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Stuttgart. 4. Dezember.

Verwaltungs. und Wirkschasksausschuß-Aenderungsgesel, zum Aeldbereinigungsgeseh. Der Landtagsausschuß für Ver­waltung und Wirtschaft trat in der DonnerstaAißung in die Beratung des Entwurfs eines Dritten Aenderungs- gesetzes zum Feldbereinigungsgesetz ein. Berichterstatter war der Abg. Obenland (BB.) Eine längere Aussprache löste die im Regierungsentwurf vorgeschlagen« Neufassung des Art. 3. Abs. 2 des Gesetzes aus:Eine Verminderung der Parzellen durch Zusammenlegung bisher räumlich ge­trennter Grundstücke der einzelnen Grundeigentümer ist ohne besondere Beschlußfassung zulässig, wenn dadurch eine bessere landwirtschaftliche Ausnutzung dieser Grundstücke er­möglicht wird." Sprecher des Zentrums und des Bauern­bundes befürchteten eine Benachteiligung kleiner Landwirte und wünschten im Interesse des Fortgangs der Feldbereini­gung eine Schutzbestimmung. Deshalb wurde folgende Zu- satzbestimmung beschlossen:Bei der Zusammenlegung der Grundstücke sollen die Belange des Eigentümers und der übrigen Beteiligten berücksichtigt werden." Annahme fand auch mit großer Mehrheit ein Antrag Renz (Z.): In Nr. 4 b Ziffer 4 zu fetzen nach den Wortenwenn sie":größere zusammenhängende Flächen bilden, eine Zufahrt haben und dauern- eingefriedigt sind." Mit geringen Aenderungen wurde der Vorlage bis Ziss. 16 zugestimmt.

Aufhebung von Arbeilsgerichtsbehörden. Nach einer Ver­ordnung des Justizministeriums werden im Einvernehmen mit dem Wirtschaftsministerium aufgehoben die Ar- beitsgerichteHorb unter Zuteilung der Amtsgerichts- bezirke Horb und Sulz an das Arbeitsgericht Calw: Saul­gau unter Zuteilung des Amtsgerichtsbezirks Risdlingen an das Arbeitsgericht Ulm und des Amtsqerichtsbezirks Saulgau an das Arbeitsgericht Ravensburg: Vaihingen a. d. E. unter Zuteilung seines Bezirks an das Arbeits­gericht Ludwigsburg. Aufgehoben werden die Lan­desarbeitsgerichte Heilbronn unter Zuteilung seines Bezirks an das Landesarbeitsgericht Stuttgart: Ra­vensburg unter Zuteilung seines Bezirks an das Landes­orbeltsgericht Ulm: Rattweil unter Zuteilung seines Be­zirks an das Landesarbeitsgericht T^noen. Bei dem Ar­beitsgericht Stuttgart wild eine Fachkammsr für kaufmännische Streitigkeiten gebildet- Die Ver­ordnung tritt am 1. Januar 1931 in Kraft.

Ergänzungsprüfung in Fremdsprachen. Die Ergänznngs- prüfung im Lateinischen haben 2. im Englischen 8, im Fran­zösischen 17 Volksschullehrer und -Lehrerinnen erstanden.

Keine Gefahr am Hiller-Ta«. Das Polizeipräsidium Stuttgart gibt bekannt, daß am Tag der groben Hitler-Ver- sgmmlnng (7. Dezember) von nationalsozialistischer wie von sozialdemokratischer und kommunistischer Seite Kundgebun­gen »nd Umzüge geplant sind. Durch eine streng duich- geführte räumliche und zeitliche Trennung der Veranstaltun­gen und durch Bereitstellung eines genügenden Polizei-Auf­gebot« ist für einen reibungslosen Verlauf derselben gröktt- möa'-'be Gewähr geschaffen. Die Veranstalter haben auch die Erklärung abgegeben, daß keine Stöiunoen beabsichtigt leien. Es ist somit kein Grund zu Besorgnissen vorbanden. Es wird aber dringend empfohlen, nach Schluß der Veran­staltungen von Ansammlungen ieder Art fernzubleiben, um nicht Gefahr zu laufen, in unliebsame Zwischenfälle ver­wickelt zu werden.

Polizeipräsident Klaiber bemerkt weiter, daß ln letzter Zeit fast jeden Tag, insbesondere an Samstagen und Sonn­tagen die Straßen der Stadt von politischen Kundgebungen widerhallen und Polizei in großem Ausmaß ständig bereit­gehalten und eingesetzt werden müsse. Dies sei auf die Dauer unhaltbar. Wenn das die Beteiligten nicht selbst ein- fehen, werde er sich gezwungen setzen, Maßnahmen zu er­greifen, um den Mißbrauch abzustellen.

Nationalsozialistische Tageszeitung. Die Nationalsozia­listen Württembergs geben ab 1. Januar 1931 an Stelle ihres bisherigen Wochenblattes, derN.S.-Zeitung" in Stuttgart eine Tageszeitung als Abendblatt heraus. Das Blatt wird in Vaihingen a. F. gedruckt werden.

Gewerkschaftliches. Der Gesamtverband deutscher Ange­stellten-Gewerkschaften (Gedag) zählt zur Zeit 557 527 Mit­glieder. Ihm sind 14 Verbände christlich-nationaler Richtung angeschlossen. Innerhalb Württembergs und Hoben.zollerns umfaßt die zum Gesamtverband deutscher Angestellten-Ge­werkschaften gehörenden Organisationen nach dem heutigen Stand fast genau 26 000 Mitglieder.

Des Weibes Waffe«

Origin»l-Roman von Elsbelh Vorcharl.

18. FEtzung Nachdruck verbaten.

So ließ er es schließlich und beugte sich wieder der besse­ren Einsicht seiner Gattin, in der Hoffnung, sich bald zu einer würdigeren Stellung emporzuringen. Mit Feuereifer stürzte er sich in das theoretische und praktische Studium der Landwirtschaft, doch Jutta hatte recht: um sich darin umfassende Kenntnisse anzueignen, dazu gehörte Zeit und viel Erfahrung.

Eines Morgens saßen beide Gatten beim zweiten Früh­stück auf der großen Veranda nach der Parkseite zu. Sie hatten beide schon eine Menge Arbeit hinter sich, und dieses Viertelstündchen war eine Ruhepause.

Du Dieter," sagte Jutta plötzlich mitten aus einem Gespräch über eine Gutsangelegenheit heraus und eine leichte Verlegenheit bemächtigte sich ihrer. Wenn du etwa die 100 OVO Mart heransgezahlt haben willst du hast als mein Gatte laut Testament des Onkels das Recht dazu dann sage es ruhig. Es wird sich unter allen Umständen machen lassen."

Er sah sie ganz erstaunt an.

Ja, Kindwie kommst du auf einmal darauf? Ich verstehe deine Frage nicht recht."

Sie räusperte sich. Es war ihr unendlich peinlich, aber sie hatte es sich schon immer vorgenommen, diesen Fall zu erörtern.

Ich meinte nur ich dachte wenn du vielleicht eine größere Summe nötig hättest," brachte sie stockend hervor.

Er sah ihr in das gerötete Gesicht, und dann lachte er plötzlich herzlich auf.

Ich glaube gar, du denkst, ich hätte Schulden. Sei unbesorgt, Schatzdie sind nicht der Rede wert. Mein

Für die Hinkerbliebenen der Grubenkakastrophe. In

seiner letzten Sitzung hat der Allgemeine Studentenausschuß (Asta) der Technischen Hochschule in Stuttgart beschlossen, zur Unterstützung der Hinterbliebenen der Verunglückten der letzten Grubenkotastrophen dem Reichspräsidenten den Betrag von 200 Mark zu übergeben. Anschließend hieran wird eine freiwillige Sammlung unter der gesamten Stu­dentenschaft der Tecknischen Hochschule veranstaltet, die noch nicht abgeschlossen ist.

Stuttgart, 4. Dez. Gegen amerikanische Hetz­filme. Von dem Abg. Dr. Hölscher - Ulm ist das württ. Staatsministerium in einer Anfrage ersucht worden, in Berlin mit allem Nachdruck ein Verbot des HetzfilmsIm Westen nichts Neues" von der amerikanischen Firma Lämmle, die schon verschiedene Hetzfilme gegen Deutsch­land hervorgebracht hat, zu verlangen. In dem Machwerk wird der deutsche Soldat als schmutzig, lächerlich und feige hingestellt. Die Reichswehr hat den Film für schädlich er­klärt, aber trotz ihres Einspruchs hat die Berliner Ober­prüfstelle den Film zugelassen. Eine Verhinderung der Auf­führung des Films soll nach einer Aeuherung des Reichs­innenministeriums nur möglich sein, wenn von Länder­regierungen ein Einspruch gegen den Film erhoben wird.

Silberner und goldener Sonntag. Zahlreiche Anfragen aus Geschäftskreisen geben Veranlassung, darauf hinzu­weisen, daß die Ladengeschäfte in Stuttgart an den zwei letzten Sonntagen vor Weihnachten, nämlich am 14. und 21. Dezember, von 1218 Uhr, geöffnet sein dürfen.

Der Feuersee zeigte heute früh bei 1,5 Grad u. N. eins leichte Eisdecke.

Seebeben. Die Warten in Hohenheim und Ravensburg verzeichneten am Mittwoch abend 8.03 Uhr ein heftiges Be­ben in 9000 Kilometer Entfernung, etwa nördlicher Teil des Stillen Weltmeers.

Böblingen, 4. Dez. Fleifchabschlag. Die hiesigen Metzgermeister haben den Preis für 1 Pfd. Rinfleisch auf 1 herabgesetzt.

Der Naturheilkundige Müller vor dem Bezirksrat. Der Bezirksrat Stuttgart Stadt befaßte sich in seiner heutigen Sitzung im Polizeipräsidium uitter dem Vorsitz von Ober­regierungsrat Ade mit der Frage der Entziehung des Führerscheins des 52. I. a. verheirateten Naturheilkundigen Alfons Müller von Stuttgart, der am 22. November nachts in der Schurwaldstraße in die dort auf der Straße zu einem Ständchen aufgestellte Freie Sängervereinigung Stuttgart-Ost mit seinem Fordwagen hineingefahren war, und dabei 28 Personen mehr oder weniger schwer, davon eine tödlich, verletzt hatte. Nach längerer Beratung beschloß der Bezirksrat, den Fall bis zum rechtskräftigen Abschluß der Gerichtsverhandlung zu vertagen. Der Naturheilkundige Müller erklärte sich damit einverstanden, daß sein Führer­schein infola-nge beim Polizeipräsidium zurückbehalten bleibt.

Aus dem Lande

Waiblingen, 4. Dez. An Blutvergiftung ge­storben. Am Mittwoch verschied im hiesigen. Bezirks­krankenhaus Bäckermeister Joh. Heußler. Er hatte vor einiger Zeit beim Aussteigen auf dem Stuttgarter Haupt­bahnhof den kleinen Finger in die Schiebtüre des Eisen­bahnwagens geklemmt. Di« Wunde verschlimmerte sich und führte zu Blutvergiftung, an derenFolgen der erst 57-Jäh­rig« starb.

Heimerdingen OA. Leonberg, 4. Dez. Todesfall. Der vor kurzem durch einen Schlaganfall aufs Krankenlager geworfene 56 I. a. Schultheiß Hummel von hier ist seinem Leiden erlegen. Im November 1928 konnte er sein 25jähriges Ortsvorsteherjubiläum in Heimerdingen begehen.

Backnang, 4. Dez. Erhaltung des Arbeits­gerichts. Wie der Murrtal-Bote Hort, ist es den Be­mühungen der beteiligten Kreise gelungen, das Arbeits­gericht sür Stadt und Bezirk zu erhalten.

Ellwangen, 4 Dez. Schlechte Eisenbahnwagen. In der letzten Stadtratssitzung wies der Vorsitzende auf die schlechte Beschaffenheit der Eisenbahnwagen 3. Klasse auf der Strecke MergentheimUlm hm. Wenn in der Nähe von Stuttgart, wo die meisten Zugbenützer mit Ermäßi- gung fahren, modernste Salonwagen verkehren, könne man auch bei uns, wo fast alles den normalen Fahrkartenpreis bezahlen müsse, verlangen, daß man Wagen bekomme, bei deren Betreten es einem nicht grause. Die Reichsbahn­direktion Stuttgart wurde ersucht, hierin alsbald Wandel zu schaffen.

Tübingen, 4. Dez. Die Tübinger Studenten vroteitieren. Als Protest aeaen den Deutschenterror

Erbteil bleibt selbstverständlich auf dem Gute stehen, und ich weiß nicht recht, wie und wodurch du auf den Gedanken kamst, ich könnte es herausgezahlt haben wollen."

Das Rot auf ihren Wangen vertiefte sich.

Ich dachte ich wollte nur, daß du keine Rücksicht neh­men sollst aufmich."

Aus dich?" Er schüttelte verwundert den Kopf.Du sprichst mir in Rätseln, Jutta."

Sie erschrak jetzt. Sie hatte da unbeabsichtigt eine Schranke gezogen zwischen dem, was sein und dem, was ihr war, und das wollte sie doch nicht. Ihm gehörte jetzt Rotenfelde so gut, wie ihr, und es mußte ihm daran ge­legen sein, das Geld auf dem Gute stehen zu lassen. Sie wollte jetzt seinen möglichen Argwohn zerstreuen und ihn am Nachdenken verhindern. Darum lachte sie leicht auf. Verzeih mir es war ein augenblicklicher Gedanke die Sache ist erledigt. Hast du schon mit dem Inspektor Rücksprache genommen wegen der von dir vorgeschlagenen Neuerung im Pferd eftall?"

Damit suchte sie das Thema schnell und geschickt abzu­lenken, denn Pferdezucht war nun einmal seine Leidenschaft. Er hatte allerhand Verbesserungen in der Zucht und in den Ställen vor, wollte auch zum Herbst die Zahl der Pferde vergrößern und einen zweiten Pferdestall bauen, mit Jut­tas Genehmigung natürlich, die er bisher allerdings noch nicht eingeholt hatte. Doch auf das andere ging sie bereit­willig ein, und als sie jetzt davon zu sprechen begann, war er sogleich für seine Idee begeistert und erging sich des Langen und Breiten darüber.

Damit wurde der peinliche Zwischenfall in den Hinter­grund gedrängt. Doch ein seltsam unbehagliches Gefühl, dem er nicht recht Ausdruck verleihen konnte, blieb ihm. Was hatte Jutta eigentlich mit ihrer Frage bezweckt un­gewollt? Eine Schranke ziehen zwischen mein und dein? Nein, das sah ihr nicht ähnlich, und überdis hatte er auch

ln den ostoberschlesischen Gebieten,' in Polen, hat sich die Tübinger Studentenschaft am 4. Dezember nach Schluß des Kollegs vor der Universität versammelt, um in einem Zug zum Marktplatz zu ziehen. Dort hielt Studienrat Harr eins Rede und anschließend daran wurde im Verein mit allen übrigen Studentenschaften eine Entschließung angenommen, die den Reichspräsidenten und die Reichsregierung zu ener­gischen Schritten gegen Polen auffordert. Mit dem gemein­sam gesungenen Deutschlandlied wurde die Protestkund­gebung beendet

Ein Kleinod der Tübinger Metzger. Dis Literatur überTübingen im Munde der Dichter" ist um em Lied bereichert worden, das in 21 Versen der Fleischer- Innung Tübingen schönstes und stolzestes Schmuckstück Das güldene Oechslein" feiert und nach der MelodieIch Hab mich ergeben" bei besonderen Anlässen dieser Gilde ge­sungen wird. Verfasser des Lieds ist Ehrenobermeister Heinrich Buck-Tübingen. Nach der historischen Ueber- lieferung stammt, wie der Reutlinger General-Anzeiger be­richtet, dasOechslein" von Herzog Ulrich. Dieser soll es den Tübinger Metzgern als Dank für Hilfeleistung gestiftet haben. Das 28,5 Zentimeter lange und 11,5 Zentimeter hohe Oechslein besteht aus von Hand getriebenem Kupfer und ist stark vergoldet, der Kopf ist abnehmbar; es ist die Arbeit eines Nürnberger Goldschmieds. Bei festlichen Ge­legenheiten wird es als Trinkgefäß verwendet. Sein Inhalt ist ^ Liter. Bei Auflösung der Zünfte in der 60er Jahren wurde das Kunstwerk vom Tübinger Oberamt eingezogen, da eine Schuld von 60 Gulden darauf ruhte, doch wurde dieser Betrag von den damaligen Meistern bezahlt, um das Kunstwerk wieder ins Eigentum zu bekommen. Seit Jahr­hunderten ist es im Besitz der Tübinger Metzger, die dieses Kleinod, das schon nachAmerika" um hohe Summen wandern sollte, wie in der Vergangenheit so auch in Zu­kunft getreulich bewahren.

Tuttlingen, 4. Dez. lOOjähriges Jubiläum. Zu den wenigen Zeitungen des Landes, die Heuer das 100- jährige Jubiläum ihres Bestehens feiern können, tritt um die Jahreswende auch der hiesigeGrenzbote". Gegründet Ende des Jahrs 1830 von dem aus Reutlingen gebürtigen Johann Friedrich Bofinger, erschien er zum erstenmal am 1. Januar 1831. Aus Anlaß des Jubiläums gibt der der­zeitige Verlag (Inhaber Maria Blind und Max Blind) ein GeschenkwerkHundert Jahre Heimatzeitung" heraus.

Westerheim OA. Geislingen, 4. Dez. Wenig begehr­tes Amt. Infolge Kündigung ist hier die Stelle eines Leichenschauers und Totengräbers auf 1. Dezember frei ge­worden. Obwohl es wiederholt mit der Ortsglocke bekannt­gemacht wurde, hat sich bis jetzt noch niemand um dieses Amt beworben.

Heidenheim, 4. Dez. Gemäldeausstellung. Zur­zeit ist hier in der Ostschulturnhalle eine Gemäldeausstellung des einheimischen Kunstmalers Karl Preiß. In etwa 100 Bil­dern (Oelgemälden) zeigt der Künstler die schönsten Punkte unserer Heimat, aus dem Brenztal, dem Kochertal, von der Alb und vom Härtsfeld. Die Ausstellung ist bis nächsten Sonntag geöffnet.

Ennabeuren OA. Münsingen, 4. Dez. Ein Zeichen schlechter Zeiten. Vergangenen Montag abend wollte Hans Wiedmann wegen Krankheit einen Teil seiner Grund­stücke auf dem hiesigen Rathaus verkaufen oder verpachten. Trotzdem der Rathaussaal mit Bürgern vollbesetzt war, fand weder beim Verkauf noch beim Verpachten ein Grund­stück seinen Liebhaber. Ein schlagender Beweis der großen Geldknappheit. Zur bevorstehenden Bürger­meisterwahl haben sich vier Bewerber gemeldet: Konrad Fülle, I. G. Mangold, Johs. Unsöld und Johs. Dukek.

Ravensburg, 4. Dez. Tannenzapfen. Groß ist Heuer der Reichtum an Tannenzapfen im Altdorfer Wald. In Mengen ziehen die Arbeitslosen hinaus, um diese Schätze zu bergen. Vereinzelt stellen Menschenfreunde ihr Lastauto zur Verfügung.

Hauptversammlung der Landwirtschastskammer.

ii.

Stuttgart, 4. Dezember.

Rechtsanwalt Otterb ach erstattete Bericht über die Siedlungstätigkeit der Kammer im Norden und Osten des Reichs sowie in Oesterreich. Bis jetzt sind etwa 65 Württemberger angesiedelt worden, Die Siedlungen sind in Anbetracht der schlechten Rentabilität der Landwirtschaft noch als reichlich teuer zu bezeichnen.

Ueber das Reichsmilchgesetz vom 31. Juli 1930 berücktet« Oberlandwirtickaitsrat S ck e r e r. Auf die wich-

gesetzlich einen Teil an dem Vexmögen seiner Frau, was- die Einkünfte anbetraf. Er brauchte sich deswegen also durchaus nicht in einem Gnadenverhältnis zu ihr zu fühlen. Aber in was für einem Verhältnis stand er eigentlich zu ihr? Diese Frage begann ihn mehr und mehr zu bedrücken und zu bekümmern. Er hatte gehoft, ihr innerlich näher zu kommen, ihre stolze Zurückhaltung endlich zu besiegen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Obgleich sie stets, höflich und freundlich zu ihm war, schlug sie doch nie einen wär­meren Ton an, ja jede zärtliche Annäherung seinerseits wies sie so kurz und bestimmt ab und wenn er ihr deshalb Vor­würfe machte. Dann erwiderte sie ihm kühl, daß sie doch keine Kinder wären und wahrlich keine Zeit zu unnützen Liebeständeleien hätten. Im übrigen widerspräche das auch ihrer tiefinnersten Natur.

Damit war er dann jedesmal geschlagen.

Ihr Widerstand aber verstärkte seine. Leidenschaft und Liebe für sie. Es war nicht, jene Liebe, die er für. Mira, gehegt, und die nur seine Sinne entflammt halt, es. war die geläuterte Liebe des reisen Mannes, der sich nach Er­fahrungen und herben Entäuschungen, zu ihr durchgerun­gen hatte. Doch Jutta erwiderte diese Liebe dem Anschein nach nicht. Kühl, zurückhaltend, ohne besondere Wärme und doch höflich, freundlich, vorsorglich, lebte sie an seiner Seite, ohne ihm auch nur das geringste zu gewähren, was ein Mann von einem geliebten und liebenden Weihe ver­langen kann. Ihre Art begann ihn zu rizen und ungedul­dig zu machen, und er fragte sich oft voll Verzweiflung, ob sie ihn überhaupt liebe. Warum sollte sie ihn aber sonst ge­heiratet haben? Ein reiches Mädchen, wie sie konnte doch nach ihrem Herzen wählen wen sie wollte, oder auch unver­heiratet bleiben, wenn es ihr besser paßte. Das war ihm ein gewisser Trost, wenn dieser auch nach und nach an Kraft verlor.

(Fortsetzung folgt.)