^ April IM Uhiest Fnck mi thüringischsn Lawtäg ttll M!yr traurnsvotum. Er kehrte darauf nach München zurück und über­nahm wieder seine frühere Bsamtenslellung. Der neue Reichs- i menminister ist seit langem Vorsitzender der Nationalsozialistischen R^ichstagsfraktion.

Reichswehrminister v. Blomberg

Der neuernannte Reichswehrminister, Generalleutnant Wer­ner o. Blomberg, wurde am 2. September 1878 in Star­gar d in Pommern geboren. 1897 trat er aus dem Kadettenkorps als Leutnant in das Infanterie-Regiment Nr. 73 (Hannover); seine spätere Laufbahn spielt sich seit 1911 im Generalstab ab. Im Krieg war er zunächst Generalstabsofsizier der 19. Reserosdivision, 1916 kam er zum Gsneralstab des 18. Reservekorps und im März 1917 zu dem der 7. Armee. Nach dem Krieg kam er 1919 in das neue Reichswehrministerium, im Mai 1920 wurde er Chef des General­stabs der Brigade Döberitz und ein Jahr später Chef des Stabs der 5. Division in Stuttgart. 1925 kam er ins Reichswehr­ministerium nach Berlin zurück. Hier wurde er 1927 als Lhes des Truppenamts Generalmajor, am 1. Oktober 1929 wurde v. Blom­berg zum Generalleutnant befördert und übernahm als Komman­deur der 1. Division und Befehlshaber im Wehrkreis 1 Königs­berg die Nachfolgerschaft des ausscheidenden Generalleutnants Frhr. o. Esebeck.

Mrlschafksminister Dr. Hugenberg

Geheimer Finanzrat Dr. Alfred Hugenberg, der Führer der Deutschnationalen Volkspartei, der im neuen Kabinett das Reichswirtschaftsministerium und das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft innehat, bedarf als einer der prominentesten Politiker Deutschlands wohl kaum einer näheren Vorstellung. Ge­boren wurde er am 19. Juni 1865 in Hannover; er studierte die Rechtswissenschaften und promovierte später in Straßburg als Schüler des bekannten Gold- und Agrartheoretikers Knapp zum Doktor rsrum politkearum. 18941899 war er bei der Ansied­lungskommission in Posen tätig. Nach einer kurzen Dienstleistung beim Obcrpräsidium Kassel wurde er im März 1900 Verbands­direktor der Raisfeisen-Genossenschaft, später Direktor der neu er­richteten Landesgenossenschastsbank. 1903 trat er für einige Jahr« wieder in den Staatsdienst ein, und zwar zunächst als Hilfsarbei­ter, später als Vortragender Rat im preußischen Finanzministerium. Als Geheimer Finanzrat schied er 1907 aus dem Staatsdienst wieder aus und wurde zunächst Direktor der Berg- und Metallbank in Frankfurt a. M., 1909 Vorsitzender dos Direkto­riums der Friedrich Krupp AG. in Essen. In dieser Stellung verblieb er bis zum 31. Dezember 1918; von da ab datiert seine Laufbahn als Politiker. Im Januar 1919 wurde er vom Wahlkreis 8 Posen in die Nationalversammlung ge­wählt, wo er sich der Fraktion der D e n i s ch n a t i o n a l c n Volks Partei anschloß, deren Führer er bald wurde. Seit dieser Zeit ist er auch stets Mitglied des Reichstags gewesen. Zum Parteioorsitzenden wurde Hugenberg bei der Ver­tretertagung der Deutschnationalen Volkspartei am 20, Oktober 1928 gewählt: voran ging ein Konflikt innerhalb der Partei anläßlich des Falls Lambach, der auch zur Niederlegung der Leitung durch Graf Westarp führte. Allgemein in Erinnerung ist auch der Austritt des Abgeordneten Treviranus im Jahr 1929 und die damit ins Rollen gekommene Spaltung der Partei. Auch Hugenbergs Eintritt für ein Volksbegehren gegen den Poungplan und später für die Auslosung des früheren preu­ßischen Landtags und endlich seine Bemühungen um die Herstel­lung einer gemeinsamen Front zwischen Deutschnationalen und Nationalsozialisten, die sogenannte Harzburger Front, ist allgemein bekannt. Erwähnt werden muß Hugenbergs Arbeit an dem Aufbau und der Organisation der rechtsstehenden Presse.

Reichsarbeilsminifker Iran; Seidls

Auch Franz Seldte, der erste Bundesführer des Stahl­helms, der im neuen Kabinett das Amt des Reichsarbeitsmini­sters übernommen hat, ist eins der Oesfentlichkeit wohlbekannte Persönlichkeit. Er stammt aus M a g d e b u r g, wo er am 29. Juni 1882 als Sohn eines Fabrikbesitzers geboren wurde. Frühzeitig übernahm er das Chemische Werk seines Vaters. Im Weltkrieg kämpfte er von August 1914 bis zur Sommeschlacht im Jahr 1916, als Führer einer Maschinengewehrkompagnie an der Westfront. An der Somme verlor er seinen linken Arm, war dann bis April 1917 im Lazarett und darauf bis Oktober 1917 in der militärischen Stelle des Auswärtigen Amts, wo er u. a. politische Aufträge im Ausland zu erfüllen hatte. Im Oktober 1917 kam er als Führer eines Film- und Nachrich­tentrupps wieder an die Front, und zwar zunächst nach Italien und später nach dem Westen. Nach dem Umsturz bemühte er sich um die Sammlung der ehemaligen Front­soldaten. Im Dezember 1918 glückte es ihm, in Magdeburg eine Bereinigung von Frontsoldaten ins Leben zu rufen, aus­gebaut auf der Idee des Fronterlebnisses, der Kameradschaft und des Selbstschutzgedankens. Aehnliche Vereinigungen in anderen Städten, die inzwischen entstanden waren, schlossen sich 1919 zum Stahlhelm, Reichsbund der Frontsoldaten, zu­sammen; an die Spitze trat Seldte, der später die eigentliche Leitung niederlegte und nur noch die ehrenamtliche Führung aus-

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Zeitroman von Helmut Nesserschmidk Urheber-Rechtsschutz für die deutsche Ausgabe:

Drei Quellen-Verlag, Königsbrück (Sa.)

S. Nachdruck verdate«.

Totenstille herrschte im Zimmer, legte sich drückend auf die Herzen der beiden Kinder.

Immer noch Schüsse draußen.

Nach einer Ewigkeit kam der Soldat mit einem anderen wieder, der eine Rote-Kreuz-Binde trug.

Der Sanitäter hielt der Mutter ein Fläschchen unter die Nase.

Nach einiger Zeit zuckten die Augenlieder.

Beide Männer hoben die Frau hoch, legten sie auf das Sofa.

Endlich schlug Frau Bredenkamp die Augen auf und seufzte.

Na," sagte der Sanitäter,jetzt wird's schon wieder. Das war ein bißchen Ohnmacht. Sie müssen jetzt schlafen, Frau! Wenn's brenzlich werden sollte," er sah Heinrich an, rufst du mich. Ich bin hier nebenan in der Wirtschaft, n' Abend!"

Die Mutter zog ihre Kinder an sich und weinte haltlos in sich hinein.

*

Das Freikorps Döring hatte die Hundertschaften der Spartakisten vertrieben und übte nach der Gewaltherrschaft der ersten beiden Tagen eine maßvolle Zucht, die von der ganzen Bevölkerung aufatmend begrüßt wurde.

Zuweilen versuchten die Spartakisten immer wieder, den

verlorenen Boden zurückzuerobern. Man hörte von jchwe-

Me. Seldte war auch Mitbegründer der VälkSffiklktik, Mil der er am 3. Dezember 1927 austrat, um als Führer des Stahl- Helms nicht zu sehr gel..udcn zu sein. Auch Seldtes Bemühungen um ein Volksbegehren gegen den Youngplan und für die Auf­lösung des preußischen Landtages sowie seine Arbeit für das Zustandekommen der Harzburger Front sind bekannt.

Reichsminister Göring

Hermann Göring, Präsident des Reichstags, im neuen Kabinett Reichsminister ohne Geschäftsbereich, Reichskommissar für den Luftverkehr und mit der Wahrnehmung der Geschäfte des preußischen Innenministers betraut, steht im 41. Lebensjahr. Am 12. Januar 1893 wurde er in Rossnheim in Ober­bayern geboren, er besuchte zunächst die Gymnasien in Fürth und Ansbach, dann kam er in das Kadettenkorps in Karlsruhe und später in die Hauptkadettenanstalt in Großlichterselde, wo er die Reifeprüfung ablegte. 1912 wurde er Leutnant im Infanterie- regiment 112 in Mülhausen i. E. und rückte mit diesem Regi- ment auch ins Feld. Vom Oktober 1914 ab war er Flugzeug- beob achter, dann ab Mai 1915 Flugzeugführer und vom März 1916 ab Jagdflieger. Ein Jahr später wurde Göring Staffel führer einer Jagdstaffel und im Juni 1918 der letzte Kommandeur des JagdgeschwadersFreiherr von Nicht- Hofen". Ausgezeichnet wurde er mit dem Orden Pour le Me rite. Nach dem Kriege, Göring hatte es im Felds bis zum Hauptmann gebracht, wurde er Flieger und Berater im Flugwesen in Dänemark, 1920/21 war er Flugchef beim Svenska Luftirafik Stockholm. 1922 nach Deutschland wieder zurückgekehrt, besuchte er die Universität München, wo er Ge­schichte, Nationalökonomie und Senologie studierte. Nach seiner führenden Beteiligung am Hitler-Putsch in München im No­vember 1923, bei dem er auch leicht verwundet wurde, lebte Göring zunächst in Oesterreich und dann in Rom. 1925 und 1926 hielt er sich wieder in Stockholm auf, 1927 kehrte er nach Deutschland zurück. Zum erstenmal wurde er 1928 als Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in den Reichstag gewählt, seit 1932 war er dessen Präsident.

Fackslzug vor Hindenburg und Hitler

Berlin, 30. Januar. Die Berliner SA. und der Stahlhelm hatten am Abend der Einsetzung der Re­gierung Hitler zu Ehren des Reichspräsidenten und des neuen Reichskanzlers einen Fackelzug veranstaltet. Die Wilhelmstraße war schon lange vor dem Anmarsch von Menschenmengen dicht umsäumt, die immer wieder in Hoch­rufe auf den Reichspräsidenten und Heilrufe auf Hitler aus­brachen und das Deutschlandlied, die Wacht am Rhein und nationalsozialistische Kampflieder anstimmten.

Gegen 8Vs Uhr kam Bewegung in die Massen. Die Hüte flogen von den Köpfen und den ersten Zügen der SA., die mit klingendem Spiel von den Linden nahten, wurde begeisterter Empfang von der Menge bereitet. Als j der Zug nahte, wurde der Vorhang an einem Fenster der alten Reichskanzlei hochgezogen, das bis dahin schon wieder­holt das Ziel von Filmkameras gewesen wäre. An dem Fenster erschien die mächtige Gestalt des greisen Reichspräsidenten. Die Menge durchbrach die Po­lizeiketten und brachte Hindenburg stürmische Ova­tion e n d a r, die der Reichspräsident mit Kopfnicken und ; Handbewegungen erwiderte. Die vorbeimarschierenden SA.- Leute erhoben die Hand zum Gruß.

In der neuen Reichskanzlei war im Lichte der Schein­werfer Adolf Hitler am Fenster des ersten Stock­werkes erschienen. Hier erneuerten sich die Ovationen und wohl auch noch stürmischer als bei Hindenburg. Hitler ver- ' neigte sich dauernd nach allen Seiten mit zum Gruß erho­bener Hand. In einem weiten Bogen um den Wilhelmsplatz ! marschierten die Züge in entgegengesetzter Richtung durch die Wilhelmstraße zurück. Den SA.-Zügen folgten lange Kolonnen nichtuniformierter nationalsozialistischer Anhän­ger. _

Aeltestenrat des Reichstags

> Berlin, 30. Jan. Der Aeltestenrat trat heute um 3 Uhr zusammen. Von der neuen Reichsregierung war außer dem Präsidenten Göring und Dr. Frick niemand zugegen Es wurde u. a. die Frage aufgeworfen, ob der in das Reichskabinett berufene Reichstagspräsident Göring weiter­hin sein Amt als Reichstagspräsident wahrnehmen könne. Es wurde darauf hingewiesen, daß der damalige preußische Kultusminister Dr. Goßler zu gleicher Zeit einmal Vize­präsident des Reichstags gewesen ist. Der Aeltestenrat soll wieder einberufen werden, sobald sich an der Festsetzung der nächsten Vollsitzung des Reichstags etwas ändern würde. Dem Vorschläge des Abg. Bell (Z.), der Regierung Hitler zunächst Gelegenheit zu geben, die Regierungserklärung in etwas größerer Ruhe vorzubereiten, schloß sich auch Prälat Leicht für die Bayerische Volkspartei an. Die Kommu-

ren Kämpfen um den Essener Wasserturm und Um Nach­barstädte. Manchmal leuchtete abends am Horizont der Flammenschein brennender Gebäude.

Mitten in der Nacht hatte das Freikorps eine Hundert­schaft gestellt, die nach Essen ziehen wollte, um dort schwer bedrängten Kameraden beizustehen.

Erschrocken fuhren die Bürger aus dem Schlafe auf.

Durch die Straßen tobte eine furchtbare Schlacht.

Nervenaufpeitschendes Tack-tack-tack-tack von Maschinen­gewehren. Donnernde Handgranatenaufschläge. Dröhnendes, unregelmäßiges Gewehrfeuer. Schreie. Rufe. Rennen Kommandos. Flüche.

Spritzende Einschläge an Hauswänden. Klirrende Fen­sterscheiben. Stürzende Dachziegel.

Die Bredenkamp-Jungen waren zur Mutter ins Bett gekrochen. Die drei lauschten mit klopfenden Herzen, schmer­zenden Augen, vertrockneten Kehlen in die wilde, flammen­de, krachende Nacht.

Als der Sturm vorüber war, wagte sich Heinrich ans Fenster.

Im unsicheren Scheine des Morgengrauens sah er un­deutlich drei gekrümmte Bündel auf der Straße liegen.

Gefallene!

Tote!

Der Frost schüttelte ihn.

Wankenden Schrittes tastete er sich in sein Bett. Krallte die Finger in die Kissen, wühlte erschüttert den Kopf in die Federn.

Aber immer deutlicher trat das Bild von den drei Toten vor seine Augen.

In namenlosem Unglück durchjammerte er den Rest dieser Nacht.

nisten wünschten, daß der Reichstag bereits am Dienstag über ihren Mißtrauensantrag gegen das Ka­binett Hitler-von Popen entscheide. Die Sozial­demokraten traten dafür ein, daß das Reichstagsplenum morgen schon die Verabschiedung der Beschlüsse des Haus­haltsausschusses gegen die Notverordnungen des Kabinetts von Papen durchführe. Nach Ablehnung dieser Wünsche kam es zu dem Beschluß, daß der Reichstag spätestens am Dienstag nächster Woche zusammentreten soll. Die genaue Festsetzung soll im Einvernehmen mit der Re- gierung erfolgen. Die Tagesordnung für die nächste Neichs- tagsvollsitzung soll unverändert nach der bisherigen Vorlage bleiben. Der Reichstag würde also zunächst die sozialpoliti­schen Verträge mit fremden Staaten ohne Aussprache er­ledigen und dann dieErklärung derneuen Reichs­regierung entgegennehmen.

Die Wahlen in Irland

Neue Sorgen Englands

Das endgültige Ergebnis der irischen Wahlen liegt jetzt vor. Die Verteilung der Sitze im neuen Dail. wie das irische Unterhaus heißt, ist folgende: Fianna Fall (die Partei de Valeras) 77, Partei Cosgrave 48, Zentrumspartei (Mittel­stand) 11, Unabhängige 8, Arbeiterpartei 8 und ein Mitglied der Unabhängigen Arbeiterpartei. Da die Gesamtzahl der Sitze 133 beträgt, hat de Valera die absolute Mehr­heit mit einer Stimme erhalten. Mt den Stimmen der Arbeiterpartei, die ebenso wie die Fianna Fall gegen den englisch-irischen Vertrag und bisher in allen entscheidenden Fragen mit de Valera gegangen ist, verfügt dieser über eine Mehrheit von 17 Stimmen. Praktisch ist de Valera jetzt Diktator des irischen Freistaats.

Mit diesem Ausfall der irischen Wahlen ist in den englisch- irischen Beziehungen, deren Geschichte voll von Kampf und Unterdrückung und Auflehnung ist, ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Das Ziel Cosgraoes war, den Wirt­schaftskrieg mit England zu beenden und da­durch die irische Wirtschaft wieder aus eine gesunde Grund­lage zu stellen. Eine solche Politik mußte den Umständen nach englandfreundlich sein. Danach war die Lage vom ersten Tag i des Wahlkampfs durchaus klar: de Valera vertrat die Rich­tung gegen England und den englislli-irischen Vertrag, und Cosgrave setzte sich für diesen Vertrag ein, durch den er als Freund Englands abgestempelt wurde, de Valera hatte auf diese Weise von vornherein die bestere Stellung bezogen. Er konnte die alten politischen Leidenschaften gegen England wecken, was um so leichter war, als England den Wirt­schaftskrieg gegen Irland zweifellos mit dem Hintergedanken führte, die Stellung de Valeras innerpolitisch zu untergra­ben. Cosgrave ist alles andere als ein Englandsreund. Er gehört, ebenso wie de Valera, zu den Männern, die im Oster- ausstand gegen England im Jabr 1916 ibr Leben für die irische Freiheit einsetzten. Aber im Laufe seiner mehr als zehnjährigen Regierung hat er den irischen Freistaat im Frie­den mit England nach jeder Richtung hin in erstaunlicher Weise entwickelt und ausgebaut, und er glaubte, mit Eng­land zu einer für Irland ehrenvollen und erfolgreichen Rege­lung der strittigen Fragen zu kommen und so den Wirt­schaftskrieg beenden zu können.

Das irische Volk hat sich am 24. Januar für de Valera entschieden und diesem für 5 Jahre die Herrschaft über den Freistaat übertragen. Mit Spannung und Sorge sehen die Engländer der weiteren Politik dieses Mannes, der für sie derböse Geist Irlands" tst, entgegen. De Valera hat wäh­rend des Wahlkampfs das Wort Republik geflissentlich ver­mieden. Es handelte sich dabei um eine Wahltaktik, auf die i er jetzt keine Rücksicht mehr zu nehmen braucht. Sein Ziel j ist volle Trennung von England, das heißt, die Loslösung des Irischen Freistaats aus dem britischen Reichs- verband. Nach de Valeras Sieg besteht noch weniger Aus­sicht als je, daß er nachgeben wird. Andererseits ist aber auch wenig Aussicht vorhanden, daß England der irischen Regierung entgegenkommt. Das Parlament wird auf eine Politik der wirtschaftlichen Strangulierung Irlands drän­gen. Das wird aber de Valera nicht schrecken, sondern ihn in seiner ausgesprochen autarkischen Politik nur noch be­stärken. Man muß sich jetzt auf eine Art irischen Füns- jahresplan in kleinem Format gefaßt machen, welcher der Bevölkerung schwere Härten auferlegt, aber von ihr, wie die Stimmung gerade unter der Jugend ist, mit Fana­tismus durchgehalten werden dürfte. Die Bevölkerung be­trägt knapp drei Millionen und ist dabei zum ganz über­wiegende« Teil landwirtschaftlich. An Nahrungsmitteln wird es d<.i Iren nicht fehlen. Auch haben sie zum Aufbau ' einer eigenen Industrie sich durch die Shannon- Kraftwerke stark von der englischen Kohle unabhängig gemacht. Andererseits fehlen aber zahlreiche Vorbedingun­gen für eine wirkliche Autarkie. Die innere sowohl wie die

Beim Hellen Morgenlicht sah er bebend noch einmal zum Fenster hinaus.

Die Bündel waren verschwunden.

Wo sie gelegen hatten, war Sand gestreut worden.

Wer war da gestorben?

Wer hatte da getötet?

Bredenkamp schritt durch eine fremde, schreckliche Welt, in der sein Herz fror.

Später hörte er, daß es die Spartakisten gewesen seien, die sich zusammengerottet hätten, um die Freischärler, die Ordnung im Lande schaffen wollten, zu vernichten. Sie seien mit der festen Absicht, zu zerstören, zu morden und zu brennen, in die Stadt gezogen. Und es sei ein Glück, daß das Freikorps die Hundertschaft aufgerieben habe. Sonst stände jetzt die Stadt in Flammen.

Das milderte sein Urteil, aber löschte das Entsetzen über die Vorgänge der Nacht in ihm nicht aus.

Er ging auch heute noch nicht zur Schule; er wäre ja doch nicht durchgekommen durch die zahlreichen Fronten des Kleinkriegs.

Dafür strolchte er durch die Straßen seines Stadtviertels, betrachtete mit Grauen die Spuren der Kugeln an den Mau­ern und die Sandflecken auf dem Pflaster.

Am Gasthaus stand ein Posten. Dessen Gesicht kam ihm bekannt vor. Der Soldat nickte ihm kameradschaftlich zu:

Na Kleiner, was macht denn deine Mutter?"

Jetzt erinnerte sich Bredenkamp: Der Soldat war an dem Tage, als das Freikorps einrückte, mit ihm in die Wohnung gegangen und hatte dann den Sanitäter geholt.

(Fortsetzung folgt.)

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