von ihnen erhalten hat. Akt. 88 blieb bei Leni Ausschuß- beschluß, daß Verwandtschaft nicht in allen Gemein­den. wie es der Entwurf vorgesehen hatte, sondern nur in kleinen Städten und Landgemeinden ein Hindernis für den Eintritt in den Gemeinderat sein soll. Die Mehrheit war der Ansicht, daß in den größeren und mittlerne Städten die verwandtschaftlichen Beziehungen, die Vetterleswirt- schaft, keine so große Rolle spielen. Cs wurde ein Artikel 63b angenommen, der den besoldeten Gemeinderäten das Stimmrecht im Gemeinderot. das sie bisher hatten, nimmt.

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Der Vorstand des Württ. Städtetags hat in einer dritten Eingabe an den Landtag anerkannt, daß bei der zweiten Lesung der Gemeindeordnung den Forderungen des Städte­tags in verschiedenen wesentlichen Punkten Rechnung getragen worden sei. Zugleich werden aber weitere Wünsche geltend gemacht.

Seulschn Reichstag

Betriebssicherheit der Reichsbahn

Berlin, 21. Februar.

Abg. Groß (Z.): Die Presse habe sich durch ihre Kritik große Verdienste um das Wohl des Volks erworben. Es müsse streng untersucht werden, ob nicht etwa übertriebene Sparmaßnahmen an den llnglücksfällen mit schuldig seien. Das Reichsbahnpersonal vollbringe gerade unter den heu­tigen schwierigen Witterungsverhällnissen Großtaten. In Köln habe man festgestellt, daß viele Beamte seit 26 Wochen noch keinen freien Sonntag gehabt haben. Erneuerung des Wagenparks sei namentlich in Süddeukschland dringend. Er habe dort einen Wagen gesehen, dessen Unterbau aus dem Jahr 1848 stamme. Polen habe 100 Kilometer neue Bah­nen angelegt, das Reich keine 20 Kilometer. Die Repara­tionslasten der Reichsbahn seien auf die Dauer eine Un­möglichkeit. Abg. Dr. Mittelmann sDVP): Wenn der Untersuchungsausschuß die Betriebssicherheit bejaht habe, so treffe das nur für den Augenblick zu, aber nicht mehr, wenn dieses System noch viele Jahre aufrechterhalten werde. Der Redner forderte eine Nationalisierung bei der Reichsbahnverwalkung. Der Redner wandte sich gegen die Konkurrenz der Kraftpost für die Eisenbahn. Die Reichs­bahn müsse aus der unmittelbaren Haftung für die Repara­tionen entlassen werden.

In erster und zweiter Beratung erledigt wurden das Zusatzabkommen zum deutsch-schwedischen Handelsvertrag und der Entwurf zur Aufhebung der Verordnung über di» Sicherung der Landwirkschaflsbewirtschaftung.

Mrllemberg

Stuttgart. 21. Februar.

Da» Sirchenopfer am Karfreitag. Nach einem Erlaß des Eoang. Oberkirchenrats sollen aus dem Kirchenopfer am Karfreitag Kirchenbauten unterstützt werden. Besonders groß ist die Not in Eningen unter Achalm, wo die Ortskirche derart baufällig ist, daß ein Umbau, der einem Neubau gleichkommt, in Zeitkürze in Angriff genommen werden muß.

Die «Niekalla" Große deutsche Fachausstellung für da» gesamte Nietallgerverbe findet vom 7. Juni bis 1. Juli d. 2. in Stuttgart statt.

Die Kälte. Nach der starken Temperaturerwärmung am Mittwoch nachmittag ist das Thermometer am Donnerstag früh wieder auf 12,5 Grad unter Null gesunken. Hohen­heim verzeichnete 15, Münsingen 15,5, Freudenstadt 10.4 Grad Kälte.

Täglich werden in Stuttgart noch 40 bis 50 Wasserrohr­brüche in den Häusern, 5 bis 6 in den Straßenleitungen gemeldet. In den Tagen der strengsten Kälte gab es bis 150 Rohrbrüche im Tag.

Raubvögel in der Stadt. Dom Wilhelmsplatz wird ge­meldet, daß dort ein Raubvogel in der Größe eines Habichts niederschoß und eine Amset packte. Raubvögel halten sich auch sonst in der Stadt auf, namentlich Sperber setzen den kleineren Vögeln stark zu und halten sich mit Vorliebe in der Nähe von Parkanlagen auf, wo sich viele Singvögel befin­den, weil ihnen dort Futter gegeben wird.

Stuttgart. 21^ Februar. Verfehlungen eine» höheren Reichsbahnbeamten. Die RBD. teilt mit: Durch eine dienstliche Untersuchung, die durch Er­hebungen unseres Prüfungsamts veranlaßt wurde, ist in den letzten Tagen festgestellt worden, daß der Vorstand des Verkehrsbüros der Reichsbahndirektion in der Zeit vom September 1926 bis August 1928 auf Grund fingierter Ent­schädigungsforderungen 8 Zahlungsanweisungen im Ge­samtbetrag von 4754 RM. gefälscht und das Geld betrü­gerischerweise an sich gebracht hat. Der Präsident der Reichsbahndirektion hat gegen den Beamten sofort das förmliche Dienstverfahren eingeleitet und die vorläufige Dienstenthebung verfügt. Gleichzeitig ist Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart erstattet worden.

Baudarlehensgesuche für das Jahr 1929. Mitte Februar dieses Jahres ist die Frist zur Anmeldung von Baudarlehe.is- esuchen bei der Württ. Wohnungskreditanstalt für das Jahr 929 abgelaufen. Nachdem die Gesuche in einem Ausmaß eingekommen sind, das bei weitem nicht berücksichtigt werden kann, ist es zwecklos, weitere Gesuche einzureichen.

Staatliche Rindviehschauen. Die staatlichen Bezirksrind­viehschauen werden im Jahr 1929 abgehalten: im ober- schwäbischen Fleckviehzuchtverband: in Blaubeuren. Vibe- rach, Geislingen, Kirchheim, Neresheim, Niedling?,>; im Fleckviehzuchtverbend des württ. Schwarzwaldkreises: in Beffendors OA. Oberndorf, Calw. Nagold, Rottweil, Rotten­burg, Tübingen: im Fränkisch-Hohenl'ohescken Fleckviehzucht­verband: in Aalen. Ellwangen, Gaildorf, Künzelsau, Murr­hardt OA. Backnang, Neuenstein OA. Oehringen. Weikers- heim OA. Mergentheim: im Fleckviehzuchtoerband des württ. Unterlandes: in Besigheim, Eßlingen, Ludwigsburg. Maulbronn, Möhringen OA. Stuttgart, Urach, Welzheim, Winnenden OA. Waiblingen: im württ. Vraunoiehzucht- verband: in Biberach, Leutkirch. Wangen: im Zuchtoerband für das Limpurgeroieh: in Aalen, Gaildorf.

Zugunfall. Heute vormittag 11,25 Uhr fuhr im Bahn- Hof Jmmendingen eine von einem Zug abgehängie Lokomotive dem Eilzug 384 FreiburgUlm in die Flanke, wobei dessen Lokomotive und Packwagen entgleisten. Durch den Zusammenstoß wurden zwei Reisende lei.bter verletzt, sie konnten aber ihre Reise fortsetzen, während ein dritter Reisender eine erhebliche Verletzung davontrug. Der entstandene Sachschaden ist bedeutend.

Dom Tage. In der Ulmerstraße in Wangen stießen abends ein Kraftomnibus und ein Personenkraftwagen zu­sammen. Hiebei erlitt der Lenker des letzteren eine erheb­liche Verletzung. Beide Fahrzeuge wurden beschädigt.

In einem Fabrikanwesen der Tunzhoferstraße brach ein Brand aus. Der verursachte Schaden ist bedeutend.

In einem Haus der Hegelstraße wurde eine 62 I. a. Frau in der Küche ihrer Wohnung bewußtlos aufgefunden. Die angestellten Ermittlungen ergaben, daß die Frau durch Gase, die einem in der Küche zum Auftauen der eingefrore­nen Wasserleitung aufgestellten Lötofen entströmten, betäubt worden war.

Aus dem Lande

Merklingen, OA. Leonberg, 21. Febr. Tödlicher Unfall. Nachmittags schenken die Ps.rde des Sattler­meisters Mettler von hier auf -er Straße nach Weilder- stadt. Dem Führer gelang es nicht, die Pferds .-um Halten zu bringen,' er stürzte vom Fuhrwerk, w» de überfabren und erlitt schwere Verletzungen, deren Folgen er kurz darauf erlegen >,t.

Bur h, OA. Waldigen, 21. Febr. Aussickksknrm- bau. k,er durch sc'ne prochl.gr Fernsicht beka...tte Kurort Bmch, OA. Waiblingen, soll dun') B schloß der dortigen Ortsgrup7» des .Schwöb. Albvern.is' und des Verschöne­rungsvereins wieder seinen Aussich*^urm bekommen, nach­dem der frühere, wegen Baufällig..eit schon vor einigen Jahren abgebrochen werden mußte.

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SS. Fortsetzung.

Frau Elisabeth hätte Zuflucht bet ihrem Schwager ge­sucht: sie saß in seinem Zimmer und ihre Tränen flössen in Strömen. Als sie endlich wieder zu sprechen vermochte, sagte sie:

Schwager, ich habe zu viel vom Sch'cksal gefordert, ich wollte das Leben meiner K nder alein nach meinen Wünschen einrichlen. Run bin ich bestraft für meine Härte und Kurz­sichtigkeit . . . Telegraphiere an Heinz, frage an, ob der Arzt mein Kommen erlaubt.""-- . . , ^ .

Draußen unter der roten Buche saß heute MagdaS- Jungfer allein bei der Näharbeit. Wieder spielten Zärtlich Sonne und Wind mit dem weißen, feinen Linnen. Magda hing fest am Arme.ihres Gatten und schritt an seiner Seite zum ersten Mal mit zärtlichem Herzen tiefer in den Park hinein. ^

Laß mich noch Sei Mutter bleiben." sagte sie,jetzt, wo sie so gebrochen ist Über unseres Jüngsten Unglück, bedarf sie meiner. Hermann in der Fremde und Heinz ein ... . «in Krüppel . .

Mit warmer Stimme sagte ihr Mannr

ES ist auch mein Wunsch, daß du bleibst. Deine Mutter darf jetzt nicht allein sein .. ." .... ^

Wie bin ich froh, daß ich mich beizeiten und au» eigener innerster Notwendigkeit heraus wiedergefunden habe und nun gerade in dieser schweren Zeit bei ihr sein darf , antwortete Magda.

Liebstes Herz," unterbrach sie ihr Mann,wie gern höre ich dich so sprechen! Nun du so denkst, habe ich alles vom Leben erhalten, was ich nur immer gewünscht habe. Ich bin so tief glücklich durch dich ... So unsagbar glücklich, Magdalena, daß ich vor dir knien möchte . . ."

Er blieb stehen und umfing seine Frau inmitten der schönen, feierlichen Natur. Beider Augenpaare d ickten sich bis tief in die Seele hinein und was sie darin fanden, war ein neues und heiliges Glück, wie sie dies bis dahin nicht gekannt

tiefer innerer Erschütterung heraus sagt« Magd«,

Md B-MchhM VM W-LL-4ÄMMNW! ,

Schäme vtch nicht vor mir, iNenevrer, giv mir recht viel aus deinem Herzen und aus deiner Seele, dann wirst du mich mit der Zeit zu dir empor ziehen. . . Sieh, ich schäme mich sogar meiner früheren Jrrttimer nicht. Das ist wohl alles zur Reife nötig . . . Jetzt aber will ich mich bemühen, so arbeitsam, pfl chtgetreu und einfach zu werden, wie du bist: Wie du und die Mutter! Ihr beide seid tüchtig, i hr seid des Lebens we r t!"'

XXIII.

Di« Starken de» neuen Geschlechts.

Ein halbes Jahr voll stillen Harms und Bangen für Frau Elisabeth roa ins Land. Schwankende über das Befinden ihres Sohnes Heinz waren gekommen: Ihren Besuch hatten die Aerzte noch nicht erlaubt.

Allem, was sie an Liebe für ihren Jungen, seitdem er auf der Welt war, empfunden hatte, suchte sie in ihres Herzens Verzweiflung nach'.usvüren: dabei wich die Be­täubung ihrer Sinne allmählich.Du hast ihn ia doch mit deinem Segen ziehen lassen, damals, als auch er sich von dir löste und Künstler wurde . . . Hast ihm nicht geflucht." Diese Gedanken wurden ihr Trost und daran klammerte sich ihre jetzt mit Riesengewalt aufflammende, nüttetdige Mutter­liebe.

Frau Elisabeth litt: ihr Mutterherz litt unausgesetzt. Wohl lebte ihr Junge, und sie mußte froh sein und danken dafür wie aber würde sie ihn Wiedersehen? Ihn, den von Gott berufenen Künstler, der nun seines Werkzeugs, seines Armes beraubt war? Warum, warum war nach allem gerade dieses Opfer nötig?!

Wie oft hatte Frau Elisabeth sich in den sechs Monaten seines Krankenlagers und keiner Heilung, in der sie nicht zu ihm durfte, das mit Angst gefragt!

Wie ein Traum war dann seine Heimkehr gekommen. Plötzlich, nachdem er den Besuch der Mutter eigensinnig abgelehnt und den des Onke's nur erzwungenermatzen ge­duldet batte, hatte er nach Hause verlangt. Er sei von dem langen Krankenlager noch benommen, der Onkel möge kom­men und ihn holen,schrieb er, nun bereits mit der linken Sand.

Krank und schwach war er auch noch. Aber was war aus diesem jungen Menschen In den letzten Jahren seines künstlerischen Schaffens geworden?

Seine Gestalt war noch gewachsen und kräftiger ent­wickelt: aber er hielt sich infolge der ausgestandenen Leiden leicht gebückt: sein Gesicht war bleich und mag-r, und seine Augen brannten nach innen und glühten wie au» allzu schmerzhafter Tiefe. Gram und stille Verzweiflung la«. Sr«L rrMkth Sit» IHM...

kMwkgsburg. 81. Februar, Kranznrederlegunp Konsgsgrab. Am Donnerstag wurd» anläßlich des 50iahr,gen Jubiläums der Vereinigung ehem. Leib- gardehusaren in Potsdam vom hiesigen Kavallerie-Verein am Konigsgrab ein Kranz niedergelegt. König Wilhelm II. war 40 Jahre Schirmherr der Vereinigung der Leibgarde Husaren. "

Gemmrigheim OA. Besigheim, 21. Februar. Erstickt. Montag abend ist ein 2^jähriges Kind in Abwesenheit der Mutter vom Bett heraus- und in den danebenstehenden Waschzuber gefallen, in welchen auch noch die Bettdecke nachsturzte, so daß das Kind ersticken mußte.

Heilbronn, 21. Febr. Die Schwaigerner Brand- falle kommen vor das Schwurgericht. Die große Vrandkatastrophe von Schwaigern vom letzten Herbst findet aus der kommenden Schwurgerichtstagung ihr gericht­liches Nachspiel. Am 27. und 28. Februar haben sich Emil Kieß von Schwaigern und am 5. und 6. März Fabrik­arbeiter Philipp Becker von Schwaigern und dessen Ehe­frau wegen Brandstiftung, Versicherungsbetrugs, Betrugs

u. a zu verantworten.

Welzheim, 21. Febr. 100 Jahre Liederkranz. In diesem Jahr feiert der Lieöerkranz Welzheim lein lOOjähriges Bestehen. Die meisten Vereine des S'lb'lgaues werden an dem Fest teilnehmen.

Oehringen. 21. Febr Zu- Stadtvorstandswahl Um die hiesige Stelle des Stadtvorstands sind außer der - Bewerbung des jetzigen Amtsinhabers weitere Bewerbungen nicht eingegangen.

Hall. 21. Febr. Strafkammer. Am 5. September

v. I war der Handelsmann H. Stern von Braunsbach OA. Künzelsau bei einem Autounsall getötet und der Han­delsmann Moses M a rx von Aicholzheim (Baden) erheblich verletzt worden. Der Autoführer Eugen Gronbach. Wirt in Gailenkirchen bei Hall, war zur Verantwortung gezogen, vom Schöffengericht aber freigesprochen worden. Auf die von der Staatsanwaltschaft eingelegte Berufung wurde Grondach nun aber von der Strafkammer zu 2 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt.

Niederhofen OA. Brackenheim. 21. Febr. Ein Fisch, reih er gefangen. Feldschütz Sautter von hier fand einen schönen großen Fischreiher ganz ermattet auf uns nahm ihn mit nach Haus, wo er nun, nachdem er sich erholt hat, ganz majestätisch in der Stube herumspaziert.

Ulm, 21. Febr. Bestrafter Mutwillen. Ein junger Handlungsgehilfe hatte in einer ausgelassenen Vier­stimmung nachts einen Feuermelder in Bewegung gesetzt und die Feuerwehr mutwillig alarmiert. Das Gericht sah die Sache weniger fröhlich an und diktierte dem jungen Mann 1)4 Monate Gefängnis.

Markhausen, OA. Biberach. 21. Febr. 20 Bewer- der. Auf die infolge Ablebens von Schultheiß Bechter freigewordene Schultheißenstelle Warkhausen haben sich 21 Bewerber gemeldet, einer hak seine Bewerbung alsdann wieder zurückgezogen.

Erbisreuke» OA. Ravensburg. 21. Februar. Brand, Gestern abend ist das ganze Anwesen des Landwirts Bene­dikt Beutele wahrscheinlich infolge eines Kaminschadens, abgebrannt. Der Besitzer befand sich auf dem Viehmackt in Weingarten.

Münsingen» 21. Febr. Kälke-Iubiläum. An: Dienstag waren es 80 Tage, daß der grimmige Frost ein­gesetzt hat und seither ununterbrochen mik großen Kälte- erscheinungen herrscht. 50 Tage ununterbrochen Kälte von 1030 Grad, teilweise noch mehr, ist schon eine seltene Winterbescherung.

Reutlingen. 21. Febr. Aus der Chronik« von R e u t I i n g e n. In der vor 70 Jahren erschienenen Chronik« von Reutlingen des Oberpräzeptors Karl Bames heißt es vom Jahr 1829:Sehr wenig und geringer Wein. Er wurde nicht reif, man ließ viel am Rock stehen. Im Novem­ber fing der kalte Winter an." Vom Jahr 1830:Die Kälte, die gleich nach Martini des vorigen Jahrs anzefangen hatte, dauerte ohne Unterbrechung fort bis den 2. Februa» unD erreichte mehrmals 24, einmal 30 Grad so daß die Kar- toffc n in vielen Kellern erfroren. Hahnen an Füsiern zu- sroren, Vögel erstarrt aus der Lust sielen und nicht au- di« Cchaz und der Neckar, sondern der ganze Boden,ee so dick gesror -1 war, daß man mit Lastwagen darüber fahren konnte. Der Boden gefror vier Fuß tief und viele Bäume

unv aver eins staunte sie. Heinz war dem Onkel so

ähnlich geworden, daß sie ihn wie sein leibhaftiges junge» Ebenbild vor sich sah, als er schneller, als sein Zustand es wohl erlaubte, aus dem Wagen sprang und sie ihn stumm und erschüttert an ihre Brust drückte.-

Und dann war eine Zeit vergangen. Frühling und Sommer waren gekommen und geschwunden, und nun ging es dem Herbst entgegen. Da saßen Frau Elisabeth und Heinz eines Tages unter der Buche am weißen Tisch. Es war an einem noch sommerlich warmen Tag und eine Weil« nach dem Nachmittagskaffee: der Onkel, der mit ihnen gewesen war, hatte sich bereits wieder an seine Arbeit begeben.

Die Luft war erfüllt von starken Düften. Das Weinlaub war groß: des WeiustockS Trauben in der nahenden Reife. Lebenserfüllt taumelten die Schmetterlinge in der Himmels­ferne. Der Vogelfang war wie ein Preisen fröhlicher, fröiti- mer Hausväter und Hausmütter. Die Sonne stand ge­sättigten Angesichts über der Erde. Es war eine Stunde, in der die Natur so vollkommene Ruhe und Liebe ausströmt, daß Glaube und Hoffnung wie Wundermächte in die Herzen der Menschen dringen. Da sagte Heinz:

Mutter, wenn ich nicht hier geboren, und wenn ich nicht dein Sohn wäre, ich hätte nie so stark und voll empfinden können ich wäre nie Künstler geworden . . .""

Frau Elisabeth saß steif und hielt den Atem an: sie sah in ihres Sohnes Gesicht.Nun kommt»", dacht» sie, »jetzt ist die Stunde da, in . . ." aber sie vermochte nicht »u Ende denken. Sie forschte in ihres Sohnes Augen» und das nahm ihr alle Gedanken.

Dieser sah in die Tiefe des blaudunkel schimmernden, geheimnisvoll murmelnden und raunenden Parkes, sah traumverloren auf die alten Bäume mit ihren dickadrigen Zweigen und den einzelnen goldgefärbten oder purpurnen Blättern. Stimmen und Farben, alles Gerank und Ge­spinst verschwamm vor seinem geistigen Schauen, und es war ihm, als vernähme er ein niegehörtes Lied, das aus der Tiefe der Erde durch d e Gewächse zu ihm heraufdrang: Das Urlied der heiligen Erde. Dunkel nur, doch machtvoll, vernahm er die Melodie, und tröstende, kraftspendende und verheißungsvolle Kräfte erstanden dobe. in ihm und führten das Wünschen und Wollen seiner Seele aus leidooller, za­gender Gebundenheit zum Licht.

Ja, Mutter", fuhr er fort zu reden, und seine Stimme hatte etwas Entfesseltes:

Weil ich dein Sohn bin. konnte .ick da» Serrlichs^ werden, das es gibt: Künstler. Du und di« Natur gaben mn: da» Beste. Natur und Kunst sind uuzertrennl ch. Weil iS

»H« yrit ganzer Seele Künste j»>n könnt», mrdr ich M