der württembergischen Regierung dahin zu wirken, vaß dem Lehrer Otto Greiner diese Tätigkeit in Preußen untersagt wird?
Wie die Stuttgarter Agentur des W.T.B. von zuständiger württemberglscher Seite hierzu erfährt, ist der in Frage kommende Otto Greiner gar nicht mehr Lehrer. Er war als Junglehrer seinerzeit aus verschiedenen Stellen verwendet worden, steht aber heute in keinem Dienstverhältnis zur württembergischen Schulverwaltung.
Adelung gegen den Anschluß an Preußen
Frankfurt a. Nk., 2. März.. In einer Unterredung mit Pressevertretern erklärte der hessische Staatspräsident Adelung: Das Reich wurde auf föderativer Grundlage durch den Zusammenschluß der deutschen Staaten gegründet. An dieser geschichtlichen Grundlage kann nicht gerüttelt werden. Der Weg zu einem Einheitsstaat kann auch nicht über Preußen gehen. Es ist ganz falsch, daß durch ein Aufgehen Hessens in Preußen Ersparnisse gemacht werden könnten, im Gegenteil würden die hessischen Gemeinden sogar eine erhebliche Mehrbelastung erfahren. Hessen steht nicht etwa vor dem Bankrott. Niemand in Hessen will in dem verarmten Preußen Schutz suchen.
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Jubiläumsfeier des Berliner Doms
Versin, 2. März. Unter dem Glockengeläute r 'er Kirchen der Reichshauptstadt wurde am 28. Februar vor 25 Jahren der Berliner Dom eingewetht. Aus Anlaß diese« Jubiläums fand am Freitag eine Feier statt, zu der sich eine große Menge im Dom eingefunden hatte. Ober- domprediAkr v. Doehring hielt die Festrede.
Der Berliner Dom bleibt evangelisch
Die „Magdeburgische Zeitung" veröffentlicht eine Meldung, daß der Berliner Dom an die katholische Kirche abgetreten werden soll. Da der Berliner Dom Staatseigentum sei, liege die Entscheidung bei der preußischen Regierung.
Hierzu erfährt der Evang. Pressedienst, daß solche Gerüchte seder Grundlage entbehren. Selbst wenn der Gedanke einer solchen Uebsrtragung des Doms in gewissen Kreisen erwogen sein sollte, so würde dafür jede Rechtsgrundlage fehlen. Der Berliner Dom ist nicht Staatseigentum, sondern im Besitz einer Stiftung, deren Organ das D o m ki r ch e n k o l le g i u m ist und dem die selbständige Verwaltung des Doms zusteht.
Steuersenkung und Notopfer
Berlin, 2. März. Laut B. T. wird erwogen, der Deutschen Volkspartei die Zustimmung zum Notopser durch Zusicherungen einer Steuersenkung im Jahr 1931 zu erleichtern. Die Partei will sich aber nicht mit Versprechungen begnügen. sondern verlangt die gesetzliche Festlegung der Lastensenkung, wenn auch erst mit Wirkung nach einem Jahr.
Einspruch des Allgemeinen Deutschen Beamtenbunds gegen das Notopfer
Berlin. 2. März. Der Allgemeine Deutsche Beamtenbund hat in einer Eingabe an den Reichskanzler und den Reichsminister des Innern gegen die Sonderbesteuerung der Beamten und derieniaen Angestellten, die nicht arbeitslasen- versicherungspflichtig sind, Einspruch erhoben. Es sei u n- erträglich, wenn das Notopfer allein auf die Beamten und die Angestellten beschränkt, dagegen alle Kreise der Besitzenden und alle sonstigen Einkommensarten davon befreit würden. Die Maßnahme sei nichts als eine versteckte Gehaltskürzung.
Verschärfung des Lohnstreiks im Baugewerbe
Berlin, 2. März. Auf die von Arbeitgebsrseite des deutschen Baugewerbes ausgesprochene Gesamtkündigung der Lohntarife hat der Vorstand des Deutschen Bergarbeiterverbands beschlossen, bei den bevorstehenden Tarifverhandlungen Lohnerhöhungen und Verkürzung der Arbeitszeit zu fordern. Die Mitglieder wurden angewiesen, Ueberstundenarbeit zu verweigern.
Negierungsrat Fabricius verurteilt
Berlin. 2. März. Die Reichsdisziplinarkammer hat den Regierungsrat Dr. Fabricius (Nationalsozialist) wegen Vergehens gegen das Beamtengesetz zur Entlas, ung aus dem Amt und Tragung der Kosten verurteilt. Als Uebergangsgeld werden ihm !m ersten Jahr neun Zehntel und auf weitere drei Jahre drei Fünftel des Ruhegehalts belassen. Fabricius hatte ein auf Anordnung des Reichs- sinanzministers Hilferding im Landesfinanzamt ausgehängtes Makak aeaen das Volksbegehren entkernt und vrivat
Sein Genius
«tue «ü»stl»r,»schichte vo» «lau» Lehre».
19. Forlfttzung. Nachdruck verboten.
„Apoll. Junge! Mer famoisr Kerl", schreckt ihn eine Stimme ans seinen Träumen auf. und ehe er sich's ver sieht fühlt er sich von zwei Armen umschlungen, und vor seinen Augen erscheint das freudestrahlende Gesicht des- langen Hans Kersten, der ihm einen herzhaften Kuß au> die Lippen drückt.
„Ich bin auf dem Wege zu dir. Haus", sagt Hollo nachdem der erste Sturm vorüber, nicht ohne daß eine Anzahl Neugieriger sich um das Paar gesamnielt hat.
„Na, das ist brav! Aber schau, du siebst aus wie Tann- bäuser, nachdem ihn Frau Venus entlasten bat. Verfluchte Weiber, die Italienerinnen! Na, wirst schon wieder deutsche rote Backen kriegen."
Mittlerweile sind die beiden in eine Nebenstraße eingebogen und steigen seht die Trevven zu Kersiens Wohnung hinauf.
„Haha, Hasso, wundere dich über gar nichts". lacht Hans verschmitzt und kneift den Freund in den-Arm, wäb- rend er die Etaaentüre öffnet.
Vier oder fünf Hunde fahren den Ankommenden bellend, heulend, schweifwedelnd entgegen rennen dabei einen kleinen krausköpfigen Bengel über den Hansen, der sein Zetermordio schreiend in den übrigen Spektakel mischt, und aus der Tür kommt eilig eine hübsche, dunkeläugige Frau herbeigeeilt.
' „Da hast du die ganze Familie", sagte Hans lachend.
Lasso starrt auf die Frau, aus das Kind und die Sunde und bringt kein Wort heraus.
einige Artikel gegen die republikanische Verfassung geschrieben. In der Verhandlung wurde anerkannt, daß Dr. Fabricius ein außerordentlich tüchtiger Beamter sei.
Ein Teil der in Leipzig gestohlenen Massen gefunden Leipzig. 2. März. Ein Teil der aus dem Reichswehrdepot gestohlenen Waffen ist im Westen Leipzigs in einem Haus, in dem die Kommunistische Partei eine Bücherei mit Sitzungssaal unterhält, gefunden worden, und zwar 16 leichte Maschinengewehre und 125 Gewehre. Ferner wurden in Alten bei Engelsdorf 6 leichte Maschinengewehre und 30 Infanteriegewehre gefunden. Auf die Auffindung der Waffen ist eine Belohnung bis zu 15 000 Mark ausgesetzt.
Tardieu hak fein Kabinett
Paris, 2. März. Tardieu hat eine vorläufige Ministerliste zusammengestellt. Briand bleibt Außenminister.
72 000 polnische Arbeiter für Deutschland Warschau. 2. März. In einer von Vertretern des pol- rischen Emigrationsamts und der deutschen Arbeiterzentrale beschichten Konferenz wurde der Bedarf an polnischen Landorbeitern in Deutschland für dos laufende Jahr auf 72 000 Personen festgesetzt. — Und in Deutschland'gibt es 216 Millionen Arbeitslose.
Verzögerung der deutsch-rumänischen Handelsvertrags- Verhandlungen
Bukarest, 2. März. Nach einer halbamtlichen Meldung werden die Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland infolge der Meinungsverschiedenheiten über di? Zölle auf landwirtschaftliche Erzeugnisse eine gewisse Verzögerung erleiden. Ein Teil der rumänischen Unterhändler werde, nachdem der allgemeine Teil einer Handelskonvention vorbereitet worden sei, demnächst nach Bukarest .zurückkehren. In amtlichen Kreisen ist man der Ansicht, das es bis zum Abschluß eines endgültigen Vertrags möglich sein wird, ein vorläufiges Abkommen abzuschließen.
„Ha, ha, da'stehen sie nun wie zwei Salzsäulen und kennen sich nicht. Leska! Hasso! Menschenkinder! Die braune Leska aus dem Musentempel, alias München?* Bierhaus, seit zwei Jahren meine kleine famose Frau- Das unser Erstgeborener: komm her, Prachtkerl!" Er bebt den jauchzenden Jungen hoch in die Luft. „Ta? ist der erste. Hasso: nur der Anfang! Wird bald wieder irischer
Zuwachs kommen.*
„Hans!" mahnt Leska und streckt Hasso offenherzig die kleine Rechte entgegen.
. „Ach. was denn", renommiert Hans weiter, „sind Kinder eine Schande? Sechs solche Bengels will'ich haben. Das wird ein Hauptspaß, was Leska? Nun komm aber herein, alter Junge. Heute grbt's Sauerkraut mit Schweiusknöcheln. Fix, Leska. setz' noch einen Teller hin für den Näuberhauptmann aus den Abruzzen. Junge, Junge, was malst du für Bilder?" ruft er, dem noch immer erstaunten beide Hände aus die Schulter legend, nachdem sie in das einfache aber wohnliche Zimmer eingetreten sind.
„Gefallen sie dir nicht. Hans? Mir auch nicht."
„Blech, Hasso! Wunderbar, sag ich dir, wie Tizian — Meisterwerke! Junge, wo nimmst du nur die Farben her?"
„Aber, guter Hans", unterbricht ihn Hasso. „Du Glücklicher! Weshalb schreibst du nichts von deiner Heirat?"
„Ja", meint Kersten und kratzt sich in seinem struppigen Haar. „— das war eigentlich nicht recht von mir, aber du weißt ja, mit dem Briefschreiben geht's mir wie mit den Menschen, ich konime immer wieder auf die Hunde. — Ein Prachtweib, die Leska! Zu Anfang, als du gegangen. ärgerte mich dein leeres Bett: kein Mensch, dem ich Sonntags die reine Wäsche hinlegen, dem ich ordentlich die Wahrheit saaen und hei gewissen Gelegenheiten
Ouesnay Generaldirektor der BIZ.
Rom, 2. März. Die Konferenz der Notenbanlwertreter der verschiedenen Staaten wählte den Franzosen . Ouesnay, Direktor in der Bank von Frankreich, zum ( Generaldirektor der Tributbank in Basel. Der Widerspruch
daß ein Hauptbekeiligter der Gläubigerstaaten s nicht Generaldirektor sein könne, sondern daß für diesen Neutraler in Frage kommen dürfe, blieb
unberücksichtigt.
Rücktritt Lloyd Georges? !
? März. Daily News meldet, Lloyd Georgs beavsichtige infolge der Abstimmung im Unterhaus über das Kohlengefetz die Führerschaft der liberaler ! Partei n i e d e r z u l e g e n. Der liberale Abänderungs- Antrag war mit 280 gegen 271 Stimmen abgslshnt worden, j weil 4 Liberale für den Entwurf der Arbeiterregterung »- stimmten und 8 Parteimitglieder sich der Stimme enthielten. ^ Wäre die Vorlage abgelehnt worden, so wäre die Regierung zurückgstreten. Die Mehrheit der Partei besteht darauf, daß i Parteibeschlüsse von Parteimitgliedern eingehalten werden ! müssen. s
Der Gesetzentwurf der Regierung wollte, daß die Höhe ! der Kohlenförderung jeder Grube von Zeit zu Zeit festgesetzt j werden solle, was der liberale Abänderungsantcag zu ver- !- hindern suchte.
rNassenslucht weißrussischer Bauern nach Polen
Warschau, 2. März. Ein Tei der polnischen Presse bringt k Alarmnachrichten über massenhafte Grenzüberschreitungen l. weißrussischer Bauern aus Sowjetrußland nach Polen. Die s Bauern flüchten aus ihrer Heimat wegen der von den » Sowjetbehörden durchgeführten Kollektivierung der land- s wirtschaftlichen Betriebe. Die Sowjetgrenzwachen seien auf f
das dreifache verstärkt worden, um Grenzüberschreitungen i zu verhindern. Wer bei einem solchen Versuch ergriffen werde, würde von den Sowjetwachen unbarmherzig nieder- ! geschossen. In Polen rechnet man damit, daß die Zahl der !
Flüchtlinge weiter ansteigen werde. In polnischen Regie- ,
rungskreisen wird angesichts der schweren Wirtschaftslage s der Plan erwogen, ein Konzentrationslager für ;
die Flüchtlinge zu schaffen. Ueberdies soll auch die Ranken- , kommission für diese politischen Flüchtlinge interessiert werden. Die Woiwodschaftsbehörden der Grenzbezirke sind von der Regierung angewiesen worden, an der Grenze genauere ! Nachrichten einzuziehen. ^
Fahnenflucht einer Abteilung des Noten Heers ,
Warschau, 2. März. Wie „Expreß Porany" meldet, ist ! bei Luninice eine aus 20 Soldaten bestehende Abteilung der i Sowjetgrenzwache unter der Führung ihres Kommandanten i
auf polnisches Gebiet übergetreten und hat sich beim pol- s Nischen Polizeikommando in Luninice gemeldet. Die russi- s schen Soldaten erklärten dort, daß sie sich schon seit längerer s Zeit mit der Absicht getragen hätten, die Reihen des Roten Heers zu verlassen. Die Soldaten würden in Sowjetrußland ganz ungenügend ernährt. Ueberdies habe man sie neuerdings gegen die Bauern geführt, die sich gegen die Enteignungen verteidigen wollten. Da dis Soldaten daraufhin zum Teil denGehorsam verweigerten und nicht gegen die Bauern kämpfen wollten, habe man die Disziplin derart verschärft, daß sie zu Skla - ven herabgewürdigt würden. >
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Staatliche Beihilfe zur Erforschung der Kopfgrippe
Stuttgart, 1. März. In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses kam die Eingabe des Sanitätsrats Dr. R ö- mer in Hirsau um Gewährung einer staatlichen Beihilfe zur wissenschaftlichen Erforschung der chronischen Kopfgrippe zur Beratung. Um durch Augenschein sich von der Bedeutung der Sache zu überzeugen, stattete der Finanzausschuß am Donnerstag nachmittag dem Römerschen Sanatorium einen Besuch ab. Dr. Römer gab interessante Aufschlüsse über Wesen. Entstehung, Entwicklung, Folgen ^ und Bekämpfung der Krankheit, deren Erreger noch nicht entdeckt ist. Einschließlich der von der Statistik nicht erfaßten Fälle sei die Zahl der Erkrankungen im Reich auf 60 000 zu schätzen. In Hirsau wurden schon 83 Fälle behandelt. Aus dem Höhepunkt des Leidens bieten die Patienten in ihrer Qual und Hilflosigkeit ein erschütterndes Bild. Umso trostreicher wirken die bemerkenswerten Heilerfolge. die Dr. Römer in der MehMM her Fälle oft nach verhältnismäßig kurzer Dauer der Behandlung erzielt hat.
Dock sind zeitraubende und schwierige Untersuchungen und
den Kopf halten konnte. Ich hielt's nicht aus, und eins, zwei, drei war ich verheiratet; und das Glück, sage ich dir! Französisch kann sie nicht. Italienisch auch nicht, nur gute?- Schwäbisch, und das klingt wie Musik: und kochen kann sie und mit Hunden und Kindern umgehen — na, du wirst so sehen! Und nebenbei, hat sie nicht ein paar Augen wie ein Bernhardiner, so treu, so ehrlich? — Doch still! sie kommt!"
Eine dampfende Schüssel in der Hand und Hänschen an der Schürze, erscheint die hübsche Frau auf der Schwelle. Schelmisch nickt sie den beiden zu und hebt den Kleinen auf seinen hohen Stuhl. — Lustig tafelt die kleine Gesellschaft, und Hasso bat das Gefühl, als schmeckte ihm zum erstenmal seit drei Jahren wieder das Essen und als seien ^ alle die italienischen Weine Regenwasser gegen das Glas guten Pschorrbräus, das vor seinem Teller steht. Und dabei alles so gemütlich, so lustig!
„Warum Habens denn nit geheiratet?" fragt ihn Frau Leska und nickt l)m freundlich zu, noch einmal in die Schüssel zu langen. „Schauen so hungrig drein wie die sieben mageren Jahre: nur die Augen sind größer geworden."
„Ach. der und heiraten", meint Hans, „solche große Zeiiie dürfen nicht heiraten: das hemmt den freien Schritt.
„Weiß nit, weSbalb das Heiraten schaden sollt! Junge, io iß doch und äug nit immer den fremden Hxrrn an. — Wissen'? noch, wie Sie mich damals geküßt haben: Ich var halt rein weg in Sie!" Harmlos lachend zeigt sie die veißen Zähnchen.
„Ho. hol" meint Hans, obgleich er die Geschichte schon lange kennt — „das sind ja schöne Sachen! Aber, damit ich weiß, daß es ein Kuß in Ehren war, müßt ihr euch gleich noch einen geben. Eins, zwei, drei. loSl"
„Wart doch, bis wir mit Essen fertig sind. Bei mir pressiert's nit so ara."