badischen Regierung hingewiesen. Wi« es in den preußi­schen Gemeinden heute aussieht, davon sind alle Zeitungen voll Büvgersteuer von 300 Proz., Herabsetzung der Richt­sätze für die Wohlfahrtsunterstützunasn usw. sind an der Tagesordnung und trotzdem ungedeckte Abmängel in den Gemeindehaushalten von sehr beträchtlichem Ausmaß.

In Baden hat nach der letzten veröffentlichten Reich-s- finanzstatistik für 1928 der Anteil des Staats an den gesam­ten Ausgaben der öffentlichen Verwaltung 46,7 Prag, und in Württemberg 46,9 Proz. betragen, der Anteil der Gemein­den dagegen in Baden 53,3 Proz. und in Württemberg 53,5 Prozent. Die Ausgaben waren also zwischen Staat und Gemeinden ziemlich genau gleich verteilt; verglichen mit 1925 hatte sich der Gemeindeanteil in Baden um 1,3 Punkte er­höht, dagegen in Württemberg um 2,4 Punkte vermindert. Bei den gesamten Steuereinnahmen für das Rechnungsjahr 1928 hat'der Staatsanteil in Württemberg 47,4 Proz. und in Baden 49,4 Proz. betragen, dagegen der Gemeindeanterl in Württemberg 52,6 Proz., in Baden 50,6 Proz. Man kann hier wirklich nicht von einer Benachteiligung der württem- bergi'schen Gemeinden im Vergleich mit Baden sprechen.

Die Entwicklung der Einnahmen aus Reichssteuern war

folgende (in Millionen Reichsmark):

Rechnungsjahr

Württemberg

Staat Gemeinde

Staat

Baden

Gemeinde

1928

98.62 51,80

78,47

44,70

1928

93,41 47,85

73,98

40,61

1930

88,25 47,07

77,58

34,09

Mit andern Worten: 3n Württemberg ist die Hauptlast des Rückgangs der Reichssteuerüberweisungen auf den Staat gefallen, in Baden dagegen fast ausschließlich auf die Ge­meinden. Der badische Staat hat 1930 fast ebenso viel Reichssteuerüberweisungen für sich behalten wie 1928, der vürktembergische Staat dagegen 10 Millionen weniger. Gleichzeitig hat der badischeStaat die Verteilung der Schul­lasten geändert zu ungunsten der badischen Gemeinden, die wegen der verschiedenen Maßnahmen neuerdings nach Zei- tungsnachrichten sogar den Weg der gerichtlichen Klage ge­gen den Staat beschritten haben sollen. Dagegen hat Würt­temberg noch im Jahr 1929 zugunsten der Gemeinden wei­tere Lasten auf dem Gebiet der Fürsorge übernommen.

3. Wie ist dieses von Württemberg abweichende Vorgehen des badischen Staats gegen seine Gemeinden zu erklären? Nach dem Abschluß des Jahres 1928 hatten nach der Reichs­finanzstatistik in Baden der Staat einen ungedeckten Ab­mangel von annähernd 16 Mill. RM-, die Gemeinden aber noch Restmittel in Höhe von 22 Mill. RM; in Württemberg dagegen Staat und Gemeinden je etwa 11 Mill. RM. Rest­mittel. Der badische Staat hat sich in denguten Jahren" zugunsten der Gemeinden entsprechend der Einstellung, die der Abgeordnete Mößner vertritt, zu sehr verausgabt und mußte daher in den schlechten Jahren, um sich überhaupt über Wasser halten zu können, die Gemeinden sehr scharf anpacken. Der württ. Staat hat seine Gemeinden in den guten Jahren" zwar, wie die vorstehenden Zahlen zeigen, ausreichend versorgt, in den Krisenjahren aber im Gegensatz zu Baden die Gemeinden schonen können.

Der Erfolg hat also unstreitig dem württ. Verfahren recht gegebenl

Aus dem Lande

EWngen, 2. Nom 6 0 Jahre. Am 5. November begeht Musikdirektor Nagel die Feier des 60. Geburtstags. Nagel ist seit 1920 Vorsitzender des Musikausschusses des Schwä­bischen Sängerbunds und dessen Bunüeschormeister.

! Heilbronn. 2. Nov. 1500 Ztr. Obst gesammelt. Von der Kirchengemeinde wurden im Lauf der letzten Wochen in der näheren und weiteren Umgebung von Heil- - bronn ungefähr 1500 Ztr. Obst gesammelt. Es handelte sich zum Teil um Most- und Fallobst, teilweise war es aber auch schönes Brechobst, sowie etwas Gemüse und Kartoffeln. Von dem gesammelten Obst gelangten ungefähr 1000 Ztr. sofort zur Verteilung, der Nest wurde in den Löwenwerken gedörrt und wird durch den Bezirkswohltätigkeitsverein verteilt werden.

Gaildorf. 2. Nov. Einweihung. Am Samstag wurde das neugebaute Sammelschulhaus in Gaildorf eingeweiht. In einer Bauzeit von nur 6 Monaten konnte das Werk gelingen. Die im Voranschlag angesetzte Bausumme von 72 000 Mark ist nicht überschritten worden; für die Innen­einrichtung kommen 8000 Mark hinzu.

Neresheim. 2. Nov. Jägers Leid. Kastanien-- sammlung. Ueber geringen Wildbestand klagen die Jäger seit den Mitte Oktober begonnenen Hasenjagden. Verschie­dene Treibjagden in der Umgebung lieferten ganz geringe Ergebnisse, wohl eine Folge des letzten langanhaltenden Win­ters, wobei Märzhafen ausgefallen sind, deren Verlust immer ein schlechtes Hasensahr bedeutet. Das Geld liegt auf der Straße, kann man mit Recht behaupten, wenn man hört, daß die Sammlung von Kastanien, vorwiegend durch Kinder, in Neresheim 170 Zentner, in dem benachbarten Dischingen 200 Zentner ergeben hat. Für den Zentner sind 1.50 -tt bezahlt worden. Die Kastanien sind ein vorzügliches Hoch­wildfutter.

Wünsingen, 2. Nov. Arbeitslager feiert Ab­schied. Letzten Samstag hat der Freiw. Arbeitsdienst sei­nen Abschied gefeiert. Mit einem Fackelzug durch die Stra­ßen der Stadt nahm der Abend seinen Anfang. Im Wiesen­tal wurde ein mächtiger Strohmann gleichfalls als Symbol für das unfreiwillige Ende des Arbeitslagers Münsingen abgebrannt. Herr cand. phil. Waidelich sprach herzliche Worte des Abschieds und verlieh dem Wunsch und der Hoffnung Ausdruck, daß, wenn der Frühling wieder auf die Berge steige, auch das Arbeitslager Münsingen aus seinem Winter- schlaf erwachen möge.

Schönmiinzach OA. Freudenstadt, 2. Nov. Vermißt. Der im nahen Schwarzenberg wohnhafte Schulbauer und Gemeinderat Frei ging am Freitag abend mit seinem be- leuchteten Ochsenfuhrwerk hier vom Easthofzum Schiss" weg. Das Fuhrwerk kam allein zu Haus an, während Frei vermißt wird. Wahrscheinlich ist er in die hochgehende Murg geraten und ertrunken.

Schwenningen. 2. Nov. T ö d l i ch e r S t u rz. In der Ziegelei, Werk 2, der Gebr. Schlenker war der 21 Jahre alte led-.ge Maurer Josef Frommer von Böhringen OA. Rott- weil auf dem Dach der Backsteintrocknerei beschäftigt. Er kam an eine Stelle zwischen zwei Dachsparren, wodurch zwei Ichwache Dachlatten einbrachen, sodaß Frommer durch die entstandene Oeffnung in den Jnnenraum des Gebäudes etwa 10 Meter hoch abstürzte. Er war sofort tot.

Geislingen a. St.. 2. Nov. Zusammenstoß zwi- cken Auto und Motocrad. 6 Verlctzte. Zwi­schen Kuchen und Gingen sind gestern abend, auf freier

Süecke ein hiesiges, mit 6 Personen besetztes Auto ünd ein mit 3 Personen besetztes Motorrad von Süßen zusammen­gestoßen. Von den Insassen des Autos wurden einige leich­ter, die Personen des Motorrades schwerer verletzt. Dir Verletzten insgesamt sechs jüngere Leute wurden ins Krankenhaus gebracht.

Alm. 2. Nov. Scheunenbrand. In der Nähe von Enmmelfingen brannte die einem Stuttgarter Herrn ge­hörige Feldscheuer ab. Mitgeschädigt ist die Witwe Preis von Grimmelfingen, die dort Heu und andere Sachen lagern hatte. Man nimmt an, haß Landstreicher, die in der Scheuer nächtigten, den Brand verursacht haben. Eine Verhaftung wurde schon vorgenommen.

Lebensmüde. In der Nacht zum Sonntag stürzte sich ein 19 I. a. Fräulein von der Heidbrücke in die Donau, ironnte aber von Pionieren, die den Vorfall beobachtet hatten, herausgezogen werden. Die Gerettete mußte ins Kranken­haus verbracht werden.

Kleinglattbach, OA. Vaihingen, 2. Nov. Schwerer Z u s a m m e n st o ß. In einer Kurve auf der Straße von hier nach dem Reichsbahnhof stieß ein Motorradfahrer mit Beifahrer von Kleinsachsenheim mit einem von einem Lehrer aus dem Badischen gesteuerten Personenkraftwagen zusammen. Die beiden Motorradfahrer erlitten dabei so schwere Verletzungen, daß sie bewußtlos ins Vaihinger Krankenhaus gebracht werden mußten.

Ebingen. 2. Nov. Guter Geschäftsgang. Seit einiger Zeit schon hat ein großer Teil unserer Trtkotsabriken regen Geschäftsgang, vielfach Vollbetrieb auch in den Filia­len aus den Ortschaften. Auch die Schuhfabriken arbeiten voll. Erfreulicherweise hat dieser Aufschwung bis jetzt un­gehalten, und, wie man hört, soll Aussicht bestehen, daß noch einige Wochen im selben Umfang Weitergearbeitet werden kann.

Zweites Einheitspreisgeschäft. Haus sammlung. Auf 31. Oktober ist hier ein zweites Einheits­preisgeschäft,Wohlwert", eröffnet worden. Eine Haus- sammlung für die im Bau befindliche Friedenskirche brachre den Ertrag von 4700 RM.

Tailfingen, 2. Nov. Vermehrung des Wald­bestands. Eine auffällige Zunahme ihres Waidbestands hat die Stadtgemeinde Tailfingen zu verzeichnen. Während sie im Jahr 1796 noch 196 Hektar Wald besaß, waren es 1864 227 Hektar, im Jahr 1892 294 Hektar, 1911 396 Hektar, und heute beträgt die Ertragsfläche des Tailfinger Stadt­walds 405 Hektar. Die Steigerung des Waldbestands er­folgte hauptsächlich durch Aufforstung von Werdestrecken.

Schelklingen OA. Blaubeuren, 2. Nov. Tödlicher Unfall. Im Steinbruch des hiesigen Schotterwerks Blankenhorn fiel dem verh. 37 I. a. Arbeiter Josef Kott - mann von Allmendingen ein Stein so unglücklich auf den Kopf, daß er bewußtlos zusammenbrach und ins Vlaubeurer Bezirkskrankenhaus verbracht werden mußte. Dort ist er nun infolge doppelten Schädelbruchs gestorben. Er ist der Sohn des hiesigen Landwirts Karl Kottmann und ein Neffe des Generalvikars Dr. Kottmann.

Oberzell OA. Ravensburg, 2. Nov. Großfeuer, tzn der Nacht auf Samstag brach im Anwesen des Land­wirts Birk in Reute zwischen Weißenau und Oberzell Feuer aus. Die Bewohner konnten gerade noch das nackte Leben retten. Dem Besitzer verbrannten 800 RM. in bar. Ein Knecht verlor alle seine Kleider, ein anderer, ein be­dauernswerter 58jähriger Knecht, 160 RM., das Ersparnis .vieler Jahre. Unter dem Dach verbrannten etwa 2530 Zentner gedroschenes Korn. Im Stall mußten 7 Stück Vieh zurückgelassen werden. Ferner sind ungefähr 400 Zentner Heu vernichtet, außerdem zahlreiches Gerät, Ma­schinen und Wagen. Der Geschädigte ist zum Teil ver­sichert. Brandstiftung wird vermutet.

Von der bayerischen Grenze. 2. Nov. Tobsüchtiger Ehemann. Der frühere Mühlebssitzer Müller in Unterramkngen wollte nachts nach vorausgegangenem Streit seine Frau mit dem Jagddrilling erschießen Die Frau flüchtete in das Nachbaranwesen, wohin ihr der Mann folgte und blindlings auf sie schoß. Zum Glück gingen dis Schüsse fehl. Wieder in seine Wohnung zurückgekehrt, gab er im Schlafzimmer, wo die beiden Kinder im Alter von 1 und 3 Jahren lagen, wiederum Schüsse ab. Die Kinder blieben ebenfalls unverletzt. Der Täter wurde dem Gericht übergeben.

^ Vom bayerischen Allgäu, 2. Nov. Zwei Räuber verurteilt. Der 38jährige Monteur Karl Bausch von Ehingen a. D. und der 46jährige Steinhauer Markus Stadler von Anschießing bei Passau waren beide in Wengen beschäftigt. Nachts gingen sie auf Raub aus. Sie stahlen Motorräder und fuhren mit diesen zum Stehlen. Dann stellten sie die Motorräder wieder an den alten Platz. ,So haben sie in der Gegend von Wengen, Weitnau, Groß- jholzleute und von Kleinweilerhofen bis Ermengerst und -vor allem im Pfarrdorf Buchenberg umfangreiche Diebe- steien begangen. Bor dem Kemptener Gericht kamen diesmal 28 Embruchsdiebstähle zur Aburteilung. Bausch und Stad­ler wurden zu je 1 Jahr und 8 Monaten Gefängnis ver­urteilt.

Lokale».

Wildbad, den 3. November 1931.

Der Landesverband der kinderreichen Württembergs

im Reichsbund der Kinderreichen Deutschlands, zum Schutze der Familie, e. V. Ortsgruppe Wildbad, schreibt uns: Die Not der Gegenwart richtet unter den Kinderreichen unüber­sehbaren Schaden an. Viele sind der Verzweiflung nahe. Allenthalben beobachtet man ein großes Interesse an den Fragen, welche die Kinderreichen bewegen, aber es bleibt bei guten Worten, die Taten fehlen. Die letzten Mahnun­gen der Reichsregierung lassen jede Rücksicht auf die Fa­milie vermissen, so daß der Glaube an den guten Willen der Reichsregierung erheblich erschüttert ist. Kinderreiche Väter und Ernährer kinderreicher Familien müssen in er­ster Linie aus der Erwerbslosigkeit herausgehoben werden, bei der Vergebung öffentlicher Arbeiten sollen in erster Li­nie kinderreiche Gewerbetreibende berücksichtigt werden. Die Wohnverhältnisse der Kinderreichen werden immer schlimmer, da sie sich noch mehr wie bisher in Kleinstwoh- nungen zurückziehen müssen, weil sie bei dem Abbau der Gehälter und Löhne und der Verteuerung des Brotes, d. h. der Notwendigsten Lebensmittel, die bisherigen Mieten nicht mehr erschwingen können. Die Schulgeldsätze steigen, die Geschwisterermäßigungen sind unzureichend, da sie nicht alle Kinder berücksichtigen, welche überhaupt in der Aus­bildung begriffen sind. Die Gebühren für Krankenkassen­schein und Rezepte machen es vielen kinderreichen Familien unmöglich, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Kin­

derreichen werden immer mehr Objekte der Armenfürsorge, das ist ihrer unwürdig und zum großen Teile mitschuldig am Freitode so vieler Kinderreicher. Dagegen protestieren wir! Die Kinderreichen verlangen einen gerechten Ausgleich der Familienlasten. Ihre Geduld ist am Ende. Es müssen Taten folgen, welche der Familie Rechnung tragen. Die Kinderreichen halten in diesem Kampf zusammen. Ohne Unterschied der Partei und des Bekenntnisses und des Stan­des fühlen sie sich verbunden zu einer Schicksalsgemeinschaft und sie wollen: allen Gewalten zum Trotz sich erhalten. Wir wollen und werden mit dem Reichsbunde der anerkannten Spitzenorganisation der Kinderreichen kämpfen bis unser Kampf zum Sieg geführt hat, bis wir es erreicht haben, daß uns und damit unseren Kindern eine gesicherte Lebens­existenz gesichert ist. Früher waren die kinderreichen Fami­lien der Stolz der deutschen Nation, weil die Führer wuß­ten, daß von ihnen der Bestand des Volkes gewährleistet wird, heute ist es beinahe umgekehrt, weil die meisten Füh­rer vor lauter Partei kein Volk mehr sehen und die Partei gleich Volk setzen. Sie denken nicht daran, daß in jeder Par­tei mindestens die Hälfte der Wähler kinderreich ist und daß sie dadurch schon vor ihrem eigenen Gewissen die ver­dammte Pflicht und Schuldigkeit haben, die Kinderreichen in jeder Art und Weise mindestens mit den andern gleich­zusetzen und demzufolge Gesetze und Vorschläge anzuneh­men und durchzuführen, die unbedingt die Familie schützen, damit die Kinderreichen vor seelischem und physischem Un­tergang bewahrt bleiben.

Von der Allgem. Orlskrankenkasse Neuenbürg.

Am vergangenen Samstag nachmittag fand in Neuen­bürg im Nathaussaal eine Sitzung des Ausschusses der Allg. Ortskrankenkasse Neuenbürg statt. Erschienen waren 6 Ar­beitgeber- und 17 Versicherten-Vertreter, ferner vom Kas­senvorstand 5 Vertreter. Die Aufsichtsbehörde war vertre­ten durch Regierungsrat Schäfer. Die Sitzung stand unter der Leitung des Ausschuß-Vorsitzenden Christof Protz, Calmbach; Berichterstatter war Geschäftsleiter Doberneck. Die reichhaltige Tagesordnung wurde eingehend beraten und zwar:

1. der Rechnungsabschluß von 1930, der noch verhältnis­mäßig günstig abschließt, trotzdem die Wirtschaftslage und damit die Beitragseinnahmen der Kasse sich verschlechtert haben. Vorstand, Rechner und Kassenverwaltung werden, vorbehaltlich der Rechnungsprüfung durch den württemb. Krankenkassenverband, einstimmig entlastet. Ebenso werden die Ueberschreitungen des Voranschlags von 1930 geneh­migt. Der Kassenausschuß verlangt von der Verwaltung, daß gegen Arbeitgeber, die mit der Beitragsabführung im Rückstand sind, energische Schritte unternommen werden, besonders dann, wenn die Arbeitgeber den Versicherten am Lohn die Veitragsanteile in Abzug gebracht, diese Beiträge aber nicht an die Kasse abgeführt haben, auf welches Ver­gehen bekanntlich Gefängnisstrafe steht. Stundung soll nur gewährt werden, wenn der betr. Arbeitgeber der Kasse Sicherheiten gibt.

2. der Rechnungsabschluß des Erholungsheims Korb- mattfelsenhos von 1930, der mit einem Betriebsüberschuh von M? 29 549.95 abschließt. Von diesem wurden den 3 Kassen Neuenbürg, Calw und Nagold der Betrag von je .M 8000. überwiesen. Die genannten Kasse', hatten keiner­lei Zuschuß an das Heim zu bezahlen. Der Ausschuß nimmt mit Befriedigung von diesem Ergebnis Kenntnis.

3. die Ausführungen des Berichterstatters Doberneck über die gegenwärtige Lage der Kasse. Die Veitragseinnah- men gehen katastrophal zurück, ohne daß ein Ausgleich durch Sinken der Ausgaben festzustellen ist. Zur Zeit sind in Berlin Verhandlungen im Gange, um mit den Aerzten er­trägliche Honorare zu vereinbaren. Die Gebühren der Zahn­ärzte und Dentisten wurden ab 1. Juli 1931 um 10 Prozent gesenkt. Die Arzneimittelkosten sind etwas zurückgegangen, doch lange nicht in dem Maße, wie es durch die Notverord­nung vom 26. Juli 1930 erwartet werden durfte. Mit den Krankenhäusern konnten Abmachungen über eine Senkung der Verpflegungskosten und der Gebühren für Nebenlei­stungen noch nicht vereinbart werden, weshalb die Kasse gezwungen ist, Zurückhaltung bei den Einweisungen zu üben. Die Krankengelder an die Versicherten werden immer geringer, weil sich deren Einkommensverhältnisse dauernd verschlechtern. Die Kosten der Wochenhilfe belasten die Kasse außerordentlich, insbesondere, weil das Reich kurzerhand den Zuschuß für Familienwochenhilfe eingestellt hat. Die Hebammengebühren haben die dringend notwendige Sen­kung noch nicht erfahren. An den Verwaltungskosten wer­den Einsparungen vorgenommen, wo dies nur irgend an­geht. Die Abbaumaßnahmen an den Gehältern treffen bei den Angestellten und beim Vertrauensarzt ohne weiteres zu. Es müssen Einsparungen an Porto erzielt werden. Die Uebersendung der Barleistungen an die Versicherten erfolgt künftig auf deren Kosten. Die Sitzungsgelder wurden um 40 Prozent gesenkt. An Stelle von 2 Autos hält die Kasse jetzt nur noch eines, einen Zweisitzer, der vom Vertrauens­arzt und vom Beitragseinzieher gemeinsam benützt wird. Zeitungen und Zeitschriften werden abbestellt. Solange die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Löhne der Versicherten derart schlecht sind, wie im Kassenbezirk Neuenbürg, ist eine Beitragssenkung ausgeschlossen, auch müssen die Ausgaben für alle Sachleistungen noch weiter erheblich gesenkt werden. Vom Gesetzgeber wird erwartet, daß endlich die längst in Aussicht gestellte Vereinfachung in der Krankenversicherung eingeführt wird.

4. Zu Aenderungen der Satzung und der Dienstordnung, die vom Vorstand auf Grund gesetzlicher Vorschriften vorge- nommen wurden, wird Zustimmung erteilt.

5. den Universitätskliniken in Tübingen wird zur Be­schaffung von Radium das vom Württ. Krankenkassenver­band vereinbarte Darlehen von Mi 1300. gewährt. Hie- für kann die Kasse bis zum Jahre 1934 ihre Versicherten, die an Krebs leiden und bestrahlt werden müssen, unentgelt­lich in Tübingen behandeln lassen.

Um 6 Uhr wurde die Sitzung vom Vorsitzenden unter Dankesworten an die Erschienenen und die Kassenverwaltung geschlossen. Dabei wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß es gelingen möge, die Sozialversicherung zu erhalten und zweckmäßig zu gestalten.

Sendefolge des Stuttgarter Rundfunk A.-G.

Donnerstag, 5. Noncmvcr:

K.15: Zeitangabe, Wetterbericht, Gymnastik. 7.10 Wetterbericht. IN.»»: Schailplatten. 11 .»»11.15: Nachrichten. 12 .VV: Wetterbericht. 12 . 05 : Zmch Werbungskonzert. 12.D: Schallplattenkonzert. 1S.3V: Nachrichten, Wetter- beUcht, Schallplattenkonzert. 11.3V: Spanischer Sprachunterricht. 1 L.V 0 : Ena. . »scher Sprachunterricht. 15.3»: Stunde der Jugend. 16.3V: L. Mayr spricht UberRundfunlhör-r und Sendung". 17.N5: Konzert. 18 8«: Zeitangabe. 18.40: Christian Wagner, der Heilige von Warmbronn. 19.V5:Autarkie oder Weltwirtschaft". 1S.3V: Zeitangabe, Wetterbericht. Landwirtschaftsnach. richten. 1S.45: Aus Lorch a. Rh.: Nach der Spatlese. 80.15: Akkordeon- Duette. L1.VV: Die Jobstade. 22.15: Wetterbericht, Nachrichten. 22 3523.»<U Klaviermusik II.