.Zrun muff sie daran sterben und sann Er Kind auf dseser Wett nicht Wiedersehen," dachte Christin« voll tiefem Weh. „O. das muß furchtbar sein. Sich in Sehnsucht nach seinem Kinde verzehren zu müssen, ohne zu wissen, in welchem Erdenwinkel die Seele es suchen soll, ob es lebt oder gestorben ist."
Bleich und verstört, oft mit verweinten Augen, ging Ernst einher.
Seine Mutter war krank, seine liebe Mutter, mit welcher er bisher alles Geschäftliche beraten. Kaum vor vierzehn Tagen hatten sie gemeinsam mit Merker beschlossen, das Geschäft zu erweitern, eine zweite Windmühle auf der lustigem Anhöhe zu errichten. Denn seitdem der junge Wolfram selbst mit rn seiner Mühle tätig war, hatte sich der Kundenkreis bedeutend erweitert
Die Lagerräume sollten vergrößert werden, ein zweites Paar Pferde sollte Merker kaufen, ja selbst ein Kuhstall sollte gebaut werden, damit ein Paar Kühe in die Wirtschaft käme» und mit ihnen Milch und Butter. Das hatte ihr all' die Jahre gefehlt, in der Talmühle war doch alles vorhanden.
Die Zeichnung für die Stallungen war bereits fertig, der Bauplatz abgegrenzt, und Merker fing schon an, den Grund auszugrahen.
Im Herbst gedacht« Ernst sein Mühlenhandwerk zu betreiben und nebenbei seinem Pflanzenstudium obzuliegen. Das war sein Steckenpferd.
Und dann war Otti, die kleine, sinnige Otti, di« sich so selig hier in der Waldklause fühlte, daß sie in dem großen Berlin, im Kreise ihres vornehmen Umgangs, oft bitteres Heimweh nach Wipperoda empfand.
Vielleicht würde die einmal seine Müllerin. Ach, und all das Wunderbare sollte doch seine gute Mutter noch mit erleben., Und nun war sie plötzlich schwer erkrankt
Er meinte in seinem Iugendglauben, daß nun alles, was er erträumt, zerbrechen wurde. In kindlich heißem Beten glaubte, er, von Gott der teuren Mutter Genesung erflehen zu können. Der erste große Schmerz griff in sein junges, glückseliges Leben ein.
Ernst Wolfram wußte noch nicht, daß das Schicksal unbarmherzig über junge und alle Menschenherzen schreitet, und glaubte es mit seinem brünstigen Beten zum Allvater meistern zu können.
Dem ersten Schlaganfall Frau Lauterbachs war ein zweiter gefolgt. Aber noch immer suchte ihre Sehnsucht nach Anita, wenn auch die heißen Lippen das kleine Wort kaum zu formen vermochten.
Der Junimonat war vergangen. Heiße Iulitage waren gekommen, und noch immer lag die einst so tapfere, arbeits- ftohe Frau Lauterbach müde und hilflos in ihren Kissen.
Die Bewohner des Mühlengutes kümmerten sich jetzt noch weniger um die Außenwelt, als jemals Alles Sinnen und Denken drehte sich um die Kranke, die von den herrlichen Sommertagen nichts verspürte. In Anton Merkers Händen allein lag letzt die ganze Hausverwaltung, und alles, was Ernst Wolfram sonst mit seiner Mutter beraten, beriet er nun allein mit Anton Merker.
Seine geliebte Mama war für Geschäftliches jetzt gar nicht zu haben. Anton Merker hatte Vollmacht über das ganze Anwesen- Er stellte nach Bedarf Gartenarbetter und Mühlburschen ein, da auch Ernst viel beschäftigt war.
Der begonnene Bau schritt rüstig vorwärts. Zwei gute Milchkühe waren bereits erhandelt, nur Christine hatte jetzt für all' diese . Dinge wenig Interesse.
Eines Tages aber riefen die Berliner Otti nach Hause. Sie möchte sofort abveisen, auch wenn Großmutter noch immer krank sei. Ein Wetter scheine über der Welt herauf» zuziehen, da wollten sie die Familie zusammen haben.
Was war das?
Ganz beherrscht von Frau Lauterbachs Krankheit, übermüdet Und überarbeitet, ließ man die eingegangenen Zeitungen tage- und wochenlang liegen, ohne hmeinzüsthen, brachte dieser Brief aus der Residenz Christine und Ernst in völlmen Aufruhr.
Ob Merker nichts wüßte?
Nein, er war lange nicht in der Stadt gewesen und völlig mit Arbeit beschäftigt. Mühlenknschte hätten won einem Königsmord in Serbien gesprochen, aber er habe gemeint, es sei jetzt keine Stimmung dazu, Neuigkeiten aufzlrtischen.
Otti sollte heimbefördert werden, da die Eltern es wünschten. Ruhig und beherrscht schied sie von' der todkranken Großmutter, aber unter herzbrechendem Weinen nahm sie Abschied von Tante Christine. Es war ihr so weh zumute, als ginge sie einer großen Not entgegen.
Ernst kutschierte sie selbst nach der Bahnstation. In der Nähe der Talmühle begegnete ihnen ein sonnenverbranntes, noch junges Weib, das schweres Reisegepäck mit sich führte. Das jammerte Ernst Wolfram, er ließ die Pferde halten. „Ob sie hier warten wollte bis er zurückkäme, dann wollte er sie mit ihrem schweren Gepäck ein Stück Weges mitnehmen. Eine Stunde dürste vergehen."
Die sehr erschöpfte Frau dankte und wollte es sich überlegen.
Jammervoll war der Abschied Ottiliens von Ernst Wolfram. Tränsnüberströmt umfaßte sie ihn immer wieder.
„Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, lieber Vetter Ernst."
„Otti, kleine Otti, was ist dir nur? — Ich freue mich schon, denn spätestens in vier Wochen bist du wieder im Waldschlößchen."
„Ich weiß doch nicht, Ernst. Mir ist so weh, so grenzenlos weh ums Herz. Woher das nur kommen mag?"
Und dann brauste der Zug heran.
Er war überfüllt. Gleich einer lebendigen Mauer standen die Menschen einer am anderen, keiner ftiea aus
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Vom Gottesreich
Das Himmelreich ist gleich einem nakurhaft wachsenden Saatfeld, nicht einem Treibhaus. Gustav Warn e ck.
* §
Das Reich Soltes ist weder Schwärmen noch !chön- geistiges Genießen, sondern Wirken in Liebe und Weisycit, ln Schönheit und Güte. . - Lienhard.
Wer das Reich finden will, der muß es da suchen, wo es ist. nämlich im innersten Grund, wo Gott der Seele näher und inwendiger ist. weit mehr als sie sich selbst ist.
Vom Brückenbauen
Neulich ist durch die Blätter die. Nachricht gegangen, daß man in Köln eine neue Hängebrücke über den Rhein mit festlicher Einweihung dem Verkehr übergeben habe. Nur tiefste Ehrfurcht vor der Kraft und Kunst der Erbauer die-, ler „größten Brücke Europas", wie es heißt, geziemt dem. der von dieser' Brücke hört und liest oder der sie begeht, Und was von dieser Brücke gilt, das gilt von unzähligen anderen: was für gewaltige Lasten müssen sie Tag für Tag, jahraus, jahrein tragen können, ohne müde und verbraucht zu werden: Straßen- und Eisenbahnzüge, Kraftwagen und Pferdefuhrwerke und dazu eine ungezählte Schar von Fuß-, gängern! Aber man darf's den Brücken Zutrauen, daß sie's können, ob sie nun durch viele Pfeiler gestützt sind eher durch gar keine wie diese neueste Hängebrücke; und wenn, irgendwo Zahlen stehen, die von der Belastungsgrenze.reden, so rufen sie vielleicht höchstens ein stolzes Lächeln hervor: So viel muß die Brücke überhaupt nie tragen, wie sie tra-, gen könnte!
Und wenn die Schluchten zu tief, die Ufer hüben und drüben zu weit werden, als daß ein« Brücke sie verbinden könnte? Wenn tiefe Seen, ja Meere dazwischen liegen? Da ist die Kunst der Menschen nicht zu Ende. Da sind Eisen-, bahnen und Kraftwagen und das flinker« Flugzeug; da sind riesige Ozeandampfer und gewaltige Luftschiffe: da sind die Telegraphenkabel und die Funkstationen. Lauter -- Brücken, die sogar Weltteile miteinander verbinden. Hoben die alten Griechen nicht ungeahntes Recht bekommen zu ihrem Mort: .Vieles Gewaltige lebt, doch nichts gewaltiger als der Mensch!"
! Und doch, wie klein ist seine Kunst, Brücken zu bauen zwischen Mensch und Mensch! Schaut hinein ins Leben: da gibt's Brüder, die in Feindschaft leben um eines Erbes willen, Ehegatten, die in immerwährendem Hader sich verzehren, Eltern und Kinder und Nachbarn, die sich fassen, Geschäfts„freunde", die verkappte Feinde sind, Parteien und Konfessionen, Berufsstände und Gesellschaftsschichten und noch so viel mehr bis hinaus zu den großen Vplkexfl und Rassen, die alle durch eine tiefe Schlucht des Nfchtverstehens, durch breite Ströme des Unrechts und der Leidenschaft voneinander getrennt sind. Wohl werden hin uod wieder Brücken gebaut, weil die Menschen einander brauchen; aber die Tragkraft? Ein einziges Wort, ein einziger Blick, die Last von ein paar Pfennigen kann sie zum Einsturz bringen! Wie schnell sind „alle Brücken abgebrochen"?
Wo UM Brücke, die alles trägt? Wie wird sie gebaut? Ein Großer hat in einem altehrwürdigen Buch von ihr geredet: Wahrheit sind ihre Pfeiler, Liebe ihre wtz'itragenden festen Bogen. Auf denn zum Brückenbauenl
.. ... . G. S.
politische wochenrundschau
Das neue Jahr hat begonnen! Nicht mit den besten Vorzeichen, .Es war so etwas wie Stille vor dem Sturm. Und der kann im Januar recht wild ausfallen. Haag (3. Ja- nu ar) — Ge n f (13, Januar) — London (21. Januar): «iy Dreiklang, der für uns Deutsche als böser Mißklang aus- fallen kann.
Am wenigsten berührt uns von diesen dreien die Londoner Marinekonferenz. Sie war schon vor einem Jahr in. Aussicht genommen. Inzwischen haben die beteiligten Mächte sich darauf vorbereitet. Was ist nur zwischen London und Washington verhandelt worden! Ja, der englische Ministerpräsident Mac Donald fuhr extra hinüber über den großen Bach und tauschte seine Äbrüstungs- und Friedensgedanken mit Amerikas Präsidenten Hoover und den Parlamenten in Washington aus. Seine Landsleute jubelten dem Heimkehrenden zu, wie ein Volk es e.twa mit einem siegenden Feldherrn zu tun pflegt. Die angelsächsische Freundschaft- die unter der Chamberlainschen britisch-französischen Annäherung bedenklich gefährdet war, wurde wieder zur alten Innigkeit aufgefrischt, und die Ärbeiterregie- rung hat diesen Erfolg schmunzelnd als ihren ersten großen Aktivposten gebucht. Ohne Sang und Klang wurde zwischen hinein die Entente „seligen Angedenkens" begraben, ebenso still wie..ihr feurigster Verfechter, der alte „Tiger" Clemen- c.au in Nacht, und Nebel ins Grab gestiegen war.
Nicht immer freut sich der Dritte mit den Fröhlichen. Und dieser Dritte war Frankreich. Auch der ehemalige Verbündete gehört zu den fünf Seemächten, die an der Londoner, hauptsächlich von Amerika betriebenen und begünstigten Flottenkonferenz teilnehmen sollen. Nun gibt es Einladungen, die einem recht ungelegen kommen, und die man ehren- und schandenhalber doch nicht ausschlagen kann. Aber man kann dagegen wühlen. Man kann sie von vornherein sabotieren. Und so war es hier. Der erste Prügel, den Frankreich in die Gesellschaft warf, war der Borschlag eines Mittelmeerpäkts, oder, wie er auch genannt wird, Mittel- Meer-Locarnos: die am Mittelmeer liegenden und ittteressiertenStaaten, also nicht bloß Frankreich und England, sondern auch Italien und Spanien sollen einen Schutz- und Trutzbund miteinander eingehen. Vorher könne man nicht an eine Abrüstung zur See denken. Spanien ließ sich,das nicht, zweimal sagen und fordert jetzt, daß es auch an der Kotiferen teilnehmen dürfe.
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Die zweite Schwierigkeit liegt in der Denkschrift, die die französische Regierung dieser Tage nach London richtet«. Diese Denkschrift enthält sieben Punkte, die ebensoviel« Widersprüche gegen die englisch-amerikanische Auffassung bedeuten. Als da sind: die Konferenz dürfe nur einen vorbereitenden Charakter haben. Das Abrüstungsproblem hänge, wie es im Völkerbundsstatut stehe, von Sicherheit und Sanktionen ab. Die Seerüstung könne nicht von der Land- und Luftrüstung getrennt werden. Sie müsse sich auch auf sämtliche Völkerbundsstaaten erstrecken, Amerika und England und Japan sollen für sich ein Abkommen treffen. Frankreich müsse allererst auf seine geographische Lage, sein Kolonialreich, sein Verteidigungsbedürfnis Rücksicht nehmen. Kurz: Frankreich will nicht. Immer das alte Lied, das sich schon acht Jahre bis zur Langweiligkeit wiederholt: Man spricht überschwenglich vom Frieden, gleichzeitig bewaffnst man sich bis. an die Zähne.
Geradezu lächerlich macht sich diese Heuchelei, wenn Frankreich im Hinblick auf. die „vorzügliche deutsch« Flotte" größere „Sicherheit" für sich fordert. Deutschland habe so vorzügliche Kriegsschiffe, ein so gutes Marinepersonal, daß man Frankvich unmöglich eine Äbrüstuna zumuten könne. Namentlich werde das Panzerschiff das übrigens nicht vor 1932 fertig sein wird, recht gefäbrlich werden. Mittlerweile ist die französische Flotte 619 000 Tonnen, die deutsche nur 114 000 groß. Dabei hat Deutschland keine Großkampfschiffe, keine 10 000-Tonnen-Kreuzer, keine Flugzeugmutterschiffe, keine Flotillenhäfen, keine Unterseeboote. Frankreich verfügt aber beispielsweise in einigen Jahren über nicht weniger als 81 U-Boote! Wie also kann jemals die kleine deutsche Flotte Frankreich gefährlich werden? '
Das zweite Ereignis, dem wir in diesem Monat entgegengehen, ist die Genfer Völkerbundstagung, die voraussichtlich ebenso, nutzlos verlaufen wird, wie ihre Vorläuferinnen. Frankreich, wird auch hier wieder den Taktstock fuhren. Für die Franzosen ist diese ganze Cinrichtunn übet- haup.t nichts anderes, als ein Instrument zur Durchführung des .Versailler Vertrags, und die 54 Mitgliedstaaten- sind ibm nichts mehr und nichts weniger als die Bürgen für die Knebelung Deutschlands- In Genf haben wir 1929' nichts erreicht. Das, Jahr 1930 wird hierin keine Aenderüng bringen.
Viel wichtiger aber ist für uns, die zweite Haager Konferenz, zu der unsere Vertreter am 2. Januar ab- gerelst sind. Unter ihnen fehlt diesmal der Reichsbankpräsj- dent Dr. Schacht. Warum? Man sagt, er selbst hätte nicht gewollt. Die Wahrheit wird iraendwo anders liegen, nämlich in seiner Denkschrift vom 6. Dezember. Die hat bei der Regierung starkes Aergerms erregt. Dr. Schacht ist der Gralsritter unserer Währung. Diese Verantwortung zwang ihn zum Widerspruch gegen den B o u n g p l a n, wie er inzwischen, seit der ersten Haager Konferenz, mit allem möglichen Beiwerk mit weiteren Zahlungsverpflichtungen und Verzichten gegen England, Belgien und Polen belastet wurde. Wohl ist er „Erfüllungspolitiker", aber mit Macht und Ziel, d. h. so weit, als nach seiner Meinung Deutschland überhaupt erfüllen kann. Diese Grenze fand er anfänglich in dem Angebot einer Jahreszoblung von 1360 Millionen auf 36 Jahre. Daraus sind 2100 Millionen auf 58 Jahre geworden, abgesehen von allen möglichen Trinkgeldern, die noch dazu kamen. Und so ist dieser Mann, wie seinerzeit Dr. Vogler, von weiterer Mitarbeit zurückgetreten oder richtiger: zurückgetreten worden,
Ein böses Vorspiel, das für den Fortgang der Konferenz wenig Gutes ahnen läßt. Und doch hätten wir mehr denn je alle Ursache, daß unser Tribut, unter dessen erdrückender Last wir schon einmal fürchterlich zusammenbrachen, erleichtert würde. Unfern Gläubigern ist das gleichgültig. Was kümmert Frankreich Deutschlands Niedergang? Im Gegenteil, je früher er kommt, desto besser! Und sie haben bereits sich die Hände gereicht, alle unsere „Gläubiger", um im Haag diesmal eine geschlossene Front gegen den gefährlichen Schuldner zu bilden. Daher die große Freude, baß Dr. Schacht, der einzige Spielverderber, den sie noch fürchteten, hübsch fein zu Hause bleiben muß.
Einer unserer Gläubiger sieht mit sehr gemischtem Gefühl dem neuen Jahr entgegen. Das ist England. In Indien gehts recht bedenklich zu. Der allindische Kongreß in,L ahore fordert in seiner Mehrheit „völlige Unabhängigkeit Indiens und Loslösung vom britischen Reich". Voriges Jahr, also im Dezember 1928, hat noch die von Gandhi geführte gemäßigte Richtung sich mit der Gewährung de? D o m i n i.o n - V e r f a s s u n g, also mit der Unabhängigkeit, deren sich Kanada, Australien, die Südafrikanische Union usw. erfreuen, zufrieden gegeben. Aus jener Minderheit ist innerhalb Jahresfrist die Mehrheit geworden, - und Gandhi, der große Prophet Indiens, ist zu den Radikalen übergegangen. Würde England Indien verlieren, dann wären die Tage des britischen Weltreichs gezählt. Bildete doch dieses Wunderland mit seinen 320 Millionen Einwohnern, mit seiner uralten Kultur, mit seinen märchenhaften Schätzen die „Perle der britischen Krone", jenes begehrenswerte Ziel, auf das die ganze britische Außenpolitik 'eingestellt war.
Freilich so schnell wird es mit jener Forderung nicht gehen. Sie liegt aber im Zug der Zeit. Ob ägyptische oder syrische, oder türkische, oder chinesische, oder — indische Nationalisten — gleichviel, sie alle wollen — frei werden. Wir Deutsche, die wir auch nach völliger Befreiung unseres Vaterlandes rufen, wir fühlen uns heute mit allen solchem Bestrebungen schicksalsverwandt. „Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht, vor dem freien Menschen erzittere nicht!"
iss. tt.
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vverden so urteilen:
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