über die Einsetzung eines Reparationstrustes vortegen zu können. «Petit Parisien" hält es für unmöglich, daß man die Organisation des Trustes im einzelnen ausarbeiten könne, ohne die von Deutschland zu zahlende Summe zu berühren. Vom deutschen Standpunkt aus sei es verständlich, roenn Dr. Schacht vor amtlichen Vorschlägen zurückschrecke. Ähnlich, aber unter Ausfällen gegen die deutsche Abordnung, äußert sich der „Gaulois", der Dr. Schachts Zögern darauf zurückführt, daß die öffentliche Meinung Deutschlands durch eine systematische Pressekampagne auf den Widerstand vorbereitet worden sei, und daß es daher gegenwärtig keine deutsche Regierung gäbe, die sicher genug wäre, um die Verantwortung zu übernehmen.
Das gefährliche Wettrüsten
London, 6. März. Feldmarschall Sir William Robertson äußerte gestern abend in einer Rede eine ernste Warnung gegen den zunehmenden Rüstungswettb-werb und die Gefahr eines neuen Weltkrieges. Er sagte: Obwohl der Krieg von allen Nationen jetzt mebr oder weniger verurteilt wird, gehen die Vorbereitungen für den Krieg in »er früheren Weise vonstatten. Frankreich und Italien >aben ungefähr ebenso viel Mann unter den Waffen wie 914. Deutschland beschwert sich dauernd über das, was es eine wehrlose Stellung nennt, und die militärischen Bs- chränkungen, die Deutschland in Versailles auferlegt vurden, können nicht mehr lange aufrecht- rhalten werden. Andere mitteleuropäische Nationen ind stark bewaffnet und bereit, sich gegenseitig an die Kehle N springen. Amerika hat den Kellogg-Pakt angenommen. Dies hat jedoch nicht gehindert, daß es 14 weitere Kreuzer >auen wird.
sine Erklärung des holländischen Ministerpräsidenten zu der
Akrechter Veröffentlichung
Haag, 6. März. In der heutigen Nachmittagssitzung der zweiten Kammer teilte der Ministerpräsident de Geer mit, Saß er aus Anlaß des tieftraurigen Zwischenfalls, der sich in den letzten Tagen ereignet habe, eine Erklärung abzugeben wünsche. Bevor seinerzeit der Minister des Auswärtigen nach London abgereist sei, hätte er dem Ministerpräsidenten mitgeteilt, daß die Veröffentlichung eines aufsehenerregenden Schriftstücks zu erwartLL^7-s^<cheM"Vdtr^oNNDeuningen ZU Rotter^ü«^ein<Äbschrift bei dem Generalsekretär des Mi- mIernkms d. Aeußern hinterlassen hatte. Das Original hätte van Beuningen vorgezeigt. Beide Minister bedauerten außerordentlich die erfolgte Veröffentlichung: diese sei jedoch nicht zu verhindern gewesen. Der einzige Weg, der der Regierung offengestanden habe, habe darin bestanden, den betroffenen ausländischen Regierungen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Die Regierung sei davon überzeugt, daß Holland von keinem einzigen Volke Gefahr drohe.
Massenverhastungen in Irland
Dublin, 6. März. Etwa 40 junge Leute sind verhafte ind zahlreiche Haussuchungen vorgenommen worden. Dü Verhaftungen stehen im Zusammenhang mit einer Erklärung des Präsidenten Cos grave, in der er ausführte, in Ir land feien verbrecherische Bestrebungen im Gang, durch dir das ganze Gesellschaftssystem bedroht werde.
Regierungserfolg in Mexiko
Mexiko, 6. März. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Regie rung ihren ersten Sieg über die Aufständischen davongetragen habe. Nach einem schweren Gefecht bei Orizaba im Staate Veracruz habe sich ein ganzes Regiment, das zu den Aufständischen übergegangen war, den Regierungstruppen übergeben. Nach Meldungen des „Daily Telegraph" aus Mexiko wurden im Staate Sonora die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen bis fetzt mit wechselndem Erfolg geführt. Die Regierung hat 15 000 Mann Kavallerie und Infanterie in die Kampfzone des Staates Veracruz entsandt. Ferner beschloß die Regierung, das Eigentum der aufständischen Führer zu beschlagnahmen.
Amerika und die Revolution in Mexiko
London, 6. März. „Times" schreibt in einem Leitartikel zum mexikanischen Aufstand: Es ist bezeichnend, daß Präsident Hooverzu verstehen gegeben hat, das Verbot, Waffen nach Mexiko auszuführen, bleibe in Kraft. Das bedeutet, daß die Aufständischen — abgesehen von geschmuggelten — keine Waffen von den Vereinigten Staaten erbalten werden, während die mexikanische Regierung in der
Lage sein wird, allen Kriegsbedarf zu erhalten, den sie brauckst, um den Aufstand zu unterdrücken. Amerikanische Bankiers sind ebenfalls bereit, jede finanzielle Unterstützung zu gewähren, die zu dem gleichen Zweck notwendig sein könnte. Portes Gil und sein Kriegsminister Calles können zuversichtlich sein.
Mrklemterg
Skukkgacl, 6. März.
Polizeiarzt. Der Staatspräsident hat ten Dr. med. Hans Neuffer in Calmbach zum Polizeiarzt beim Polizeipräsidium und zum leitenden Polizeicwzl in der Dienststellung eines Medizinalrats ernannt.
Todesfall. Am Dienstag vormittag erlitt d.r Vorstand des Organischen und Chemisch-Pharmazeutischen Laboratoriums der Technischen Hochschule Stuttgart, Professor Dr. phil. und Dr. med. h. c. William Küster, vor Beginn der Vorlesung in der Technischen Hochschule einen Schläganfall, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Professor Dr. Küster war auf dem Gebiet der Blut- und Gallenfarbstosse eine führende Persönlichkeit. Mit ihm scheidet ein nicht m'r weit über Deutschlands Grenzen bekannter und geachteter Gelehrter, sondern auch ein von seinen Schülern hoch verehrter Leh. rer dahin.
Die Vorstandsihung der Würki. Landwirkschaflskammer fand am 4. März in Stuttgart statt. Es wurden die mit der Einführung einer Buttermarke zusammenhängenden Fragen nochmals eingehend besprochen. Von der Gründung des früher geplanten Markenschutzverbands zusammen mit Bayern mußte nach der jetzigen Stellungnahme von Bayern abgesehen werden. Die Verleihung der wür temb. Buttermarke erfolgt durch die Württ. Landwirtschaftskammer. Die hiebei anfallenden Geschäfte werden durch eine milchwirtschaftliche Prüfungsstelle bei der Landwirtschafts- kammer durchgeführt. Zur planmäßigen Regelung des Milchabsatzes und der Milchverwertung soll zusammen mit dem Rationalisierungsausschuß ein Generalplan aufgestellt werden, der u. a. auch bei der Zuteilung von Reichsbeihilfen zugrunde gelegt werden soll. Vor der planlosen Einrichtung besonders kleinerer leitungsschwacher Molkereien an oft ungeeigneten Plätzen ist zu warnen, da sich hier die Unkosten pro Liter zu hoch stellen. Zum Absatz der Eier wird eine württ. Eierabsatzzentrake GmbH, gegründet. Um die in Betracht kommenden Kreise aufzuklären, werden demnächst in den hauptsächlich in Betracht kommenden Bezirken Werbe- versammlungen abgehalten werden, bei welchen der organische Aufbau der genossenschaftlichen Eieroerwertung, sowie die Voraussetzungen der Verleihung des Markenstem- pels „deutsches Frischei" dargelegt werden. Für das württ. Unterland sollen, nachdem im Oberland Obstverwertungsstellen errichtet sind, planmäßig weitere Verwertungsstellen eingerichtet werden, und zwar zunächst im nördlichen Teil des Landes. In der Frage der Baulandbewertung wird die Landwirtschaftskammer erneut beim Landesfinanzamt vorstellig werden.
BSckerverbandskag. Am 16. und 17. Juni d. I findet in Gmünd der Landesverbandstag des Württ. Bäckerinuungs- verbands statt.
Krankheitsstatistik. In der 8 Jahreswoche vom 17. bis 23. Februar wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 21 (tödlich —), Genickstarre 2 (—), Kindbettfieber 3 (—), Tuberkulose der Lunge und ves Kehlkopfs sowie anderer Organe 12 (43), Scharlach 68 (—), Paratyphus 1 (—), Paratyphusverdacht 1 (—).
Fleischbeschaugebühren. Die Belohnungen für Einzelleistungen in der Schlachtvieh- und Fleischbeschau sind neu festgesetzt worden. Die als Neisevergütungen vorgesehenen Sätze wie auch die Belohnungen für die Trichinenschau sind unverändert geblieben.
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Zum Mord in -leite«. A« Angelegenheit der Ermor» düng de» Weichenwärterausheifers Pfund in der Haltestelle Stetten i. R. ist immer noch nicht ganz geklärt. Pfund wurde damals durch Hineinzwängen eines Kragenschoners in Mund und Hals erwürgt. Dieser Kragenschoner soll angeblich ein Eisenbahnfundgegenstand sein, der Eigentümer hat sich aber nicht gemeldet. Zur restlosen Aufklärung der Sach« ist es von Bedeutung für die Untersuchung, wie der Krageyschoner an den Tatort bzw. in die Hände des Halte- punktvorftehers Götz gelangte. Hoffentlich meldet sich doch noch der Verlierer oder die Verliererin des aus maschinengestrickter Seide von schwarzer Farbe bestehenden Kragenschoners, der anscheinend schon längere Zeit getragen wurde.
Die Eissprengnngen im Neckar
DI« Sprengungen unterhalb und unmittelbar bei der Daimlerbrücke förderten solche Eismengen Zutage, daß der mühsam gesprengte Kanal bis zum Gaisburger Wehr in Gefahr war, wieder völlig verstopft zu werden. Das Packeis hat sich in Lagen bis zu fünf Eisschollen übereinandergescho- ben. Die größten Schmierigkeiten ergeben sich durch den Wassermar.gel des Neckars. Das Ccmnstatter Wehr hat eine so geringe Ucberströmung, daß die gesprengten Eisschollen nicht darüber geschwemmt werden. Die Eisschollen, die in Obereßlingen gesprengt werden, sammeln sich bei Untertürkheim wieder an und müssen dort von neuem abgesprengt werden, Unmittelbare Gefahr für die Brücken besteht nach Ansicht der Bansachleute nicht. Dagegen könnte das Eintreten plötzlichen Hochwassers e,ne sehr schwierige Lage herbeisühren. Großen Schaden erlitt das Elektrizitätswerk Untertürkheim dadurch, daß Las Wehr gezogen wurde, um das abgesprengte Eis abz-,schwemmen. Das Werk, das eine durchschnittliche Tagesleistung von 10 000 bis 15 000 Kilowattstunden hatte, steht lest Samstag still. Die bisherigen Kosten der Sprengungen am Neckar betragen rund 10 000 Mark.
Aus dem Lande
Eßlingen. 6. März. Auf dem Glatteis gestürzt ist dieser Tage rm hiesiger 78 I. alter Rentner auf dem Hoch- wasserdamm in der Nähe des Wasserwerks in Obereßlingen. Er erlitt einen rechtsseitigen Beckenbruch und wurde in düs hiesig« Krankenhaus übergeführt.
Wendlingen OA. Eßlingen, 6. März. Einbruch. Im neuen Porticrhaus der Firma Otto u. Söhne, das die ganze Noch: beleuchtet ist und in nächster Nähe der Köngener Brücke Legi, wurde, während der Nachtwächter seine Runde machte, ein frecher Einbruch verübt, indem der Einbrecher die Fensterscheiben eindrückte und einstieg. Cr raubte außer einem unbedeutenden Geldbetrag die Telephoneinrichtung und entkam unerkannt.
Backnang, 6. März. Ablehnung des Aus bans der Realschule. — Erhöhung der Gemeinde- umlag« auf 20 Prozent. Der Gemeinderat hat den Ausbau der Realschule durch Ecnchtuna einer 0. Klasse an der Realschule wegen der finanziellen Belastung der Stadt abgelehnt. — Am 2 August o. I. wurd^ der Voranschlag mit einer Gemeindeumlc.ge von 15 Prozent verabschiedet. Dabei verblieb ein ungedelirr Abmangel von ll'l 460 Mark. Bei der Höhe des Abmangels hat das Oberamt eine Umlage von 20 Prozent als notwendig bezeichnet. Der Gemeinderat beschloß nunmehr, die Gemeindeumlage aus 20 Prozent festzusetzen.
Gmünd» 6. März. August Reger gestorben. Am Montag ist einer unserer ältesten Mitbürger und der älteste Vertreter unserer Hauptindustrie, Ringfabrikant August Neger, nach kürzlich vollendetem 86. Lebensjahr gestorben.
kleinvlllars, OA. Maulbronn, 6. März. Messerhelden. Abends zwischen 8 und 9 Uhr wurde der ledige Walter Leicht von hier auf der Straße zwischen Oelbronn und Dürrn von drei jungen Burschen aus Dürrn durch mehrere Messerstich schwer verletzt, nachdem sie im Ort Oelbronn groben Unfug getrieben hatten und die Straßenpassanten belästigt und mit der Peitsche tätlich angegriffen hatten. Die rohen Täter flüchteten. Der Verletzte wurde in bewußtlosem Zustand ins Krankenhaus Maulbronn eingeliefert.
Göppingen. 6. März. Todesfall. Augenarzt Zeller von hier ist in der medizinischen Klinik in Tübingen im Alter von 36 Jahren an den Folgen einer Ge- hirngripp« mit hinzugetretener Lungenentzündung gestorben.
Entlarvt!
N««»n oo» Ott» Elfte«. Eopqrlgtz dy Dreiner L Co., Berlin NW ».
(Nachdruck verboten.)
10. Fortsetzung.
Wenn er Erika doch noch einmal sehen und sprechen könnte!
Er würde sie wahrscheinlich morgen noch einmal sehen, wenn er seinen Abschiedsbesuch machte. Aber dann waren ihre Eltern, jedenfalls ihre Mutter zugegen, und es wurde nur ein kühles Lebewohl gesprochen, und Erika würde ihm flüchtig die Hand reichen, und dann würde alles vorüber sein.
Kein inniges, freundliches Wort, kein lieber, guter Blick würde ihm mit auf den Weg gegeben werden.
Die Schatten des Parks umfingen ihn jetzt. Der Weg, den er verfolgen mußte, um zum Hof zu gelangen, führte abseits vom Herrenhause vorbei, aber Fritz konnte es sich nicht versagen, den auf das Herrenhaus zuführen» den Hauptweg zu verfolgen, um noch einen Blick auf daS Heim zu werfen, wo Erika jetzt im traumerfüllten Schlummer ruhte.
Ach, von ihn: träumte sie gewiß nicht. Ihre Träume waren erfüllt von den süßen Tönen der Geige und den schmeichlerischen Worten, mit denen der Künstler ihr Herz umworben und betäubt hatte, daß sie jetzt meinte, ihn zu lieben, daß sie jetzt den früheren Freund, den Gefährten so manchen lustigen Streiches vergessen hatte.
In tiefer Ruhe lag das Herrenhaus da. Kein Fenster war erleuchtet, nur in dem an die Veranda anschließenden Speisezimmer brannte eine kleine Ampel und verbreitete durch die bunten Scheiben ein mattes Licht. Die Tür zur Veranda war geöffnet und das buntfarbige Licht der Ampel siel in einem matten Reflex auf den Fußboden der Veranda.
War es nicht auffallend, daß die Tür zum Speis» immer offen stand?
Me leicht konnte sich jemand in das Haus einjchwi Wgx es MaKtsamkett de- DisnexS oder - wgr
« bestimmte Absicht?
Fritz erschrak vor dem Gedanken, der in seiner Seele aufblitzte.
Nein, soweit konnte sich Erika nicht vergessen, das; sie Stanislaus ein nächtliches Stelldichein gab.
Mit Gewalt unterdrückte er diesen Verdacht und zürnte sich selbst, daß er auch nur einen Augenblick diesen Ge danken hatte hegen können.
Er stand noch da im Schatten der hohen Bäume und schaute nach dem einsamen Lichtschein hinüber, als sich etwas auf der Veranda bewegte, der Schatten einer schlanken Frauengestalt huschte vorüber und verschwand in der Dunkelheit, die auf der Veranda herrschte.
Und jetzt ein knurrender, brummender Laut! — Das mußte Bella sein, der Hund Erikas, die einen fremden Menschen in dem dunklen Park witterte.
Regungslos stand Fritz. Ein eisiger Schauer überrieselte ihn. Also war sein Verdacht doch berechtigt gewesen, und Erika war töricht genug, ihre Ehre und ihren guten Namen diesem Menschen preiszugeben, von dem Fritz wußte, wie wenig er das Vertrauen eines reinen, unschuldigen Mädchens verdiente.
Der Zorn erfaßte ihn, und rasch entschlossen trat er einige Schritte vor, um Erika zu warnen, um ihre törichte Handlungsweise vorzuwerfen ... In demselben Augenblick sprang aber auch der Hund mit lautem Gebell die Veranda herab und auf ihn zu.
„SM, Bella," sagte Fritz. „Ich bin es — kennst du mich nicht mehr?"
DaS zornige Gebell des Hundes ging in ein freundliche- Winseln über, als er Fritz erkannte. Dann lies er zur Veranda zurück, als ob er seine Herrin holen wollte.
Erika trat jetzt in den Lichtschein der Lampe, sie schien zu zögern, sie schien ungewiß, ob sie bleiben oder in daS HauS zurückgehen sollte. Endlich fragte sie mit leiser Stimme:
„Wer ist da im Garten?"
Da trat Fritz vor.
„Ich bin es, gnädiges Fräulein — Fritz Born . . ." Mn Ausruf der Ueberraschung entschlüpfte Erika-
Lippen.
„Sie, Herr Vorn?! — Aber was machen Sie hier so spät?"
„Das könnte ich Sie wohl eher fragen, gnädiges Fräulein," entgegnete er trotzig.
„Mich? — Aber bas ist doch ganz natürlich — ich konnte noch nicht schlafen und wollte die herrliche Nacht!- tust noch ein wentg genießen."
„Sie konnten nicht schlafen — gewiß fehlte Ihnen bas schöne Geigenspiel . . ."
Erika zuckte zusammen. Die Dunkelheit der Nacht verbarg ihr heißes Erröten.
„WaS wollen Sie damit sagen?" fragte sie ängstlich und scheu.
„Verstellen Sie sich nur nicht, Fräulein Erika," fuhr er rauh fort, „ich weiß alles, und was ich nicht weiß, das läßt sich leicht erraten. Ich weiß, daß Sie jeden Abend dem Geigensptel Prokowskys am offenen Fenster Ihres Zimmers tauschen; ich weiß, daß Sie seinen schmeichlerischen Worten ein nur zu williges Ohr leihen, tch weiß, daß Sie unsere frühere Freundschaft vergessen haben, daß Sie mich verachten, daß Sie diesen Herrn von Pro- kowsky, de» Sie sonst den „schönen Stanislaus" spottend nannten, daß Sie ihn jetzt lieben, daß Sie hierherge- kommen sind, um Herrn von Prokowsky zu sprechen, und sehr enttäuscht waren, mich statt seiner zu treffen. Das alles weiß ich, Fräulein Erika, Sie können mir nichts mehr verheimlichen."
Er hatte die Worte zornig hervorgesprudelt und war so dicht an sie herangetreten, daß sie erschreckt einen Schritt zurückwich. Sie wußte im ersten Augenblick auch nicht, was sie erwidern sollte. Falsches war in seinen Vorwürfen mit Wahrem vermischt, aber das Wahre traf sie mit heftiger Gewalt, so daß sie fassungslos dastand.
„Herr Born, ich bitte Sie . . ." konnte sie nur stammeln. ,
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