A>-
/ .
/
////-
.V
'ft-A
' 4-.
' ^ -' r l ?-
7-/75
.>
?.
>/-
.en:
7.-i - .
M
I A-
<
.s>-.
ErrZtsLdertS VZ^rHvsSE^ Io^t^na
l ^rnfSblsMunÄ Onzei§epfü^ WjlSbaö
«»S Sss^sLEr.s Gäzlül
Erscheint täglich, ausgenommen Sonn- und Feiertags. Bezugspreis monatlich I.so RM. frei ins Haus geliefert; durch die Post bezogen im
innerdeutschen Verkehr monatlich I.SS SiM. Einzelnummer Id Pf. — Girokonto Nr. SV bei der Oberanussparkaffe Neuenblirg g««gstel!e Mldbad. — Bankkonto: Enztalbank Hikberle L Lo., Wildbad; Vforzheimer Demerbebank Filiale Wilobad, ' ' " —o-—--
Anzeigenpreis: Die einspaltige Petitzeite oder deren Raum im Bezirk iSrundoreis IS Pf., außerhalb LV Pf. — Reklamezetle SO Pf. Rabatt nach Tarif. Fiir Offerten und bei Auskunfterteilung werden jeweils 10 Pf. mehr berechnet. — Schluß der Anzeigennahme täglich S Uhr vormittags. — Zn KondirsfMen oder wenn gerichtliche Beitreibung notwendig wird, fällt jede Nachläßgewahrung weg.
Druck, Vertag und SchrtMeitung-, Theodor Gack, Blldbad i. Tchw., W tlhelmftratze 88. Telephon 478. — Wohnung: Billa Hubertus
>'
Postscheckkonto Wl 7t Stuttgart.
.ok«»
Nummer 105 Fernruf «M
Ter Krsspkillz U MM
Mannhaftes Zeugnis für die Wahrheit
Der ehemalige Kronprinz Friedrich Wilhelm, der am 6. Mai seinen 50. Geburtstag feierie, richkete heute in einem Interview, das er dem Berliner Mitarbeiter der „Associated Preß". Louis P. Lochner, gewährte, einen Anruf an das amerikanische Volk, in dem er es um Verständnis dafür bat, worum es in einem Deutschland gehe, das durch wirtschaftliche Sorgen un§ durch die demütigende Beschränkung seiner Hoheitsrechke zur Verzweiflung getrieben werde.
Der Kronprinz kam u. a. ans die deutsche Not zu sprechen. Mr sagen — so führte er aus — in Deutschland „Not lehrt beten". Gewiß' Aber Not, wenn sie ein gewisses Matz überschreitet, wenn sie so groß wird, datz es sinnlos erscheint, noch zu kämpfen, macht die Menschen, denen der Glaube an eine sittliche Wettordnung abhanden gekommen ist, schlechter. Solche Not bringt Verzweiflung, und Verzweiflung kennt keine Hemmungen!
So rufe ich es mik ganzer Leidenschaft denen, oie nichk hören wollen, zu: Was ist aus unserem deutschen Volk ge- macht worden, das mit einer Kraft und Hingabe ohnegleichen länger als 4 Jahren einer Welt von Feinden stand- gehalten hak! Es ist nicht wahr und außerdem längst als falsch bewiesen, was man von einer deutschen Schuld am Ausbruch des Weltkriegs zu behaupten wagt. Wie steht es beute mik der Behauptung der Notwendigkeit eines Kampfes für die „Freiheit der kleinen Nationen", mit »er die Vereinigten Staaten im Iahr 1917 in den Krieg gegen Deutschland eingekreten sind? Welch ungeheuerlicher, verhängnisvoller Irrtum!
Und wie steht es mit den bekannten 14 Punkten Wilsons, die Deutschland angenommen häkle und auf deren Erfüllung Deutschland auch heule noch ein Recht hat? Sie wurden in Paris preisgegeben. Wie sehen sich heute die Lansingnoten an. durch welche der deutsche Kaiser, mein Vater, zwischen sein Volk und damals ebenso verlockerde und verlogene Aussicht auf einen guten Frieden gestellt wurde? Was isb es denn mit dem Diktat von Versailles, das aufgebaut auf der Lüge von der deutschen Kriegsschuld uns ungeheuerliche, Demütigungen aufzwang und untragbare Lasten auferlegte? Ahnt ihr freien, stolzen Amerikaner, was es heitzk, ein großes, stolzes Volk auf der Grundlage einer Lüge unter Sonderrecht zu stellen? Ist es noch nötig darzulegen, was es allein bedeutet, einem Volk, das in Jahrhunderte alter Geschichte geworden ist. dessen Grenzen überdies nach allen Seilen hin offen find, das Recht auf die Selbstbestimmung zu nehmen.
Ich werfe gerade diese Fragen auf, weil sie mitten hinein in die brennende deutsche Schmach, weil sie in das entsetzliche deutsche Elend hineingreifen. Dies Diktat von Versailles, unter dem die ganze Wett leidet, und der Geist, aus dem es entstanden, ist schuld an dem Unheil.
Gewiß, ihr Amerikaner habt es nicht unterschrieben, aber ihr habt es ermöglicht und ihr duldet immer noch den dadurch geschaffenen unmöglichen Zustand. Es bedarf henke wohl keiner Begründung mehr, daß nur mit dem Ende der Reparationen, mik dem Aufhören einer Beschränkung der deutschen Hoheitsrechke unserem arbeitswilligen, leistungsfreudigen Volk endlich die ihm innewohnende Schöpfungskraft und der Sinn für eine friedliche Gestaltung des Lebens der Völker wiedergegeben würde. Dann erst wird wieder Friede in Europa sein. Nur durch die Wiederherstellung einer vernünftigen Ordnung in dieser Wett kann auch den amerikanischen Nöten begegnet werden.
Lloyd GeöW an die Rationell der Welt
London, 6. Mai. „Ich bitte Sie dringend, durch die große Presse, die Sie vertreten, einen Anruf an die Nationen der Welt zu richten, darauf zu bestehen, daß wir endlich mit Mut, Entschlossenheit und, wenn nötig, mit Kühnheit die schweren Fragen in Angriff nehmen, vor denen wir stehen." Mit diefcn Worten schloß Lloyd George eine- Rede, die er am Sonntag auf einem ihm vom Verband der Auslandsjournalisten gegebenen Frühstück hielt. Lloyd George ging während seines Vortrags aus die augenblickliche dringende Notlage der Welt ein und zog einen Vergleich mit der Zeit ! vor zehn Jahren: „Kann irgend jemand mit gutem Gewissen behaupten, daß die Verhältnisse besser seien als damals? Wirtschaftlich und finanziell sind sie jedenfalls schlimmer. Ueber 20 Millionen Arbeitslose! Länder, die damals wie Felsen standen, wanken! Ein Moratorium steht zwischen vielen Ländern, großen und kleinen! Handelsbehinderungen, Zollschranken, Kontingentierungen, Währungsbestimmungen, die den internationalen Handel erdrosseln und ihm allmählich den Lebensatem rauben!"
Die internaiionalen Beziehungen haben sich kaum gebessert: di« Rüstungen sind heute größer und drohender als vor zehn Jahren.
Samstag, den 7. Mai 1932
Tagesspiege!
Die Goethemedaille wurde verliehen in München: Dr. Oskar von Miller, Ministerpräsident Dr. Held. Slaatsmini- fter Dr. Goldenberger. Oberbürgermeister Dr. Scharnagi, Ge- heimer Regierungsrak Professor Dr. Zenneck. Geheimrat Professor Dr. C. von Linde und Geheimrat Professor Dr, Bestelmeyer.
Die kommunistische Reichskagssraktion hak im Reichstag Mißirauensanlräge gegen das Kabinett Brüning und besonders gegen die Minister Gröner und Skegerwald eingebrach!.
Beim deukschen Reikertournier in Rom haben die deutschen Reichswehroffiziere den Mussolini-Pokal vor Frankreich und Italien gewonnen (14!/ Fehler gegen 2V bezw. 24).
Der Gouverneur des Memeilands, Merkys, hak sein Rückkrittsgesuch eingereicht.
Das österreichische Kabinett Vuresch hak im Zusammenhang mit der Forderung verschiedener Parteien aus Auslösung des Nakionalraks, die von der Regierung abgclehnt wurde, feinen Rücktritt gegeben, ist aber vom Bundesprüst- denken Miklas mik der Fortführung der Geschäfte beauftragt worden. Ein neues, mehr rechtsgerichtetes Kabinett soll vermutlich von Dr. Dollfus gebildet werden, während das Kabinett Buresch Fühlung mit der Sozialdemokratie hatte.
Mac Donald hak sich am Donnerstag nachmittag der Staroperalion unterzogen. Die Operation ist gut verlausen.
Das englische Unterhaus hat das neue Zollgeseh mik 495 gegen 79 Stimmen angenommen.
Wie verlautet, wird England aus der Lausanner Konferenz die Herabsetzung der Kriegsschulden und der Tribute um 25 v. H. beantragen. Da eine solche Lösung zwar England nützlich wäre, Deutschland aber nichts helfen würde, wird die Reichsregiernng den Vorschlag ohne Ziveifel ablehnen.
Zehn Iahre inkernakronale Bemühungen, zehn Iahre Händeschütteln und zehn Jahre völlige Aebereinstimmung auf allen Konferenzen! Völlige Aebereinstimmung, baß ab- gerüstek wenden muß: völlige Uebereinstimmung, daß die Abrüstung von anderen vorgenommen werden muß. Völlige Uebereinstimmung, daß die Handelsschranken beseitigt werden müssen, ebenso aber völlige Uebereinstimmung, daß niemals „der andere" sie beseitigen müsse. Dies ist heute die Lage der Welt!
Nach einem Rückblick auf seine und Briands vergebliche Versuche vor mehr als zehn Jahren, unter Teilnahme der Vereinigten Staaten, eine Konferenz zustandezubringen, aus der die Hindernisse für den europäischen Frieden, nämlich Schulden, Reparationen, die Behandlung der Minderheiten und Abrüstung erledigt werden sollten, rief Lloyd George aus: „Vor zehn Jahren war es zu früh für den gesunden Menschenverstand, um sich durchzusetzen — ich frage mich, ob es jetzt, zehn Jahre danach, nicht zu spät ist. Wenn wir nicht Brüder sein können, laßt uns wenigstens Nachbarn sein, freundschaftlich und hilfreich!"
Anschlag »os de» srsnMfche» 6t»klPWcnteil
Paris, 6. Mai. Auf den Präsidenten der französischen Republik, Donmer, wurde heute nachmittag von einem Russen ein Anschlag verübt. Doumer wurde lebensgefährlich verlehk.
Präsident Doumer hatte sich nachmittags in eine von der Vereinigung der Schriftsteller, die am Krieg teilaenom- men haben, veranstalteten Buchausstellung begeben. Als er, begleitet von einem größeren Gefolge, den zweiten Ausstellungssaal betrat, wurden auf ihn fünf Schüsse abgegeben, von denen drei ihn und ein weiterer den Schriftsteller Claude Farrere verletzten. Dem Direktor der Pariser Sicherheitspolizei, der sich im Gefolge des Präsidenten der Republik befand, gelang es, den Täter zu entwaffnen. Es handelt sich um einen Doktor der Medizin russischer Nationalität namens Paul Guguloff. Er ist sestgenommen worden. Der Präsident wurde sogleich in das nächstgelegene Hospital Beaujon verbracht. Ministerpräsident Tardieu und der Innenminister Mahieu haben sich sogleich zu Doumer ins Krankenhaus begeben.
Guguloff hat sich in der Ausstellung aufgehallen und mehrere Stände besucht. Zuletzt besuchte er den Stand des bekannten Autors Farrere und traf hier den Präsidenten der Republik. Als man den Täter nach seiner Festnahme intersuchte, fand man bei ihm ein Notizbuch, in dem der -tarne Paul Guguloff stand, mit dem Zusatz „Expräsident der russischen Faschisten". Er gab an, er sei eigens aus Monaco nach Paris gekommen, um seinen Anschlag auszu-
lübren, , ,
Fernruf 479 67. JahrgÜUg.
Um 4 Uhr nachmittags haben die Aerzte folgenden Bericht ausgegeben: „Der Präsident ist durch eine Kugel, die hinter dem Ohr e'mdrang, und durch eine zweite Kugel, die ln den Kops traf, verletzt worden. Doumer hat das Bewußtsein bisher nicht wiedererlangt. Es wurde eine Blutübertragung vorgenommen. Der Zustand Doumers ist außerordentlich ernst. Im Au genblich kann ein weiterer Eingriff nicht vorgenommen werden."
Uni 4.25 Uhr nachmittags hat sich der deutsche Botschafter von Hoesch in das Hospital Beaujon begeben und sein Beileid wegen des Anschlags zum Ausdruck gebracht. Kurz darauf traf Frau Doumer im Hospital ein. Sie weilt zurzeit im Krankenzimmer.
Als Tardieu gegen 5 Uhr das Krankenhaus verließ, erklärte er Pressevertretern, der Zustand Doumers sei weniger ernst als man anfänglich glaubte. Er habe seine Besucher erkannt und mit seiner Frau sprechen können. Als Professor Gosset, der Arzt, an sein Bett trat, hohe er auch ihn erkannt und gesagt: «Da kommt ja Gosset'/ Ms Doumer von den Schüssen getroffen wurde, soll er ausgerusin haben: ..Ist das denn möglich!"
Um 6 Uhr abends ist Doumer operiert worden.
Der Täter heißt nicht Guguloff, sondern Gorguloff. Er erklärte, er habe sich an den Franzosen rächen wollen,
Minister Pietrq, der den Anschlag aus nächster Nahe mitansah, berichtet, daß nicht weniger als fünf Männer notwendig waren, um Gorguloff, einen großen starken Menschen von 1.90 Meter Länge, zu entwaffnen.
Laut „Jniransigeant" ist Gorguloff am 31. Juli 1895 in Braviscaja im Kaukasus geboren und Doktor der Medizin. Er w-ohne seit vier Jahren in Frankreich und sei mit einer Schweizerin verheiratet, die in Monaco wohne und von seinem Anschlag nichts gewußt habe. Gorguloff sei der Vorsitzende der russischen Faschistischen Nationalpartei (?), die er als Gegner des Bolschewismus 1930 in Prag gegründet habe. Auf die Frage der untersuchenden Beamten, weshalb er den Anschlag ausgeführt habe, habe Gorguloff erklärt, Frankreich helfe dem Bolschewismus. Ganz Europa sei gegen sein nationalrussisches Vaterland. Auf die Frage, womit er seinen Lebensunterhalt bestreite, habe er geantwortet, er verfüge über Ersparnisse.
Nach einem weiteren Aerzteberichk ist Doumer von zwei Kugeln an der Schädelbasis und an der rechten Achsel getroffen worden: letztere hat die Schlagader zerrissen. Durch zwei Blutübertragungen wurden ihm 450 bezw. 500 Kubikzentimeter Blut zugeführt. Der Zustand ist sehr ernst.
Um 6.15 Uhr wurde die Schlagader unterbunden: die Blutung ist zum Stillstand gekommen. Die Kopfverletzung konnte »och nicht operiert werden.
Gorguloff machte beim Verhör den Eindruck eines geistig nicht normalen Menschen.
Reichspräsident v. Hindenburg hat tele- grahisch seine aufrichtigen Wünsche für baldige Genesung übermittelt.
*
Paul Doumer ist am 22. März 1857 in Aurillac (Cantal) geboren. Er war von Hause aus Professor und Publizist, wandte sich dann aber der Politik zu und war seit 1888 Abgeordneter für das Aisne-Departement, in dem er auf Schloß Anizy ansässig ist. Seit 1912 ist er Senator für Korsika. In dem siebenten Kabinett Briand (Januar 1921 bis Januar 1922) war er Finanzminister. Als solcher setzte er aus der damaligen Pariser Konferenz der Verbündeten die unsinnig hohen Entschädigungsforderungen an Deutschland durch. Am 14. Januar 1927 wurde Doumer mit 238 von 273 Stimmen zum Präsidenten des Senats gewählt und am 16. Januar 1930 wiedergewählt. Bei der Präsidentenwahl in Versailles am 13. Mai 1931 wurde dann Doumer im zweiten Wahlgang zum Präsidenten der französischen Republik gewählt.
Der Eindruck in England ^
London, 6. Mai. Die Nachricht von dem Attentat auf Doumer hat hier allgemein große Bestürzung hervorgerufen. Allerseits gibt man der Hoffnung Ausdruck, daß es den Aerz- ten gelingen werde, das Lehen Doumers zu retten.
Rene Nachrichten
Das Rücktrrttsgesuch Warmbolds genehmigt
Berlin, 6. Mai. Der Herr Reichspräsident hat heute das Nücktrittsgesuch des Neichswirtschaftsministers Dr. War m- bold genehmigt und ihm in einem Schreiben den Dank für die geleisteten wertvollen Dienste ausgesprochen. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Neichswirtschaftsministers wurde bis auf weiteres Staatssekretär Dr. Trend elen- burg beauftragt.
Prof. Dr. Warmbold hat sich dem Reichskanzler auf dessen Ersuchen für weitere Arbeiten über wirtschaftspolltische Fragen persönlich zur Verfügung gestellt.