klare Pflicht und Schuldigkeit zu tun, ist schwer verständlich. Aber man weih ja, wie me Arbeiterpartei immer dann ausgewichen ist, wenn es darauf ankam, ihre Versprechungen und Ideale in die Tat umzusetzen.
Neue Nachrichten
Die Verhandlungen mit Bethlen
Berlin. 25. Nov. Der ungarische Ministerpräsident Graf Bethlen ist am Montag abend von Berlin abgereist. Es wurde vereinbart, daß Ende Februar oder Anfang März Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit Ungarn ausgenommen werden sollen Von deutscher Seite ist wiederholt die Bereitwilligkeit ausgesprochen worden, Ungarn und den anderen südosteuropäischen Agrarstaaten Vorzugszölle für Weizen, Gerste und Mais zuzugestehen, wenn sie für deutsche Industriewaren entsprechende Gegenleistungen bieten. Ungarn legt jedoch mehr Wert auf die Abnahme von ungarischem Schlachtvieh, außerdem wünscht es die garantierte Abnahme von mindestens 200 000 ungarischen Schweinen. Hiegegen erhob Reichsernährungsminister Schiele die schwersten Bedenken, weil Deutschlands eigener Bestand an Schlachtvieh und Schweinen den Bedarf mehr als reichlich deckt. Ueberdies hat man mit dem übereilten Zugeständnis der Abnahme von einigen hunderttausend polnischen Schweinen in jeder Hinsicht schlimme Erfahrungen gemacht.
Neue Notverordnung?
Veriln, 25. Nov. Die Besprechungen des Reichskanzlers mit den Parteiführern dürften bis etwa Donnerstag Klarheit bringen. Die Besprechungen sollen zeigen, ob sich eine parlamentarische Verabschiedung des Regierungsprogramms bis spätestens 23. Dezember ermöglichen läßt. Die Regierung ist zwar bereit, Äbänderungswünschen Rechnung zu tragen, die den Charakter und die Bedeutung ihres Programms nicht ändern oder schmälern. Sie setzt aber allen darüber hinausgehenden Wünschen ein bestimmtes Nein entgegen. Wenn eine parlamentarische Mehrheit nicht gesichert erscheint, so wird das Programm zweifellos noch vor dem 3. Dezember, an dem der Reichstag wieder- zusammentritt, durch Notverordnung in Kraft gesetzt werden. Cs würde dann dem Reichstag überlassen bleiben, die Aufhebung der Notverordnung zu beschließen. Die Regierung glaubt aber, daß es den Parteien zum Teil selbst genehmer sei, vor „vollendete Tatsachen" gebellt zu werden, so daß in dieser Richtung keine ernsten Befürchtungen gehegt zu werden brauchen.
Amtsniederlegung des Köniasberoer Rektors
Berlin, 25. Nov. Der Rektor der Universität Königsberg, Bros. Dr. Andrer, der vom preußischen Kultusminister Grimme zur mündlichen „Berichterstattung" über den Zusammenstoß vor der Universität nach Berlin berufen worden war, hat sein Amt als Rektor niedergelegt. Es wurde ibm vorgeworfen, daß er gegen die radikale, d. h. nationalsozialistische Studentenschaft nicht scharf genug vorgehe. ^
Deutsche Volkspartei in Bayern
München, 25. Nov. Der Vertretertag der Deutschen Dolkspartei in Bayern wählte einstimmig den früheren Reichstagsabgeordneten Geheimrat Dr. Zapf an Stelle des wegen schweren Leidens zurückgetretenen Senatspräst- deuten a. D. Dr. Nortz. Dr. Zapf wandte sich mit äußerster Schärfe gegen den Marxismus. Cr richtete eine« Appell an die Bayerische Volkspartei, die Sammlung nach rechts mitzumachen und auch das Zentrum in diesem Sinn zu beeinflussen, das eine ungeheure Verantwortung auf sich geladen habe, indem es mitgeholfen habe, die Geister zu bolschewisieren. Das Zentrum sei mit schuld an den skandalösen Zuständen in Preußen, die Deutschland in der ganzen Welt geschadet hätten. Der Plan Brünings verstopfe nur ein Loch. Ein für allemal müssen jedoch die Quellen unseres Elends verschlossen, die Stellung des Staats befestigt; und eine neue Verfassung gegeben werden, die Deutschland instand setze, dem Volk eine Regierung zu geben, die nicht auf die Parteiherrschaft gestellt sei und die auch ohne oder gegen das Parlament regieren könne.
Der Thüringer PolizeislrM
Weimar. 25. Nov. Der Staatsgerichtshof Hat, trotz des Widerspruchs des Reichsinnenministers Dr. Wirth, beWos- sen, den thüringischen Innenminister Dr. Frick in der Klagesache Thüringens gegen das Reich wegen der Sperrung der Polizeizuschüsse als Zeugen zuzulassen. Die Ver-i nehmuna wurde aus 27. November festgesetzt Die Haupt-;
Des Weibes Waffen.
Original-Roman von LlrbM Vorchart. ' ssf
10. Fortsetzung K»chdruck verboten.
Aber endlich kam er doch,
Jutta preßte zuerst die Hand auf ihr pochendes Herz, ehe sie in das Wohnzimmer ging, ihn zu begrüßen
Sie suchte das Gefühl der Unfreiheit zu bekämpfen. ES gelang ihr nicht ganz. Durch ihr harmlos freundliche Begrüßung klang eine leichte Erregung:
„Du hast dich lange nicht sehen lasse«, Dieter"„ sagte sie anscheinend leichthin.
Er hielt ihre Hand fest und sah ihr- in die Augen :
„Hast du mich vermißt, Jutta?"
Eine Flamme schoß ihr in die Wangen. Sie entzog ihm ihre Hand. z
„Zum mmdesten habe ich mich über dein langes Ausbleiben gewundert", wich sie aus. „Was —was hat dich zurückgehalten?"
Er zögerte sekundenlang. In seinem hübschen männlichen Gesicht, das jetzt eine tiefe Bläffe deckte, zuckte es.
„Ich — wollte überhaupt nicht mehr kommen."
Sie sah ihn erschreckt an.
„Aber, Dieter — warum denn nicht?" rief sie betroffen, „was hast du denn? Hast du mir etwas übel genommen? Ich bin mir keiner Schuld bewußt — aber sprich offen — es kann ja nur ein Mißverständnis sein."
„Meinst du?" fragte er mit eigener Betonung und einem Blick, der sie erschauern ließ.
„Gewiß, Dieter — so — so — sage doch — was habe ich dir getan?" ^ >
Verhandlung wird, wie bereits berichtet, am 20. Januar iMi beginnen.
Neues Kirchenaustriitsgesetz in Thüringen
Weimar. 25. Nov. Die thüringische Regierung hat im Landtag den Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des Kirchenaustrittsgesetzes eingebracht, das bisher noch die von der Linksmehrheit im Jahre 1922 beschlossene Form hatte. Nach den neuen Bestimmungen bedürfen die Ausirittserklü rungen einer gerichtlichen oder notariellen Beglaubigung. Ferner sind Sammelaustrittserklärungen nur noch für Ehegatten oder für Eltern und ihre minderjährigen Kinder zulässig. Die Rücknahme der Austrittserklärung ist innerhalb bestimmter Fristen durch einfache Erklärung möglich. Das Aenderungsgesetz findet die Zustimmung aller -Regierungsparteien. ,
Mrllemberg
Löbe gegen dis Nationalsozialisten
Slukkgark, 25. Nov. In einer Riesenkundgebung der Sozialdemokratie in der Stadthalle sprach gestern abend Reichstagspräsident Paul Löbe über die „nationalsozialistische Gefahr". Die Nationalsozialisten hätten es vor der letzten Reichstagswahl verstanden, das Volk zu täuschen. Die Partei sollte sich nicht Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, sondern Antisoziale Kapitalistische Unternehmerpartei heißen. Mit ihrer Rassenhetze gegen die Juden werde die Not nicht überwunden. Der Rausch der Nationalsozialisten werde bald vorbei sein. Reichstagsabg. Dr. Schumacher betonte in seinem Schlußwort, daß am 7. Dezember, an dem Hitler in Stuttgart sprechen wird, die Arbeiter die Straßen nicht den Faschisten überlassen, sondern zu gleicher Zeit eine Gegenkundgebung veranstalten werden. Dann werde sich zeigen, auf welcher Seite die größeren Kräfte seien. Die Arbeiter seien entschlossen zum Kampf dis zur letzten Folgerung.
Ausführungsverordnung zur Bürgersteuer
^ Stuttgart, 25. November. In einer Ausführungsverordnung des Innen- und des Finanzministeriums über die Bürgersteuer wird u. a. bestimmt: Die Gemeinden sind berechtigt, eine Aürgersteuer zu erheben. Die Gemeinden, die keine Gemeindebiersteuer erheben: sind zur Einführung der Bürgersteuer verpflichtet, wenn für das Rechnungsjahr 1930 der Gemeindeumlegesah zur Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer über den bis zum Ablauf des 1. August 1930 beschlossenen Sah erhöht wird. Die Bürgersteuer wird von allen im Gemeindebezirk wohnenden natürlichen Personen erhoben, die am Stichtag (10. Oktober) über 20 Jahre a!t sind. Bon der Bürgersteuer sind befreit: Personen, die mindestens seit einem Monat vor dem Stichtag Krisenunter st ützung empfangen, l a u- fend öffentliche Fürsorge genießen oder denen ein Anspruch auf Befreiung von den persönlichen Steuern zusteht. Der Steuersatz wird durch Landesgeseh für alle Gemeinden einheitlich festgesetzt (Landessah). Dieser Landessatz muß für Personen mit einem Jahreseinkommen von nicht mehr als 8000 RM. auf mindestens 6 RM., mehr als 8000 RM., jedoch nicht mehr als 25 000 RM., auf mindestens 12 NM.; mehr als 25 000 RM„ jedoch nicht mehr als 50 000 NM., auf mindestens 50 RM.: mehr als 50 000 Reichsmark, jedoch nicht mehr als 100 000 NM-, auf mindestens 100 NM.: mehr als 100 000 NM, jedoch nicht mehr als 200 000 NM., auf mindestens 200 NM-: mehr als 200 000 AM-, jedoch nicht mehr als 500 006 NM., auf mindestens 500 RM:. mehr als 500 000 NM. auf mindestens 1000 RM. für dos Jahr bestimm! werden.
Der Landessatz ermäßigt sich für Personen, die e i n- kommen steuerfrei sind, auf die Hälfte des Landessatzes, der für Personen mit einem Jahreseinkommen von nicht mehr als 8000 RM. gilt und für die Ehefrau: auf die Hälfte des Landessatzes, der für den Ehemann gilt. Die Bürgersteuer wird je zur Hälfte am lO. Januar und 10. März des Rechnungsjahres fällig, für das sie erhoben wird. Die Bürgersteuer wird von Steuerpflichtigen, für die eine Steuerkarte auszufertigen ist, auf der Steuerkarte angefordert. Der Arbeitgeber haftet für die von ihm einzubehaltenden Beträge. Bei Ehegatten, die nicht dauernd voneinander getrennt leben, wird die Mirgersteuer von beiden Ehegatten zusammen angefordert. Die Ausführungsverordnung tritt rückwirkend am 28. Juli 1930 in Kraft.
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„Jutta," er ergriff ihre Hände trotz ihrer Abwehr, „es ist vielleicht heute das letzte Mal, daß ich dich sehe."
„Dieter!" Sie war ganz blaß geworden und ihre Stimme bebte. „Was soll das heißen? Willst du fort von Rabenau — hast du dich versetzen lassen?"
„Noch nicht!" sagte er mit heiserer Stimme. „Aber ich werde es tun — es — hängt von dir ab."
„Von mir?"
„Ja — von deiner Antwort auf meine Frage. Ich kann nicht anders — ich muß sie stellen — Ich bin dir ausgewichen, ich wollte nicht mehr kommen — aber — es erdrückt mich — ich muß Gewißheit haben — so oder so."
„Was — willst du mich fragen?"
Tonlos kam es über Juttas bleiche Lippen.
„Jutta!" Seine Stimme zitterte — bis ins Tiefste schlug sie an. „Könntest du dich entschließen — meine Frau zu werden?"
Jutta prallte entsetzt zurück. Ein Schwindel packte sie Nun war das Gefürchtete doch eingetreten und fand sie unvorbereitet, unbewaffnet. Sie war so sicher gewesen. Nun überfiel sie eine Schwäche, ein Schauer ging über ihren Körper, der einem Glücksgesühi glich. Dann richtete sie sich auf. Ihr Gesicht wurde totenbleich. „Er ließ mich am Wege stehen um zu einer anderen zu gehen — er liebte mich nicht — ihn lockte nur das verlorene Erbe!" Wie mit Flammenschrift stand es plötzlich vor ihren Augen, was man ihr warnend geschrieben hatte. Sie streckte ihre Hände abwehrend aus: „Nein — nein — niemals!" wollte sie rufen. Aber es kam nicht über ihre Lippen. Etwas anderes tauchte in ihrer Erinnerung auf, jene Stunde, da sie bebend vor dem Försterhause gestanden hatte und hören mußte, gegen welche Verdächtigungen ihr Förster sie in Schutz
Stellungnahme zum Preisabbau in Stuttgart. In einer Versammlung der Ortsgruppe des Deutschen Gewerkschafts- bunds gab Landesgeschäftsfllhrer Rödlach einen eingehenden Bericht. Angesichts der gegenwärtigen Lage hat der Deutsche Gewerkschaftsbund eine Eingabe an die Stadt Stuttgart gerichtet, in der folgendes gefordert wird: 1. die Stadt Stuttgart wolle einen Preisprüfungsausschuß berufen, bestehend aus sachverständigen Vertretern der Stadtverwaltung, der Innungen, des Einzelhandels und der Verbraucher. 2. Der Gemeinderat wolle beschließen, daß die Gas-, Strom- und Wasserpreise herabgesetzt werden, ebenso die Preise für Äas- koks. 3. Die Stadtverwaltung wolle die Direktion der Straßenbahn veranlassen, die Fahrpreise zu ermäßigen. 4. Die Stadtverwaltung wolle die Milch- zentrale veranlassen, den Milchpreis herabzusetzen. Der Redner erklärte weiter, daß auch bezüglich des Bierpreises man nicht verstehen könne, daß im benachbarten Bayern ein Liter Bier kaum etwas mehr als die Hälfte des Preises in Württemberg kostet. Ein besonderes Augenmerk sei der Preisgestaltung des Stuttgarter Spar- und Konsumvereins zuzuwenden, der z. B. bei Mehl nicht weniger als 25 v. H. Bruttonntzen berechnet. Es wurde ein Ausschuß gebildet, der in nächster Zeit seine Tätigkeit aufnehmen wird.
Kündigung der Aufwerkungshypotheken. Der Württ. Sparerbund e. V. Stuttgart schreibt uns: Das neue Aufwertungsgesetz (Lockerungsgeseh) vom 18. Juli 1930, das in einseitiger Weise die Schuldner-Interessen wahrt gegen die ohnedies stark geschädigten Gläubiger, sieht nach Z 1 vor, daß die Festsetzung des erhöhten Zinssatzes ab 1. Januar 1932 am 1. Oktober 1930 mit dem Inkrafttreten des Gesetzes erfolgen müsse. Da die Negierung im Gegensatz zu diesem Gesetz die Festsetzung des erhöhten Zinssatzes erneut auf 15- Dezember d. I. verschieben will, so fordert der Sparerbund alle Besitzer von Aufwertungshypotheken auf, im eigenen Interesse unverzüglich ihre Hypotheken auf den nächst zulässigen gesetzlichen Termin zu kündigen. Im Einzelfall können immer noch zwischen Gläubigern und Schuldnern Verhandlungen stattfinden. Beratung der Gläubiger, auch über die Bestimmungen des Gesetzes zur Bereinigung der Grundbücher, erfolgt durch den Württ. Sparerbund e. B. Stuttgart, Langestr. 18, wo auch Kündigungsformulare erhältlich sind. Anfragen ist Rückporto beizufügen.
Vom Rathaus. Die Finanzkommission des Gemeinds- rats hat einen soz. Antrag, den Arbeitslosen eine zweite Weihnachtsbeihilfe in Höhe von 420 000 Mark zu bewilligen, durch Stichentscheid des Vorsitzenden abgelehnt. Die bis jetzt bestehende Bürgersteuer (4 Mk.) soll bis zur Höchstgrenze der Notverordnung erhöht werden. Ueber die Getränkesteuer wurde kein Beschluß gefaßt. Die Umlage soll rückwirkend um 1 v. H. e r h ö h t werden.
Mittlere Verrvallungsdienstprüfung. Auf Grund der in den Monaten September, Oktober und November 1930 vorgenommenen mittleren Verwaltungsdienstprüfung sind 130 Kandidaten zu Verwaltungspraktikanten bestellt worden.
Champignykag. Aus Anlaß der 60. Wiederkehr des Ruhmeslags der Württemberger im Krieg 1870/71 veranstaltet der Offizierverein Stuttgart, der Bezirkskriegerverband Stuttgart-Stadt, die Arbeitsgemeinschaft der Regimentsoereine und der Frontkämpferbund am 1. Dezember abends 8 Uhr im umgebauten großen Stadtgartensaal eine vaterländische Feier, deren Ueberschuß für die Kriegsbeschädigten und ihre Hinterbliebenen bestimmt ist. General a. D. Niethammer (Calw) wird die Gedächtnisred« hatten.
G. d. F.-Bmis-arer-Tagung. Der Landesverband der Ortsgruppen von G. d. F.-Bausparern, bei dem 63 Ortsgruppen zusammengeschlossen sind, tagte am 22. November im Hotel Viktoria unter dem Vorsitz des Landesverbandsvorsitzenden Wilhelm Hartmann.. Es wurde ein Beschluß gefaßt, daß den Bausparern eine verstärkte Anteilnahme an den Geschäften der G. d. F. ermöglicht werden solle zur Unterstützung des schon längst im Aufsichtsrat und Arbeitsausschuß befindlichen Landesverbandsvorsitzenden. Der Geschäftsleitung wurde das Vertrauen ausgesprochen.
Die neue Slraßenbahnsirecke Cannstatl-Unlertürkhelm- Oberlürkheim wird am Montag, 1. Dezember, in Betrieb genommen.
Dom Tage. Gegen 7 Uhr abends ist im Haus der König- straßs 35 an der Lichtreklame der Stuttgarter Allianz, die vom 2. Stock bis unter das Dach geführt ist, ein Kabelbrand ausgebrochen. Meterhohe Flammen schlugen aus. Eine große Menschenmenge sammelte sich auf der Königstraße an, so daß durch Schubvolttei Absperrmaßnahmen vorgsnom- men werden mußten. Der Brand ist durch die Feuerwache 2 gelöscht worden. Ein größerer Schaden ist nicht entstanden.
I nahm. Da hatte es sich wie eine Schuld auf sie gewälzt, auch wenn sie sich schuldlos fühlte. Nun bot sich ihr eine Gelegenheit, Wolf Dietrich nicht allein in den Besitz des Erbes zu bringen, das der Onkel ihm vorenthalten hatte» sondern sich zugleich von dem unwürdigen Verdacht zu reinigen. Hatte sie ihre Bevorzugung doch schon immer als eine Ungerechtigkeit gegen ihn empfunden, es hatte nur nicht in ihrer Macht gelegen, das abzuändern.
Diese Gedanken gingen blitzschnell durch ihren Kopf, während sie vor ihm stand, bleich und zitternd, die Zähne fest zusammengebissen.
Dieter hatte sie nicht einen Moment aus den Augen gelassen. Voll angstvoller Spannung sah er das Zucken in ihrem Gesicht, das Zaudern und Abwehren. Da kam eine tiefe Mutlosigkeit über ihn und ein schwerer Atemzug ent- preßte sich seiner Brust.
„Jutta — du — kannst dich nicht entschließen — du willst nicht?"
Da hob sie den Blick:
„Ja, Dieter — ich will."
„Jutta!" schrie er beseeligt auf und wollte sie in seine Arme schließen, doch sie wehrte ihn mit einer müden Bewegung ab:
„Laß mir Zeit, mich hineinzufinden — es kam mir zu — überrqfchend — unerwartet", stieß sie gequält hervor.
Er wich zurück.
„Unerwartet?" fragte er enttäuscht. „So hast du nicht gemerkt, was in der letzten Zeit in mir vorging, wie es mich zu dir zog mit allen Fasern meines Herzens? Du hast nicht geahnt, warum ich dir fernblieb?"
„Nein, erwiderte sie herbe.
Da zuckte er zusammen. (Fortsetzung folgt.)