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Lychetnl täglich, au«gen.E»nn- u> Feiertag». Bezugspreis monatlich 1.40 RM. tzei ms Haus aeliefert; durch die Post bezogen im inner­deutsche» Verkehr monatlich 1.7k RM. Einzelnummern 10 Pfg Girokonto Nr. Sv bei der Dberanctssparkaffe Neuenbürg Froeiastelle Wiibbad. - Bankkonto: Enztaibank Häberl- L Eo-, Wildbad. Vforzbeimer Sewerbebank M. Wildbad. Postscheckkonto 29174.

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Nummer 48

Fernruf 17S

Dienstag den 26. Februar 1929

Fernruf 179

64. Jahrgang.

In den deutschen Großstädten, also den Städten mit kmn- derttausend Einwohnern und mehr, kamen im Jahr 1928 im Durchschnitt je 1060 Sterbefälle auf je 100 000 Menschen; gegenüber 1927 mit je 1070 Sterbefällen eine gewisse Besse- rung. Wesentlich ist es nun, zur weiteren Erläuterung auch die Todesursachen heranzuziehen. Da fingen wir im ein­zelnen teils Abnahmen, teils Zunahmen. Unter den Zu­nahmen tritt besonders die Verunglückung als Todes­ursache hervor. Von je 100 000 Bewohnern der deutschen Großstädte sind im Jahr 1928 je 34 das Opfer tödlicher Un­fälle geworden, gegenüber nur 30 im Jahr 1927. Was nützt uns aber alle erfolgreiche Bemühung im Kampf gegen die großen Volkskrankheiten, wenn als ungewollte Auswirkung der Technik ein anderer Faktor der Sterblichkeit unheimlich an Macht und Ausbreitung gewinnt, der tödliche Unfall?

Alljährlich büßen in Deutschland rund 24 000 Menschen ihr Leben durch tödlichen Unfall ein. Die Zahl derUnfälle überhaupt läßt sich nur schätzen. Sie wird mit reichlich zwei Millionen im Jahr nicht zu hoch gegriffen sein. Von den 24 000 tödlichen Unfällen im Jahre entfallen etwa 8000 auf Versicherte der Verufsaenossenschaften: diele 8000 Todesfälle bedeuten 13 000 versorgungsberechtigte Hinter­bliebene. Daneben dürfen wir aber auch die wirtschaft­lichen Folgen nicht übersehen. Die Berufsgenossenschiften der sozialen Unfallversicherung haben an Rentenlast für ent­schädigungspflichtige Unfälle im Jahr 1927 insgesamt 1,29 Milliarden Mark aufbringen müssen. Rechnet man die Be­handlungskosten und Erwerbsverluste der Unfälle hinzu, die nicht zur Zuständigkeit der Verufsgenossenschaften gehören, so sind jährlich zwei Milliarden Mark an Unfalls- kosten im Deutschen Reich eher zu niedrig als zu hoch ge­griffen. Dabei handelt es sich nur um die Personenschäden. Die Sachschäden bei Unfällen, vom zerrissenen Kleidungsstück bis zum zertrümmerten Eisenbahnwagen, sind dabei noch nicht mitberechnet. Man schätzt diese Sachschäden ans all­jährlich etwa drei Milliarden. Fünf Milliarden Mark deutsches Volksvermögen gehen uns so jahrein, jahraus durch Unfälle verloren.

Ist die Unfallshäufigkeit das unentrinnbare Schicksal, die unvermeidliche Schattenseite unserer modernen Zivilisation? Nein! Drei Viertel aller Unfälle, die täglich Vorkommen, sind vermeidbare Unfälle!

Am letzten Sonntag hat in ganz Deutschland dieReich s- Un f a ll v e rh ü tu n g s w o ckr e", kurzRuwo" aencmnt, begonnen. Das Rezept derRuwo"'-kommt aus Amerika. Die Amerikaner erkannten die Notwendigkeit der Unfall­bekämpfung. also organisierten sie die Unfallverhü­tung. Arbeitgeber und Arbeitnehmer machten das gemein­sam. An der Spitze steht dasNational Safety Counefl". eine freiwillige Körperschaft von größter Beliebtheit und da­bei starker Autorität. Wie es. die Amerikaner machen, davon nur ein Beispiel: In Neuyork kamen monatlich bis noch vor kurzer Zeit im Durchschnitt 660 Straßenunfälls von Kindern vor, Das gab den Anlaß zu einer energischen Aufklärungs­tätigkeit in den Schulen. Die Folge war eine Verminderung der Kinderunfälle um mehr als fünfzig Prozent.

Soll Deutschland, das Land, das als erstes in der Welt die moderne Sozialversicherung und ein großzügiges System der Gewerbeaufsicht aufgebaut hat, sich von den Amerika­nern beschämen lassen? Können nicht auch wir die Un­fallverhütung organisieren? Jede Unfallsmög­lichkeit, sei es im Berufsleben, also durch die Gefahren des Maschinenbetriebs, der Elektrizitäsverwendung. des Chemi- knlienverbrauchs, sei es im Verkehr, sei es im Haushalt, setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, einer sachlichen und einer persönlichen. Die sachliche Unfallskompo- nente ist der Mangel an Sicherung bei irgendeinem Ob- jekt: eine Maschine ohne genügende Schutzvorrichtung, ein von Glatteis überzogener Weg. eine versagende Bremse, ein schadhaftes Signal, eine unbelencktete Treppe, sin schid- Haftes Geländer. Und nun die persönlichen Unfalls- komponente: Mangel an Vorsicht. Besonnenheit, Über­legung. Kaltblütigkeit. Demgemäß ergeben sich zwei Wege zur Unfallverhütung, erstens Ueberwachung der Gege'n- tände, zweitens Belehrung und Schulung der Menschen In >er Ueberwachung der Gegenstände hat deutscher Ordnunqs- lnn es heute schon erfreulich weit gebracht. Gewerbe-, Ge- undheits- und Wohlfahrtspolizei kontrollieren mit A>aus- augen die Maschinen, die Autos nur nicht das Sand- srrensn an Glatteistagen.

steht's nun um die Belehrung und Schulung der Menschen? Nun, so ganz auf der Höhe waren mir damit bisher noch nicht. DieRuwo" hat ein ordentliches Stuck Arbeit vor sich. Der Arbeiter soll die Schutzvorrich­tung, auch wenn sie etwas unbequem ist, nicht von der Ma­schine entfernen. Der Fußgänger soll richtig über die Straße gehen, erst Augen links, dann Augen rechts! Der Kraft­fahrer soll auch in der Fahrpraxis stets der guten Lehren ein­gedenk sein, die er einst für die Prüfung so brav auswendig gelernt hat. Jedermann soll wissen, wie man sich bei Feuers, gefahr verhalten soll, zumal bei drohender Panik. Unent­behrlich ist eine gewisse Grundkenntnis von der ersten Hilfe bei Unfällen. Ueberhaupt. etwas mehr Rücksicht auf den Mitmenschen, das ist schon ekn wesentlicher Beitrag zur MsallveryÜtuns.

Imesspiezel

Parker Gilbert Ist wieder ln Berlin eingetrosfen.

halbamtlich bezeichnet die belgische Telegraphenagenkur die Utrechter Enthüllung als einegrobe Fälschung".

Der britische Gesandte Humphrys und sein Personal haben Kabul im Flugzeug verlassen. Der Thronanwärter Baka Sakan will, wie der LondonerDaily Telegraph" meldet, die von Aman Ullah angestellten Deutschen nicht ab­reifen lassen, bis der stellvertretende deutsche Bevollmächtigte Baron von Plessen in Kabul eingetrosfen ist und gewisse Streitfragen geregelt sind. Die französische und italienische Gesandtschaft sind mit Flugzeugen in Peschawar (Indien) eingetrosfen.

Regieruügs- und parleikrisen

Berlin, 25. Febr. Der auf Dienstag einberufene Haupt­vorstand der Deutschen Voikspartei wird sich mit der Frage befassen, ob die im Dezember v. I. vom Hauptvorstand auf­gestellten R i ch t l in i e n für die Umbildung der Regierung im Reich und in Preußen im Rahmen der Großen Koali­tion jetzt noch Geltung haben können, nachdem sich gezeigt hat, daß die Verwirklichung dieses Ziels aus absehbare Zeit nicht möglich ist oder ob, nach Ansicht Stresemanns, di« Reichstagsfraktion der D. Vp. die Koalitionsoer» Handlungen hinsichtlich der Reichs regierung weiterführen könne, auch wenn die Koalition in Preußen scheitert. Außer­dem wird auch die Haltung der preußischen Landtagsfraktion besprochen werden.

Die Nationalliberale Korrespondenz schreibt: Es sei zweifellos, daß der Parlamentarismus eine schwere Krise durchmache. Es sei anzunshmen, daß der Hauptvorstand der Deutschen Volkspartei sich die Frage vorlegen werde, ob und wie der deutsche Parlamentarismus gerettet werden könne. Die Scheu, Verantwortung zu tragen, der grobe Unfug, unerfüllbare An­trägezu stellen, die nur der Parteiagitation dienen sollen, und auch das Festhalten an der parteipolitischen Macht­stellung, einerlei, was dabei für die Gesamtheit heraus­kommt, das seien lauter Mittel, den Parlamentarismus vor die Hunde gehen zu lassen. Es müsse jetzt zu einer grundsätzlichen Klärung kommen, die nur in einer Selbst. Bestimmung des Parlaments bestehen könne.

Ein demokratisches Blatt schreibt: Es sei ein offenes Geheimnis, daß die Deutsche Volkspartei-fich in einer ernsten Krise befinde. Der Führer der Reichstagsfraktion, Dr. Scholz, wolle nicht länger sich der vergeblichen Mühe unterziehen, die stark auseinanderstrebenden Flügel der Partei zusammenzuhalten. Schon länger werde von einem Abschwenken des rechten Flügels der Deut­schen Volkspartei gesprochen, der sich mit einem Teil der Deutschnationalen zu der Gruppe zusammenschließen wolle, die man früher die Freikonservativen nannte. In der bevorstehenden Neugestaltung des Parteiwesens sei so viel sicher, daß zunächst dreifeste Parteien auftreten werden: die wesentlich verstärkten Deutschnatio­nal e n, das Z e n t r u m und die Sozialdemokratie. Die Entwicklung aller anderen dazwischenstehenden Parteien erscheine noch durchaus unsicher. Vielleicht lasse sich aus den vielen Gruppen eine bürgerliche Partei der Mitte unter demokratischer Führung bilden.

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Die Zentrumsfraktion des preußischen Landtags erklärt, die Schuld an dem Scheitern der Koalition trage ausschließlich die Deutsche Volkspartei, die versucht Habs, die K o n k o r d a t s f r a g e auszunutzen und sie zu einem Hcmdelsgegenstand gegenüber der Zentrumspartei zu machen.

DerVorwärts" schreibt, der Reichskanzler werde zu­nächst das Ergebnis der Sitzung des Hauptvorstands der Dt. Vp. abwarten und dann seine Entschlüsse fassen. Ob diese dahingehen, daß ohne Rücksicht auf die Volkspartei drei Zentrumsabgeordnete zu Reichsministern mit Portefeuille ernannt werden, wie in parlamentarischen Kreisen behauptet wurde, oder ob der Kanzler dem Reichs­präsidenten den Rücktritt anbieten wird, ist noch ungewiß.

An französisch-belgisches Geheimbimönis

Das Utrechter Tagblatt ist in der Lage, ein Geheimab­kommen zu veröffentlichen, das im Jahr 1920 zwischen dem französischen und dem belgischen Generalstab abgeschlossen und im Sommer 1927 in seinen Einzelheiten weitergebildet wurde.

Das Abkommen besteht aus 8 Artikeln: 1. Befindet sich Frankreich oder Belgien mit Deutschlandodereiner vonDeutfchland unterstützten Macht im Krieg, so Hot der andere Teil mit seiner ganzen Macht Unter­stützung gegen Deutschland zu gewähren. 2. Die Unter­stützung bezieht sich nicht nur auf die Rheingrenze, sondern auf jeden Angriff in jedem Gebiet. 3. Beide Vertrags­schließenden haben sofort mobil zu machen, falls irSenWM von Deutschland unterstützt« Nacht vir MiSt

einer Mobilmachung erkennen läßt; gegen Deutschland wird mobil gemacht, so bald der Bündnisfall aus Grund der bestehenden internationalen Verträge und Abkommen gegeben ist. 4. Belgien hat mindestens 600 000 Mann zu mobilisieren; Frankreich verpflichtet sich, auf belgischem Boden mit mindestens 1200000 Mann Hilfe zu leisten. 5. Alle verfügbaren Truppen beider Länder werden Deutschland sofort angreifen, so daß es gleichzeitig im Norden und Süden kämpfen muß. 6. Die Generalstäbe beider Heere werden fort­dauernd Zusammenarbeiten. 7. Wird das Bündnis in den nächsten 25 Jahren nicht gekündigt, so bleibt es wei- tere25Jahre (also mindestens 50 Jahre) in Kraft. E s darf kein militärisches oder diplomatisches Abkommen (Locarno!) unterzeichnet werden, durch das das vorliegende Abkommen auf­gehoben würde. Im Fall eines Krieges darf keiner der beiden einen Sonderfrieden schließen. 8. Das Ab­kommen ist strengstens geheim zu halten.

In den Ausführungsbestimmungen wird ausgeführt, daß sich die Gegner Belgiens auf Deutschland und Holland und die Gegner Frank­reichs auf Deutschland, Italien und Spanien beschränken lassen.

Es werden sodann Verhaltungsmaßregeln für den Fall eines Zwistes mit Deutschland, Holland oder mit Italien aufgestellt, wobei u. a. ein Einfall in das Ruhrgebiet, ein Einmarsch in Hollän­disch.Limburg, sowie ein gemeinsames Vorgehen in Holländisch-Flandern in Aussicht genommen werde.

Hinsichtlich Hollands wird daraus hingewiesen, daß man unter Unterstützung von Deutschland sowohl eine Un­terstützung militärischer als diplomatischer Art zu verstehen habe, und daß ferner die seit acht Jahren zwischen Belgien und Holland geführten Vertragsverhanolungen holländische Handlungen herbeigeführt hätten, die unter Umständen alsAngriff" zu bezeichnen wären. Di« französische Heeresmacht in Belgien würde über 2100 Feld­geschütze, 2800 schwere Geschütze von jedem Kaliber, 10650 Maschinengewehre und 1800 Tanks verfügen, das belgisch« Heer über 576 Feldgeschütze, 1848 Maschinengewehre und 108 schwere Geschütze, die in Antwerpen zusammengezogen

würden, ferner 76 Flugzeuge und Tanke.

Für einen Angriff nach der Ruhr7 wurde r-or- geschlagen, daß die französisch-belgischen Truppen auf dem­selben Weg, wie im Jahr 1923, einrücken sollen, während ein« zweite belgisch-englische Truppe unter belgischem Be­fehl durch Holländisch-Limburg gegen Geilen­kirchen und Heinsberg anrücken sollen.

England such! zu beschönigen

London, 25. Febr. Alle Blätter geben ausführlich dl«, Meldung des Utrechter Tagblatts über das französisch- belgische Mllitärabkommen wieder. Der diplomatische Mit­arbeiter desDaily Telegraph" bemerkt dazu: In gut unter­richteten Kreisen wurde daran erinnert, daß im Jahr 1920 ein französisch-belgisches Bündnisganz offen" (?) abge­schlossen und später beim Völkerbund registriert und ver­öffentlicht worden sei. Damals wurde zugegeben, daß das Bündnis von gewissen militärischen Klauseln in Form eines Notenaustausches zwischen den beiden Regierungen beglei­tet war. Dieser Notenaustausch sei aus Gründen, die auf der Hand liegen, nicht beim Völkerbund registriert wor­den. Ob die von der holländischen Zeitung veröffentlichten Bedingungen die Klauseln genau wiedergeben, seinicht be- kannt". Soweit es sich um die angeblichenErläuterungen" handele, dürfe der Gedanke, daß die britische Re­gierung sich in derartige Verpflichtungen eingelassen habe, als völlig unbegründet beiseite geschoben werden. (?) Es seien keinerlei derartige Verpflichtungen eingegangen wor­den. Sie würden tatsächlich dem Geist, der den Locarnoverträgen zugrunde liegt, völlig zuwidersein.

Der diplomatische Mitarbeiter derMorningpost" schreibt: Das geheime Militärabkommen zwischen Frankreich und Belgien ist eine alte Geschichte. Es diente derVer­teidigung" und bildete di«natürliche Folge" des Welt­kriegs und des Versailler Vertrags. Was den Bericht über eine Vereinbarung zwischen Belgien und Großbritannien angeht, so mache er einen phantastischen Eindruck. Da sie 18 Monate nach Locarno und 9 Monake nach Deutschlands Eintritt in den Völkerbund unterzeichnet wurde, sei es möglich, daß eine Denk­schrift in Form eines Entwurfs zu einem Abkommen existiere, die von den militärischen Altachees der beiden be­teiligten Länder ausgezeichnet wurde. Dies bedeutet aber nicht, daß solche Denkschriften irgendwie von den beteilig­ten Regierungen gebilligt worden'sind.

Ueberrafchung in Berlin

Die Enthüllungen des holländischen Blatts haben in Berlin großes Aufsehen erregt. Man möchte vor­läufig bezweifeln, ob die Veröffentlichung echt sei; das Blatt erklärte aber, es halte seine Veröffentlichung trotz wahr­scheinlicher Ableu-nunam von hessischer oder lramSMr».