/

^ 1 I

Enztslbcrts VZ^TÄVsÄ^v Is4t^»n9

NmfShsuftunS Mn^eigerfür^Wilöbsö

^ rin- Sas^vbsr'e En^faL

Erscheint tLgltch, ausgenommen Sonn-

tnnerdeutschen Verkehr monatlich l.k _

Wildbad. Bankkonto: Enztakmnk Häberle S

«n,elgen,r°is: Dt, cinspaMge Petit,-»« oder deren Raum tm Bezirk Grundpreis 15 Pf., außerhalb 3V Pf. Reklamezeil- 50 Pf.

Rabatt nach Tarif. Fltr Offerten und bei AuMlnfterteilung werden jeweils 10 Pf. mehr berechnet. - Schluß der Anz-lg-»n-hm« «glich 9 Uhr vormittags. In RonkursfWen oder wenn gerichtlich, Beitreibung notwendig wird, fällt jede Rachlaßgewährung weg.

Druck, Verlag u. verantw. Lchciftlettungl Theodor Sack, Wilbbad k« Sch«., Wilhelm Ke SO, Tel. 479. Wohnung r Bill« Hubertus

Nummer 55

Fernruf 47V

Dienstag den 7. März 1S33

Fernruf 479

68. Jahrgang.

Von maßgebender Stelle wird erklärt, daß sich in der Zusammensetzung der Reichsregierung nichts ändern wird.

Der frühere Leiter der Pressestelle der Reichsregierung im Kabinett Schleicher, Ministerialdirektor a. D. Akarcks. ist als Major zum Kommandeur der ersten 'Abteilung des Ar- lillerieregimenks Rr. 6 in Münster ernannt worden.

In den preußischen Schulen fällt nach einem Erlaß des kommissarischen kultwinisters Dr. Rust am 8. Märzzur Feier der Wende, die der überwältigende Wahlsieg der nationalen Front für Deutschland bedeute", der Unter­richt aus.

Von der Voiksparlei sind in den Reichstag gewählt Dingeldey für das Land Sachsen und Dr. Hugo auf der Rejchsliste, von der Skaatsparkei Dr. Maier, Dr. Dietrich, Gewerkschaftsführer Lemmer, Dr. Heuß und Landahl.

In Lübeck sind Bürgermeister Löwigt (Soz.) und die sozialdemokratischen Senatoren zurückgetreken. Der bisherige Polizeiherr Mehrlein wurde durch den Nationalsozialisten Inspektor Schröder erseht.

Das badische Staaksmimstsrium hat die Beflaggung staatlicher Dienstgebäude mit Parteifahnen verboten.

Die hessische Regierung fordert im Hinblick auf das Er­gebnis der Reichstagswahl eine Reuwahl des hessischen Landtags. Falls der Landtag den Antrag nochmals ablehnen sollte, will die Regierung von sich aus durch Volksbegehren die Auflösung herbeiführen, um. wie sie erklärte, eine ver­fassungsmäßige Regierungsbildung zu ermöglichen.

Dr. Hilgenberg erklärt in einem Aufruf an die Deutsch- nationale Volksparkei, durch die Wahlen vom 5. März seien klare Möglichkeiten für eine durchgreifende Aufbauarbeit in Reich und Preußen geschaffen. Dem Marxismus sei der Rückweg versperrt. Ls gelte nun aber auch noch bei den preußischen Gemeindcwahlen am 12. März die Probe für die nationale Kampfkraft abzulegen.

Der Stahlhelm veranstaltete am Sonntag eine Kund­gebung für Hindenburg, an der 23 Bataillone aus Berlin,

Brandenburg. Anhalt und Mitteldeutschland, insgesamt e.wa 30 000 Mann teilnahmen. Zm Lustgarten hielten RMs- arbeitsminisker Seldte und Oberstleutnant Düsterberg An­sprachen. Im Zug marschierten u. a. Prinz Eitel Friedrich. Prinz Oskar und der älteste Sohn des Kronprinzen. Prinz Wilhelm.

Die aus Tilsit nach Erfüllung ihrer Wahlpflicht heim­kehrenden Reichsdeutschen wurden beim Eintreffen auf dem Bahnhof in Riga von lettischen Sozialdemokraten beschimpft ! und tätlich angegriffen.

! Die liberale griechische Regierung Veniselos hat eine schwere Wahlniederlage erlitten. Unter Führung des Gene- ! rals plastinas wurde eine rechtsgerichtete Militärregierung ! gebildet.

! Der amerikanische Kongreß (Senat und Abgeordneten­haus) wurde auf Donnerstag, den 9. März einberufen.

Der Bürgermeister von Ehikago, Cermak, der bei dem Anschlag auf Roosevelt in Miami schwer verletzt wurde, ist im dortigen Krankenhaus am Montag gestorben.

Der chinesische General Tschangsnehliang ist von der Re­gierung angewiesen worden, die Chinesische Mauer za ver­teidigen und dem japanischen Vordringen Widerstand P» leisten.

Die thüringische Regierung hat den Polizeihäftlingen di« Wahlbeteiligung gestaltet.

Dr. Held und Slaalsral Schösser haben gegen den Berlin« Tag" wegen eines ArtikelsHeuchler" Beleidigungsklage ange- skrengl.

Bei Haussuchungen in Heidenheim wurden Beitragslisksn ge­sunden, aus denen hervorgehk, daß von Bürgerlichen viele, zum Teil namhafte Geldbeträge, aus Angst den Kommunisten ausge- liefert worden sind. Zum Teil soll es sich nach den»Grenzbote" um Fälle handeln, die an Erpressung grenzen.

In Pforzheim wurden zwei Kommunisten aus Singen ver­haftet. die beim Durchschneiden von kabeln betroffen worden waren.

Sie ReWtWMhl vom 8. Wz

Regierungsfront 52,7 v. H.

Die Reichstagswahl vom 5. März hat klare Ver­hältnisse geschaffen. Der Kampf zwischen Rechts und Links ist zugunsten der jetzigen Regierungsparteien entschie­den, die eine glatte Mehrheit von mindestens 16 Stimmen im Reichstag erhalten haben. Praktisch wird sich die Mehrheit noch stärker auswirken, da eine Reihe kommunistischer Abgeordneter aus bekannten Gründen nicht in der Lage sein wird, von ihren Mandaten Gebrauch zu machen. Nach einem Wahtpampf sondergleichen, in den ; regierende und frühere Minister von beiden Seiten in einer l noch nie dagewesenen Rührigkeit eingriffen, ist eine Ver- j schiebung in den parlamentarischen Macht- s Verhältnissen eingetreten, wie man sie wohl kaum > für möglich gehalten hätte. Das macht, daß es diesmal ge- j lungen ist, das Heer der Stimmfaulen und der > Gleichgültigen mobil zu machen. Aus der Zahl der abgegebenen Stimmen (39 316 873) geht dies klar hervor; die Wahlbeteiligung betrug im Reichsdurchschnitt 88,5 v. H., sie erreichte also eine Rekordhöhe. Die Massen der früheren Nichtwähler scheinen sich allerdings zum weit­aus größten Teil den Nationalsozialisten angeschlossen zu haben. Zugkräftig scheint aber wohl vor allem die von den Regierungsgruppen ausgegebene Losung gewesen zu sein, daß mit den eigentlichenParteiwahlen" Schluß gemacht werden müsse und daß künftig nur National oder Opposition die Losung sein dürfe. Nur so ist es zu erklären, daß am 5. März viele Tausende von Reichs­deutschen, die im Ausland wohnen und die den bisherigen Parteiwahlen ziemlich interesselos gegenüber­standen, nun von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Aus der Tschechoslowakei und Oesterreich trafen sie in Sonder­zügen in sächsischen oder bayerischen Grenzorten ein. Aus Barcelona wurde gemeldet, daß die 3000 dort lebenden Reichsdeutschen einen deutschen Dampfer mieteten und auf freiem Meer außerhalb der spanischen Hoheitsgrenze, aber auf deutschem Boden" ihrer Reichsbürgerpflicht genügten. Die Stimmen solcher Auslanddeutschen dürsten fast aus­nahmslos der Rechten zugefallen sein. Die vorläufige Ge­samtzahl der Reichsstimmen wird daher auch noch einige Aenderungen erfahren, wenn erst alle die Auslandsstimme,i bekannt sein werden. Am Endergebnis werden sie aller­dings wohl kaum mehr etwas ändern. Immerhin ist die rege Wahlbeteiligung im Ausland ein hocherfreuliches Zeichen für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen draußen mit dem Heimatland.

Was nun die einzelnen Parteien anlangt, so sind die eigentlichen Sieger die N a t i o n a l s o z i a l i st e n. Gegen­über der Neichstagswahl vom 6. November 1932 ist ihre Stimmenzahl um 5 528 808 auf 17 265 823 (43,9 v. H. der Gesamtzahl) emporgeschnellt, und auch gegenüber der Wahl vom 31. Juli ist ihre jetzige Errungenschaft noch um 3 486 712 Stimmen'größer. Von insgesamt 647 Man­daten, die der neue Reichstag aufweist, sind den National­sozialisten allein 288 oder 44,5 v. H. zugefallen, der Reichs­tag wird also ein ausgesprochen nationalsozialistisches Ge- - präge haben. .

Die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (Deutsch- nttonale, Stahlhelm und Vaterländische Verbände) hat ihren Besitzstand um 1 auf 52 Mandate vermehren können; da der einzige auf -er Reichsliste gewählte Abgeordnete des Württ. Bauern- und Weingärtnerbunds, Abg. Haag-Heilbronn, sich aber ohne Zweifel der Kampffront anschließen wird, er­hält die Fraktion eine Stärke von 53 Mandaten (8,2 v. H.). ^ Zusammen hat also die Rechte jetzt schon einen Bestand von 341 Mandaten, das sind 52,7 v. H. der Gesamtzahl.

Das Zentrum hat seine Stellung ebenfalls nicht nur behauptet, sondern seine Mandatzahl um 4 auf 73 vermeh­ren können. Die Nationalsozialisten haben zwar auch frühere Zentrumswähler in nicht geringer Zahl auf ihre Seite ge­zogen, wie aus den. Ergebnissen besonders im schwäbischen Oberland hervorgeht, das Zentrum hat aber auch nicht wenige Nichtwählerresevven heranziehen können und offen­bar von Splitterparteien wie Volksrechtler, Wirtschaftspartci usw die diesmal überhaupt nicht mehr zum Zug kamen, Verstärkung erhalten.

Sehr schlecht haben die Kommunisten abgeschnitten; sie haben fast 900 000 Stimmen und 19 Mandate eingebüßt eine Folge der tollen Inbrandsetzung des Reichstags und der Entdeckungen, die die Polizei in den letzten Tagen im Berliner Karl-Liebknecht-Haus und anderwärts gemacht har. Ein Teil der kommunistischen Wähler, der.mit der radikalen Haltung nicht mehr einverstanden war, ist zweifellos zur Sozialdemokratie zurückgekehrt und hat deren empfindliche Verluste, die offenbar ohne diesen Zuzug zu verzeichnen ge­wesen wären, so ziemlich ausgeglichen, so daß die Sozial­demokratie mit einem mäßigen blauen Auge, das heißt mit einem Verlust von 2 Mandaten und 75 247 Stimmen davon­kam. Gegenüber ihrer Stimmenzahl vom 31. Juli o. I.

(7 959 712) ist aber ihre jetzige Stimmenzahl (7 176 505) um 783 207 zurückgegangen. Ein erheblicher Test derMar­xisten" ist anscheinend ins nationalsozialistische Lager über- Vtrettn. _ . ..-

Die Bayerische Boirspariei bat ein Atanvük (19 statt bisher 20) offenbar an die Nationalsozialisten ver­loren. Die demokratische Staatspartei hat dank ihrem Wahlabkommen mit der Sozialdemokratie ihre Mandatzahl ans 6 erhöhen können. Deutsche Volkspartei Christlicher Volks dien st und die demokratische ! Bauernpartei, die im vorigen Reichstag zusammen ! noch 19 Mandats innehalten, sind auf 8 Mandate zusammen­geschmolzen; die Bauernpartei ist ganz verschwunden und die beiden andern sind parteipolitisch im Reichstag bedeu­tungslos geworden. Wenn sie den Zug der Zeit verstehen, werden sie sich jetzt und für alle Zukunft klar entscheiden müssen, ob sie sich klar der Kampffront oder ebenso klar der Opposition anschließen wollen. Halbheiten das hat die Wahl vom 5. März deutlich bewiesen gibt es nicht mehr, und die Zeit, rcko kleine Gruppen dasZünglein an der Wage" bilden konnten, ist vorbei.

Die Gesamizahl der Mandate beträgt 474 gegen bisher 423. Nach den amtlichen Feststellungen verteilen sich dis Mandate folgendermaßen: Nationalsozialisten 211 (bisher 162), Sozialdemokraten 80 (94), Staatspartei 3 (2), Kommu­nisten 63 (57), Zentrum 68 (67), Kampffront Schwarz-Weiß- Rot 43 (31), Technische Arbeitsgemeinschaft 6 (9) Von den letzteren erhalten Volkspartci 2, Christl.-Soziale 2, Deutsch- Hannoveraner 2.

Ultimatum an den Bremer Senat

Bremen, 0. März. DieBNZ-", das Organ der Bre­mer Nationalsozialisten, schreibt:3m Reich ist endgültig aufgeräumt. 3n Preußen desgleichen. Auch in Bremen wer. , den wir nicht müßig sein. Bon einer Umbildung des Senats I ist nun keine Rede mehr. Wir fordern seinen Rücktritt bis Montag abend und in Verbindung damit sofortige Neu­wahlen der bremischen Bürgerschaft. Die Kreisleitung Bre­men der NSDAP- erklärt uns hierzu, daß sie sofort die Verbindung mit der Reichsregierung ausgenommen hat. Die Verhandlungen schweben noch.

Die NSDAP, in Sachsen verlangt Neuwahlen und Rücktritt der sächsischen Regierung, nö­tigenfalls durch Eingreifen der Reichsregierung, weil die Zusammensetzung des Landtags und der geschäftsführenden Regierung dem Willen der großen Mehrheit des sächsischen Volks schon lange nicht mehr entspreche.

Schwere Brandstiftungen im Kreis Berqheim

11 Kommunisten fesigenommen

Köln, 6. März. Die Regierungspressestelle teilt u. a. mit: In der Nacht vom Sonntag auf Montag brach in den Sindorfer Glaswerken im Kreis Bergheim ein Großfeuer aus. Das Feuer brach gleichzeitig an mehreren Stellen

unter Explosionen aus. Der herbeieilcnüe Nachtwächter wurde von den flüchtenden Brandstiftern beschossen. Ein Uebergreifen auf die eigentliche Glashütte konnte ver­hindert werden. Das Hauptlagergebäude brannte restlos nieder. Sieben Kommunisten wurden unter dem Verdacht der Brandstiftung festgenommen.

In der Nacht vom 4. zum 5. März wurde in Zieverich das Gehöft eines protestantischen Geist­lichen von Kommunisten an gezündet. Vier Kom­munisten wurden festgenommen und dein Untersuchungs­richter vorgeführt.

Ungefähr zur gleichen Zeit versuchten bisher unbekannte Täter auf Schloß Schlenderhan in Bergheim eben­falls einen Brand anzulegen. Als die Brandstifter von einem Angehörigen des Stahlhelms überrascht ivnrd'n. schossen sie und schlugen den Stahlhelmer zu Boden. Die Täter flüchteten.

In Köln kam es in einem Straßenviertel in der Gi­gend der Alten Mauer ain Bach zu Ausschreitungen. Dort wurden von unbekannten Tätern die Sicherungen für die elektrische Straßenbeleuchtung her-, ausgenommen und die Lampen teilweise beschädigt.

Noch ein Reichstagsbrandstifter gefaßt?

Lammersdorf, 6. März. An der belgischen Grenze bei Fringshaus wurde in oer Nacht zum Sonntag ein Mann festgenommen, der sich dadurch verdächtig machte, daß er am Samstag abend ein Telegramm nach Paris aufgegebsn hatte. Bei dem Mann würden an Händen und Armen Brandwunden festgestellt, die die Vermutung auftauck-en liehen, daß der Mann, der nach seinen Angaben ein in Berlin ansässiger russischer Flüchtling sein will, mit der Reichstogsbrandstiftung in Zusammenhang gebracht werden könne. Als Grenzbewohner die Polizei verständigten» flüchtete der Mann ans belgisches Gebiet, konnte aber später aus deutsches Gebiet abgedrängt und festgenommen werden.

Sauckel im Lager der verhafteten KPD.-Führer

Weimar, 6. März. Staatsminister Sauckel besichtigte -am Sonntag in Begleitung der zuständigen Beamten das Sammellager, in dem die in Thüringen verhafteten kom­munistischen Funktionäre, insgesamt rund 200 Mann, un­tergebracht sind. Bei dieser Gelegenheit wandte er sich auch an die Häftlinge, denen er daS Sinnlose ihres Klaffen- Kampfes und ihrer (internationale vor Augen hielt. Es tue der Regierung in der Seele weh, führte Minister Sauckel aus, daß die Regierung deutsche Arbeiter in Haft nehmen müffe. Das sei nur die traurige Folge der Wahnsinns"eli- tik, durch die sich noch immer große Massen in die 3rre führen liehen. Er wies die Kommunisten darauf hin. daß ihre Führer ins Ausland geflohen seien und sie in L-cus zurückgelaffen habegi.