Arbeit letzte Woche eine Wunde an der Hand beigebracht, in die, wie dieSchwab. Tagwacht" berichtet, etwas Kunst­dünger geriet. Als er ärztliche Hilfe in Anspruch nahm, war es bereits zu spät, denn nach einigen Tagen starb er infolge Blutvergiftung.

Sondelfingen OA. Urach. 23. April. Brand mit töd­lichem Unglücksfall. Gestern mittag brannte der Dach­stuhl des vor zwei Jahren neu erstellten Doppelwohnhauses des Zimmermanns Karl Seiz ab. Be! den Löscharbeiten stürzte der 34jährige Feuerwehrmann Karl Seiz etwa 4 Meter hoch ab und erlitt einen tödlichen Schädelbruch.

Bleichstetten OA. Urach, 23. April. Brand. Vermut­lich infolge von Kurzschluß ist das vor vier Jahren neu­erbaute große Bauernanwesen von Ludwig Failenschmid ganz abgebrannt. Der Viehstand konnte größtenteils ge­rettet werden, während das Mobiliar fast ganz vernichtet wurde.

Bad Liebenzell OA. Calw. 23 April. Ehrenbrief. Musikdirektor und Tonsetzer G. Wohlgemuth von hier er­hielt vom König Ferdinand von Bulgarien einen Ehren­brief für einen diesem Fürsten zu dessen 70. Geburtstag komponierten und gewidmeten Marsch.

Horb. 23. April. Einbruch in Apotheken. Ein raffinierter Einbrecher hat in der Nacht auf Mittwoch in der Unteren Apotheke einen Einbruch verübt. Er durchsuchte den ganzen Verkaufsraum, fand aber nur einen kleinen Geldbetrag. In der Oberen Apotheke, in die er von der Terrasse aus zu gelangen suchte, mißlang der nächtliche Be­such. Nach den Feststellungen der Landjäger Mannschaft handelt es sich in beiden Fällen um dieselbe Person.

Oberndorf a. 17., 23. April. UebleKunden. Abends gerieten einige wandernde Gesellen, die dem Alkohol schon ziemlich zugesprochen hatten, in Streitigkeiten. Der eine schlug den andern mit einem Schlagring blutig und juchte sein Heil in der Fl- hl. Ein Raufbold wurde von der Polizei in Schutzhaft genommen. Einer der Gesellen hatte schon über ein Dutzend Glas Bier getrunken, ohne daß er in der Lage war, nur einen Pfennig aufzuweisen.

Rottenburg. 23. April. Herabsetzung der Diöze- an st euer auf 4 v. H. Am Mittwoch, 15. April, ist die n der Zeit vom 23. bis 29. Januar 1931 für die Rechnungs­ahle 193136 neu gewählte Diözesansteuervertretung zu- ammengetreten. Dem staatlichen Vorgang folgend, sind die persönlichen Ausgaben um 6 v. H., die sachlichen um 10 bis 15 v. H. gesenkt worden. Es ist gelungen, den Bedan gegenüber dem Vorjahr um 156 000 auf 1 128 000 RM. zu senken. Auf Vorschlag des Bischöflichen Ordinariats wurde fast einstimmig eine Herabsetzung der Diözesansteuer bei allen Steuerarten auf 4 v. H. (im Vorjahr 5 v. H.; 1929 6 v. H.; 1928 7 v. H.) beschlossen. Der durch die eingehende Steuer nicht gedeckte Fehlbetrag muß in erheblichem Maß aus Usber- schüssen und Ersparnissen der Vorjahre gedeckt werden. Ob Der niedrige Satz von 4 v. H. auf die Dauer gehalten wer­den kann, ist fraglich.

Geislingen a. Sk., 23. April. D e r V e s u ch d e s W iri­sch a f t s m i n i st e r s. Wirtschaftsminister Dr. Maier Hat gestern unserer Stadt den angekündigten Besuch ab­gestattet in Begleitung von Staatsrat Rath und zwei Mit­arbeitern seines Ministeriums. Man begab sich sofort an die vorgesehenen Besichtigungen. Nachmittags fand im Sitzungssaal des Rathauses eine Konferenz mit Vertretern von Industrie, Handel und Gewerbe, des Gemeindeiats, der städtischen und staatlichen Behörden, des Polizeiamts, von Post und Eisenbahn, der Landwirtschaft und der Arbeit­nehmerorganisationen statt. Der Skadtvorsiand ging auf spezielle Geislinger Fragen und Wünsche ein. Bezüglich der Elektrifizierung der Strecke UlmStuttgart ging der Wunsch dahin, daß nach der Elektrifizierung Geislingen auch für D-Züge ein Haltepunkt bleibt.

Mm, 23. April. Das Realgymnasium im neuenHeim. Am Mittwoch versammelten sich die Lehrer und Schüler des Realgymnasiums in der Turnhalle der Blauringschule, um den Einzug in die neuen Räume durch eine kurze Feier zu würdigen. Der einstweilige Leiter der Anstalt, Professor Zeller, hieß die Lehrer und Schüler in den neuen Räumen willkommen.

- Elsässer - Besuch. Elsässer aus Neubreisach, Kolmar (Oberelsaß), Wolsganzen und Biesheim trafen gestern in Ge­sellschaftskraftwagen hier ein und besuchten Ulmer Bürger, die als Soldaten im Oberelsaß in Quartier gelegen haben. Ein Zeichen der Annäherung und freundnachbarlichen Ge­sinnung zwischen diesseits und jenseits des Rheins. '

Mm, 23. April. Gefangenenbefreiung. Ein Polizeibeamter stellte heute nacht beim Bahnhof eine weib- libe Person wegen Bannbruchs (sie ist aus Ulm verwiesen und unerlaubt zurückgekehrt) fest und wollte sie zur Polizei­wache bringen. Ihre Helfer überfielen den Polizeibeamten, um die Verhaftete zu befreien. Das Frauenzimmer konnte

entfliehen. Zwei der Beteiligten wurden wegen Gefangmcn- befreiung und Widerstand festgenommen.

Biberach, 23. April. Vom Farren totgedrückt. Im benachbarten Ringschnait wurde der 49 I. a. Blasius Kösler aus Bellamonte von eine"! Farren, den er über den Hof führten sollte, gegen eine Bretterwand gedrückt, so daß der Unglückliche schwere innere Verletzungen davon­trug, denen er nach einer Stunde erlag.

Allmendingen OA. Ehingen, 23. April. Raubüber­fall. Auf der alten Straße, die von Altheim nach Allmen­dingen durch den Hailenbergwald führt, wurde am Diens­tag abend 7 Uhr ein Fräulein, das vom Hausierhandel heimkehrte, von einem fremden, etwa 22 I. a. Mann im Wald überfallen, mit dem Revolver bedroht und ihrer ganzen Barschaft im Betrag von über 150 Mark beraubt. Der Täter ergriff die Flucht in Richtung Siegentalhof.

- Ravensburg. 23. April. 23 v. H. Umlage. Der in den Einnahmen mit 1 296 964 Mark und in den Ausgaben mit 2 045 964 Mark abschließende Gemeindehaushalt wurde in der Sitzung des Gemeinderats einstimmig genehmigt. Der Fehlbetrag von 758 000 Mk. soll durch eine Gemeinde­umlage von 23 v. H., die 640 000 Mk. bringt, gedeckt wer­den. Aus Restmitteln sollen 12 000 Mk. und aus dem An­teil an dem staatlichen Ausgleichsstock 50 000 Mk. zur Deckung bereit gestellt werden. Es blef'it somit ein un­gedeckter Rest von 56 000 Mk. ! i.

Fern beben. Die hiesige Bebsnwarte verzeichnete j am Mittwoch mittag 1.24 Uhr ein 4 Minuten andauerndes i Beben. .

Friedrichshafen, 23. April. P r e s s e t a g u n g e n. Dir Landesverbände der badischen und württembergischen Presse halten in Konstanz am Sonntag, den 14. Juni eine ge­meinsame Tagung ab, nachdem vorher die Landesverbände für sich getagt haben. Am Samstag, 13. Juni, nachmittags, werden sich in Konstanz die Vodenseejournalisten treffen.

Von der bayerischen Grenze, 23 April. Für den Bruder ins Gefängnis. Schwerer Auto­unfall. Der 26 I. a. Hilfsarbeiter Mar Lochner aus Kleinerdingen bei Nördlingen ist freiwillig für seinen Bru­der Anton, der wegen Körperverletzung zwei Monate Ge­fängnis erhalten hatte, nach Donauwärth gewandert, um im dortigen Gefängnis seines Bruders Strafe zu verbüßen. Nun mußte sich Max Lochner vor dem Schöffengernicht in Neuburg a. D. wegen Urkundenfälschung verantworten, denn er hatte im Gefängnis einige Schriftstücke unter- chreiben müssen und mit Anton Lochner unterzeichnet. Der alsche Anton führte sich während der Strafverbüßung gut, o daß er nur 4 Wochen absitzen mußte und auf diese Weise >em Bruder Anton für den Rest Bewährungsfrist ver- chaffte. Wegen Urkundenfälschung erhielt der Angeklagte j nunmehr 3 Wochen Gefängnis und Bewährungsfrist für z 1934, da er nach Ansicht des Gerichts unüberlegt gehandelt hatte. Der Autogroßwüscherei-Jnhaber Otto Lehma n ,, von Augsburg wurde mit seinem Personenwagen auf der Straße nach Ulm in der Nähe von Günzburg von einem Personenkraftwagen überholt, dessen Hinterrad das Vorder­rad an Lehmanns Wagen streifte. Dadurch überschlug sich bas Auto zweimal und Lehmann blieb mit schweren Kopf­verletzungen und Hautabschürfungen am ganzen Körper bewußtlos liegen. Das Auto wurde vollständig zerstört und der Schwerverletzte ins Krankenhaus geschafft. Der Uebel- - täter suchte das Weite. Die Nummer des Autos ist bekannt.

Vom bayerischen Allgäu. 23. April. Ungetreuer Angestellter. Der 47 I. a. in Hannover geborene Geschäftsführer Karl Hinterscheid wurde vom Schöffengericht Kempten weaen fortgesetzter Unterschlagung zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte war 2 Jahre lang in Kempten als Bezirksverwalter der Kranken- und Sterbe­kasse von Regensburg ausgestellt und hat in dieser Zeit in 75 Fällen die Kasse, zum Teil auch die Postbehörde, um über 5000 Mk. geschädigt, die er durch Falschbuchungen zu verdecken suchte. Das unterschlagene Geld verbrauchte der ungetreue Angestellte für sich.

Villingen i. Sch-w., 23. April. Unfall mit Todes­folge. Der 48 I- a. Schlosser B l e s s i n g, der in Ab­wesenheit seiner Frau den Herd reinigte, entfernte vom Gas­herd den Schlauch und beachtete nicht, daß der Haupthahn offen war. Die übrigen Hausbewohner, die durch den Gas­geruch aufmerksam gemacht wurden, fanden Vlessing beim i Eindringen in die Küche tot am Boden liegend auf. Selbst- > mord scheint, obwohl Messing arbeitslos war, ausgeschlossen da die Familie in geordneten Verhältnissen lebte. Die Toch­ter des Verstorbenen hatte erst vor einigen Tagen Hochzeit gefeiert.

Amtliche Dienstnach richten

Ernannt: Die Hilfsgerichtsvollzieher Birn st! e l und H eerde bei dem Amtsgericht Stuttgart 1 zu Gerichtsvollziehern bei diesem Amtsgericht.

Verfehl: Polizeiwachtmeister Heuchemer auf dessen Antrag vom Polizeiamt Aalen zum Polizeipräsidium Stuttgart.

In den Ruhestand verfehl: Oberrcchnungsrat Vosselsr bei der Zentralleitung für Wohltätigkeit in Württemberg.

Erledigt: Eine Rechnungsratsstelle der Gr. 7 bei dem Amts­gericht Stuttgart 1. Meldefrist 8 Tage. Die Bewerber um die Vorstandsstelle der Chemischen Anstalt beim Landesgewerbeanü in Stuttgart haben sich bis 25. Mai 1931 beim Landesgewerbeamt zu melden. Es können nur solche Bewerber berücksichtigt werben, die neben abgeschlossenem Hochschulstudium und der Approbation als Nahrungsmittelchemiker eine mehrjährige und vielseitige praktische Erfahrung auf dem Gebiet der gewerblichen Chemie Nachweisen können.

Lokales.

Wildbad. den 24. April 1931.

Vom Mnkersporlverein. Der Winter ist dahin, hell glänzt der Auen Grün! Aber im Gedächtnis'mancher Ski- sahrer haften noch unzählige Bilder von der Schönheit un­seres Winterwaldes. Solche Stimmungsbilder im Bild fest- ^rhalten hat sich ein Mitglied zur Aufgabe gemacht. Herr Carl Blumenthal ladet in uneigennütziger Weise die Mitglieder des Vereins ein, um einen von ihm zusammen­gestellten Lichtbildervortrag vorzuführen. Da die meisten Aufnahmen aus demWildb"dder Skige- b i e t stammen, dürfte schon Interesse dafür vorhanden sein. , Der Vortrag findet am Samstag, den 25. ds. Mts., j abends 8.30 Uhr im Panorama-Hotel statt. An­schließend gemütliches Beisammensein der Mitglieder. Es ist zu hoffen, daß recht viele der Einladung folgen, um ei­nigermaßen die Arbeit und Mühe des Vortragenden zu be­lohnen. Auch neue Freunde und Gönner des Wintersport­vereins sind jederzeit herzlich willkommen. Kommt Allel Schi Heil!

Golfspiel für Wildbad. Auf Veranlassung der Staatl. Badverwaltung wird noch für diese Kurzeit eine besondere Art von Golfspiel hier eingeführt werden. Es ist nicht der große Golf, wie er in England zu Hause ist, auch nicht der i Kleingolf, wie er in Baden-Baden eingeführt worden ist, sondern ein ganz neues, elegantes, besonderes reizvolles Golfspiel, das noch in keinem deutschen Badeort existiert. Es erfreut sich dagegen zur Zeit im Ausland, besonders an den Kurorten der Riviera der größten Beliebtheit und auher- ^ ordentlichen Zuspruchs. In den meisten Plätzen dort be­findet sich nicht nur ein, sondern mehrere solcheGolf Mig­non" genannte Spiele. Im Auftrag der Staatl. Badverwal­tung ist der internationale Sportlehrer, dänischer Haupt­mann a. D. Rasmussen auf seiner Heimreise von der Ri­viera, iP er mehrere solche Golfspiele eingerichtet hatte, über - Wildbad gefahren und wird sich hier ungefähr eine Woche ! lang aufhalten, um zusammen mit der Bauinspektion des i Bades den Spielplatz anzulegen. Als Ort dafür ist von Herrn Präsident Kuhn persönlich und zusammen mit Hauptmann Rasmussen ein Gelände in den Anlagen bei den Tennis­plätzen soeben ausgewählt worden. Sc.

Kieme Nachrichten ans aller Veit

Ein vornehmer Herr. In einer Wirtschaft in Heidelberg j fiel ein Handwerksbursche auf, der nach reichlichem Mahl ! schließlich mit einem 50-Mark-Schein bezahlte. Die heimlich ! verständigte Polizei nahm ihn fest. Er erzählte, er habe von einem vornehmen Herrn in Neckargemünd den 50-Mark- Schein als Zehrgeld mit auf den Weg bekommen, als er ihn um eine milde Gabe ansprach. Nun interessierte sich die Behörde für den vornehmen Herrn, und es gelang der dor­tigen Gendarmerie, den Spendern ausfindig zu machen. Es war ein in der Mitte der zwanziger Jahre siebender Beamter aus Bottrop (Wests.), der sich schon mehrere Tage in Heidsl- berg aufgehalten hatte und dann in Neckargemünd den frei­gebigen großen Mann spielte. Von Bottrop aus war schon ein Steckbrief hinter ihm erlassen worden; denn er hatte einer Spar- und Darlehenskasse, bei der er angestellt ge­wesen war, 25 000 Mark unterschlagen, Bei der Festnahme hatte er noch 12 000 Mark bei sich.

Großfeuer. In Neumünster (Holstein) ist die Lederfabrik von Adler u. Oppenheimer abgebrannt. -Der Schaden wird auf eine Million Mark geschätzt.

j »Im Westen nichts Neues" in Bagdad verboten. Der deutsche Konsul in Bagdad hat die Regierung des Irak um ein Verbot des FilmsIm Westen nichts Neues" er­sucht, da er das deutsche Nationalgefühl verletze. Das Ministerium des Innern hat diesem Ersuchen stattgegeben und die Vorführung des Films untersagt. Er war bei der ersten Vorstellung von Tausenden von Personen besucht worden.

Eisenbahnunglück in Polen. Bei Rogon im mittleren Kongreß-Polen entgleiste nachts ein Güterzug, weil der Eisenbalmdamm mnterlvült war. Ein zweiter Güterzug

Ver Walzerkönig

Roman aus dem Leben eines großen Künstlers

18, Fortsetzung Nachdruck verboten V0N Gustav Lange

Graf Lubanitzky, der noch immer jeden Wunsch seiner Tochter erfüllte, denn sie war der Sonnenschein seines Le­bens nach dem frühen Tod seiner ihm noch immer unver­geßlichen Gattin, war sofort, als sie ihm den Wunsch nach Unterricht durch den berühmten Walzerkönig Wiens vor­trug, damit einverstanden.

Komtesse Maria hatte schon einen so vorzüglichen Musik­unterricht genossen, daß sie keiner weiteren Fortbildung mehr bedurfte. Trotzdem er sonach den Wunsch seiner Toch­ter mehr für eine augenblickliche Laune hielt, gab er ihm Folge und schrieb den entscheidenden Brief an den Wal­zerkönig.

Don dem zufälligen Zusammentreffen mit Johann Strauß am Geburtstag bei der Großmutter hatte sie dem Vater noch nichts gejagt und hielt es für besser, ihm auch jetzt noch nichts zu sagen, sondern ihn in dem guten Glauben zu belassen, daß sie Wiens berühmten Tonkünstler noch nicht persönlich kannte.

Komtesse Maria kannte die Ehegeschichte der Eltern. Sie liebte und achtete den Vater umso inniger, als er die Erinnerung an die früh verstorbene Mutter, die sie leider nicht kennen gelernt, so treu im Gedächtnis bewahrte. Sie kannte den guten Charakter des Vaters, seine edle Gesin­nung und Vorurteilslosigkeit und konnte danach hoffen, daß er auch ihrer Liebe zu Johann Strauß nicht entgegentreten wsrüe.

Was würden ihm Namen und Reichtum bedeuten, wenn es sich um das Glück seiner Tochter handelte, wie auch er einst die Tochter der Büglerin, wenn auch zunächst ohne Wissen der Eltern zur Gattin genommen. Darüber brauchte sie sich also keine sonderlichen Gedanken zu machen.

Siehst du nun, liebe Maria, daß ich Recht hatte, dieser Strauß besitzt Stolz."

Nennst du das Stolz, lieber Vater, ist es nicht vielleicht nur Hochmut, von dem solche große Künstler oft befallen werden?"

Nein, Maria. Ich kenne Herrn Strauß persönlich zwar nur wenig, aber soviel habe ich von ihm vernommen, er ist nicht nur ein anerkannter Künstler, sondern auch ein vortrefflicher Mensch."

Komtesse Maria freute sich innerlich über das uneinge­schränkte Lob des Vaters über den Mann, welchen sie liebte.

Aber Unrecht bleibt es doch, uns sogleich eine Absage zu erteilen!"

Es war der Komtesse durchaus nicht ernst mit dem Vor- wurf gegen den Walzerkönig.

Wir kennen doch den Grund nicht, liebe Maria; konn­test du mit dem Bruder nicht dein Können etwas erhöhen?"

Ist ein unbedeutender Mensch?"

Unbedeutender Mensch?"

Man hat doch noch nie etwas von dem Bruder des Walzerkönigs gehört!"

Das wog wahr fein, Maria; der ältere Bruder ist eine Berühmtheit, du wirft ihn wohl auch noch kennen lernen.

Glaubst du, lieber Vater, daß es mir wirklich nur darum zu tun war, den Mann kennen zu lernen, dessen Ruhm in aller Mund zu sein scheint?"

Man rechnet sich seine Bekanntschaft als eine Ehre an!"

Um diese Ehre geht es mir nicht. Ich will nur mein musikalisches Können noch etwas vervollkommnen.

Doch das hat sich nun vorläufig erledigt."

Wollen wir ihn noch einmal einladen?"

Nein, nein; das würde einen aufdringlichen Eindruck machen und das wollen wir vermeiden."

Ganz wie du wünschest, Maria."

Aber zu dem Ball, den du demnächst zu geben gedenkst, Vater, könnte man ihn einladen."

Gewiß. Es ist der erste Ball nach langen Jahren. Man wird erstaunt sein darüber, daß sich die Pforten des so lange vereinsamten Hauses endlich wieder öffnen, darum sollen auch alle Personen von Bedeutung in Wien einge­laden werden. Nicht um protzenhaft zu erscheinen, aber du sollst einmal die große Welt kennen lernen, sollst mit den Wiener Familien bekannt werden sollst deine Ju­gend genießen."

Wirklich, lieber Vater?" . .

Glaubst du denn, ich bin ein Barbier, der dich zwrngr, deine Jugend nur in der Gesellschaft alternder Diener und einer steifen, zeremoniellen Gesellschafterin zu verleben?

Ein Barbier bist du ganz gewiß nicht, sondern der liebste, beste Vater auf der ganzen Wett. Was verdanke ich nicht alles deiner Güte. Ich habe mich nie verein amt gefühlt habe ich doch neben dir auch noch meine liebe Großmutter also was soll ich da noch vermissen?

(Fortsetzung folgt).