heitensrage ln der Oefsentlichkeit absehen und statt dessen in eine Behandlung der Angelegenheit in der Stille einer Kommissionsberatung einwilligen. Es sei ein offenes Ge­heimnis, daß auch auf Dandurand jeder Druck ausgeübt werde, um ihn von einem Borsioß abzuhalken. Ferner sei es offenkundig, daß jede Art von Herausforderung gegenüber Deutschland (z. B. die rechtswidrige Verhaftung von Ulitz in Oberschlesien) ausgeübt werde, um die allgemeine Minderheitenfrage lediglich alH einen deutsch-polnischen Streit hinzuskeilen.

Nene Kämpfe in Afghanistan

Moskau, 27. Febr. Nach einer Meldung aus Termrz haben bei Maidan 3V Kilometer von Kabul, Kämpfe zwischen den vorrückenden Truppen Aman Allahs und den Kugiokan- kruppen begonnen. In Kabul werden Flugblätter verbrei- kek, daß Aman Allah sich in Gazni befindet. Die Stadt Ma-idan ist von Truppen Aman Allahs beseht.

Viirll. Landlag

Schultheiß oder Bürgermelster?

Der Schultheiß siegt

Stuklgark. 27. Februar.

Im Landtag wurde gestern nachmittag die Beratung der Gemeindeordnung, bei den den Ortsvorsteher be­treffenden Artikeln 80 ff. fortgesetzt. Bei Art. 80 (Art der Bestellung des Ortsvorstehers) wurde e'n kommunistischer Antrag, die Amtszeit des Orlsvorstehers auf 6 Jahre festzu- setzen, abgelehnt. Ein Antrag Rath (D.V.), Küchle (Ztr.) und Bausch (C.V.D.), wonach die Amtsdaucr des Orts- oorstehers im Falle seiner Wiederwahl nicht l0, sondern l5 Jahre betragen soll, wurde mit 40 gegen 33 Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten und Kommunisten angenom­men. Außerdem wurde ein Antrag Rath <D,V.) mit 48 gegen 24 Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten angenommen, demzufolge dem wiedergewählken Ortsvorsteher ein Recht auf die bisherigen Anstellungsbedingungen zusteht. In der Aussprache wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Stellung des Ortsvorstehers, der in erster Linie die Staatsautorität zu vertreten hat, im Interesse von Staat und Gemeinde zu sichern. Mehrfach wurde aber ausgespro­chen, daß sich die Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher nicht mehr wiederherstellen lasse und daß man auch an der in Württemberg herkömmlichen Wahl des Ortsvorstehers durch die Bürgerschaft festhalten müsse.

Von besonderer Wichtigkeit war dann Art. 90, der die Amtsbezeichnung der Ortsvorsteher regelt. Hiezu beantragte der Ausschuß den Titel Oberbürgermeister für Gemeinden mit mehr als 20 000 und den Titel Bürger­meister für die übrigen Stadt- und Landgemeinden, wäh­rend der Regierungsentwurf noch am Stadtschult- heitzen und Schultheißen festgehalten batte. Die Aussprache ließ den alten Streit in dieser schon viel erörter­ten Frage wieder austeben. Abg- Dr. Schermann (Z.) trat für die Beibehaltung des Schultheißen ein und wehrte sich dagegen, alte schwäbische Eigenart einer öden Gleich­macherei und der Mode zum Opfer zu bringen. Abg. Rath (D B.) erklärte sich für den Bürgermeister, weil dieser Titel zum Ausdruck bringe, daß der Ortsvorsteher seine Mach» von der Bürgerschaft habe. Der Schultheiß sei überfällig und gehöre in ein Altertumsmuseum. Staatspräsident Dr. Bolz: Politische Absichten lagen der Regierung fern, als sie den Titel Schultheiß vorschlug. Was der Schultheiß be­deutet, weiß jedermann in Schwaben Man muß nicht, einer allgemeinen Mode folgend, alles gleichmachen Bedauerlich ist schon, daß der Titel Oberamtmann gefallen 'st. Er mußte fallen, nachdem der Amlmannkitel von der mittleren Beamtenschaft angestrebk wurde. Ein sachliches Bedürfnis» den Schultheiß fallen zu lassen, besteht nicht. Es wäre kein schlechtes Zeugnis für den Württ. Landtag, wenn er aus Geschmacks- und Eefühlsrücksichten heraus den Titel Schult­heiß beibehielte. Abg. Fischer (Dem ): Es besteht kein Anlaß, den Titel Schultheiß fallen zu lassen. Ü^an sollte es beim alten belassen. Abg. Mößner (S.) tritt für den Bürgermeister ein. *

Nach Artikel 92 kann der Ortsvorsteher einen Beschluß des Gemeinderats, wenn dieser für die Gemeinde von nach­teiligen Folgen sein kann, beanstanden und innerhalb zweier Wochen einen erneutenBeschlutz herbeisübren. Sozialistische und kommunistische Anträge auf Streichung

dieser Bestimmung wurden abgelehnt. Dann folgte die Ab­stimmung darüber, ob der S ch u l t h e i ß dem Land Würt­temberg erhalten bleiben oder durch den B ü r g e r m e i ste r ersetzt werden soll. Ein Antrag Pollich (Z.) auf Wieder­herstellung der Regierungsvorlage, d. h. auf Beibehal­tung des Schultheißentitels wurde mit 34 Stim­men der Rechten, des Zentrums und der Demokratie gegen 30 Stimmen der übrigen Parteien bei 1 Stimmenthaltung (Küchle) angenommen.

Sodann wurden noch einige Bestimmungen über die Ge­meindebeamten beraten. Dabei trat bes.maers Staatspräsi­dent Dr. Bolz einem Antrag Heymann (S.) entgegen, der den Aufgabenkreis der technischen Beamten besonders ge­regelt wissen wollte. Eine Aussprache gab es noch hinsicht­lich der Amtsbezeichnung der Gemeindebeam- t e n. Hiezu erklärte Staatspräsident Dr. Bol z, daß die Re­gierung die Gemeinden in keiner Weise hindere, ihren Mitt­leren Beamten einen Wirkungskreis und dementsprechende Titel und Bezahlung zu geben, die sonst nur Höheren Be­amten zukommen. Man ging dann noch zum 7. Abschnitt (Rechtsverhältnisse der Gemeinderatsmitglieder und Ge­meindebeamten) über, worauf nach kurzer Aussprache um 12 Uhr abgebrochen wurde, da der Landtag sich bereits um ^2 Uhr nach Heilbronn zur Besichtigung verschiedener städt. Einrichtungen begibt. Nächste Sitzung Donnerstag vor­mittag.

Eingaben an den Landtag. In her Zeit vom 18. Januar

dis 14. Februar worden. Ihre Gc

ind an den Landtag 45 Eingaben gerichtet ,amkzahl hat damit 299 erreicht. Besonders zu erwähnen ist eine Eingabe des Borstands der Studenten­schaft der Technischen Hochschule zur Verlegung der Techn. Hochschule. Zahlreiche Eingaben von Teilgemeinden beziehen sich auf die Gemsindeordnung. Eine Eingabe der Volks- rechkspartei betrifft die endgültige Feststellung der Nepara- ktonsverpflichtungen. Der Württ. Lehrervereln und der Kath. Lehreroerein wünschen die Gewährung staatlicher Bau- darlehen an Lehrer.

Die lebensgefährliche Strecke NagoldAttenfteig. Auf die Kleine Anfrage der Abg. Dingler und Dr. Häcker hat die Negierung geantwortet: Daß die Schmalspurbahn NagoldAlkensteig von der Staatsstraße wegverlegt wird, kann nach den bereits gepflogenen Verhandlungen zur Zeit nicht ln Aussicht genommen werden. Die staatliche Skraßen- vauverwalkung erstrebt den Ambau der Staatsstraße im Rahmen der übrigen notwendigen Umbauten an Staats­straßen. Wann er ausgeführk werden kann, hängt von der Gestaltung der Finanzlage ab.

Seulscher lieichslag

Der Verrat der Denkschrift Groners

Berlin. 27. Februar.

Zum Verrat der bekannten Denkschrift des Reichswehr­ministers über den Panzerkreuzer ergreift sodann das Wort ' der Reichskanzler Müller. Er führt aus: Die Denk,chrift wurde lediglich zum Zwecke der Unterrichtung des Reichskabinetts abgefaßt und sollte deshalb nicht veröffentlicht werden. Wie sie der englischen Zeitschrift zu­gänglich wurde, wird vom Oberreichsanwalt untersucht. Die Denkschrift weist nach, daß Deutschland imperialistische Ab­sichten gar nicht haben kann. Zu den Fragen des Grenz­schutzes und der Wahrung der Neutralität im Fall kriege- rischer Verwicklungen anderer Staaten sich gutachtlich zu äußern, gehört zur Pflicht des Reichswehrministers. Nirgends läßt die Denkschrift die Absicht eines Kriegs gegen Sowjetrußland erkennen. Von irgendwelcherAusrüstungs- Politik" kann überhaupt nicht die Rede sein, denn beim Bau des Panzerschiffs ^ handelt es sich bekanntlich nur um einen Eriatzbau.

Abg. Stampfer (Soz.): Bezüglich des Panzerkreuzers halte die Sozialdemokratie an ihrem Standpunkt fest. Ob

vierckönrlsn Kleiner

ru billigzten pl-shen

Entlarvt!

Roman von Otto Elster. Topyright by Gretner L Eo., Berlin ND S.

(Nachdruck verboten.) 4. Fortsetzung.

Die beiden Herren entfernten sich, und Frau Ham­bach wandte sich an die Engländerin mit der Frage:

Wie gefällt Ihnen der junge Mann, Miß Bayley?"

Tie Miß errötete ein wenig.

Ich finde ihn sehr hübsch und interessant," entgegnete sie mit einem schwärmerischen Augenaufschlag.

Nun, auf sein Aeußeres kommt's weniger an. Aber ich meine auch, daß er ein angenehmer, bescheidener Ge­sellschafter ist mit sehr guten Manieren."

Ein Affe ist er, Mama," platzte Erika heraus.

Die Baronin war empört, und Miß Bayleh entrüstet. ES setzte eine ordentliche Strafpredigt, aber Erika warf das Möpschen in den Nacken, rief Bella und ging nnt ihrem vierbeinigen Freunde in den Garten, trotzig murmelnd:

Und er ist doch ein Affe."

4 . Kapitel.

Nm anderen Morgen um 7 Uhr stand Gutsbesi e: amback auf dem Wirtschaftshof, nm den neuen -wlontar r erwarten und ihn im Hof und in den Stallungen um- nezuführen.

Die Arbeiter und die Gespanne waren schon längst nter Aufsicht Fritz BornS ans das Feld und ine Wiesen -zogen, während der Inspektor Grupe nach dem eme albe Stund« entfernten Vorwerk geritten war. um dock ach dem Rechten zu sehen. So wollte der Gutsbesitzer übst Stanislaus in der Wirtschaft einführen, zuerst ilpi üt den Einrichtungen des Hofes bekannt machen u,«d inn mit ihm auf die Felder und Wiesen gehen.

Aber er mußte noch eine Zettlang auf den sung'bi errn warten . Endlich erschien dieser und der Gutsbesitz kr mnte sich eines Lächelns nicht erwehren.

Stanislaus trug einen eleganten hellgrauen Zackett- IW«, ttMi Mey ESN StrMut mit rot und blauem

Bande, und hellgelbe feine Schnürschuhe, über denen der blau« und rotgeringelte, freie Strumpf sichtbar wurde. In der Hand hielt er rotbraune wildlederne Handschuhe.

Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich mich etwas Verspätet habe, Herr Hambach," säuselte er.

Da§ macht nichts. Sie werden sich an das Früh­aufsteher: aber gewöhnen müssen, Herr von Prokowskt. Beim Landwirt heißt eS: Morgenstunde hat Gold im Munde. Aber wollen Sie in diesem Anzuge mit in die Viehställe gehen?"

Stanislaus sah erstaunt an seinem eleganten Anzug nieder.

Finden Sie etwas nicht in Ordnung?"

Ich meinte nur, es sei schade um Ihre schönen hell­gelben Stiefel. Man kann die Stallungen nicht immer so sauber halten, wie einen Salon. Haben Sie keine hohen Stiefel?"

Nein aber Gamaschen."

So ziehen Sie diese wenigstens an."

Der neue Volontär verschwand und kam nach einiger Zeit wieder in eleganten ledernen Sportgamaschen.

Ist es so recht, Herr Hambach?"

Nun, es wird gehen. Kommen Sie nur wir haben sowieso schon Zeit genug vertrödelt."

Zuerst wurde der Pferdestall besichtigt, was rasch ge­schehen war, da hier nur die vier Kutsch- und zwei Reit­pferde deS Gutsbesitzers in einer besonderen Abteilung standen, während alle anderen Pferde draußen bei der Arbeit waren. Tann kam der Kuh- und Mastviehsia'l. in dem geradegroßes Reinmachen" statstand: der Schmeine- stall, der Schafstall, die verschiedenen Scheunen und Korn- böden wurden ebenfalls besehen, und schließlich landete man auf dem Geflügelhof. wo eben Erika und dieMam­sell" beschäftigt waren, die Hühner, Tauben, Puten und Enten zu füttern.

War das ein Geschnatter, ein Gackern, ein Kreischen und mit den Flügeln-Schlagen, daß Stanislaus gauz wirr zu Mute war. Er nahm sich aber zusammen und trat grüßend auf Erika zu, die, umflattert von den Tauben, allerliebst auSsah.

DaS ist ja wie ein Gemälde," sagte er mit einem süßlichen Lächeln.

Erika sah ihn erstaunt an und platzte mit einem lauten

HaÄw Maut.

die andern Schiffe auch gebaut würden, könne man heute noch nicht wissen. Jedes geheime Militärabkom, men, wie das soeben enthüllte Abkommen der Westmächte, sei ein Verbrechen an der Menschheit, am Völkerfrieden. Sofort nach Veröffentlichung der Panzerkreuzer-Denkschrift deutete die deutschnationale Presse an, sie könne nur von den Sozialdemokraten verraten worden sein. Die angebliche Verräterin Frau Valentin sei Geschäftsführerin des Aus- schusses für Internationale Verständigung.

Abg. General a. D. v. L e t t o w - V o r b e ck. (Deutsch- nat.): Es ist unglaublich, wie man der Denkschrift des Reichswehrministers eineKriegsabsicht" unterschieben könne. Solche Denkschriften wurden auch früher verfaßt und trotzdem herrschte 43 Jahre lang Frieden. Eine solche Denk- schrift enthält aber wertvolles Material und deshalb 'st ihre Auslieferung an das Ausland offener Landesver­rat. An unserer Ostgrenze stehen fünf polnische Armeekorps, wir haben dort nur ein Infanterieregi­ment und zwei Kavallerieregimenter. Es ist Pflicht isdes vaterlandsliebenden Mannes, Verdächtigungen, die ihm zu Ohren kommen, an die zuständige Stelle weiterzuleiten. Es ist unerhört, wenn derVorwärts", das Blatt des Abg. Stampfer, diese einfache Pflicht alsSchurkenstreich" be­zeichnet. Dem Reichskanzler Müller kann inan Geraolinig- keit nicht zugestehen; als Parteimann hat er die Vorlage über den Panzerkreuzer abgelehnt, die er selbst eingedruckt hat. Die geringen vorhandenen Rüstungsmöglichkeiten Deutschlands müssen ausgenutzt werden. Eine Schrift von Levi und Genossen über die Wehrmacht sagt, daß es kür die Arbeiter kein Vaterland gebe und daß ein Krieg mit revo­lutionären Mitteln bekämpft werden müsse. Dasrepublika- Nische Wehrprogramm" der Sozialdemokratie macht sich diese Grundsätze zu eigen. Ist der Reichskanzler zur Be­kämpfung dieser Widerstände bereit?

Abg. Brüninghaus (D Bp.): In Polen spricht man offen von dem Krieg gegen Deutschland. Sollen wir uns da nicht bedroht fühlen? Es war geradezu die Pslicht des Wehrministers, zu prüfen, wie diese Gefahr abzuwenden ist Wer empfiehlt, daß wir mit unserer Wehrmacht hinoö- gehen unter das, was uns das Friedensdiktat gelassen hat, versündigt sich an unserem Volk.

Bon den. Kommunisten sind Mißkrauensanträg, gegen das Gesamtkabinetk und den Reichswehrm.nister ein­gegangen. ,

Dem Büro des preußischen Landtags liegen, lautGer­mania" zur Zeit rund 4E Anträge der Staatsanwaltschaften vor. die eine Aufhebung der Immunität der völkischen Ab­geordneten wegen Beleidigungsprozessen verlangen.

Mrllemberg

Stulkgark. 27. Februar.

80. Geburtstag. Am Mittwoch konnte Oberbaurat i. R. Ve igele, bis 1919 Vorstand der Eisenbahnbauinspektion Stuttgart, in voller körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag feiern.

Magen beim Staaksgerichtshof. Der Staatsgerichtshos für das Deutsche Reich in Leipzig hat auf den 22. März für den Nachmittag und Vormittag des folgenden Tags Be- schlußberatunger- in Wahlrechtssachen vorgesehen. Die erste gilt der Klage der württ. Volksrechlspartei, sowie der Nationalsozialisten gegen das Land Württemberg.

Das amtliche Fernfprechbuch für den Oberpostdirektions­bezirk Stuttgart wird nach dem Teilnehmerstand vom 1 Mat. dieses Jahres neu aufgelegt. In die neue Auflage werden die bis zum 30. April angemeldeten Hauptanschlüsse ausgenom­men. Anträge auf Aenderung bestehender Eintragungen können in der Neuauflage nur dann berücksichtigt werden, wenn sie spätestens am 31. März dieses Jahres bei der zu­ständigen Fernsprechvermittlungsstelle vorliegen.

Die Entlohnung der württembergischen Landarbeiter. In

einer gemeinsamen Sitzung am 26. Februar 1929 stellten die Fachausschüsse des Deutschen Landarbeiterverbands und des Zentralverbands der Landarbeiter folgende Lohnforderun­gen auf: Für einen landw. Arbeitnehmer über 20 Jahre: 1. Taglöhner in der Stunde (ohne Verpflegung) 5055, mit Verpflegung 3035 Pfennig: 2. Taglöhnerinnen in ver­stünde 3540 bezw. 2428, 3. Melker in der Woche 4V bis 42 bezw. 2022 Mark; 4. Knechte in der Woche 3235 Mark bezw. 1418 Mark; 5. Mägde im Monat (mit Per- pflegung) 4555 Mark. Arbeitnehmer von 1820 Jahren

Gnädiges Fräulein . .

Entschuldigen Sie aber Sie sehen gar zu komisch aus," entgegnete Erika unter Lachen.Wo haben Sie denn gesteckt."

Der Herr Papa hat mir die Stallungen gezeigt."

Ach so und da hat Sie eine Kuh mit ihrem Schwanz über das schöne hellgraue Jackett geschlagen, und mit den gelben Stiefeln und roten Gamaschen sirrL Sie verzeihen Sie in eine etwas zweifelhafte Pfütze geraten."

Mit einem heillosen Schrecken bemerkte StankSlauS jetzt, daß er allerdings nichts weniger als salonfähig aussah.

Ich kann nichts dafür, gnädiges Fräulein," ent­schuldigte er sich kleinlaut.Ihr Herr Vater hat mich geführt."

DaS schadet ja auch nichts aber man zieht sich in den Viehställen doch nicht so an wie zu einer eleganten Promenade. Sie müssen sich ordentliche Schmierstiefel und eine dunkelgraue Joppe anschaffen."

Ich werde Ihren Rat befolgen, gnädigstes Fräulein," sprach Stanislaus höflich, aber im Innern empört und entrüstet.

Dann durfte er sich zurückziehen. Für heute morsten waren seine landwirtschaftlichen Studien beendigt. Am Nachmittag sollte er mit dem Inspektor Grupe aus die Felder und Wiesen.

Können Sie reiten?" fragte der Gutsbesitzer.

Nur wenig, Herr Hambach."

Das müssen Sie lernen. Nehmen Sie heute nach­mittag den alten Braunen des Inspektors» der wirst Sie nicht ab. Der Inspektor kann eines meiner Reitpferde nehmen. Auf Wiedersehen heute mittag."

Auf seinem Zimmer angekommen, warf sich Stanislaus erschöpft auf das harte, schwarzlederne Sofa.

Er fühlte sich kreuzunglücklich. Er hatte sich da? Leben auf dem Lande, in dem Herrenhause des reichen Guts­besitzers Hambach ganz anders vorgestellt, und er war ärgerlich auf seine Mutter, daß sie ihm ein solch schönes Bild von dem Leben auf Gut Hambach entworfen hatte.

(Fortsetzung folgt.)