Schleichm Abschied von der Wehrmacht
Berlin. 1. Febr. Der bisherige Reichskanzler und Reichs- lvehrminister v. Schleicher hat folgende Abschiedskunkv gebung an die Wehrmacht gerichtet:
An die Wehrmacht!
Wenn ich heute der Wehrmacht ein herzliches Lebewohl zurufe, so tue ich es mit tiefem Dank für die Zeih in der ich kämpfen, arbeiten und mithelfen durfte, um die Wehrmacht zum Rückgrat einer überparteilichen nationalen Staatsführung zu machen und sie von den Fesseln von Versailles zu befreien. So gern ich mein politisches Amt verlasse, so schwer wird mir der Abschied aus einer Gemeinschaft in der die alten Soldatentugenden der Treue, selbstloser Pflichterfüllung und echter Kameradschaft noch eine Selbstverständlichkeit sind. Mit den besten Zukunftswünschen für jeden einzelnen verbinde ich die Mahnung: Vergeht nicht, daß Ihr Helfer und Förderer aller Volksschichten sein sollt und daß die Wurzeln Eurer Kraft im deutschen Volkstum liegen — das ganze Deutschland soll es sein! Vorwärts mit Gott!
Berlin, 31. Januar 1933. (gez.) von Schleicher
General der Infanterie a. D.
Blomberg an die Wehrmacht
Berlin, 1. Febr. Reichswehrminister von Blomberg hat anläßlich der Uebernahme seines Stintes folgende Kundgebung an die Wehrmacht gerichtet:
An die Wehrmacht! Das Vertrauen unseres Oberbefehlshabers, des Herrn Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls von Hindenburg, hat mich an die Spitze der Wehrmacht berufen.
Ich übernehme das Amt init dem festen Willen, die Reichswehr nach dein Vermächtnis meiner Amtsvorgänger >ls überparteiliches Machtmittel des Staates zu erhalten, sie durch Förderung aller auf die Wehr-Ertüchtigung gestellten hinzielenden Bestrebungen zu unterbauen und sie in absehbarer Zeit zum vollwertigen Bürgen der nationalen Sicherheit des Vaterlandes zu macken.
Berlin, den 31. Januar 1933.
Der Reichswehrminister (gez.) von Blomberg.
Oberst v.Bredow Wes Amts enthoben
Berlin, 1. Febr. Wie der „Börsencourier" erfahren haben will, ist der Chef des Ministeramts im Reichswehrministe- rium, Oberst v. Breüow, seines Postens enthoben und vorläufig beurlaubt worden. Die Beurlaubung fei mit der Begründung erfolgt, daß die Entpolitisierung der Reichswehr von Grund auf geschehen müsse. Bredow sei aber als nächster Mitarbeiter des Reichskanzlers von Schleicher und Stellvertreter des Reichswehrmlnisters von Schleicher während dessen Kanzlerschaft auch notgedrungen in die politische Sphäre gezogen worden.
Nach halbamtlicher Mitteilung wird Oberst v. Bredow anderweitig in der Reichswehr Verwendung finden.
Zum Nachfolger Bredows ist von Reichenau ernannt worden, der als unpolitischer Militär ailt. Er war Stabschef des Generals v. Blomberg in Königsberg.
Zum Kommandeur der 1. Division und Befehlshaber im Wehrkreis l wurde Generalmasvr von Brauch itfch, bisher Inspekteur der Artillerie, ernannt.
ZusaulnikvWe
Am Dienstag abend wurden in vielen Siädien von den Nationalsozialisten Fackelzüge zu Ehren Hitlers ver- anstaltet. Dabei kam es in sehr vielen Fällen zu s ch w e r e n Zusammenstößen mit politischen Gegnern. Die Fackelzüge wurden vielfach mit Schußwaffen angegriffen. So wurden z. B. in Mors (Rhpr.) etwa 70 Schüsse auf den Zug abgegeben und mehrere SA.-Leute zum Teil schwer verwundet. Auch inPforzheiin gab es eine Anzahl Be» wmEete. In Zitlau wurde der Agent eines nationalsozialistischen Blatts ermordet. In Velbert wurde das Haus des Schuhmachermeisters Pallack, der eine Haken- kreuzfahne gehißt hatte, von einer Gruppe Kommunisten angegriffen, die Schaufensterscheiben wurden eingeschlagen. Pallack trat mit dem Schusterhammer heraus und schlug damit einen der Angreifer, den 22jährigen Schäfer aut den Kopf, der so schwer verletzt wurde, daß er kurz darauf starb.
In dem Berliner Vorort Falkensee wurden am Mittwocb j früh mehrere Handgranaten in den Vorgarten eines Hauses geworfen. Die Vorderseite des Hauses wurde schwer beschädigt. Die Polizei glaubt, daß der Anschlag einem Reichsbannermann gegolten habe.
Die Berliner Polizei hat in der Nacht zum Mittwoch insgesamt 59 Personen festgenommen, von denen 29 der NSDAP, und 28 der KPD. angehören.
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Zeitroman von Helmuk Messerschmidt Urheber-Rechtsschutz für die deutsche Ausgabe:
Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Sa.)
7. Fortsetzung Nachdruck »erdotrn.
Bredenkamp war neugierig, zu wissen, wer denn da eigentlich so laut redete, und drängelte sich durch die Menge, um sich den Redner einmal anzusehen.
Ach — der Werkmeister Brinkmann war es. Albert Brinkmanns Vater, der Vorsitzende des Arbeiter- und Soldatenrates, den die Freischärler während der ganzen Zeit ihres Aufenthaltes gesucht hatten. Nun war das Freikorps eben abmarschiert, da stand „Rat Brinkmann" schon wieder auf dem Rathausbalkon und hielt große Reden an sein Volk! Die Luft war wieder rein, die Gefahr war fort, also konnte er sich von neuem an die Spitze seiner Mannen stellen.
„Es lebe die Weltrevolution! Hoch! Hoch! Hoch!" brüllte er mit dickem, rotem Gesicht zum Schluß und riß beide Arme hoch.
„Hoch! Hoch!" schrie die Masse auf dem Marktplatz dröhnend. Und noch einmal: „Hoch!"
Bredenkamp dachte: Wenn jetzt was kommt und die stürmen alle los hier, das muh ein furchtbares Morden geben! Die Leute sehen ja geradezu blutrünstig aus . . .
An der Einmündung einer Nebenstraße entstand plötzlich eine Bewegung.
Schüsse. . .
Um Gottes willen . . . jetzt geht's los!
Ein Schrei gellte über die Menge:
„Die Zuchthäusler brechen aus!"
Planmäßige Plünderungen in Siel
Kiele. 1. Febr. Wie der Polizeibericht mitteilt, sind bei den Unruhen am Dienstag abend nach Auflösung eines Kundgebungszugs einzelne Trupps von Kommunisten in Bäckereien und Fleischereigeschäft« eingedrungen und haben Lebensmittel und Geld gestohlen. Die Ausschreitungen lassen erkennen, daß die Täter nach einem testen Plan gearbeitet haben.
Rene Nachrichten
Die ständigen Ausschüsse des Reichstags
Berlin. 1. Febr. Die ständigen Ausschüsse des Reichstags, nämlich der Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung („Ueberwachungsausschuß") und der Ausschuß für Auswärtiges, die auch nach Auslösung des Reichstags bestehen bleiben, werden vielleicht bald an Bedeutung gewinnen. Der erste, dessen Vorsitzender der sozialdemokratische Vizepräsident Löbe ist. dürfte schnellstens einberufen werden. Er hat bekanntlich auch das Recht, sich in einen Untersuchungsausschuß umzuwandeln. Von dieser Möglichkeit ist nur einmal Gebrauch gemacht worden, und zwar zur Untersuchung des Verlaufs der Reichstagsfitzung vom 12. September v. I. Im Ausschuß für Auswärtiges führt Reichsinnenminister Dr. Frick den Vorsitz. Gegen die Tatsache, daß ein aktiver Minister Ausschußvorsitzender ist, können ebenso wie gegen die gleichzeitige Ministerschaft des Reichstagsprästdenten Görina verfassungsrechtliche Einwendungen nicht erhoben werden. Strittig ist aber die Frage der Einberufung des Ausschusses, wenn Minister Frick dem Wunsch der Parteien auf Einberufung nicht Nachkommen würde. Cs wäre denkbar, daß in diesem Fall der stello. Vorsitzende, Abg. Scheidemann (Soz.), das Emberufungsrecht. das er bei Verhinderung des Vorsitzenden hat, für sich in Anspruch nehmen würde.
Kundgebungen in Breslau
Breslau. 1. Febr. Die nationalsozialistische Studentenschaft veranstaltete gestern eine neue Kundgebuna gegen die Vorlesungen des jüdischen Professors Cohn. Dem Rektor, Geheimrat Dr. Brockelmann, wurden Forderungen vorgelegt: die Kriminal- und Ueberwachungsbeamten sollen aus der Universität entfernt werden: der Raum des juristischen Seminars, der Prof. Cohn überlassen wurde, solle seiner ursprünglichen Bestimmung wieder zugeführt werden: die Vorlesungen des Prof. Cohn sollen bis zur endgültigen Entscheidung durch den neuen preußischen Kultusminister unterbrochen werden. Der Rektor antwortete, er werde sich für die Erfüllung der Wünsche einsetzen.
Die Finanziernngspläne des Kabinetts Daladier
Paris. 1. Febr. Nach dem „Matin" beabsichtigen Finanzminister Bonnet und Budgetminister Lamoureux, den durch Einsparungen und Steuerangleichungen abzudeckenden Anteil des Haushaltfehlbetrags — der laut „Echo de Paris" aus Grund einer neueren Berechnung nicht 11, sondern nur 6 Milliarden Franken betragen soll — auf 1 Milliarden einzuschränken, so baß die Befürchtungen derer, die ein zu starkes Anziehen der Steuerschraube als gefährlich für die Nationalwirtschaft bezeichnen, beschwichtigt würden. Im übrigen würde ein Teil der Vorschläge §er früheren Finanzminister Germain Martin und Cheron in den neuen Finanzsamerungsplan eingearbeitet werden.
Enthebung der Leiter der öffentlichen Angestellten- Versicherung in Polen
Warschau, 1. Febr. Der polnische Arbeitsminister hat die Leiter der öffentlichen Angestelltenversicherung ihrer Aemter enthoben und einen Negierungskommissar mit der vorläufigen Leitung der Angestelltenversicherung beauftragt. Die Versicherungsanstalt hatte sich finanziell außerstande erklärt, ihre gesetzmäßigen Leistungen weiterhin durchzuführen.
MrllemSergischek Landtag
ökulkgark. 1. Febr. Der Landtag setzte heute die Beratung verschiedener Eingaben und der Ausschußanträge hiezu fort. Zu den Eingaben bstr. Hnbridenreben erklärt Abg. Baus er (Bauernbund), daß man hier von einer Komödie reden müsse. Die Weingartner erwarten: daß allen Ernstes mit dem Anbau von Hybriden Schluß gemacht wird, und daß alle weiteren Eingaben in den Papierkorb geworfen werden. Der gute Ruf unserer württembergischer Weine darf nicht geschädigt werden. Wirtschaftsminister Dr. Maier: Die württ. Negierung will den Standpunkt der Ablehnung der Hybridenreben durchhalten. Das unverrück- !
Tumult.
Lärm.
Rufe.
Wieder Schüsse.
Angstgesichter.
Bredenkamp wurde von einem fürchterlichen Gedränge gepreßt. Seine Füße berührten den Erdboden nicht mehr. Seine Rippen krachten.
Die fliehende Menge trug ihn fort.
Verweht die hohen Ideale. Vorbei aller Kampfmut.
Einziger Gedanke: Feige Flucht!
Auch der Rathausbalkon war leer.
Länger als eine halbe Minute dauerte es nicht, bis der große Markt völlig verlassen dalag.
Bredenkamp fand sich in einer engen Gasse wieder. Blieb ein paar Minuten zwischen entsetzten Menschen in einem Hauseingang stehen.
Dann aber schämte er sich seiner Umgebung. Er hatte von Schnell gelernt, daß nicht jede Kugel trifft und daß man, wenn es brenzlich wird, überall gefährdet ist.
Langsam ging er an den Hauswänden vorbei.
Einige Männer, die ihren Mut wiedergefunden hatten nach dem ersten, panischen Schreck, schlichen, vorsichtig Deckung suchend, vor ihm her. Ihnen schloß er sich an.
Sie kamen zum Rathaus zurück, sprangen hinein.
Gestalten flüchteten zum Keller hinab.
Sie stürzten hinterdrein.
Dort war das Waffenlager der Bürgerwehr.
Atemlos hetzten die Männer hinein, schwangen ihren Ausweis, beluden sich mit Gewehren und Handgranaten, stürzten Wieder fort.
bare Ziel beim Weinbau Ist OstMät sMMeTivelnbau. Der Weinbau war in den letzten 20 Jahren besonders gefährdet. Die Zulassung von Hybriden würde dem Qualitätsweinbau einen tödlichen Schlag versetzen. Im Interesse des Ganzen darf nicht nachgegeben werden.
Bei der fortgesetzten Beratung des Nachtragsetats teilt« Wirtschaftsmimster Dr. Maier eine Entschließung des Oberndorfer Bezirksrats mit, wonach man im Bezirk Oberndorf die überaus wertvolle Hilfe durch Gewährung des Staatsdarlehens an die Mauserwerke in Höhe von 344 000 Mark würdigt, weil dadurch die Mauserwerke Oberndorf erhalten geblieben sind. In der Entschließung heißt es auch, daß das Wirtscha-fts- und Finanzministerium für ihr tatkräftiges Handeln nicht Kritik, sondern bleibenden Dank der Bevölkerung verdient haben. Abg. Haag (Komm.) stellte den Antrag, den den Mauserwerken gegebenen Betrag wieder zurück,zufordcrn. Abg. Dr. Mauthe (Dem.) bezeichn«? es als unerhört, die Firma Mauser als jüdisches Ausbeuter- unternshmen zu bezeichnen. Der Abg. Reiner (Nat.-Soz.) erklärte, die demokratische Partei sei des Landesverrats der Sozialdemokratie mitschuldig. Die Sitzung wird sehr erregt. Abg. Reiner (Nat.-Soz.) führte weiter aus, daß künftig mit den bezahlten Provokateuren von Sowjetrußland nicht mehr geredet, sondern handschriftlich gesprochen werde Abg. Friedr. Schmidt (Nat.-Soz.) erklärte, es sei unter der Würde des Landtags, daß der wegen Einbruchs mit Gefängnis vorbestrafte komm. Abg. Haag Vorsitzender des Rechts- ausschusses sei.
Mrllemberg
Stuttgart, 1. Februar.
Am das 8. Schuljahr. Auf die Klage der württ. Landtagsfraktion der Sozialdemokratischen Partei gegen das Land Württemberg wegen angeblicher Verfassungswidrigkeit des die Hinausschiebung des 8. Schuljahrs betreffenden Art, 4 der 5. württ. Notverordnung vom 24. September 1932 hat das Staatsministerium beim Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich eine eingehende Gegenerklärung eingereicht. In ihr ist dargelegt, daß die Maßnahme nicht verfassungswidrig ist und sich durchaus im Rahmen der Ermächtigungen hält, die der Landesregierung durch die Reichs-Notoerordnungen erteilt find. Das Staatsministerium hat daher beantragt, die Klage als unbegründet abzuweisen.
Am Ermäßigung der Schlachlsteuer. Die Abgg. Dr. Ströbel und Dr. Wider und die übrigen Mitglieder der Fraktion des Bauernbunds und der Bürgerpartei haben an das Staatsministerium folgende Anfrage gerichtet: Die Bayerische Regierung hat nach Zeitungsnotizen eine Milderung der Schlachtsteuer eintreten lassen, so daß der Schlachtsteuertarif in Bayern nunmebr unter allen deutschen Tarifen steht. Ist das Staatsminisi :m bereit, solange die Schlachtsteuer aufrecht erhalten wird, die württembergischen Schlachtsteuersätze ebenfalls zu ermäßigen?
Der Schwäb. Albverein veranstaltete am Sonntag unter Vorsitz von Professor Dr. Nägele hier seine Frühiahrstagung. Nach dem Bericht des Vorsitzenden hat der Verein die Schwierigkeiten des vergangenen Jahrs gut überwunden. 2400 Aus. tritten und sonstigen Abgängen stehen bereits 700 Neuanmeldungen gegenüber. Bedauerlich ist, dass eirizelne Gemeinden und Amtskörperschaften aus dem Verein ausgetreten sind. 258 Mitglieder wurden für 40jährige und 591 Mitglieder für 25jährige Wigliedsckaft geehrt. Dem Voranschlag, der an Einnahmen 105 200 (i. V. 107 000) -tt vorsieht, wurde zugestimmt. Auch im laufenden Jahr soll wieder eine Karte als Vereinsgabe zur Verteilung kommen.
Die Hindenburg-Spende versendet soeben ihren 5. Ja- resbericht. Ihm ist zu entnehmen, daß der Reichspräsident durch die von ihm 1927 errichtete Stiftung bisher fast genau sechs Millionen Mark für Unterstützungszwecke aus- gegeben hat. 1932 wurden an Schwerkriegsbeschädigte, Kriegerhinterbliebene und Veteranen eine Million Mark in etwa 7000 Fällen gezahlt. Davon gingen über 13 000 -.ll in die abgetretenen Gebiete und 17 000 cm Deutsche im Ausland. Das Vermögen besteht in guren Wertpapieren, die der von der Reichsbank geprüfte und gutgeheißene Jahresbericht im einzelnen nachweist.
Prozeß Alber. In dem Strafprozeß gegen Immobilien- Händler Friedrich Alber von Stuttgart beantragte der Staatsanwalt eine Gefängnisstrais von 3 Jahren 6 Monaten und eine Geldstrafe von 3000 und 3 Jahre Ehrverlust. Er kündigte an, daß er wegen weiterer Punkte noch Anklage erheben werde.
Lrankheiksstatistik. In ver S. Jahreswoche vom 15. bis 21. Januar wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 60 (tödlich 4), Kindbettsieber 5 (1), Körnerkrankheit 1 (—), Lungen- und Kehlkopftuberkulose 18 (20), Scharlach 54 (—), Paratyphusverdacht 1 (—).,
Einen Ausweis der Bürgerwehr besaß Bredenkamp allerdings nicht.
Hochrot polterte ein Mann in den Raum:
„Wir brauchen Munition! Handgranaten Herl"
Bredenkamp entdeckte Willi Barnscheid, der aus einem Nebengelaß Gewehre jeglichen Kalibers herbeischleppte.
„Willi!" rief er und sprang zu ihm hinüber, „gib her, ich bring' sie rauf!"
Barnscheid hing ihm zwei Militärgewehre über jede Schulter und steckte ihm die Taschen voll Munition.
Bredenkamp, der an einem einzigen schon mühevoll zu tragen gehabt hätte, keuchte mit den vier Gewehren und den schweren Geschossen die Treppe hinauf.
Der Marktplatz war noch menschenleer. Bredenkamp riß alle Kraft zusammen und schleppte seine Last vorwärts.
Ein Mann sprang ihn an, schrie:
„Sofort 'ne Knarre! Wir müssen hinten rum! Die Sträflinge sind schon am Tor 4."
„Ausweis?"
Der Mann zog die Brieftasche, zeigte sein Papier. Bredenkamp ließ sich ein Gewehr abnehmen und händigte ein Paket Munition aus.
Tief gebeugt, immer in die Knie sinkend, arbeitete er sich hinter dem davonrennenden Mann her, einer wilden Schießerei entgegen.
Noch bevor er am Tor 4 ankam, war er seine Last los.
Sofort machte er kehrt und brachte wieder vier Gewehre.
Das ganze Zuchthausgebiet war von der Bürgerwehr umstellt. Hinter jedem Baum vor der hohen Umfassungsmauer stand ein Schütze, das Gewehr im Anschlag.
(F«rts»tzung folgt.)