müsse et» Gleichgewicht der Verpflichtungen »wische» de» Staaten mit Handelsverträgen und den Staaten ohne feste zvlltarifliche Bindungen geschaffen werden. Das wesentlich Neue des französischen Planes sei, baß hierdurch dritte Staaten bas Recht erhielten, bei Abänderung von Handels­verträgen zwischen zwei Staaten einzugrelfen, wenn sie ihre Interessen hierdurch als bedroht ansehen. Hilferbing legte sodann eine Reihe von Abänderungswünschen bar, die die

aulomattsche Verlängerung des Abkommens nach der vor- gesehenen Frist von einem Jahr, ferner genaue Festlegung der Zölle und Unterschiede zwischen fiskalischen und Schutz­zöllen berühren.

Der Vertreter der Schweiz ist bereit, den französischen Vorschlag als Bevhandlungsgrundlage anzunehmen, wenn die großen Nachbarstaaten der Schweiz die gleichen Ver- pflichtungen übernehmen.

Sie konnten sich nicht einigen

Glne Besprechung der Parteiführer mit dem NeichSkahknett «her das Finanzprogramm.

Bo« links «acy re.gr»: «laarosetretär a. D. O.car Meyer jDem.j, Minister a.D. Koch-Weser (Dem), Reichsarbetts- mtnister Wissel, Staatssekretär Dr. Pünder, Retchsfinanz-

m.in,ter rp-w,. ^r. Lto.»e,t.-au^l, :,.^.^»rauzler Hermann Müller, Abgeordneter Breitscheid iSoz.)

Wohnungsbaufragen im Reichstag

In der Dienstagsitzung des Reichstags wurde in dritter Beratung der deutsch-türkische Schiedsgerichts- und Vcr- glcichsvertrag angenommen, ebenso in allen drei Lesungen der Gesetzentwurf zur Verlängerung der Amtsdauer der Beisitzer der Arbeitsgerichtsbehörden bis zum 31. Dezember. Eine längere Debatte verursachte der Antrag des WohnungS- ausschusses, die Novelle zu dem Gesetz über den Geldentwer- tungSausgleich bei bebauten Grundstücken entgegen dem Einspruch des Neichsrats in der vom Reichstag beschlossenen Fassung aufrecht zu erhalten- der Beschluß des Ne chstags besagt, daß die Rückflüsse aus de« Hausziusstenerhypotheken wiederum dem Wohnungsbau zugeführt werden sollen.

Abg. Lteptnski lSoz.) teilte als Berichterstatter mit, die Rückflüsse aus den Hanszinssteuerhypotheken ergäben jährlich ISA150 Millionen also einen Betrag, mit dem -er Wohnungsbau wesentlich gefördert werden könne. Der Reichstag habe in der jetzt umstrittenen Novelle die Verwen­dung dieser Mittel für den Wohnungsbau deshalb ausdrück­lich festgelegt, weil Preußen aus diesen Mitteln 12)4 Mill. für allgemeine Zwecke in den Etat eingestellt habe und viele Gemeinden diesem Beispiel gefolgt seien. Nach ausführlicher Debatte wurde der Ausschußantrag auf Aufrechterhaltung des früheren Neichstagsbeschlusses unter Zurückweisung des Einspruchs des RetchsratS mit 341 gegen 42 Stimme» bei einer Enthaltung angenommen. Die erforderliche, qualifizierte Mehrheit war damit erreicht.

Ebenfalls in namentlicher Abstimmung wurde ein kom­munistischer Antrag auf Festsetzung von Höchstmieten mit 401 gegen 51 Stimmen abgelehnt- auch sozialdemokratische Anträge auf Bestimmung der Mietsätze von Reichs wegen fanden keine Mehrheit._

tzaushallsberalunq in Preußen

Handelsminister Schreiber über die Wirtschaftslage.

TU Berlin, 12. März. Im Preußischen Landtag äußerte sich Handelsminister Dr. Schreiber bet der Beratung des HandelshauShaltS ausführlich über die Wirtschaftslage. Er wies auf d e außerordentlich hohe Arbettslosenziffer hin, die trotz des ungewöhnlich milden Winters am 15. Februar öS. IS. 74 701 unterstützte Arbeitslose mehr aufgewtesen habe als am 15. Februar 1920. Zur Bekämpfung der Ar« beitSlosigkeit sei nicht nur die Beseitigung übermäßiger und d>e Erzeugung hemmender Steuerbelastung erforderlich» so»« der» e'ne Behebung des außerordentlichen Kapitalmangels, «nter de« unsere Wirtschaft leide. D e Sparkasseneinlagen hätten im Jahre 1929 einen Zuwachs von 2928 Mill. auf VOlS Mill. > erfahren. Der Zugang zu den Sozialversiche­rungsanstalten und bet der Privatlebensverslcherung habe tm vergangenen Jahre 1200-1300 Mill. Uil betragen. In den b Monaten vom Oktober 1929 bis Februar 1930 seien 2309 vergle chsverfahren und 4743 Konkurs« eröffnet worden ge­gen 1392 Vergleichsverfahren und 8590 Konkurse der glei­chen Zeit des Vorjahres. Außerordentlich zu begrüße« wäre «S, wenn es gelänge, «ine Senkung des übermäßig hohe« Zinssatzes herbe»z«führe«. Zu einer vollen Gesundung un­serer wutschaftltchen Verhältnisse könnten wir aber erst dann gelangen, wenn w r uns aufraffe«, durch ernsthaft« «e'ormen ans dem Gebiet der Verwaltung und deS Stener- «eseuS die Erleichterungen zu schaffen, die die Wirtschaft tm Interesse der Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter allen Um­ständen brauche. _

u I den französischen Zollfriedensvorschlag

TU Gens, 12. März. Der der ZollfriedenSkonfereuz vor- gelegte neue französische Vorschlag begegnet große» Schwie- r gketten bet England, Holland, den skandinavischen Mäch­ten und den östlichen Agrarstaaten. Sein weiteres Schicksal hängt von der Stellungnahme der Großmächte, vor allem Italien, ab. In der allgemeine» Aussprache erklärte Mini­ster «. D. Hilferding tm Namen der deutschen Abordnung feine Bereitwilligkeit, de» franzSslschen Vorschlag als ge­eignete VerhandlungSgrurrdlage anzunehmen, wobei jedoch über verschiedene Punkte noch Klarkett geschaffen werden müsse. Im Rohmen de» französische» SbkommenSentwurfeS

Kleine politische Nachrichten

Neichsnvtetat für 1930. Die Fertigstellung des Reichs­etats für 1980 hat sich inzwischen immer weiter verzögert, so daß schon heute feststcht, baß er vor dem 1. April dem Reichs­tag nicht zugeleitet werden kann. Am 1. April begannt aber auch bereits das neue Haushaltsjahr. Der Reichstag wird daher auch in diesem Jahre wieder eine» Notetat be­schließen müssen, der die Reichsregierung ermächtigt, die not- »venüigen laufenden Ausgaben zu leisten. Der Notetat muß spätestens am 31. März vom Reichstag verabschiedet werde» und wird daher schon in allernächster Zeit vom Kabinett be­schlossen und dem ReichLrat zugeleitet werden müssen. Die Ausgabeermächtigung für die Regierung wird wahrschein­lich auf die Monate April und Mat beschränkt werden, da man bis Ende Mat unbedingt den Etat verabschieden will.

Der Nachtragshaushalt des Auswärtige« Amtes. Der Haushaltsausschuß des Reichstages setzte die Beratung des Nachtragshaushaltes des Auswärtige» Amtes fort. Im Gegensatz zur Regierungsvorlage wurden für den Bau eines neuen Dienstgebäudes der Botschaft in Addis Abeba nur 10 000 RM. für Vorarbeiten bewilligt. G!ne lebhafte Aussprache schloß sich an einen Posten von 70 000 RM. für Abtransport russischer und armenischer Flüchtlinge aus Deutschland. Der Ausschuß beschloß zunächst nur 40 000 RM. zu bewilligen. ,, , ^

Der Organisator der deutsche» Sturmbataillone ge, ftorbe«. In Lübeck starb im 53. Lebensjahre Oberstleut­nant a. D. Willi Rohr. Sein Name ist während LeS Welt­krieges dadurch bekanntgeworden, daß er die Anregung zur Schaffung besonderer Sturmbataillone gab und an der West­front bet der Armeegruppe Gäbe daS erste Sturmbataillo« des deutschen Heeres organisierte, dem bald zahlreiche andere auch bet den Verbündeten folgten. Nach dem Krieg« wandte sich Rohr dem Kaufmannsberuf zu.

Hunderttausend »erschollene Kriegsgefangene. Eine so­eben veröffentlicht« Statistik enthüllt ein grauenhaftes Bild, von dem man 11 Jahre nach dem Krieg nicht mehr wußte, baß eS tm deutschen Volksleben eine Rolle spielt: Rund

100 000 Kriegsgefangene, also deutsche Soldaten, die nach­weislich lebendig in die Hand der Feinde gefalle» sind, sind nicht mehr in di« Heimat zurückgekehrt, über ihr Schicksal ist trotz eingehender Nachforschungen nichts mehr bekannt geworden. Aus Frankreich sind allein 43 000 und aus Ruß­land 51000 deutsche Kriegsgefangene nicht mehr hetmgekom» men. Bei den letzteren handelt es sich allerdings um Leut«, die aus freien Stücken sich in Rußland ansässig gemacht habe».

Der Kanal-Tunnelplan

Der Ansfchutzbericht.

TU. London, 13. März. Der Bericht des znr Prüfung der Frage des Tunnelbaus unter dem Armelmeer eingesetzte« Ausschusses steht unmittelbar vor der Veröffentlichung. Wie verlautet, hat sich der Ausschuß mit der wirtschaftlichen, tech­nischen und geologischen Seit« der Angelegenheit besaßt. Der Ausschuß billigt den Plan und ist der Ansicht» - der Durch­führung keine unüberwindlichen Hinternisse tm Weg stehe». Zeitungsmeldungen zufolge soll zunächst versucht werden» einen Rohrtunnel zu bohren. Der Kostenanschlag hierfür be­ziffert sich auf 100 Milbioneu Mark. Der Ausfchutz schlägt ferner vor, daß der eigentliche Tunnelbau, dessen Koste» ans etwa 600 Millionen Mark geschätzt werde», nicht vom Staat unternommen werde», sondern Privatuuternehme» über­lasse« bleiben sollte. Sobald der Bericht dem Parlament vor» liegt, wird sowohl die politische als auch dt« mtlttärlsche Lette des Plans erörtert werbe».

Äatir Äberwr

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Roman von Anay von Panhny»

78. Fortsetzung Nachdruck verboten

6 « erschrak, weil sie zu laut gewesen und verstummt« jäh.

Aber Han« Westfas hatte sich umgewandt. verharrt« zb- gernd

Donna Manuela zwinkert« kräftig, um den Schlaf au» ihren Augen zu jagen. Ganz frisch fühlt« sie sich wieder, aber irgend etwa» mußte sie geweckt boben» ihr lag noch der Nach­hall einer lauten Stimm« im Ohr.

Doch da» Zimmer war leer, kein Mensch außer ihr be­fand sich darin.

Sie richtet« sich auf. Nun mußte sie wohl zur Gesell- schcckt zurlick. . .

Ein Blick auf idr« mit Brillanten besetzte Armbanduhr Überzeugte sie. daß sie kaum zehn Minuten geschlafen hatte.

Plötzlich ruckt« Ihr Kopf herum.

Da draußen, auf der hellerlenchteten Terrasse, standen ja zwei Menschen. Ein Mann und «Ine Frau.

Sie späht« vorsichtig aus ihrem Schlupfwinkel hinaus.

Die sehr schlau'« weiblich« Gestalt erkannt« sie sofort. Es wo'' Paqnltas Gesellschafterin.

Aber den Herrn erkannt« sie nicht, weil er ihr den Rücken zuwandte.

Sie schien schon Liebeleien onzufangen. diese Person, die so hochmütig aus ehen konnte, daß es ein ordentliches Der- gniiaen sein mußte, sie einmal gehörig herunterzuputzen.

Die beiden auf der Terrasse ahnten nicht, wie scharf sie von zwei dunklen Frauenangcn beobachtet wurden.

Hans Wcstfal, der auf Margaretes lauten Ruf sieben ge- bNcben war. sagte mühsam beherrscht:Nichts lag mir ser- ner. als dich zu kranken, denn dazu bist du mir inzwischen zu gleichgültig geworden!"

Er log, er tat sich selbst weh.

Aber Margaret« durfte ihn nicht mehr kümmern.

Keinen Gedanken durfte er mehr an sie verschwenden, die eben noch bekannt hatte, daß sie «ine» Manne» wegen über» Meer gereist war.

Heute feierte er Verlobung, und wa» früher einmal ge­wesen. mußte vergessen werden.

Margarete war dem Umsinken nah«.

Hatte nicht Hans Westfal eben einen Dolch ge'oge« und ihn In ihr Herz gestoßen, nachdem er vorher noch mit grau- samer Kälte erwogen, auf welche Weise er st« am sichersten mitten ins Herz traf?

Er hatte sie nicht kränken wollen, dazu war sie ihm in- zwischen zu gleichgültig geworden!

Sie stand mit läisig niederhängenden Armen.

Geh. Sans, geh zu deiner Braut, ich werde dir kn einer Minute folgen. Wir beide haben einander nun wirklich nicht» mehr zu sagen."

Er schaute ste an und bemerkt« an ihrer einen Hand den Rinn, den er ihr vor Jahren geschenkt.

Das stimmte ihn unwillkürlich milder, «in liebe» Wort wollte sich auf seine Lippen drängen.

Doch er unterdrückte es, obwohl ihm Margarete leid tat» denn sie sah geisterhaft bleich aus.

Aber er selbst tat sich auch leid und wünschte, dies« Stund« wäre ihm erspart geblieben.

Er sagte leise:Lebe wohl. Greteki Du bist fortan für mich nur di« Gesellschafterin meiner Braut, von der ich gar nichts weiß, als was mir meine Braut erzählte."

Er verneigte sich kurz und war schon gegangen, ehe Mar­garete auch nur eine Silbe erwidern konnte.

Sie blieb in apathischer Haltung stehen, schien vergessen zu haben, daß Donna Paquita sie zu sprechen wünschte.

Donna Manuela hätte durch einen Laut der lieber- ra'chung beinahe Ihre Geoenwart verraten, als sie setzt in dem Herrn auf der Terrasse Paquitas Perlobten erkannte.

Zufrieden stellte sie fest, welch eine vorzüglich« Beobach, tungsgabe sie doch besaß, denn sie hatte heut« abend sofort

bemerkt, die beide« waren einander nicht so unbekannt »M sie taten.

Keinesfalls wollt« sie «» versäume«, Paqnita ein bißchen den Star zu stechen.

Sie benützt« di« erste Gelegenheit, ihr zuzuraunen, st« möge etwa» obacht geben auf ihr« Gesellschafterin, denn st« habe diese mit ihrem Verlobten» Sensor Westfal» sehr wett ab'eits von den anderen Gästen in lebhafter Unterhaltung gefunden.

Poguita lächelte:Ich bat Han» vorhin, Fron Rvdnitz z« suchen. Im übrigen habe ich für Klatsch nichts übrig, tia Ma­nuela, das weißt du ja."

Na, da war fl« ja schnell abgeblitzt.

Das Paar kennt sich längst, mein« lieb« Paquita, mit den beiden kannst du vielleicht Ueberraschungen erleben, di« dir wenig angenehm find. Ist es so weit» dann denke an meine Warnung."

Paquita zuckte nur di« Achseln.

Donna Manuela aber machte ein gekränkte« Gesicht und schilderte ihrem Sohn die Szene auf der Terrasse.

Jammerschade, daß ich nichts von der deutschen Sprache

verstehe," klagte sie.

Ramon erwidert« aus tiefstem Herzen:Gott sei Dank, daß du nichts davon verstehst, madre, denn du hättest jedes Mor» falsch gedeutet und ein Mordsskandal wäre die Folg« davon gewe en. Uebrigens Ist dies« Frau Nödnih bezaubernd und wenn ste mir als Mädchen begeanet wäre, hätte ich sie dir als Schwiegertochter ins Hans gebracht."

Donna Manuela ärgerte sich.

Niemals traf ich In meinem Leben ein abscheulichere» Weibsbild, es gibt nichts Unsympathcrischrres als sie."

Ihr lila Taftkleid mit den vielen Volants rauschte er­regt, als sie, sich lebhaft fächernd, wieder zur Gesellschaft zu- rückkehrte.

Margarete war glücklich, als die Gäste endlich aufbrochen und ste sich mit Paquita Dom'nao allein in einem der Zim­mer befand, darin noch vor kurzem Lachen und Plaudern geherrscht. ....

lFortsctzung folgt.) ^