Ein schweres Mißgeschick traf den von Felldorf stam- inenden Schüler März, als er gestern mittag in einem Klassenzimmer des Progymnasiums sein Vesper verzehrte. Er wurde von Matthäus Grammer aus Dettingen so lange gehänselt, bis der sonst ruhige Bub sein Messer, mit dem er eben seine Wurst abschnitt, auf den lIrammer warf. Der Wurf ging so unglücklich, daß die Spitze des Messers in den Leib des Grammer eindrang und schwere innere B'ulungen herbeiführte. Der Schüler wurde sofort in die Klinik nach Tübingen gebracht. An seinem Aufkommen wird gezweiselt.
Durchhausen OA. Tuttlingen, 9. Oktober. Tödlicher kl nfall. Der 41 Jahre alte Anton Distel war in Mühlhausen mit Grabarbeiten an der neuerstellten Wasserleitung beschäftigt, als die Wandungen des Grabens einrutschten und Distel verschütteten. Obwohl der Bedauernswerte sofort aus seiner Lage befreit wurde, trat der Tod nach der Ausgrabung wohl infolge Quetschung innerer Organe ein.
Ulm, 9. Oktober. lOOJahrealteDonaubrücke. Am 15. Oktober 1829 fand die Grundsteinlegung der mächtigen Steinbrücke statt, die dem Verkehr über die Donau zwischen Ulm und Neu-Ulm dient und heute den Namen „Alte Donaubrücke" führt. Sie war lange Zeit die einzige Brücke; vor hundert Jahren kam ihr große militärische Bedeutung zu; die neben anderen Gesichtspunkten für die Wahl Ulms zur Bundesfestung maßgebend war. Heute verbinden vier Straßenbrücken die beiden Städte, wenn man die Illerbrücke, die von Wiblingen nach Neu-Ulm führt, einrechnet.
Berghülen OA. Blaubeuren, 9. Oktober. Bluttat aus Eifersucht. In der Nacht zum Montag gab es zwischen zwei hiesigen Bürgerföhnen eine Auseinandersetzung wegen eines Mädchens, die damit endete, daß der jüngere Bursche, ein Schäfer, dem älteren, einem Bürgersohn, einen schweren Messerstich beibrachte, der die Lunge verletzt hat. Der Verletzte mußte in das Blaubeurer Krankenhaus verbracht werden.
Buchau, 9. Okt. Lebensretterin. Am Samstag nachmittag fiel ein dreijähriges, von Tailfingen hier zu Besuch weilendes Bübchen am städtischen Waschhaus in den ziemlich tiefen Stadtbach. Die Ehefrau des in nächster Nähe wohnenden A- Sch- rettete den bereits versinkenden Knaben oom sicheren Tod des Ertrinkens.
Ravensburg, 9. Okt. Versuchter Totschlag. Das Schwurgericht hat den 25 I. a. ledigen Hilfsarbeiter Franz Xaver Müller von Enzkofen OA- Saulgau wegen eines Verbrechens des versuchten Totschlags zu einer Gefängnisstrafe von 3^ Jahren verurteilt. Er hatte am 18. Mai versucht, seine Geliebte, die 23 I. a. Hulda Kraft zu erschießen. Das Geschoß durchschlug die Lunge des Mädchens, doch konnte sie wieder geheilt werden. Der Grund zur Tat war Eifersucht.
haisterkirch OA. Waldsee, 9. Oktober. Tödlicher Unfall. Der in der Mauchenmühls bedienstete ledige Matth. Häufchle von Niedlings, Gemeinde Diepoltshofen wollte Haber vom Dachboden holen und zwar mittels Mühleaufzug, kam beim Auffahren der Welle zu nahe und wurde abgeworfen und erlitt tödliche Verletzungen.
Friedrichshofen, 9. Oktober. Wettbewerb für ein Kriegerdenkmal in Friedrichshasen. Das Preisgericht, dem außer Stadtschultheiß Schnitzler und einigen Gemeinderäten als Sachverständige Pros. Laur- Friedrichshafen, Prof. Habich und Prof. Dr. Flechter- Stuttgart angehörten, beurteilte die 65 eingelaufenen Arbeiten für ein Kriegerdenkmal in Friedrichshafen. Ein erster Preis wurde nicht verteilt, da kein Entwurf hinsichtlich der Platzwahl und der Durchführung vollkommen befriedigte. Einen zweiten Preis erhielt die Bildhauerin Frl. Franziska Sarwe y-Stuttgart und ebenfalls einen zweiten Preis Bildhauer Erwin D a n n e r - Ludwigsburg; einen dritten Preis Bildhauer Eugen Schwa b-Stuttgart, eizien vierten Karl R i e b e r - München. Ferner wurden an» gekauft die Entwürfe von den Bildhauern Martin Scheib le-Ulm und I. Clement-Stuttgart, sowie ein weiteres Projekt von E. S ch w a b - Stuttgart.
Iäher Tod. Von einem Herzschlag betroffen wurde gestern vormittag der 68 I. a. Kaufmann Niemann aus Stuttgart, der sich auf dem Weg zum Hafen befand, um nach Konstanz zu fahren.
Oberstdorf, 9. Okt. Berühmter Besuch. Dr. Eckener, Oberingenieur Dr. Dürr und Geh.-Rat Maybach sind in Oberstdorf zur kurzen Erholung eingetroffen und haben im Hotel „Löwen" Quartier genommen.
Der Päckchenveckehc der Post. Mit der Einführung der Päckchen hat die Post eine Gelegenheit geschaffen, leichtere Gegenstände und kleine Warenmengen unter einfachen Bedingungen und zu einem — gegenüber der Paketgebühr — ermäßigten Gebührensatz zu versenden. Es gibt zwei Arten von Päckchen, nämlich „B r i e f p ä ck ch e n" und „s o n st i g e Päck che n". Der Unterschied besteht darin, daß die „Briefpäckchen" den sonstigen Päckchen gegenüber in den Abmessungen und im Gewicht beschränkt sind, aber schneller befördert werden und deshalb einer erhöhten Gebühr unterliegen. Päckchen beider Arten dürfen briefliche Mitteilungen enthalten und werden ohne Paketkarte befördert. Zur Äuf- schrift dürfen Fahnen nicht verwendet werden. Auf Päckchen beider Arten sind Namen, Wohnort und Wohnung des Absenders anzugeben. Auf gute und haltbare'Verpackung ist Wert zu legen.
Bersendungsbedingungen für Briefpäckchen": Gebühr: 60 Rpf. auf alle Cntferunqsn Freimachungszwang. Abmessungen: 25X15X10 oder 30X20X5 Zentimeter, in Rollenform 30X15 Zentimeter. Höcbst- gewicht: 1 Kg. In der Aufschrift deutlicher Vermerk: „Brief- packchen". Zulässig: Eilzustellung und Postlagerbehandlung Unzulässig: Wertangabe, Einschreiben, Nachnahme, Rückschein.
m-'^/^?öu".Fbbedingungen „sonstige
P a ck chen : Gebühr: 40 Rpf. auf alle Entfernungen- Frei- inachungszwang. Abmessungen: 40X25X10 oder 50X20X10 oder 40X30X5 Zentimeter, in Rollenform: 70X10 Zentimeter. Höchstgewicht: 2 Kg. In der Aufschrift deutlicher Vermerk. „Päckchen . Zulässig: Eilzustellung, Postlaqer- behandlung, Einschreiben, Nachnahme, Rückschein. Unzulässig: Wertangabe.
Gefälschte Dollarnoten. In einigen Städten hat ein qut- gekleideter Mann im Alter von 35 bis 40 Jahren, kräftig mit kurzgeschnittenem Schnurrbart, Geschäftsleute dadurch geschädigt, daß er Anzüge und andere Gegenstände kaufte und eine 10- oder 100-Dollarnote in Zahlung gab. Die Note war eine echte E i n--Dollarnote, auf der die Wertziffer 1 in 10 oder 100 gefälscht war. Der Betrüger ist anscheinend Ausländer und spricht gebrochen Deutsch. Es kann dies aber auch nur eine Finte von ihm sein.
Amtliche Kienstnachrlchlen
Ernannt: Regierungsrat Reihling beim Innenministerium zum Lanhrat in Oberndorf: Bauwerkmeister Roth beim Amt für Gewässerkunde bei der Ministerialabteilnng für den Strahen- und Wasserbau zum Verwaltungsobersekretär im Geschastskreis dieser Ministerialabteilnng.
Verseht: Zollamtmann Maichel bei dem Hauptzollamt Ulm als Vorsteher an das Hauptzollamt Horb, Oberzollinspektor Schmohl bei dein Landesfinanzamt an das Hauptzollamt Ulm, Oberzollinspektor Strobel bei dem Hauptzollamt Hall an das Landesfinanzamt, Oberzollinspektor Albert Stellrecht bei dem Hauptzollamt Stuttgart an die Lehranstalt für Zollbeamte m Stuttgart, Oberzollinspektor Hermann Häußler, Vorsteher de-, Zollamts Gmünd, als Leiter an das Bezirkszollkommissariat I (St.) Heilbronn, Oberzollinspektor Hugo Stellrecht, Leiter des Bezirkszollkommissariats 1 (St.) Heilbronn, als Vorsteher an das Zollamt Gmünd, Regieruugsobermspektor von Heyn > tz be, dem Reichsentschädigungsamt für Kriegsschaden in Berlin-Fr>edenau unter Ernennung zum Obersteuermspektor an das Fmamzamt Stuttgart-Nord, Oberregierungssekretar N e in h ard tdchelbst unter Ernennung zum Oberstenersekretar ch' das Finanzamt Bad Mergentheim, Oberregierungssekrctär R o l l daselbst Er
nennung zum Obersteuersekretär an das Finanzamt Heilbronn, Assistent Krause daselbst unter Ernennung zum Steuerastisten- ten an das Finanzamt Stuttgart-Ost.
Uebertragen: Die Pfarrei Uhingen, Dek. Göppingen, dem Pfarrer Häcker i» Mähringen, Dek. Ulm.
LeichisluttMigbau Klemm G. m. b. H. endgültig in Böblingen
Böblingen, 8. Okt. Durch den Beschluß des Gemeinderats Böblingen, das Anwesen der „Versuchsbau Hirth T. m. b. H., Feverbach" beim Flugplatz an der Calwerstraße um den Kaufpreis von 50 000 für die Klemmwerke zu erwerben, für Zwecke der Erweiterung weiterhin ein Darlehen von 50 000 zu gewähren, sowie durch ein für Stadt und Staat zu gleichen Bedingungen und Sicherheiten zugebilligtes Darlehen von 70 000 als Baukostenzuschuß, ist die Frage der Ansiedlung der „Leichtflugzeugbau Klemm G m. b. H-" nach längeren Verhandlungen gelöst. Unter der Bauleitung des Stadtbauamts, das auch die Pläne gefertigt hat, ist mit dem Erweiterungsbau bereits begonnen worden. Durch eine Schuldaufnahme von 50 000 bei der Württ. Girozentrale und von 20 000 -K bei der Stadt Stuttgart wird die Stadt Böblingen die Mittel ihrerseits aufbringen.
kleine NachrWen nus aller Vell
Beim Einbruch tödlich verunglückt. Im Norden der Stadt Berlin wurde ein etwa 24jähriger Einbrecher beobachtet, wie er im dritten Stockwerk eines Hauses vom Flurfenster in einen Küchenbalkon hinüberkletterte. Als cr in der Wohnung verfolgt wurde, sprang er über den Balkon in den Hof hinab, wo er tödlich verletzt liegen blieb. Er hatte verschiedene Einbruchswerkzeuge bei sich.
Großfeuer in Königsberg. In der Nacht zum Mittwoch brach in einem ehemaligen, 1789 erbauten, 80 Meter langen Wagenschuppen der Heeresverwaltung in Königsberg,' in dem jetzt Werkstätten und Autoschuppen einer Kraftverkehrsgesellschaft, außerdem Lagerräume des Wohlfahrtsamts sich befinden, bei heftigem Sturm sin Brand aus. Während es gelang, die Kraftwagen fast sämtlich zu bergen, sind die in den Räumen des Wohlfahrtsamts gelagerten Möbel und andere Habseligkeiten von obdachlosen Familien verbrannt- Zehn benachbarte, zum Teil mit Dachpappe gedeckte Wohnhäuser fingen ebenfalls Feuer und bei sämtlichen Gebäuden sind Dachstock und oberer Wohnungsstock abgebrannt. Verschiedene Bewohner erlitten durch Abspringen auf die Straße schwere Verletzungen.
Schweres Autounglück bei Salzburg. Bei Salzburg stürzte ein mit 9 Personen besetztes Mietsauto über die 20 Meter hohe Straßenböschung und überschlug sich mehrere Male. 5 Insassen und der Wagenführer wurden schwer verletzt.
Polnische Seidenschmuggler. In Gdingen, dem polnischen Hafen bei Danzig, wurde eine Bande polnischer Kaufleute verhaftet, die schon längere Zeit einen ausgedehnten Schmuggel mit Seidenstoffen betrieb.
Wirbelsturm in Südfrankreich. In dem Ort Barbery bei Senlis wurden durch einen Wirbelsturm mehrere Häuser völlig zerstört, an einer ganzen Anzahl von Häusern wurden die Dächer abgetragen. Der Sturm hat drei Menschen das Leben gekostet, die von den Trümmern eines zusammenbrechenden Schuppens erschlagen wurden: mehrere wurden verletzt.
Diebstahl in der afghanischen Gesandtschaft in London?
„Daily Chronicle" zufolge hat Schuja ud Dauleh Khan, der bis zum Sturz Amanullahs afghanischer Gesandter in London war, auf Ersuchen des Staatssekretärs des Aeußeren, Henderson, England verlassen. Sein Gepäck ist in Harwich angehalten worden. Cs wird behauptet, daß aus der Gesandtschaft Kostbarkeiten und Bargeld im Betrag von 800 000 Mark verschwunden seien.
Fahrstuhlabsturz In einem Wolkenkratzer. In einem 12- stöckigen Bürogebäude in Neuyork riß am Personenaufzug das Drahtseil und der Aufzug stürzte vom dritten Stockwerk in die Tiefe. 15 Personen, die sich im Aufzug befanden, wurden verletzt, davon drei schwer.
Das Schnupfen in Amerika hat seit dem Alkoholverbot zum Leidwesen der Frauen außerordentlich zugenommen. Im letzten Jahr wurden über 41 Millionen Pfund Schnupftabak verbraucht, der Verbrauch hak sich also in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt und jeder zehnte Amerikaner ist Schnupfer geworden.
Woskaureise Hoehschs. Der bekannte Reichstagsabgeordnete Universitätsprofessor Dr. Hoetzsch ist auf einer Studienreise zu mehrwöchigem Aufenthalt in Moskau eingetroffen.
Presseprozeß. Die in Magdeburg erscheinende Zeitung „Reichsbanner" hatte die bekannte Lüge. Prinz August Wilhelm von Preußen habe in einer Stahlhelmversammlung in Ulm gesagt, man wisse nicht, ob die Vorfahren Eberts nicht im Zuchthaus gesessen hätten — ebenfalls verbreitet unter der Ueberschrift „Ein prinzlicher Flegel". Das Amtsgericht Magdeburg verurteilte nun den verantwortlichen Schriftleiter Diesendahl zu 300 Mark Geldstrafe bezw. 15 Tagen Gefängens.
Die Büchersammlung des Grafen von Schlieffen, des berühmten Nachfolgers des Grafen Helmut v. Moltke im Großen Generalstab, wird am 11. und 12. Oktober von dem Antiquariat Christiansen u. Co. in Hamburg versteigert. Die Bücherei umfaßt hauptsächlich geschichtliche Werke.
Der Juwelendieb entlarvt. Als Urheber des großen Juwelendiebstahls in der französischen Botschaft ist der NWfler -er Botschaft, der frühere Oberst im russischen
Generalstab, Michail off, festgestellt und vorläufig in Polizeigewahrsam genommen worden. Der 59jährige Mann hat die Juwelen, die ja, wie bereits gemeldet, inzwischen wieder vollzählig aufgetaucht sind, nicht geraubt, um sich zu bereichern, sondern um sich an dem Botschaftschauffeur zu räche», mit dem er nach anfänglicher Freundschaft sich verfeindet hatte. Er hatte den Diebstahl so eingefädelt, daß der Chauffeur unbedingt in Verdacht geraten mußte. Auch der Chauffeur ist Russe und war früher Rittmeister im Narew- heer.
Die umgelauften Zwölfinseln. Die italienische Regierung hat den Dodekanes an der Südwestküste Kleinasiens die amtliche Bezeichnung: „Italienische Inseln des Aegäischen Meeres" gegeben. Die griechische Presse bringt hierüber bittere Kommentare und meint, daß Italien wohl den Dodekanes uintaufen, aber niemals seinen rein griechischen Charakter ändern könne. '
Ein neuer Berliner Millionenskandal
Das „Tempo" berichtet von einem eigenartigen Geschäft, das die städtische Berliner V e r k e h r s - A.-G. mit einer Kiesfirma betreibt und das in seinen finanziellen Umfängen „vielleicht nicht weit hinter der Sklarek-Affäre zurückbleibt".
Die bevorzugte Firma heißt nach dein „Tempo" F. Butt u. Co. und hat ihre Büros in Lichtenberg. Sie hat das Monopol für die Lieferung von Material für Straßenbahnbauten, Kie, Schotter usw., aber auch für die Durchführung der Bauten bekommen. Was den Skandal in seiner vollen Größe beleuchtet, ist die weitere Tatsache, daß dieser Firma zuliebe und um ihr Million enver- dienste zuzuschanzen, überflüssige Straßenbahnarbeiten, Um bautenundGleisanlagen vor genommen wurden. So hat die Firma dieses Jahr die Verlegung der nach Steglitz führenden Straßenbahnlinie vom Bahnhof Hauptstraße bis Schloß Steglitz in der Mitte der Straße durchgeführt. Nun weiß man aber, daß unter dieser Linie die Untergrundbahnstreck« Spittelmarkt—Kleist-Park—Steglitz führen soll. Es wird sich nun der Fall ereignen — und es ist nur einer von den vielen — daß man nach einiger Zeit die Straßenbahnlinie wieder auf re ißt, um die Untergrund- bohnlime bauen zu können. Die Straßenbahnlinien werden provisorisch seitwärts vergelegt, um dann nach Vollendung des Untergrundbahnbaues wieder — natürlich von der Firma Butt u. Co. — in die Mitte der Straße gelegt zu werden. Die Strecke, um die es sich handelt, ist etwa 3 Kilometer lang. Das bedeutet für die Firma Butt u. Co. einen Auftrag von 1'X Millionen. Wie ist nun die Firma Butt u. Co. zu ihrer bevorzugten Stellung gekommen? Bei der Verkehrs-A.-G. sitzt ein Direktor Lüdicke, Geschäftsführers von Butt u. Co. ist auch ein Herr Lüdicke, der Sohn des Verkehrsdirektors. Die Firma Butt war bis vor 10 Jahren ein ganz unbedeutendes Haus, dem man kaum 10 000 Mark Kredit gab. Sie ist seit der Ueber- nahme der Straßenbahn durch die Stadt groß geworden. Heute gehört sie zu den reichsten Firmen der Branche. Vor kurzem hat die Stadt Butt u Co. noch einen besonderen Liebesdienst durch die Uebernahme einer großen Anzahl Aktien erwiesen.
Vom Goldmacher Tausend
Im letzten Frühjahr war auf seinem Schloß Eppen in Tirol der „Goldmacher" Franz Tausend wegen Betrugs verhaftet worden. Der Münchner Untersuchungsrichter hat jetzt Gelegenheit gegeben, unter Ueberwachung amtlicher und sachverständiger Persönlichkeiten den Beweis zu führen, daß er künstlich Gold Herstellen könne. Sein Verteidiger, RA. v. Pestalozza, teilt nun mit, daß es bei einem am 3. Oktober unter Aufsicht des bayer. Münzdirektors, eines andern Münzbeamten und zweier Polizeibeamten und nach vorheriger körperlicher Untersuchung Tausend tatsächlich einwandfrei gelungen sei, aus Blei und einigen andern Zutaten Gold zu machen.
Amtlich wird dazu bemerkt: Die Anklage gegen Tausend umfaßt mehrere Fälle des Betrugs. Bei einigen schweren Fällen ist die Frage, ob Tausend wirklich entdeckt hat, Gold künstlich herzustellen, ohne besondere Bedeutung. Bei den übrigen Fällen aber stützt sich die Anklage darauf, daß er den Geldgebern über diese Entdeckung unrichtige Angaben gemacht hat. Im Lauf der Voruntersuchung wurde ihm Gelegenheit gegeben, die Richtigkeit seiner Entdeckungen zu erproben- Die Versuche fanden im hiesigen Hauptmünzamt unter schärfster Aufsicht statt. Am Schluß der Versuche übergab Tausend einen Edelmetallkern im Gewicht von nicht ganz ein Zehntel Gramm, der zweifellos aus r e: ne in Gold besteht- Der Kern ist aus einer Blei- pivde iw Gewichl von 1,67 Gramm ausgeschmolzen. Die Sachverständigen bezeichnen das Ergebnis als überraschend günstig und den bisherigen Erfahrungen der Wissenschaft widersprechend. Der Direktor des Hauptmünzamtes konnte allerdings seine Bedenken nicht unterdrücken, ob nicht trotz schärfster Aufsicht Gold in die Probe eingeschmuggelt wurde. Zur Entscheidung über die Haftfort- dauer liegen die Aktien zurzeit dem obersten Landesgericht vor.
Turnen und Spork
Das Frauenturnen in der Deutschen Turnerschafk. In weiten Kreisen der Deutschen Turnerschaft geht man dazu über, die Leitung des Frauen- und Mädchenturnens, soweit genügend ausgebildete Kräfte vorhanden sind, in die Hand von Frauen zu legen. Auf dein soeben abgehaltenen deutschen Turntag in Berlin wurde als Leiterin des Frauenturnens in der deutschen Turnsrschast Turnlehrerin Schröder in Kaiserslautern gewählt. Damit ist deutlich zum Ausdruck gebracht, daß die Frau auch in leitenden Stellen der Gaue und Kreise der Deutschen Turnerschaft berücksichtigt werden soll.
* Soaderzüge nach Böblingen. Die Reichsbahndirektion Stuttgart hat sich in dankenswerter Weise entschlossen, anläßlich des Zeppelinbesuchs in Böblingen am Sonntag, den 20. Oktober, vom Haupt- und Westbahnbof Stuttgart aus voraussichtlich in der Zeit zwischen 9.30 und 13 Uhr Sonderzüge in genügender Anzahl abgehen zu lassen. Außerdem wird sie die aus dem Land nach Stuttgart und Böblingen führenden fahrplanmäßigen Züge ausreichend verstärken. In gleicher Weise wird die Reichs- bahndirekiion Stuttgart auch für den Rücktransport Sorge tragen.
Flugplatz in Göppingen? Der Gedanke, in Göppingen einen Flugplatz zu schaffen, der dem öffentlichen Flugverkehr dienen soll, und ständig ein Leichtflugzeug für Rund- und Zu- bringerflüge zu halten, wird vom Gemeinderat lebhaft begrüßt. Es wird die Ueberlassung des erforderlichen Geländes aus der großen Viehweide an den Omnibusverkehr, der das Unternehmen in die Hand nimmt, in Aussicht gestellt. Der Flugverkehr wird in Zusammenarbeit mit dem Klemmflugzeugbau geführt. Als Pilot soll ein Göpplngex Flieger beauftragt werden.