Toolidge mahnt zur Sparsamkeit

Washington, 29. Jan. Angesichts her Möglichkeit, daß der Staatshaushalt für das laufende Rechnungsjahr einen Fehlbetrag ergeben wird, hak Präsident Coolidge eins Warnung erlassen. Strenge Sparsamkeit ln den Dundes­ausgaben müsse fotrdauern und daß die schnell sich vermeh­renden Ausgaben der staatlichen und örtlichen Regierungen sollen stark eingeschränkt werden. Die Kosten der staatlichen und örtlichen Regierungen seien von 3900 Millionen Dol­lar im Zahr 1921 auf 7931 Millionen Dollar im Zahr 1927 gestiegen Die nationale Bruktoschuld habe am 31. August 1919 ungefähr 28 600 Millionen Dollar betragen. Bis 30. Juni vorigen Jahrs sei diese schwere Last auf 17 600 Millio­nen Dollar vermindert worden und die Regierung sei ver­pflichtet, diese Summe binnen drei Zähren auf 15 Milliar­den herabzufetzen.

Drohender Wahabitenangriff

Basra, 29. Jan. Eine etwa 600 Meter starke Streitmacht der Wahabiten hak sich an der Grenze des Irak, etwa 100 Kilometer südwestlich von Basra, versammelt. Da vermutet wird, datz sie die Absicht hat, die Zrakstämme anzugreifen, sind englische Flugzeuge und Panzeraukomobile bereitgestellt worden.

Die Lage in Kabul

Peschawar (Indien), 29. Zan. Habib Allah hat seine Standarte in Kabul gehißt. Zur Fortschaffnng der Aus­länder und Gesandtschaften vor dem zu erwartenden Kampf werden Vorbereitungen getroffen.

Der Londoner «Daily Telegraph" meldet, Ali Ahmad Zan, ein früherer Anhänger Aman Allahs, sei zum Emir ausgerufen worden, und werde unverzüglich von Zazdalak (38 Meilen westlich von Zellallabad) aus den Vormarsch auf Kabul antreken.

wmtlemberg

Stuttgart, 29. Januar.

Todesfall. Professor Franz Größter, der zuletzt an der Wilhelmsrealschule tätig war, ist hier im Alter von 80 Jahren gestorben. Seine Gattin ist die Hofpianistin Leonie Grötzler-Heim. Der Verstorbene hat sich auch literarisch betätigt und war Ehrenmitglied des Schwäbischen Schilteroereins.

Ein Leben, reich an Arbeit und Erfolgen, ist mit dem Tod des Schuldirektors a. D. Hofrat Dr. Kleemann ab- gesch lassen worden, der am Montag im Alter von 82 Jahren starb. Aus dem Stand der Theologen hervor­gegangen, übernahm er 1871 das von seinem Vater ge­gründete Kleemanfche Töchterinstitut in Cannstatt (jenseits der König-Karl-Brücke), das damals schon einen großen Ruf namentlich auch im Ausland hatte Das Institut leitete er gemeinsam mit seiner Mutter Luise geb. Fischer aus Reut­lingen, der Gründerin der Cannstatter Kinderkrippe, bis zum Jahr 1883, wo er einem Ruf als Rektor der Höheren Mädchenschule in Konstanz Folge leistete. 1908 trat Hofrat Kleemann in den Ruhestand, den er seither in Stuttgart verlebte.

vbergeneralarzk Prof. Dr. Laster gestorben. In, Alter von 70 Jahren ist in Loffenau bei Neuenbürg der frühere Korpsarzt des 13. (württ.) A.K. und Abteilungschef im wärt» tembergischen Kriegsministerium, Obergeneralarzt Prof. Dr. Hasser, gestorben. Cr stammte aus Hohen,zollern und war ein Sohn des im Jahr 1899 verstorbenen Fürstl. Hohenzoll. Geheimen- Hofkammerrats Heinrich Lasser. Im September 1912 wurde Prof. Dr. Lasser auf Oktober genannten Jahres nach Württemberg kommandiert und zum Korpsarzt des 13. A.K. und Abteilungschef im Württ. Kriegsministerium als Generalarzt ernannt. Im August 1919 erhielt Dr. Lasser den nachgesuchten Abschied unter gleichzeitiger Ernennung zum Obergeneralarzt.

Reue Erhöhung der Straßenbahnfahrpreise. In dem Lohnstreit der Stuttgarter Straßenbahnen kam eine Eini­gung zustande, derzufolge die Löhne um 5 bis 6 v, H. erhöht werden. Die Zeche hat natürlich wieder das Publikum zu zahlen. Bei der letzten Tariferhöhung im vorigen Jahr war der Satz von 10 Pfg. auf 15 Pfg. für die Einheitsstrecke, also um 50 v. H. erhöht worden, wobei die Strecke aller­dings von 3 auf 4 Teilstrecken ausgedehnt wurde. Jetzt soll, wie man hört, die weitere Erhöhung in der Weise durch- aekübrt werden, dak man aus wie lanae? zwar den

Grundpreis für 15° Pfg. beläßtj die Einheitsstrecks aber wieder auf drei Teilstrecken verkürzt.

Zum Meineid angestifkek. Wegen Verleitung zum Mein­eid verurteilte das Schöffengericht Cannstatt den 28 I. a. Dreher Albert Schleich von Waiblingen zu 1 Jahr Zucht­haus. Schleich sollte wegen Motorradunfalls zur Verant­wortung gezogen werden, wobei er einen Monteur ersucht hatte, für ihn vor Gericht günstige Angaben zu machen. Der Monteur weigerte sich, den Meineid zu leisten.

Aus dem Lande

Aeübach, 29. Januar. Anschluß an das Stutt­garter Gaswerk. Die hiesige Gemeinde besitzt ein eigenes, aut arbeitendes Gaswerk. Der Gasverbrauch und die Abnehmerzahl steigen aber stetig. Im abgelaufenen Jahr betrug der Gasverbrauch der 2200 Abnehmer 572 000 Kubik­meter. Geplant ist nun der Anschluß an das Stuttgarter Werk. Durch Gasbezug aus Stuttgart hofft man, das Gas hier billiger als bisher abgeben zu können.

Oberstenfeld OA. Marbach, 29. Jan. Brand. Nachts brach in der am Gasthofzum Ochsen" angebauten Scheune des Ochsenwirts B e tz. die mit Heu- und Holzvorräten reich gefüllt war, Feuer aus. Obwohl die Wasserleitung teilweise eingefroren war, gelang es der Oberstenfelder Feuerwehr, das Feuer aus seinen Herd zu beschränken.

Murr OA. Marbach, 29. Jan. Hohes Alter. Am Sonntag vollendete Alt-Gemeindepfleger Karl Blank sein 80. Lebensjahr. Von 1892 bis 1923 versah er das verant­wortungsvolle Amt des Gemeindepflegers.

Weinsberg. 29. Jan. Beim Wildern erwischt wurde am Sonntag abend der frühere Hirschwirt Kubier. Er hatte auf Eberstädter Markung einen Rehbock erlegt. Als er ihn abends abholen wollte, wurde er festgenommen.

Berlichingen OA. Künzelsau, 29. Januar. Seltener Fuchsfang. Dieser Tage fing Jagdaufseher S. De- ler im hiesigen Gemeindewald einen zweijährigen Fuchs mit einem Halsband.

Zizishausen OA. Nürtingen, 29. Jan. Leichen­bergung. Die Leiche des 12jährigen Ernst Allmen­dinger, der kürzlich auf dem Eis des Neckars einbrach, konnte jetzt geborgen werden.

Doazdorf OA. Geislingen, 29. Zan. Doppeljubi- l S u m- Hier konnte Dekan Häring sein 30jähriges Jubi­läum als Orlsgeistllcher und sein SSjähriges Pfarrjubiläum feiern. Dekan Häring ist im Jahr 1869 auf dem Hofguk Hardthaus bei Roitweil geboren. Als Vikar in Mulfingen und Biberoch bei Hellbraun tätig, kam er im Mai 1899 aus die Kaplanstelle Donzdorf und wurde dort am 27. Zan. 1904 zum Pfarrer ernannt. Der Leseverein Donzdorf, von Pfarrer Häring gegründet, kann mit diesem das 25jährige Jubiläum feiern. Der Festsonnkag wurde durch feierlichen Gottesdienst und weltliche Festfeier in der Turnhalle ge­halten. Festprediger war Domkapitular Fischer von Rottenburg.

Alm, 29. Januar. Neue Straßenbahnverbin­dung. Die Anregung einer zweiten Straßenbahnverbin­dung zwischen Ulm und Neu-Ulm über die neue Donau­brücke, die zugleich eine günstige Möglichkeit für den Anschluß von Offenhaufen und Pfuhl an das Straßenbahnnetz Ulm« Neu-Ulm bieten würde, wird in diesen beiden Ortschol en lebhaft begrüßt. Infolge des starken Verkehrs würde diq Linie zweifellos rentabel sein. ^

65. Geburtstag. Der soz. Reichskagsabg. Karl Hilden- brand feiert am 30. Januar 1929 seinen 65. Geburtstag,.

Vom Tage. Zn einem Haus der Florianstraße trank ein 48 3. a. Mann in selbstmörderischer Absicht eine Strychnin­lösung. Er starb an den Folgen der erlittenen Vergiftung nach kurzer Zeit.

Obertürkkeim. 29. Jan. Jaad aut einen Ein­

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brecher. Gestern nachmittag I Uhr wollte ein junger Bursche im Alter von 21 Jahren in einer Wirtschaft und Metzgerei hier eine Ladenkasse über die Mittagszeit öffnen, um Geld zu stehlen. Durch die Alarmierung der Laden­kasse wurde die Besitzerin aufmerksam, so daß durch ihr Hinzukommen der Diebstahl vereitelt wurde. Der Bursche ergriff unier Mitnahme einiger Würste die Flucht. Die Polizei von Obertürkheim und Hedelfingen nahm sofort di« Verfolgung aus und konnte den Burschen auf freiem Acker­feld zwischen Hedelfingen und Wangen festnehmen. Bei der Verfolgung war ein Radfahrer von Hedelfingen betei­ligt, gegen den sich der Bursche mit seinem Taschenmesser zur Wehr setzte

Ehlingen, 29. Januar. Ein guter Magen kann all es vertragen. Gestern wurden einem Strafgefange­nen im hiesigen Krankenhaus aus dem Dünndarm 2 Löffel- stiele, 4 große Nägel, eine große Nadel und eine Stahlfeder herausgeschnitten.

Fellbach, 29. Jan. Verhafteter Betrüger. Der schon längst gesuchte' Betrüger Karl Feuchtenbeiner aus Heidenheim wurde von der Polizei hier festgenommen, wie er als Angehöriger der Sanitätskolonne Heidenheim bei dem Führer der Sanitätskolonne des Roten Kreuzes hier Geld zu erschwindeln versuchte, indem er vorgab, er habe einen Krankentransport hierher gehabt und sei nun in Geldnöten. Aehnliche Betrügereien oerübte er in Cannstatt, Stuttgart, Reutlingen und Heidenheim. Der Betrüger wurde ans Amts­gerichtsgefängnis Waiblingen eingeliefert.

Im Besitz des Fleisch- und Trichinenschauers Hayn in Fellbach befindet sich ein Darmstein, der ein Gewicht von 7)4Pfund und die Größe eines Menschenkopfes erreicht hat. Der fragliche Darmstein befand sich im Darm eines am 2 Dezember 1928 verendeten, 9 Jahre alten Pferdes. Darm­steine oder auch Kotsteine (Enterolithen) genannt sind be­kanntlich steinartige Gebilde, schichtenartige um Fremdkörper oder Kotteile abgelagerte Kalksalze, die sich zuweilen im Dick­darm oder Mastdarm, besonders im Wurmfortsatz bilden.

Schwaigern, 29. Zan. Angefochtene Mahl. Me das Neckar-Echo mitkeilt, ist die Stadtschultheißenwahl in Schwaigern angefochten worden.

Reckarsulm, 29. Zan. Eine Königselche. Die .Kö­nigseiche" im Scheuerberger Wald ist gegen den Anfang des Dezember gefällt worden. Zkr Holzreichtum beziffert sich wchl auf 12 Feskmeker. Der Stamm wurde von Christian Knapp, Holzhandlung hier, erworben.

Mühlacker. 30. Zan. Einstellung der Krafkpost. Der seit 1. Sepk. v. Zs. bestehende Krafkpostortsverkehr hört am 31. Zan. auf. Die an sich so angenehme, fortschriflliche Einrichtung muß wegen geringer Benützung eingestellt wer­den. Der Abmangel betrug am Ende jeden Monats über 500 RM.

Betrügerischer Photograph. Ein etwa 26 I. a. Photo­graph hat im Oktober vergangenen Jahrs verschiedene Auf­nahmen von Geschäftshäusern gemacht und den Leuten vor­geschwindelt, die Photographien würden in einer Münchner Illustrierten veröffentlicht werden. Die Leute sind um die Anzahlung betrogen.

Blaubeuren. 29. Jan. Gefaßter Betrüger. Be­trügereien mit Urkundenfälschungen geriebenster Art wur­den seit nahezu einem Jahr bei Ulmer Geschäftsleuten und solchen der nächsten Umgebung verübt, ohne daß es gelang, dem Täter auf die Spur zu kommen. Der Betrüger be­diente sich falscher Namen und kaufte Zucker, Kaffee, Sä­mereien, Kunstdünger u. a. in größeren Mengen auf. Die Rechnungen an die aufgegebenen Adressen kamen unbestell­bar zurück. Der Täter, ein Landwirt von Wippingen, konnte nunmehr dem Gericht übergeben werden.

Von der banerischen Grenze. 29. Januar. Festgenom- menerEinorecher. Brand. In die Wohnung des verwitweten Fabrikarbeiters Xaver Wölfle in Zöschltngs- weiter wurde mit dem Dietrich mehrmals eingebrochen und etwa 500 -N Bargeld entwendet. Als Einbrecher wurde der 19jährige Schlosser Rudolf Brenner ins Gefängnis Dillingen eingeliefert. In Unterkammlach ist der Stadel des Landwirts Balthasar Miller mit den gesamten Ernte­vorräten vermutlich infolge Kurzschluß abgebrannt.

vom bayr. Allgäu, 29. Jan. Massensterben des Wildes. Infolge des ununterbrochen starken Schnee­salls seit zwei Tagen beginnt mangels Futterzufuhr ein Massensterben des Mildes. Die Allaäuer Verawackit bat

komon von

15. Fortsetzung.

Andre« War aufgesprungen. Auch er starrte auf Magda wie auf ein Wunder. War solche Verwandlung möglich?! Ihre Gestalt weich und hochgereckt, in Tüll und Spitzen ein- gesponnen, den jungen Nacken frei und schlank: zart das süß« stolze Gesicht und die Fritze und Fesseln schmal und rassig» so datz sie ohne Fehl und in vollendeter Schönheit und berauschendem Jugendglanz vor ihm stand.

Alle Welt blickte sich nach ihr um, und Ltdy ergötzte sich an der Bewunderung, die Magda erregte. Etwas davon aalt ja auch ihr. Wenn sie auch nicht so schön wie Magda war, so hielt sie sich doch für einen Ausbund allen modernen Schicks. Was sonst noch niemand trug oder kannte, das zog sie an undlanzierte" sie. So war sie auch hier in einem extravaganten Kleid erschienen. Um ihren überaus mageren Körper hatte sie eine Art Schlangengewand gewickelt, das aus schwerem Goldstoff mit kostbaren Drachen- und Blüten- stickereien bestand. Das rötlich gefärbte Haar trug sie im Herrenschnitt. Und wie damals auf dem Sommerfest, so trug sie auch jetzt wieder ihre rosaRenommierperlen". Wie lebende schimmernde Wesen leuchteten sie auf ihrer stumpfgeschminkten gelblichweißen Haut. Manch Kennerblick ruhte bewundernd auf ihnen.

Der Tanz so Ute hier, zuerst in der Form von Preis- tSnzen, vorgeführt werden. Gesellschaftstänzer aus den ver­schiedensten Ländern mit ihren Damen waren dazu nach Baden-Baden gekommen. Es galt, sich vor einer außer­gewöhnlich eleganten Zuschauerwelt zu zeigen und Preise zu ertanzen.

Die Logen ringsherum an den Saalwänden waren un­gefüllt mit gespannt blickenden Damen und Herren. Die elegante Menge teilte sich in ebenso viele Ausländer wie Deutsche. Auch <Änalskys hatten eine Loge.

Mit heißen Blicken sah Magda auf das Bild im Saal. Als ob man auf grünem Rasen stände und einem Pferde­rennen zusähe, so hochgespannt klopften aller Pulse. » fehlte >wr noch, daß man Rufe der Anfeuerung gehört hat.?. M«s Slüsteru de« Beifalls obre ; MroM dn ZMSH8H

daS dieses oder jenes Tänzerpaar hervorrief, 'fehlte nicht.

Hinter Senalskys Loge stand ein Herr. Er wa groß und schlank und überaus elegant gekleidet. Gleichgültig sah er in den Tanzsaal. Sein Gesicht war noch jung: es war hübsch und hätte sympathisch genannt werden können, wenn nicht ein sinnlicher Zug, der eine tiefe Spur um seinen vollen Mund prägte, dem Gesicht ein leicht abstoßendes Merkmal aufgedrückt hätte. In der Tiefe seiner dunklen und schönen Augen, die sich bemühten, in Melancholie zst blicken, züngelte etwas undefinierbares.

Dieser Blick, unverhüllt und verlangend, brannte wie in zehrendem Feuer auf Magdas entblößtem Nacken.

Senalsky hatte hinter Magda gestanden: als er sich bei einer Gelegenheit zu seiner sitzenden Schwiegermutter niederbeugte, hatte der Fremde den Blick auf Magda frei. Da sah sich Magda, wie bezwungen durch einen fremden Willen, um.

Sekundenlang hielten die Augen des Mannes ihren Blick fest: gebannt, starr und doch in Abwehr vibrierend standen ihre Pupillen. Als sie sich endlich wieder losgelassen fühlte und ihr Gesicht langsam dem Tanzsaal zuwandte, hörte man ein unterdrücktes Lachen und dann die von Lldy leise geflüsterten Worte:

Seht doch den rumänischen Fürsten, da steht er, keine dreißig Schritte hinter uns! Sagte ich es nicht, daß er Magda den Hof macht?"

Alle sahen sich um, auch Andrer. Aber da hatte der Fremde, den Lidy soeben alsFürsten" bezeichnet batte, seinen Platz verlassen. Langsam begab er sich durch eine nahe Tür ins Freie.

Die Spannung über den Ausgang des augenblicklich modernsten Tanzes, des Blues, hatte sich mit der Verkündung der Breisverteilung gelegt. Eine Pause trat ein, und viele, suchten die Terrassen oder den Kurplatz zur Abkühlung auf.

Senalsky und Lidy hatten einige Preisträger, die sie kannten, zu sich in die Loge gebeten. Sekt wurde bestellt. Man setzte sich, schwatzte, lachte und stieß mit den schäumenden Kelchen zusammen. Als bald darauf die ersten Tanzklänge zu hören waren, forderte Senalsky Magda zum Tanzen auf. Der Preistänzer Filipescu tanzte in seltsamem Drehschritt mit Lidy.

Andres, der nicht tanzte, beobachtete Magda: er überlegte gerade, ob er nicht auch tanzen sollte, als Senalsky ohne Magda zurückkam. Mit lächelnder Miene, ein wenig ver­legen, und ein wenig wichtig, blickte er Andres und seine Schwiegereltern an: endlich legte er eine schmale, weiße Karte vor Frau Blöm hin.Fürst Alexis Ivan Ghika" las sie.

Ja, Andres, alter Junge, nun mach', sonst wird

UgMl! M Sn-e NAH Mstirft Du scheinst dg niimlW

einen ernsten Nebenbuhler und Konkurrenten bekommen zu haben." Senalsky lachte laut: er Satte seine Gehobenbeit wiedergesunden und erzählte, er habe einen Augenblick mit Magda stillgestanden um auszuruhen, da sei der Rumäne gekommen, habe sich ihm sehr artig vorgestellt und gebeten, mit Magda tanzen zu dürfen. Was wollte er auf diese höfliche Art anders erwidern, als daß er ihm Magda über­lieb? Nun tanzten beide. Der Fürst habe aber ver­sprochen, sie nach zwei bis drei Runden zurückzubringen. Er habe auch die Bitte ausgesprochen, dann den anderen Herrschaften, die er vom Sehen auf dem Tennisplatz bereits kenne, vorgestellt zu werden.

Lidy kam soeben zurück, und als sie hörte, was ihr Mann erlebt hatte, war sie sofort Feuer und Flamme. Natürlich wollten sie diesen reizenden Fürsten gut auf­nehmen. Gerade solch eleganter und interessanter Ausländer bringe eine neue Note in die Geselligkeit, am Ende käme er auch nach Berlin. Das könne höchst interessant werden, wenn er dann in ihrem Lause verkehre.

Andree hatte noch nie solche Herzensqualen erduldet wie an diesem Abend. Im Grunde konnte er gegen Magdas Tanzen nichts einwenden. Aber seine Liebe war mit jedem Tage gewachsen. Da Magda ihm aber noch nicht gehörte, zer» krallte Angst sein Herz, daß sie ihm verloren gehen könne. Er sah, wie die Blicke der Männer nach ihr griffen, wie Liebesleidenschaft sie umwarb und wie brennende Blicke nach ihr züngelten.

Nein, lange ertrug er diesen Zustand nicht mehr. Frau Senalsky sollte eine Aussprache nicht mehr vereiteln.

Wie durch einen glühenden Schleier sah er Magdas weise Land auf dem schwarzen Frackärmel ihres Tänzers liegen. Traulich, fast zärtlich, nahm ihre Hand sich aus. Er spürte körperlich den sanften Druck ihrer rosigen Finger und dt« linde Wärme, die ihre Hand ausströmte. Mehr und mehr zerfleischte sich sein Herz in verzehrender Sehnsucht.

Da sah er Magda am Arme des Fürsten zum Tische zurückkommen. Plaudernd, lächelnd, berückend in ihrer un­berührten Schönheit.

Frau Lidy, lassen Sie uns nach Hause gehen, das Spiel foltert mich." Heiser mit verkrampften Lippen und starren, gequälten Äugen, sagte er das leise zu Frau Senalsky.

Ja, Andree?" Sie wandte ihm ihr übermütiges, ganz in Genuß der Stunde aufgelöstes Gesicht zu und blickte in Andrees Augen. Was ihr daraus entgegenglühte, machte sie für den Augenblick stumm. Verlegen nahm sie schnell das Sektglas vom Tisch, setzte es an die Lippen, bog den Hals zurück stnd trank langsam, schlürfend den Wein. Zn diesem Moment betrat der Fürst mit Magda^die Log?.