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Nummer 3 Fernruf 179 Samstag, den 4. Januar 1930 Fernruf 179 65. Jahrgang

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Schicksale Kämmen vom Himmel

Roman von Christine Ruhland

SS. Fortsetzung. (Nachdruck verboten)

Noch nie im Leben hatte Frau Lauter-bach so überzeugend zu reden verstanden.

Und endlich war Christine überzeugt, daß die Mutter m ihrem klugen, praktischen Sinne Recht hatte. Im Einver­ständnis mit Merker verdingten sie den ererbten Grund und Boden in kleinen Parzellen zu einem bescheidenen Pacht­gelds, und Anton Merkers Anteil wurde zum Aufbau neuer Fröhnerhäuser verwendet. Das schaffte ihm Befriedigung, und ließ ihn die grausamen Qualen, die ihm Trudo und Ruprecht von Markendorf geschaffen, vergessen.

Auch die Löhne der Waldarbeiter wurden von dem Pacht­gelds aufgebessert und manch' einer drückte dem einstigen Wilderer warm und dankbar die Hand.

Das tat ihm wohl und ließ sein Herz höher schlagen. Er fiihlte, daß der sündhafte Reichtum segensreich zu wirken begann.

In Ernst Wolfram aber wurde »on Frau Lauterbach, seiner geliebten Mutter, Interesse und Freude an seinem reichen Besitztum geweckt. Er liebte die Natur und war selig im Besitze eines ganzen, großen Waldes, der ihm allein ge­hören sollte. Er fragte nicht, was den Kammerherrn ver­anlaßt«, ihn und Anton Merker so reich zu beschenken.Er hat uns lieb gehabt," dachte er nur. Er hatte überhaupt noch keinen Begriff von dem hohen Werte seines Erbes, dazu war er noch viel zu harmlos, und auch Frau. Lauterbach klärte ihn darüber nicht auf.

So reich sind wir, mein Junge, denn auch mir gehört ein Teil davon, und wir waren doch schon zuvor so über­reich. Deine Mama im Besitze ihres Waldschlößchens und des Mühlengutes, und ich dadurch, daß ich bei euch leben und arbeiten durfte. Verstehst du das, mein Junge? Bist du schon reif genug, um zu begreifen, daß mich der Kammer­herr mit seinem Erbgeschenk unmöglich glücklicher machen konnte, als ich es bereits war?"

Die hohe Stirn des schlanken, hochaufgeschossenen Knaben bekam grüblerische Falten.

Ja, das begreife ich vollständig," sagte er mit aufleuchten­den Augen.Denn auch ich würde Mamas Waldschlößchen und unser ganzes geliebtes Mühlengut nicht eintauschen gegen Schloß Markendorf mit all' seinen Liegenschaften. Nein, Vetter Merker, glücklicher als ich es immer war, kann auch mich das Erbe des Kammerherrn unmöglich machen. Natürlich, mein Stück Wald ist mir trotzdem sehr teuer."

Da lächelte Merker, dem großen Knaben tief in die Blau­augen schauend.

Gewiß, der Wald, der liebe, alte Wald, der geht dir über alles. Das ist dein Erbteil von deinem prächtigen, guten Vater."

Mein lieber Vater war ja ein Waldmensch, ein Förster. Ich aber werde trotz meiner Liebe zum Walde ein Müller. In meiner Heimat will ich bleiben Meine Heimat und all' die Menschen drinnen sind mir das Heiligste auf der Welt."

Er hatte sich heiß geredet, und seine Äugen glänzten in freudiger Begeisterung.

Da legte Merker seine Hand auf das flimmernde Blond­haar des Knaben.

So ist es recht, mein Ernst. Heimatliebe ist etwas Hei­liges, Großes und Schönes. Aber nun haben Tausend und Millionen Menschen keine Heimat, keine Heimstätten, so wie wir sie haben. Möchtest du zu denen gehören?"

Ernst Wolfram wurde bleich.

Nein, o nein, aber darüber dachte ich noch niemals nach. Nur wenn ich in Berlin bin, wo man vor hohen Häusern und grauen Mauern kaum ein Stückchen Himmel sieht, fühle ich, daß ich ohne einen Blick ins Weite und ohne ein Häus­chen mit einem Stückchen Gartenland als Eigentum vor Heimweh sterben müßte. Die Großstadtmenschen, die jahr­aus, jahrein zusammengepfercht in ihren hohen Häusern wohnen müssen, sind tief zu bedauern."

Und dabei hast du von dem wirklichen Elend der Groß­stadt noch gar nichts gespürt. Du kennst nur die Wohnungen wohlhabender Kreise. Und an dem Großstadtelend können wir zwei auch nichts ändern. Dazu sind wir zu ohnmächtig. Aber hier in unserer geliebten Heimat können wir viel Segen stiften mit dem Erbe des Kammerherrn."

Ernst Wolfram lauschte und atmete tief auf. Er reckte sich noch ein Stück höher und schaute Merker ernsthaft ins Antlitz.

Zu diesem Zweck hat uns der edle Kammerherr sicher auch nur das reiche Erbteil ausgesetzt, und alles in deine Hände gelegt. O, ich ahne, was du zu tun gedenkst. Nein ich weiß es. Heimstätten willst du gründen für Arme auf dem Grund und Boden, den der Kammerherr dir vermachte."

Ueber Merkers ernstes Gesicht flog ein Sonnenstrahl. Ein seltsames Licht trat in seine Dunkelaugen.

Ja, mein Junge, das will ich tun Das soll meinem Herzen ein Labsal sein. Heimatliebe will ich wecken in den Herzen der Armen, denen nicht so viel Grund und Boden gehört auf Gottes Erde, daß sie ein Häuschen für sich und ihre Familie darauf erbauen können als Wohnstätte für ihre Lebenszeit."

Ja, mein Ernst, schon lange trage ich mich mit dem Ge­danken, aber nun will ich ihn endlich zur Ausführung bringen. Nur mit Frau Lauterbach und deiner Frau Mamo will ich mich bereden."

Und mein Erbteil darfst du wirklich vor meiner Mündig­sprechung nicht benutzen? fragte Ernst schwer betrübt.

Nein, mein Junge, darüber darf vorher kein Mensch ver­fügen. Nicht einmal der Erlös des Pachtes deiner Län­dereien darf angegriffen werden. Aber darüber gräme dich nicht. Die Zeit bis dahin wird nur zu schnell verfliegen. In­dessen kannst du dich an dem Entstehen kleiner Heimstätten erfreuen, deren Aufbau ich einem verständnisvollen Bau­meister übertragen werde."

Der Knabe erglühte vor Erregung und Freude.

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mit dir zusammen Gutes wirken kann."

Plötzlich aber flog ein Schatten über sein junges Gesicht. Ein ernster, frühreifer Zug erschien um seinen Mund, über sein schmales Profil lief eine Vertiefung bis an die Schläfe.

So hatte ihn Merker am Todestage des Kammerherrn gesechen. Blaß und eingefallen.

Wenn ich aber nun sterben würde, bevor ich mündig bin, würde dann mein heißer Wunsch von heute ausgeführt werden?"

Anton Merker verspürte einen Schlag auf sein Herz. Es war, als sollte es stille stehen. Unwillkürlich legte er wir beschützend seine Hand auf des Knaben Haupt

Du lieber, altkluger und doch so kindlicher Bengel, wie kommst du darauf?"

Ja weißt du seit dem Tage, wo ich den erschossenen Kammerherrn vor mir liegen sah, muß ich oft denken, daß auch mir einmal solch' ein Unfall begegnen könnte. Mein lieber Vater wurde doch das Opfer eines unglücklichen Ver­sehens."

Bleich bis in die Lippen, konnte Merker dem Sohne Christines, den er liebte wie sonst nichts auf der Welt, für's erste keine Antwort geben. Wie geistesabwesend schritt er eine Weile neben ihm her. Sie näherten sich dem Mühlen­gut und sahen bereits das von blühenden Glyzinien um­kletterte Waldschlößchen durch die Tannen schimmern Da mußte er dem Knaben rasch noch das düstere Bild, das er in sich trug, verwischen. Er lächelte ein wenig gezwungen und überlegen.

Des Sterbens kann jeder Mensch gewärtig sein, jeden Tag und zu jeder Stunde. Aber ein Kind wie du, sollte sich nicht mit solchen Bildern beschäftigen, gar nicht daran denken. Laß deine liebe Mama niemals ahnen, daß dir zuweilen solche Gedanken und düstere Bilder kommen, sie würde sich darüber sehr betrüben."

' Anton Merker aber lenkte des Knaben Geist und Gemüt auf andere Bahnen. Cr nahm den Knaben an die Hand und führt« ihn nach und nach durch seine ganzen Ländereien.

Er zeigte ihm die Grenzen seines Waldgebietes und sagte ihm:

Nein, zu ihr rede ich gewiß nicht davon, und ich denke auch nur selten daran. Aber mit Schußwaffen werde ich immer sehr vorsichtig umgehen."

Daran tust du recht, mein Sohn."

29.

Ein wundervoller Junimorgen zog über den Tannenwald herauf. Flimmernd und gleißend blinzelte die Sonne durch die dunkle Masse, die wie eine gerade Linie den Horizont begrenzte. Immer höher und höher stieg der Sonnenball und. entflammte mit seinen Strahlen die schlanken Birken, die in kurzen Abständen den Wald umsäumten. Wundervoll wiegten sich die zarten Zweige der silberstämmigen, schlanken Bäume im leichten Morgenwinde

Aus weiter Ferne klang das Morgenlied eines Pirols, das sich mit dem leisen Singen einer Amsel vermischte, di« dicht unter Christines Erkerfenster ihre Morgenandacht. hielt.

-Das war' die Stunde, die Christine Wolfram gern für sich allein genoß, um in seliger Andacht mit der Seele des ge­liebten Gatten Zwiesprache zu halten. Wochenlang hatte Unruhe die Stille ihres Hauses unterbrochen. Wolframs aus Berlin waren hier gewesen Diesmal die ganze Fa­milie. Nun waren sie weiter gezogen nach einer anderen Sommerfrische, nur Otti hatte hier bleiben dürfen. Ihr war das Waldschlößchen und seine Bewohner das herrischst« auf der Welt.

Heute lag sie noch in tiefem Schlummer, umrauscht von der heiligen Morgenstille des Waldes.

Christine war älter geworden. Das Dunkelhaar, das jetzt hochfrisiert in weichen Wellen über der klugen, weißen Stirn glänzte, war von weißen Silberfäden durchsponnen. Marienfäden," sagte sie wehmütig lächelnd.Der Herbst spinnt mich ein." Ihre weichen Züge hatten den Jugend- schmelz verloren, dafür verschönte sie der Ernst des Lebens, der ihr jetzt stärker ausgeprägt war.

Zur Stunde war ihr das Herz voll süßer, seliger AndaO, voll Freude an ihrer Waldheimat

Da nahm der Morgenwind eine Duftwelle auf seine Flügel und trug sie durch das offene Erkerfenster, hinter welchem Christine träumte. Rosendüfte umschwebten sie plötzlich so intensiv, wie es nur selten geschah. .

Es zog sie an das Fenster Sie schob den Kopf durch das grüne Gerank und schaute hernieder O welch' wundervoller Anblick. Ihr Herz erschauerte. Der uralte, knorrige Rosen­strauch, der gestern abend nur noch Knospen trug, hatte sein« ganze Blütenpracht entfaltet.

Sie war bewegt. Aufjubeln hätte sie mögen wie ein Kind. Eine Minute schaute sie himmelwärts, denn all ihres Leben- Not und Seligkeit trug sie ja zur Höhe.

Wie immer im Glück, dachte sie derer, die im Unglück. Sie dachte an Anita.

Mein Schwesterchen, mein armes, liebes, was mag au» dir geworden sein. Wohin mag dein Trotzkopf und dein liebesehnendes Herz, das seltsame Gemisch von Härte und Weichheit, dich geführt haben? Lebst du noch, oder haben Not und Sorgen dir ein frühes Grab bereitet? Mutter o du arme, arme Mutter, wie mag es zuweilen in deinem Innern toben?"

Christine legte die Stirn in die Hände. Die Rosenfreude war verflogen, noch ehe neues Leben in den Tag hinein­flutete. Sie weinte herzbrechend. Alles Leid, was sie durch­lebte, kroch wieder einmal aus den tiefsten Herzenswinkeln hervor.

Die Sonne stieg höher. Schon tanzten Sonnenfunken durch die Scheiben und vergoldeten Christines silberdurchwebtes Haar. Da klang die elektrische Schelle. Christine erhob den Kopf von der Schreibtischplatte.So früh schon?" dachte sie verwundert, sich eiligst die Augen trocknend.

Die Magd begehrte Einlaß Sie sah bleich und übernächtig aus.

Ich sollte durchaus noch nicht stören," sagte sie.Aber Frau Lauterbach scheint mir sehr krank. Die ganze Nacht hat sie gefiebert. Es ließ mir nun keine Ruhe mehr."

Unter Christines Füßen knirschte schon der Gartenkies. Sie war tief erschrocken.

Und weshalb rief man mich nicht?" fragte sie vorwurfs­voll.

Frau Lauterbach wollte es durchaus nicht. Frau Wolf­ram bedürften der Ruhe nach der aufregenden Zeit d« Berliner Besuches."

Das sieht ihr ähnlich," dachte Christin«. Sie war berskt» im Müblenbause verschwunden.

Da bist du ja schon," empfing sie Frau Lauterbach, und ein froher Schein flog über ihr erhitztes Gesicht.

Mutter, meine gute Mutter Hierher hätte ich schon dis ganze Nacht gehört. Wolltest du mich wirklich mcht haben, hattest du gar keine Sehnsucht nach mir?"

Da schloß Frau Lauterbach Christine in die Arme.

Sehnsucht, Sehnsucht," sagte sie mit schweren Atem­stößen.Ich habe sie einst verlacht, ja, als etwas Verächt­liches bewertet. Nun kenne ich sie. Schon seit Jahren fühle ich das Wühlen in meinem Innern, doch ich preßte die Hand '.ufs Herz und wollte es erdrücken Aber in der vergangenen Nacht hat sie alles durchwühlt, alle Schranken durchbrochen. Christine, hätte ich dich nicht gehabt all' die langen Lebens­jahre, ich hätte es wohl kaum ertragen."

Frau Lauterbachs Pulse flogen, ihre heißen Hände gingen ruhelos über die Schlafdecke.

' Christine strich ihr weich das wirre, graue Haar aus der Stirn.

Sei ganz still, Mutter, quäle dich nicht!"

Ich muß reden. Einmal muß ich es aussprechen, was ich jahraus, jahrein stumm in mir getragen Im ersten heißen Zorn habe ich Anita geflucht Nie wieder sollte sie di« Schwelle unseres Hauses überschreiten. Niemals wieder vor. mein Antlitz treten. Und der Zorn hat angedauert Jahr um Jahr, bis ich zuletzt doch spürte, daß hinter diesem Zorn dis Muttersehnsucht lauerte. Die Muttersehnsucht, die Mutter­liebe! Mein Ernst, mein lieber, kleiner Ernst, ich bin auch deine Mutter," flüsterte sie in abgebrochenen Sätzen. Die Augenlider fielen herab, aber die Lippen flüsterten weiter.

Selma! »- Merker möchte sofort anspannen. Der Arzt muh kommen. Meine Mutter ist sehr krank."

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Ein weißbestäubter, schlanker Jüngling, die weiße Mütze aus der Stirn gerückt, kam strahlenden Angesichts den Mühl­berg herab. An seiner Seite ging ebenso heiter und strahlend di« blonde Otti, die man für ein« Schwester des weiß­gepuderten Müllers halten konnte, so ähnlich war sie ihm. Sie hatte ihren Vetter Ernst, der über Nacht das Mühlwerk behütete, wie schon oftmals, in aller Morgenfrühe abgeholt, um mit ihm zusammen das erste Frühstück einzunehmen.

Tante Christine war bereits ausgeflogen, als der kleine Langschläfer» das Großstadtkind, erwachte. Ja, Detter Merker fuhr sogar schon zum Tore hinaus. Er schien «s eilig zu haben und wollte sicher nach der Stadt.

Ehe ich zum Kaffeetisch komme, muß ich mich erst säubern," sagte Ernst Wolfram.Mehlstaub darf ich meiner Mutter nicht ins Zimmer bringen."

Das ist zu dumm," lachte Otti.So weih gepudert ge­fällst du mir am schönsten."

Ahnungslos, voll Jugendfreude, betrat sie den blitzsauberen Hausflur.

Selma, bereiten Sie bitte den Kaffeetisch, Ernst wird gleich kommen."

Da hielt eine Hand ihr energisch den kleinen, lauten Mund zu. v- -

Still, mein Kind, Großmutter ist sehr krank," sagt« Tante Christine.

Otti erbleicht«. Niemals bisher war Großmutter krank gewesen. Bedrückt zog sie sich in die Laube zurück, um Ernst zu erwarten. Geräuschlos ordnete sie Teller und Tassen. Mechanisch zerschnitt sie den Napfkuchen, den Großmutter noch gestern gebacken hatte.

Und dann kam Ernst, vom Mehlstaub befreit, freudig mit einem gesunden Hunger.

Wo ist meine Mutter," fragte er. ,

Er war gewöhnt, ihr hier in der Laube seinen Morgen­gruß zu bringen.

Großmutter ist krank," sagte Otti leise.Wir dürfen nicht ins Zimmer."

»Krank ist sie, und ich sollte nicht zu ihr dürfen?"

Bleich vor Erregung, öffnete er, ohne zu fragen, Mutters Schlafzimmer. Wie durch einen Nebel sah er sie mit fieber­roten Wangen im Bett liegen, während seine Mama, der Ankunft des Arztes harrend, am Fenster stand. Mit einer beschwichtigenden Gebärde bat sie ihren Sohn, das Zimmer zu verlassen. Da rührte sich die Kranke.War Ernst nicht hier? Er soll nicht mit Hans Wolfram reisen, er soll bei mir bleiben."

Da stand er schon an ihrem Lager und strich schmeichelnd ihre welken Wangen.

Ich gehe niemals fort von hier, mich "seht nichts in di« Ferne. Immer und immer bleibe ich bei Lir."

Sie suchte nach seiner Hand und hielt sie fest.

Nicht wie Anita, mein Junge. Nein nicht wie Rita, die Vater und Mutter verließ.

Bang und unruhig schienen ihre Hände wieder etwas zu suchen. Die Fieberwangen leuchteten heftiger. Und endlich kam der Arzt mit seinem eigenen Geschirr.

Es hat keinen Zweck, wenn ich Ihnen Hoffnung mache, Frau Wolfram," sagte er nach eingehender Untersuchung. Frau Lauterbach erlitt einen kleinen Gehirnschlag. Cm stärkerer wird folgen. Möglich, daß Tage oder auch Wochen dazwischen liegen, doch auch nur mit Stunden müssen wir rechnen. Das Bett wird sie nicht wieder verlassen."

Nachdem er noch Verschiedenes angeordnet, was der Kran­ken Erleichterung verschaffen sollte, war er gegangen.

Schwere Tage, bange Nächte und Wochen folgten diesem ersten Krankheitsfall. Voll tiefsten Seelenleides saß Christin« Tag und Nacht, nur mit kleinen Unterbrechungen, unermüd­lich am Krankenbett der Mutter. Und sobald sie einmal ihren Platz verlassen, irrten die Augen der Kranken suchend durch das Zimmer.

Anita," bebte es immer und immer wieder schwerfällig über ihr« schmalen Lippen, die sich einst im Trotz oft viele Wochen lang fest zusammengepreßt. Viel« Jahr« lang hatte keiner ihrer Umgebung den Namen Anita aussprechen dür­fen, und ihr selbst hätte dieser Name, wenn er etwa in ihr auffteigen wollte, die Kehle zugeschnürt

Und doch und doch hatte sie die Sehnsucht in sich ge­tragen. üie beiks Sebninckit noch der nerlobollenen Tocbter.

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