W Km hiesigen Vahnhos e!n7 M BMÜMK YSM flch Landrak Ehemann und seitens der Stadtoerwalknng in Vertretung des noch erkrankten Oberbürgermeisters Beutinger der Gemeinderak Mulle mit weiteren Mitgliedern des Eemeinderats und Spitzen der Behörden eingefunden. In> Autos begaben sich die Herren nach der Milchzentrale, wo sie von Schlachthofdirekkor Dr. Feeser begrüßt wurden. Nach der Besichtigung begab sich der Finanzausschuß des Landtags nach Sen Blindenwerkstätten. Dort setzte st« der Vorsteher des württ. Blindenvereins, v on Nickel, für einen fortlaufenden Staatsbeikrag zu oen Blindenwerkstätken und für die Anstellung eines ».anoev- pflegers ein. Direktor Atu eck. der Vorsteber des hieiigen Blindenvereins, unterstützte die'e Ausführungen, eii gab sich hieraus zu einem Imbiß in d°y Aatske l r- Abg. Andre betonte, das Stadttbeater Heilbrann musse als Kulturstätte des Unterlandes erhalten bleiben Der Land- tag werde dem Ersuchen der Stadt um einen Staaksb >t ag für das Theater enkgegenkommen. Abends besuchten dle ein» Äuffübruna öer „Waküre rm Stadttyeater. Nach der Vorstellung hielt bis zum Abgang des Zugs ein aeMitlich's Beisammensein Gäste und Gastgeber rm Er- frischungsraum des Theaters zusammen.
Bei dem Landtagsbesuch in Hellbronn ergriff nach der Theatervorstellung bei dem geselligen Zusammensein ,m Foyer des Theaters Finanzminister Dr. Dehlinger das Wort. Er bekannte sich dabei laut Neckarzeitung als Wagner- Forfmer und -Kenner und gab in humorvoller Weise hievon schlagende Beweise, indem er einige unserer Stadträte in die Rolle der Hauptpersonen der „Walküre" versetzte und so in leichtbeschwingter Rede und Gesairg die Gedanken, die dieser Besuch in ihm wachgerufen, bespiegelte. "„Warte, bis wir heimgekehrt" — das war der Trost, den er gab.
Böckingen OA. Heilbronn, 28. Febr. Preßluft- apparateaufdenFriedhöfen. Die heurige große Kälte, die alle Erdarbeiten auf Wochen hinaus unmöglich machte, hatte insbesondere den Arbeiten auf den Friedhöfen große Schwierigkeiten bereitet. Es war den Totengräbern kaum mehr möglich, ein Grab zu schaufeln und den bis zu einem Meter tief gefrorenen Boden zu durchbrechen. Die hiesige Friedhofverwaltung ist in den letzten Tagen nun dazu übergegangen, zur Aushebung der Gräber einen Preßluftbohrapparat in den Dienst zu stellen. Die Preßluftapparate werden sonst hauptsächlich in Granitwerken und bei Straßen- und Kanalbauten verwendet.
Sulz a. R-, 28. Febr. Eisgang. Ms am Dienstag der Hochwassernachrichtendienst das baldige Eintreffen großer Eismengen aus den Wchrwagen von Epsendorf und Tal- Hausen angezeigt hatte, wurde das neu« Wehr der Buntweberei versenkt: der damit geschaffene reißende Abfluß der Wassermengen und die rasche Absenkung des Wasserspiegels in der Wehrwage brachte die ungeheure Eisdecke zuin Bersten und in langsame, dann immer rascher werden« Bewegung, so daß dos ganze Eis vom Sulzer Neckar, mindestens 10 000 Kubikmeter, ohne irgendwelchen Schaden angerichtet zu haben, das Wehr passierte. Damit hat sich dieses Wehr vorzüglich bewährt.
Altobeendorf. 28. Febr. Eine Brücke vom Eis weg ge rissen. Die alte Holzbrücke, die beim zweiten Bahnwärterhaus von der Altoberndorfer Straße den Verkehr nach Harthaufen und Lichtenega vermittelte, ist nachts ein Opfer des Eisgangs geworden. Der Verkehr ist deshalb gesperrt und muß über Epsendorf und di« neue Straß« um- geleitet werden.
Vaustetken OA. Laupheim, 88. Febr. Eis- und Wassernot. Das Tauwetter brachte «in« Unmenge Wasser, so daß die im Gewand „Betzenmahd" und „Ober« Wiese" gelegnen Grundstücke unter Master gesetzt wurden. Die am Bach wohnenden Einwohner mußten ihr« vor den Häusern lagernden Holzbeigen in Sicherheit bringen. Die mittlere Ortsbrücke, die vor einigen Jahren in Eementbetrn neu ausgeführt wurde, zeigte in der Mitte zwei Riste, so daß die eisernen Geländer abmontiert werden mußten. Eis- fprenMngen wurden den ganzen Tag fortgesetzt.
Rißkissen OA. Ehingen, 28. Febr. Ueberschwem- mung. Durch den starken Eisgang der Riß stauten sich an den Brücken tm Ort die Wassermassen derart, daß der Fluß über die Ufer getreten ist. Mehr denn einen halben Meter steht da» Wasser auf der Straß«, deren anliegende Wvhnräume unter Master gefetzt sind.
Horb. 28. Febr. Die 700-JahrfeierderStact soll vom 1. bis d. Juni veranstaltet werden. Vorgesehen sind u. a. ein« Gewerbeausstellung in der Turnhalle durch
m-llaen GewsrbeveEn, und «ne Kunst-, Mkkur- und ?>simataeschichkliche Aufteilung im Rathaussaal durch die Stadt. Für Samstag, 2.. Juni ist ein Bankett, für Sonntag, 3- Juni ein Festzug, sowie abends große Stadtbeleuchtung in Aussicht genommen. Am Dienstag, 5. Juni, findet ein großer Markt statt. Am Sontag, 9. Juni, werden der Festzug und die Beleuchtung wiederholt.
Ebingen, 28. Febr. UnfallmitTodesfolge. Die 78 Jahre alte Frau Kreszentia Aubele, die vergangenen Donnerstag von einem Auto umgefahren wurde, ist den erlittenen Verletzungen erlegen.
Tukllingen. 28. Februar. Der Hohentwiel als s chl u m m e r n d e r V u l k a n. An der Ostseite des Bergs, unterhalb der Stelle, an der im November 1927 die großen Steinabstürze erfolgten, befinden sich einige Felsspalten und Löcher, aus denen warme Dämpfe emporquellen und eine Wärmemeffung hat das erstaunliche Resultat ergeben, daß in den Spalten, d. h. am Ausgang der Spalten, 8 Grad Wärme, etwa einen Meter davon entfernt 16 Grad Kälte festgestellt wurden, eine Tatsache, die bis jetzt noch nie in Erscheinung getreten ist. Außerdem ist die näher« Umgebung schneelos. Gras, Moos, Farnkraut, Efeu usw. beleben die Eingänge und Löcher, aus denen ständig ein Hauch entströmt, der die Umgebung der Spalten in Wolken und Dampf hüllt. Auffallend ist, daß diese Stellen weder von Wild noch von Vögeln angenommen werden, was bei der herrschenden Kälte doch natürlich wäre. Es liegt die Vermutung nahe, daß die erwähnten abgestürzten Gesleinsmassen nickt durch Witte- rungsoerhältnisse, sondern durch innere vulkanische Gewalt in Bewegung gesetzt werden.
Altblerlingen OA. Ehingen, 28. Febr. Todesfall. Schultheiß Josef Ried ist nach kurzer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben. Seit 1911 stand der Verstorben« an der Spitze der Gemeinde.
Bettelshofen OA. Leutkirch, 28. Febr. Kirchenraub. Aus der Dorfkapelle zum Hl. Wendelin wurde eine wertvolle alte Holzfigur, den Hl. Johannes unter dem Kreuz darstellend, gestohlen. Der Dieb hatte an die Stelle des feinen alten Standbildes eine billige Gipsfigur gestellt. Es geht das Gerücht, das Standbild sei in einer Wirftchaft in Leutkirch verhandelt und nach Friedrichshafen verkauft worden.
Lokales.
Wildbad, den 1. März 1929.
Temperatur: Wetterhäuschen 12°, Sommerberg 15°.
Die Lindsn-Lichtspiele sind weiterhin bemüht, zugkräftige Filme vorzuführen. Am Samstag und Sonntag geht der Lebensroman der jüngsten Zarentochter Anastasia über die Leinwand. Es dürfte keinen Kinobesucher, vor allem aber keine Frau geben, die nicht begierig sein wird, diesen Anastasia-Film zu sehen, umsomehr als dieser Tage ein Buch einer ruffischen Aerztin erscheint, das den Nachweis erbringen will, daß die viel umstrittene Unbekannte tatsächlich die Großfürstin Anastasia ist. — Das als Beiprogramm laufende Lustspiel „Das sind Zustände", mit Larry Semon in der Hauptrolle, wird die Lachmuskeln der Besucher dauernd in Bewegung halten. Außerdem kommt der Lehrfilm „Krieg im Frieden" und das Neueste aus aller Welt der Emelka-Woche zu Vorführung. Das dies- wöchige, reichhaltige Programm ist allein schon einen Besuch wert.
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Gestreckte« Arm langsam aus- «nd abbewege« heißt: Längs»«!
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Das Limburger Schloß abgebrannt
Am Donnerstag früh 2.30 Uhr brach ln dem alten Schloß in Limburg an der Lahn ein Brand aus. der sich rasch aus die drei Flügel des großen Gebäudes ausdehnte. Die Rettungsarbeiten waren fast nutzlos, da die Hydranten seit Wochen eingefroren waren und das aus der Lahn auf den Berg heraufgepumpte Wasser in den Schläuchen zu Eis wurde. Mit Ausnahme des Renaissancebaus im Ostflügel und des Wohnturms ist das ganze Schloß bis auf die massiven Steinmauern ausgebrannt. Eine im Schloß wohnende Familie konnre rechtzeitig gerettet werden, dagegen wurden ein ganzes Museum und viele wertvolle Kunstgegenstände vernichtet. Das Schloß ist zum Teil im 13. Jahrhundert er- baut und später mehrfach erweitert worden. Es bildete mit dem Dom das Wahrzeichen Limburgs und war früher zeitweise Residenz der geistlichen Kurfüsten von Trier.
Dem Feuer ist auch die durch eine starke Gewölbedecke geschützte Bibliothek des St. Borromaeus-Vereins, die 4M) Bände umfaßte, zum Opfer gefallen.
Einsturz eines Kaffeehauses ln Athen. In Athen stürzt« plötzlich das Kaffeehaus Panhellenion zusammen. 10 Per- sonen wurden getötet, 20 verletzt. Die Ursachen des Zusammenbruchs sind noch nicht aufgeklärt.
Todesfall. Im 80. Lebensjahr ist in München der bekannte Maler Geheimrat Fuhr. v. Habermann, der Gründer der Münchner Sezession, gestorben. Cr war In- Haber des preußischen Ordens Pour le merite.
Jabrikbrand bei Kienzls. Abends 5 Uhr brach nn Hauptbau der Kienzle-Uhrenfabrik in Bill in gen (Baden) wahrscheinlich durch Funken eines Motors in der Bäckerei Feuer aus, das rasch das Dach ergriff. Der Dachstuhl des Mittelbaus ist ausgebrannt; di« darunterliegenden Säle er- litten nicht unbedeutenden Wasserschaden. Der Betrieb erleidet keine Einschränkung.
Tödlicher Anfall. Auf dem Verfchiebebahnhof Leopoldshöhe bei Lörach stießen infolge starken Nebels zwei schwere Güterzugslokomotiven zusammen. Zwei angehängte Packwagen wurden ineinander geschoben. Dabei wurde der aus Freiburg stammende Zugführer Borkrümmler sofort getötet, während der Zugmeister Götz und ein weiterer Angestellter verletzt wurden.
Holzmann au« Frankreich ausgerviefen. Der aus dem Kutiskerprozeß unrühmlich bekannte Bankier Holzmann, der sich in Paris niedergelassen hatte, ist auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft aus Frankreich ausgewiesen worden. Holzmann soll u. a. auch in dem Litwinow-Vetrug seine Hand im Spiel gehabt haben. Er hat sich nun nach Brüssel gewandt.
Raubüberfall. In Bottrop (Wests.) wurde abends der Kaufmann Gröscher aus Duisburg von zwei Männern auf der Straße überfallen und durch Beilhiebe auf den Kops verletzt. Den Räubern fielen für ca. 30 000 Mark goldene Damen- und Herrenuhren und Schmucksachen, sowie 470 Mark Bargeld in die Hände.
w.- neue Kältewelle. Der Einbruch neuer Kalkluftmaflen hält auch weiterhin noch an. Aeberall in Deutschland mit Ausnahme der Nordseeküste, lagen in der vergangenen Nacht die Temperaturen durchschnittlich zwischen 10 und 18 Grad unter Null. In Ostpreußen sank das Thermometer sogar bis auf 26 Grad. Auch ganz Süddeutschland meidet neue Kälte bei Schneefällen. Hier ist fast überall der Temperatur- rückgang oadurch besonders empfindlich, daß in den letzten Tagen ungewöhnliche Wärme herrschte. Karlsruhe meldet 10, München 12 Grad Kälte. Der Temperatursturz ist auf eine Depression im Mittelmeergebiek zurückzuführen, die die Kaltluftmasten aus Nordvsteuropa ansaugte. Es ist damit zu rechnen, daß es auch in den nächsten Tagen noch kalt bleibt. Eine Folge des Temperaturrückganges sind strichweise Schneefälle, die in Süddeukschland am stärksten waren.
Im Schwarzwald ist nach Temperaturen von etwa 15 bis 20 Grad Wärme in der Nacht ein starker Temperaturrückgang ringe treten, der Schneefall mit sich brachte. Auf dem Hochschwadzwald sin 10—15 Zentimeter Neuschnee gefallen.
Im Niesengeblrge schneit es seit drei Tagen mit kurzen Unterbrechungen. Es ist wieder sehr kalt geworden. Am Donnerstag morgens wurden auf dem Kamm 20 Grad Kälte und im Tal 12 Grad gemesten.
Aus den nordamerikanischen Staaken Pennfylvanien, Michigan und Ohio werden starke Ueberschwemmungen infolge der Schneeschmelze gemeldet.
Erika war indessen heute abend schlechter Laune. S hatte sich mit Fritz Born gezankt, denn dieser hatte b handlet, sein Rappe sei schneller als ihr Pony, und wolle sie In fünf Minuten einholen. Und als sie dar auf einer Wiese ein kleines Wettrennen veranstaltet batte hatte Fritz Born sie sogar in drei Minuten eingeholt m sie noch obendrein geneckt. DaS konnte sie ihm' nicht ve gessen: sie ließ ihn ziemlich hart an und zeigte sich ih als die Tochter des Gutsbesitzers Hambach. Da hat « sie ganz seltsam angesehen, seinen Hut mit ehrerbietig Verneigung gezogen und war schweigend fortgeritten.
Tie ärgerte sich über ihre Dummheit und über d< Trotz von Frttz Born. So saß sie schweigend beim Aden «ssen. und als sie später von ihrer Mutter aufgeforde sv k'en, behauptete sie. Kopfschmerz zu habi und nicht spielen zu können. " ^
„Nun. dann wird uns Herr von ProkowSky auf sein Teige etwas Vorspielen," sagte die Gutsbesitzerin. „Nici wahr, Herr von ProkowSky?" ^
... sern, gnädige Frau," beeilte sich St-mislar
"usi aber um Entschuldigung bitte wenn ich Ihre Erwartungen nicht erfülle."
Nun spielte Stanislaus aber wirklich recht gut, ur Elug genug, einfache, aber zu Herzen gehen! Melodien, zu wählen, die der dann mit tiefem Gefül gr°ßem Geschick variierte. Er wählte mit Absick lenttmentale schwermütige Weisen, bekannte Volksliede ?esAEer Weise ineinander zu verweben mußt große Künsteleien ließ er sich nicht ein, er hat Erika für solche Virtuosenstücke nick °r merkte zu seiner geheime Freude, daß -Erika ihm aufmerksam zuhSrte und vo keinem Spiel ergriffen schien. Er ließ deshalb seine Geie tn noch weicheren Molttönen klingen und wimmern, setz! seine schwermütigste Miene auf und schien ganz tn de Nagenden Melodren seiner Geige aufzugehen.
,.^Dte Herrin des Hauses war entzückt und Miß Bayle schwamm tn Tränen.
AuchErika konnte sich dem Einfluß dieser weiche Von klassischer Musik verstan stezwar nicht viel, aber diese an die bekannten Pol» Mwv sich «mlehnenden Weisen verstand sie,
MS Stanislaus sein Spie! In einem sanften Adagio auSklingen ließ und dann wie erschöpft die Geige sinken ließ, die Augen schließend und das Haupt senkend, als erläge er der Wucht ferner Schmerzen, da überschütteten ihn die Gutsherrin und Miß Bayley mit stürmischem Beifall.
Er lächelte schmerzlich und dankte mit leisen Worten. Dann aber schweifte sein Blick zu Erika hinüber, als wollte er fragen, ob sie kein Zeichen des Beifalls oder des Dankes für ihn hätte.
Aber Erika sprach kein Wort. Sie wußte, wenn sie jetzt gesprochen hätte, würde sie tn Tränen ausgebrochen sein. Ihre Stimmung war ganz und gar beeinflußt durch den Streit mit Fritz Born, sie war gereizt und traurig gestimmt gewesen, mit sich selbst unzufrieden, sie wußte selbst auch, nicht, weshalb. Und tn diese nervös- gereizte Stimmung hatte das leidenschaftliche Spiel Pro- kowskyS noch mehr*Oel gegossen und hatte eine Glut tn ihr erzeugt, die sich auf ihren fieberhaft geröteten Wangen und in ihren glänzenden Augen widerspiegelte, nur daß es nicht dem schönen Stanislaus, sondern doch nur Fritz Born galt. Sie erhob sich und wollte das Zimmer verlassen. Da stand Stanislaus an ihrer Seite.
„Mein Spiel hat Ihnen nicht gefallen, gnädiges Fräulein," sagte er leise und traurig. „Es tut mir leid, daß ich Ihren Geschmack nicht getroffen habe. Vielleicht sieben Sie die lustigen Tänze mehr . .
In der Tat — früher hatte sie dieser Art Musik den Vorzug gegeben. Aber zu ihrer heutigen Stimmung paßten die schwermütigen Weisen besser, und sie antwortete rasch
„Sie irren sich. Sie konnten mir keinen größeren Genuß bereiten — ich liebe diese Volksmelodien sehr . .
In seinen Augen leuchtete es auf.
„Erst jetzt habe ich den wahren Dank erhalten," sagt« er leise, verbeugte sich ehrerbietig und trat zurück.
Erika bat ihre Mutter, sich zurückziehen zu dürfen, da sie Kopfschmerzen habe.
„Das kommt von dem Reiten tn der heißen Sonne," entgegnete die Mama. „Du solltest wirklich diese Rittetwas etnschränken. Aber geh' nur. mein Kind, und ruh» dich Morgen früh wird wieder Al!«» gut srtn."
Erika begab sich auf ihr Zimmer. Aber an Ruh» und Schlaf war nicht zu denken. Sie wußte selbst nicht, was mit ihr vorgegangen war, wie sie so ganz verändert sein konnte. Sonst war sie, kaum daß sie das Köpfchen auf das Kissen gelegt, sanft und tief eingeschlummerH um früh am anderen Morgen frisch und munter zu erwachen. Aber heute abend befand sich ihr ganzes Nervensystem in vibrierender Unruhe. Heiß und glühend rollte ihr das Blut durch die Adern und hämmerte ihr in den Schläfen und pochte in ihrem Herzen, als ob es dieses zersprengen wollte. ,
In ihren Ohren tönten noch immer die sagenden, sanften Molltöne der Geige und hallten in ihrer Seel« wider, daß Tränen ihr in die Augen traten.
Vergebens preßte sie den Kopf in die Kissen, st« hörte die klagenden Töne, vergebens drückte sie beide Hände auf die Augen, sie sah doch das blasse, schwev- mütige, von dunklen Haaren umrahmte Gesicht des Spielers und fühlte seine dunklen Augen in faszinierendem Glanze auf sich ruhen.
Endlich sprang sie wieder aus dem Bette und warf ein leichtes Morgenkleid über.
„Das ist doch zu dumm," sprach sie laut vor sich hin. „Bin ich denn verhext?"
Sie hatte vergessen, die Vorhänge vor dem Fenster 'zuzuziehen. In breitem silbernen Strom flutete das Licht »es vollen Mondes tn das Zimmer, den ganzen Raum ntt magischem Glanz erfüllend.
Erika trat anS Fenster und öffnete beide Flügel. Der frische Hauch der Nacht strömte herein und kühlte ihre brennenden Schläfen. Aber von dem Garten herauf drang auch der Dust der Rosen und von den nahen Wiesen wallte der Atem des frischen Heues herein, die Sinne umnebelnd und fast betäubend.
Erika setzte sich an das Fenster und schaute zu dem Monde auf, der gerade über dem dunklen Hause stand, tn dem die Beamten wohnten. Alle Fenster waren dunkel, mit Ausnahme eines — Erika wußte, es war das Fenster des Zimmers, tn dem Stanislaus wohnt«.
<K»eti«tmn» folatü
Senk» on die hungernden Vögel!