Gewerkschastsbund für die besetzten Gebiete: Wir bedauern, daß es noch immer nicht gelungen ist. die zwischen den Völkern Europas bestehenden Differenzen auf dem Wege einer Verstän­digung auszugleichen. Er erblickt in der bisher von Frankreich beobachteten Haltung den hauptsächlichsten Hinderungsgrund. 2. Wir stellen mit Genugtuung fest, daß die Arbeitnehmerschaft sich so aktiv an der Vertreibung der gedungenen separatistischen Banden beteiligte. Der Kampf gegen diese, jeder politischen Idee baren Verbrecherbanden wird mit unverminderter Kraft und Zähigkeit fortgeführt werden. 3. Die rheinische Bevölkerung hat keinen Zweifel darüber gelassen, dass sie ihre Gesinnung nicht ändern und ihren klaren Willen nicht fälschen läßt. Sie will mit ihren deutschen Brüdern im gemeinsamen Vaterlande zusammen bleiben. Die Lostrennung vom Deutschen Reich wird für sie immer undiskutierbar sein. 4. So sehr wir dis Bedrängnis an Rhein und Ruhr würdigen und so tatkräftig in allen Instanzen wir uns für ihre Haltung und Befreiung «insetzten, so wenig vermögen wir eine Lösung der schwierigen Lage darin zu sehen, daß jetzt in der Zeit höchster Erregung durch staatliche Beschlüsse von höchster Tragweite unser seitheriges Verhältnis tiefgreifend verändert wird. Das Ziel Frankreichs steht nach soviel unglück­lichen Zeugnissen der letzten Zeit fest. Ls liegt in der Zertrüm­merung Deutschlands, in der Verkrüppelung unserer Wirtschaft und i» der Demoralisation des deutschen Volkes. Wir warnen vor den zu erwartenden Enttäuschungen und insbesondere davor, Frankreichs Vorhaben durch falsches Entgegenkommen zu för­dern. 5. Die von Frankreich für notwendig gehaltene Sicherheit seiner Grenzen liegt einzig und allein darin, daß das Volk an Rhein und Ruhr seinem Willen entsprechend ungehemmt und ungehindert all« notwendigen politischen Ansprüche an Staat Md Reich geltend machen und durchsetzen kann.

Die französisch» Verschleppungs-Politik bezüglich der Wiederaufnahme de» Verkehr».

Berlin, 19. Nov. Die Reichsbahn als Trägerin des rheinischen Verkehrs hat nach Einstellung des passiven Wi. derstands alles daran gesetzt, um das Verkehrswesen und damit das Wirtschaftsleben der besetzten Gebiete wieder in Gang zu bringen. In Düsseldorf wurde mit den maßgeben­den französischen Stellen ein Rahmenabkommen getroffen, das einen modus vivendi anbahnen und durch technische Einzelverhandlungen in Mainz ausgefüllt werden sollte. Irgend ein Ergebnis konnte in Mainz seither nicht erzielt werden, da die Franzosen, hinausgehrnd über die Abma­chungen in Düsseldorf, nunmehr in Mainz kategorische For­derungen stellen, die für die deutsche Seite untragbar sind. Frankreich sucht die rheinischen Eisenbahnen lediglich als Objekt seiner politischen Absichten auszuwerten, wobei der sachliche Gedanke des baldigen Wiederaufbaus des Ver­kehrs vollkommen in den Hintergrund tritt. Ein derart!- ges Vorgehen ist nach den seitherigen, an anderen Stellen schon mit Frankreich gemachten Erfahrungen nicht über­raschend. Für die Folgen ist Frankreich voll und ganz al­lein verantwortlich.

Weitere englische Kohlenkredite für Deutschland.

Berlin, 18. Nov. Der Abbruch der Verhandlungen mit den deutschen Kohlenzechen durch die Jngenieurkommission hat in weiten Kreisen lebhafte Enttäuschung und Besorgnis heroor- gerufen, wurden damit doch die Erwartungen auf stärkere Be­lieferung des unbesetzten Deutschland mit Ruhrkohlen für die nächst« Zeit wieder hinfällig. Besonders schwer ist die Enttäu­schung bei der Reichsbahn, die gehofft hatte, durch Bestellungen von Ruhrkohlen endlich eine Erleichterung in ihrem Bezug von ausländischen Kohlen zu erzielen und damit Devisen zu erspa­ren. Wenn die Reichsbahn nunmehr für die nächste Zeit mit einem weiteren Bezug von englischen Kohlen, soweit das ihre Bctriebsführung erfordert, rechnen muß, so ist ihr dieses Vor­gehen im Augenblick dadurch wesentlich erleichtert, dag es nach schwierigen Verhandlungen in London in den letzten Tagen ge­lungen ist, zu den üblichen Bedingungen von führenden Bank­firmen der City einen Kredit von 3 Millionen Pfund Sterling für Kohlenbeschaffungen zu erhalten, den sie aber nur im Um­fange ihres Bedarfes in Anspruch zu nehmen braucht. Dass für einen solchen offenen Kredit unter den heutigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen des Reiches von den ausländischen Geldgebern Garantien verlangt werden, wird jeder Kenner un­seres Wirtschaftslebens wissen. Wenn es der Reichsbahn gelun­gen ist, dies« Garantien beizubringen, so verdankt sie dies in erster Linie der verständnisvollen Unterstützung der deutschen Industrie und der Mitwirkung des Reichsverbands der deutschen Industrie, sowie der Bürgschaft von führenden deutschen Banken. Für die Finanzierung des Kredits kamen von dem eigenen Be­sitz der Reichsbahn nur di« eigenen unaufgeschlossenen Braun- kohlenfrlder bei Bitterfeld und Lübbenau in Betracht. Wenn in einer Berliner Zeitung die Meinung ausgesprochen ist, dass hier­durch die Elektrisierung der Berliner Stadt- und Vorortbahn, die aus dringenden finanzpolitischen Gründen vorübergehend zu- riickgestellt werden musste, beeinträchtigt würde, so zeigt dies wenig wirtschaftspolitisches Verständnis, da es doch wohl be­kannt sein dürfte, dass durch eine Erschliessung der Felder das Pfandrecht des Gläubigers nur wertvoller werden könnte.

»Druck* der Alliierte« auf Frankreich.

London, 19. Nov. Einer Reutermeldung aus Newyork zufolge schreibt derNewyork Herald" in einem Leitartikel, die Nachrichten aus London und Rom müßten ernste Be­sorgnisse unter dem französischen Volk auslösen, ob sich Poincarö in seiner Nachkriegspolitik nicht geirrt habe. Das

Blatt fährt fort, das französische Bol? müsse die Unklug­heit einer Politik einsehen, die einen möglichen Verlust der Unterstützung Frankreichs durch seine besten Freunde unter den Nationen bedeute.

Die voraussichtliche Entscheidung der Botschafter- Konferenz über die Militärkontrolle und die Kronprinzenfrage.

Paris, 2V. Nov. Die Agence Havas will erfahren ha­ben, daß die Botschafterkonferenz in der Frage der Militär­kontrolle in Deutschland sich wahrscheinlich auf folgender Grundlage einigen wird. Sie wird der deutschen Regierung Mitteilen, daß die Militärkontrolle in allerkürzester Zeit wieder ausgenommen wird und fragen, ob die deutsche Re­gierung hierzu ihre Zustimmung gebe oder nicht. Der Kon­trollkommission stehe es zu, zu bestimmen, unter welchen Bedingungen sie ihre Pflichten ausüben wolle. Wenn Hin­dernisse entstehen würden, habe sie zu entscheiden, ob die deutsche Regierung hierfür verantwortlich sei und in wel­chem Maße. Zn diesem Falle würden die Alliierten sich verständigen, um wenn nötig, Maßnahmen zu ergreifen. Was den Kronprinzen anbelangt, so werde man in Anbetracht der Tatsache, daß er einen Verzicht auf den Thron ausgesprochen und das Versprechen gegeben habe, als Privatperson in Deutschland zu bleiben, die deutsche Regierung auffordern, streng darüber zu wachen, daß er das gegebenene Versprechen halte.

Paris, 19. Nov. Die Botschafterkonferenz hat um S.30 Uhr eine kurze Sitzuntz abgehaltsn und sich auf morgen vertagt, da der englische Botschafter noch nicht die Instruktionen seiner Re­gierung erhalten hat.

Ausweisungen (!) rheinischer Bürger durch Sonderbündler.

Köln. 20. Nov. DieKölnische Zeitung" meldet aus Trier: Dem Vernehmen nach hat die vorläufige Regierung der Rheinischen Republik im Bezirk Trier den Gewerbe­kommissar Albrecht, sowie den Schriftleiter desTrieri- schen Volksfreund", Noßmann, aus dem Rheinland ausge­wiesen. Bei der Grenzstation Eschhofen hinter Limburg wurden die Ausgewiesensn französischen Grenzposten über­geben. DieKölnische Zeitung" bemerkt dazu: Es ist das erste Mal, daß die Sonderbündler sich die Macht angemaßt haben, rheinische Bürger aus ihrem Bezirk auszuweisen. Es darf erwartet werden, daß die Neichsregierung sich die­ses Falles besonders annimmt und vor allen Dingen bei der Rheinlandkommission in Erfahrung zu bringen sucht, mit welchem Recht solche Ausweisungen durch eine von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung nicht anerkannte sonderbündlerische Negierung erfolgt sind.

Der Kampf gegen die Sonderbündler.

Oberpleis, (Siebengebirge) 17. Nov. (W. B.) In der Gegend von Aegidienberg ist es gestern zu einer förmlichen Schlacht gekommen. 14 Sonderbündler wurden hierbei getötet. Die Bevölkerung hatte 2 Schwerverletzte, von denen einer inzwischen gestorben ist. Es verlautet, daß die Sonderbündler zumeist aus - Leuten bestehen, die von den Belgiern aus der Gegend von Kre­feld verwiesen wurden. Beim Eintreffen in den Ortschaften des Siebengebirges haben sie sofort mit Requisitionen begonnen, woraufhin die Ortsbevölkerung sich zur Wehr setzte.

Deutschland.

Bor dem Wiederbeginn der Reichstag»fitzungen.

Berlin, 19. Nov. Wie die Blätter Mitteilen, wird der Aeltestenrat morgen zwei Stunden vor dem Zusammen­tritt des Plenums eins Sitzung abhalten, um die Geschäfts­lage zu besprechen. Man rechnet damit, daß sich die politische Aussprache im Reichstage bis Freitag ausdehnen wird, wo- bei der Bußtag für Fraktionssitzungen sreigehalten werden soll. Eine Entscheidung des Reichstags über ein Ver­trauens- oder Mißtrauensvotum dürfte, falls überhaupt derartige Anträge gestellt werden sollten, vor Freitag nicht zur Erörterung kommen. Weitere Sitzungen des Reichs­tags sind bisher nicht in Aussicht genommen.

Ei« bevorstehender Mitztranensantrag der Sozialdemokraten gegen das Kabinett Streseman«.

Berlin, 19. Nov. In der heutigen Besprechung der Zeirtrums- fraktion des Reichstages über die politische Lage wurde die Meinung der Fraktion dahin zusammengesaßt, dass sie sich an dem Misstrauensvotum gegen das Kabinett Stresemann nicht zu beteiligen gedenke und dass sie zu dem Vertrauensvotum Stel­lung zu nehmen zur Zeit noch keinen Anlass habe. Von der sozialdemokratischen Fraktion, die ihre Beratungen heute abend noch nicht beendete, sondern sie morgen vormittag fortzusetzen gedenkt, ist. wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, ein motivierter Mitztrauensantrag zu erwarten, der besonders auf di« Verhältnisse in Sachsen und Thüringen Bezug nehmen wird. Dieser Vorstoß der Sozialdemokraten könnte zum Sturz des

Kabinetts führen, da wenn a-uch aus entgegengesetzten Erüw den die bayerische Volkspartei und die Deutschnationalen ebenfalls gegen Stresemann sind.

Der Relch-wehrminlster zum bayrischen Konflikt.

Hamburg, 19. Nov. Reichswehrminister Dr. Geßler äußerte gegenüber einem Vertreter desHamburgischen Fremdenblattes" zu dem bayrischen Konflikt u. a.: Mir kam es von Anfang an darauf an, die Autorität der bayerischen Regierung zu stützen. Die unruhigen Elemente sollten sehen, dass hinter der bayerischen Negierung auch die Machtmittel des Reiches ständen. Als daher derVölkische Beobachter" unter der üblichen Beschimpfung der politischen und militärischen Spitzen des Reiches die Reichswebr zum Ungehorsam aufreizte, forderte ich das Verbot, da ich be­merkte, daß in Bayern aus Furcht vor der Strasse man den Ent­schluss dazu nicht finden konnte. Ich fand kein Gehör General v. Lossow, dem ich dann austrug, seinerseits das Verbot auszu­sprechen, meldete, er würde sich dadurch in Gegensatz zu dem Ee- neralstaatskommissar setzen. Er bat mich dringend, den Befehl zurückzuziehen. Ich tat dies und verlangte, um es General von Lossow zu ersparen, sich mit Herrn von Kahr zu Überwerfen, dass er selbst das Verbot vollstrecke. General v. Lossow verweigerte endlich aiisorücklich den Gehorsam. Nach meiner Ansicht durfte Herr v. Kahr einer Auseinandersetzung mit den Anhängern des Völkischen Beobachters" nicht auswei-ben, wenn er sich nicht vollständig in ihre Hand geben wollte. Ihm hierbei seitens des Ne-ches zu helfen, war meiner Ansicht nach geboten. Er bat die helfende Hand zurückgestoßen und sich auf den Weg begeben, der zu dem Umsturzversuch vom 8. November führte. Auch den Ge­neral v. Lossow kann ich von Schuld nickt freispre-ben. Wenn er glaubte, um seines Gewissens willen nicht gehorchen zu kön­nen, so musste er um seine Enthebung vom Dienste nachsucken. Sie wäre ihm nicht verweigert worden. Sicher hätte man nicht verlangt, daß er dem Buchstaben gemäß den Befehl ausgestihrt hätte. Co aber blieb er im Dienst und veranlaßte seine Unter­gebenen, denselben Weg zu gehen.

DUneubrnch an der pommerschen Küste.

Berlin, 19. Nov. Wie derMontag" aus Kolberg meldet, ist an der hinterpommerschen Küste bei Dankerort bei den letzten Stürmen ein Durchbruch erfolgt. Die Düne ist auf ein- Länqe von ISO Meter weggespült. Gewaltige Wassermenqen haben sich in den dahinter liegenden Buckowersee ergossen. In dem Dorfe Dankerort ist das Wasser bereits in die Häuser gedrungen. In der Nähr des Fischerdorfes Neuwasser wurden in einem Walde 150 große Bäume von der Sturmstut entwurzelt.

Selbstjustiz.

Berlin, 17. Nov. Aus Furcht vor Strafe erschoß der Eisenbahnsekretär Treumann seineFrau und sich. Treu» mann hatte auf seiner Dienststelle im Bahnhof Westend 300 Bil­lionen unterschlagen.

Vermischte Nachrichten.

Belgische Unteroffiziere in Leipzig »belästigt"?

Paris, 18. Nov. Aus Brüssel wird berichtet: Sobald die Regierung von der Nachricht Kenntnis erhalten hat, zwei belgische Unteroffiziere seien in Leidig belästigt wor­den, hat sie den belgischen Gesandten in Berlin ersucht, genaue Auskünfte über die Angelegenheit einzuholen.

Da» spanische Königspaar in Italien.

Rom, 19. Nov. Der König und die Königin von Spanien traten heute mittag init Primo de Rivera hier ein. Sie wur­den am Bahnhof von dem König und der Königin von Italien, vom Kronprinzen, dem Ministerpräsidenten Mussolini, den an­deren Ministern und von den Spitzen der Behörden empfangen. Di« Königlichen Herrschaften fuhren unter den begeisterten Zu­rufen der Menge zum Quirinal. Später begaben sich der König und die Königin von Spanien zur spanischen Botschaft beim Vatikan, von der aus sie zum Vatikan fuhren, um dem Papst einen Besuch abzustatten.

Untergang eines deutsche« Dampfers?

Reval, 20. Nov. An der Westküste von Oesel wurden Schiffsplanken. Warenkisten und 17 Leichen angespült, letz­tere teils mit Wunden bedeckt. Es wird angenommen, daß der Hamburger DampferKronos", unterwegs von Stet- tin nach Petersburg, auf. eine Mine gestoßen und unter- gegangen ist.

Zölibat für Bankangestellte in Dänemark.

Die dänischen Banken haben eine Verordnung erlassen in der sie ihren Angestellten die weniger als 4000 Kronen Gehalt haben, das Heiraten verbieten. Zn einer dieser Banken erreichen die Angestellten diesen Gehalt erst nach vierzehn Jahren. Für den Weg zum Standesamt ist es dann, nach Ansicht der Bankdirektoren, immer noch früh genug. Ob die bereits verheirateten Angestellten, die noch keine 4000 Kronen verdienen, entlassen oder geschieden wer­den sollen, ist bisher nicht bekannt. Auf jeden Fall werden sich wohl viele Leute finden, die durch Anstellung im Bank­gewerbe über dasgefährliche Alter" hinwsgzukommen hoffen.