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Nummer 237
Fernruf 479
Freitag, des 10. Oktober 1S30
Fernruf 479
65. Jahrgang.
Neue Nachrichten
Senkung der großen Gehälter
Berlin, 9. Okt. Der Reichskanzler wird in diesen Tagen Verhandlungen über Senkung der hohen Gehälter der öffentlichen und privaten Angestellten führen, um sie trotz bestehender Verträge zum Verzicht auf einen Teil ihres Gehalts zu bewegen. So wird mit dem Reichsbankprüsidenten, dem Generc'direktor der Reichsbahn, den Direktoren der Reichskreoitgesellschaft usw. verhandelt. Gleichzeitig werden Besprechungen mit den Ländern und Gemeinden geführt, um sie zu dem gleichen Vorgehen zu veranlassen. In erster Linie soll'mit Len Verbänden und großen Unternehmunaen Fühlung genommen werden. Es wird dabei auf die Mißstände verwiesen, die sich aus dem Wettbewerb zwischen öffentlicher und privater Wirtschaft in bezug auf das Hochschrauben der Spißengehälter vielfach ergeben haben.
Den Verhandlungen kann man nur Glück wünschen. Es ist doch ein platter Unsinn, wenn z. B. die Direktoren verschiedener städtischer Gesellschaften in Berlin neben reichlichen sonstigen Bezügen Gehälter bis zu 300 000 Ma^k und mehr beziehen, wie durch den Sklarek-Skandal bekannt geworden ist.
Die Industrie zum Resormplan
Berlin, 9. Okt. Der Vorstand des Reichsverbands der deutschen Industrie erklärt zu dem Wirtschafts- und Finanzplan der Regierung: Der Plan ist als erster Schritt zu würdigen, die Wirtschaftspolitik den Verhältnissen anzupassen, die durch die Veränderungen auf dem Weltmarkt, die hohen Tributlasten und die verfehlte Politik der Vergangenheit entstanden sind. Im Augenblick soll nicht auf die verschiedenen Lücken und Unstimmigkeiten des Plans hingewiesen werden, weil die betreffenden Gesetzentwürfe abgewartet werden müssen. Der Grundgedanke ist richtig, daß von äußerster Sparsamkeit und Eindämmung der wirk- fchafllicheu Steuern ausgegangen werden muß. Die Wieder- einführung der Arbeitslosen in den Arbeitsprozeß ist nur möglich, wenn die Höhe der öffentlichen Ausgaben und aller Bestandteile der Produktionskosten nicht mehr hemmend im Weg steht. Neben der Einschränkung der Personalausgaben der öffentlichen Verwaltung ist dabei eine der Lage des jeweiligen Wirtschaftszweigs angepaßte Herabsetzung der Löhne und der Angesielltengehäiker wichtigste Voraussetzung. In keinem Programm darf die Verwaitungs- und Ver- fassnngsreform fehlen.
39 neue Gesetze
Berlin, 9. Okt. Zur Durchführung des Wirtschafts- und Finanzpians der Reichsregierung sind den Blättern zufolge nicht weniger als 30 neue Gesetze erforderlich, an denen gegenwärtig gearbeitet wird.
lieber drei Millionen Arbeitsuchende
Berlin, 9. Oktober. Nach dem Bericht der Reichsanstalt ist die Zahl der Hauptunterstützungsempsänger der Arbeitslosenversicherung Ende September auf rund 1494 000, die der K r i se n f ü r s o r g e auf über 472000 gestiegen (zusammen 1 966 000). Bei den Arbeitsämtern waren am 30. September rund 3 088 000 Arbeitssuchende gemeldet.
Unstimmigkeiten in der sächsischen Stenerverwaltung
Dresden, 9. Okt. Die soz. Fraktion hat im Landtag einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses eingebracht. Mehrfach soll Mietzinssteuer für vermietete Gebäudeteile beim Grundstückseigentümer nicht abgeholt worden sein, obgleich die Mieter die Steuer an den Eigentümer entrichtet hätten. Die Fraktion macht den früheren Finanzminister Weber (Wirtschaftsp.) hiefür verantwortlich.
Zur Regierungskrise in Bayern
München. 9. Oktober. Nachdem die Verhandlungen der sozialdemokratischen Landtagsfraktion 'Mit der Deutschen Volkspartei und dem demokratischen Bauern- und Mittel- standsbund wegen einer Koalitionsbildung sich zerschlagen haben, hat die Fraktion den Auftrag zur Regierungsbildung an den Landtagspräsidenten endgültig zurückgegeben.
Absetzung des litauischen Außenministers
kowno, 9. Okt. Der litauische Außenminister Zaunil^s, der auf der Völkerbundstagung in Genf das Versprechen gegeben hatte, daß die Beschwerden der Deutschen im Memelland von der litauischen Regierung berücksichtigt werden sollen, ist zum Rücktritt genötigt worden. Der litauische Gesandte in Berlin wurde nach Kowno berufen und wird nicht mehr auf den Berliner Posten zurück- trhren. , ^
Reichspräsident v. Hindenburg ist am Donnerstag zum Besuch nach Aachen und Trier abgereist und wird voraus- sichtlich am Sonntag nach Berlin zurückkehren.
Reichsminister Schiele hat die landwirtschaftlichen Vertreter verschiedener Parteien zu einer Besprechung am Sonntag eingeladen. Der Zusammenschluß dieser Verkreler im Reichstag soll bevorstehen.
Die Rakionalsoziakisten werden im Reichstag einen Miß- krauensankrag gegen die Regierung Brüning einbringen.
Die Frage der plahverkeilung im Reichstag auf der Rechten ist dadurch geregelt, daß die äußersten Sitze, die bisher die Deukschnakionalen einnahmen, nun von den Rationalsozialisten beseht werden» an die sich die deukschnakionalen Sitze anschließen.
Die Bundesleikung des Deutschen Ofsiziersbundes hat den Reichspräsidenten gebeten, zugunsten der vom Reichsgericht verurteilten Reichswehroffiziere von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch zu machen.
Der Vorstand der christlichen Gewerkschaften hak sich in seiner Sitzung in königswinter für den Reformplan der Reichsregierung ausgesprochen, er hak aber Bedenken in sozialpolitischer Beziehung, die er dem Reichskanzler schriftlich mikkeiten wird.
Die neue Regierung in Braunschweig hat die sozialdemo- krakischen Kreisdirektoren in Braunschweig, Holzminden, Gandersheim und Blankenburg a. h.. die keine Veamten- vorbildung haben, zum 1. Februar 1931 in den Ruhestand verseht und sofort beurlaubt.
Rach dem Geschäftsbericht der Berliner Stadkbank hat sie durch die Betrügereien der Brüder Sklarek einen Verlust von 9 Millionen erlitten, wenn eine Konkursquote von 19 Prozent zu erreichen sein sollte.
Beschlüsse des Großen Faszislischen Rats
Rom, 9. Oktober. Der Große fasgistische Rat beschloß die Schaffung von Jugend-Kampf-Faszio, denen d:e Jugendlichen im Alter von 18 bis 21 Jahren angehören sollen, die aus den Avantgarden kommen. Auch Jugendliche gleichen Alters, die nicht der Avantgarde angehört hatten, können auf ein Gesuch ausgenommen worden.
Außenminister Grandi erstattete einen Bericht über die auswärtige Politik Italiens, der vom Rat mit großem Beifall ausgenommen wurde. Der Rat nahm schließlich eine Tagesordnung an, die zur Frage der Flottengleichheit mi Frankreich daraus hinweist, daß Italien im Sinne der be> reits früher in Washington getroffenen Entscheidung keinen Abkommen sein« Zustimmung geben könne, das nicht voi vornherein diese Gleichheit zur Grundlage habe. .
„R 191" doch brennend abgestürzt?
London, 9. Okt. Reuter berichtet aus Beauvais, in de.. Trümmern des Luftschiffes seien auf einer Tafel im Maschinenraum mit Bleistift aufgekritzelte Bemerkungen gefunden worden, deren eine laute: „Es sieht so aus, als ob etwas brenne. Alles ist voll Rauch!"
Der Engländer Church, der mit schweren Verletzung.'n bei dem Luftschiffunglück ins Krankenhaus von Beauvais gebracht worden war, ist seinen Verletzungen erlegen.
Ersparnisse bei der amerikanischen Flotte
Washington, 9. Oktober. Admiral Pratt teilt mit, daß im laufenden Rechnungsjahr durch Verminderung der Flpttenstärke und des Mannschaftsbestandes um 4800 Mann eine Ersparnis von 3 420 000 Dollar erzielt werde. Die Zahl der Zerstörer wird von 109 aus 92 und die Tonnage der Tauch-Boote auf weniger als 52 700 Tonnen herabgesetzt.
Der amtliche Bericht über das Dresdener h Flugzeugunglück ^
Berlin, 9. Okt. Die Untersuchung des Flugzeugunglücks bei Dresden hat ergeben, daß das Unglück nicht durch technische Mängel des Flugzeugs D1930 verursacht worden ist. Die Abmessungen des Flugplatzes Dresden-Heller entsprechen zwar den gesetzlichen Bestimmungen der Platz biete aber infolge der unregelmäßigen Bodengestaltung .seiner Umgebung und der dadurch bedingten ungünstigen atmosphärischen Verhältnisse bei Start und Landung von Flugzeugen besondere Schwierigkeiten. Der Gleitflug, zu der das Flugzeug D 1930 vor der beabsichtigten Landung arrsetzte, führte durch die ungewöhnlich turbulenten Luftströmungen, d>e im Anschwebegebiet des Flughafens über den bewaldeten Höhen und den Prießnitzgrund herrschten. Hierbei sei die Mindestgeschwindigkeit des Flugzeuges wohl unterschritten worden. Das Flugzeug sei dadurch in eine unbeabsichtigte Dreheigenbewegung (Trudeln), geraten, aus der es vom Führer nicht mehr ausgerichtej werden konnte und stürzte schließlich senkrecht rur Erde. Es werde geprüft «Mjsen, .ob der Flug
hafen'Dresden-Heller weiter derart verbessert werden könne, daß er auch bei' ungünstigen Witterungsverhältnissen die volle Verkehrssicherheit gewährleistet. Der Flughafen ist vorläufig gesperrt worden.
Der Aufstand in Brasilien
Reuyork. 9. Oktober. Wie Associated preß aus Buenos Aires berichtet, meldet die dortige Zeitung „La Nacion" aus Para; daß die dortigen Polizeitruppen und Matrosen treu zur Regierung halten und den Aufständischen schwere Verluste zugefügt haben. Die Volksvertretung des brasilianischen Bundesstaates Amazonas soll sich gegen die Aufständischen erklärt haben.
Nach einer Meldung aus Montevideo liegen in der Grenzstadt Rivera Berichte vor, denen zufolge Militärflugzeuge, die gegen die Aufständischen ausgesandt wurden, zu diesen übergegangen sind. Desgleichen wird von aufständischer Seite die Einnahme der Hafenstadt Recife gemeldet. Eine größere Truppenmacht der Aufständischen soll sich im Anmarsch auf Bahia befinden. Pernambuco und der Hafen Natal sind in den Händen der Aufständischen.
Nach einer Meldung der „Chicago Tribüne" aus Montevideo sollen nach den Angabe der Aufständischen 9 der 26 brasilianischen Bundesstaaten in ihre Hände gefallen sein.
Fengjuhsiangs Rückzug
Peking. 9. Oktober. Die hiesigen Koumintschun-Nach- richten-Agenturen geben zu, daß Fengjuhsiang einen allgemeinen Rückzug nach dem Nordufer des Gelben Flusses angeordnet hat und bemerken dazu, weil sich Fensischan nicht fähig gezeigt hat, Tschengtschau zu halten. Fengjuhsiang beziehe jetzt Verteidigungsstellung in Südschansi und Nord- Honan.
Mrllemberg
Neue Siedlungsfahrt nach Mecklenburg
Das Interesse für die mit Reichsmitteln ausgelegien neuen landwirtschaftlichen Siedlerstellen in Norddeutschland wird reger. Die Süddeutsche Siedlungsgenossenschaft veranstaltet am 16. Oktober wieder eine Gesellschaftsreise, die in Stuttgart beginnt und am Samstag, 18..Oktober, abends in Mecklenburg ihr Ende findet. Die Gesamtkosten werden etwa 100 Mark betragen. Neben bezugsfertigem Siedlerstellen soll dieses Mal besonders das unmittelbar bei Wittenburg — Bahnstrecke Berlin—Lübeck — gelegene ehemalige Rittergut Lehsen besichtigt werden, das infolge seiner günstigen Verkehrslage gute Absatzverhältnisse hat. Der Boden ist zum größten Teil weizein und kleesicher. 40 vis 50 süddeutsche Bauernfamilien können dort zu den bekannten staatlichen Bedingungen und mit staatlicher Hilfe eine neue Heimat finden. Abfahrt vom Bahnhof in Stuttgart am Donnerstag, den 16. Oktober (abends) 19 Uhr 37 Minuten. Mitreisende aus dem Jagstkreis steigen um 21 Uhr 15 Minuten in Crailsheim hinzu. Die Teilnehmer aus dem. Unterland versammeln sich um 18 Uhr im Turmrvartjaal des Hauptbahnhofs, wo auch die Fahrkarten ausgegeben werden. Vorherige Anmeldung bei der Südd. Siedlungsgenossenschaft in Stuttgart, Kernerstraße 1, — Telephon 40036 — empfehlenswert.
Stuttgart, 9. Okt. Hohes Alter. Am-7. Oktober konnte Verlagsbuchhändler David Gundert sein 80. Lebensjahr vollenden, nachdem er vor 2 Jahren sein 50jähriges Geschäftsjubiläum begangen hat. — Am 11. Oktober vollendet Direktor a. D. Albert v. Hartter, der bis 1919 bei der württ. Postverwaltung tätig und der ständige Vertreter des Präsidenten war, das 85. Lebensjahr.
politischer Zusammenstoß. Am Mittwoch abend kam es nach einer nationalsozialistischen Versammlung in der Siederhalle zu Zusammenstößen mit Kommunisten. Als die Nationalsozialisten durch die Kronenstraße zogen, wurden - sie von den Kommunisten mit Messern angegriffen. Mehrere Personen wurden durch Messerstiche, Faustjchläge und Fußtritte verletzt. Sogar ein Personenauto wurde demoliert. Die Polizei schasste bald wieder Ruhe.
Tödlich verunglückt. Am Mittwoch abend ist bei Echter- dingen Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Bla ich aus Stuttgart bei der Heimfahrt von der Jagd tödlich verunglückt. Sein Begleiter war vorausgefahren und Blaich folgte allein im Auto. Vermutlich ist dieses ins Schleudern geraten und so über eine Böschung gestürzt. Man fand Dr. Blaich in dem zertrümmerten Wagen zwischen Steuer und Sitz eingeklemmt tot vor.
Benachteiligung Württembergs bei Reichsausträgen. Die Abgeordneten Dr. Hölscher, Dr. Wider und Hermann Hiller haben an die Staatsregierung folgende Kleine Anfrage gerichtet: Nach einer Meldung der „Süddeutschen Zeitung" vom 1. Oktober d. I. sind die süddeutschen Länder gegen Preußen bei Vergebung von Reichsaus- trägenaußerordentlichschwerbenachteiiigt
worden. Württemberg hat danach M 200 Milli onen Aus.
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