Hof säg an kein Hübschen Badeort "Althetk>e, ln dem jetzt gerade die Saison in vollem Gange war. So sah man denn mal wieder andere Menschen, als nur den alten Inspektor Grupe mit seiner grämlichen Frau und der alternden Tochter, oder den würdigen Pfarrherrn und den Schullehrer aus dem großen Kirchdorf Hambach, das sich an das Gut anschloß.
Fritz Born war mit Leib und Seele Landwirt. Sein Baker war Oberamtmann und Tomänenpächter gewesen und hatte sich erst seit einigen Fahren mit einem hübschen Vermögen in die Stadt zurückgezogen. So war Fritz auf dem Lande ausgewachsen und hatte das Landleben ltebgewonnen.
Aber du lieber Himmel — so ohne sede Mwechslung auf dem Lande zu leben, dazu war er denn doch noch zii jung, und die Erinnerungen an die lustigen Studentenjahre in Halle und Jena ließen ihn doch oftmals nicht in Ruhe und brachten sein Blut in Wallung.
Deshalb konnte man es ihm auch nicht verdenken, daß er die Fahrt nach Altheide mit Freude begrüßte und den Wagen so zeitig anspannen ließ, daß er sich im Kur- garten ein wenig nmsehen konnte, ehe er zum Bahnhof mußte.
Fm übrigen war Fritz Born, oder Fredy, wie ihn seine zärtliche Mutter nannte, ein hübscher junger Mann mit blondem Kraushaar, einem kleinen kecken Schnurrbart, zwei lustigen und doch treuen, blauen Augen und einer schlanken, kräftigen Figur, auf der jedes Auge mit Wohlgefallen ruhen mußte.
Der alte Inspektor Grupe brummte, als er von der Fahrt hörte.
„WaS fällt denn Hambach ein. Sie mitten in der Heuernte fortzuschicken? Ter neue Volontär könnte auch Wohl ohne Sie den Weg nach Hambach finden — ich weiß überhaupt nicht, was wir mit diesem neuen Volontär hier sollen?"
„Aber, Papa, eS ist doch sehr angenehm, wenn sich unsere Gesellschaft hier vergrößert," meinte Tina Grupe mit einem gezierten Lächeln. „Wir sind ja hier so wenig junge Leute."
„Rechnest du dich mit deinen fünfunddreißig Jahren etwa zu den jungen Leuten?" fragte der Inspektor ziem« sich unartig.
Fräulein Tina setzte eine Schmoll,niene auf, und Fritz Born entfloh, um nicht Zeuge der weiteren Auseinandersetzungen zwischen Vater und Tochter zu sein. Er kannte ja diese Auseinandersetzungen zur Genüge, fanden sie doch fast regelmäßig während des Mittagsmahles statt.
Tie beiden Füchse trabten lustig auf der Chaussee dahin. Fritz steckte sich eine Zigarre an und sah mit zu- frredenem Lächeln nach den Wiesen hinüber, auf denen sich die Leute im Schweiße ihres Angesichts bei dem Heumachen abrackerten.
Plötzlich ruckte seine Hand in die Zügel, daß die beiden Füchse unruhig die Körpse warfen.
„Ruhig, Fuchs — ruhig, Iltis" — besänftigte er die jungen feurigen Pferde, die fetzt auch im Schritt verfielen und dann stillstanden, nur die freien Ohren hin- und herbewegend.
Fritz erhob sich von seinem Sitz und schwenkte seinen Hut empor.
„Grüß Gott, gnädiges Fräulein!" rief er . „Ich fahre nach Altheide . . . aber nehmen Sie sich doch in acht!"
Doch die Warnung kam zu spät. Die jugendliche Reiterin auf dem kleinen kräftigen Doppelpony hatte schon den Sprung über den Straßengraben gewagt und hielt jetzt neben dem Jagdwagen.
„Wohin fahren Sie?" fragte sie erstaunt.
„Nach Altheide."
„Zum Vergnügen?"
„Teils dieser^alb, teils außerdem. Ich soll den neuen Volontär abholen."
„Ah, das ist schändlich von Papa," eiferte Erika, denn diese war die kühne Reiterin. „Er hat mir doch versprochen, mich mit nach Altheide zu nehmen ,wenn er den schönen Stanislaus abholte."
„Den schönen Stanislaus?"
„Nun ja, den Herrn von Prokowski, deu u.'ueu Volontär."
„Ist er denn so schön?"
„Das weiß ich nicht. Ich nenne ihn nur so. DaS ist mir auch ganz egal. Aber das finde ich sehr unrecht von Papa, mir nichts davon zu sagen, daß Sie nach Altheide fahren. Hätte ich das gewußt, wäre ich nicht nach den Wiesen hinausgefahren."
„Sehr schmeichelhaft."
„Bilden Sie sich nur nichts ein. Ich hab'S nur getan, um Miß Bayley zu ärgern. Aber um Papa zu ärgern, sollte ich fetzt mit Ihnen nach Altheide fahren."
„Aber das geht doch nicht, Fräulein Erika."
„Weshalb nicht?"
„Wir beide allein — und dann der schöne Stanislaus?"
„Ja, da haben Sie recht," sagte Erika, um dann schelmisch fortzufahren: „Aus Ihnen machte ich mir nicht viel, wir sind ja alte Bekannte, aber dieser Herr von Prokowski könnte sich etwas einbilden. Na, dann fahren Sie nur allein und grüßen Sie Altheide."
„Danke — werde es bestellen."
Erika wandte ihr Pferd, sprang wieder über den Graben und galoppierte die Wiese entlang, ohne sich noch einmal nach Fritz Born umzusehen.
Allerliebst sah daS junge Mädchen aus kn dem kurzen Reitkleide, der Hellen Bluse und dem einfachen weißen Strohhut, unter dem das goldbraune Haar hervorflatterte. Und wie sicher sie in dem Sattel saß und die kleine Bestie von Pony in dem Zügel hielt!
Man konnte eS wirklich Fritz Born nicht verdenken, baß er ihr so lange nachschaute, bis sie hinter den Hecken verschwunden war, und dann nachdenklicher seine Fahrt nach Altheide fortsetzte.
Er hätte kein vierundzwanzigjährigeS Herz in der Brust haben müssen, wenn eS ander- hätte sein sollen.
Doch dann reckte er sich empor. „Mach' keine Dummheiten, Fritz," schalt er sich selbst. „Ersten- ist sie dt« Tochter deines Prinzipals, der dir mit freundlichem Vertrauen entgegengekommen ist, und zweitens sind die Hambachs stolze Leute und die Tochter des Gutsbesitzers Ham- bt.ch heiratet keinen einfachen Fritz Born, Hofverwalter und nichts weiter. Also Schluß — und Kopf hoch!"
Er ließ den Füchsen die Peitsche fühlen, die einen Sprung vorwärts machten, daß Christian, der fünfzehn- jährige Stallbursche, der den Hinteren Sitz des Wagens einnahm, beinahe einen-Purzelbaum geschlagen hätte.
Altheide war in einer halben Stunde erreicht. Bis zur Ankunft des Zuges war es fast noch eine Stunde; so konnte Fritz noch einige Male durch den Kurgarten schlendern, wo W Musik gerade heMiW «rj d« LkvMW
KurHokel- 'eine TaM Kaffee krknke'n.
Er reichte Christian die Zügel, der die warmgewordenen Füchse langsam auf- und abfahren sollte, sprang von dem Wagen, stäubte sich etwas ab und betrat den Kurgarten, in dem eine elegante Menge promenierte.
Die Augen mancher jungen und alten Dame wandten
sich der schlanken Erscheinung des jungen Fritz Born zu, oem man den einfachen Hofverwalter nicht ansah, sondern den man eher für einen jungen wohlhabenden Gutsbesitzer oder einen in hoher Position befindlichen Staatsbeamten halten konnte.
Wenn Fritz trübe Gedanken gehabt hatte, so verschwanden sie hier rasch. Die Musik, der Anblick der eleganten Damen, die freundlichen Blicke, die ihm zuflogen, das ganze bunte, bewegte Hin und Her eines eleganten Badeortes vertrieb rasch die trüben Gedanken und in behaglicher Stimmung ließ er sich an einem der kleinen Marmortischchen auf der Kurterrasse nieder, eine Tasse Kaffee bestellend.
Vergnüglich schaute er sich um.
An einem Nebentische saßen eine junge, überelegante Dame mit rotem, scheinbar gefärbtem Haar, geschwärzten Augenbrauen und gepuderten Wangen und ein blasser, schmächtiger, hochaufgeschossener, schwarzhaariger junger Herr im korrektesten Sportsanzug, wie er soeben wieder modern zu werden begann.
Tie Dame war schön — ohne alle Frage — aber von einer Schönheit, die allzu sehr auffällt und durch allzu künstliche Mittel unterstützt wird, um gefällig zu wirken.
Sie saß zurückgelehnt in den roten Korbsessel, die Beine übereinandergeschlagen, so daß der elegant beschuhte Fuß und das Bein mehr als nötig zum Borschein kam. Sie wippte mit dem Fuß nach dem Takte der Musik auf und ab; ihre grünlich schimmernden Augen waren nachdenklich in die Ferne gerichtet, ihre schlanken Hände lagen lässig auf den Lehnen des Sessels.
Sie glich einer im warmen Sonnenschein ruhenden, sich behaglich dehnenden schönen Pantherkatze.
Ganz anders der junge Herr im eleganten Svortsanzng! Er saß vornübergebeugt da und rührte nervös in seiner Tasse Kaffee herum, während fein blasses müdes Gesicht einen finsteren Ausdruck zeigte.
Jetzt schwieg die Musik und Fritz konnte deutlich ver- stehen, was di» beiden zusammen sprachen. Er wollte nicht lauschen, aber er war gezwungen, zuzuhören, so nah saß er den beiden.
Es war ja auch nichts Besonderes, was sie Wachen, obgleich sie über einen gewissen Gegenstand nicht ganz einer Meinung zu sein schienen.
„Es geht wirklich nicht, daß ich noch länger bleibe, Minetta," sagte der junge Herr und seufzte leicht ans. „Ich bin auf heute bei den Leuten angemeldet und muß hin — du weißt ja, was davon abhängt."
«Ja — du willst eine reiche Heirat machen," lachte die Dame.
„DaS ist nicht der Zweck," entgegnete der junge Herr ärgerlich. „Ich muß den Willen meiner Mutter erfüllen,
sonst . . ."
„Na, sonst?"
„Ach, laß das. Du weißt ebenso gut wie ich, daß ich von ihr abhängig bin."
„Ja — es wäre besser gewesen, wir wären ln Berlin geblieben — da hat man so viele Hilfsquellen."
«Ich nicht."
„Du auch. Wenn du es nur klüger anstellen wolltest. Aber glaube nicht, daß ich mich um deinetwillen in dieses elende langweilige Nest vergrabe, ich kehre nach Berlin zurück. Ich finde wohl doch noch ein Engagement oder — sonst was."
„Minetta."
„Ach was — man mutz doch keben. Und wenn du wirklich fort mußt, so laß unS noch einen Gang durch den Garten machen; nachher begleite ich dech zum Bahnhof."
„Das geht nicht. Man wird mich abholen und darf unS nicht zusammen sehen."
„Auch gut. Dann bleibe ich hier. Adieu."
„Minetta, du weißt nicht, wie schwer es mir wird."
„Ach, nur keine Sentimentalität, mein Lieber. Ta, meine Hand. Ich will noch acht Tage hier bleiben, du kannst mich dann noch mal besuchen, dann aber Schluß. In Berlin sehen wir uns wieder."
„Ganz gewiß — lange halte ich es hier nicht auS. Komm, ich mutz jetzt gehen, begleite mich noch eine Strecke."
Langsam erhob sich das Paar; sie eine pompöse Gestalt in glänzender auffallender Toilette, das Haupt mit dem schimmernden Goldhaar stolz emporgerichtet — er lang, schmalbrüstig, hager, bleich und müde dahinschler- chend, wie ein engbrüstiges Rennpferd.
Dann erhob auch Fritz Born sich, zahlte und ging nach seinem Wagen, um nach dem Bahnhof zu fahren.
Der Zug fuhr langsam in den kleinen Bahnhof ein, auf dessen Bahnsteig Flitz Born stand nud neugierig dem „schönen Stanislaus" entgegeusah. Einige ältere und jün- grre Damen stiegen auS, mit viel Handgepäck beladen, sich hilsejuchenü nach einem Gepäckträger umsehend, mehrere eilige Reisende und einige Bauern — sonst niemand. Keiner von den Angekommenen glich dem Bilde des schönen Stanislaus, wie es Fritz Born beschrieben war.
Sollte er den Zug verpaßt haben? — Das würde Herr Hambach sehr übel vermerken, er schickte seine Pferde nicht gern umsonst in der Welt umher.
Fritz wartete, bis sich der Zug wieder in Bewegung setzte und der Bahnsteig wieder leer geworden war. Herr von Prokowski war nicht gekommen, und ärgerlich begab sich Fritz durch den Wartcsaal zu den an der Außen- feite des Bahnhofs haltenden Wagen.
Ta sah er einen Herrn im eleganten Sportsanzug, eine gelbe Ledertasche in der Hand, neben sich einen eie- ganten Koffer, auf dem Hutschachtel mit Violinkasten lagen, vor dem Wagen stehen und mit Christian sprechen, der jetzt mit der Peitsche nach Fritz deutete, worauf sich der fremde Herr umwandte und grüßend auf Fritz zukam.
„Habe ich das Vergnügen, Herrn Born von Gut Hambach zu sehen?" fragte er.
Fritz vermochte vor Erstaunen kaum zu antworten. Aus den ersten Blick erkannte er in dem Fremden den Herrn, der mit der schönen, rotblonden Dame auf der Kurterrasse gesessen hatte.
„Das ist allerdings mein Name," sagte er.
„Und mein Name ist Stanislaus von Prokowski," iubr der Fremde im Svortsanzng fort. „Sie sollten mich wohl nach Gut Hambach bringen?"
„Freilich — «der Sie sollten doch mit dem eben ein- getroffenen Zuge antomnren? — Ich habe Sie iedoch schon rm Kurgarten gesehen." i
Eine flüchtige Röte huscht« über da» blass« Gesicht Prokowski».
(Foktfetzunz ftlgt.)
Am Montag ist die Tributkonferenz in ihre eigentliche Arbeit eingetreten, und zwar gleich in die Haupt- frage, ohne die es keine Lösung dieses schwierigsten Knoten geben kann, nämlich: LäßtsichDeutschlandsHan- dels- und Zahlungsbilanz verbessern? Schon die Daweskommission 1924 ging von der Annahme aus, Deutschland werde seinen Tribut in der Hauptsache aus seinem Ausfuhrüberschuß bestreiten können. Das hat sich aber als ein großer Irrtum herausgestellt. Wir hatten n diesen vier Dawesjahren nicht nur keinen solchen Heber- schuß, sondern einen jährlichen Fehlbetrag von 2 Milliarden. Dernbu rg hat in dem neuesten Heft der Zeitschrift „Nord und Süd" ausgerechnet, daß Deutschland seine jährliche Aus, fuhr um mindestens 6.5 Milliarden, also von 13 aus 20 Milliarden steigern müßte, wenn es das leisten wolle, wgs unsere ehemaligen Feinde von uns an Kriegstribut — dB! noch nach elf Jahren — fordern. Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man bedenkt, daß der industriegewaltigste und reichste Staat der Welt, die Vereinigten Staaten, im Jahr 1927 knapp 3 Milliarden Ausfuhrüberschuß hatten.
Dazu kommt noch, daß in und nach dem Krieg unsere Kunden davon gelaufen alle unsere Kapitalien im Ausland, die uns jährlich über eine Milliarde Zinsen und sonstige Einnahmen gebracht, geraubt wurden, Rußland k"usunf9hsg geworden, die meisten Länder, nach denen wir Absatz hatten, sich selbst industrialisiert haben. Amerika und England durch Hochschutzwlle sich geaen uns schützen und Frankreich und Italien sich gegen unsere Einfuhr wehren. Der Engländer Sir Josuah Stomp, der schon bei der ersten ^awes- kommission mitgewirkt hat und der setzt in Paris neben Dr. Schacht die obiae Frage untersuchen muß. hat in einem Bericht an die Internationale Handelskammer 1925 das sehr berechtigte Wort gesprochen, man dürfe n'cht von Deutschland Reparationen erwarten und daneben seine Waren ausschließen: „Entweder will man Reparationen, oder man will sie nicht." Er scheint indessen seine damalige Einsicht inzwischen etwas geändert zu haben.
Während so die Blicke der Deutschen heute nach Paris gerichtet sind, leistet sich das gehässige Polen eine Bosheit nach der andern gegen Deutschland. Da ist der Fall Ulitz. Schon längst wollte man diesen Geschäftsführer des „Deyt- Ichen Volksbunds" in Polnisch-Ostoberschlesien hinter Scylvf, und Riegel setzen. Aber seine Eiaenschaft als Abgeordneter ließ es nicht zu. Was geschah? Die Warschauer Regierung löste den schlesischen Sejm auf — und am gleichen Tage war der wackere Mann verhaftet. Der „Deutsche Bolksbund" erhob telegraphisch Beschwerde beim Voksbund. Der Generalsekretär setzte sofort den Fall als „drmglick" aus die Tagesordnung der kommenden Märztaguna des Rats.
Hoffentlich bringt man in Genf so viel Mut auf, daß man endlich einmal dem Polen den Kopf ganz gehörig wascht. Denn er hat es sehr nötig. Schon die Verhaftung des Deutschen Ulitz ist eine unerhörte, durch nichts gerechtfertigte oder auch nur entschuldbare Gewalttat. Denn das Dokument, das den ebenso tapferen wie loyalen Vorkämpfer des Deutschtums belasten soll, Ist eine gefälschte Urkunde. die ein lehr zweifelhaftes Subjekt des polnischen Nachrichtendienstes aufgetrieben hat. Dazu die zunehmenden Entlassungen von deutschen Lehrern, die Entdeutfchung des Grundbesitzes der Grenzgebiete, die massenhaften Parzellierungen deutscher Güter in Pommerellen und in Posen, alles in dem Sinn des „Kursar Poznanski", der unlängst mit verblüffender Unanständigkeit schreiben konnte: -Die Ausrottung des Deutschtums (es sind immer noch über 1 Million Deutsche in Polen) müsse oberstes Gesetz der Regierung und Pflicht eines jeden Polen sein.
Biel Aufmerksamkeit lenkt zurzeit der Ruhrbergb a,u auf sich. Schon vor ein paar Tagen berichtete der preußische Handelsminister Dr. Schreiber im Hauptausschuß des preußischen Landtags, daß die Förderung an der Ruhr auf den Stand von 1913 gesunken sei. Dies bestätigt eine Denkschrift über die Besprechung, die die dortigen Bsrgbau- verwaltungen mit der preußischen Regierung gehabt hatten. Der Ruhrkampf, die Inflation die scharfe Konkurrenz mit England. Polen, Belgien und Frankreich, die geringen Abschreibungen. der große, hoch zu verzinsende Kapitalaufwand und anders Umstände haben etwaige Reserven aufgezehrt und die Produktion gehermr-t. „E s i st e i n e u n b e d i ng te Notwendigkeit, daß der Bergbau wieder eine angemessene Rente abwirft, weilsonst die Kreditwürdigkeit verloren geht und w e- der für Anleihen noch für die Ausgabe von neuen Aktien eine tragfähig« Unterlage vorhanden ist."
So wie hier läßt sich leider Gottes auch über diesen oder den andern Zweig unserer Wirtschaft klagen. Am meisten und wohl berechtigtsten sind die Notrufe der Landwirtschaft. So haben neuestens die Führer der landwirtschaftlichen Spitzenorganisationen (Brandes, Schiele, Hermes und Fehr) ein«n erschütternden Aufruf an die Reichsregieruag erlassen. ...
Das ist schlimm, sehr schlimm und fordert ungesäumt außerordentliche Hilfsmaßnahmen der Regierung, nicht klein« Flickereien, sondern hier hilft nur ganze Arbeit. Wir haben
gewiß nichts dagegen - namentlich in diesem außergewöhm
lich kalten Winter — wenn der Reichstag die K r'.sie kill nt er stütz ung auf 4. Mai verlängert und dazu noch au) alle Berufe ausgedehnt hat. aber was dem einen recht ist. das ist dem andern billig. Die Spuren Rußlands sollten uns abschrecken. Man liest neuerdings, daß schwedische. Bauernfamilien — etwa 8000 Köpfe stark — die seit 150 Jahren in dem Dorf Ganneisvenskby in der Ukraine ansässig sind, an die schwedische Regierung die Bitte gerichtet haben, wieder in die alte Heimat zurückkehren zu dürfen. Das sind die Folgen, wo ein Staat die Landwirtschaft, den Jungbrunnen jeder Volkskraft verschütten läßt. Nichts rächt sich mehr an einem Bolk als eine solche Unterlassungssunde.
Die „SonnenbergerLebenslängli H e »" haben unserem Geschlecht die Augen geöffnet wohin es kommt, wenn eine oerweichlichteGerecht.gke. »'e Zugei am Boden Weisen läßt. Cs sihlt unserem Geschlech am sittlichen Ernst. So haben unlängst in Berlin zwei >""9? Mädchen einen spröden jungen Mann aus der Straße überfallen und ihm mit einem Messer gefährliche Stiche bei. aebrackt Was tot die Presse? Sie brachte die Bilder d^ser beiden Gutedel. Wie schmeichelhaft für sie. die sich nun gar wichtig Vorkommen müssen! Und wie verführerisch für andere, die ihnen nachahmen möchten! si"/er Geschlecht mutz wieder härter werden. Wehe einem Bolk, das an MtWr Knochenerweichung erkrankt. ^
Ein gutes Wort und ein sanfter Regen dringen überall durch. Sprichwort.