häi wegen 8er aüßerordenillch'niedkigen Belegung mit Kranken bei der Stadtgemeinde die Aufhebung des Krankenhauses bean­tragt, weil die Kosten in keinem Verhältnis mehr stehen. Als Gründe des niederen Belegungszustands wurde in der Hauptsache die geschwächte Leistungsfähigkeit sowohl der Krankenkassen wie der ! Privatpersonen angeführt.

Göppingen, 6. Jan. W o ll g ar n d i e b st ä h l e. In einer größeren Wollgarnfabrik des hiesigen Bezirks, die Welt.uf besitzt, > wurden in den letzten Tagen größere Wollgarndiebstähle aufgedeckt. Als Täter ist ein im Betrieb tätiger jüngerer Arbeiter aus Böh- menkirch, L>A. Geislingen, ermittelt, der die gestohlenen Garne ! einem in Eislingen wohnhaften, verheirateten Kraftwagensührcr, ! der wegen Wolldiebstählen schon oft und schwer vorbestraft ist, . zuleitete. Beide sind festgenommen. j

Heidenhsim, 6. Jan. Fleischpreisermäßigung. Gemäß ! Beschlusses der Metzgerinnung Heidenheim tritt ab Samstag, 7. Ja- ! nuar, eine weitere Fleischpreisermähigung ein, und zwar um j S Pfennig pro Pfund. i

Apflamoer, OA. Niedlingsn, 6. Zun. Brand. Mitt­woch nachmittag stand das Wohnhaus mit Scheuer des Anton Dreher in Hellen Flammen. Mit knapper Not kann- ten die Kühe und Schweine in Sicherheit gebracht werden, während alle übrige Fahrnis verbrannte. Das ganze Ge­bäude brannte nieder. Auch das Nachbarhaus von Andr. Schneider fing Feuer. Die Scheuer ist ganz und Las Wohn­haus teilweise abgebrannt. Hier konnte wenigstens noch ein Teil der Fahrnis gerettet werden. Ob Brandstiftung vor­liegt, kann noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.

Ravensburg. 6. Jan. WegenSchwarzbrennerei hatte der Landwirt und Pächter zur Krone in Plochingen OA. Saulgau, Ludwig Knaus, einen Strafbescheid über 887 Mark Geldstrafe und 1 Woche Gefängnis nebst Ein­ziehung der Brennerei erhalten. Der Einspruch hiergegen kam vor dem hiesigen Schöffengericht zur Verhandlung. Weil das Geschäft schlecht ging, hatte sich Knaus auf die Schwarzbrennerei verlegt, die er in der Küche betrieben hatte. Die Grundlage bildete ein Kartoffeldämpfer und den übrigen Bedarf lieh er sich bei mehreren Flaschnern anfer­tigen, um keinen Verdacht zu erregen. Durch das viele Ab­laufen von warmem Wasser von der Küche in den Hof kam die Sache aber doch heraus. Es war bei Berechnung der Strafe angenommen worden, baß Knaus 40,3 Liter Schnaps erzeugt hatte. Es war auch Wertersatz in Höhe von 261 Mark ausgesprochen worden. Auf den Einspruch wurde die Geldstrafe auf 132 Mark ermäßigt unter Annahme einer geringen Ausbeute. Bei der Gefängnisstrafe und Einzug der Brennerei verbleibt es. > , >

Immer nach steigende A r b e it s l o se n z a h l. Nach dem Bericht des Arbeitsamts Ravensburg über die Lage des Arbeitsmarktes in der Zeit vom 13. bis 31. De­zember 1932 stieg die Zahl der männlichen Arbeitssuchenden um weitere 379 auf insgesamt 4272 an, während bei den weiblichen eins Abnahme um 22 auf 1132 festzustellen ist. Insgesamt zählte man am Jahresende 5404 Arbeitssuchende gegenüber 5029 am 15. Dezember und 5383 am Ende des Vorjahrs.

Wegen Brandstiftung verhaftet. Unter dem Verdacht der Brandlegung in seinem eigenen Grundstück wurden der Landwirt Hund in Aulwangen und sein Knecht in Haft genommen.

Jnneringen in Hohenz. 5. Jan. Todesfall. Am Diens­tag abend ist Bürgermeister Joses Kempf im Alter von 63 Jahren gestorben. Im Jahr 1905 war er erstmals zum Bürgermeister gewählt worden.

Zwangsversteigerung. Bei der Zwangsversteigerung der Wirt­schaft und Metzgerei zurKrone" inHorrheim, OA. Vaihingen, blieb H. Esich von Kleinsachsenheim mit 16 000 ^ Meistbietender und erhielt den Zuschlag. Vor zwei Jahren kostete die Wirtschaft noch 33 000 Mark.

Lokales.

Wildbad, 7. Januar 1933.

Eröffnung der Gesundheits-Ausstellung in Wildbad. Am Donnerstag, den 5. Januar 1933, vormittags 11 Uhr, wurde die nur kurze Zeit in Wildbad weilende Gesundheits-Aus­stellung in Anwesenheit staatl. und städt. Behörden, der hiesigen Aerzte und Lehrer eröffnet. Herr Bürgermeister Baetzner begrüßte die Anwesenden und sprach dem Lan- desgesundheits-Amt als Veranstalter der Ausstellung herz­lichen Dank aus. Im Anschluß hieran hielt Herr Oberamts­arzt Medizinalrat Dr. Lang, Calw einen erläuternden Vortrag unter dem vom Reichspräsidenten von Hindenburg geprägten Motto:Die Gesunderhaltung des deutschen Vol­kes ist eine der wichtigsten staatlichen Aufgaben". Grundlage jeder Gesundheitswirtschaft sei darum die höchste Entwick­lung des Willens zur Gesundheit und das Wissen der Wege, die zu diesem Ziele führen. Für weitere Kreise, besonders die Landbevölkerung, sei die Volksbelehrung über gesund­heitliche Lebensführung noch etwas Neues und Fremd­artiges. Hier Wege der Erkenntnis zu bahnen, sei darum in erster Linie Sinn und Zweck der Ausstellung. Lehre doch längst die neue Erkenntnis der Wissenschaft, daß gerade die Ernährung der Landbevölkerung, ihre Wohnungsverhält­nisse, Säuglingspflege, ihre Anschauungen über Alkoholge­nuß usw. durchaus nicht immer die richtigen seien. Dies beweise vor allem die Tatsache, daß die Sterblichkeit auf dem Lande heute vielfach höher sei als in der Stadt. Gerade hier gelte es deshalb, durch Aufklärung gegen vorherrschende Unkenntnis anzukämpfen. Neben der Aufklärung durch Aus­stellungen und Vorträge falle hier der Schicht der Gebilde­ten durch praktisches Vorleben der modernen hygienischen Lebensregeln und -Anschauungen eine besondere Aufgabe zu. Das überzeugende Beispiel des Pfarrers, des Lehrers usw. werde seine Wirkung auf die Dauer sicher nicht ver­fehlen. Für die Schule sollte die Pflicht der gesundheitlichen Erziehung der Jugend immer mehr zur Selbstverständlich­keit werden. Besonders die von dem Gelernten überzeugten Kinder bereiten dann zu Hause den Boden für die eigent­liche hygienische Velehrungsarbeit vor. Wirksamer noch als Einzelvorträge, Lichtbilder und Kurse in Säuglings- oder Krankenpflege, weil umfassender und dadurch wertvoller, sei eine Gesundheitsausstellung wie die nunmehr eröffnete. Berufen, das Interesse und Verständnis für gesundheitliche Fragen allgemein zu wecken, zeige sie im belehrenden Bei­spiel, im Bild und Modell, in ihrer ersten Abteilung den Bau des Menschen und seine Lebensfunktionen, um so den Grund zu legen für die übrigen Abteilungen der Aus­stellung, die alle dem Wohlergehen dieses Körpers und sei­nem Schutze vor Schädigungen aller Art gewidmet seien. So folge der Abteilung des Körperbaus eine solche über Zahn­pflege, eine weitere über Ernährungsfragen, den Wert der Leibesübungen, über die Tuberkulose und ihre Bekämpfung; hie sechste Abteilung zeige einiges vom Krebs, die nächste

unterrichte über den Alkohol und seine Auswirkungen, und > einer Abteilung über Gewerbehygiene, Erste Hilfe und Un­fallverhütung schließe sich eine solche der überaus wichtigen Säuglings- und Kinderpflege an. Die letzte, nur für Er­wachsene zugängliche Abteilung über die verschiedenen Ge­schlechtskrankheiten falle im Rahmen der gesamten Aus­stellung ein besonders wichtiger Anteil am Werke der Auf­klärung und Belehrung zu. Mit dem Wunsche, daß die Aus­stellung auch in unserer Stadt die erhofften Früchte trage zum Segen des Einzelnen und der Gesamtheit beendete Me­dizinalrat Dr. Lang seine eindrucksreichen Darlegungen. Stach dem überaus interessanten Bortrag fand eine für den Laien noch interessantere Führung durch Herrn Med.-Rat D. Lang statt. Beginnend mit dem Aufbau des Körpers, des Blutkreislaufs und des Nervensystems ging der Führer zur Tätigkeit und Nützlichkeit der einzelnen Organen über, um dann an Hand von Bildern und Modellen die Störungen (Krankheiten) derselben zu erläutern und Vorbeugungsmah­regeln zu erklären. Es würde zu weit führen, auf Einzett heiten oder gar auf alles zu Sehende in der Ausstellung einzugehen. Raten möchten wir dringend jedem Einzelnen, die an Uebersichtlichkeit und Aufbau mustergiltige, von der Geschäftsführerin des Landesausschusses, Frl. Aufhammer geleitete Ausstellung zu besuchen. Täglich finden Führungen durch die Aerzte statt, und zwar heute Samstag nach­mittag um 5 Uhr für die Sportvereine durch Dr. med. Sommer; Sonntag um 11 Uhr, Allgemein-Führung durch Dr. med. dent. Waidner, 3 Uhr durch Stadtarzt Dr. med. Grunow. Der Eintrittspreis ist so nieder gehalten, daß es jedermann möglich ist, diese interessante und wissen­schaftliche Schau zu besuchen.

Sitzung des Gemeinderats

am Donnerstag, den 5. Ianuar 1SZZ.

Anwesend: Vorsitzender und 15 Mitglieder; außerdem 11 Zuhörer.

1. Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsregierung.

Der Vorsitzende weißt bei Eröffnung der Sitzung darauf hin, daß dieser Punkt der Tagesordnung die Ursache der heutigen außerordentlichen Sitzung des Gemeinderals sei. Lurch einen Erlaß des württ. Wirtschaftsministeriums, in Verbindung mit dem Innenministerium, wurden die Ge­meinden aufgesordert, Arbeiten zu nennen, die für das Ar­beitsbeschafsungsprogramm der Reichsregierung, dem soge­nannten Gerekeplan, in Betracht kommen. Der Vorsitzende schlägt vor, folgende Bauarbeiten, für die die Pläne und Voranschläge schon bereit liegen, in Vorschlag zu bringen: 1. die Korrektion der Rennbachstraße und des Rennbachs (Kostenaufwand 34 000 KU, darunter 20 000 Ml Arbeits­löhne); 2. den letzten Teil der großen Kläranlage (Kosten­aufwand 90 000 KU, darunter 50 000 KU Arbeitslöhne); 3. den Ausbau der Wasserversorgung und 4. den Neubau der Sparkasse (Kostenaufwand 60 000 KU, darunter 36 000 KU Arbeitslöhne, der von der Sparkasse selber finanziert würde. Ueber diesen Punkt der Tagesordnung entfaltet sich eine rege Aussprache, an der fast sämtliche Mitglieder des Gemeinderats teilnehmen. Die Mehrheit sprach sich dahin aus, daß die Herstellung der Rennbachstratze eine der vor­dringlichsten Ausgaben fei; sie bilde ein wichtiges Stück der Kläranlage. Stadtrat Britzelmaier spricht für eine ge­meinsame Kläranlage der Enztalgemeinden abwärts der Enz; den vorgesehenen Platz für einen Neubau der Spar­kasse hält der Redner für unzweckmäßig und bezeichnet die­sen Plan als Schwabenstreich. Stadtrat Willig hält den Sparkassen-Neubau für die wichtigste Frage, da hierdurch viele Handwerker, nicht nur die Arbeitnehmer, Arbeit be­kommen würden. Stadtrat Waidelich regt an, auch den Umbau der Trinkhalle in das Arbeitsbeschafsungsprogramm mit einzubeziehen. Die Stadträte Schanz, Fritzsche und Stephan sind mit dem Vorschlag des Vorsitzenden ein­verstanden; letzterer mit der Einschränkung, die Kläranlage für nicht so wichtig zu halten. Stadtrat Britzelmaier und Kloß sprechen gegen den Sparkassen-Neubau; man solle die Gelder der Privatwirtschaft zur Verfügung stellen, dann würde nicht nur für 60 000 KU.gebaut, sondern min­destens für das doppelte. Stadtrat Straßer tritt für Er­lassung der Steuern ein, namentlich der Gebäudeentschul- ^ dungssteuer, da dann die Hausbesitzer diese Gelder für Re­paraturen verwenden könnten. Der Vorsitzende wäre mit der Beseitigung der fraglichen Steuer ebenfalls einverstanden; diese Beseitigung aber nur von oben herab, durch entspre­chende Anträge der politischen Parteien, kommen könne. Er stellt weiter verschiedene Aeußerungen der Redner richtig; die Herstellung der Rennbachstraße ohne Kläranlage würde von den Vorgesetzten Behörden nicht genehmigt. Betreffend des Platzes für den event. Neubau der Sparkasse ist der Vorsitzende gegenteiliger Ansicht; er bezeichnet den vorge­sehenen Platz in der Nähe der Bäder als gut geeignet für den Neubau. In seinen weiteren Ausführungen gibt der Vorsitzende Aufklärung über die Finanzierung des Neubaus, da hier bei verschiedenen Rednern anscheinend irrige Mei­nungen vorherrschen. Nachdem nochmals die Stadträte Galt, Stephan, Schanz und Willig zu Wort ge­kommen waren, wurde das Arbeitsbeschafsungsprogramm der Stadtverwaltung einstimmig gutgeheißen und wird nun in dieser Form dem Wirtschaftsministerium unterbreitet werden.

2. Einführung der Filialsieuer. Durch diese Steuer wer­den Filialbetriebe betroffen, die Waren im Kleinhandel ver­kaufen. Das Gesetz hat dem Mittelstand nicht das gebracht, was es von ihm erhoffte. Einstimmig wurde der Beschluß gefaßt, diese Filialsteuer zur Einführung und Erhebung zu dringen. Es knüpfte sich dann an diesem Beschluß eine kleine Kontroverse, wie der Errichtung weiterer Filialbe­triebe entgegengewirkt werden könne, um den einheimischen Handel zu unterstützen. In den Ausführungen kam zum Ausdruck, daß nur Selbstzucht hier zu einem Erfolg führen könne. Von den Vertretern der Gewerkschaften wurde er­klärt, daß nur eine höhere Entlohnung der Arbeiterschaft diese wieder veranlassen könnte, bessere und teuere Bedarfs­mittel zu verbrauchen und damit wieder einheimischer Han­del und Gewerbe unterstützt würden. Weiter wurde festge­stellt, daß auch hiesige Gewerbetreibende darunter sind, die manches von auswärts kaufen, was sie hier ebensogut und wohlfeil haben könnten.

3. Notstandsarbetten. Die Arbeiten betreffend Kanali­sation der König-Karlstraße vom Elektrizitätswerk 2 bis zur Brücke der Uhlandshöhe wurden wiederholt zur Vergebung ausgeschrieben. Eine Wiederholung war notwendig, weil das Arbeitsamt nachträglich einen Stundenlohn von 60 Pfg. bewilligte, vorher 50 Pfennig. Der Stadtbaumeister gab nähere technische Erklärungen, besonders über die voraus­sichtlichen Schwierigkeiten beim ersten Los. Bekanntlich ist die ganze Arbeit in drei Lose eingeteilt. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden. Eingegangen sind sechs j

Offerten; die ersten vier Unternehmer und zwar die Firmen Wilh. Schill, Wilh. Maier, Karl Krauß und Herrn. Bon, gaben ein gemeinsames Angebot ab; die Endsumme sar alle drei Lo>e beträgt 22 085.35 KU. Bei der Firma Wutz. Krauß beträgt das Angebot für alle drei Lose 22 258 KU und bei Firma Karl Etzel 39 700 KU. Die obengenannten vier Unternehmer knüpfen an ihr Angebot die Bedingung, daß sie die Arbeit nur als ganzes übernehmen können. Lne,e Bedingung ergibt sich aus der Schwierigkeit des ersten Lo- ses, wo Sprengungen vorzunehmen sind und ein«. Liese bis zu sechs Meter erreicht wird. Auf der anderer» stand das Angebot des Unternehmers Wilh. Krau^, o-r beim dritten Los der billigste ist. Aus der Mitte d»s Ge­meinderats wurde gewünicht, daß künftig bei Bergeoungen keine Bedingungen seitens der Unternehmer gestellt weroen dürfen. Nach längerer Aussprache wurde über den wenge- hendsten Antrag des Stadtbauamts abgestimmt, die ganze Arbeit an die vier ersten Unternehmer zu vergeben. In ge­heimer Abstimmung wurde der Antrag mit 7 gegen 6 Stim­men abgelehnt. Die Stadträte Bott und Schill hatten schon vorher den Sitzungssaal verlassen. Ein Antrag, die beiden ersten Lose an die vier Unternehmer zu vergeben und die Beschlußfassung über das dritte Los auszusetzen, fand eben­falls keine Gegenliebe. Schließlich wurde nach Rücksprache mit dem Unternehmer Wilh. Schill und telephonischer Un­terredung mit Unternehmer Wilh. Krauß beschlossen, die Kanalisationsarbeiten den fünf Firmen Wilh. Schill, Wilh. Maier, Karl Krauß, Herm. Bott und Wilh. Krauß zu über­tragen. Das Anführen der Röhren wurde ebenfalls ver­geben; sechs Angebote waren eingegangen: das niederste belief sich auf 273.40 KU, das höchste auf über 1000 KU. Die Arbeit wurde dem Fuhrgeschäst Sieb Witwe um den Preis von 273.40 KU übertragen. Im Anschluß berichtete der Vorsitzende über die Verhandlungen mit dem Straßen- und Wasserbauamt Calw bezw. dessen Vertreter, Herr Bau­rat Geiger, und mit der Reichsbahn. Baurat Geiger wird ein Gesuch wegen eines Zuschusses zur Herstellung und Anderslegung der Auffahrtstraße zum Bahnhof und König-Karlstraße von der Staatsstraße aus, befürworten. Die Auffahrt tritt in die Unterhaltung, nicht Eigentum der Stadt. Zur Ermäßigung des Anerkennungszinses wurde nochmalige Prüfung in Aussicht gestellt. Eine unentgeltliche Abführung der Abwasser aus den Dienst- und Wohnge­bäuden der Reichsbahn kann nur solange erfolgen, als die Stadtgemeinde keine allgemeine Kanalgebühren erhebt, de­ren Einführung mit der Zeit aber mal kommen wird.

4. Sonstiges. Unter diesem Punkt brachte der Vorsitzende zur Kenntnis, daß die weitere Arbeit für den freiwilli­gen Arbeitsdienst mit 7200 Tagewerken und 12960 KU genehmigt ist. Neue einschneidende Bedingungen sind hiezu vom Landesarbeitsamt erlassen worden. So muß da« halboffene Lager durchgeführt werden, ohne das kein frei­williger Arbeitsdienst mehr genehmigt wird. Der Vorsitzen­de berichtete über die Auseinandersetzungen, die er mit den in Betracht kommenden Herren hatte und die an Schärfe nichts zu wünschen übrig ließen. Das geschlossene Lager konnte vorläufig noch verhütet werden; eingegangen werden mußte auf die Forderung, daß den Teilnehmern am frei­willigen Arbeitsdienst ein tägliches warmes Essen in einen: besonderen Raum gereicht wird. Zu diesem Zweck wurden die unteren Räume im alten Postamt gemietet, für die ein monatlicher Mietzins von 50 KU gezahlt werden muß. Die Mehrzahl der Mitglieder des Gemeinderats waren über diese neuen Bedingungen nicht sehr erbaut und gaben ihrer Mei­nung darüber zum Teil in recht kräftigen Worten Ausdruck; mußten aber erkennen, daß Einspruch hiergegen wenig Wert haben wird. Der ganze freiwillige Arbeitsdienst steht oder fällt mit Einführung oder Ablehnung des halboffenen La­gers. Der Vorsitzende wollte nun die öffentliche Sitzung schließen; vorher wurden aber noch einige Anfragen ge­stellt. Stadtrat Bott fragt an, wie es komme, daß der Druck der 10 000 Lose für die Wohlfahrtlotterie einer Psorz- 'heimer Druckerei übertragen worden sei, die hiesigen Buch­druckereien dabei aber übergangen wurden. Der Vorsitzende erwiderte, daß auf Erkundigung hin in Stuttgart erklärt worden sei, daß der Druck von Losen nur einigen Druckereien in Württemberg gestattet ist, darunter auch der Firma Donatus Weber in Pforzheim und wurde daher dieser Firma der Auftrag zugeteilt. Stadtrat Waidelich führt Beschwerde, daß beim Bau der Kleinenztalstraße drei Leute von hier mit einem Stundenlohn von nur 45 Pfennig be­schäftigt werden. Es sprachen hierzu noch die Stadträte Galt und Britzelmaier. Nachdem der Vorsitzende verschiedene irrige Ansichten und Meinungen geklärt hatte, wurde die öffentliche Sitzung endgültig geschloffen. Schluß 8.15 Uhr.

In der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung befaßte sich der Gemeinderat u. a. mit der Neuerrichtung der Wach- und Schließgesellschaft. Wie wir nachträglich erfahren, wurde Wilhelm Keßler als Wächter der Wach- und Schließ­gesellschaft gewählt. L.

kleine Nachrichten «ns aller Nell

DieAllanlique" vor der englischen Küste. Der brennende fran­zösische DampferAtlantique" wurde am Donnerstag morg-n 3.38 Uhr wenige Meilen von der Küste entfernt bei Portland-Bill ge­sichtet, nachdem er durch den Wind etwa 108 Kilometer von der Unglücksstätte nach dem Norden getrieben worden war. Tausende von Menschen sahen von den Klippen dem ungewöhnlichen Schau­spiel zu. Ein französisches Kriegsschiff und acht Schlepper begleiten das Wrack. Die Schlepper versuchten, in das Innere des Schiffe« Wasser zu pumpen. Die Decks sind eingestürzt, der Bord rmast ist umgefallen. Die Seitenwände sind noch immer stellenweise rot­glühend. Das Schiff soll womöglich an die französische Küste ge­schleppt und hier versenkt werden. Nach Seerecht wird ein von der Besatzung verlassenes Schiff Besitz dessen, der es in Schlepptau nimmt. Wenn dieAtlantique" an der englischen Küste auflau' :i würde, hätte der englische Staat Anspruch auf ein Viertel des Werts.

Der französische Handelsminister erklärte, nach den überein­stimmenden Zeugenaussagen sei böswillige Brandstiftung vollkom­men ausgeschlossen. Es könne sich nur um ein unglückliche» Zu­sammentreffen verschiedener Zufälle handeln. Die Entschädigungs­summe in Höhe von 1,2 Mill. Pfund ist, wie Evening Standard berichtet, am Donnerstag von der englischen Versicherungsgesell­schaft Lloyd Underwriters bereits ausbezahlt worden.

Moskerbrand. Durch ein Großfeuer wurde am Dienstag abend m der holländischen Stadt Zwolledas Dominikaner­kloster, ein umfangreiches Gebäude, das im Jahr 1900 im gotischen Stil erbaut worden ist, so gut wie völlig zerstört. Hierbei wurden auch die kostbare Bibliothek, das Archiv des Dominikanerordens und zahlreiche kostbare Gemälde ein Raub der Flammen. In der Bibliothek befanden sich mehrere jahrhundertealte Handschriften, für die es keinen Ersatz mchr M- . ^