ter Luftdruck einige Strahlungsmessungen machen. Das war alles! Und zu diesem Zweck mußte er eben sein Laboratorium 10 000 Meter hoch heben und luftdicht abschliehen. Hätte er eine Möglichkeit gehabt, diese Messungen auf der Zugspitze auszuführen, so wäre der Riesenballon nie gebaut worden, und das Schifahrernest Obergurgl nie zu dieser Weltberühmtheit gekommen.
„Ich weiß nicht, was die Leute wollen", hat Piccard vor seinem Aufstieg gesagt. „Ich denke nicht daran, mein Leben zu riskieren." Und als wir ihn kurz nach seiner Landung auf dem Gurgl-Gletscher von dem ungeheuren Widerhall, den sein Flug in der ganzen Welt gefunden hat, berichtet hatten, da meinte er ganz bestürzt: „Oh, das tut mir leid, daß man sich um uns so viel Sorgen gemacht hat!" Und dann einige Tage später, als ein amerikanischer Verlag ihm für die exklusiven Rechte an seinen kommenden Veröffentlichungen ein Honorar von einer halben Million Mark anbot, da sagte er seelenruhig: „Unsinn! Nicht ernst zu nehmen!" und steckte den Brief achtlos in die Rocktasche.
Piccard dachte und denkt an nichts anderes als an seine Forschungsarbeit. Ruhm und Geld sind ihm nichts. Die paar Zahlen, die er sich da droben in sein Notizbuch geschrieben hat, die sind ihm alles.
So ganz nebenbei und ohne es eigentlich zu wollen, hat Riccard freilich noch etwas anderes aus der Stratosphäre mitgebracht. Die Sicherheit nämlich, daß da droben Men- 'chen leben können, und daß alles wirklich so ist, wie die Wissenschaft angenommen hat. Er hat also von der Schwelle des Weltenraums sozusagen die Botschaft gebracht: In der Stratosphäre nichts Neues!
Eine wichtige Botschaft für die Konstrukteure der Jun- kerswerke! Denn in Dessau wird seit Jahr und Tag daran gearbeitet, das Stratosphären-Flugzeug zu schaffen und einen Motor dafür zu bauen, der auch in der dünnen Höhenluft seine Leistungsfähigkeit behält.
Piccards erfolgreiche Expedition hat zweifellos die Arbeiten der Junkersleute wesentlich gefördert. Aber es ist sehr voreilig, nun zu glauben, daß man im Herbst bereits neue Sensationen erleben werde.
Die ersten Versuchsflüge werden noch eine ganze Reihe -wn Monaten auf sich warten lassen. Der Start des Höhenflugzeuges zum ersten Probeflug wird überhaupt keine Sensation, sondern eine ganz alltägliche Angelegenheit sein. Denn es ist selbstverständlich, daß das Höhenflugzeug zuerst s geraume Zeit in ganz normalen Flughöhen erprobt werden z muß, bevor man damit einen Aufstieg in die „Piccardie" l riskieren kann. Und auch da muß noch betont werden, daß ! Junkers mit dieser Maschine keineswegs extreme Rekordhöhen erreichen, sondern nur die Möglichkeit längerer Flüge weit unterhalb des Höhenrekords feststellen will.
Im Zusammenhang mit Piccards Flug ist in ganz abwegig sensationeller Weife über das in der Entwicklung befindliche Junkers-Höhenflugzeug gesprochen und geschrieben worden. Die Folge wird eine böse Enttäuschung und Ernüchterung beim breiten Publikum sein, wenn es einmal das Höhenflugzeug zu Gesicht bekommt. Der Fachmann ist sich darüber klar, daß die Fortschritte im Höhenflug nur sehr langsam und schrittweise erzielt werden können. Es müssen ja sogar erst einmal die dazu notwendigen technischen Instrumente geschaffen werden. Und hier liegen die Verhältnisse bedeutend verzwickter als beim Freiballon.
Der kühne Borstoh des Professors Piccard besaß so viel - an romantischem Zauber, daß das Weltecho zu verstehen ' ist. Der langsame Fortschritt mit dem Flugzeug in immer l größeren Höhen hingegen wird jeder Spannung und Aden- ! teuerlichkeit entbehren. Wie ja auch die Steigerung des ü Höhenflugrekords von 10 auf 13 Kilometer in den letzten ! drei Jahren ziemlich unbeachtet vor sich gegangen ist.
Gewiß gelten all die Arbeiten und Forschungen dem Ziel: In acht Stunden nach Amerika! Aber mit Boreiligkeiten ist niemandem gedient.. Und wer es nicht abwarten kann, der möge einstweilen Zukunftsromane lesen!
Otto Willi Gail.
Otto Willi Gail ist der Verfasser der bekannten Weltraumfahrtromane: „Der Schuß ins All" (Leinen 4 RM.) und „Der Stein vom Mond" (Leinen 4.45 RM.), die trotz rasender Spannung und unerhörter Phantasie auf den Ergebnissen der strengen Wissenschaft beruhen, so daß diese Romane die beste und ernsteste Einführung in das Weltraumfahrt-Problem darstellen. Beide Bücher, auch Gails „Autofibel (steifkart. 3 RM.), erscheinen im Bergstadtverlag, Breslau.
Die herbsiackerarbeiien.
Durch häufige Niederschläge ist ein Teil der Ernte noch nicht unter Dach und Fach. Die Ackerarbeiten sind besonders im Osten des Reiches zur Herbstbestellung mit größerer Beschleunigung vorzunehmen, da besonders in Ostpreußen oft spät in den Boden gelangende Saaten den Unbilden des Winters weniger widerstehen. Und doch ist es vorteilhaft, wenn der Landwirt auch für die Getreideherbstsaat die Felder sorgfältig bearbeitet. Um die Verbreitung von Getreideschädlingen möglichst zu verhindern, sollten die Stoppeln nicht zu flach, aber rechtzeitig geschält werden. Die Saat- surche sollte besonders für Roggen so zeitig vorgenommen
Margarine
und Margarine-Industrie
Sonderbarerweise gibt es noch immer Menschen, die der Margarine in der Reihe der Nahrungsmittel nicht den ihr gebührenden Rang einräumen. Ja, sogar in den Spalten der Zeitungen trifft man mitunter noch auf Meinungen über die Margarine, die so abwegig lauten, daß sie im Interesse einer vorteilhaften Ernährungsweise und unseres Geldbeutels unbedingt zu bekämpfen sind.
Die Entwicklung der Margarine-Industrie umfaßt eine Zeitspanne von etwas mehr als einem halben Jahrhundert. Es ist der gleiche Zeitraum, in welchem sich Deutschland aus einem vorwiegend landwirtschaftlich orientierten Staatswesen zu einem der führenden Industrieländer entwickelt hat.
Als in den 70er Jahren die Margarine-Industrie in Deutschland heimisch wurde, stand dieses eben am Anfang seiner Industrialisierung, die bald zu einer außerordentlich raschen Zunahme seiner Bevölkerung führte. Mehr und mehr ergab sich die Notwendigkeit, die Selbstversorgung durch Einfuhr von Nahrungsmitteln bzw. deren Rohstoffen aus dem Auslände zu ergänzen. Bei dieser unaufhaltsamen Entwicklung kam es vor allem darauf an, nicht teuere Fertigprodukte, sondern billige Rohstoffe einzuführen und in heimischen Betrieben zu verarbeiten, um aus ihnen hochwertige Nahrungsmittel zu gewinnen.
Auf dieser gesunden Basis hat die Margarine-Industrie durch Heranziehung der tropischen und subtropischen Oelfrüchte und deren Nutzbarmachung für die menschliche Ernährung nicht nur
i werden können, daß der Boden die Möglichkeit hat, sich ab- zulagern; der Roggen verlangt einen möglichst festen Bo- ! den. Im Allgemeinen sollte man den natürlichen Dünger im ' Herbst nicht vorwiegend zur Getreidedüngung verwenden. In i den meisten Wirtschaften reicht der natürliche Dünger ja i auch nur für die übrigen Kulturen. Bei Anwendung der ! natürlichen Dünger zur Herbstsaat wäre in diesem Falle ! besonders aus die Drillweite zu achten. Immer wieder fin- ! den wir besonders in bäuerlichen Wirtschaften, daß die Ge- ! treidesaaten zum Lager neigen, da bei Anwendung von na- > türlichem Dünger die Drillweite zu eng gewählt worden ist.
! Es wird mehr Saatgut verbraucht, die einzelne Pflanze ! hat aber später keinen Raum um sich auszubilden. Die Hackarbeiten auf den besseren Böden können im Frühjahr nicht vorgenommen werden. Das Getreide wächst verhältnismäßig gut im Anfangsstadium, hält aber eine Trockenperiode sticht durch. Vorteilhafter ist es bei rechtzeitiger Saat die Drillweite zu vergrößern; es wird hierbei am Saatgut gespart. Um die durch die Ernte entzogenen Nährstoffe zu ersetzen und um die jungen Pflanzen zu kräftigen, gebe man die Nährstoffe Kali, Phosphorsäure und Stickstoff in einem Arbeitsgang durch Nitrophoska i. G. oder auch einzeln als Kalisalz, Thomasmehl oder Superphosphat und schwefelsaures Ammoniak. Die Düngung kann mit den Ackerarbeiten oder auch als Kopfdüngung nach Ergrünen der Saaten erfolgen.- Diplomlandwirt Lehrend. *
Butter darf gefördt werden
Auf die Anfrage eines städtischen Chemischen Untersuchungsamts betreffend die Zulässigkeit des Färbens von Lutter erteilte das Chemische Institut der Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt in Kiel folgende Auskunft: Bereits zur Zeit der Spätweide im Herbst beginnt die Butter ihre schöne gelbe Farbe zu verlieren, aus der gelb n Sommerbutter wird die weiße Winterbutter. Da aber die Konsumenten eine Butter von gleichbleibender Färbung wünschen, sind schon in früheren Zeiten die Bauern dazu übergegangen, die weiße Winterbuttsr durch Zusatz von gelbem Möhrensaft, Auszügen von Ringelblumen, Saflor oder Kurkume zu dem zu verbutternden Rahm auf den gewünschten Farbton einzustellen. Bei der weiteren Entwicklung des Molkereiwesens durch Entstehen der Malereien zwecks gemeinschaftlicher Verarbeitung der Milch sahen sich auch die Molkereien veranlaßt, ihre weiße Winterbutter dem Wunsch des Verbraucherkreises entsprechend zu färben. Sofort bemächtigte sich die Industrie der Herstellung der künstlichen Butterfarbe und verwendete hierzu vorwieaend das Annatto. welches aus dem südamerikanischen lÄckeanbaum (bixos orslläns.) gewonnen wird. Als Lösungsmittel des Forbstoffs kommen nur einwandfreie Oele in Betracht. Mineralöle dürfen dazu nicht verwendet werden, weil sie gesundheitsschädlich sind und der Butter einen öligen Geschmack verleihen, sie also fehlerhaft machen. Auch synthetische Farbstoffe können verwendet werden, wenn die Gewähr dafür geboten wird, daß sie der Gesundheit nicht schädlich sind und auch der Qualität der Butter durch Fleckenbildung usw. nicht schaden. Der § 5 des Lebensmittelgesetzes vom 5. Juli 1927 sagt deutlich, daß zum Schutz der Gesundheit nur verboten werden kann, gesundheitsschädigende Farben zur Anwendungzubringen. Die Markenbuttervereinigungen wünschen für die ihnen angeschlossenen Molkereien die Verwendung einer einheitlichen Vutterfarbe, damit die Butter dieser Molkereien auch völlig gleichmäßig in ihrer Farbe ist. Bekanntlich wird auch Käse gefärbt. Verboten ist natürlich, der Trinkmilch Käsesarbe beizusetzen, um einen höheren Fettgehalt vorzutäuschen.
Wie der alte Wrangel Feldmarschall wurde
Zu Anfang des Monats August 1856 reichte der General der Kavallerie Freiherr von Wrangel, der feit dem 3. Okt. 1849 Kommandierender General des 3. Armeekorps in Berlin war, sein Abschiedsgesuch ein. Er war am 13. April dieses Jahres 72 Jahre alt geworden und sah am 15. August den Taa vor sick, an dem er vor 60 Zähren auf die St.rn-
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hätte der Leibeskadron des Dragoner - Regiments von Wertster — später Kürassier-Regiment Nr. 3 — dem König Friedrich Wilhelm II. den Treueid geschworen hatte; nun glaubte der alte General, jüngeren Kräften Platz machen zu sollen und wollte sich noch vor seinem Dienstjubiläum, um allen Feierlichkeiten zu entgehen, ins Privatleben zurück- zieher,. Aber er wartete von Tag zu Tag vergebens auf die Bewilligung seiner Bitte um Entlassung aus dem aktiven Dienst. So war schließlich der 15. August herangekommen. Da fuhr eine Hosequipage vor der am Pariser Platz Nr 3 Wohnung des Jubilars vor, der der König Fried- ^'ch Wilhelm IV. entstieg. Anangemeldek trat der König in das Vorzimmer ein, umarmte den ihm entgegenkommenden General und gratulierte ihm herzlich; dann fügte er wörtlich hmzu: ..Uebrigens wünsche ich nicht, daß Sie mich bitten, gegen meine Hausgesehe zu sündigen; — ein preußischer Feldmarschall darf nicht den Abschied erhalten, und da Sie seit heute früh Feldmarschall find, so bleiben Sie nur ruhig im Dienst." So blieb denn der alte General noch wei» terhin, und zwar noch über 21 Jahre, bis zu seinem am 1. November 1877 erfolgten Tod, im aktiven Dienst. Noch einmal war es ihm vergönnt, die preußischen Truppen 1864 gegen Dänemark, gegen das er schon 1848 den Oberbefehl innegehabt hatte, zum Sieg zu führen; feinen 80. Geburtstag verlebte er in den Batterien und Schützengräben von Düppel. Auch 1866 zog er noch als Freiwilliger mit seinem Kürassier-Regiment Nr. 3, dessen Chef er seit dem 16. September 1845 war, ins Feld und beging bei ihm am 15. August den Tag seines Eintritts in dieses Regiment vor 70 Jahren; das Regiment erhielt bei dieser Gelegenheit den Namen seines Chefs. Auch noch die 80. Wiederkehr des Tages konnte der alte Feldmarschall begehen. König Wilhelm sandte ihm hierzu nach Warmbrunn, seinem gewöhnlichen Sommeraufenthalt, einen mit Brillanten besetzten Ehrendegen, da er alle andern Auszeichnungen, die der König zu vergeben hatte, schon besaß. Im ganzen hat Graf von Wrangel („Graf" war Wrangel seit dem 18. Mai 1864) vier Königen mit immer gleichbleibender Freudigkeit und Hingabe an den Dienst 81 Jahr- und 79 Tage gedient, ein in der Armee einzig dastehender Fall.
Gute Tabaksrnte rn Württemberg
Die diesjährige württ. Tabakernte verspricht nach Ausführungen in der Südd. Tabakzeitung für die Verarbeitung als Zigarrentabak ausgezeichnet zu werden. In allen Tabakbaugemeinden des Landes ist der Tabak gut gediehen. Die Felder sind meist vollständig frei von Wildfeuerkrankheiten, wobei einzelne Vereinsgemeinden hervorragend gesunde Tabakfelder aufweisen. Trotz der Ungunst der Witterung war schon Ckds Juli ein großer Teck der Sandblatternte eingebracht. Einige Orte sind in diesem Jahr auch zur regelrechten Mittelguternte übsrgegangen. Es wurden angebaut in folgenden Vereinsgegenden: Knittlingen 1S.82 Ha. (zu erwartender Ertrag dachreifen Tabaks 800—900 Zar.). Illingen 3,54 Ha. (200—250 Ztr.), Grvßvillars 1,20 Ha. (60—70 Ztr), Kleinvillars 1,10 Ha. (60—70 Ztr.), Lomersheim 8 Ha (460 bis 600 Ztr.), Roßwag 6,60 Ha. (300—350 Ztr.), Horkheim 8.30 Ha. (400 Ztr.), Duttenberg 2 90 Ha. (150-200 Ztr.) Pleidelsheim 12 Ha. (400—500 Ztr.), Neckarweihingen 2 Ha. (80—100 Ztr.), Derdingen 5,20 Ha. (260—300 Zentner).
IN S r k i e
Viehpreise. Biberach: Farren 180-270, Ochsen 380—530, Kühe 210—400, Kalbeln 330—470, Jungvieh 90—210. — Wössingen: Ochsen und Stiere 800 RM. pro Paar, Kühe 270—575, Kalbinnen 400—550, Rinder 305—450, Schmalvieh 125—270, Kalbte 70. — Nürtingen: Ochsen und Stiere 380—430, Kühe 260—565, Kak- binnen und Rind-er 255—600, Kälber 130—200. — Oehringen: Kühe 230—470, Kakbinnen 380—S80, Junov-'ey 16U—Mo. Saukgau: Farren 164—342, Ochsen 360—430, Kühe 150—480, Kalbeln 355—485, Jungvieh und Rinder 115—288 Mark.
Schweinepreife. Winnenden: Milchschweine 18—24, Läufer 35—40. — Blaufelden: Milchschwsine 16—22. — Vühlertann: Milchschweine 17—27. — Creglingen: Milchschweine 17—24. — Echkerdingen a. I.: Läufer 30—58, Milchschweine 15—23. — Gaildorf-. Milchschweine 15—22. — Großbottwar: Milchschwein« 14—23. — Jlsfeld: Milchschweine 17—25. — Wössingen OA. Rot- tsnburg: Milchschweine 15—30. — Nürtingen: Läufer 40—59, Milchschweine 14—25. — Saulgau: Ferkel 19—24, — Spaichinge«: Milchschweine 14—20 Mark.
Acuchkpreise. Winnenden.- Weizen alt 15—15.50, neu 13.10 bis 14.40, Haber alt 12.30, neu 9.50—1020, Dinkel neu 10.50—11, Gerste neu 11—12.
Schasmarkk Wergenkheim. 21. Aug. Zufuhr: 1524 Lämmer, 1595 Jährlinge, 513 Hämmel, 369 Mutterschafe. Verkauf 930 Stück. Preise für ein Paar Lämmer 40—60 Jährlinge 64—70
Mutterschafe 40—80
Tübingen, 21. August. Der Verkauf des städtischen Obstes. Gestern wurde das niedrigst auf 2200 Simri geschätzte städtische Obst verkauft. Es wurden rund 2500 RM. dafür gelöst. Der Zentner stellt sich sonach auf etwa 3.50 RM. Unter dem Obst sind sehr viele Tafelsorten. Di« in großer Zahl erschienenen Käufer — es mögen über 100 gewesen sein — waren beim Steigern sehr zurückhaltend.
Jade Irühlese. An einem Hausstock in Weikersheim OA. Mergentheim wurden reife Trauben geerntet. Dieselben waren von Ansehen lieblich und appetitlich, aber beim Kosten ergab es sich, daß sich dieses Frühgewächs durch einen absoluten Mangel an Würze und Wohlgeschmack auszeichnete. „No, an Schloochaufall (Schlaganfall) werd mer von dem Saft net krieihe", meinte einer, der den „Nektar" probierte. Das trostlose Regenwetter schmälert die Hoffnungen unserer fleißigen Weingärtner.
die so wichtige ausreichende Fettversorgung der Bevölkerung auf eine viel breitere Basis gestellt, sondern in ihren Fabriken auf deutschem Boden gleichzeitig Zehntausenden von deutschen Arbeitern und Angestellten Arbeit und Verdienst verschafft. Angesichts dieser unwiderleglichen Tatsachen hieße es, eine naturgegebene Entwicklung völlig verkennen, wollte man an einer Beurteilung der Margarine festhalten, die in der Vorkriegszeit noch recht häufig anzutreffen war, wenn sie auch bereits damals von den maßgebenden Autoritäten aus dem Gebiete der Ernährungslehre nicht geteilt wurde. Weit früher als die Allgemeinheit hatte die überwiegende Mehrzahl der Fachleute in Ernährungsfragcn erkannt, welch wertvolles Büttel zur Sicherstellung und Bereicherung einer einwandfreien Ernährung die Margarine darstellt.
Wenn diese Erkenntnis in der Zwischenzeit mehr und mehr Allgemeingut geworden ist, so hat hierzu nicht wenig das hohe Verantwortungsbewußtsein beigetragen, von dem die Margarine- Industrie von jeher beseelt gewesen ist. Dieses ließ sie ihr Hauptaugenmerk unablässig auf eine Verbesserung ihrer Erzeugnisse richten. Berücksichtigen wir schließlich, daß Margarine im Gegensatz zu anderen Nahrungsmitteln gegenüber der Vorkriegszeit nicht nur keinen Preisauftrieb aufweist, sondern meist noch preiswerter geworden ist, so wird es verständlich, daß sich sowohl der Pro-Kopf-Verbrauch wie auch der Gcsamtverbrauch in Deutschland seitdem verdoppelt hat.
Trotz allem steht Deutschland hinsichtlich des Margarineverbrauches hinter wirtschaftlich weit günstiger gestellten Ländern zurück. Beträgt doch beispielsweise der Pro-Kopf-Verbrauch in Dänemark 45,2 Pfd. im Jahre 1929 gegenüber 15 Pfd. in Deutschland im gleichen Zeitabschnitt. Nicht nur als Folge
erscheinung einer blühenden Landwirtschaft, sondern gerade auf Grund dieses hohen Margarinekonsums ist Dänemark (gleich anderen Ländern, wie Holland und Norwegen) in der Lage, aus seinem Butterexport hohe Überschüsse zu erzielen. Das wirtschaftlich weit weniger günstig dastehende Deutschland führte hingegen noch im Jahre 1928 1 300 000 dz Auslandsbutter im Werte von 440 Millionen Mark ein, ein Umstand, der schwer auf unsere Handelsbilanz drückt.
Die Fettstoffe für die Herstellung des gleichen Quantums Margarine hätten für etwa 88 Millionen Mark importiert werden können, so daß eine Entlastung der Außenhandelsbilanz um 352 Millionen Mark eingetreten wäre, wenn ein höherer Margarinekonsum an Stelle der Einfuhr von Auslandsbutter getreten wäre.
Volkswirtschaftler von Ruf und Rang haben mehr als einmal ausgesprochen, wie wünschenswert eine Einschränkung der Einfuhr von Auslandsbutier wäre, während gleichzeitig Arzte und Hygieniker immer wieder darauf hingcwiesen haben, daß Margarine nicht nur hinsichtlich ihres Nährwertes, sondern auch in bezug auf Geschmack und Bekömmlichkeit eine vollkommen einwandfreie Fettversorgung gewährleistet.
Wer sich heute noch abhalten läßt, eine gute Margarine zu genießen, sei es als Brotaufstrich, sei es zum Kochen, Braten und Backen, der beweist damit ein Festhalten an einen: Vorurteil, das vor einem Menschenalter — als die Margarine noch nicht den heutigen Grad der Vollkommenheit erreicht hatte — eine gewisse Berechtigung besessen haben mag, heute aber nicht mehr am Platze ist. Stellt Margarine heute doch eines der preis- würdigsten und appetitlichsten Nahrungsmittel dar und eine nicht zu unterschätzende Hilfe zur Durchführung einer ökonvmiscben Ernährungsweise. __ 4548