Das Liederkranz-Jubiläum
am Sonntag den 7. Juni 1931.
Die Morgenfeier.
Mit den Weiheklängen Mozart'scher Musik (Priesterchor aus der „Zauberflöte) der uniformierten Kapelle des Wildbader Musikvereins unter Musikdirektor Hagmaann, begann gut und stimmungsvoll die Morgenfeier. Heinz P l a n- kemann vom Kurtheater trug im Anschluß daran in trefflichem, klaren und markanten Vortrag folgenden von ihm selbst verfaßten Prolog vor:
Seid mir gegrüßt in diesen Hallen Ihr Freunde, Gönner des Vereins!
Mög heut, wie immer es Euch hier gefallen,
Wir fühlen all mit Euch uns eins.
Daß Ihr so zahlreich seid erschienen,
Mög uns zum Ansporn fortan dienen,
Den deutschen Sang, das deutsche Lied allwegen;
Auch fürder wahrhaft treu zu pflegen;
Und aus der Kräfte schön vereintem Streben Erblüh der Volksgesang, uns alle zu erheben.
Durch unser ganzes Leben, sei's fröhlich ernst und bang. Begleitet uns als treuer Freund stets der Gesang.
Wenn schließen sich des Kindleins Augenlieder,
Singt leis der treue Muttermund ihm Wiegenlieder,
Und schlummernd, träumend süß.
Begleiten sie es in der Traumwelt Paradies;
Des Sanges inn're Macht Hat dies bewirkt, vollbracht.
Sind froh vereint bei heiterem Iugendspiel Die Mägdlein und die Jungen,
Ertönt das Lied; frisch, fröhlich wird gesungen;
Durch Berg und Tal, in Feld und Wald Dann froher Kinderjubel schallt.
Zieht in die Fern der Bursch am Wanderstabe,
Im leichten Ränzel seine ganze Habe So stimmt er an mit Wehmut im Gemüt Sein Abschiedslied.
Doch bald im Hellen Sonnenschein
Zieht neue Lebenslust in seinem Herzen ein
Und wandert er durch Wiese, Flur und Au,
Wenn frisch erglänzt der Silberhelle Tau,
Dann flieht die Sehnsucht aus der Brust,
Und gleich der Lerche jauchzt er voller Lust.
Ein neues Leben hat entfacht In ihm des Sanges Macht.
Ruft dann zum harten Strauß
Das Vaterland den Jüngling in das Feld hinaus.
Dringt mutvoll in den Feind er ein.
Sein Kriegslied ist „Die Wachk am Rhein".
Tief wirkt das deutsche Lied, gefühlsvoll, auf das Herz;
Wir fühlen mit dem Sänger den tiefsten Seelenschmerz, Wenn klagend er die Stimme am Grabe läßt ertönen.
Den letzten Abschiedsgruß er widmet allem Schönen.
Wohin wir wenden unseren Blick im heiligen Vaterland Wohl von der Alpe bis zum Meeresstrand, da singt's.
Es klingt das Lied bald hier allein,
Bald dort bei fröhlichem Zusammensein.
Auch hier bei uns in heim'schen Landen Sich frohe Sänger einst zusammenfanden Und nach des Tages Last und Ringen,
Geselligkeit zu pflegen, gewürzt durch Singen.
Schon 75 Jahre sind seit dem Gründungstag entschwunden. Und froh erklang manch hehre Melodie,
Mit Stolz kann jeder heute es bekunden Es herrschte Eintracht stets, die schönste Harmonie.
Manch Sängerjahr mög noch im Lauf der Zeit entschwinden. Echt deutschem Tun soll es gewidmet sein.
Zu alten Freunden mögen neue stets sich finden,
Es blüh und wachse der Verein.
Manch edles Herz mög unser Lied erquicken.
Zu altem Ruhm laßt uns stets neue Lorbeer'» pflücken.
Willkommen ruf ich Euch drum zu, ihr Sänger, Gäste;
Seid herzlich uns willkommen im Verein,
Auch an dem heut'gen Jubelfeste Euch zu erfreun, soll unser Streben sein.
Wahr ist es was der Dichter spricht.
Wer kennt die herrlichen Worte nicht?
„Wo froh man singt, da laß dich ruhig nieder,
Nur frohe Menschen singen frohe Lieder."
Es ist ein GLtter-Gut, der deutsche Sang,
Drum wollen wir ihn pflegen unser Leben lang.
Auch unfern Wahlspruch will ich Euch verkünden.
Er mög ein wirksam Echo bei Euch finden:
„Deutsches Lied tön ewig fort,
Liederkranz sei unser Hort".
-t-
Nach einem prächtig vorgetragenen Mozart'schen Mün- nerchor unter Stabführung von Musikdirektor Erwin Bau- mann-Pforzheim folgte die Begrüßungsansprache des 1. Vereinsvorsitzenden, Hauptlehrer Karl Pfau, der in packender und vollendeter Rede das deutsche Lied feierte als den Freuden- und Lichtspender, als den Kraftquell in Kampf und Notzeit. Hat doch auch der Deutsche Sängerbund in diesen Tagen der Wirrnis und der großen Not seine Männergesangvereine aufgerufen, unserem hastenden, zerrissenen und wirrenden deutschen Volke durch ein allgemeines öffentliches Singen wieder Trost und Mut in die Herzen zu senken und als Richtschnur für die Auswahl der Lieder das Motto „Heimat und Vaterland" ausgegeben. In 75jähriger treuer und zäher Arbeit hat der Liederkranz dem Lied gedient und sieht am heutigen Festtage mit Stolz und Freude auf seine schwere und doch so schöne Arbeit zurück. Sters waren Hindernisse zu überwinden, aber dank der treuen Sängerschar und ihrer Führer steht der Verein heute aus beachtenswerter Höhe und vermochte reiche Erfolge zu buchen. Auch aus den Sängerreihen hat der Tod seine Opfer ge- gefordert. In fremder Erde ruhen die einstigen Sänger: I. S t e i n, K. L ä ch e l e, Fr. Schmid und B. Köhle r. Zu stillem Gedenken all der für immer dahingegangenen Sänger erhoben sich die zahlreich versammelten Festgäste.
Besonderer Gruß und Dank galt dem ältesten noch lebenden Liederkränzler, dem anwesenden Friedrich Schulmei- st e r, der seit 1868 dem Verein angehört; dem Stadftat Hermann Großmann, der das Vereinsschiff in der schweren Kriegsnokzeit durch mancherlei Fährnisse gesteuert hat; ferner den gesamten Ehren- passiven- und aktiven Mitgliedern des Lederkranzes, die alle mit Namen genannt wurden. Dem langjährigen Ehrenmitglied und gütigen Freund Bürgermeister Carl Baetzner und den anwesenden Stadträten mit der Bitte, dem Liederkranz auch fernerhin treue Förderer zu bleiben. Herzlicher Willkomm und inniger Dank wurde entboten dem Vertreter der staatl. Vad- verwaltung Oberstleutnant von Breunin g, dem Vertreter des Schwäbischen Sängerbundes und Enzgaues Oskar Rieding er von Tübingen. Der Präsident des Schwüb. Sängerbundes, Oberbürgermeister Jaeckle-Heiden- heim, war leider verhindert, persönlich zu erscheinen, ebenso der Gauvorstand Rückert. Mit dem Danke an die Ehrenchormeister, die Vertreter der Gaue und auswärtigen Brudervereine Mainz-Kostheim, Ludwigshafen u. a., sowie der hiesigen Stadtvereine, die Kurkapelle mit ihrem Musikdir. ! Eschrich, den Musikverein Wildbad und seinen Musikdirektor Hagmann für die opferwillige und unentgeltliche Mitwirkung am heutigen Fest, und endlich an die gesamte Sängerschar mit ihrem Dirigenten Musikdirektor Baumann für ihre aufopfernde Arbeit schloß der Vorsitzende, indem er den Wunsch aussprach: Möge das heutige Jubelfest des Liederkranzes ein echtes Fest der Dankbarkeit und ein erneutes Bekenntnis zum deutschen Lied und unserer Heimat sein.'
Es schlossen sich nun eine Reihe von Ehrungen an I für würdige Männer außerhalb und innerhalb des Sänger- ! kreises, die sich um den Verein besonders verdient gemacht haben: Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt: Oberstleutnant von Breuning, der als staatlicher Badkommissar dem Verein immer so großes Entgegenkommen gezeigt, Ehrengauvorstand Riedinger, der sich dem Verein gegenüber als milder Vater und weitausschauender Nich- § ter erwiesen in jenen Zeiten, wo das „ungezogene Vereinskind „auf eigene Faust" außerhalb der väterlichen Gauleitung sein 70jähriges Jubiläum feierte: Kapellmeister Rypins- k i, der oft durch seinen Rat genützt und auch den herrlichen Sängerspruch schuf. Ferner wurden die altverdienten Sänger Wilhelm Schill, Robert Fritz, Rudolf Linder, Otto Esterriedt, Hermann Riexinger, Martin Gauß, Karl Hammer, Wilhelm Schlüter Fritz Krauß, Eugen Seydelmann, die eine 25jährige treue Sängertätigkeit aufzuweisen hatten,
zu Ehrensängern ernannt; der 72jährige Sänger Otto Ester- riedt wurde als besonders leuchtendes Sängervorbild genannt. Als der Schwäbische Sängerspruch (unter Fritz Homers forscher Leitung) verklungen war, wurde dem 2. Vorstand und eifrigen Sänger Karl Rometsch, dessen Imültion der Liederkranz seine Standarte verdankt, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung ein prachtvolles Bild von Wildbad überreicht, das ihn jederzeit an den Verein und seine Arbeit erinnern soll. Der 2. Vorstand verlas nun die zahlreich eingegangenen Glückwunschschreiben hiesiger, naher und ferner Vereine und auch von einzelnen Freunden des Vereins. Unter den Gratulanten hatte sich auch das Patenkmd Sprollenhaus eingefunden.
Im Namen der staatlichen Badverwaltung überbrachte nun Oberstleutnant von Breuning die herzlichen Glückwünsche für den Verein, der schon so manch schöne Probe seines Könnens abgelegt und auch fernerhin treu halten möge zum deutschen Liede, das berufen sei, Einigkeit zu schaffen und Liebe zum Vaterland. Im Namen von Stadt und Gemeinderat sprach Bürgermeister B a e tz n e r mit innigen herzlichen und freudigen Glückwünschen den Dank dafür aus, was der Verein schon für das gesellschaftliche und öffentlichen Leben unserer Badestadt, in Freud und Leid, geleistet habe. Der Liederkranz bedeute heute geradezu ein Stück Wildbads, ohne das die Stadt heute gar Nicht mehr zu denken sei. Mit dem Wunsche ferneren Blühen?, Wachsens und Gedeihens überreichte der Stadtvorstand nach einstimmigem Gemeinderatsbeschluß zum Jubelfest eine hübsche Wildbader Plakette mit Widmung und eine Ehrengabe und brachte ein freudig aufgenommenes Hoch auf den Verein aus. — Eisenbahnoberinspektor Oskar Riedinger von Tübingen sprach in wohlgewählten, fast lyrischen Worten über die idealen Ziele der deutschen Sängerschaft, die großen Aufgaben des deutschen Liedes, seine Bedeutung für die geistige Verbundenheit, auch mit den in die Ferne Gezogenen; dann erwähnte er humorvoll seine wohlgelungenen Erziehungsmethoden für den „Wildbader Sohn" und überbrachte als Ehrengauvorsitzender für den Enzgau und den Schwüb. Sängerbund herzliche Glückwünsche und übergab im Auftrag des Präsidenten des deutschen Sängerbundes eine Ehrenurkunde. Der 1. Präsident der Liedertafel Mainz- Kostheim, Peter Seif, brachte herzliche Glückwünsche und schneidige Grüße vom Rhein und zur Bekräftigung des treuen Freundschaftsbundes ein prächtiges Bild vom „goldenen Mainz". Kaufmann Stern-Wildbad sprach im Namen sämtlicher Vereinsvorstände Wildbads in kurzen, treffenden Worten die herzlichsten Glückwünsche aus. Nach herzlichen Dankesworten des Vorsitzenden Hauptlehrer Pfau, und dem Versprechen des Vereins, auch fernerhn das sein zu wollen, was man von ihm erhoffe, schloß ein prächtiger, schwungvoller Ludwig Baumann'scher Männerchor die in allen Teilen wohlgelungene Morgenfeier.
Nach der Morgenfeier fand im „Hotel Post" in engem Kreise auswärtiger Sangesbrüder ein Festessen statt.
(Schluß folgt.)
Sendefolge der SluNgarler limidsnnk AG.
Dienstag, 9. Juni:
5.55: Zeitangabe, Wetterbericht, Morgengymnastik. 7.00: Wetterbericht. 19.00: Schallplattenkonzert. 10.30: Schaubericht aus dem neuen llniverfitäts. gcbäude Heidelberg. 11.00: Festakt. 13.00: Altsteierisches Hackbrett. 13.30: Wetterbericht, Nachrichtendienst. Iö.30: Vortrag: Wanderungen und Heimat, künde. 10.00: Vortrag: Erlebnisse als Kapellmeister und Gesanglehrer in den schwäbischen Kolonien Transkaukasiens. 10.30: Konzert. 17.45: Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtschaftsnachrichten. 18.00: Vortrag: Der Postceisescheck.
IS.tS.- Bortrag: Heidelberg im Wandel des deutschen L-ist-Sleb»us_luU 4 U-
Vortrag: Die Heidelberger Tradition in der deutschen Philosophie. 10.05: Zeitangabe. 10.10: Mandolinenkonzert. 19.40: Schallplattenkonzert. 30.05: Liebesbriefe. 20.30: Konzert, 21.15: Zehn Jahre und eine Sekunde, drei Akte. 22.15: Alte Musik. 23.00: Nachrichtendienst, Wetterbericht.
Mittwoch, 10. Juni;
5.55: Zeitangabe, Wetterbericht, Morgengymnastik. 7.00: Wetterbericht. 10.00: Schallplattenkonzert. 11.00: Nachrichtendienst. 11.45: Funkwerbungs- konzert. 12.20: Promenadekonzert. 12.55: Nauener Zeitzeichen. 13.00:
Schallplattenkonzert. 18.30: Wetterbericht, Nachrichtendienst, Schallplatte», konzert. 15.30: Kindersttinde. 10.30: Konzert. 18.00: Zeitangabe, W :te»
bericht, Landwirtschaftsnachrichten. 13.15: Bilder aus dem Leben der Kongo- Neger. 18.45: Lsperantokurs. 10.15: Zeitangabe. 10.20: Buntsunk. 20.35: Renaissance, Barock, Rokoko. 22.15: Nachrichtendienst, Wettscbericht.
Donnerstag, 11. Juni:
5.55: Zeitangabe, Wetterbericht, Morgengymnastik. 7.00: Wetterbericht. 10.00: Schallplattenkonzert. 11.00: Nachrichtendienst. 11.45: Funkmerbungs- konzert. 12.20: Schallplattenkonzert. 13.30: Wetterbericht, Nachrichtendienst,
Hallplattenkonzert. 15.20: Stunde der Jugend, 10.30; Konzert.
Wunsche Reinigung und Färben
innerhalb S Tagen Lllirgdmeltklle Mäendsuz Mater
bei der Trinkhalle.
Tlllpeuticyen Bervand
Vrtsgrrrvve Over Grrztal
Herr Dipl. ing. W. Reith, Berlin
spricht
am Freitag den 12. Juni 1931 abends 8.15 Uhr, im Gasthaus zum Anker in Calmbach
über
Klares Ziel flr ben Mampf
am Samstag den 13. Juni 1931 abends 8.15 Uhr, im Gasthaus zur Sonne in Neuenbürg
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Kamen mir nach iiber den Wien Winter?
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Mäetarben tür Damen, trüber 18.50 bis 24.—
solange Vorrat reiebt, ru H0.80 unä 14A-VO SI« nmsSn SsNHSußsnstsi'
ÄlMWilek-lW tiitr
Mion. Fmen-ienst.
Heute Montag
nachmittag 3 Uhr „Kühler Brunnen"
Ein alleinstehender städtischer
WM W Zimmer
rnrt Kost (Dauermieter). Auskunft erteilt die Tagblatt- Geschäftsstelle.
Verloren
eine goldene ovale Brosche (Filigran) mit grünem Stein (Jade) auf dem Wege Heermannsweg—Auchhalderkops— Windhof—Kuranlagen.
Gegen Belohnung abzugeben Hotel Post.