mit vielen Offizieren auf Me Beite Aman llllays gestellt. Allgemein glaubt man, daß Habib trotz der seitherigen Unterstützung Englands nicht an eine Herrschaft in Afgha­nistan denkt, sondern daß er in der Zwischenzeit möglichst viel Geld zusammenraffen will er läßt zurzeit die Steuern eintreiben um damit nach Britisch-Indien zu flüchten. Aman Ullah wird nach Einsetzen der Schneeschmelze den Kampf beginnen.

Die Mohammedaner Indiens verlangen, daß die eng­lische Regierung die Unterstützung Habibs aufgebe und eine andere Politik gegenüber Aman befolge.

Der Berichterstatter der LondonerDaily Mail" meldet aus Lahors (Indien), allgemein werde gewünscht, daß Eng­land seinen Gesandten Humphry aus Kabul zurückziehe, da die Herrschaft Habibs zu Ende sein werde, da das Volk der Afghanen sich von seiner Unfähigkeit überzeugt habe. Habib wäre eben deswegen nur eine Puppe Englands ge­wesen. i'

Neuen Meldungen zufolge haben Flugzeuge Aman Ullahs die Truppen Habibs angegriffen. Er sichert ihnen Straf­freiheit zu, wenn sie binnen drei Tagen die Waffen nieder­legen.

Aman Ullah hat auf die Bitten eines großen Teils der Afghanen die Königswürde wieder über­nommen. Kandahar bildet das Hauptquartier der natio­nalen Bewegung, die auch in anderen Städten des Landes eingesetzt hat.

Württemberg

Stuttgart, 28. Januar 1929.

Geschäftsvereinfachung in der Staatsforstverwaltung. In Verfolgung der Vereinfachung der Staatsverwaltung, die f. Zt. im Geschäftskreis des Finanzministeriums durch Sammlung und Neubearbeitung des gesamten noch gelten­den Rechtsstoffes gefördert wird, hat die Forstdirektion die bisherigen Amtsblatterlasse von 1850 ab und die sonstigen Vorschriften aus früherer und späterer Zeit auf den neuesten Stand bearbeitet und in einem Band vereinigt, durch den di« Allgemeinen Dienstvorschriften der Württ. Staatsforst­verwaltung von 1925 ergänzt und erweitert werden. Weiter ist eine übersichtliche Sammlung sämtlicher außer den All­gemeinen Dienstvorschriften geltenden Allgemeinen Erlasse der Forstdirektion für jedes Amt in einem handlichen Ordner dem Abschlug nahe.

Stuttgart, 28. Jan. Bericht über die Lage des Ärbeitsmarkts. In der Zeit vom 17. bis 23. Januar hat die rückläufige Bervegung am Arbeitsmarkt fortgesetzt. Der Neuzugang an unterstützten Arbeitslosen betrug 11077 Personen (9925 Männer und 1152 Frauen) gegen 9761 Personen (8330 Männer und 1124 Frauen) in der Zeit vom 10. bis 16. Januar. Am 23. Januar bezogen 101312 Personen die versicherungsmäßige Arbeitslosen­unterstützung und 5782 die Krisenunter st üt- zu n g. 13178 Personen (13100 Männer und 378 Frauen), und zwar Arbeitslose aus den Saisonberusen des Bau­gewerbes, der Land- und Forstwirtschaft, der Industrie der Steine und Erden, sowie des Fremdenverkehrsgewerbes schieden zwecks Ueberführung in die Sonderfürsorge aus der versicherungsmäßigen Arbeitslosenunterstützung aus. Die G e f a m t z a h l d e r U n t e r st ü tz t e n ist von 112 525 auf 123602 um 9, 8v. H. gestiegen; davon waren 106006 Männer (gegen 96 081 am 23. Januar) und 17 596 Frauen (gegen 16111). Auf die Arbeitsämter in Württemberg und Hohenzollern trafen 52111 Hauptunterstützungsempfänger (gegen 15 963) und auf die Arbeitsämter in Baden 71 458 (gegen 66 562). Im Gesamtbezirk des Landesarbeitsamts kamen am 23. Januar auf 1000 Einwohner 23,3 Haupt­unterstützungsempfänger gegen 20,1 am 2. Januar, 7,0 am 31. Oktober und 1.7 am 1. August.

Ausdehnung der Krifenunkerstühunq. DerAeichs- anzeiger' veröffentlicht einen Erlaß des Reichsarbeitsmini- sters Wissest, durch den die Vorsitzenden der Landesarbeiks- ämker ermächtigt werden, soweit ein Bedürfnis besteht, zur Kklsenunterstützung zuzulaffen: 1. Angehörige der Industrie der Steine und Erden (Berufsgruppe 1 der Arbeitsmarkk- statistik) und 2. Tabak- und Zigarrenarbeiler (Verufs- gruppe 13 E der Arbeitsmarktstakistik).

Fahr- und Reitkurse beim Württ. Landgestüt in Güter­stein. Beim Württ. Landgestüt in Güterstein OA. Urach ist die Abhaltung von Reit- und Fahrkursen vorgesehen, die den Zweck verfolgen, junge Landwirte in der Pflege und Bebandluna des Vierdes, sowie im Reiten und Fahren zu

unterrichten. Die Dauer eines Kurses ist auf 1 Woch-n be­stimmt. Die Teilnehmerzahl ist für jeden Kurs im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Unterkunftsräume zunächst auf 15 festgesetzt. Die Erteilung des Unterrichts und die Unterkunft erfolgen kostenlos. Als Stallgeld hat jeder Teil­nehmer den Betrag von 20 --(( zu entrichten. Die Ver­pflegung, bestehend aus drei Mahlzeiten, erhalten die Kursteilnehmer in der Gestütswirtschaft in Güterstein um aen Preis von täglich 2 «st. Der erste Kurs beginnt am >6. Februar.

Der Lohnstreit in der württ. Metallindustrie. Die Be­atungen der Schlichterkammer wurden nach mehrstündiger tarier um einige Tage vertagt, da die Kammer für ihre Entscheidung weiterer Unterlagen bedarf.

Auszeichnung. Dem Schriftsteller Tony Keller ist zu seinem 60. Geburtstag von de? Großherzogin Charlotte von Luxemburg das Offizierskreuz des Ordens der Eichenlaub­krone verliehen worden.

vom Schöffengericht. Der 56 Jahre alte Oberlehrer Gott­lieb Becher von Backnang hat sich in den 10 Jahren, seit er in Backnang angestellt ist, an Mädchen seiner Schule vergangen. Unter Zubilligung mildernder Umstände ver­urteilte ihn das Erweiterte Schöffengericht Cannstatt zu 6 Monaten 15 Tagen Gefängnis.

Bom Tage. 5n einem Haus der Kriegsbergstraße ver­übte abends ein 15 Jahre alter Mann durch Erschießen Selbstmord.

Aus dem Lande

Hohenheim, 28. Januar. Erdbeben. Die Hohen- heimer Erdbebenwarte verzeichnet« in der Nacht zum Sonn­tag um 12.31 Uhr einen leichten Erdstoß in ziemlich naher Entfernung.

Brackenheim, 28. Januar. Tödlich abgestürzt. Der bei einer auswärtigen Elektrizitätsfirma beschäftigte 20 Jahre alte Otto Wöhrle stürzte beim Drahtzieher» von einem Elektrizitätsmasten tödlich ab. Wöhrle hatte sich nicht angeseilt.

heilbronn, 28. Jan. Schulferien und Landes- turnsest. Das Kultministerium hat mit Rücksicht auf das Landesturnfest in Heilbronn (26.29. Juli) angeordnet, daß die Schulferien in Heilbronn Heuer auf die Zeit vom 17. Juli bis 27. August verlegt werden können, damit die Schulen für Massenquartier« benützt werden können.

Kirchberg (Zagst), 27. Zan. Lebensmüde. Der zur Zeit mit seiner Frau bei seinen Schwiegereltern in Kirch­berg auf Besuch weilende 21jährige Willy Esenwein, Mchaniker aus Stuttgart, hat sich am Donnerstag nach­mittag in einem Wa'd bei Kirchberg vor den Augen seiner ihm nacheilenden Frau erschossen. Der Lebensmüde war schon seit Jahren kränklich und arbeitslos und ist nun in- folge seiner unheilbaren Krankheit freiwillig aus dem Le­ben geschieden, was er auch in einem Brief an seine Frau hinterlassen hat.

Edelfingen OA. Mergentheim, 28. Jan. Leerstehen­de Wohnungen. Die Wohnungsnot, die vor einigen Jahren hier bestand, ist schon einige Zeit verschwunden. Verschiedene Wohnungen und Häuser stehen hier leer.

Gmünd, 28. Jan. Die Staat!, höhere Fach­schule für Edelmetallindustrie wird im laufen­den Winterhalbjahr von 169 Schülern, darunter 11 Schüler­innen, besucht. Aus Württemberg sind 133 Schüler, aus Preußen 15, Bayern 6, Sachsen 5, Thüringen 2, Bremen und Baden je 1 Schüler; aus der Schweiz und Norwegen je 2 Schüler, aus Deutsch-Oesterreich und Danzig je 1 Schüler. Das Sommerhalbjahr beginnt am 16. April.

Nürtingen, 28. Jan. Böses Ende eines Fami­lie nstreits. Der frühere Adlerwirt Knödler von Oberensingen geriet mit seinem Schwiegervater, W. Hal­ler bier. in Streit und aab. als Haller mit 18jährigem

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Sohn in die Wohnung Knödlers eindrang, auf ihn aus einem Jagdgewehr zwei Schüsse ab. Einer derselben traf den Sohn tödlich. Knödler wurde verhaftet.

^ Herrenberg. 28. Jan. Guter Fang. Anläßlich der Fremdenkontrolle konnte die Polizei einen früheren Prof, namens Rühle festnehmen, der sich unter falschem Namen in einem hiesigen Gasthof aufhielt. Er wird von fünf Behör­den wegen Darlehensschwindel usw gesucht.

Balingen, 28. Jan. lOjähriges Dienstjubi- laum. Am 29. Januar sind es 10 Jahre, daß der Ober­amtsarzt von Balingen. Med.-Rat Dr. Erwin Fröhner, seine ärztliche Praxis in Balingen und seinen Dienst als Oberamtswundarzt, Stadt- und Armenarzt ausgenommen hat. Er ist in dieser langen Zeit auch als Schularzt, 20 Jahre lang als leitender Arzt des Bezirkskrankenhauses Balingen und der mit demselben verbundenen Lungenheil­stätte, als Bahnarzt, als Nostvertrauensarzt, als Kassenarzt, als Gerichts- und Gefängnisarzt usw. tätig gewesen. Wäh­rend des Kriegs war Dr. Fröhner, der Oberstabsarzt der Landwehr a. D. ist, leitender Arzt des Vereinslazaretts Balingen.

.. Diamantene Hochzeit. Der frühere Flaschnenneister Louis Ruoff und seine Gattin Anna geb. Ruoff konnten am 26. ds. Mts. ihre diamantene Hochzeit feiern. Der Jubel­bräutigam ist Altveteran (Mitkämpfer 1866 und 1870/71), er ist 85, seine Gattin 82 Jahre alt, beide sind geistig und wrperlich noch gesund und rüstig. Er ist der älteste Olga- Grenadier in Balingen und der einzige noch lebende hiesige Altveteran, der beide Feldzüge mitgemacht hat. Vor fünfzig Jahren schon hat er dem Balinger Bürgerausfchuß angehört.

Tailfingen OA. Balingen, 28. Januar. Wasserver- sorgungsanlage. Die Baukosten der im letzten Jahre durchgeführten Erweiterung der Wasserversorgungsanlage betrug 265 576.71 RM. und bleiben damit unter dem Vor­anschlag.

Alm, 28. Januar. Der fastnachtswütige Gaul. Der Fastnachtsgeist ist gestern in einen sonst sehr vernünf­tigen Gaul gefahren. Die edle Rosinante meinte, sie müsse einmal eine Sondervorstellung geben und nahm drunten bei der Veltensmühle ein kühles Bad in der Blau. Ein großes Menschenrudel sah dem närrischen Gaul zu, wie er im Blau­bett auf- und abwandelte und die Versuche von zwei Leuten, ihn wieder zur Vernunft zu bringen, mit allerlei Kapriolen abzuwehren wußte. Endlich, nachdem einer der beiden Männer ein kühles Bad zu nehmen gezwungen war, ließ sich bas edle Pferd dem nassen und kalten Element entreißen.

Tetknang. 28. Januar. Schlaganfall. Landwirt Martin Schroff aus Wannenhäusern Gde. Ettenkirch erlitt auf dem Heimweg vom Ravensburger Markt einen tödlichen Schlaganfall.

Vom Bodensee. 28. Januar. Verkehr auf dem Untersee. Der Gnadensee ist ganz überfroren. De Reichenauer ziehen von Allensbach auf Schlitten ihr Ster- Holz herüber. Mit Roß und Wagen wird gefahren. Di« Fußgänger wandern hin und ber.

Krauchenwies i. Hohenz., 28 . Jan. Erweiterung der Edelpelztierfarm. Der Bestand der Edelpelz­tierfarm im Fürst!. Park in Krauchenwies hat sich in den letzten Monaten wesentlich erhöht. Im Dezember vorigen Jahrs trafen zu den bereits im Hochsommer eingesetzten Silberfüchsen noch mehrere Paare Nerz, sowie ein Paar Waschbären ein, denen dieser Tage weitere zwei Paars Silberfüchse folgen werden, so daß alsdann über 20 größere Edelpelztiere, die zahlreichen Kaninchen ausgenommen, die Farm bevölkern.

Lauffen a. N.. 28 Januar Einbruch. Am Samstag

nd gegen 9 Uhr wurde >m Laden des Bäckermeister» Pfeilsticker eingebrochen. Der Dieb, ein junger Mensch aus Tübingen, stürzte aus der Flucht die Treppe hinab und konnte sofort festgenommen werden.

Mutlangen OA. Gmünd, 28. Jan. Rohe Tat. Ein hiesiger junger Mann, der auf der Ortsstraße an einer Maske vorbeiging, wurde von dieser ohne jeglichen Grund gepackt und zu Boden geworfen und so verprügelt, daß er arbeitsunfähig geworden Ist und zum Augenarzt nach Gmünd sich begeben mußte. Der Täter ist ermittelt.

Ablsgmünd OA. Aalen, 28. Jan. Ungültige Ge- meinderatswahl. Die angefochtene Gemeinderats­wahl wurde vom Bezirksrat für ungültig erklärt. Somit findet eine Neuwahl statt.

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14. Fortsetzung.

Bon Lidh wissen Sie das? So schnell? Wie ist das möglich? . . . Aber sie hat Ihnen die Wahrheit gesagt. Ich bin ohne Abschied und in Zwist von Mutter gegangen. Onkel und mein Bruder standen mir allerdings bei . . . Was werden soll, weiß ich nicht. Nur das eine ist totsicher: nach Hause gehe ich so leicht nicht wieder." Sie seufzte und neigte den schönen Kopf ein wenig kokett auf die linke Schulter.

Andres hörte ihr klingendes Sprechen und sah ihre reizende Erscheinung. Er fühlte bei diesem Wiedersehen abermals, doch viel, viel stärker als je vorher, wie sinnlos er sie liebte. Seine Augen verdunkelten sich vor Leidenschaft.

Auch Magda spürte Andrees Leidenschaft, und das machte sie nun doch beklommen und unruhig. Sie wünschte plötzlich Andrer weit weg. Heiterkeit und Vergnügen wollte sie hier haben. Warum kam er nun und erinnerte sie an die Kämpfe mit der Mutter? Er sollte warten. So war «S verabredet. Sie wußte in dem Augenblick kaum, ob sie ihn liebte, ob sie ihn überhaupt wollte. ES ging in ihr alles durcheinander: die Mutter, Andrer, ihre Freiheit, Lust nach Vergnügen, Sehnsucht nach Glück und Reichtum.

Da kam Frau Blöm zurück, und Kuno SenalSkv winkte oon der Terrassentreppe. Er beschrieb mit der Hand einen Kreis um seinen Kopf, er wollte damit sagen, daß er seinen Hut erst noch holen müsse, darauf verschwand er ins Innere de» Hotels.

Andre« flüsterte Magda fast heiser zu:

Wir müssen uns aussprechen, Fräulein Magda; eS mutz klar werden zwischen uns, wenn ich meine Ruhe wieder finden soll." Er seufzte und preßte die Lippen wie in Qual aufeinander.

heiße Vibrieren seiner Stimme traf Magda. Und wieder strömt« dadurch eine fremde Glutwelle durch ihr Herz. Und wieder stieg ein neues Gefühl in ihr auf, fremd, süß und wunderlich, es benahm ihr den Atem. Ihre herrische Natur wehrte sich dagegen. ES war ihr zu Mute, als müsse sk sich gus Netzen bkfr«l,n. -sf §hxr sj« gtWrfep Mrtzru,

Sie wollte eine abwehrenve Antwort geven, oder statt denen sagte sie beklommen:

Ja, doch warten Sie noch. Ich muß alles erst sin wenig vergessen. Ich mutz mich hier in dieser neuen Wel' erst mehr zurechtfinden." ^

Als Frau Blöm erhitzt, aber sehr vergnügt, näher kam. gingen Magda und Andrer ihr entgegen.

Frau Blöm liebte Ueberraschungen und freute sich un- gemein. weil sie glaubte, daß sie die erste sei, die von ihres

Schwiegersohnes und Andrees Anwesenheit wisse. Sie konnte nur nicht mit sich einig werden, ob sie zuerst ihren Mann oder Lidy mit den beiden überraschen sollte. Da überhob sie der Zufall allen Ueberlegens.

Vor dem Hotel hielt ein Auto, dem Lidv entstieg. Gerade als Senalsly das Botel verlassen wollte, stießen beide aus­einander Sie begrüßten sich höchst überrascht zum Ver­gnügen der noch anwesenden Gäste. Schließlich zeigte Kuno Senalsky auf Frau Blöm, Magda und Andres. Wie der Blitz drehte Lidy sich herum, und wenn Verblüffung und etwas Aerger zunächst auch ihr Gesicht zu einer Art Grimasse des Erstaunens verzogen, so verwandelte es sich doch sogleich in heiterst- Ausgelassenheit.

Andres, der ihr entgegenging, bekam nur einen ver­gnügtenGuten Tag" gewünscht. Angelangt bei den andern schwatzte sie munter los:

XII.

Ein Gcs«llschastsab:nr» in Badsn-Bavou.

In den nächsten Tagen fand Frau Senalsky Vergnügen daran. Andres zu guälen. Sie wollte sich dafür rächen, daß sie bei der Begegnung zwischen ihm und Magda nicht Zeugin gewesen war. Nun vereitelte sie jedes Alleinsein der beiden. Sie stand morgens zeitig auf, um bei den Frühkonzerten zu sein, arrangierte Ausfahrten und spielte in jeder unbenutzten Stunde Tennis mit ihrem Manne und Magda.

So war schnell der Sonnabend hcrangekommen.

Auf Lidys Drängen hatte sich Magda eine Spitzentoilette zum Gesellschaftsabend im Kurhause angeschafft. Alle Klei» der, die Magda besaß, waren geschmackvoll. Lidy fand sie aber zu solid, zu wenigmondän", wie sie sich ausdrückte. Unter ihrem Beistand war nun eine Toilette großen Stils gekauft worden. Als Lidy am Sonnabend nachmittag in Andrees Gegenwart von diesem Kleide sprach, bekam sie große Augen, und zu Andres gewandt, sagte sie:

Ein Wunder werden Sie erleben! Staunen werden Sie» wenn Sie Fräulein am Ende in ihrer Toilette sehen. Staunen, kaae t<b Ihnen!" ... ...

Nicht doch, Lidy," wehrte Magda über und über rot werdend, ab. Aber Lidv ereiferte sich weiter, lachte und ries amüsiert:

Schätzchen, das Rotwerden mußt du dir abgewöhnen, das paßt zu einer mondänen Toilette nicht!" Sie beugte sich zu Magda hinüber, tätschelte ihre Sand und rief von neuen: Patz auf, Liebchen, das verlernst du letzt schnell, du bist ja die geborene große Dame!"

Und als Magda wieder rot und dabe! sehr verlegen wurde, sagte sie. schadenfroh in Andrees unruhige Augen sehend:

Na, glauben Sie etwa, der rumänische Fürst, der so fabelhaste Reichtümer und weitausgedehnte Besitztümer in der Petroleumgegend besitzen soll, kommt tägl'ch zum Tennisplatz, um unser Sviel anzusehen? Merkwürdig nur, daß er selbst keinen Ball anrührt und nur immer auftaucht, wenn Fräulein Magda spielt. Du", wandte sie sich an Magda, paß mal auf, der sucht heute abend mit dir zu tanzen!" Sie sprang auf, lachte, zog Magda vom Sessel auf und er­klärte:Jetzt komm, es ist Zeit, an unsere Toilette zu denken. Auf Wiedersehen heute abend!"

Sie warf den Zurückbleibenden, die in Sesseln auf dem Rasen lagen, Kußhände zu, und verschwand lachend mit Magda im Sause.-

Senalsky hatte für diesen Sonnabend einen Tisch zum Abendessen auf der Kurhausterrasse bestellt und Lidy hatte angeordnet, daß die Eltern mit A.rdree die Plätze möglichst früh einnehmen sollten. Des gröberen Effekts wegen wollte sie mit Magda und ihrem Mann erst später erscheinen.

Aber obwohl es viel zu, schauen und zu bewundern gab, fühlte sich Frau Blöm als einzige Dame doch zu einsam. Sie langweilte sich in Gesellschaft der beiden Herren, und da sie auch Appetit verspürte, wünschte sie die übrigen Herrschaften mit jeder Minute dringender herbei. Endlich erspähte sie Magdas hohe Erscheinung am Treppenaufgang: neben ihr trippelte Lidy, und hinter den beiden schleuderte Senalsky ln seiner leicht affektierten Haltung.

Je näher die drei kamen, desto deutlicher konnte Andres die Wahrnehmung machen, daß Lidys Prophezeiung zur Wahrheit geworden war. Magda erregte Sensation! Die Köpfe der Herren und Damen wandten sich nach ihr um: bewundernde Blicke aus Männeraugen flogen ihr zu und folgten ihrer Erscheinung.

(Fortsetzung folgt.)

Denkt an die hungernden Vögel!