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Theodor Gack. Wildbad i. Sch»

Druck. Verlag und Gchriftleitung

Nummer 284

Fernruf 4M

Donnerstag den 3. Dezember 1931

Fernruf 479

66. ^ - 'gang.

Lie deMe MW in Gefahr

Wendepunkt in der Geschichte der Weltwirtschaft: Groß, britannien ist vom Freihandel zum Hochschutzzoll über- geschwenkt. Fieberhaft arbeiten die Ressorts im Londoner 5)andelsamt. Am 20. November hat das Gesetz Gültigkeit erlangt, das die Regierung ermächtigt, eingsführte Jndu- striewaren und Halbfabrikate aller Art mit Wertzöllen bis zu 100 v. H. zu belasten, und schon am 26. November war die erste Zollverordnung in Kraft getreten, die dem Zwecke dient, die Einfuhr einer langen Reihe von Fabrikwaren nach England künftig zu verhindern. Eine zweite Zoll­verordnung ist der ersten bereits gefolgt, und man kann sich bereits ein Bild davon machen, wie dereinst der endgültige britische Zolltarif aussehen wird, der diese fa nur vor­läufigen Zölle im Lauf von 1932 ablösen soll.

Wie wird die Sperre eines wesentlichen Teils der englischen Einfubr denn darauf läuft die Maßregel hin­aus auf den Welthandel wirken? Schon im ersten Halbsahr 1931 ist der internationale Güteraustausch der Erde insgesamt gegenüber dem ersten Halbjahr 1930 um 28 v. H. gesunken, lieber den Ausfuhrveifall der großen Industrieländer, die der englische Cinfrchrboykott mit am schärfsten heimsuchen muß, unterrichten uns Zahlen in der soeben vom Völkerbundssekretariat veröffentlichten und wissenchaftlich hervorragenden Denkschrift über die Welt­wirtschaftskrise (Genf, Oktober 1931). Hiernach ist die Jndustriewarenausfuhr im ersten Vierteljahr 1931, ver­glichen mit 1929. wertmäßig in Deutschland um 17, in Frankreich um 28, in Belgien um 15, in der Tschecho­slowakei um 21, in Holland um 26, in Amerika um 61 v. H. zurückgegangen. All diesen Staaten kündigt Englands Hnch- schutzzoll neue Verluste an Absatzmöglichkeiten an. Wie werben sie sich dagegen wehren? Scharfe Vergeltung stellr Frankreich in Aussicht, den britischen Ausfuhrfirmen wenig angenehm, die um obige Ziffernreibe fortzusetzen von 1929 bis 1931 einen Abstieg der Ausfuhr ihrer Induftrie- prrOukte um 46 v. H. zu beklagen haben.

Wie Deutschland auf die Londoner Zollbefchlüss« antworten wird, steht noch nicht fest. Wir sind nicht in dr glücklichen Lage Frankreichs, das unbedenklich zum Gegc"> staß gusholen kann. Das Vorgehen Englands ist aber auf alle Fälle ein furchtbarer Schlag für unsere Jndustriemirt- fchaft. Die deutsche Ausfuhr, die schon Mitte 1930 die ame- r'konische Zollerböbung hart anpackte, nimmt jetzt auch der britische Fiskus in die Zange.

Großbritannien kann sich nicht beschweren, daß wir es mit Ware überfluten. 1930 betrug Deutschlands Anteil an der britischen Gesamteinfuhr 6 3 Prozent, was aus gut'c Gegenseitigkeit beruht, denn wir bezogen selber 6 1 Prozent unserer gesamten Einfuhr aus Großbritannien, lim so be- bäuerlicher, daß dieses Gleichgewicht nun beute von briti­scher Sette umgestoßen wird. England ist. wie bekannt unser größter Kunde und hat 1930 für 1219 Millionen Mark deutsche Waren gekauft, darunter für 1027 Millionen Mark Fertigwaren reichlich ein Neuntel der deutschen Industrie- Ausfuhr überhaupt. Demgemäß ist England unser Haupt- abnehmer in zahlreichen Warengattungen: Seiden-, Kunst­seiden-, Woll- und Baumwollwaren, Pelzwaren, Papier­waren, Farben, Glaswaren, Messerschmiedwaren, Werk­zeug«, elektrische Maschinen, Uhren, Spielwaren, um nur einiges zu nennen. Breite Zonen dieses Geschäfts trifft das britische Zolldiktat wie Hagel ein erntereifes Feld. Wo aber iEN wir wenn England uns seinen Markt verschließt mit unseren Waren hin, und in welchem Grad wird das den deutschen Arbeitsmangel noch verschärfen? Auch daran den­ken wir, daß die Kampfhandlungen anderer Länder, wenn auch zunächst gegen England gerichtet, naturgemäß zugleich die deutsche Ausfuhr schädigen werden.

*

Die Notverordnung vom 1. Dezember schaltet das Mit- des Reichstags bei der Aenderung von Einfuhrzöllen aus. Sie macht auch die vorläufige Anwen­dung zweiseitiger Wirtschaftsabkommen, d. h. von Handels­verträgen, möglich, ohne erst die Genehmigung des Parla­ments einholen zu müssen. Es ist somit durch diese neue Notverordnung möglich, morgen, wenn es notwendig sein sollte, den Zoll auf englische Cinsuhrkohle zu legen oder em neues Abkommen mit der Schweiz über Aenderunaen ves bestehenden Handelsvertrags sofort in Kraft zu fetzen.

die Maßnahmen nur durch die Bestimmungen also Erträge. Außenhandeispolitisch gesehen gibt

de-

gen vom n. England ist von heute auf mor-

übergegangen der extremen Protektionismus

über unsmZöllschutz^uf inÄni ^°"E'de t, denen gegen- ,_ i industrielle Waren außerordentlich

lagesspiegel

Die Reichsregierung hat zur Ausgleichung des Fehl- bekrags im Reichshaushalt eine nochmalige Kürzung der Be- amtengehälter in Erwägung gezogen. Die Gehälter sollen auf den Stand vor der Besoldungsordnung 1927 gebracht werden.

Die nächste Notverordnung, die der Schlußabfassung ent- gegengeht, wird sehr umfangreich sein. Die Verhandlungen zwischen Reichsregierung und Reichsbahn wegen Tarif- senkung sind indessen noch nicht abgeschlossen.

Der Reichsrrrband der deutschen Industrie wendet sich gegen die Absicht der Reichsregierung. den hohen Fehlbetrag im Reichshaushalt durch neue Steuern zu decken. Nament­lich würden die Erhöhung der Umsatzsteuer und die Meder­einführung der Sapilalertragssleuer aus Zinsen von fest­verzinslichen Werken den Schrumpfungsprozeß der Wirt- schüft beschleunigen und überhaupt im Widerspruch zu der Preissenkung des Regierungsprogramms stehen.

Die NSDAP, hat gegen die Aufrechkerhaltung des Uni- formverboks in Preußen trotz des bekannten Reichsgerichts- Urteils beim Reichsinnenministerium und beim Reichspräsi­denten telegraphisch schärfsten Einspruch erhoben.

Bei einer Autofahrt Dr. Schachts von Berlin nach Rostock kam der Wagen bei Waren infolge Glatteises ins Schleu­dern und fuhr auf ein Holzhaus. Dr. Schacht erlitt erhebliche innere Verletzungen und Schnittwunden. Er wurde ins Krankenhaus in Waren verbracht.

Im englischen Unterhaus erklärte Handelsminister Run- ciman auf eine Anfrage, er könne versprechen, daß vor Be­endigung der nächsten Britischen Reichskonserenz keinem fremden Staat eine bevorzugte Behandlung in Handels­sachen gewährt werde.

Aus der Steiermark werden Schneestürme gemeldet.

Wie das Moskauer WirtschafisblakkSa Jndustrialiskziju" mitkeilt, hat die Verwaltung der Werke für Herstellung von OxMälsstahl erklärt, daß 1932 Hunderte von Ingenieuren erforderlich sein würden, um das Produktionsprogramm durchzusühren. Die Stahlwerke hätten bereits 330 deutsche Ingenieure und Techniker aufgeforderk, nach Sowsetrußland zu kommen, um dort zu den gleichen Bedingungen wie die Sowietingenieure zu arbeiten. Auch in den Kupferbergwer­ken könnten deutsche Ingenieure Verwendung finden.

In der inneren Mongolei sollen Unruhen gegen China ausaebrochen sein, die von Japan angezetkelt wurden. Es soll sich um die Vereinigung der inneren und der äußeren (chinesischen) Mongolei handeln.

Weimar. 2. Dez. Zur Thüringer Landwirtschastskammer wurden 111 Mitglieder gewählt. Davon entfallen auf den Landbund 75, aus die Nationalsozialisten 36 Mandate.

mäßig ist. Frankreich sperrt sich durch eine Kontingenks-, politik ab- Deutschland muß die Möglichkeit haben, sich, gegen die Ausfälle und Uebertreibungen anderer Länder zu wehren. Die neue Notverordnung wird bei den handels­politischen Verhandlungen, die augenblicklich schweben, eine gewisse Rückendeckung für unsere Vertreter abgeben.

Innerpolitsch besteht di« Möglichkeit, daß die Bestim­mungen der neuen Notverordnung angewandt werden, um einen gewissen Druck auf die Kartelle zur Senkung der ge­bundenen Preise auszuüben. Nach dem, was bisher bekannt geworden ist, will die neue Notverordnung zunächst keinen direkten Zwang zur Preissenkung auf die Kartelle ausüben. Es soll aber beabsichtigt sein, denjenigen Kartellen, deren Waren sich nicht dem gesunkenen Preisstand in einer ge­wissen Zeit angepaßt haben, Zwangsmaßnahmen in Aus­sicht zu stellen. Es ist denkbar, daß hier eingewirkt werden könnte durch die Droahung, den Zoll des entsprechenden Er­zeugnisses zu senken. Denn der Zoll ist die wesentlichste Be­dingung, um einen Auslandswettbewerb gegen die preis­gebundenen Waren auszuschalten. Man wird auch noch eine weitere mögliche Wirkung der neuen Notverordnung im Auge behalten müssen. Durch die bisherige Devisen­bewirtschaftung, die in Zukunft notwendig noch einschneiden­der werden dürfte, wird bereits eine gewisse Einsuhrbeein- slusjung und Emsuhrdc^.Uung e^-elt. Die Möglichkeit, durch die neue Notverordnung Einfuhrzölle zu erhöhen, tritt zu den Auswirkungen der Devisenbewirtschaftung verstär­kend hinzu. Man wird Obacht geben müssen, damit httr nicht Gefahre" der P- 'Steigerung eintrtten, die der l herigen Desiu. onspolitik der Regierung entgegenlan^n könnten.

Ile»e AachrWen

Chamberlains Ansragen im Unterhaus

Berlin, 2. Dez. Der frühere englische Minister des Aeußern, Sir Austen Chamberlain, hat rm Unterhaus zwei Anfragen an die Regierung gerichtet, worin er um Aufklärung über das Breslauer Gerichtsurteil gegen einen polnischen Zuschauer der Simhihelmparade so­wie über das Urteil des Reichsgerichts gegen dis Weltbühne" ersuchte, wobei er dis letztere Anfrage m.t einem Hinweis auf das Verbot militärischer Flugzeuge für Deutschland verband. Diese Anfragen können schlechterdings keinen andern Sinn haben, als Deutschland Nadelstiche zu versetzen, und sie werden in den hiesigen politischen Kreisen auch so angedeutet.

lieber die Beweggründe, die Chamberlam zu die­sen Nadelstichen veranlaßt haben, kann man natürlich nur Vermutungen äußern. Am nächsten liegt, wenn man sich seiner geradezu fanatischen Franzosenfreundlichkeit erinnert, die Annahme, daß er sich nach Paris lstn in empfehlend« Erinnerung hat bringen wollen. Es mag aber auch ein­fach der Wunsch bei ihm Vorgelegen haben, wieder einmal außenpolitisch hervorzutreten. Da man in Berlin die unfreundliche Einstellung des ehemaligen Mini­sters des Aeußern gegen Deutschland genau kennt, so ist man über sein jetziges Hervortreten nicht überrascht, wenn man es auch im Interesse der guten Beziehungen zwischen den Völkern bedauert.

Eine weitere Bedeutung kommt der Angelegenheit jedoch nicht zu. Der englische Geschäftsträger hat schon vor eini­gen Tagen im Auswärtigen Amt vorgesprochen und um eine Erläuterung der beiden Urteile zu seiner persönlichen Unterrichtung gebeten. Er hat die gewünschte Aufklärung erhalten, die vor allem darin bestanden haben dürfte, daß es sich um Gerichtsurteile handelt, auf welche der Regie­rung in Deutschland keine Einflußnahme zusteht. Der Fall ist damit nach Berliner Auffassung abgeschlossen. Auz ^en Londoner Meldungen ergibt sich, daß der Geschäftsträger die ihm gegebenen Aufklärungen an seine Regierung w-nter- geleitet und daß der Minister des Neustem. Sir John Simon, sie Chamberlam zugänglich gemacht hat.

Ein Preiskommissar?

Berlin, 2. Dez. Der Demokratische Zeitungsd'enst bringt die Nachricht, daß in Regierungskreisen die Absicht bestehe, einen besonderen Preiskommissar zu ernennen, dtzr weit­gehende Vollmachten erhalten soll, um die Preisbewegung zu überwachen und die Preissenkung durchzuführen. Der Gedanke der Einsetzung eines Preiskommissars geht auf den Reichskanzler Brüning zurück, von dem Stegerwald den Gedanken übernahm. Stegerwald trat vor kurzer Zeit mit einigen Sozialdemokraten in Verbindung und teilte ihnen mit, daß der Reichskanzler und er dieses Reichskommissariat beabsichtigten. Der sozialdemokratische Parteiausschuß Hai sich nur oberflächlich mit der Sache beschäftigt; dagegen ver­treten die Fachleute innerhalb der Partei den Standpunßs. daß ein derartiges Kommissariat nicht viel Zweck habe. S.e begründen ihr« Gegnerschaft vor allem mit den Erfahrun­gen, die man während des Kriegs mit den Fragen zwangs­läufiger Preisgestaltung gemacht habe. Die Ernennung eines Reichskommissars für Preissenkung ist demnach umstritten und unentschieden.

Vollstreckungshilfe

Berlin, 2. Dez. In Berlin, Leipzig, Hannover. Stuttgart, Bremen und anderen deutschen Städten hatte die Anwalt­schaft Bollstreckungshilfen eingerichtet, um die Wirtschaft v o n u n n üh e n K o st e n in der Prozeßführung und Zwangsvollstreckung zubefreien. Da diese Versuch« lebhaften Anklang gefunden haben, ist jetzt eine in Han- nover tagende Versammlung von Anwälten aus allen Teilen Deutschlands zu dem Beschluß gekommen, im gan­zen Reich solche Bollstreckungshilfen schleunigst ins Le­ben zu rufen. Diese Stellen sollen durch Vermittlung des deutschen Anwaltvereins untereinander die Verbindung auf­nehmen und so die Gesamtorganisation ausbauen'. '

Huqenberg wiederqervahlt

Berlin, 2. Dez. Der Parteivorstand der Deutfchncttiona- len Bolkspartei hat den Geh. Finanzrat Dr gugenb'er g einstimmig zum Parteivorsihenden w'edergewäblt. Unter stürmischem Beifall wurde ein Antrag des Vorsitzenden des Landesverbands Potsdam 1 angenommen: In die Parkn- sahungen wird als besonderer Artikel eingefiigt:Dem Parteivorsihenden wird hierdurch die Vollmacht oerliehen, in Abweichung von den Satzungen, soweit es im Interesse der Partei und ihrer Ziele erforderlich erscheint, Anordnungen zu treffen, die für al,le Organes der