haben jetzt von 2 953 752 Stimmen die SPD. und die KPD. zusammen nur 1344 773 Stimmen erhalten, das sind rund 45 Prozent aller Stimmen. Demgegenüber steht eine Mehrheit aus Nationalsozialisten und Bürgerlichen mit 1 538 423; 45 526 sind ungültig. Die Nationalsozialisten sind bei weitem die stärkste Partei geworden und haben in Berlin die Mil­lionengrenze überschritten.. Sie erb'elten 1 010 776 Stimmen

! Sachverständigen werden demnächst dem Reichskanzler und ! dem Reichstagspräsidenten Göring Bericht erstatten. Mor­gen wird das Reichskabinett auch die Frage entscheiden, ob - die Einberufung des Reichstags aus 22. März, den s Geburtstag des Kaisers Wilhelm!., festgesetzt s wird.

!

! Das Hakenkreuz auf dem Hamburger

Rathaus

I Rücktritt des Bürgermeisters

Hamburg, 6. März. Infolge der bekannten Vorkomm­nisse und nach dem Austritt der Sozialdemokraten aus dem Senat hatte die Rechte die absolute Mehrheit. Reichsinnen­minister Dr. Frick übertrug dem nationalsozialistischen Bürgerschaftsabgeordneten Richter die Polizeigewalt im Staat Hamburg. Bürgermeister Petersen (Dem.) er­klärte darauf seinen Rücktritt. Die SA. zog vor dem Rathaus auf, wo sich eine ungeheure Menge ansammelte.

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»lugsnri untspm Hammel»

Zeitroman von Helmut Wesserschmidt

Urheber-Rechtsschutz für die deutsche Ausgabe:

Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Sa.)

K. FsrtsetzWig Nachdruck verbot»,.

Heinrich Bredenkamp saß zu Hause bei der Mutter.

Erst mal ein bißchen ausruhen", sagte er und blieb in der Küche, ging der Mutter in der Wirtschaft ein wenig zur Hand und plauderte vom Kommers.

Am Nachmittag machte er mit der Mutter einen Spa­ziergang. Dann holte er sich Lesestoff aus der Leihbücherei. Er war lange nicht mehr zum Lesen gekommen und sehnte sich nach guten Büchern.

Nach ein paar Tagen war er des Umhersitzens über­drüssig.

Ich muß nun doch bald einmal sehn, ob ich irgendwo Unterkommen kann", meinte er zur Mutter,ich will mal zu Willi Barnscheid gehn."

Na, haben wir dich endlich wieder?" begrüßte ihn Barnscheid, als Bredenkamp zu ihm ins Büro kam.

Ja, Willi, nun bin ich frei, sehr frei sogar, viel mehr als mir gut ist. Wie steht es denn bei euch hier im Rathaus? Könnt ihr einen gebrauchen, der ein bißchen schreiben und rechnen kann?"

Schreibmaschine?"

Nee, das nicht."

Rechenmaschine?"

Auch nicht."

Dann tut es mir sehr leid, wir stellen nur Maschinisten ein. Aber Spaß beiseite, Heini, ich Hab schon länger daran gedacht, daß du mal untergebracht werden mußt, und ich habe immer aufgepaßt, ob sich eine Möglichkeit ergibt. Dann hätte ich dir sofort einen Wink gegeben, aber bis jetzt war

nichts, rein nichts. Frag doch mal gleich "beim Chef, viel­leicht . . . Sobald ich eine Gelegenheit für dich sehe, sag ich dir sofort Bescheid."

Bredenkamp ließ sich beim Bürgermeister melden, wies sein Zeugnis vor und schilderte seine Lage. Aber er nahm denselben Trost mit, den ihm Barnscheid gegeben hatte: Wenn sich eine Gelegenheit bietet, gern. Ich will sehn, was ich für Sie tun kann ..."

Er stand wieder draußen.

Ja, was gab es denn eigentlich für ihn? Eine gute Handschrift brauchte man nicht mehr, aber Maschinen­schreiben mußte man können. Und Stil? Seine Aufsätze waren immer gelobt worden. Aber brauchen konnte niemand seinen guten Aufsatzstil.

Dann ging er zur Zeitung.

Frei? Nein, frei ist nichts. Aber Lokalberichterstatter können wir immer brauchen. Allerdings dürfte das nicht so lohnend sein, daß man ganz davon leben könnte, aber als Nebenerwerb . . ."

Bredenkamp brauchte doch einen Haupterwerb! Also wieder nichts.

Müde schlich er heim.

Am nächsten Tage machte er sich wieder auf die Suche.

Alles, was irgendwie in Betracht kam, nahm er aufs Korn. Er stieg in die Schreibstuben der Rechtsanwälte, in die Büros der großen Kaufhäuser, der Fabriken, der Post, der Banken.

Nichts. Ueberall nichts.

Jeden Tag zog er aus, Verdienst zu suchen.

Er wurde überall abgewiesen, weil er keine einschlä­gigen Kenntnisse besaß.

Was nutzte es, daß er in den neuesten Richtungen der vielgestaltigen Pädagogik genau Bescheid wußte, aber weder die amerikanische noch die doppelte Buchführung kannte?

Daß er höhere und höchste Mathematik beherrschte, aber keine Rechenmaschine zu bedienen verstand?

Nach wochenlangem Suchen gab er es auf.

Mürrisch und verdrossen saß er bei der Mutter.

Ich kann nichts", stöhnte er,was verlangt wird kann ich nicht. Es ist gerade, als wenn ich die sechs Seminarjahre auf dem Mond verlebt hätte. Wofür haben wir bloß all das Zeug da lernen müssen?"

Es klingelte. Schnell erschien.

Nun, mein Junge, hast du was gefunden?"

Ja, ich Hab gefunden, daß ich sechs Jahre zu spät mit Suchen angefangen habe", antwortete Bredenkamp bitter.

Ich glaub, du verstehst das Suchen nicht. Man muß . da suchen, wo man was finden kann. Ich Hab was für dich."

Da flammte die Hoffnung hoch auf:Ja?"

Jawohl. Und zwar bin ich von der Voraussetzung aus­gegangen, daß du deine Vorkenntnisse verwerten mußt." !

Das ist nicht neu. Nun aber raus damit!" ;

Du warst doch mal Schlepper, ja?"

Schlepper . . . allerdings . . . auf Nöckerskottenbank."

Hast du dein Arbeitsbuch noch?"

Ja . . . aber ..."

Nun, was willst du denn? Willst du arbeiten, oder willst du den feinen Mann markieren?"

Ich will . . . nur . . . arbeiten!"

Dann ist's gut. Also bei uns auf der Zeche sind heute etliche Polen rausgeflogen, die im Verdacht stehn, sich mit der französischen Besatzung eingelassen zu haben. Gut, daß wir das Zeug los sind; haben mich schon immer schmählich geärgert, die Polacken. Kündigungsgrund ist Faulheit. Faul waren sie auch, und zwar gründlich. Also, der langen Rede kurzer Sinn: morgen früh wird bei uns jeder angenommen, der sich meldet. Halt dich dabei, die Nachfrage ist groß!"

(Fortsetzung folgt).