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Erscheint täglich, ausgenommen Sonn- und Feiertags. Bezugspreis monatlich l.40 RM. frei ins Haus g

innerdeutschen Verkehr monatlich 1.7S RM. Einzelnummer 1V Pf. Girokonto Nr. SV bei der Oberau Wildbad. Bankkonto: Enztalbank Häberle L Lo., Wildbad; Pforzhenner Gewerbebank Filiale Wlldbad.

Druck, Verlag und SchrMeitung: Theodor Gack, WUddad i. Schm-, Wtlh-lmstrahe 8«, Telephon.47v. Wohuuug: Haus Vollmer.

Nummer 27

Fernruf 473

Dienstag den 3. Februar 1931

Fernruf 479

66. Jahrgang.

AurskelliiiU der Grünen Woche

Die deutsche Landwirtschaft hat es trotz ihrer Not sich nicht nehmen lassen, in der Ausstellung der sechsten Grünen Woche in sämtlichen Ausstellungshallen am Kaiserdamm zu Eharlottenburg (55 000 Geviertmeter) Zeugnis von Leistun­gen und Fortschritten abzulegen, die im letzten Jahr von der Landwirtschaft wieder gemacht worden sind. Die riesige Ausstellung steht unter dem Kennwort: Produktionsumstel­lung und Absatzförderung. Die Ausstellung zeigt, wie mit Intelligenz, Fleiß und Folgerichtigkeit bessere Wirtschasts- ergebnisse ohne wesentlich beschränkten Kapitalaufwand er­zielt werden können.

Die Ausstellungen der Grünen Woche enthalten regel­mäßig eine Fülle von Material, das sich mit gewissen Er­gänzungen und Verbesserungen jährlich wiederholt. Hier­her gehören die Ergebnisse der Saatenzucht, der Viehrassen­züchtung und der Sortenwahl für die verschiedenen Böden. Die Svnderschau der Deutschen Landwirtsgesellschaft ist jedesmal anregend und für die Praktiker wie auch für die Wirtschaftspolitiker lehrreich. Eine ganze Reihe von Bildern und Zahlentabellen zeigt dem deutschen Besucher der Aus­stellung, wie man sich in fremden Ländern mit Erfolg für die Bevorzugung inländischer Erzeugnisse bemüht. Aehnlich soll auch Deutschland die Früchte der heimischen Arbeit schätzen.

Im Ehrenhof der Ausstellung steht das10-Milliarden- Modell". das zeigt, daß von den 10 Milliarden, die das deutsche Volk über den Ladentisch jährlich für seine Lebens­mittel ausgibt, nicht die Hälfte den Erzeugern zukommt. An den 10 Milliarden, die jährlich, abgesehen vom Anteil für den berechtigten Zwischenhandel, durch mühelose Speku­lationsgewinne, durch Luxusausgaben an das Ausland, durch übersetzte Tarife und auf anderen Wegen unfruchtbar vergeudet werden, ihren berechtigten Anteil wieder zu er­obern, wird als Aufgabe der deutschen Landwirtschaft vor Augen geführt.

In der Abteilung der Milchverwerkung wird die deutsche Verbraucherschaft mit der Güte und der äußern Ausstat­tung deutscher Butter und deutschen Käses bekannt. Ein Stand für Mischgetränke aus Milch zeigt, was sich an Schmackhaftem und Nahrhaftem aus Milch unter Zusatz anderer billiger Nahrungsmittel Herstellen läßt, und auf dem Gebiet der Aufbewahrung leicht verderblicher Nahrungs­mittel gibt die Ausstellung vielerlei Anregungen. Daneben kommen die Erzeugnisse des Gemüse- und Gartenbaus nicht zu kurz. Selbst erfahrene Blumenfreunde stellen mit Ver­wunderung fest, welche Fülle inländischer Zimmerpflanzen auch im Winter zum Blühen gebracht werden kann. Neu ist in diesem Jahr ein großer Stand für Zuckerwirlschaft. Da­bei erfährt man, daß der deutsche Zuckerverbrauch von rund 26 Kilo jährlich auf den Kopf der Bevölkerung weit hinter dem Zuckerverbrauch anderer Länder (der dänische Jahres­verbrauch ist etwa 56 Kilo je Kopf) zurücksteht.

An lebenden Tieren werden in Musterställen junge Mast­bullen, Mastschweine und Mastlämmer gezeigt; sehr reich­haltig ist auch wieder die Kaninchen- und Geflügelschau. Die Rationalisierung der Gewinnung, Sortierung, Verpackung und Kennzeichnung von Eiern wird besonders eingehend be­handelt. Eine automatische Maschine, die im Betrieb vor­geführt wird, leistet gleichzeitig die Durchleuchtung, die Sor­tierung und die Stempelung der Eier. Auch die Fütterung, Unterbringung und Pflege der Tiere ist ziemlich ausgiebig dargestellt. Dazu treten Neuerungen auf dem Gebiet des Baus von Ställen, Schutzdächern, Futterträgen usw. Die deutsche Imkerei zeigt ihre hochwertigen Standardwaren und die daraus gewonnenen hervorragenden Genußmittel. Fisch­zucht und Forstkultur vervollständigen das prachtvolle Bild, das von der wirtschaftlichen Arbeit auf dem Lande ge­boten wird.

' In der Eröffnungsansprache deutete Reichsernährungs- Schiele an, daß die Regierung die Forderungen Front auf dem Gebiet des Zollschuhes und mnerpolmscher Maßnahmen weitgehend angenommen habe.

^sagte in der Begrüßung, die habe zu dem Herrn Reichspräsi- vertrauen, baß er mit allen ihm zu Ge­bot stehenden und durchführbaren Mitteln das Geschick des geprüften landwirtschaftlichen Berufsstands zum besten zu wenden bemüht sei. Reichspräsident v. Hinden- bnrg antwortete darauf: .D a s v e rs p r e ch e i ch 3 hn e n!"

Tagesspiegel

Ser KeichslaMiind gegen die Seichs- regiellmg

Der Rücktritt der Regierung gefordert

. ^Ein, 2. Febr. Zur Vorbereitung der heute beginnen- oen Rerchslandbundtagung trat der Bundesvorstand gestern Beratung zusammen. Dabei wurde eine Ent- Ickueßung gefaßt, die eine Kampfansage gegen die gesamte Leerung einschließlich de? HeMeMhrnngsmjgWx?

In der St.-Hedwigskirche in Berlin fand am Montag die feierliche Einführung des ersten Domkapitels statt. Zum ersten Generalvikar wurde Propst Dr. Skeinmann, Stettin, ernannt.

Die Besprechungen über die Aenderung der Geschäfts­ordnung des Reichstags hoben am Montag begonnen.

Wie verlautet, ist der Entwurf zum Osthilfegeseh aus Verlangen Preußens abermals geändert worden, indem bei der Bildung des Zweckvermögens statt 600 Millionen »min­destens 500 Millionen" eingesetzt und auch die Regelung der Verteilung geändert wurde.

Zu der Reichslandbundkagung in Berlin sind diesmal keine Behörden geladen worden, auch Reichsminisier Schiele ist nicht erschienen. Dagegen wohnt der frühere Kronprinz der Tagung an.

DieBerliner Morgenpost" hatte kürzlich behauptet. Reichsminister Schiele habe voreilig Ileischmarken Herstellen lassen, die 75 000 Mark gekostet hatten und die nun wertlos seien. Amtlich wird dazu bemerkt, daß Probemarken an­gefertigt worden seien, deren kosten 220 Mark betragen.

In Genf haben Vorbesprechungen für die Tleugefiattung des Sekretariats des Völkerbunds begonnen, die sich zunächst aus die Neubesetzung verschiedener Posten beziehen. In dem Sachverständigenausschnß ist Deutschland durch Graf Bern- storsf vertreten.

Schiele, der bis vor kurzem der erklärte Führer des Reichs­landbunds war, enthält. ,

In der Entschließung wird darauf hingewiesen, daß der Reichspräsident in seiner Botschaft vom 18. März 1930 der Reichsregierung die Aufgabe gestellt habe, die Agrarmaß­nahmen mit aller Beschleunigung durchzuführen. Statt dessen hat sich die Lage der Landwirtschaft von Monat zu Monat verschlechtert. Insbesondere vermissen wir jedes Verständnis und die erforderliche rasche Hilfeleistung für den wirtschaftlich zufammenbrechenden und damit national- voliiisch gefährdeten deutschen Osten. Die Schuld an dieser katastrophalen Entwicklung der landwirtschaftlichen Krise ist den einseitig händlerisch und exportindustriell eingestellten Interessen zuzuschreiben. Auch die gegenwärtige Reichs- regierung ist diesen Einflüssen Schritt für Schritt erlegen und dadurch mitschuldig. Liesen. Gegenkräften hätte eins Reichsregierung nur dann im Sinn des Hindenburg-Auf- trags erfolgreich begegnen können, wenn sie sich auf die Kräfte gestützt hätte, die bereit waren, die Tributfrage an- zupacken, den Schutz der deutschen Arbeit als sicherste Le­bensgrundlage des deutschen Volks auszurichter., und wenn die Regierung sich von den marxistischen Mächten, die gegem wärtig Preußen und von da aus die Reichspolitik beherr­schen, gelöst hätte. Die Reichsregierung habe durch ihr Versagen das deutsche Volk aufs schwerste enttäuscht und tiefstes Mißtrauen erweckt. Die Verhandlungen der letzten Tage über neue Agrarmaßnahmen können an diesem Urteil umso weniger ändern, als die von der Regierung in Aus­sicht genommene Methode der Durchführung zu Halbheiten und Mißerfolgen führen muß. Der Reichslandbund.kämpft um eine Reichsleitung, die sich freimacht von den bisherigen schädigenden Einflüssen und Abhängigkeiten und fordert daher den Rücktritt einer Regierung, die nicht sofort und ungeschmälert diese Forderung zur Tat macht.

10. Reichslandbundtag

Der zehnte Reichslaiidbundtag wurde am Montag mii- tag im Zirkus Busch eröffnet. Es sprachen hie Präsidenten des Bunds, Landwirt und Bürgermeister Lind, Mitglied des Reichstags, Graf Kalckreuth und Bauernhosbesitzer Bethge. In sämtlichen drei Reden kam eine entschiedene Stellungnahme gegen die Regierung Brüning in Mrfsier Form zum Ausdruck. Es wurde auch mit besonderer Be­tonung an die Kampftage der Caprivizeit erinnert. Gegen die Negierung wurden die in der Entschließung genann­ten Vorwürfe erhoben. In politischer Beziehung wurde scharfe Kritik daran geübt, daß die Regierung Brüning es nicht verstanden habe, nach den Wahlen vom 14. September die stark auflodernde nationale Bewegung in ihrem natio­nalen Willen und ihrer Opferfreudigkeit für das Vaterland zu erfassen, um in ihr eine Stütze für notwendige, aber zwangsläufige unpopuläre Gesundungsmaßnahmen zu su­chen. Als Aufgaben, die sofort der Lösung entgegengeführt werden müssen, bezeichnete Gras Kalckreuth:

1. Reh'una der Landwirtschaft vor dem völligen Er­liegen. Mit Lösung dieser Aufgabe werde auch die heute vordringlich erscheinende Aufgabe, Wiedereinschaltung der 5 Millionen Arbeitslosen in den Produktionsprozeß, am meisten gefördert werden.

2. Befreiung der deutschen Wirtschaft von den Fesseln des Anungplans.

3- Abbau der die Hälfte des Arbeitsverdienstes des deut­schen Volks auszehrenden Ausgaben der öffentlichen Hand.

4. Umstellung der gesamten sozialen Fürsorge aus ihrer heutigen Form. in der sie nicht nur einen Anreich spnderltz

geradezu in vielen Fällen einen Zwang zur Arbeitsenthai- tung bedeute.

Es wurde betont, daß der Reichslandbund nach wie vor außerhalb der politischen Parteien stehe.

Folgende Sätze am Schluß des Kalckreuthschen Berichts dürften besonders beachtet werden:

Heute darf die neue Aufgabe der produktiven Umstel­lung und der systematischen Absatzregelung nur dann mit voller Kraft von der Landwirtschaft ausgenommen werden, wenn ihr die geforderten Sicherheiten geboten sind. Bis dahin aber heißt es, äußerste Zurückhaltung wahren und unter Zurückstellung aller nicht unbedingt «rforderlicken Ausgaben nur die eine Aufgabe zu sehen, dm Betrieb in den nächsten Monaten nickst zum Erliegen kommen zu last-n. Deshalb wird auch jeder Landwirt, der seine Tribukmög- lichkeiken erschöpft sieht und das dürfte heute die große Masse der Landwirte des Ostens sein sich, ehe er fick der letzten Barmittel durch Steuerzahlung beraubt, die Frage vorlegsn müssen: kannst du denn auch noch die zur Fort­führung deiner Wirtschaft notwendigen Barmittel bis zur neuen Ernke sicherstellen? Wenn nickst, dann ist es Pflicht jedes Landwirtes, im Rahmen der gesetzlich zulässigen Mit­tel olle Hebel anzusetzen, um nickst durch Steuerzahlung sich der Möglichkeiten der Erhaltung seines Betriebs zu be- rauben."

Dis Versammlung faßte zum Schluß folgende Entschlie- 'ßung: Die auf der Reichslandbundtagung am 1. Februar zu Berlin versammelten Vertreter der Provinzial- und Krcislandbünde erklären, daß sie geschlossen hinter der Füh­rung des Reichslandbunds stehen und erwarten, daß die Ge­samtheit des Reichslandbunds einmütig die Maßnahmen befolgt, deren Durchführung beschlossen wird. Nur der Ein­satz jedes einzelnen verfügt für den Kampf des Ganzen den Erfolg.

Neve Nachrichten

Bedeutungsvolle Verhandlungen

Berlin, 2. Febr. Der Reichskanzler wird morgen den Führer der Deutschen Volkspartei, Abg. Dingeldeq, und den Abgeordneten Dr. Cremer zu einer entscheiden­den Besprechung über die volksparteiliche Forderung wei­terer Einsparung von 300 Millionen empfangen. Es m'rd im Voraus mitgeteilk, daß der Kanzler den Abgeordneten die Frage vorlegen werde, wie sie sich eigentlich die Ab­striche von 300 Millionen im Haushaltplan im einzelnen vorstellen. Von der andern Seite werde entgegengehalten werden, daß dafür in den bisherigen Besprechungen bereits Anhaltspunkte gegeben seien. Im übrigen sei es Aufgabe der Reichsreglerung, die erforderlichen Maßnahmen für Ausgleichung des Haushalts zu suchen >' d vorzuschlagen. Die Stimmung in der Deutschen Volks,. ...tei soll ziemlich entschieden sein.

Angebliche Pläne Brünings

Berlin, 2. Februar. 3n verschiedenen Blättern wurden Gerüchte über Diktaturpläne des Reichskanzlers Dr. Brü­ning wiedergegeben. Diese Pressenachrichten haben jetzt ihren Niederschlag auch in einer nationalsozialistischen An­frage im Preußischen Landtag gefunden: Rach Mitteilung von zuverlässiger Seite soll Reichskanzler Dr. Brüning an die Regierungen von Preußen, Bayern und Sach­sen mit der Aufforderung herangetreten sein, in ein Di­rektorium einzutreten, um unter Aufhebung der Ver­fassung des Reichs und der Länder den Reichstag fltr ein 3ahr auszuschalten und die Länderpolizei der Reichswehr zu unterstellen.

An unterrichteter Stelle in Berlin wird diesen Behaup­tungen widersprochen.

Das Gesetz über die Agrarhilfe

Berlin, 2. Februar. Der Gesetzentwurf über die Agrar­hilfe ist fertiggestellt. Der Gesetzentwurf enthält als wich- tigsie Punkte: die Verlängerung der Ermächtigungen für die Zollfestsetzungen in der Getreidewirtschaft vom 16. April v. 3-, die am 31. März «bläust, ferner di« Verlängerung der Regelung des Einfuhrschein­wesens, die ebenfalls bis zum 31. März befristet ist, und die Ermächtigung zu Zollfestsetzungen für Produkte der bäuerlichen Beredelungswirtschaft.

Das Urteil im Oppelner Fliegerprozetz

Oppeln, 2. Februar. Di« beiden polnischen Militär­flieger, die bei der Anwesenheit des Reichskanzlers in Op­peln dort eine Landung vorgenommen hatten, stcmdsn am Samstag vor dem Gericht in Oppeln. Beide wollten .di« Richtung verloren" haben. Der Angeklagte Feldwebel Wolfs, der im Krieg deutscher Kampfflieger war und nun im polnischen Heeresdienst steht, behauptete, wi« der andere Angeklagte 3miela, sie haben keine Kenntnis davon gehabt, daß sich der Reichskanzler in Oppeln befinde, sie wissen überhaupt nicht, wer Brüning sei (!). Bon Zeuge i wurde aber bekundet- daß Wolst bei seiner Land ans kragte: