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Partei verbindlick sinid. Beim Erlaß solcher Llnors- aungen muß auf diesen Artikel Bezug genommen werden.*
Der sozialdemokratische Parleiausjchutz gegen höcsings Zeitung
Berlin, 2. Dez. Der Vorsitzende des Reichsbanners, der frühere Oberpräsident der Provinz Sachsen, Hörsing, gibt ein neues radikales Matt „Deutscher Volkskurier" heraus. Der sozialdemokratische Parteiausschuß hat nun in seiner gestrigen Sitzung die Herausgabe scharf verurteilt; man habe festgestellt, daß die Bundesleitung des Reichsbanners der Herausgabe nicht zugestimmt habe. Es werde erwartet, daß der ssz. Parteivorstand dem Blatt Hörsings ebenso entschieden entgegentreten werde, wie es der neuen Sozialistischen Arbeiterpartei gegenüber geschehen ist.
- Aufhebung eines hessischen Ministeriums
Darmstadk, 2. Dez. Das hessische Ministerium für Arbeit und Wirtschaft ist aufgelöst worden. Die Abteilung für Handel, Gewerbe und Sozialfürsorge wird dem Ministerium des Innern, die Abteilung für Wirtschaft dem Finanzministerium zugeteilt.
Hinrichtung im polnischen Heer
Posen, 2. Dez. Der vom Posener Militär-Standger!cht zum Tod verurteilte Bruno Klamke ist gestern abend in einem Fort durch Erschießen hingerichtet worden.
Die schweizerische Heeresstärke
Genf, 2. Dez. Die Bundesregierung hat dem Völkerbund ihren augenblicklichen Rüstungsstand mitgeteilt. Danach haben im Durchschnitt der letzten drei Jahre im schweizerischen Milizheer etwa 7500 Offiziere und 163 000 Unteroffiziere und Mannschaften Dienst getan. Rechnerisch beläuft sich aber für 1930 die wirkliche Stärke der schweizerischen Miliz nur auf 662 Offiziere und 12 290 Mann. Die Luftwaffe der Schweiz verfügt über 125 Flugzeuge und 258 Mann. Die Heeersausgaben betrugen 113,5 Millionen schchw. Franken.
Amerikanische Angriffe gegen Deutschland
Washington. 2. Dez. Die konservative „Washington Post" schreibt: Die Bemühungen der britischen und amerikanischen Bankiers um Verminderung der Reparationszahlungen als Vorbedingung für die Herabsetzung der Verbandskriegsschulden an Amerika fei nichts weiter als ein Versuch, den amerikanischen Steuerzahlern eine Last von elf Milliarden Dollar aufzubürden, damit die amerikanischen und britischen Besitzer 'deutscher Schuldverschreibungen einen Teil ihrer Gelder retten könnten. Die amerikanischen Bankiers haben durch den Verkauf dieser Privatanleihen an das amerikanische Publikum bereits hohe Vermittlungsgebühren verdient, und jetzt wollen sie auch noch die Kriegsschulden gestrichen wissen, damit Deutschland diese Privatschulden bezahlen und behaupten könne, Deutschlands Kredit sei wieder gut. Dann könnten die Bankiers wieder neue deutsche Anleihen als „sehr empfehlenswerte Kapitalanlage anpreisen und weitere amerikanische Leichtgläubige auf den Schwindel
»reinfallen.
Di» amerikanische Finanz zu Deutschlands Finanzlage
waMnaton. 2. Dez. „Evening Star" erwähnt in einem ettarttket die heutige Darstellung des Direktors des Jnsti- ute os International Finance in Neuyork. der m emem oeitverbreiteten Artikel der Association Preß Deutschlands
M-ianzr-M- tch-'lSert und ü«. " " ck st « n T a g - a l s
ärt. „Evening Star" weist darauf hin, daß amerikanische Ürger mehr als die Angehörigen anderer Länder zur ruppe der Privatgläubiger Deutschlands gehören und daß cher kein anderes Land mehr daraus bedacht sein müsse s Amerika, Mittel und Wege zur Rettung Deutschlands rs seiner furchtbaren Finanznot zu finden.
Vürllemberg
Stuttgart, 2. Dezember.
Zur Aufhebung der Amtsgerichte Spaichingen und Welzheim. Auf Grund des Gesetzes über die Aufhebung der Amtsgerichte Spaichingen und Welzheim hat das Staatsministerium durch eine Verordnung die Gemeinden des Oberamtsbezirks spaichingen hinsichtlich der Gerichtszuständigkeit den Amtsgerichten Tuttlingen, Balingen und Rottweil, die Gemeinden des Oberamtsbezirks Welzheim den Amtsgerichten Göppingen, Backnang, Gmünd und Schorndorf zugeteilt.
Die Notlage der Amtskörperschaften. Der Ausschuß des Landesverbands württ. Amtskörverückaften kam in seiner
letzten Sitzung nach eingehender'Prüfung der Finanzlage der Amtskörperschaften zu dem Ergebnis, daß eine Reihe von Amtskörperschaften nicht in der Lage ist, aus eigener Kraft Deckung für die bestehenden und noch zu erwartenden Mehraufwendungen in der Wohlfahrtserwerbslosenfürsorge zu beschaffen. Das Württ. Staatsministerium, das Jnnen- und Wirtschaftsministerium werden gebeten, s) beim Reich ; auf eine sofortige Schaffung einer Reichsarbeitslosenfürsorge ! durch Vereinigung der Krisenfürsorge mit der Wohlfahrts- ! erwerbslosenfürsorge unter namhafter Beteiligung des Reichs und der Länder an den Kosten nach den Vorschlägen des Deutschen Landkreistags, sowie auf eine Entlastung der Gemeinden und Amtskörperschaften hinzuwirken: b) Erhöhungen der Amtskörperschaftsumlagen, die durch die gesteigerten Aufwendungen auf die Krisen- und Wohlsahrts- erwerbslosenaufwendungen verursacht werden, auch über den auf 31. Dezember 1930 festgesetzten Betrag hinaus zu genehmigen und den Gemeinden entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen; c) den besonders stark belasteten Amts- korperschasten Unterstützungen aus den durch die Gehaltskürzungen im württ. Staatshaushalt erzielten Einsparungen zu gewähren.
Beim württ. Innenministerium und der Zentralleitung für die Wohltätigkeit wurde eine sofortige Senkung der Verpflegungssätze in den staatlichen und privaten Heil- und Pflegeanstalten beantragt.
Der Württ. Industrie- und Handelskag zum Zugabe- wesen. Die Reichsregierung hat einen Entwurf eines Gesetzes über die Gewährung von Zugaben zu Waren oder Leistungen verabschiedet und dem Reichsrat zur Beschluß- fassung vorgelegt. Auf Ersuchen des württ. Wirtschaftsministeriums hat der Württ. Industrie- und Handelstag zu dem Entwurf Stellung genommen. Der Württ. Jndustrie- . und Handelstag ist der Auffassung, daß es geboten erscheint, die Verwirklichung der in Frage stehenden gesetzlichen Bestimmungen bis zur Rückkehr besserer Wirtschäftsverhält- nisse, in denen das Problem der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit seine heutige überragende Bedeutung verloren hat, zurückzustellen.
Devisenbewirtschaftung (Exporkvaluka-Lrklärung). Die
Handelskammer Stuttgart schreibt uns: Es sind Zweifel darüber entstanden, ob die Exportvaluta-Erklärung nur l > ! solche Warensendungen abzugeben ist, bei denen die Rc'- nungsstellung in ausländischer Währung erfolgt. Nach ^ z ' Absatz 1 der 8. Durchführungsverordnung sind sämtliche 2La- ren, die aus dem deutschen Wirtschaftsgebiet ausgesührt werden, der zuständigen Reichsbankstelle anzumelden, gleichgültig, ob für dies Waren in Reichsmark oder in ausländischer Währung fakturiert wird. Die Anmeldepflicht aus 6^1 der 8. Durchführungsverordnung geht somit weiter als 5"e Anbietungspflicht aus § 3 der 6. Durchführungsverordnung, die sich nur aus Forderungen In ausländischer Währung erstreckt.
Mexikanisches Konsulat. Nunmehr ist der ganze Freistaat Württemberg einschließlich Hohenzollern dem Amtsbereich des Mexikanischen Konsulats in Stuttgart zugeteilt worden. Mexikanischer Konsul in Stuttgart ist der Generalsekretär des Deutschen Auslandsinstituts Dr. Wertheimer.
Ergänzungsprüfung in Fremdsprachen für Volksschullehrer. Die Ergänzungsprüsung in Fremdsprachen für Dolksschullehrer und -Lehrerinnen haben erstanden: im Lateinischen 1 Lehrer, im Englischen 1 Lehrer und 3 Lehrerinnen, im Französischen 6 Lehrer und 2 Lehrerinnen.
ZOO Lehrer werden abgebaut. Nach einem Bericht der „Schwäbischen Tagwacht" teilte in der gestrigen Sitzung des ' Finanzausschusses des Württ. Landtags Kultminister Dr. Bazille mit. daß es nötig sein werde, die Klassenschülerzahl an sämtlichen Schulgattungen so weit zu erhöhen, daß am 1. April 1932 etwa 300 Lehrer insgesamt abgebaut werden könnten.
Gehalksabbau bei den Lehrerinnen. Der Allgemeine Württ. Lehrerinnenverein erläßt, wie die „Süddeutsche Arbeiter-Zeitung" zu berichten weiß, ein Rundschreiben mit der Mitteilung, daß wie in Baden auch in Württemberg der zehnprozentige Gehalts- und Ktundenabbau vor der Tür steht.
Expreßgüterzüge werden wieder für die Meihnachksvor- zeit nach Karlsruhe, Frankfurt, Rheinland, Westfalen, Ber- kn und Sachsen gefahren. Die Erpreßgüter sind zeitig aufzu- liefern
Knabenleiche. Im Wald an der Straße Feuerbach—Bot- nang in der Nähe der Wirtschaft „Im schönsten Wiesengrund" wurde die Leiche eines etwa 15jährigen Knaben gesunden. Um den Hals war mehrfach ein Lederriemen geschlungen. Der Tod ist zweifellos durch Erstickung eingetreten. Ob ein Verbrechen oder Selbstmord vorlisgt, ist noch nicht geklärt.
- „Die neuzeitliche Uhr". Der Verband der Uhrenindustrie ! Donaueschingen und der Landesverband Württ. Uhrmacher- § Meister haben zusammen mit dem Württ. Landesgewerbe- ^ amt im Staatl Ausstellungsgebäude in Stuttgart eine Sanderausstellung „Die neuzeitliche Uhr" aufgebaut, die nach der technischen Seite hin die neueste Entwicklung auf dem Gebiet der Uhrgetriebe, insbesondere der elektrisch getriebenen und gesteuerten Uhren, sowie der sonstigen Zeitmessergeräte, nach der formalen Seite hin gute, neuzeitliche Uhren aller Art zeigt. Die Ausstellung dauert vom 4. Dezember 1931 bis 6. Januar 1932. Sie ist an Werktagen von 8—12 und von 14—18 Uhr, an Sonntagen von 11—13 Uhr geöffnet.
Aus dem Lande
Eßlingen, 2. Dez. Zur Gemeinderatswahl. Für die am Sonntag stattfindende Gemeinderatswahl sind einzelne Wahlvorschläge eingegangen von den Nationalsozialisten, von den Kommunisten und der sozialdemokratischen Partei. Ihre Wahlvovschläge haben verbunden: der Christl. Volksdienst, die deutschnationale Volkspartei, die Demokratische Partei, die Deutsche Volkspartei, die Freie Vereinigung der Landwirtschafttreibenden und die Zentrumspartei. Die Gesamtzahl der Wähler beträgt ungefähr 28 500.
§ Eßlingen, 2. Dez. Jäher Tod. Gestern abend wurde der 40 I. a. Gastwirt Albert Haug in einer Versammlung j des Wirtsvereins Eßlingen im „Waldhorn" von einem Schlaganfall betroffen.
Neudenau a. d. Jagst, 2. Dez. Tödlich verunglückt. Am Freitag verunglückte im Steinbruch ein Arbeiter aus Sulzbach. Aus beträchtlicher Höhe fiel ihm ein Stein auf den Kopf. Auf dem Transport nach Heidelberg starb der Mann.
Iügstheim OA. Crailsheim, 2. Dez. Freie Wahl. Da zur Gemeindsratswahl am 6. Dezember ein Wahlvorschlag nicht eingereicht wurde, findet wie in früheren Jahren freie Mahl statt, was allgemein begrüßt wird. Ein jeder Wähler kann sich selbst seinen Wahlzettel zurecht machen. An Namen wird es nicht fehlen. Jedoch hat eine freie Wahl , oft große Stimmenzersplitterung zur Folge.
! Seedorf, OA. Oberndorf, 2. Dez. Altes Grab. In den letzten Tagen wurde in der Flur „Altdprf", eine Viertelstunde östlich vom Ort, im Steinbruch des Franz Schnell bei Abraumarbeiten ein Plattengrab aufgedeckt. Es war etwa einen Meter tief in den Lehm und oberen Muschelkalk eingebettet. Boden und Decke bestanden aus größeren So steinplatten. Neben zahlreichen Knochen kamen drei Seidel zum Vorschein. Leider wurde bei der Aushebung alles zerschlagen. Grabbeigaben, auch Scherben, wurden keine beobachtet. Es dürfte sich hier wahrscheinlich um einen ale- ; mannischen Reihengräberfriedhof handeln.
! Neukirch, OA. Rottweil, 2. Dez. Opfer st ockmarder.
In der unterhalb Neukirch am Waldrand stehenden Mar> i. Tann-Kapelle wurde von einem Unbekannten gewaltsam die Türe erbrochen und der in der Kapelle befindliche Opserstock ausgeraubt. Da der Opferstock schon längere Zeit nicht mehr geleert worden war, dürften dem Täter wohl einige Mark in die Hände gefallen sein.
Göppingen, 2. Dez. Im Zeichen des ,'reiwilli- gen Arbeitsdienstes. Die Kcummkorrektion m > Groh-Eislingen, deren Durchführung vom Gemeinderat IM ! freiwilligen Arbeitsdienst beschlossen worden ist, nahm am Mittwoch ihren Anfang. 25 junge Leute vom Ort und 20 von auswärts haben sich zu den Arbeiten gemeldet. F"r täglich sechsstündige Arbeitszeit bekommen die jungen Lews volle Verpflegung, bestehend aus vier Mahlzeiten, außerdem i wird noch ein angemessenes Taschengeld gegeben.
! Ein ganz gewiegter Bursche. Der vor einigen i Wochen aus dem Zuchthaus in Ludwigsburg entflohene 33- ! jährige Robert Seih von Göppingen hat sofort nach seinem Ausbruch seine Tätigkeit als Einbrecher wieder ausgenommen. Es ist mit aller Bestimmtheit anzunehmen, daß von den in letzter Zeit in hiesiger Gegend, wie auch in anderen Oberämtern begangenen Einbrüchen ein großer Teil auf sein Konto zu buchen ist. Trotz umfassender Fahndungsmaßnah- men ist es bis jetzt nicht gelungen, den Burschen, der seine Einbrüche vorwiegend in Wirtschaften und Bäckereien j macht, zu fassen.
i Die Nokhilfe-Sammlung erbrachte bis jetzt
; 18 000 Mark. Rach vorliegenden Zusagen ist bis zum Frühjahr mit 25 000 Mark zu rechnen. Die Sammlung hat auch eine große Menge von Kleidern und Lebensmitteln ergeben. Auch Stoffe und Wolle wurden von Firmen zur Verfügung gestellt.
- Ulm, 2. Dez. Zur Gemeinderatswahl. Dir § Deutschnationale Volksparte, und die NationalsozlaiWschr
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Die Sporck'schen Zager
Roman von Richard Skowronnek.
tS. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Also das war auf die Dauer nicht zu ertragen, es mußte einen Umschwung geben, der ihn aus diesen Verhältnissen herausbrachte. In neuer Umgebung und vor neuen Aufgaben war es vielleicht leichter, zu vergessen und wieder der alte Hauptmann Rabenhainer zu werden, der nichts kannte als seinen Dienst und das ehrgeizige, vorwärtsdrängende Streben. . .
Der Jäger trat ins Zimmer.
„Herr Hauptmann?"
„Was gibt's, Weber?"
„Ein Herr in Zivil ist draußen, ich glaub', der neue Geselle vom Fischer Retelsdorf, und er möchte den Herrn Hauptmann sprechen."
„Hat er nicht gesagt, in welcher Angelegenheit? Oder seinen Namen genannt?"
„Nein, Herr Hauptmann! Ich sollt' Herrn Hauptmann nur das eine Wort ausrichten, was da oben unter dem Schilde steht: Kilimatinde."
Der kleine Rabenhainer sprang auf: „Was hat er gesagt? Kilimatinde?" Und er eilte zur Tür, riß sie weit auf: „Heinrich Kremzow!"
Der Lange in seinem blauen Sonntagsanzuge stand auf dem Vorplätze, drehte ein wenig verlegen den steifen Hut zwischen den rostbraunen Händen, wie ein Paar mäßige Ruderblätter so groß.
„Ja, ich, Heinrich Kremzow aus Wittensee, früher freiwilliger Reiter in der Schutztruppe für Ostafrika. Und der Herr Chef werden gütigst verzeihen, wenn ich . .
„Unsinn, verzeihen," sagte der Hauptmann Rabenhainer, „herein, herein, du lieber Gast!" Und er strahlte übers j ganze Gesicht, als er den unverhofften Besucher an der ! Hand ins Zimmer führte, auf den Ehrenplatz setzte in dem steiflehnigen Sofa.
„Weber, flink in den Keller, eine Flasche Mosel, von unserm besten, mit zwei Gläsern! Und was wollen Sie rau- ! chen, Kremzow? 'ne Zigarre oder 'ne Zigarette?"
Der lange Heinrich blickte etwas unbeholfen auf seine groben Fäuste.
„Lieber schon eine Zigarre, wenn ich gehorsamst bitten darf. Diese kleinen Papierdünger verbrennen einem bloß die Finger. Kaum, daß man sie angesteckt hat, muß man sie schon wieder fortwerfen."
Da lachte der Hauptmann Rabenhainer auf. Diese klobigen Hände hatten ihm ja vor neun Jahren das Leben gerettet! Und er zeigte auf den Schild an der Wand mit den bunten Federn und dem danebenhängenden Spieß: „Besinnen Sie sich noch, Kremzow?"
Der Lange warf einen flüchtigen Blick darauf.
„Ja, richtig! Das ist wohl schon 'ne Ecke her, seit Herr Hauptmann da drüben diese schwarzen Rebellen zur Räson gebracht haben. Aber ich bin nicht deswegen gekommen. Jeder andere hätte an meiner Stelle wohl dasselbe getan für unseren Herrn Oberleutnant damals. Weil ich gerade am nächsten stand, war ich eben der nächste dazu. Und jetzt — ich bin nämlich bei dem Fischer Retelsdorf in Arbeit — wollte ich doch dem Herrn Hauptmann guten Tag sagen und mich nach seinem Befinden erkundigen."
Dem kleinen Rabenhainer stieg es heiß in den Augenwinkeln empor. Welch ein zartfühlendes Herz barg sich da in dem ungeschlachten Riesen! Das Herz eines Edelmannes,
das sich wegen einer vollbrachten Heldentat fast schämte, wenn sie auf dem offenen Markte ausgerufen wurde.
„Es ist gut, Kremzow," sagte er und schüttelte dem Langen die Hand, „wir beide wissen ja Bescheid! Und ich kann mir schon denken, weshalb Sie beim alten Retelsdorf eingetreten sind. Die braune Mike ist ein ganz famoses Mädel, ich gönn' sie Ihnen von Herzen! Aus meiner eingehenden Kenntnis des Städtchens kann ich wohl sagen, sie hält sich anders als die übrigen jungen Damen aus dem Bürgerstande. Wer sie mal heimführt, trägt was Sauberes in sein Haus!"
„Ja," sagte der lange Heinrich, „und deswegen bin ich ja wohl nach Lenzburg gekommen!" Biß die Zähne zusammen und sah zu dem Hellen Fenster hinaus auf den niedrigen Turm der Marienkirche mit dem im Sonnenglanze funkelnden Kreuz. „Und weil mir auch von anderer Seite berichtet worden ist, was Herr Hauptmann eben bestätigten . . . ."
Der Wein stand in den Gläsern, sie stießen auf die Vergangenheit an und eine glückliche Zukunft. Danach aber vertieften sie sich in ihre gemeinsamen Erinnerungen, fochten noch einmal die wilde Aufstandszeit durch, damals vor jenen neun Jahren in dem fernen Afrika. Sprachen von den kalten Nächten beim kärglich wärmenden Lagerfeuer, von manchem braven Kameraden, den das böse Fieber ausgelöscht hatte oder ein heimtückisch aus dem Dunkel geschnellter Wildenpfeil. Und beide ertappten sich auf dem seltsamen Heimweh der alten Afrikaner, jener heimlichen Sehnsucht, alle Zivilisation zu verlassen und wieder hinauszuziehen in das Land mit den unendlichen Buschsteppen, den tausend Abenteuern und Gefahren, der Kühnheit und Freiheit. Keine andere Schranke weit und breit als das Gesetz in der eigenen Brust . . . Fortsetzung folgt.