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Nummer 252

Fernruf 479

Dienstag, den 28. Oktober 1S3V

Fernruf 479

65. Jahrgang.

Ne Leschietzuns derLaden"

da; Schlagwetter-Unglück in Zriedrichsthat

Saarbrücken, 27. Okt. Am Samstag nachmittag Z.36 Uhr erfolgte auf der vierten Sohle der unter französischer Ver­waltung stehenden Kohlengrube Maybach, zwischen Fried- richskhal und Quierschied, eine schwere Explosion schlagender Detter, die nach den bis jetzt vorliegenden Berichten etwa 10S Bergleuten das Leben gekostet hak.

Sofort nach Bekanntwerden des Unglücks fuhren Ret­tungsmannschaften ein, die zunächst 5 Verletzte bergen konnten. Aber die Hitze und die stark entwickelten giftigen Schwaden der Schlagwetter (Gase, die sich in den Kohlen­gängen bilden und die durch die Luftpumpen zum größten Teil abgezogen werden, so daß sie für gewöhnlich keine Gefahr für die Bergleute bedeuten) erschwerten das Vor­dringen ungemein, obgleich die Rettungsmannschaften mit Sauerstoffapparaten ausgerüstet sind. Da aber das zu Bruch gegangene Gestein sehr tief liegt, waren die auf dem Rücken getragenen Apparate nur hinderlich und liefen Gefahr, be­schädigt zu werden. So mußte man zunächst hauptsächlich daran denken, möglichst viel frische Luft in den Schacht zu pumpen. Abends 6 Uhr wurde der erste Tote ans Tageslicht gebracht. Um 10 Uhr waren es deren 19, bis Sonntag nach­mittag waren 84 Tote geborgen; von den 5 Schwerverletzten starben 4. 16 Mann waren leichter verletzt.

Es war schwer, über das Unglück Genaueres zu erfah­ren, da die französische Grubenverwaltung jede Auskunft verweigerte. Von den Bergleuten erfuhr man, daß 773 Mann in den Schacht eingefahren waren. Die große Mehr­zahl konnte sich durch schwadenfreie Gänge retten, doch wur­den 110 Mann vermißt. Die Unglücksstelle liegt in einer Tiefe von 600 Meter. Die erste Angabe, daß das Unglück durch die Explosion einer Benzollokomotive herbeigeführt worden sei, hat sich als unbegründet herausgestellt, da noch der Versicherung der Grubenverwaltung nur Preßluftloko- motioen verwendet werden. Die Temperatur in dem Stollen betrug nach der Angabe der Verwaltung normal 2628 Grad Celsius, der Schlagwettergehalt sei nicht ungewöhnlich und nicht explosibel gewesen.

Auf die Nachricht von dem Unglück strömten die An­gehörigen der Bergleute herbei, um sich nach ihrem Schicksal zu erkundigen. Herzzerreißende Szenen spielten sich ab, wenn einer der Toten von den Seinen erkannt wurde. Die anderen warteten mit tränenden Augen und stummer Ver­zweiflung. Immer mehr Todesopfer wurden heraufgebracht und zunächst in Reihen auf Stroh gebettet, bis sie eingesargt werden können. Die Leichen sehen fürchterlich aus. Am Mittwoch vormittag 9 Uhr wird eine Trauerfeier ab­gehalten, worauf die Toten in ihre Heimatorte befördert werden.

Eines der ersten Beileidstelegramme an die Leitung der Maybachgrube traf vom Reichspräsiden­ten von Hindenburg ein. Reichsarbeitsminister Stegerwald, der noch an der Unglücksstelle in Alsdorf weilte, sandte von dort ein Telegramm. Weitere Beileids­telegramme gingen ein namens der Reichsregierung von Minister Curtius und Vriand. Die Regierungskommis- sion des Saargebiets sprach den Rettungsmannschaften ihre Anerkennung aus und stellte für die von dem Unglück be­troffenen Familien 200 000 Franken zur Verfügung.

Bis jetzt sind 86 Tote zu Tage gebracht, zwei Bergleute liegen noch unter den Trümmern, drei werden vermißt. Außerdem sind vier Schwerverletzte gestorben. 16 wurden leichter verletzt.

Es kann als feststehend angesehen werden, daß es sich um eine Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion handelt.

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Das Maybach-Revier bei Saarbrücken wurde schön öfters von Schlagwetterexplosionen heimgesucht, letztmals im Jahr 1907 (28. Januar Grube Reder 148 Tote). Am 16. März 1907 verloren im Mathildenschacht bei St. Johann durch Bruch des Förderseils 22 Bergleute das Leben.

Spende des Reichspräsidenten

Der Herr Reichspräsident hat für die Opfer der Berg­werkskatastrophe aus Grube Maybach ebenfalls, wie für Alsdorf, einen Betrag von 10 000 Mark aus seinem Dispo­sitionsfonds bewilligt.

Für die Opfer von Alsdorf

Aachen, 27. Okt. Die Spenden für die Bergwerksopfer von Alsdorf laufen sehr reichlich ein. Eine ganze Anzahl von Blättern veröffentlicht lange Geberlisten, teilweise (Köln. Zig.) schon über 100 000 Mark. Die Gruben im hollän­dischen Nachbarbezirk haben 10 000 Mark gespendet.

Wie bekannt wird, hat der UnternehmerverbandAr- b e d" 150 000 Mark für die Hinterbliebenen gespendet, der Eschweiler Bergwerksverein ioo 000 Mark und

Die Reichs- und die preußische Skaatsregierung haben be­schlossen, Einladungen gesellschaftlicher Art nur in besonde­ren Fällen anzunehmen und die eigenen gesellschaftlichen Veranstaltungen auf das unerläßliche Daß zu beschränken. Alle kreise werden aufgefordert, angesichts des Ernstes der Feit ihrerseits die Veranstaltungen einzuschränken und von öffentlichen Festlichkeiten möglichst abzusehen.

Reichskanzler Brüning hakte eine längere Unterredung mit dem preußischen Ministerpräsidenten Braun.

Reichsinnenminister Dr. Wirth hak den Ministerialdirek­tor Dr. Spieker beauftragt, den geistigen Strömungen ra­dikaler Parteien, besonders der Nationalsozialisten, nachzu­spüren.

Amksgerichksrak De. Franzen (Nak.-Soz.) in Kiel ist in­folge seiner Ernennung zum braunschweigischen Minister aus dem preußischen Justizdienst ausgeschieden.

Der Vorstand des Reichsstödkebunds bedauert, daß das Reformprogramm der Reichsregierung den Skadlgemeinden neue Lasten der Fürsorge aufbürde, ohne ihnen ausreichende Einnahmen zuzuweisen. Die Neuordnung der Krisenfür­sorge bedeute für viele, namentlich kleinere Städte eine Ver­schlechterung ihrer Lage. Gefordert wird eine weitgehende Arbeitsbeschaffung durch das Reich, indem hiezu weit größere Reichsmikkel ausgewendek werden sollen.

Nach dem Bericht der Verwaltung der Annagrube in Alsdorf sind bis jetzt 259 Tote und 16 Verletzte seslgestellt. Es sei jedoch zu befürchten, daß unter den Gesteinsmassen und unter den Trümmern des Verwaltungsgebäudes noch weitere Tote liegen.

Im Lohnstreit der Berliner Metallindustrie haben beide Parteien dem Reichsarbeiksministerium ihre Beschlüsse schrift­lich bekannkgegeben. Der Reichsarbeiksminister will einen neuen Schiedsspruch veranlassen, der endgültig sein soll.

Für die Wahlen zum österreichischen Nakionalrat haben 14 Parteien Wahlwerberlisten eingereicht.

Der ungarische Ministerpräsident Graf Bekhlen ist zum Besuch Kemal Paschas nach Angora abgereist. Es soll sich um nachträgliche Regelung einiger wirtschaftlicher Fragen im Handelsvertrag und eine Vertiefung der politischen Be­ziehungen handeln. Die Magyaren und die Türken sind be­kanntlich rasseverwandt.

Die russische geheime Staatspolizei hat wieder eine Gegenrevolution entdeckt, der namentlich Ingenieure an­gehören sollen und den NamenJngcnieurparlei" tragen soll. Die Verdächtigten sollen im Bund mit der russischen Flüchtlingszentrale in Paris eine Krise in der sowjekrussischen Wirtschaft herbeizusühren bestrebt gewesen sein in dem Augenblick, wo eine auswärtige Macht in Rußland eingreisen sollte.

Der abgesehte Präsident von Brasilien, Luiz, wird sich an Bord des italienischen DampfersDuilia" nach Europa ein­schiffen. Der frühere Iustizminister ist wieder in Freiheit gesetzt worden. Die Staaken Amazonas und Para sollen sich der brasilianischen Aufstandsbewegung angeschlossen haben.

Die vorläufige Militärregierung von Brasilien hak den Präsidenten des Staats Rio Grande do Sul, Getulio Var­gas, aufgefordert, die Präsidentschaft des ganzen Skaaken- bunds zu übernehmen. Die Tatsache, daß Vargas bei der letzten Präsidentenwahl nicht gewählt wurde, gab den äußeren Anlaß zu dem Aufstand in Brasilien.

Verschiedene Reedereien, auch in England, haben be­schlossen. bis auf weiteres keine brasilianischen Häfen mehr anlaufen zu lassen.

verwandte Konzerne weitere 50 000 Mark. Bei der Krei s- sparkasse Aachen sind bis jetzt für die Opfer des Als- dorfer Unglücks 770 500 Mark eingegangen. Nicht darin enthalten ist die Sammlung durch die Aachener Zeitungen. Die Beamten der Kreisverwaltung, der Kreissparkasss und des Wasserwerks des Landkreises Aachen haben zu­gunsten der Hinterbliebenen für die Dauer von drei Monaten auf 21» bis 10 Proz. ihres Gehalts verzichtet.

P a p st P i u s XI. hat durch den Nuntius in Berlin den Familien der Verunglückten Bergleute in Alsdorf 10 000 Mark überweisen lassen. *

Eine halbe Stunde nach Beendigung der Trauerfeier in Alsdorf, als noch etwa 100 Särge inmitten der Angehörigen und einer großen Zahl sonstiger Trauernden auf der Erde standen, erschien plötzlich ein Trupp junger Kommunisten aus Palenberg. Einer dieser Leute schwana sich auf die Rednerkanzel und hielt eine kommunistische Ansprache. Die wenigen auf dem Friedhof noch verbliebenen Polizeibeamter. konnten nichts ausrichten.

Rio de Janeiro, 27. Okt. Die neue brasilianische Regie rung erklärt die Beschießung des Hamburger Dampfen Baden" damit, man habe geglaubt, daß mit dem Schis; Angehörige der bisherigen Regierung nach Argentinien hätten flüchten wollen, man habe daher den den Hafen ver- ! lassenden Dampfer zur Umkehr veranlassen wollen. Ec sei ! zuerst durch einen Blindschuß gewarnt und, als er die Fahrt i fortsetzte, mit Granaten beschossen worden.

DieNew Bork Times" meldet aus Sao Paulo, der Kapitän derBaden" sei von den brasilianischen Behörden verhaftet worden, da die Polizei ihm die Schuld an dem Unglück zuschiebe. (Das Gerücht hat sich bis jetzt nicht bestätigt.)

Die Gesamtzahl der Todesopfer auf derBaden" beträgt 28. Durch vier Granaten wurden 18 Frauen und Kinder spanischer Auswanderer und 4 deutsche Mitglieder der Schisfsbesatzung sofort getötet, von den 35 Verwundeten sind bis jetzt 5 gestorben. Kapitän Roiin, einer der älte­sten Schisfsführern der Hapag, erklärte, er habe sich die Be­deutung des Warnungsschusses nicht sofort erklären und das Schiff nicht sogleich stoppen lassen können. Wenn von bra­silianischer Seite behauptet werde, der Dampfer habe die deutsche Flagge nicht gezeigt, so sei dies unrichtig. DieBa­den" liegt zurzeit in der Bucht von Rio de Janeiro und wird scharf bewacht. Niemand darf an Land oder aus das Schiss. Die Todesopfer wurden am Sonntag unter großer Anteil- nähme der Bevölkerung beerdigt. Der Minister des Aus­wärtigen der vorläufigen Regierung, General de Castro, erbot sich im Namen der Regierung, die Kosten für die Bei­setzung zu tragen.

Nach den vorliegenden Nachrichten hatte dieBaden" am Freitag abends 6 Uhr (10 Uhr abends deutsche Zeit) den Pier in Rio verlassen und wollte nach Santos auslauten. Die Schiffsleitung hatte die Hafenpapiere, unterzeichnet von der Behörde, bereits erhalten. Als sich das Schiff in der Nähe des Forts Copacabana an der Ausfahrt des Hafens befand, wurde vom Fort angeblich ein Schuß vor den Bug des Schiffs abgegeben; der Schuß traf aber den Hinteren Mast. Dann wurden noch drei Schüsse abgegeben. Erst beim vierten Schuß scheint der Kapitän gewahr geworden zu sein, daß sein Schiff gemeint sei. Er gab sofort Befahl, mit voller Kraft zurückzufahren. Die Wirkung des Schusses war furchtbar. Das Schiff wurde aus seiner Richtung geworfen Der riesige Mast fiel mit ungeheurem Krachen auf das Schiff. Infolge seiner Schwere durchschlug er das Deck und zerstörte mehrere der dicht unter Deck lie­genden Kabinen. Unter den Fahrgästen und Mitgliedern der Besatzung, die sich auf dem Achterdeck und in den dar­unter liegenden Kabinen befanden, sind die 27 Todesopfer zu beklagen. Nachträglich ist noch der schwer verwunde.« Seemann Willi Müller gestorben.

Der Bericht des Kapitäns

Kapitän Rolin berichtet der Hapag in Hamburg tele­graphisch: DieBaden" habe beim Auslaufen aus dem Ha­fen von Rio vorschriftsmäßig alle Kriegsfahrzeuge und Forts durch Senken der Flagge gegrüßt. Er habe die b e- sondere Ausfahrterlaubnis des Hafenkapi- täns gehabt. Vor Passieren des Forts Santa Cruz habe er ein Pfeifensignal geben lassen: nachdem das Schiff bereits die Insel Cotunduba passiert hatte, sei es plötzlich be­schossen worden. Ein Granatvolltreffer habe den Hinter­mast über Bord gerissen: von den spanischen und polnischen Fahrgästen und der Mannschaft wurden 26 getötet, 43 ver­wundet. Zur nötigsten Ausbesserung und der Ablegung der Zeugenschaften werde dieBaden" bis Montag mittag in Rio bleiben müssen. Die vorläufige Regierung läßt den Ver­letzten jede Hilfe angedeihen. Die ZeitungCorreio da Manha" hat eine öffentliche Sammlung zugunsten der Hin­terbliebenen der Opfer eingeleitet.

Berlin. 27. Okt. Die deutsche Gesandtschaft hat eine Untersuchung eingeleitet und eine deutsche Kommission an Bord des Dampfers geschickt. Zugleich hat sie sich mit den zuständigen brasilianischen Stellen in Verbindung gesetzt. Die Gesandtschaft ist vom Auswärtigen Amt angewiesen worden, angemessene Genugtuung und vollen Schadenersatz zu fordern.

Ser -ritte Mulplan"

Stettin, 27. Okt. Auf dem Parteitag der Deutschnatio­nalen Volkspartei in Stettin führte Dr. Hugenberg in einer Rede aus: Das WonDeutschland erwache" haben wir bei der Gründung des Alldeutschen Verbands 1890 beim Abschluß des deutsch-englischen Vertrags (durch den der wertvolle Besitz von Sansibar und Witu in Ostafrika gegen das damals, noch englische Helgoland eingetauscht