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Nummer 25
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Hitler Reichskanzler
Berlin» 30. Januar.
Der Reichspräsident empfing heule vormittag Adolf Hitler» sowie den Reichskanzler a. D. v. Pape» zu einer längeren Besprechung. Der Reichspräsident hat Hitler zum Reichskanzler ernannt und auf dessen Vorschlag die Reicheregierung wie folgt neu gebildet:
Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichskommissar in Preußen: Reichskanzler a. D. v. Papen;
Außenminister: Arhr. v. Neurath;
Innenminister: Staaksminister a. D. Dr. Frick, MdR.;
Reichswehr: Generalleutnant Frhr. v. Blomberg:
Finanzen: Gras Schwerin v. Krosigk (wie bisher);
Wirtschaft, Ernährung unh Landwirtschaft: Geheimer Finanzrak Dr. Hugenberg, Md.R.;
Arbeit: Stahlhelmführer Franz Seldke;
Reichspost und Verkehr: Frhr. v. Elh-Rübe nach (wie bisher):
Reichsminiskec ohne Geschäftsbereich und Reichskommissar für den Luftverkehr: Reichskagspräsidenk GS ring, zugleich mit der Wahrnehmung der Geschäfte de» preußi- schen Innenministers betraut.
Der Reichskommissar für die Arbeitsbeschaffung Dk. Gereke wird ln diesem Amt bestätigt.
Das Justizministerium bleibt vorläufig noch offen.
Reichskanzler Hitler hat heute Verhandlungen mit den» Zentrum und der Bayerischen Volksparkei ausgenommen.
Das neue Kabinett ist nachmittags 5 Ahr zu seiner ersten Sitzung zusammengetreken.
Vereidigung des Kabinetts Hitler
Berlin, 30. Jan. Der Herr Reichspräsident hat heute di« durch das Reichsministergesetz vorgeschriebene Vereidigung des Reichskanzlers Adolf Hitler und der Mitglieder der neugebildeten Regierung vorgenommen.
Das alte Reichskabinett Schleicher hielt sein« Schlußsitzung mittags 1.80 Uhr ab.
Lammers Staatssekretär der Reichskanzlei
Berlin, 30. Jan. Ministerialrat im Reichsministerium des Innern Dr. Lammers soll zum Staatssekretär der Reichskanzlei und der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Funk zum Leiter der Presseabteilung der Reichsregierung ernannt werden. Funk war früher führendes Mitglied der Schriftleitung der nationalen „Berliner Börsenzeitung".
Die entscheidende Besprechung
Berlin, 30. Jan. Heute vormittg kurz nach 11 Uhr erschien Herr v. Papen beim Reichspräsidenten, um ihm über das bisherige Ergebnis seiner Verhandlungen mit den Parteiführern zu berichten. Im Anschluß fand eine Besprechung beim Reichspräsidenten statt, zu der vor allem Herr v. Papen, Adolf Hitler und Dr. Hugenberg berufen wurden. Es handelte sich darum, zwischen den Ansprüchen der verschiedenen Gruppen der Harzburger Front in Beziehung auf die Regierungsbeteiligung einen Ausgleich zu finden. Schwierigkeiten bot die Frage der Eingliederung der SA., die Lösuyg der Preuhenfrage und die persönliche Besetzung einiger Reichsministerien.
Bei der Eingliederung der SA. in das neue Regierungsgefüge soll es sich um die Frage handeln, ob sie zu einer Hilfspolizeikruppe umzuformen sei.
Um Uhr fand eine Besprechung mit Zentrumsführern statt.
An der Besprechung nahmen die Aeichsminister Gö.- ring und Dr. Fr ick und von seiten des Zentrums die Aeichstagsabgeordneten Dr- Perlitius und Dr. Belt teil. Reichskanzler Hitler wird den Vorsitzenden der Zentrumspartei, Prälat Dr. Kaas, voraussichtlich am Dienstag vormittag 11 Uhr empfangen-
Erklärung des Zentrums
Die Zentrumspartei teilt parteiamtlich mit, daß bisher weder von seiten des Herrn v. Papen noch von selten der NSDAP. Verhandlungen über die Regierungsbildung ge^ pflogen Borden seien.
Dienstag de« 31. Januar 1933
Fernruf 479
68. Jahrgang.
Zu Ehren des Reichspräsidenten und aus Anlaß der Bildung des neuen Kabinetts Hitler veranstalteten die Groß- Berliner und Brandenburger Organisationen der SA. und SS. gemeinsam mit dem Landesverband Groß-Berlin de» Stahlhelm heute abend einen Fackelzug. Um 7 Uhr war Sammeln am Großen Stern im Tiergarten. Der Zug mar- Werke dann durch. die Charlottenburger Chaussee, das Brandenburger Tor, über die Linden nach der Wtthrlm- straße zum Kanzlerpaiais. Im Lustgarten löste sich der Fackelzug auf.
Die Sitzung der Zenkrumsfraktion wird erst am Dienstag nach der Unterredung Hikier-Kaas slattsinden. Rlan glaubt, daß das Zentrum vorerst eine abwartende Stellung einnehmen, keinesfalls aber in scharfe Opposition treten wird.
Der Äelkesienrat des Reichstags ist bereits für Montag nachmittag Z Uhr einberufen worden.
Die Sozialdemokraten und die Kommunisten werden im Reichstag Mißtrauensankräge gegen das Kabinett Hitler einbringen.
Der Haushalksausschuß des Reichstags ist für Mittwoch wieder einberufen worden, um die Beratung über die Ar- beiksbeschasfungsfragen forlzusehen. — Außerdem tagt am Mittwoch der Wohnungsausschuh. — Die Sitzung des volkswirtschaftlichen Ausschusses, in der der Reichswirtschafks- minister eine Rede halten wollte, ist abgesagt worden.
Eine große Kundgebung der Sozialdemokratischen Partei. de» Reichsbanners und der Eisernen Front im Berliner Lustgarten „für eine Einheitsfront gegen die Reaktion" am
Samstag ist ohne bedeutendere Zwischenfälle verlauf.«. ZS Personen wurden zwangsgestellt.
Der Ständige Internationale Gerichtshof gibt bekannt, daß er seine Entscheidung im deutsch-polnischen Neckst-si est in einer öffentlichen Sitzung verkünden werde, die aus d.n 4. Februar um 10.Z0 Uhr anberaumt worden ist.
Der französische Staatspräsident Lebrun hat dem sozial- radikalen Abgeordneten Daladier die Bildung des reuen Kabinetts übertragen, der. wie verlautet, ein ausschließlich radikales Kabinett mit Anlerskühung durch Herrtot bilden will. Daladier war Kriegsministerim vorigen Kabinett. Daladier hat den Sozialisten Beteiligung an der Regierung angeboten.
Das endgültige Ergebnis der Walsien zum irische« Landls« lst: Partei de VÄera 77 Mandate. Partei Losgeave 4S. Unabhängige 8, Mittelparkei 11. Arbeiterpartei 8 und Ur.abh. Arbeiterpartei 1 Mandat.
Das neugewählke irische Parlament ist auf 8. Februar einberufen worden.
Die große Mehrheit der Mitglieder der Handelskammern der Vereinigten Staaken hak sich für einen neuen Aufschub der Sriegsschuldenzahlungen ausgesprochen, dem eise neue Regelung auf der Grundlage von Zugeständnissen handelspolitischer Natur und der Herabsetzung der Rüstungsausgaben folgen müsse.
Im Niederländisch-lndischen Kriegshafen Socrabaja haben die Korporale und Matrosen auf drei Kriegsschiffen am Montag morgen den Gehorsam verweigert. 40 Rädelsführer wurden verhaftet.
Die Haltung der Bayerischen Volksparkej
Di« Bayerische Volkspartei-Korrespondenz trat dafür ein, die Haltung der Partei von dem Ergebnis der Verhandlungen des Herrn v. Papen abhängig zu machen. Ueber di« Absichten Papens sei die Partei bis jetzt nicht unterrichtet worden. Die Bayerische Volkspartei werde jeden Kanzler unterstützen, dem eine wirkliche Konzentration aller nationale« Kräfte gelinge. Kampfkabinetten mit Klassenkampfcharakter, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen, und Reichsregierungen, di« sich um Recht und Verfassung nicht kümmerten, und die so zum Schrittmacher der Revolution werden müßten, werde die Bayerische Bilks» partei nach wie vor ihren Widerstand entgegensetzen.
Das Kabinett Hitler
Berlin, 30. Jan. Die Neubildung des Reichskabinetts hat sich in der Wilhelmstraße rein äußerlich ohne den großen Aufwand vollzogen, den nian sonst bei solchen Anlässen beobachten konnte, die mit Adolf Hitler zusammenhängen. Die Ernennung des Kabinetts kam aber auch den politischen Kreisen verhältnismäßig überraschend. Während des ganzen Vormittags schätzt« man dis sachlichen Schwierigkeiten noch so hoch ein, daß man frühestens für den späten Nachmittag oder Abend an eine Lösung der Krise glaubt«. Der Herr Reichspräsident selbst dürste den größten Wert darauf gelegt haben, daß die Krise so schnell wie möglich beendet wurde, und zwar wohl nicht zuletzt im Zusammenhang mit der wilden und zum Teil unverantwortlichen Gerüchte- macherei, die sie begleiteten.
In maßgebenden Kreisen wird betont, daß das neue Kabinett sich eine parlamentarische Mehrheit suchen werde. Das Amt des Rsichsjusttzminislers und die Aemter der stellvertretenden preußischen Skaakskommissare. mit Ausnahme dessen für das Innenministerium, wurden noch offengehalten, um auch dem Zentrum und der Bayerischen Volkspariei Möglichkeiten einer aktiven Beteiligung zu geben. Allerdings dürfte bei beiden Parteien wohl kaum mehr als eine „Tolerierung" zu erreichen sein.
Man darf annehmen, daß an der Spitze der programmatischen Arbeiten des neuen Kabinetts soziale Maßnahmen stehen. Ueber das Programm ist zwischen den Beteiligten in den Besprechungen, die seit Samstag im Gang sind, weitgehende Einigung erzielt worden, so daß der Herr Reichspräsident die Ernennung heute mittag vollziehen konnte. Dabei ist auch besonders zu beachten, daß einige sehr angesehene Mitglieder des alten Kabinetts auch der neuen Regierung angehören.
Als die Nachrichten von der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler bekannt wurde, sammelten sich in den ersten Nachmittagsstunden vor dem Kaiserhof größere Menschenmengen an. Die Nationalsozialisten brachten ihrem Führer Huldigungen dar.
In politischen Kreisen richtet sich das Hauptinteresse jetzt auf die Frage, ob das Zentrum sich zu einer Tolerierung oder sonstwie gearteten Unterstützung des Kabinetts Hitler bereitfindet. Sollte die Mehrheitsbikdung nicht zustande kommen, so ist nach Auffassung unterrichteter Kreise kein Zweifel, daß der Reichstag aufgelöst und neu gewühlt wird.
Die Mitglieder des neuen Kabinetts
Berlin, 30. Jan. Das neue Kabinett Hitler hat aus den bellrn vorangegangenen Regierungen fünf Persönlichkeiten übernommen, nämlich den Vizekanzler von Papen, den Reichsaußenmimster von Neurath, den Reichsfinanzminister Schwerin von Krosigk, den Reichsoerkehrsminister Eltz von Rübenach und den Retchskommissar für Arbeitsbeschaffung Dr. Gereke. Diese Minister haben bekanntlich mit Ausnahme Papens in gleicher Eigenschaft auch d«n Kabinett Schleicher angehört.
Reichskanzler Hitler
Die Persönlichkeit des neuen Reichskanzler« ist durch die Rolle, die Adolf Hitler seit Jahren im politischen Leben Deutschland» spielt, so hinreichend bekannt, daß hier nur an einige Daten sein«» Lebens erinnert zu werden braucht.
Adolf Hitler wurde am 20. April 1889 als Sohn eine» Zollbeamten in Braunau am Inn (Oberöstcrreich) geboren, wo «r bis zum Tod seiner Eltern die Realschule besuchte. Seine zeichnerisch« Begabung ließ in ihm den Wunsch wach werden, sich zum Baumeister auszubilden. Nach praktischer Tätigkeit ging er im Jahr 1912 nach München, wo er am zweiten Mobilmachungstsg 1914 ein Gesuch an das bayerische Kriegsministerium um Einstellung als Kriegsfreiwilliger richtet«. Den Krieg machte er vom Oktober 1914 bis Oktober 1918 an der Westfronr mit, wo er sich das Eiserne Kreuz 1. Klasse erwarb. Im März 1919 nahm er an der Bekämpfung der Räteregierung in München teil und trat dann der „Deutschen Arbeiterpartei" b«l, die damals nur aus sechs Personen bestand. Bald übernahm er dt» Führung dieser Gruppe und fand mehr und mehr Anhang. Am 8. November 1923 kam es zu den bekannten Ereignissen im Bür- qerbräukeller, wo Hitler die Berliner Regierung für abgesetzt erklärt und eine Nationalregier" og eingesetzt hatte. Hitler wurde verhaftet und am 1. April 1924 zu ü Jahren Festung verurteilt. Er trat die Strafe in Lanbsv-"'« am Lech an, erhielt aber schon nach Ablauf eines Jahrs Stroüinter- brcchung mit einer Bewährungsfrist von 4 Jahren. Ein ibm ouf- erlegtes Redeverbot wurde in Bayern im Jahr 1927 und in Prn>- ßen 1928 ausgehoben. Den ersten parlamentarischen Erfolg erzielte die Nationalsozialistische Partei, als sie im -" 0 ""ar 1930 in Thüringen mit Dr. Fr ick als Innenminister in ine Regierung eintrat. Im Jahr 1932 ließ sich Hitler als Kan^d-it bei der Reichspräsidentenwahl aufstellen, die jedoch eine Wiewahl Hindenburg brachte.
Innenminister Dr. Frick
Der neue Reichsinnenminister Dr. jur. " >lm Frick wu-^e am 12. März 1877 als Sohn eines Volks,chullehrerr in Alsenz (Pfalz) geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kaiserslautern studierte er Rechtswissenschaft und war nach Absolvierung der juristischen Ausbildungszeit von 1907 bis 1917 Bezirksamtsassessor in Pirmasens und dann bei der Polizeidirektion in München als Oberamtmann tätig. Seit der Revolution betätigte er sich in der Politik, und zwar als Anhänger und Parteigäno-r Adolf Hitlers. Frick hatte Hitler beim Münchner Putsch unterstützt und wurde vom Volksgericht zu Festungshaft veru"- teilt, im Disziplinarverfahren aber freigesprochen. Seit der zweien Wahlperiode 1924 hat er ein Mandat im Reichstag inne, u-ch zwar auf Grund des Reichsvorschlags der NSDAP. Im J"' r 1930 übernahm Dr. Frick in Thüringen das Min ist er tu i des Innern und wurde von seiner Stellung als Oberar-'- LMtzell Ms, seinen MlW-LtraL^Sunden.