Pistole und 15 Schutz Muiiition Däk. AntzehöklgL des B l s- marckbundes wurden in der vergangenen Nacht im Treptow-Park in Berlin-Friedrichsfelde überfallen und durch Messerstiche verletzt. Einer der Messerstecher, der angeblich parteilos ist, wurde festgenommen. Bei einer Messerstecherei im Humboldt-Heim wurde eine Per­son verletzt. Vier Täter, ebenfalls angeblich parteilos, wur­den festgenommen.

In den gestrigen Nachmittags- und Abendstunden kam- «s im Stadtteil Haspe in Hagen zu schweren Zusam­menstößen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Wie die Polizei meldet, gingen die Gegner mit Latten, Stöcken, alten Seitengewehren und Messern aufeinander los. Es wurden auch scharfe Schüsse gewechselt. Auf bei­den Seiten wurden ins ge samt 30 bis 40 Per­sonen verletzt, darunter 5 schwer. Die Polizei nahm 5 Personen fest.

Angehörige der SA. und SS. wurden gestern früh in München und zahlreichen Orten Oberbayerns auf ge fordert, sich mit verpackter oder durch Ueber- kleidung verdeckter Uniform in ihre Stammquartiere bezw. an ihre Alarmplätze bis spätestens 11 Uhr zu begeben. Dort wurde ihnen der Befehl bekannt gegeben, vor der Woh­nung des Ministerpräsidenten zu demon­strieren. Der Polizei gelang es, einen Teil der in den Standquartieren versammelten SA.-Leute von der Demon­stration fernzuhalten. Gegen 12 Uhr rückten konzentrisch einige tausend Nationalsozialisten, größtenteils in Uniform und zum Teil mit Armbinden versehen, gegen die Wohnung des Ministerpräsidenten in der Prinzregentenstraße vor. Der Polizei gelang es, diese Demonstration im Keime zu er­sticken. Zerstreute SA.-Trupps versuchten, sich in der Ama­lien- und Schellingstraße neu zu sammeln. In der Amalien­straße wurden Mitglieder der NSDAP, gegen Polizeibsamte tätlich. Die Polizeibeamten mußten blantzziehen und mit deni Gummiknüppel vorgehen. Ein Beamter wurde durch einen Faustschlag verwundet. Die Demonstranten verfolgten den verletzten Beamten und versuchten sogar, in seine Wohnung einzudnngen. Als vier Nationalsozialisten aus eine Polizei­wache gebracht werden sollten, drangen etwa 90 National­sozialisten nach, sie wurden sämtlich fsstgenommen. Ins­gesamt wurden 470 Nationalsozialisten ver­haftet.

Die Politik des bayerischen Zentrums

München, 20. Juni. Die Landestagung der Bayrischen .Wolkspartei stand im Zeichen der politischen Ereignisse iin 'Reich und ihrer Rückwirkung auf Bayern und den gesamten deutschen Süden. Die Darlegungen der Führer fanden ebenso wie die Maßnahmen der bayerischen Staatsregierung und hie Haltung der Reichstags- und Landtagsfraktionen die Zustimmung der Versammlung.

In einer parteioffiziös veröffentlichten Zusam­menfassung des Ergebnisses der Tagung heißt es u. a., dis besorgniserregende Zuspitzung der politischen Verhältnisse in Deutschland erfordere eine be­wußte Sammlung aller staatstreuen und -n ^revolutionären Kräfte in Bayern. Um Deuischland vor einer Revolution zu schützen, die nationa­listisch beginnen und bolschewistisch enden würde, habe gerade das bayerische Volk am 10. April 1932 sich mit überwäl­tigender Mehrheit für die Wiederwahl des Reichspräsiden­ten v. Hindenburg eingesetzt. Die Umstände, unter denen Änige Wochen nachher der Sturz der Regierung Brüning und die Entstehung der Regierung v. Papen-Schleicher er­folgt sei, müßten bei den Hindenburgwählern schwere Sor­gen auskommen lassen, daß damit die Reichspolitik eine Richtung eingeschlagen habe, die dem Sinn des klaren Volksvotums vom 10. April 1932 nicht mehr entspreche. Das Merkmal der neuen Regierung sei ihre bedenkliche Abhängigkeit von der NSDAP. Ein'solches Reichskabinett könne die Bayerische Volkspartri nicht unterstützen. Darum sei die Haltung der Partei zur Regierung Papen die der sachlichen Opposition.

Der Landesausschuß stimmte dann einhellig mehreren Entschließungen zu und betonte u. a., die Verordnung des Reichspräsidenten über die Maßnahmen für Erhaltung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialversicherung vom 14. Juni dieses Jahres sei' in ihrer jetzigen Form untragbar. Die bayerische Regierung wird ersucht, beim Reich eine Mil­derung dieser Notverordnung zu erwirken.

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Reue Nachrichten

Deutsche Volkspartei bleibt selbständig

Berlin, 20. Juni- Der Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei hielt im Reichstag seine angekündigt» Sitzung ab. Die Tagung war aus allen Teilen des Reiches besucht. Nach ehrendem Gedenken des verstorbenen Geheimrats Kahl entwickelte der Parteivorsitzende in einem längeren Referat die gegenwärtige innerdeutsche Situation, wir sis für den Wahlkampf gegeben ist. Daran schloß sich eins längere Aussprache, die schließlich zur Annahme einer Ent­schließung führte, in der das selbständige Vorgehen der Par­tei für den Wahlkampf scharf unterstrichen und im übrigen den zuständigen Partennstanzen die Möglichkeit gegeben wird, etwa notwendig erscheinende taktische Entscheidungen von sich aus zu treffen. Damit scheinen die Sammlungs­bestrebungen der neuen Mitte gescheitert zu sein.

Die Vollsitzung vertagt

Die Gespräche müssen sich erst entwickeln"

Lausanne, 20. Juni. Nach Schluß der heutigen Rach- mitlagssihung, die nur wenige Minuten dauerte und an der alle Hauptdelegierten teilnahmen, wurde folgendes Kom­munique cmsgegebsn: ' ^

Die Chefs der Delegationen und andere Delegierte der einladenden Mächte versammelten sich heute nachmittag um 4 Uhr im Hotel du Chateau. Der Präsident der Konferenz benachrichtigte seine Kollegen, daß Besprechungen im Gange seien und forkgeführt würden zwischen den Delegationen über die Hauptprobleme der Konferenz. Um Zeit für die Entwicklung dieser Gespräche zu gewin- nen, wurde entschieden, die Vollsitzung, die für Dienstag, den 21. Iuni. nm 10 Uhr vorgesehen war. zu vertagen."

Amerika will aktiv werden

Neuyork, 30. Juni. Die Blätter befassin sich eingehend mit einer Erklärung des Präsidenten der Völkerbundsgesill» schast George Wickershain. In dieser Erklärung wird eine ausgedehnte Werbekampagne angekündigt, um die bis­herige Haltung des Kongresses zur Revision der Kriegs­schuldenfrage zu ändern und iws gesamte amerikanische Volk davon zu überzeugen, daß es in seinem eigenen Inter­esse eine Erörterung des Kriegsschulden- und Reparations- Problems. sowie der Frage der Zollschranken verlangen müsse.

Des weiteren bringen die Blätter die endgültigen Er­gebnisse über die bereits vor einigen Tagen erwähnte Um- frage bei über 4000 Bankpräsidenten. Darnach tritt dis Mehrheit der befragten Wirtschastsführer für eine Einbe­ziehung des Schulden-, Reparations- und Zollprobsims in den Ausgabenkreis einer Weltwirtschaftskonferenz ein.

Bedeutungsvolles Zollabkommen

Lausanne, 20. Juni. Die Vertreter der holländischen, belgischen und luxemburgischen Regierung haben nach Be­fragung der interessierten Mächte eine Konvention para­phiert. die die gegenseitige und progressive Herabsetzung der Wictschaftsschränksn Vorsicht. Sie soll unvorzüglich ihren Regierungen für die endgültige Annahme unterbreitet wer­den. Die teilnehmenden Staaten verpflichten sich, in ihren gegenseitigen Beziehungen keine neuen Zölle zu errichten und zu einer jährlichen Herabsetzung des gegenwärtigen Zollnivenus von 10 Prozent bis zu einem bestimmten Ni- veeu zu schreiten. Sie verpflichten sich weiter, untereinander keine neuen Einschränkungsmaßnahmen gegen die Einfuhr oder gegen die Ausfuhr zu erlassen.

Schweres Bootsunglück auf dem Rheinersee

Lötzen, 20. Iuni Auf der Mitte des Rheinersees kenkerte infolge Schaukelns eines der sechs Insassen das Motorboot des Iuftizobersekrolärs Maschlanka aus Rhein auf der Heimfahrt von einem Ausflug. Maschlanka, der Kaufmann Podstierski aus Rhein und eine Gutsbesitzers- tochker aus Skeinwalde erkranken. Die übrigen Fahrgäste konnten sich an das Book klammern und wurden gerettet«

Wo steckt Frau Kienle?

Berlin, 20. Iuni. Entgegen einer Zeitungsmeldung vom Samstag berichtet das heutige 12 Uhr-Blatt aus Frank­furt am Main, daß dort nichts von einer Flucht der aus dem vielbeachteten Wolfs-Prozeß bekannten Aerztin, Frau Dr. Kienle, bekannt sei. Allerdings habe Frau Dr. Kienle

VSLI'St SN Wotlmsnn

Bon G. Panstingl.

Oopz-rigkt 1932, dz? Or. 0. k»n8linZI, Tke HaZue, Holland.

17. Fortsetzung Nachdruck verboten.

Der erste Gedanke Woltmanns war, das Angebot mit Dank zurückzuweisen. Im nächsten Augenblick besann er sich eines besseren und nahm es an; die Sinnlosigkeit einer Zu­rückweisung war zu augenfällig.

Vor allem konnte er ja wirklich keinen stichhaltigen Grund angeben, ohne zu verraten, daß er seine Flucht auf der Kenntnis der russischen Sprache aufbauen wollte. Die­ses Geheimnis aber wollte er unbedingt bewahren. Hätte er aber verzichtet, ohne einen Grund anzugeben, dann hätte er seine Freunde unnötig beleidigt.

Und dann je mehr er darüber nachdachte, desto aus­führbarer erschien ihm der Plan der beiden. Besonders wenn er selbst daran teilnahm; er verstand ja jedes Wort das die Russen in ihrer Umgebung sprechen würden. Er konnte seine Kameraden warnen, wenn irgendein Verdacht auftauchte. Ja, im äußersten Fall war er sogar imstande, die Kenntnis der Sprache zu verwenden. Er konnte sogar als russischer Begleitosfizier mitgehen. Das machte die Sache noch wahrscheinlicher.

Er beschloß, noch sehr ernstlich darüber nachzudenken.

Zwei Tage später sagte Kuppelwalder zu ihm:

Heut' mußt du dich gut rasieren. Um halb zwei wirst du photographiert."

Damit ließ er ihn stehen und ging weg. Das war keine Anhöflichkeit, sondern Vorsicht. Auch mit Hatfeld verkehrte Kuppelwalder in der letzten Zeit weniger. Was mitzuteilen

war, konnte gewöhnlich in ein, zwei Minuten gesagt wer­den. Dann ging jeder seines Wegs. So wurde kein Miß­trauen wachgerufen.

Um halb zwei Uhr mittags stand plötzlich Kuppelwalder vor Woltmann:

Komm mit!"

Woltmann folgte ihm. Sie gingen durch den Korridor zu einer Einzelzelle mit einem großen Fenster, durch das gutes Licht fiel. Die Zelle war einem höheren österreichischen Offizier zugeteilt worden, der aber im Augenblick nicht an­wesend war.

Rasch, Woltmann, zieh dir diese Bluse an!"

Dabei reichte ihm Kuppelwalder eine Militärbluse, die aussah, als ob sie für einen Narrenabend vorbereitet sei. Sie erinnerte an eine französische Bluse, doch war alles daran aus Papier oder Karton und mit Wasserfarben be­malt. Woltmann zog sie wortlos an, dann stellte ihn Kup­pelwalder gegen die Wand, drückte ihm eine Kappe auf den Kopf und sagte:

So, nun schau einen Augenblick auf den Kleiderhaken in der Eckel"

Dabei öffnete er die Tür und ließ einen Kameraden herein, den Woltmann vom Sehen wohl kannte, mit dem er aber bisher kaum gesprochen hatte. Dieser holte den Photoapparat unter seinem Mantel hervor, stellte ihn rasch ein, sagte:jetzt!" und stülpte drei Sekunden später den Deckel wieder über die Linse.

Eben wollte er hinausgehen, als drei kurze, schnelle Schlage an die Tür alle erschreckten.

Verdammt, Inspektion kommt!" ries Kuppelwalder was tun wir nun?"

Mitte vergangene Woche ihre bisherige Wohnüng ohne An­gabe einer neuen Adresse aufgegebc». Ursache zu diesem Schritt seien Differenzen mit dem Hauswirt und anderen gewesen. Grund zu einer Flucht habe Frau Dr. Kienle nicht gehabt. Es sei zur Zeit keinerlei Anklage gegen sie erhoben, auch eilt Haftbefehl liege nicht vor. Die Aerztin befinde sich augenblicklich in einem bekannten Sa- nator > um S ü d d e u t s chl a n d s. Ihre Adresse sei dem Anwalt der Aerztin bekannt. Wo ist dieses Sanatorium? Warum weiß der Staatsanwalt die Adresse nicht?

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Triebwagenzug gegen ein Postauto

kiel, 20. Iuni. Beim Bahnhof Norderstapel der Strecke HusumRendsburg stieß heute vormittag der von Husum kommende Triebwagenzug an einem nicht bewachten Straßenbahnübergang mit einem stark besetzten, von Kiel nach Tönnig fahrenden Postauto zusammen. 21 Fahrgäste des Postautos wurden verletzt, davon vier erheblich. Aerzt- liche Hilfe mar alsbald zur Stelle. Der Reichsbahnhilfszug von Husum traf 35 Minuten nach dem Unfall an der Un- glücksstette ein. Die vier erheblich Verletzten wurden mit dem planmäßigen Zuge nach Kiel ins Krankenhaus beför- dert. Die übrigen Verletzten konnten nach ärztlicher Ver­sorgung die Reise fortsetzen. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt.

Keine Verschiebung des Landtagszusammentritis

Sluttgark, 20. Juni. In der Samstagsitzung des Ver- waltungs- und Wirtschaftsausschusses wurde auf Anregung von landwirtschaftlicher Seite mit 10 gegen 5 Stimmen beschlossen, erneut an das Landtagspräsidium heran­zutreten, um zu erreichen, daß der Landtag nicht schon am 23. Juni, sondern wegen der Heuernte erst einig» Tage spater Zusammentritt. Wie wir erfahren, hält sich Land- tagsprästdent Mergenthaler nicht für berechtigt, den r.andtagszusammentritt zu verschieben, nachdem im Finanz­ausschuß Vorwürfe erhoben worden waren, daß der Landtag überhaupt so spät Zusammentritt Auch verlangt mindestens ein Drittel des Landtags den sofortigen Zusammentritt des Plenums, und nach 8 15 Abs. 3 der württ. Verfassung hat der Landtagspräsident diesem Verlangen nachzukommen. Der Landtag tritt also, wie vorgesehen, am nächsten Donnerstag, 23. Juni, nachmittags 4 Uhr wieder zusammen.

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kommunistische Anträge im Landkag. Die komm. Land­tagsfraktion hat im Landtag vier Anträge eingebracht. Der erste verlangt die Aufhebung der neuen Notverordnung des Reichspräsidenten, der zweite den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund, der dritte Einstellung aller gegen kommu­nistische Gemeindevertreter aus politischen Gründen schwe­benden Disziplinarverfahren und der vierte die Vorlegung eines Gesetzentwurfs, nach dem den Gemeinden verboten wird, weiterhin Eisenbahnwagen als Wohnwagen aufzu­stellen.

Tagung des Wasserwirtschastsverbands

Skuttgark» 20. Juni. Dieser Tage fand unter Vorsitz non Direktor Pirrung (Biberach) die 18. Hauptversamm­lung des Württ.-Hohenz. Wasserwirtjchastsverbands statt. Den Geschäftsbericht erstattete Regierungsbaumeister Deu- t elmose r, der einen Ueberblick gab über die während des vergangenen Jahres behandelten Fragen wie di» Einrich­tung eines Eisdienstes an den Flüssen unseres Landes, Wasserkraftwerke und Sammeldolen mit Sammelklär- anlagen, der elektrische Fischrechen, Rundfunk für Hoch­wassermeldungen, Hochwasserversicherung, Bewertung der Wasserkräfte für die Vermögenssteuer 1931, Statistik, Be­ratungen in den verschiedensten wasserbaulichen, wasserwirt­schaftlichen und wasserrechtlichen Fragen. Den Kassenbericht gab Direktor Steeger (Enzberg). In den Wahlen wurde Direktor Steeger (Enzberg) in den Vorstand, Fabrikant Hermann (Metzingen), Oberbaurat Landwehr (Stutt- gart), Julius Mühlschlegel, Mühlebesitzer in Biberach, und Direktor Plebst (Stuttgart) in den Ausschuß gewählt.

Die Statistik über die Wasserkraftwerke Württembergs wurde zum Abschluß gebracht. Darnach sind in Württem­berg 3545 Wasserkraftwerke, von denen 515 aus den Neckar­kreis, 993 aus den Schwarzwaldkreis, 783 auf den Jagst- kreis und 1254 aus den Donaukreis entfallen.

Regierungsbaumeister Deutelmoser berichtete sodann über den Stand der Donau versinkungsfrage. Nachdem eine gütliche Erledigung des Streits nicht erzielt wurde, hat der Staatsaerichtshof im.Oktober 1929 einen

Woltmann erfaßte die Situation blitzschnell. Ein Griff nach dem Apparat, den er rasch aber vorsichtig packte, und im nächsten Augenblick war er halb unter dem Bett, als er Kuppelwalder sagen hörte:

Danke sehr, Woltmann. Du kannst schon wieder Her­vorkommen. Es war nur Hatfeld, der geklopft hat. Ent­schuldige, daß wir dich so auf die Probe stellten, aber auf Geistesgegenwart kommt es eben sehr viel an!"

Keinem der drei fiel es ein, den ganzen Vorgang als lächerlich anzusehen.

Zwei Tage später zeigte Kuppelwalder Woltmann das Bild. Der konnte seinen Augen kaum trauen. War er das wirklich? Es war ein Brustbild, das ihn in einer gutsitzen­den Uniform als französischen Polizeileutnant zeigte. Die Uniform und die Kappe sahen so echt aus, wie man es überhaupt nur wünschen konnte. Das verkleinerte photogra­phische Bild hatte die Maskerade zur echtesten Wirklich­keit umgeschaffen.

Woltmann bewunderte das Organisationstalent seiner Freunde; und ihr Plan gefiel ihm immer besser.

vm.

Die Räder des Schicksals.

Woltmann, der beschlossen hatte, an der Flucht seiner beiden Freunde tatsächlich als französischer Polizeileutnant teilzunehmen, hatte sich ehrlichste Mühe gegeben, alle Vor­bereitungen hierzu so genau wie möglich zu treffen. Er übte sich täglich im Französischen, indem er bald mit dem, bald mit jenem Kameraden, der diese Sprache beherrschte oder wenigstens radebrechte, eine Plauderstunde verbrachte. Im geheimen las er nun öfters halblaut russisch.

Alles war vorbereitet. Die Papiere waren in Ordnung. Bei einer deutsch-russischen Familie in der Stadt lagen Zi-