Rede des Reichskanzlers, di^ ihm wohl zu friedlich erschienen sein mag, in der gedachten Weise, um gegen Deutschland und die Reichsregierung in gewohnter Weise Hetzen zu können.
Französisch-spanische Freundschaft
Paris, 18. Okt. Von dem amtlichen Besuch Her» riots in Madrid, der als Einleitung einer „neuen und wirklichen Entente" zwischen Frankreich und Spanien on.^sshen wird, erwartet man vor allem auch eine S:' . , der Stellung Frankreichs auf der Abrüst u : nserenz und die Unterstützung des fran
zösischen "lbrüstungs- und Sicherheitsplans durch Spanien, --ne enge diplomatische Zusammenarbeit soll sich nicht nur s Marokko, sondern auch auf Genf und die französische Sicherheit im Mittelländischen Meer erstrecken. Die vor einigen Jahren von dem spanischen Diktator Prima de Rivera eingeleitete i l a l i e n i s ch-spanische Zusammenarbeit, die in Frankreich seinerzeit eine starke Mißstimmung hervorrief, gilt als endgültig abgetan.
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Der Londoner „Daily Telegraph" erinnert daran, daß die französische Regierung auf der Abrüstungskonferenz vorgeschlagen hat, in Spanien ein Lager von schwerem Kiegsmaterial zu errichten, das dem „Völkerbund" in Ernstfällen zur Verfügung stehen und zur Unterstützung eines altgegriffenen Staats dienen sollte. In Spanien würde ein derartiges Waffenlager „ganz außerhalb der Reichweite Deutschlands" liegen. — Aber in unmittelbarer Reichweite Frankreichs — muß man hinzufügen. -
Die Regierungskrise in Rumänien
Bukarest, 18. Okt. König Carol hat das Rücktrittsgefuch des Erstministers Vaida angenommen. Danach hat Tit u- lescu, der Gesandte in Paris, gesiegt. Vaida hatte dem König Carol eine neue Note des französischen Ministerpräsidenten Herriot vorgelegt, in der Herriot die rumänische Regierung wieder auffordert, mit Sowietrußland einen Nichtangriffsvertrag abzuschließen. Titu- lescu, der enge Verbindungen mit der französischen Rechten und mit Tarüieu unterhält, ist dagegen mit diesen entschieden g e g e n Nichtangrisfsvertrüge. Unld der König entschied sich für Titulescu, für den auch der Minister des Innern, Micha beche, der Führer des Bauernilügels der Regierungspartei, eintrat. Der König hat nun Maniu, den Führer der nationalen Kleinbauern, mit der Kabinettsbildung beauftragt. Maniu will sich erst mit seinen politischen Freunden besprechen.
Leamkenrakswahlen bei der ReichsbahndirelUon Frankfurt am Main
Frankfurt a. M., 18. Okt. Die Beamtenratswahlen bei der Reichsbahndirektion Frankfurt am Main hatten folgendes Ergebnis: Liste des Einheitsverbands 830 Stimmen (ein Sitz bisher ebenfalls 1), Gewerkschaft deutscher Eisenbahner 1537 (1 bisher 2), Gemeinschaftsliste umfassend Zentralgewerkschaft deutscher Reichsbahnbeamten, Gewerkschaft der Lokomotivführer und die Gewerkschaft der technischen Eisenbahnbeamten 4820 Stimmen (6 bisher 8), nationalsozialistische Arbeitsgemeinschaft 2781 Stimmen (3 bisher nicht vertreten).
Der de,lisch polnische Grenzzwischmfall bei Weißenberg
Siuhm, 18. Okt. Wie die „Stuhmsr Zeitung" berichtete, erfolgte am Montag nachmittag in. Weißenberg eine sechs Stunden dauernde Besichtigung des Orts, an dem der gemeldete Grenzzwischensall passierte. Der polnische Starost aus Mswe hatte der Einladung des Stuhmer Landrats Dr. Zimmer Folge geleistet. In seiner Begleitung befanden sich ein polnischer Amtsrichter und die fünf Soldaten, die auf ben Amtsrichter Franz Schiwelski geschossen und ihn dann nach Polen verschleppt haben. Von deutscher Seite waren zugegen der Landrat von Stuhm, der Oberstaatsanwalt aus Elbing, ein Amtsgerichtsrat und die deutschen Augenzeugen. Wie verlautet, ergaben sich erhebliche Widersprüche zwischen den Angaben der deutschen Augenzeugen und denen der polnischen Soldaten. Der Arbeiter Schiwelbi soll übrigens nicht verwundet worden sein, sondern sich unverletzt im Mewer Gefängnis befinden. — Schiwelski war bekanntlich t mit einigen Genossen beim Weidenschneiden auf deutschem , Boden von polnischen Soldaten beschossen worden. I
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Hilfe für Neuhausbesiher
Stuttgart, 18. Oktober.
Der Bund der Neuhausbesitzer verlangt Steuerfreiheit für Neubauten auf die Dauer von 10 Jahren. Die Sozialdemokraten beantragen: 1. Verlängerung der Steuerfreiheit bei Neubauten unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit der einzelnen Steuerpflich- tign, 2. Gewährung verbilligter Baudarlehen und 3. Herabsetzung der Zinsen der Landeskreditanstalt. Die Kommunisten verlangen 1. Zinssenknng um mindestens 2 Prozent und 2. Aufhebung eingeleiteter Zwangsversteigerungen. Die Nationalsozialisten beantragen noch, 1. die Landeskreditanstalt anzuweisen, dem Landtag Aufschluß über ihr Finanzgebaren vorzulegen, 2. eingeleitete Zwangsversteigerungen in Fällen unverschuldeter Not aufzuheben.
Staatspräsident Dr. Bolz: Ich hoffe, daß der Landtag Rücksicht nimmt auf die Finanzlage des Staats wie der Landeskreditanstalt. Die Anstalt kann zurzeit weitere Neubauten nicht mehr finanzieren, da die Mittel fehlen. Pfandbriefe können fetzt auch nicht ausgegeben werden. Die gegebenen Zusagen werden eingelöst. Eine Million ist schon ausgegeben. 700 000 -4k stehen »och aus. An vorstädtischen Kleinsiedlungen sind für 613 Stellen rund 114 Mill. Mk. ausgegeben worden. Für Jnstandsetzungsarbsiten konnte das Land nur 100 000 geben. Das Reich gab größere Mittel. Zunächst 164 000 „L für Zinsverbilligung. Davon sind aber nur 10 000 -4k in Anspruch genommen. Weiter gibt das Reich für Reparaturen SO Millionen Mark, von denen 1,8 Millionen auf Württemberg falle». Die schwierige Lage der Neuhausbesitzer geben wir zu, aber sie dars nicht verallgemeinert werden. Nicht jeder Neuhausbesitzer ist notleidend.
Wir sind bereit, alle frei werdenden Mittel für die Neuhaus- besitzcr zur Verfügung zu stellen. Bis jetzt haben wir 1 Million bereitgestellt, von der etwa die Hälfte ausgegsbsn ist. Die Landeskreditanstalt muß sich jetzt allein tragen, sie muß iür Zinsen und Berwaltungskosten selbst auskommen. Wer darauf nicht Rücksicht nimmt, versündigt sich an der Anstalt und am Staat, der die Bürgschaft übernommen hak. Eine Reihe der vorliegenden Anträge versündigt sich gegen den Staat. Wenn sie angenommen werden, weigere ich mich, sie durchzuführen und verloste lieber mein Amt, als daß ich mich auf eine schiefe Ebene schieben lasse. Eine generelle Zinssenkung ist ganz unmöglich. Ich bitte, keine Agitationspolitik zu treiben. Vom 1. April bis 1. Oktober 1532 hatte die Anstalt nur 4 Zwangsversteigerungen. Labei beträgt die Zahl der Schuldner 36 000.
Abg. Waldmann (NS.): Die Neuhausbcsitzer wollen nur, was schon in den anderen deutschen Ländern gilt. Abg. Winker (Soz.): Wir wollen keine allgenieine Steuerbefreiung, wie die Nationalsozialisten beantragen, sondern nur Steuerfreiheit siir die Bedürftigen. Abg. Dr. Wider (DN.): Es geht nicht an. Anträge zu stellen, die dem Staat Millionen kosten, ohne Deckungsoorschläge zu machen. Die Ncuhauskesitzer sind durch die Sünden der Wohnungszwangsmirtschaft in diese Lage gekommen. Wegen der Zwangswirtschaft hatten wir keine Wohnungen mehr. Dann kam es zu der Subventionspolitik des Neuhnusbesitzes. die eine Raubbaupolitik am Althausbesitz war. Wir sind bereit, alles 3» tun, die Not der Neuhausbesitzer zu lindern. Wir sind aber »ich- bereit, ungerechte Anträge zu unterstützen.
Finanzminister Dr. Dehlinger wies darauf hin, daß sich die Erleichterungen bewährt haben, die die Neuhausbesitzsr in der Notverordnung vom 30. September 1931 erhalten haben. Dis Anträge auf Steuerbefreiung hätten einen Ausfall von 3 Millionen für die Gemeinden und von 800 000 RM. für den Staat zur Folge. Wollte die Regierung alle Beschlüsse des Landtags in den letzten Tagen durchführen, so würde das für 1932 einen ungedeckten Abmangel von 18—20 Millionen ergeben. — Angenommen werden die Anträge betr. Ausdehnung der Steuerfreiheit für weitere 3 Jahre auf Gebäude, deren Eigentümer ein steuerfreies Jahreseinkommen bis zu 3000 ^ gehabt haben und betr. Herabsetzung der Baudarlehenszinsen und Tilgungsrenten der Landeskreditanstalt nach dem Grad der Bedürftigkeit. Außerdem soll die eingeleitete Kündigung von Baudarlehen angesichts der Wirtschaftslage zurückgenoinmen werden. Zwangsversteigerungen sollen möglichst vermieden werden. Das Staatsministerium soll auch auf allgemeine weitere Zinssenkung beim Reich hinwirken. Ferner wurde angenommen ein nat.-soz. Antrag, wonach die Einziehung der Steuer ganz oder teilweise zu unterbleiben hat, wenn sie bei höherem Einkommen nach Lage der Verhältnisse unbillig wäre. Annahme fand auch ein soz. Antrag, für Dnrlehensschuldncr, deren steuerbares Jahreseinkommen 5000 nicht überstiegen hat, den. Zinssatz auf auf 3 Prozent zu ermäßigen. Alle übrigen Anträge wurden abaelehnt. Schließlich wurden dann noch zwei An
trägen bekr. Abgabe von Waldstreu zugeststmnt. Der Landtag dürfte erst im November nach den Reichstagswahlen wieder zu- sammentreten.
MirlSembem
Eisenbahnunfäile
Zusammenstoß von Personen- und Gükerzug
Die RBD. Stuttgart teilt mit: Der Personenzug 2653 Stuttgart —Tübingen stieß heute früh um 4.56 Uhr bei der Einfahrt 'n den Bahnhof Plochingen auf eine Gruppe Güterwagen auf. Verletzt wurde niemand. Die Lokomotive des Personenzugs und sechs Güterwagen wurden beschädigt. Der Personenzug fuhr mit 18 Minuten Verspätung weiter.
Personenkraftwagen stürzt auf Bahngleis
Die RBD. Stuttgart teilt mit: Am Montag, 17. Okt., vormittags 11 Uhr, fuhr ein Personenkraftwagen aus Gaggenau (Baden) gegen das Geländer der Bahnbrücke zwischen Oberndorf (Neckar) und Epsendorf und stürzte sieben Meter tief auf das Bahngleis ab. Der Kraftwagen wurde schwer beschädigt, der Führer brach den rechten Arm und erlitt starke Verletzungen am Kopf, seine mitfahrende Mutter wurde nur leicht verletzt. Der um diese Zeit fällige D-Zug 211 Zürich—Stuttgart wurde in Epsendorf angs- halten, so daß weiteres Unglück verhütet wurde.
Stuttgart. 18. Oktober.
Die Wahl keinakhs gesichert — Wühlabkommen zwischen DVP. und Deutschnationalen. Die Reichsparteileitung der Deutschen Volkspartei hat den Wünschen des Landesverbands Württemberg der Deutschen Volkspartei Rechnung getragen und Herrn Keinath mit auf den Reichswahloorfchlag ausgestellt. Damit dürste die Wahl Keinaths als gesichert «gelten. Das technische Wahlabkommen, das für die Reichstagswahl am 31. Juli zwischen Deutschnationaler Volkspartei und Deutscher Volkspartei geschlossen worden war, ist für die Wahl vom 6. November erneuert worden. Ter Zweck des Wahlabkommens ist, die für die DVP. in den einzelnen Wahlkreisen abgegebenen Stimmen zu sichern, damit keine Stimme verloren geht.
keine Zinssenknng bei Slufwerkungshypolheksn. Der Württ. Sparerbund e. V. Stuttgart schreibt: Den Bemühungen des Sparerbunds ist es gelungen, durchzusetzen, daß für die Gläubiger von Aufwerlnngshypotheken in der Verordnung vom 27. September eine Ausnahme erreicht worden ist. In Absatz 2 Z 1 der Verordnung heißt es: „Die Zinsen einer Au'fwertungsforüerung (Hypothek) werden nur dann herabgesetzt, wenn die Äufwertungsforderung eine Tilgungsforderung ist." Cs sind also alle Aufwertungshypotheken, auch auf landwirtschaftliche Grundstücke usw. von der Zinsherabsetzung befreit, soweit es sich nicht um Til- gungsforderungcn handelt. Im übrigen empfiehlt der Sparerbund sämtlichen Gläubigern, die von der Herabsetzung bezw. Stundung der Zinsen betroffen werden, mit ihren Schuldnern im Einzelfall eine neue Vereinbarung zu treffen.
Versorgung und Ruhegehälter des Reichs im Rechnungsjahr 1932. Vom Gesamtausgabenansatz aus dem Haushalt des Reichs für Versorgung und Ruhegehälter von Reichsmark 1381472 000 entfallen auf Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene 1045 489 000 RM., Offiziere und Offiziers-Hinterbliebene der ehemaligen Wehrmacht 123 270 000 Reichsmark, Uebergangsgebührnisse beziehende Soldaten der Neuen Wehrmacht 58 455 000 RM., Offiziere und Offiziers» Hinterbliebene der neuen Wehrmacht 19 152 000 RM., Empfänger von Veteranenbeihilfen 7l-:'5 0o0 RM, Rentenempfänger der neuen Wehrmacht einschließlich Hinterbliebene 4 992 000 RM., Kapitulanten der ehemaligen Wehrmacht einschließl. für Hinterbliebene 2 837 000 RM., Beamte und Beamtenhinterbtiebene 119 352 000 RM. Am 1. Juli 1931 waren aus staatlichen Betrieben vorhanden: 50 909 Ruhegeldempfänger, 3386 Wartegeldempfänger, 33 782 Witwen und 6952 Waisen. Im Mai 1931 vorhandene Militärrentenempfänger: Kriegsbeschädigte und Altrentner 892 193, Witwen 376 491, Waisen 505 205, Eltern 371 175. Verheiratet sind von den Kriegsbeschädigten. Altrentnern und
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1-iekl ösl' Ewigkeit
Roman von Erich Kunter.
88. Fortsetzung Nachdruck verboten.
„Magscht wohl glaube, der Bert hat den armen alten Herrn abgemurkst! Na, Jaköble, des is so unmöglich, daß jeds Wort von Uebel ist, was wir drüber rede!"
Da ist Herr Jakob Brilon wieder beruhigt und legt sich schlafen.
*
Coco Brezina lag in dem seidenen Pfühl ihres Boudoirs, rauchte Zigaretten und ruhte sich aus von den Anstrengungen des Vortages, sammelte gleichzeitig neue Kräfte für die Premiere an diesem Abend.
Aber sie dachte eben nicht an den überaus zufriedenstellenden Verlauf des gestrigen Abends, sondern an das Wiedersehe mit Kurt Bloch, ihrem früheren, treuergebenen Freund. Was hatte ihn so lange von ihr fern gehalten und was brachte er nun Neues? Etwas Wichtiges mußte es wohl sein; das hatte sie gestern aus der kurzen Unterredung mit ihm herausgehört.
Sie streifte lässig die Asche von der parfümierten Zigarette und schaute dann sinnend zur Decke empor.
Kurt Bloch-
Er war auch einmal ein großer Trumpf in ihrer Hand gewesen. Indessen — er hatte sich dann doch als Versager herausgestellt.
Merkwürdige Geschichte das! Als seine erste Oper „Die sieben Schwaben" vor sechs Jahren über die deutschen und ausländischen Bühnen ging, tipten alle auf ihn als den großen Komponisten der Zukunft. Kurt Bloch wurde mit der
Brezina bekannt und verliebte sich leidenschaftlich in sie. Die Brezina griff das Verhältnis auf in der Erwartung, daß ihr der aufgehende Stern des Komponisten auch von Nutzen sein werde.
Aber ihre Erwartungen sowohl als auch diejenigen aller Musik- und Theaterfreunde wurden bitter enttäuscht. Kurt Bloch verharrte nach dem ersten großen Erfolg in einer unbegreiflichen Untätigkeit. Allen Ermunterungen und Aufforderungen seiner Umgebung setzte er Vertröstungen und leere Redensarten entgegen. Die mit großer Spannung vom Publikum erwartete zweite Oper blieb aus.
Die Brezina war wütend über das Versagen ihres Schützlings. Sie setzte ihm heftig zu, und als er sich trotzdem nicht zu einer neuen Tat aufraffte, gab sie ihm in aller Form den Laufpaß.
Darüber geriet der bis zur Tollheit in sie verliebte Komponist in Verzweiflung. Er beschwor sie, Geduld mit ihm zu haben; drohte, sie und sich zu erschießen; kurz, er gebärdete sich wie rasend. Sie hatte nur ein verächtliches Lächeln für ihn.
Da war er eines Tages spurlos verschwunden — gerade um die Zeit (wie eben jetzt der Schauspielerin einsiel), als sie den Dichter Bert Brilon kennenlernte und ihn an den verwaisten Platz des Günstlings setzte.
Sie hörte dann monatelang nichts von ihm. Doch vor etwa vierzehn Tagen las sie seinen Namen in allen Zeitungen. Der Komponist Kurt Bloch hatte nach den ausführlichen Berichten in der Presse seinen Ruf nicht nur erneuert, sondern tausendfach und unvergänglich befestigt. Seine neue Oper „Rafputin" hatte in Wien einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Das begeisterte Echo über die
musikalische Großtat hallte in der ganzen musikfreudigen Welt wieder.
Coco blickte träumerisch den blauen Kringeln des Zigarettenrauchs nach. Ihre schönen, sinnlichen Lippen formten ein geflüstertes „vielleicht. . ."
Der Komponist Kurt Bloch kannte die Stunde der Künstlerin, in der sie gut gelaunt zu sein pflegte, — und war pünktlich zur Stelle.
Sie reichte ihm freundlich die Hand zum Kusse. Mit seinen etwas ungelenken Bewegungen trat er zu ihr und beugte sich über die Hand, sie lange und inbrünstig küssend. Strähnen des buschigen, kohlschwarzen Haares fielen ihm in das bleiche, von häßlichen Narben entstellte Gesicht. Die dunklen Augen flackerten unruhig in den tiefumschatteten Augen.
„Du siehst nicht gut aus. Du bist häßlicher denn je, mein Teurer", sagte die Dame mitleidlos.
„Es sollte dir zu Herzen gehen, Coco", erwiderte Bloch, „zumal nur du allein daran schuld bist."
„Ich?" tat die Brezina erstaunt.
„Du weißt es genau, du grausame Hexe!" stieß Kurt Bloch zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor. „Du hättest mich unbarmherzig zugrunde gehen lassen. Herzlos wie ein Stein bist du. Was habe ich gelitten und du hast nichts nach mir gefragt! Ich hätte an der Straße verkommen können! Du hast mich in das Höllenfeuer der Leidenschaft und der Liebesraserei gejagt und rührtest keinen Finger, um mich daraus zu erlösen!"
Wahrscheinlich ohne es zu wollen, hatte er sich in Schmerz und Zorn hineingeredet. Er atmete schwer. Speichel drang zwischen den aufeinanderknirschenden Zähnen hervor.
(Fortsetzung folgt).