nisse heutzutage überholt. Was England brauche und erstrebe, sei Vermeidung künftiger Mißverständnisse, und beide Regierungen wünschten, eine Befestigung des Friedens an Stelle der Rüstungen für etwaige Kriege zu setzen.
Tschangsueliang übernimmt den Oberbefehl
London, 6. Okt. Aus Chardin wird berichtet, daß der Militärgouoerneur der Mandschurei, T s ch a n g s u e l i a n g, sich nach Mandschuli begibt, um den Oberbefehl an der Grenze zu übernehmen.
Der Demokratische Parteitag für den Einheitsstaat
Mannheim, 6. Okt. Der Demokratische Parteitag hat einen Antrag zum Einheitsstaat angenommen, in dem es heißt: Die Deutsche Demokratische Partei fordert, unbeschadet der Frage der alsbaldigen Verwirklichung und insbesondere der Notwendigkeit von Zwischenlösungen, 1. daß neeben der Souveränität des Reichs keinerlei Souveränitätsmerkmale bei den Gliedstaaten verbleiben, 2 daß die territoriale Gestaltung der Gliedstaaten grundsätzlich den Bedürfnissen der Gegenwart in Kultur, Wirtschaft und Verkehr entsprechend zu erfolgen hat.
Es wurde sodann eine Entschließung angenommen, die den Abbau der Zölle fordert und sich gegen jede Schuhzollmaßnahmen ausspricht.
Abg. Dr. Koch wurde wieder zum Parteivorsitzenden gewählt.
Berlin will sparen
Berlin, 6. Okk. Der Berliner Magistrat fordert in einer Verfügung die Bezirksämter und alle städtischen Dienststellen auf, in allen Ausgaben die größte Sparsamkeit zu üben und alle nicht dringend nötigen Beschaffungen zurückzu st eilen. Neubauten sollen unterbleiben und bereits begonnene Bauten von Häusern, Straßen, Kanälen usw., wenn möglich eingestellt werden, auch wo die Mittel bereits bewilligt seien.— Der Sparwille der Berliner ist sehr löblich, er hätte aber schon vor Zähren kommen müssen und nicht erst, nachdem die Sklarek-Kuh zum Stall draußen ist. Wie es unter diesen Umständen mit der Berliner Nekord-Bauausstellung 1930 aussieht, für die die Stadt 23 Millionen Mark bewilligt hat, erscheint noch unklar.
England und der Achtstundentag
Genf, 6. Okk. Der englische Staatssekretär des Arbeits- Ministeriums, Lawson, hat dem Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamts mitgekeilk, daß die Gesehesvorlage zur Annahme des Washingtoner Abkommens über den Achtstundentag dem Unterhaus zu Beginn seiner nächsten Tagung unterbreitet werde.
Anschlag auf einen rumänischen Minister
Bukarest, 6. Okt. Aus den Innenminister Vajda- Vojvoda gab ein junger Mann namens Goldenberg aus Jassy einen Schuß ab, der jedoch nicht traf. Der Täter ist verhaftet.
Mrlleniberg
Stuttgart, 6. Oktober.
Zur Stellenbesehung beim Staatsarchiv. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Ein Stuttgarter Blatt (Schwab. Tagwacht) beschäftigte sich in der letzten Zeit wiederholt mit der Ernennung eines Katholiken auf eine Regierungsratsstelle beim Staatsarchiv. Hiezu ist folgendes festzustellen: 1. Der Beamte ist von dem Kollegium der Archivdirektion, das aus zwei Protestanten und zwei Katholiken bestand, einstimmig an erster Stelle vorgeschlagen worden. 2. Es ist nicht richtig, daß „ein Kirchenfürst aus Rottenburg" (gemeint ist offenbar der Herr Bischof) in die Besetzung der Stelle irgendwie eingegegriffen hätte. 3. Es war nie beabsichtigt, die Regierungsratsstelle zu streichen. Der Landtag hat erst im Jahr 1928 eine neue Regierungsratsstelle, die für einen Kriegsbeschädigten bestimmt war, einstimmig bewilligt. 4. Der Beamte ist in der Gruppe 4b der Besoldungsordnung, also in der Eingangsgruppe der akademischen Beamten angestellt worden. — Eine Anwärterzeit ist für den württembergischen Archivdienst nicht vorgeschrieben. Der neue Regierungsrat war 1^ Jahre lang beim Staatsarchiv unter der unmittelbaren Leitung des Vorstands als Hilfsarbeiter tätig; er war der einzige Bewerber, bei dem der Vorstand des Staatsarchivs auf Grund dieser Tätigkeit die hervorragende Befähigung für die amtlichen Aufgaben
des Staatsarchivs aus eigene? AnschäMng feststellest IMMe. — Für die Ernennung des Regierungsrats war lediglich seine Tüchtigkeit maßgebend, seine Konfession spielte dabei überhaupt keine Rolle. Uebrigens war auch sein Vorgänger auf der Stelle Katholik, ohne daß es irgend jemand einsallen wäre, dies zu beanstanden.
So-'wark, 6. Okt. F l e i - L e r - m i t t e l für Volks- schüler. Das württ. Kultministerium hat nach Anhörung des Städte- und Gemeindetags durch Verordnung die unentgeltliche Ueberlassung von Lernmitteln an Volksschüler. Beschaffung sonstigen Unterrichtsgegensränden, Aufbewahrungsmitteln usw. neu geordnet. Wo das unentgeltliche Leihen nicht stattfindet, sind die Lernmittel von den Eltern zu beschaffen.
Allen Schülern sind zu überlassen: 1. Biblische Ge- jchichte und Gesangbuch: für evang. Schüler Spruch- und Liederbuch, biblisches Lesebuch oder Bibel und eine kurze Darstellung kirchengeschichtlicher Einzelbilder (8. Schuljahr): für kath. Schüler Katechismus; 2. die durch den Lehrplan für die Grundschule vorgeschriebenen Hilfsmittel zur Ver- anichaulichung oder Darstellung im Sinn des Arbeitsunterrichts (Formton- Stäbchen, Papier, Schere); 3. Fibel, Setzkasten, Lesebuch: die nach dem Lehrplan zu lesenden Einzel« schriften; Hilfsbuch füu das Rechtschreiben mit Wörterverzeichnis; 4. das geschichtliche Ouellenbuch oder Recilienbuch; 67 ein einfacher Schulatlas; die Heimatkunde, Heimatkarte und dergl.; 6. Rechenbuch, Lineal mit Maßstab, ein Zirkel, in drei- und mehrklassigen Schulen Reißzeug, Reißbrett, Reißschiene und Winkel einfachster Art; 7. Zeichenblock oder Zeichenheft mit den nötigen anderen Zeichengerätschaften (auch Farben, Pinsel, Farbstifte): 8. Singheft: 9. eine Tafel und die Hefte samt zugehörigem Schreibzeug.
Für Schülerinnen außerdem die für den Handarbeitsunterricht nötigen Gerätschaften und Stoffe.
Für Schüler, die am freiwilligen Werkunterricht teilnehmen, Arbeitsmittel für den Werkunterricht.
Neue Personenwagen der Reichsbahn. In den letzten Wochen hat die Anlieferung der neuen Personenwagen an die Reichsbahndirektion Stuttgart begonnen. Im ganzen werden rund 300 Durchgangswagen in den Verkehr gegeben. Etwa die Hälfte davon sind Wogen zweiter Klasse. 50 Wagen 2. Klasse und 34 Wagen 3. Klasse, die zur Auffüllung unseres Vorortswagenparks bestimmt sind und von der Maschinenfabrik Eßlingen gebaut werden, weisen die Eigenart dieses in Württemberg gut eingebürgerten und bewährten Typs auf, !m wesentlichen bestehend in der Kurzkuppelung je zweier Wagen, den Ausgangstüren in der Mitte jedes Cinzelwagens und den geschlossenen, besonders kräftig gehaltenen Vorbauten. Wie alle Neubaupersonenwagen sind auch die neuen Vorortwagen ganz aus Eisen gebaut, haben elektrische Beleuchtung, verbesserte Dampfheizung, sowie neue, selbsttätige Türschlösser.
Die Eingemeindung von Zuffenhausen nach Stuttgart soll nach der .Allg. Rundschau" auf 1. April 1930 erfolgen.
Die Volksrechlspartei gegen Ponngplan und gegen das Volksbegehren. Die Volksrechtsparkei hat auf ihrer Reichstagung ist Berlin am 29. September beschlossen, den Doung- plan als endgültige Lösung der Reparatiönsfragen mit aller Entschiedenheit abzulehnen: trotzdem könne sie das Volksbegehren nicht unterstützen.
Erzberger-Kapelle. Zum Gedächtnis für den am 26. August 1922 ermordeten Aeichsminister Matthias Erzberger soll am Weg von Griesbach nach dem Kniebis eine Kapelle erbaut werden an der Stelle, wo er den Tod fand- Die hie- für bereits gesammelten Gelder sind durch die Inflation verloren gegangen, daher soll eine neue Sammlung veranstaltet werden. Die Grundsteinlegung ist für 26. August n. I. vorgesehen.
Versorgung abgefundener Beschädigter. Der Erlaß des Reichsarbeitsministers vom 13. Februar 1928 über Wisder- gewährung der Versorgung an Beschädigte, die seinerzeit wegen einer Minderung der Erwerbsfähigkeit um 20 Proz. auf Grund des 8 104 des Reichsversorgungsgesetzes unter Gewährung einer einmaligen Abfindung aus der Rentenversorgung ausgeschieden sind, findet nur noch auf Anträge Anwendung, die bis zum 1. Oktober 1929 gestellt worden sind. Später gestellte Anträge können nach den geltenden Bestimmungen nur berücksichtigt werden, wenn eine Verschlimmerung des Dienstbeschädigungsleidens glaubhaft gemacht und festgestellt wird.
Nachuntersuchung der Versorgungsberechkigken. Die An- ordnuna. daß Nachnnkerluchunaen m" unterbleiben haben,
wird nach einer Verordnung des Reichsarbeitsministers mit Wirkung vom 1. Oktober 1929 aufgehoben. Bis auf wei- teres sind im allgemeinen Beschädigte nicht zu untersuchen, a) bei denen nach der Aktenlage eine Veränderung der Er- werbsfühigk.'it um mindestens 20 Proz. nicht wahrscheinlich ist, b) die bei der letzten Untersuchung das 55. Lebensjahr vollendet hatten.
Vom Tage. Vormittags wurde in der Blumenstraße eine 37 I. a. Frau von einem Personenkraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. Sie trug einen Nervenschock und eine Wirbelfäulenprellung davon. — Durch einen Strcihen- bahnzug angefahren wurde in der Bahnhofstraße ein an den dortigen Straßenumbauarbeiten beschäftigter Hilfsarbeiter. Er erlitt schwere innere Verletzungen.
Aus dem Lande
Bad Mergentheim. 6. Okt. Herabsetzung derUm- lage. In der letzten Sitzung des Gemeinderats wurde der städtische Haushalt für das Rechnungsjahr 1929 eingehend beraten. Bei 415 000 Mk. Einnahmen und 745 500 Mk. Ausgaben schließt er mit einem Abmangel von 330 500 RM- ab. Durch Gemeindeumlagen sind 269 000 Mk. aufzubrin- xen, was einen Umlagesatz von 28 Prozent erfordert. Mit 12 gegen 6 Stimmen wurde ein Antrag angenommen, die Umlage nur auf 26 Prozent feskzusehen. Der Stadtpfleger erklärte darauf, daß dieser Beschluß für die Stadtverwaltung nicht tragbar sei.
Reutlingen. 6. Okt. Z u ch t h a u s fü r di e Brüde, 8 e rst e r. Heute vormittag wurde von dem Schöffengerich, Tübingen das Urteil im Prozeß gegen die beiden Brü oer Gerster aus Reutlingen verkündigt. Die Angeklagter Artur und Alfred Ger st er werden je wegen zweie' gemeinschaftlicher Verbrechen des Betrugs in Tateinheit mi gewinnsüchtiger Privaturkundenfälschung und wegen je eine Verbrechens deec einfachen Bankerotts zu der Zuchthaus strafe von vier Jahren verurteilt, außerdem Ver lust der bürge rlichen Ehrenrechte auf die Daue von fünf Jahren. Der Angestellte N i st wird wegen Beihilfe zum Betrug zu der Geldstrafe von 240 RM., Hilfsweise einen Monat Gefängns, verurteilt. Im übrigen werden die Angeklagten freigesprochen und die Kosten der Frei- sprechung auf die Staatskasse übernommen.
Vom Gericht wurde ein endgültiger Schaden zum Nachteil der Frankfurter Kredit GmbH, von 380 000 Mark, zum Nachteil der Deutschen Automobilbank von 88 000 Mark und zum Nachteil der Jndix von 82 000 Mark festgestellt. Artur Gerster wurde wegen Fluchtgefahr erneut in Haft genommen. Die Urteilsverkündigung fand unter großem Andrang des Publikums statt.
Geislingen a. St., 6. Okt. Betriebsstörung auf dem Bahnhof. Am Freitag, 2.20 Uhr nachmittags, ist auf dem Bahnhof Geislingen eine Schublokomotive beim Umsetzen von einem Gleis auf das andere entgleist. Infolgedessen waren die beiden Hauptgleise Stuttgart—Ulni und Ulm—Stuttgart zwischen Geislingen und Altenstadt 11- Stunden gesperrt. D 119 München—Stuttgart mußte von Ulm aus über Aalen umgeleitet werden und erhielt dadurch 45 Minuten Verspätung. Die D-Züge 176 Stuttgart— Friedrichshafen und 120 Stuttgart—München erhielten je 1 Stunde, D 175 Friedrichshafen—Stuttgart Stunde Verspätung. Die Ursache der Entgleisung ist noch nicht aufgeklärt. Verletzt wurde niemand. Um 6 Uhr abends war die Störung behoben.
Alm, 6. Oktober. Todesfall. Am Vorabend seines Geburtstags ist im Alter von 82 Jahren der Fideikommiß- herr auf Erbach und Donaurieden Max Johann Reichsfreiherr von Ulm-Erbach verschieben.
Alm, 5. Okt. Neues Altarbild. Die St. Franziskuskirche (Klösterle) hat ein neues Altarbild, geschaffen von dem Ulmer Künstler Alfred Voll mar, für eine Seitenkapelle erhalten. Es stellt den Tod des hl. Franziskus dar. Das Gemälde bedeckt eine Fläche von zwei auf drei Meter.
Bermaringen, OA. Blaubeuren, 6. Okt. Tödlicher Unfall. Jakob Häusler stürzte vor einigen Tagen vom Wagen und brach die Wirbelsäule, was am andern Tag den Tod herbeiführte.
Leutkirch, 6. Oktober. Eisenbahn-Jubiläum. Die Bahnlinie Leutkirch—Memmingen konnte am vergangenen Mittwoch ihr 40jähriges Jubiläum feiern. Am 2. Okt. 1889 wurde sie seinerzeit eröffnet.
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Sie ^nsel -er Ingrid Römer
Roman von Cläre Bekker.
Lopzuigbt bz- Oreiner L Lo., Berlin liVV 6.
38. Fortsetzung. Nachdruckv-rboten.
17. Kapitel.
Ms Pfarrer Römer Frau von Kämpen verlassen hatte, ließ er sich nach der Taubenstraße fahren. Hier an einem Hause stieg er aus dem Auto und entlohnte den Chauffeur. „Rechtsanwalt Dr. Fader" las er hernach auf einem weißen Porzellanschild. Er stieg eine Treppe in dem Hause empor und ließ sich dem Rechtsanwalt melden.
Kanin war der Diener mit der Karte hinter der Tür des Rechtsanwalts verschwunden, als diese von innen ge. öffnet wurde und Dr. Faber mit stürmischen Schritten zu Pfarrer Römer hinausgeeilt kam.
„Lieber Freund, da bist du also!" rief er Er schüttelte ihm über die Maßen erfreut die Hand und zog ihn dann in sein Zimmer hinein.
„Du bist also sogleich auf meinen Brief hin abgereist, wie ich vermute. Und wo wohnst du? . . Und wie lange bleibst du? ... Dieses Wunder, dich hier in Berlin zu zehen . . ."
„Ich danke dir zunächst für den Brief, der in all' seinen Angaben stimmt. Ich komme gerade von ihr . .
„Du warst bereits bei Frau von Kanrpen? . . ."
„Ja. Und nun möchte ich eine Uebersicht über meine Einnahmen bekommen. . . Auch eine Oper ist säst voll- endet, die dem Verleger angeboten werden kann . . . Wegen all' dieser Dings komme ich zu dir . .
„Schön, schön . . . Aber deine Einnahmen sind in bester Ordnung, wovon du dich in ein paar Stunden Durchsicht selbst überzeugen kannst. . . Bor allem aber P>S Wvbnst du? ..."
„Im Hospiz am Friedrichsbahnhos. Und ich möchte zunächst auch dort bleiben . .
„Ich dachte du würdest bei uns wohnen . . . Meine Frau wird es mir nicht verzeihen, wenn ich dich bei Frem- den wohnen lasse."
„Einige Tage möchte ich noch in meinem Quartier bleiben. Ich fühle mich dort freier..."
„Ich verstehe. Also gut. Aber hernach siedelst du über. Versprichst du mir das? Darf ich das meiner Frau sagen?"
,Hch denke ja. Da bis jetzt alles glatt verlief, so wer- den ja kaum noch Schwierigkeiten kommen. Und gleich noch eine Frage von Wichtigkeit: wie ist mein augenblick- sicher Vermögensstand? ..."
„Gut, lieber Freund. Du bist alles in allem ein recht vermögender Mann. Wenn du willst und Zeit hast, nehme« wir die Abrechnung und Durchsicht deiner Einkünfte sofort vor . .
„Im Augenblick geht es nicht. Aber morgen vielleicht. Ich wollte dich heute nur begrüßen, dir für deine Unermüdlichkeit danken, die du mir von allem mit deinem letzten Brief auch wieder bewiesen, und dann wollte ich wieder gehen. Ich habe noch einen wichtigen Weg vor. Morgen früh rufe ich dich an, dann können wir weiteres verabreden, wenn es dir recht ist. . ."
Dr. Faber nickte.
„Ich muß mich fügen," sagte er. „Da du nur kurze Zeit bleiben willst, ist deine Zeit einzuteilen."
Bevor Pfarrer Römer jedoch seinen Freund und Rechts- beistand verließ, rief er bei Frau Soll in Nilvlassee an. Aber diese befand sich im Theater, wie ihm gesagt wurde und wohnte den Proben Ingrids bet, die jetzt halbe Tage lang im Theater zu tun hatte.
Da fuhr der Pfarrer ins Renaissance-Theater. Hier aber hatte er, unbekannt wie er einem jeden war, keine» Zutritt. Da bat er darum, Götz für kurze Zeit sprechen zu dürfen. Seelisch ganz und gar in seiner Rolle, kam dieser s ein wenia unwlricd anaelaufen. Als er isdoch PsarMI
Römer so plötzlich vor sich sah, wurde sein Gesicht vor Freude rot und heiß.
„Darf — Ingrid, darf Ihre Nichte es sogleich wissen, daß Sie da sind? . . . Das ist ja ganz und gar herrlich, verehrter Herr Pfarrer, daß Sie gekoinmen sind! . .
„Darf ich Zusehen, mich still ins Parkett setzen? .. fragte der Pfarrer.
„Oh ja, natürlich, das geht. Ich legitimiere Sie..."
„Schön. Aber bitte, sagen Sie dann noch nichts von meinem Hiersein. Dazu ist nach der Probe noch Zeit."
Götz war für einen Augenblick fortgegangen, kam dann aber sogleich wieder zurück.
„Die Probe ist heute gleich zu Ende, wie ich soeben höre... Es ist auch besser so, Sie sehen Ihre Nichte vorher gar nicht auf der Bühne. Vielleicht dann lieber erst tu der Generalprobe."
„Wann ist die?"
„Am Freitag. In vier Tagen also . . ."
„Das trifft sich gut. . . Bis dahin kann ich wohl bleiben . . ."
„Die Aufführung wollen Sie nicht abwarten? . . ."
„Ich werde es kaum können. Es sind da Umstände hinzugekommen, die mich wahrscheinlich bald zurückrusen."
Götz war mit Pfarrer Römer in das Konversationszimmer getreten. Draußen hörte man das Klappen von Türen: auch Sprechen, Laufen war zu vernehmen.
„Es scheint, daß die Probe bereits zu Ende ist . . jagte Götz. Er öffnete die Tür und schaute hinaus.
„Fa," nickte er zu Pastor Römer zurück. „Die Künstler verfluchten sich bereits sehr eilig, wie ich sehe. Wie wäre es, wenn ich Ihre Nichte jetzt hierher holte und auch Frau Soll ..."
„Jaja, mögen sie nur beide kommen . . ."
Götz hatte unversehens die Tür breit geöffnet. Er wußte, hier kam jetzt keiner von den Schauspielern mehr her. Pfarrer Römer stand tn der Mitte des Zimmers und war iedem Hineinickianenden sichtbar.
Fortsetzung folgt.