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Nummer 276 Fernruf 47S Dienstag, den 25. November 1S3V

Fernruf 479 65. Jahrgang.

Das Unwetter

In der Nacht zum Sonntag wütete ein außerordentlich starkes Sturmwetter, das sich über ganz West- und Mittel­europa bis nach Ungarn ausdehnte. Die Wetterwarte in Hohenheim stellte Sonntag früh eine Windstärke bis zu 30 Metern in der Sekunde fest. Das entspricht einer Ge­schwindigkeit von etwa 100 Kilometern in der Stunde und einem Winddruck von ungefähr 130 Kg. auf den Geviert­meter.

Die Schäden in Württemberg

Zn Stuttgart

Der furchtbare Sturm ist, wie von verschiedenen Seiten bezeugt wird, von einem Gewitter begleitet gewesen, das früh 5 Uhr beobachtet wurde. Das von Bergen rings­um geschützte Nesenbachtal wurde trotzdem nicht wenig mit­genommen. Hunderte von Fenstern und Dachplatten gingen in Scherben. Die Bäume wurde arg zerzaust; zahllos lagen die abgerissenen Aeste am Boden. Die bekannte alte Esche auf dem Fangelsbachfriedhof ist dem Sturm zum Opfer gefallen, in den Anlagen wurden mehrere große Bäume entwurzelt. Auf dem Seilerwasen in Cannstatt stürzte ein meterdicker Baum um, der die daran vorbeiführende elek­trische Leitung zerstörte. An den Freileitungen des Elek­trizitätswerks wurde erheblicher Schaden angerichtet. Dm ganzen Sonntag über mußten Ausbesserungen vorgenom­men werden. In Untertürkheim war die Straße durch einen umgestürzten Doppelmaften gesperrt. Sehr gefährlich war der Bruch eines Isolators an der 35 OOO-VolbLeitung Deger­lochHerrenberg. Die Straße zur Solitude war am Sonntag früh durch umgeworfene Bäume gesperrt, so daß der Auto- busverkehr zeitweise gestört war. Die Feuerwehr wurde zur Hilfeleistung vielfach in Anspruch genommen. Auch im Fern­sprechverkehr gab es mehrfach Störungen.

Erdrutsch. Im Garten eines Wohnhauses der Ehren­halde geriet am Sonntag früh das ganze Erdreich durch nachdrängendes Wasser ins Rutschen. Die Feuerwehr, das Wasserwerk und die Polizei bemühten sich um die Abstellung des Schadens. Am Vormittag gelang es noch nicht, dem Wasser Einhalt zu gebieten. Auch in den benachbarten Häusern und Gärten zeigten sich die Wasserausbrüche. Es ist noch nicht ermittelt, ob das Wasser von einem Wasser­leitungsrohrbruch in der über der Ehrenhalde sich hinziehen­den Schottstraße, vielleicht auch in der Robert-Bosch-Straße berrührt, oder ob durch Bauarbeiten einer Quelle zum Aus­fluß verholfen worden ist.

Im Lande

Aus allen Teilen des Landes kommen Schadenmeldun­gen. Wie die Reichsbahndirektion mitteilt, wurde der Eisenbahnbetrieb an verschiedenen Stellen des Reichsbahndirektionsbezirks Stuttgart empfindlich ge­stört. Viele Züge erlitten Verspätungen durch über die Geleise gestürzte Bäume. Auf dem Bahnhof Lautlingen bei Ebingen wurde das Dach des Güterschuppens vom Sturm abgehoben und über das Bahnhofgebäude hinweg auf das Gleis geworfen. Die Fernsprech-, Telegraphen- und Licht­leitungen wurden gestört. Zn Buchau wurde ein beladener Schmalspurwagen vom Sturm abgetrieben; er konnte auf dem Bahnhof' Schussenried-Ort züm Halten gebracht wer­den. Ein vom Bahnhof HoßkirchKönigsegg auf die freie Strecke abgetriebener, mit Zement beladener Güterwagen konnte in Altshausen aufgehalten werden.

Die Donau und Iller führen Hochwasser. Die Uferwege sind überschwemmt InUlm ging um 2 Uhr das erste Gewitter mit starkem Blitz und Donner nieder. In der Inhastraße wurde ein Doppelwohnhaus des Daches voll ständig beraubt. Die Einwohner haben den ganzen Tag zu tun gehabt, um wenigstens notdürftig das Haus wieder ein­zudecken. In einem Garten in der N e u t o r st r a ß e wurde ein mannstarker Baum mitsamt den Wurzeln umgelegt. In den Anlagen liegen armdicke Baumstämme in den Wegen. Von einem Dach in Erbach bei Ulm wurden 600 Dachp'atten vom Sturm heruntergerissen. Schlimm hauste der Sturm am Münster. Am westlichen sog. Böblinger P eiler ist zurzeit ein hohes Gerüst aufgeführt. Der Sturm hat die Spitze des Pfeilers heruntergerissen und das Gerüst teilweise mitgenommen. Zentnerschwere mäch­tige Steine liegen am Boden. Da zurzeit die Meßstände schon aufgeschlagen sind, fielen die Steine und Balken zum Teil auf dieselben und haben diese zerstört. Das Gerüst hängt teilweise in Fetzen herunter. Der Orkan fand um 6 Uhr morgens seinen Höhepunkt durch ein kräftiges Ge­witter und sturmgepeitschten Regen mit Schnee untermischt. In Geislingen a. St. hat der Sturm eine der alten starken Linden in etwa 2 Meter Höhe abgerissen. Telephon- und Lichtleitungen wurden in Stadt und Bezirk schwer be­schädigt, Dachplatten abgerissen und Bau- und andere Zäune umgeworfen.

Im Bodenseegebiet hat der Sturm an den Häu­sern und in den Gärten beträchtlichen Schaden angerichtet. D wird gemeldet, daß die Kirchtürme, von Reichenau-

ragesspiegel

Das Reichskabinett hat dem Reichsrak einen Verord- nungsentwurs vorgelegt, nach dem der Zinszuschlag für Auf­wertungshypotheken auf 1. Zanuar 1932 auf 2t4 v. h. fest­gesetzt wird. Dies entspricht unter Berücksichtigung der be­stehenden Verwaltungsfpanne dem pfandbrieskyp von 7 v. h.

Der Staaksgerichkshof hat die Hauptoerhandlung in dem polizeistreik Thüringen gegen Reichsregierung auf 20. Jan. und die folgenden Tage angesetzk.

Die Regierung von Rkecklenburg-Strelih hat dem Land­tag eine Vorlage bekr. den Anschluß des Landes an Preußen auf 1. Januar 1931 zugehen lassen. Das Land Mecklen- bnrg-Slrelih hat 100 000 Einwohner, 33 000 Hektar Do­mänen und 30 000 Hektar Forsten.

Auf der Tagung der deutschen und österreichischen Arbeits­gemeinschaften in Wien wurde eine Entschließung angenom­men, in der die Einsetzung handelspolitischer Ausschüsse für eine deutsch-österreichische Zollunion vorgeschlagen wird. Es wurde aber betont, daß die bisherige deutsche Handelspolitik der Meistbegünstigungsverträge verfehlt gewesen sei und auf­gegeben werden müsse.

Der russische Vertreter auf der vorbereitenden Abrüstungs­konferenz, Likwinow,- ist von Genf abgereist, da seine weitere Anwesenheit dort zwecklos sei. Die Abreise hak» wie von rus­sischer Seite versichert wird, mit den Gerüchten über Unruhen in Rußland nichts zu tun. Litwinow reifte zunächst nach Mailand.

Die dritte Tagung des haupkaussührungsausschusses der Sowjetunion ist aus unbekannten Gründen auf 29. Dezember verschoben worden. Das Auswärtige Amt in Berlin erhielt auf Anfrage aus Moskau die Antwort, daß die politische Lage ln Rußland unverändert sei.

Der amerikanische Senator Reed (Republikaners wird im Parlament einen Enkschlietzungsantraa einbringen, zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Amerika die Einwande­rung vom 1. Zuli 1931 an auf zwei Jahre ganz zu sperren.

Wie verlautet, soll in Amerika ein Gesetz vorbereitet wer­den, wonach auf die Beschwerde irgendeines amerikanischen Bürgers hin das Schatzamt die Einfuhr ausländischer Waren verbieten kann, wenn 1. von dem betreffenden Land oder dem Ausführenden nicht eine Sicherheit in Höhe des Kchiffsladungswerts geleistet wird; 2. eine dem amerika Nischen Konsul ausgestellte Rechnung nicht vorgelegt werden kann: 3. die Waren ganz oder teilweise von politischen Ge­fangenen und Iwangsarbeitern hergesteüt sind. Die Maß- nahmen, die sich offensichtlich gegen Schleu-erverkäufe Sow- setrußlands richten, wären mit einem völligen Verbot der russischen Einfuhr in Amerika gleichbedeutend, da z. B. Amerika bekanntlich in Sowsekrußland, das es bis heute noch nicht anerkannt hat, keine Konsulate unterhält.

Niederzell stark gelitten yaven. Aucy me noyen oes Heubergs wurden von dem Sturmwetter in der Nacht im Sonntag schwer heimaefucht. Bäume und Telegraphen- stangen wurden umgeknickt. In Friedrichshafen wurde in den Dornier-Werken ein 30 Meter hoher Schorn- stein zum Einsturz gebracht, ebenso wurde der stark oer- ankerte Antennenmast der Luftschiff-Funkstation in der Mitte abgebrochen. An der Olgastraße riß der Sturm eine der hohen Pappeln um, die auf das Kabel der Starkstrom­leitung zum Luftschiffbau fiel. Den Baumschaden im See­wald schätzt man auf mindestens 2000 Festmeter.

I« Ebingen sind innerhalb der Stadt, namentlich aber in den Außenbezirken, viele und mitunter ganz nam­hafte Dachschäden entstanden, die Dachdecker haben alle Hände voll zu tun. Recht zahlreich sind auch die Störungen an elektrischen Leitungen. Die Beteiligung an der Toten­gedenkfeier war durch das stürmische Wetter ganz erheblich beeinträchtigt. Bei Gaildorf führt der Kocher wieder Hochwasser und hat weithin das Tal überschwemmt, so daß die am Fluß liegenden Gebäude schweren Schaden lei­den. Ebenso sind eine Reihe von Verkehrsstörungen ein­getreten.

In Gmünd wurde eine Menge Dachziegel von den Häusern gerissen, zahlreiche Fensterscheiben vom Sturm zertrümmert und elektrische Störungen verursacht. Sogar Bäume sind geknickt und einige Schornsteine auf die Straße geschleudert worden.

Auf dm Höhen des Cnztals wurden unzählige Tannen vom Sturm geknickt. Bei Neuenbürg war die Enz ufervoll, zur Ueberschwemmung kain es jedoch nicht. Im Gemeindewald von Calmbach, OA. Neuenbürg, fielen etwa 400 Fm. dem Sturm zum Opfer. In L a u f f e n a. N. hob der Sturm den Dachstock eines dem Zementwerk gehöri­gen Schuppens in der Nähe des Bahnhofs ab und schleuderte ihn auf benachbarte Häuser und Scheunen, deren Dächer

» Vor /okso/s

stark beschädigt wurden. Das Kamin eines Wohngebäudes wurde glatt abrasiert.

Zn Heilbronn richtete der Orkan unter dm Bäumen der verschiedenen Anlagen der Stadt und im neuen Friedhof, wo zwei große Tannen im Sturm zusammenkrachten, großen Schaden an. Der Sturm hatte eine derartige Stärke, daß leichter gebaute Häuser wie bei einem Erdbeben schwankten und erzitterten, viele Fenster durch herumfliegende Baum­äste eingeschlagen und Ziegelsteine abgehoben wurden.

In Dettingen, OA. Rottenburg, wurde das Feld­kreuz bei der Linde auf die Straße geworfen, so daß der Christus vollständig zertrümmert ist. In Horb a. N. stürzte in der Ihlingerstraße unter dem Haus Winzenried ein Stück der hohen Stützmauer ein und gab den nachrur- schendm Erdmassen den Weg über die Böschung frei. Für das Horber Steilgelände werden die Regengüsse allmählich zu einer großen Gefahr. Verschiedene Waldteile im Bezirk Biberach sind arg mitgenommen worden. Alte Tannen wurden geknickt und entwurzelt. Hunderte von Bäumen lagen kreuz und quer im Revier umher. Holz- und Gitter­masten der elektrischen Leitung wurden abgeknickt und zum Teil mit den Betonsockeln umgelegt und verursachten große Störungen in der Stromversorgung. Telephon und Tele­graph waren lange Zeit ebenfalls gebrauchsunfähig. Der Zugverkehr auf der Strecke Laupheim Biberach konnte längere Zeit nur eingleisig aufrecht erhalten werden.

In Bayern

In den Morgenstunden des Sonntags setzte in Mün­chen und Umgebung ein orkanartiger, von Hagel­schauern durchsetzter Sturm ein, der bis in die späten Vormittagsstunden anhielt mch großen Schaden anrichtete. In Stadelheim wurden die beiden Funk türme geknickt und ihre Teile gegen das Gefängnis geworfen, wo sie eine Garage zerstörten. In anderen Stadtteilen wur­den Bäume reihenweise entwurzelt, Dächer abgedeckt, in der Umgebung Telegraphenstangen und Bäume auf die Bahn­strecken geworfen. In Garmisch konnten die Züge erst wieder gegen Mittag verkehren. In Oberwiesenfeld wurde die Bedachung der neuen Flugstation vom Sturm weggetragen und ein Fokkerflugzeug schwer beschädigt, im Botanischen Garten das Blechdach eines Gewächshauses 100 Meter weit geschleudert. Die Feuerwehr hatte den ganzen Morgen mit Aufräumungsabeiten zu tun. Am Fauenplatz wurde eine Frau durch einen von der Kirche herabfallen­den Ziegelstein am Kopf schwer verletzt, in Schleißheim einer 17jährigen polnischen Arbeiterin, die Holz im Walde sam­melte, von einem fallenden Baum beide Unterschenkel ab­gequetscht.

Das Unwetter über Nordbayern hat besonders auf dem Fürther Flugplatz erheblichen Schaden an­gerichtet. Die Vertäuung eines im Freien stehenden eng­lischen Flugzeugs riß und das Flugzeug wurde rück­wärts gegen eine Halle gedrückt, wobei es am Hinterteil schwer beschädigt wurde. Ferner wurde eine Halle zum Teil abgedeckt und das Tor eingedrückt. Durch herabstürzende Betonstücke wurde ein französisches Fokkerflugzeug schwer beschädigt. Aus mehreren Strecken wurden in der Gegend von Nürnberg Telegraphenstangen auf den Bahnkörper ge­worfen und Fernsprech- und Telegraphenleitungen gestört.

In Augsburg sind viele Häusergisbel zerstört, Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt worden. Besonders groß sind die an den Telephonanlagen angerichteten Störungen. Aus dem ganzen Kreis Schwaben laufen Meldungen von verheerenden Schäden ein.

In Baden

Aus Karlsruhe wird gemeldet: In der Südstadt stürzte einer der kleinen Türm« der Liebsrauenkirche ein. Die Trümmer durchschlugen das Gewölbe des westlichen Quer- fchiffs und richteten im Innern der Kirche großen Schaden an. Auf dem Rhein peitschte der Sturm die Wellen meter­hoch auf. Eine Hühnerfarm in der Umgebung von Karlsruhe ist mitsamt den Hühnern vollständig vom Erdboden ver­schwunden.

Im Reich

Auch Berlin hat in einem kurzen, aber schweren Gewitter am Sonntag früh 5 Uhr sein Teil abgekriegt. Viele Dächer wurden abgedeckt, Dachplatten flogen durch die Luft.

An der Wasserkante hat der Sturm furchtbar gehaust. Ein schwerer Nordweststurm von 30 Sekundenmetern staute das Elbwasser, so daß die tiefer gelegenen Straßen Ham­burgs am Hafen unter Wasser standen. Bei Cuxhaven ent­stand eine mächtige Sturmflut.

Rhein und Mosel führen Hochwasser. Die Koblenzer Schiffbrücke mußte gesperrt werden. In Trier ist die Mosel bis zu den ersten Häusern oorgedrungen, doch geht das Wasser langsam zurück.

Im Ausland

Aus Oesterreich werden schwer« Wetterschäden ge­meldet. Auch in der Tschechoslowakei hat der Sturm arg gehaust. Di« Antenne des Funkturms in Brünn wurde drulbüerMy. Bei Keneschyu entgleistes« Lokomotiv e,eines