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Den«, «erlng und «ichrMeirmnz, Theodor ».«», «ilddnd. «iitzelmUraL» »«. Telephon Nr. 47«. «ohnnng: Hau, Dollmer.

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Nummer 107 Fernruf 479

Freitag, den 9. Mai 1930

§Wse, unser attsr Lesih und Glaube

Zu seinem 125. Todeslage 9. Mai 1805

Es hat im Laufe der letzten 125 Jahre wiederholt Zeiten gegeben, da ein deutsches Geschlecht nach der Fürstengruft in Weimar zog, um seinen Schiller auferstehen zu lassen. Und meist war es die Not des Einzelnen oder die der ganzen Nation, die den Stein von Schillers Gruft hob und dem unter ihm ruhenden Schläfer zurief:Friedrich Schiller, stehe auf und wandte!"

Wohl am stürmischsten erscholl dieser Ruf in jenem Völ­ker f r ü h l i n g 1813, da des Korsen Maß voll war und eine ausgosogene, in fremder Fron ihre Ketten schleppende Nation die Worte ihres Dichters zu begreifen begann:

es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Damals allerdings, als Schillers Geist der deutschen Jugend in Waffen voranzog, ruhte der große Schwabe noch aus dem JacobisriedhofinWeimar. Aber er war mit einem Male wieder lebendig, lebte in dem Siegerwillen der Frei­willigen, stieg mit den Reitern in Sattel und trug seines Reiterliedes herrlichste Kämpferbotschaft des Heeres Fahnen voran:

und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein.

Dem Dichter dieser Warte selbst aber waren sie jn seinem eigenen Leben zur Richtschnur geworden. Denn er lebte das alles, was seine Kunst verkündete. In seinem schwächlichen, ewig kranken Körper herrschte ein von der eigenen Feuerseele genährter Wille, der ihn hieß, sein Leben einzusetzen, um ein höheres zu gewinnen. Schillers ganzer Lebensweg war nach Goethes Worten ein Weg der Läuterung gewesen. Das Ringen eines Menschen, der auf der Erde war, nicht um zu sein, sondern um zu werden und dessen hoher Idealismus das Leben nicht als eine be­queme Erfüllung auffaßte, sondein als einen ewigen Kampf gegen die Widerstände der stumpfen Welt. Schiller galt drum zu allen Zeiten als ein Bewahrer des ewigen Feuers der Menschheit. Er war so ein geistiger Herakles, der dem Göttlichen im Menschen zum Siege oerhalf.

Wohl hatten nun die beiden großen SchillersahrS 1859 als das Jahr der 100. Wiederkehr seines Geburts­tages und 1905 als dös Jahr der 100 Wiederkehr seines To­destages unser deutsches Volk nicht in äußerer Drangsal gesehen. Aber trotzdem war Schiller auch in diesen Zeiten des Glückes und des Wohlstands lebendig gewesen. Ganz be­sonders galt dies vom Schillerjahr 1905, wo wir umgeben von Blüte, Größe und Macht allerorten in Deutschland Schillers mit freudigem Stolze gedachten. Denn er war wirklich unser. Vielleicht schwang damals schon in un- serm Empfinden ein Untertan mit, als ob wir in banger Furcht vor etwas Schicksalhaftem den Heros bitten müßten, bei uns zu bleiben. Darum klammerten wir uns auch in jenen gewaltigen Augu st tagen 1914 in einmütiger Geschlossenheit an Schillers starke Persönlichkeit, als wir den Fehdehandschuh unserer Feinde aufnahmen und der Kaiser marschieren ließ. Damals war Schiller wirklich lebendiger Besitz und seine schlichten Worte:

O, - was ist unschuldig, heilig, menschlich gut,

! ^ wenn es der Kampf nicht ist ums Vaterland?

waren von Front und Heimat so voll und ganz verstanden worden, wie wir es als eine nationale Selbstverständlichkeit empfanden:

s nichtswürdig ist die Nation, die nicht '

ihr alles freudig setzt an ihre Ehre. 1

Je mehr aber im Fortschreiten des gewaltigen Völker­ringens der Geist des Verzichtes und des Verzagens in un­serem Volke umging, um so mehr wandten wir uns viel- leicht unbewußt von Schiller a b, um ihn, als Front und' Reich zusammenbrachen, zu verleugnen. Ja, das Jahr 1918 und seine folgenden Monate bedeuteten eine Schiller» w e n d e, die zum Unrühmlichsten In unserer Geschichte ge­hört, indem wir Schiller dem Lebendigen die harmonische Fülle und den schenkenden Ueberschwang seines Werkes wäh- rend des Völkerringens mit Undank vergalten und die war- nenden Worte seinesDemetrius" vergaßen:

> der Staat muß untergehn, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.

Aber der Ruhrkampf 1923 bereits sah wieder Schiller den Lebendigen. Wiederum waren es Drangsal und Not, die seinen Geist beschworen. Damals klang von den Lippen unserer tapferen Ruhrkämpfer der trutzige Schwur:

neinl eine Grenze hat Tyrannenmacht!

und SchillersTel!" ging damals über unsere deutschen Bühnen als das schicksalsentschlossene Treubekenntnis eines zu Tode gehetzten Volkes zu seinem Rechte und seinem Bestände:

wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, st in keiner Not uns trennen und Gefahr.

TagesWegel ^

Der Haushaltsausschuß des Reichstags hat den Haushalt der Reichswehr bewilligt. Auf sozialdemokratischen Antrag wurden von der ersten Rate von 800 000 Mark für den Reu­bau eines Dienfigebäudes für das Wehrkreiskommando in Münster i. W. 600 000 Mark gestrichen. Ferner wurden Entschließungen der Deutschnakionalen und der Bayerischen Volkspartei angenommen, die sich gegen die Verlegung von Garnisonen und von einzelnen Truppenteilen richten. Reichs- wehrminister Grüner erklärte, daß er den Ersah für das gänzlich veraltete Schifssmakerial der deutschen Flotte für unbedingt notwendig halte und daß er daher entschieden für den Bau des Panzerkreuzers 6 (Ersah für das ausgeschalteke LinienschiffPreußen") einkreten müsse.

Im Haushaltsausfchuß des Reichstags wurde die erste Vaurake für das Panzerschiff 6 (2,9 Milk. Mark) abgetehnk. Dagegen stimmten die Sozialdemokraten, Demokraten, Kom­munisten und zwei Ientrumsabgeordnete. Der Stimme ent­hielten sich die Banerische Volkspartei und ein Zentrums­abgeordneter. Für sie erste Rate stimmten die übrigen Frak­tionen und ein Zenlrumsabgeordneter.

Die Einladung zur Länderkonferenz in Berlin ist für 30. oder 31. Mai vorgesehen. Die Konferenz dürste sich wohl auch mit den hannoverschen Wünschen belr. Schaffung einer Gemeinschaft Hannover-Niedersachsen auf Grund des Ar­tikels 18 der Reichsversassung (Zusammenschluß verschie­dener Reichsleile durch Volksabstimmung) zu befassen haben.

Jur Pressereferentin im Reichsministerium für die be­setzten Gebiete wurde Iosephine Blech ernannt.

Die deutschen LinienschiffeHannover" undSchleswig- Holstein" sind am Donnerstag vormittag im Hafen phaleron (Athen) eingekrosfen. Der griechische Marineminister gibt am Freitag an Bord des griechischen KreuzersAmerost­ein Essen zu Ehren der deutschen Offiziere. Am Samstag veranstaltet die deutsche Kolonie ein Strandfest.

Der Völkerbundsausschuß für Vorbereitung ein« Ab­rüstungskonferenz ist auf 3. November d. I. einberusen. Die Sache hat Zeit.

Die englisch-ägyptischen Verhandlungen sind abgebrochen worden. Die ägyptischen Bevollmächtigten erklärten nach Schluß der Sitzung, es sei unmöglich, durch einen Federstrich auf ihre Rechte am Sudan zu verzichten.

Nein mitBeendigungdesRuhrkampfes schieden ich auch gleich wieder die Geister; man blies Schiller ab, mied das wärmende Feuer seiner Dichtung, ja man lächelt« sogar darüber, daß man Trost und Hilfe bei ihm, dem Leben­digen; gesucht habe. Denn nun wurde man mit einem Male sachlich". Man entdeckte, daß in dem neuen Zeitalter dieser modernen Sachlichkeit Schillers Werk eigentlich etwas ganz Unsachliches und damit auch Unangebrachtes sei, und tat die­sen romantischen, unsachlichen Idealismus in Acht und Bann. Es ist höchst bezeichnend, daß bei einer Veranstaltung des Tages des Buches im März, bei der die Jugend zum Buch- Stellung nehmen sollte, die Sprecherin einer höheren Töchter­schule es bekannte, sie lehne die Klassiker ab, weil sie nicht in ihrer Sprache, nicht in der Sprache des Alltags reden.

Wir dürfen uns darum der Tatsache nicht verschließen, daß wir heute also 125 Jahre nach dem Tode Schillers wieder einmal an einer Art Schillerwende stehen, di« Schiller nicht mehr als den Lebendigen unter uns erkennen lassen kann. Bei dieser Erkenntnis aber dürfen wir es nicht bewenden lassen. Wenn unsere Bühnen glauben, dem unsachlichen" Schiller Rechnung tragen zu müssen, so kön­nen die Laienspiele Schiller wieder lebendig machen. Durch Aufführungen seiner Werke, die aus Schillers Geist heraus geschaffen, in der Harmonie seiner Gedanken gestaltet, von dem Feuer seines Willens durchglüht sind. Nicht als ein Geschenk von den Gnaden eines ehrgeizigen, selbstsüchtigen Spielleiters, sondern als Gnade des Dich­ters selbst, der in seinem Lebennichts Gemeines be­rührt hat, ohne es zu veredeln". Solche Aufführungen werden dann auch des Spruches alte Weisheit wieder erwei­sen können:glücklich der Mensch, der fremde Größe fühlt und sie durch Liebe macht zu seiner eigenen".

Denn Schiller ist nicht nur der Besitz einer Nation, eines Volkes. Er ist auch der Besitz des einzelnen Volks­genossen, gleichviel wessen Standes, welchen Berufes, l welcher Partei oder welcher Konfession. Schillers Tell ist der schlichte, biedere, allzeit hilfsbereite Mann des Volkes, dem sein Herd und Heim alles sind und der nichts weiter vom Leben verlangt, als für dieses stille Erdenglück arbeiten zu dürfen. Seine Stauffacherin ist das Vorbild eines treuen, selbstlosen Frauenwirkens, seine Hedwia das Muster schaffender und wärmespendender Mütterlichkeit. In den Bauerngestalten seinesTell" aber steckt die gesunde Schollenkraft eines Heimattreuen Volkstums. Kernige Ju­gend kann sich an dem Feuergeist eines Karl Moor nicht minder entzünden, denn an dem Draufgängertum eines Max Piccolomini, oder an dem mutigen Kämpfertum eines Bour- aoanino und Mortimers. oder an dem edlen McmneÄMN

Fernruf 479 65. Jahrgang.

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eines Ferdinand. Der Soldat steht in dem ersten Kürassier das Ideal seines deutschen Soldatentums und mit dem R e i - t e r steigt das Glück in den Sattel, das ihn auf das Gehudel unter ihm leicht wegschauen läßt. Der in den Sternen sein Schicksal erforschende Feldherr ist ein Problem für selbst forschende Menschen und an der Weltanschauung eines Mar­quis Posa bilden urteilsfähige Naturen das eigene Urteil. So ist Schiller trotz allem heute noch lebendig. Aus seinem Werk und Leben kann jeder Einzelne, kann aber auch die deutsche Nation als solche für sich, ihre Gegenwart und Zukunft lernen. Und weiß auch heute diessachliche" Ge­schlecht mit derUnsachlichkeit" des Schillerschen Idealismus wenig anzufangen es ist Lohnes und Glückes aenug, wenn wir von ihm das eine lernen können, was Friedrich Hebbel von Schiller als demheiligen" Manne sagte: Das Schicksal hat immer geflucht, aber Schiller hat imme r ge s eg net." . ^

Die Besteuerung der öffentlichen Betriebe H

Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer hat dem Reichsrat den Entwurf eines Gesetzes über Erhebungen zur Prüfung der Frage der Besterung der öffentlichen Be­triebe zugehen lassen. Nach diesem Gesetzentwurf sind die Behörden von Körperschaften des öffentlichen Rechts, dis Vorstände von Betrieben mit eigener Persönlichkeit des öffent­lichen Rechts und die Vorstände von Unternehmungen, de­ren Erträge ausschließlich Körperschaften des öffentlichen Rechts zufließen, verpflichtet, den vom Reichsfinanz­minister beauftragten Behörden auf Verlangen über die finanziellen und sonstigen wirtschaftlichen Verhältnisse der ihnen unterstellten Betriebe Auskunft zu erteilen, Aeußerftenfalls Ist Buch- und Betriebsprüfung zulässig.

Dieser Gesetzentwurf knüpft an eine Entschließung des Reichstags an, die bei der Haushaltberatung im Vorjahr ge­faßt worden ist und in der die Reichsregierung ersucht wird, die Frage der Besteuerung der öffentlichen Betriebe zu prü­fen. Die Notwendigkeit der Besteuerung der öffentlichen Be­triebe wird u. a. damit begründet, daß es recht und billig fet, daß auch diese Betriebe wie die privaten, zur Steuer heran/ gezogen und nicht einseitig durch Steuerfreiheit begünstigt werden, wodurch sie den Privatbetrieben um so leichter Kon­kurrenz machen können. Andererseits können aus der Be­steuerung der öffentlichen Betriebe sehr erheblicheBe- träge gewonnen werden, die es ermöglichen würden, an­dere, drückende Lasten zu senken. Die Schätzungen schwanken zwischen 100 und 400 Millionen Mark. Der CntMurf wurde heute von den Reichsratsausschüssen beraten.

Neue Nachrichten

Drei neue Botschafter gefordert

Berlin, 8. Mai. Im Haushaltplan des Auwärtigen Amts wird die Umwandlung der gegenwärtigen deutschen Ge­sandtschaften in den sogenannten ABC-Staaten, Argen­tinien, Brasilien und Chile, wieder angefordert. Der Reichs­tag hat die Forderung im vorigen Jahr wegen der Mehr­kosten abgelehnt: jetzt glaubt die Reichsregierung, die For­derung durchsetzen zu können.

L Bekanntlich sollen die deutschen Botschafterposten in London (Sthamer) und Rom (Frhr. v. Neurath), sowie der Gesandtenposten in Oslo neu besetzt werden.

L Parteiführerbesprechung beim Reichskanzler

M Berlin. 8. Mai. Heute mittag, hatte Reichskanzler Brü­ning eine Besprechung mit den Führern der in der Re­gierung vertretenen Parteien. Der Reichskanzler ersuchte .die Abgeordneten, an ihrem Teil mitzuwirken, daß die Be­ratung des Haushaltplans im Ausschuß mit mög­lichster Beschleunigung zu Ende geführt werden. Zu­gleich machte er Mitteilung über den Inhalt des Ost« Programms der Regierung.

Kulturkampf auf Malta '

Rom, 8. Mai. Auf der Insel Malta, der wichtigen Be­sitzung Englands im Mittelmeer, ist ein Sprachen- und Kulturkampf entbrannt. Ein Teil der Bevölkerung besteht aus Italienern, der größere Teil ist eine Mischung von Kleinasiaten und Arabern. Die Italiener kämpfen unter Führung des Klerus, besonders des Bischofs, schon lange gegen die englischeHerrschaft an, die übrige Bevölkerung hält mehr zu England, das ihnen erhebliche Handelsvorteile bietet. Nun stehen Neuwahlen bevor. Der englische Zivil­gouverneur, Lord Strickland, hat bei der Regierung in London eine Verschiebung der Wahlen durchgesetzt und er wird auf nationalistischer Seite beschuldigt, daß er die Ver­fassung aufheben und die Diktatur errichten wolle. Der erste Bischof hat denjenigen, die englandfreund'r he Kandi­daten wählen, den Ausschluß von den Sakramenten an­gedroht. Darauf ließ Lord Strickland in allen Orten Plakate anschlagen: Ob die Malteser eine Regierung wollen, die ihre Interessen schütze oder eine solche, die der Sklave Italiens lei? Der Bischof mißbrauch« in mittüalt-x«

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