Polnisch-Oberschlesiens Erbitterung. Der Pfarrer wak nicht nur bei den Deutschen, sondern auch bei den Polen seiner Gemeinde sehr beliebt. Seine polnischen Gemeindemitglieder haben an den Bischof eine Adresse gerichtet, in der sie die Zurücknahme der Amtsenthebung fordern. Cs stellt sich her. aus, daß dieser ungewöhnliche Schritt des Kattowitzer Bischofs «uf Veranlassung des Wojewoden (Regierungspräsidenten) geschah, der durch den Aufstiindischen-Berband und den Westmürkenverein dazu gezwungen worden sein soll.
Höllenmaschinen in Postpaketen
Weimar, 27. Jan. Das Landeskriminalamt in Weimar teilt mit: Die am Freitag aus Apolda gemeldete Explosion einer Höllenmaschine im Kontor einer Wollwaren- sabrik stellt sich nicht als Einzelakt, sondern als Glied einer scheinbar aus persönlichen Rachegedanken heraus planvoll vorbereiteten Kette von Sprengstoffanschlägen dar. In der Nacht zum 26. Januar ging in Weimar einer alleinstehenden Frau ein gleiches Paket zu, dessen Inhalt glücklicherweise, obwohl die Empfängerin sich bereits damit zu schassen machte, nicht explodierte. Die Sprengladung hätte genügt, um schwerste Verheerungen anzurichten. Gleichzeitig wird aus Bornstedtbei Sangerhausen der Eingang eines dritten Pakets gemeldet. Die dort beim Oefsnen erfolgende Explosion verletzte drei Personen. Die Pakete sollen angeblich in Erfurt aufgegeben worden sein.
Ein deulschnationaler Antrag zur Not der Landwirtschaft
Berlin, 27. Jan. Die deutschnationale Reichstagsfraktion ersucht die Reichsregierung in einem Antrag, den Reichs- finanzminister zu veranlassen, angesichts der fortdauernden, sich steigernden Notlage und Unrentabiliät der Landwirtschaft im Sinne der Verordnung vom 10. Februar 1928 wieder anzuordnen, daß Pfändungen und Zwangsbeitrei- bungen wegen reichssteuerlicher Rückstände verboten sind.
Beamtenabbau in Bayern
München, 27. Jan. Die Vorlage der bayerischen Regierung zur Staatsvereinfachung sieht vor, daß bis zum -n "pA 1933 10 v. H. der Beamten abgebaut werden sollen. Vom Behördenabbau sollen ein Oberlandesgericht, 9 Land- genchte, 15 Amtsgerichte, 17 Bezirksämter, 8 Baubehörden und 20 Vermessungsbehörden erfaßt werden. Dagegen sollen die acht Kreisregierungen bestehen bleiven. Die finanziellen Auswirkung wird für das erste Haushaltsjahr auf 800 000 bis eine Million Mark berechnet.
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Der Vatikan und die elsässische Frage
Paris. 27. Jan. Die Kolmarer Neuesten Nachrichten sprechen von einem im Elsaß umlaufenden Gerücht» wonach der päpstliche Brief, durch den die Haltung des Straßburger Bischofs Ruch gegenüber dem Klerus gebilligt worden sei, durch ein unehrenhaftes Manöver zur Unterzeichnung gelangt sei. Der Brief sei unter die dem Kardinalstaatssekretär Gasparri zur Unterzeichnung vorgelegten Dokumente geschoben worden. Gasparri habe in dem Glauben, daß es sich um ein unwichtiges Dokument handle, ungelesen unterschrieben. Ein Sekretär der französischen Botschaft beim Vatikan sei es gewesen, der dieses Manöver habe ausführen lassen. Prälat Kannengießer und Senator Mueller erklärten, daß sie die Angelegenheit in Rom nach prüfen lassen wurden. Das gleiche Blatt verzeichnet das Gerücht, daß der Vatikan zwei Karoinäle mit einer Prüfung der Lage im Elsaß betrauen werde.
Heftige Klage Chinas im Völkerbund
Genf, 27. Jan. In die Verhandlungen des Opium- ausschusses des Völkerbunds kam ein hochvoliti- scher Ton. Der Führer der Abordnung Chinas scheute sich nicht, manches offene Wort über die Berleumdungs- und aufhetzende Einmischungspolitik zu sagen, denen die politischen Verhältnisse Chinas in der letzten Zeit unterlägen. Er sprach über Mißorauch der Konsular- und Vertragshoheit einzelner Mächte und legte dar, daß China nicht gesonnen sei, die Dinge — zum Beispiel die Tatsache, daß Japan die Halbinsel Formosa mit chinesisch nationaler Bevölkerung in Besitz hält — so zu lassen, wie sie gegenwärtig seien. Die Rede war im Ton durchaus nicht maßvoll, sondern reichlich mit Ironien und Anspielungen, ja handgreiflichen Beschuldigungen durchsetzt. Als der Redner erklärte, China werde durch die Politik aewister Mächte, die ihm die wirtschaftliche Lebens-
fLWkeit'als Staat nehmen, gehindert, seine' Verpflichtungen als Völkerbundmitglied zu erfüllen, rief ihn der Vorsitzende, der südslawische Vertreter beim Völkerbund, Fotitsch, zur Ordnung. Man darf die Rede vielleicht als eine Art Wetterleuchten betrachten, das über kurz oder lang die chinesischen Verhältnisse im Licht des Völkerbunds oder die Verhältnisse des Völkerbunds im Licht Chinas erscheinen lassen wird. -iLM»
Dir „Times* meldet aus Peking: Den chinesischen Blättern zufolge wird die nationalistische Regierung bei den kommenden chinesisch-französischen Verhandlungen über die neue Grenzhandelskonzession folgende Forderungen stellen: 1. Rückgabe der Wnnan-Eisenkahn; 2. Aufhebung von Ge- setzen, durch die die Chinesen in Indochina benachkeilt werden; 3. Befreiung der Chinesen in Indochina von der Kopfsteuer.
Die Lage in Afghanistan
London, 27. Jan. Aus Indien wird gemeldet, man (di« Engländer?) sei über Habib Ullah, der nicht lesen und schrei- den kann, enttäuscht; er lasse jede Fähigkeit des Regierens vermissen, daher wenden sich viele Afghanen von ihm ab. Habib soll aber im Besitz von 45 Millionen afghanischen Münzen sein, die Aman Ullah für seine Bestellungen in Europa gesammelt hatte, u"d deshalb besitze er noch eine gewisse Macht. In Afghanistan sei ein merklicher Umschwung zugunsten Aman Ullahs eingetreten, dessen Reformen jetzt freundlicher beurteilt werden.
Vürltemberg
Stuttgart, 26. Januar.
V0. Geburtstag. Professor Dr. Karl Baisch, Chefarzt der Städt. Frauenklinik, Stuttgart, begeht am 28. Januar feinen 60 Geburtstag.
Der erste weibliche Richter in Württemberg. Das Württ. Justizministerium hat Dr. jur. Ilse Beißwanger zum stellvertretenden Amtsrichter beim Amtsgericht Stuttgart 1 berufen. Damit ist auch den Frauen in Württemberg der Weg zur richterlichen Laufbahn eröffnet.
Parkeiauslrilte. Mit RA. Mieders he im ist nach der „Cannstatter Zeitung" auch die als Dichterin bekannte Therese Köstlin aus der Demokratie ausgeschieden. Auch in Obertürkheim sind nach derselben Quelle einige Mitglieder ausgetreten. Im Gemeinderat wird künftig Rechtsrat Dr. Hirzel, der jetzt auch deutschnationaler Gemeinderat ist, der einzige Jurist sein.
Lol- und Seebadkuren für Kinder durch die Landesversicherungsanstalt. Die Landesversicherungsanstalt gewährt auch in diesem Jahr wieder Beiträge zu den Kosten der Durchführung von Kuren in Solbädern und an der See für skrofulöse und tuberkulöse Kinder von Versicherten, wenn vom beamteten Schularzt (Oberamts- oder Stadtarzt) oder auch vom leitenden Arzt der Tuberkulosefürsorgestelle auf Grund eigener Untersuchung Skrofulöse oder eine andere Form von Tuberkulose einwandfrei festgestellt ist. Der Beitrag beträgt für die Regel zu den Kuren in eigentlichen Sol- oder Seebädern ein bis zwei Drittel des entstehenden Kostenaufwands. Außerdem führt die Landesvsrsicherungs- anstalt Heilverfahren für tuberkulöse Kinder bis zum vollendeten 16. Lebensjahr aus dem Kreis der invalidenver- sicherten Bevölkerung in Heilstätten durch. Knaben werden in erster Linie in der Lungenheilstätte Wilhelmsheim untergebracht, für Mädchen stehen fremde Heilanstalten zur Ver- fügung.
chemischer Fabrikgeheimnisse an das Ausland m ^nsunterhalt zu verdienen statt durch Arbeit. ^ derartige Rezepte nach England zu verkaufen, durch die Frankfurter Polizei vereitelt. Im :»b^uhr er nun in einem feinen Auto bei einem ".A"ffenhausen vor und redete ihm ein, durch AnaÄtpn'»!!,ch"c,^^rikgeheimnisse, die er durch einen nn^ k^ ^ Eer bekannten Stuttgarter chemischen Fabrik e',-" sollte, könne der Kaufmann, wenn
^r- ^ Ostanziell an dem Geschäft beteilige und die „Pco- verdiln/n * gestellten vorstrecke, mindestens 6000 -1t e. leuchtete das Geschäft ein und
er streckte nach und nach rund 3000 -1t vor — um die er nun geprellt ist, denn die ganze Geschichte war Schwindel. Schurr erhielt zu der Gefängnisstrafe, die er zurzeit in Rottenburg absitzt, eine Zusatzstrafe von 7 Monaten. Der Kaufmann aber hat es nur dem eigenen Reinfall zu danken, daß er wegen der unsauberen Geschichte nicht auch in Strafe genommen wurde. ^
Stuttgart, 27. Jan. Notstandsdarlehen fürUn- w e t t e rg e s ch ä d i g t e. Die Fraktion des Bauernbunds hat im Landtag einen Antrag eingebracht, daß die aus 31. Dezember 1928 fällige zweite Rate der im Jahr 1926 den Hochwasser- und Unwettergeschödigten gewährten Not- standsdarlehen gestundet und bei der Festsetzung der Ruckzahlungstermine auf den Notstand der Darlehensnehmer Rücksicht genommen wird. Vom 1. Januar 1929 ab ollen für dre bereits gestundete erste Rate, die weiter zu tunden wäre, wie auch für die auf 31. Dezember 1928 allige und zu stundende zweite Rate staatliche Mittel zur Zinsverbilligung bereitgestellt werden.
70. Geburlskag. Am 28. Januag feiert Oberforstrat a. D., ehern, ao. Professor Dr. Speidel in voller geistiger und körperlicher Frische seinen 70. Geburtstag. 25 Semester las der Jubilar als ao. Professor an der forstlichen Fakultät d-r Universität Tübingen 11980—1902) und hat nach seinem Ausscheiden aus der Forstdirektion im Herbst 1928 einen Ruf als Dozent für forstliche Vorlesungen an der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim angenommen.
Früher Schuljahrsschluß. Das Osterfest fällt in diesem Jahr schon cm, oeu 3 i- w o.y ,ue Zeck des letzten Iahresdritkels an unseren Schulen bedeutend verkürzt wird. Die Folge ist die frühere Abhaltung der Schlußprüfungen; als letzter Schultag vor Ostern ist Mittwoch, der 27. März bestimmt (Schulbeginn nach Ostern am 15. April). Die Konfirmation findet in diesem Jahr am Sonntag den 17. März statt.
Ein Anschlag. Samstag nachmittag 5 Uhr wurde von dem 32 Jahre alten Kaufmann Erwin Berger gegen den Chefarzt der Stadt. Frauenklinik, Prof. Dr. Baisch, ein Anschlag verübt. Der Täter feuerte einen Schuh ab, schoß indessen fehl und traf nur das Auto des bekannten Frauenarztes. Der Täter ist bekannt aus dem gegen ihn wegen betrügerischen Bankerokts geführten Prozeß, der zur Der- urteilung Bergers führte. Der Täter wurde von dem Chauffeur des Arztes und einem weiteren Chauffeur festgenommen und der Polizei übergeben. Inwieweit die Trk Ml Zusammenhang mit dem Selbstmord steht, den Bergers Frau begangen hat, wird die Untersuchung ergeben. Dieser Selbstmord hat seinerzeit in der Stadt viel von sich reden gemacht.
''U«ch w'k der Straße. Am Samstgo früh stürzte einem Milchhändler in der Ludwigsburger Straß« infolge des Glatteises der Milchwagen um, wobei sich 800 Liker Milch auf d-- Straße ergossen.
Aus dem Lande
Garkenbaukagung. Der Landesverband Württemberg im Reichsverband k«s deutschen Gartenbaus hält hier am 4. Fe. druar seine 25. Hauptversammlung ab.
Ein Betrüger. Der erst 24 Jahre alte, aber schon wiederholt und schwer vorbestrafte Ebemiker Karl Schurr
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Böblingen, 27. Jan. Flugzeugunfall. Am Donnerstag nachm, wurde auf dem Flughafen Stuttgart- Böblingen ein auf einem Probeflug befindliches Flugzeug bei der Landung beschädigt. Flugzeugführer und Be- gieiker sind unverletzt.
Reckarsulm, 26. Januar. Beim Rodeln lebe ns» efährlichverletzt. In Roigheim fuhr der 10jährige ohn des Albert Schoch mit einem Schlitten auf einem abschüssigen Gemeindeweg in die Hauptstraße. Im gleichen Augenblick kam auf dieser ein Personenauto, so daß der Knabe mit ihm zusammenstieß und lebensgefährlich verletzt wurde. Der Krastwagenführer brachte ihn ins Krankenhaus nach Neckarsulm.
Neckartailfingen OA. Nürtingen, 26. Jan. Vom Zug überfahrene Schafherde. Freitaa nackmittaa über-
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18. Fortsetzung.
Wäre Magda nicht so wunoervoll gewachsen unv so strahlend an jugendfrischer Schönheit gewesen, sie wäre in ihrem schlichten, weißwollenen Jumperkleid, ihren weißen Schuhen und dem kleinen rosa Filzhut in der Menge verschwunden. Aber obwohl «ine überaus elegante Damenwelt auf dem großen Platz vor der Trinkhalle auf und ab wandelte und Aufmerksamkeit, Bewunderung und infolge ihrer zahlreichen Extravaganzen auch Erstaunen heraus- forderte, richteten sich doch viele Blicke auf Magdas hohe Gestalt und auf ihr blühendes Mädchengesicht. Magda schaut« hingerissen auf das elegante, lebhafte und frühmorgendliche Brunnengetriebe, das sie faszinierte.
Sie bewunderte die vollgelockten Bubifrisuren der Damen, die meist keine Hüte trugen. Solche Haarfarben in rot, goldbraun und blond hatte sie noch nie gesehen; alles an diesen Frauen erschien ihr märchenhaft. Nach ihrer Meinung breitete sich aber bereits in dieser frühen Morgenstunde ein Luxus aus, der berauschte. Die einfachen" Leinenkleiddr, von denen ihr Lidy gesprochen, waren meist mit fein«» Spitzen durchzogen und von kostbaren Handstickereien üversät. Und Steine, groß wie Haselnüsse, blitzten überall an Händen und in den Ohrläppchen der Damen. Damen in ähnlich feinen, wirklich einfachen Jumperkleidern, wie sie selbst eins trug, sah man allerdings auch: aber die hatten dann oft einen Hermelin-, Zobel- oder Cbinchillaschal von großer Kostbarkeit über den Arm, oder auf irgend eine auffällige Art um den Körper geschlungen; Perlen und Steine von Vollendeter Schönheit leuchteten und blitzten allenthalben.
Magda berauscht« sich an dem si« umgebenden Bild mehr und mehr.
Und wie ihre Erscheinung sich in das luxuriöse Bild einfügte, so schmiegte sich ganz unbewußt auch ihr Inneres in diese reizende, genußsüchtige Welt ein. Weich und warm getragen fühlte ft« sich von dieser Atmosphäre eines großartigen sorglosen Lebens. Ein fremdes, prickelnde- Wohlsein durchrieselt« st« von d«n Füßen bi» in die Finger- MitlL. - ..
Aus Neugier hatte sie ein Glas Brunnenwasser genommen. Mit koketter Anmut hielt sie das GlaS; langsam mit Lidys Eltern auf und ab wandelnd, nippte sie von Zeit zu Zeit daran.
Aber die Stunde, in der die Kurmusik spielte, verging schnell
Als sie verstummt war, strömten die meisten Gäste auseinander. Die Zurückbleibenden, unter ihnen Blöms mit Magda, setzten sich im Garten des Kurhauses nieder, um das Frühstück zu nehmen.
Die Sonne stand inzwischen höher; ihre Goldstrahlen drangen durch die dunklen, hohen Tannenbäume. Licht- und Gvldreflexe spielten auf grünem Rasen und kleinen weißgedeckten Tischen.
Als Herr Blöm auf die Uhr sah, war es zehn Uhr geworden. Eilig zahlte er, dann sprang er auf.
„Nicht wahr, gnädiges Fräulein, Sie bleiben bei meiner Frau? Ich darf jetzt meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen — oder wie ists, Emmi," wandte er sich augenblinzelnd an feine Frau, „willst du mitkommen?"
Frau Blöm lachte, ein wenig kindlich gemacht, in Lidvs Manier:
„Ach, geh mir. Du . . ." sagte sie dann mit einem schmachtenden Blick, der ebenfalls an die Art ihrer Tochter erinnerte. „Du bist ja froh, daß Fräulein Magda bei mir ist, du Heuchler. Nu, mach' daß du fortkommst, sonst grämen sich am Ende die Fische . . ."
Blöm hatte sich schon abgewandt und in einen gemächlichen Trab gesetzt. Nun drehte er sich nochmals um, zog den Hut und schwenkte ihn lachend zu den beiden Damen hin.
„Nun auf Wiedersehen, meine Damen, auf Wiedersehen, Emmichen!" rief er. „Kannst mich ja nachher abholen, vielleicht Hab ich einen Fisch, den ich allein nicht tragen kann."
Eine Weile noch faßen Frau Blöm und Magda in dem schönen Kurgarten, fütterten mit den Resten ihres Frühstücks die Sperlinge und Buchfinken und plauderten über Interessantes, das Baden-Baden bot. Da meinte Frau Blöm:
„Wollen wir langsam nach Hause bummeln und sehen, ob Lidy auf ist? Ich Hab zwar dem Diener gesagt, wir würden hier in den Anlagen sein, aber sicher treffen wir sie noch zu Hause."
Magda erhob sich sofort und dann gingen beide.
Magdas Blick schweifte über die blumenllbersäte Terrasse eines prachtvollen Hotels an der Kurpromenade. Sie bemerkte allerlei Menschen, die mit gebogenem Rücken dasaßen und hingegeben frühstückten. Aber gerade als sie eine lustige Bemerkung darüber zu Frau Blöm machen wollte, ÄtkM Link Ms Blutwell« ihr Gesicht, da» gleich darauf
ganz bleich wurve. „ - „
Mitten auf der Treppe, die ins Innere der Terrasse führte, in klarer Vormittagssonne scharf Umrissen, stand Andre«.
Als ob sie eine Erscheinung erblickte, sab Magda ihn an, und auch er blickte wie erstarrt zu ihr hinüber. Doch das dauerte nur Sekunden. Noch ehe Frau Blöm etwa» bemerkte, belebte sich Andrees Gesicht, er zog seinen Hut. grüßte, und kam dann mit raschen Schritten herbeigelaufen.
„Andres, nein wie ist es möglich, wie kommen Sie plötzlich hierher?" rief erregt Frau Blöm.
„Ich will mich ein paar Tage erholen, gnädige Frau, und den Kehraus in Baden-Baden miterleben. Weiter nichts. Wie geht es Ihrem Gatten und Frau Lidv?"
„Gur geht es uns! Na, werden die sich wundern, daß Sie plötzlich hier sind. Aber Sie schauen nach dem Hotel — wollen Sie sich uns nicht anschließen?"
„Ja. gern, gnädige Frau, doch Kuno ist auch da! Er sitzt wahrscheinlich noch beim Frühstück."
„Dort auf der Terrasse?"
Ünd als Andrer nickte, sagte die alte Dame schalkhaft:
„Nu, da will ich ihn Überraschen. Warten Sie doch hier." Und behend lief sie auf das Hotel zu, ohne sich noch um Andres und Magda zu kümmern.
Beide standen auf dem halbrunden, nur mit Rosen bepflanzten Platz, allen Blicken aus dem Hotel preisgegeben. Andres tat. als ob ihn die Sonne blendete, und machte Magda auf die nahen Anlagen aufmerksam. Mit wenigen Schritten hatten sie ein Rondell von Büschen und Blumen
Dort standen sie etwas gedeckter. Aber dessen jetzt kaum noch eingedenk, sagte Andres in dem Bestreben, die kostbaren Minuten mit Magda auszunutzen:
„Fräulein Magda, ich bin nur ihretwegen hierhergekommen. Von Frau Lidh erfuhr ich, welche Umstande Sie von Hause forttrieben. Ich brauche Ihnen doch wohl nicht erst zu sagen, daß ich ganz zu Ihrer Verfügung stehe, daß ich alles tun werde, was Sie von mir fordern? — Bitte, verfügen Sie über mich! — Ich stehe mit allem, was ich bin unv habe, zu Ihren Diensten."
Eine glühende Welle ging bei Andrees Worten durch Magdas Herz. Die Tatsache, daß ein Mann vom Ansehen und Reichtum Andrees so zähe und rückhaltlos um sie warb, gab ihr ein bis dahin unbekanntes Gefühl von Macht- bewußtfein. Aeuß-rlich ruhig, wenn auch mit leicht errötetem Gesicht, blickte sie in Andres beiße Annen und sactte.
(Fortsetzung folgt.)