4
E^ztslbot« wilVbsSsv Zeitung
Amtsblattunö «Inzeigei-fün
^ unS öas^obsve En^t
Penlzrll« oder deren Raum im Mezirl
enveeis: Die
uaspretL DonoUta, ?i"ins sHHÜ-fert; Lurch die Post bezogen im inner deutschen Lerkehr monatti» 1.7« SM. - «inzelnummem 10 Pfs nt» Nr. so bei der c»«eao,tstpgrk-sse Neuenbürg Kwemstell« -.ilbbad. — Bankkonto: irnzrolbank Häberie L Eo., Wildbad. ^ilorebeiiner Vewerbrbank Tkii. Wildbsd BostsibetAontv Zgi 7-
ikricheiut liigiich, «usgen-e:»nn- «. i^slerr»
1.1» AM
a. — Reklamezelle 5»
is 15 Pf«., außerhalb 2V
erten und bei Auskunsterteilung werden
Rabatt na
LruS, ««mg rmd »chrttu-u»»»r Ltz»«dnr Sack. WUdbad. Wirbetmstratze «S. Let-stzo» 17«. - Wohn-«, «irmarltftrokr «
Nummer 23
Fernruf 17S
Mantao den 28. Äanuar 1929
<r»u«u>»k 178
Stall« und TroUi
ISO Trotzkisten wurden verhaftet. Man entdeckte einen Trotzkistischen Geheimbund, der in unmittelbarer Verbindung mit dem Ausland, also den Emigranten stehen soll. Unter den Verhafteten befinden sich der ehemalige Handelsvertreter der Sowjetunion in Paris, Mdiwani, das ehemalige Mitglied des Kriegs- und Revolutionsrats, Pantra tow, und der ehemalige Chefredakteur und Mitarbeiter Lenins, Woronski. Bei den Haussuchungen sollen zahlreiche sowjetfeindliche Schriften, eine Geheimdruckerei und viele Geheimdokumente gefunden worden sein. Die Regie- ,stt zu den schärfsten Abwehrmaßnahmen gegen die Trotzkisten entschlossen. Ja, aus Riga wird der „Daily Mail" gemeldet, daß Trotzk! selbst aus seinem Verbannungsort entkommen sei und bereits einen ziemlichen Anhang hinter sich habe.
Wieviel nun auch Richtiges an diesen Meldungen sein mag, soviel ist gewiß, daß der Kampf zwischen dem alten und neuen Bolschewismus, dem „hundertprozentigen" Kommunismus und dem vermittelnden Reformismus, zwischen Trotzki und StaIinin ein neues entscheidendes Stadium eingetreten ist.
Um diese beiden Gegensätze zu begreifen, muß man sich allererst die Struktur des russischen Volks vergegenwärtigen. Die Sowietunion ist ein ungeheures Agrarland von über 22 Millionen Quadratkilometer (vierzigmal so groß wie das Deutsche Reich), dessen Bevölkerung von annähernd ISO Millionen Menschen nur zu 16 Prozent in den Städten lebt, während 84 Prozent auf dem Land angesiedelt sind. Dieser fast unübersehbare Flächenraum wird geradezu unbeschrankt beherrscht von einer Industr'earbeiterschaft, die knapp zwei Millionen Kövfe zählt — die zwei Millionen Arbeitslose nicht mitgerechnet.
Nun wurde bei den kleinen und mittleren Bauernbis zu einem gewissen Grad das Eigentum zugelassen. Zwar gehört der kommunistischen Theorie nach der Grund und Boden dem Staat, und es ist untersagt, ihn zu verkaufen oder zu verpfänden, aber jeder darf auf dem Land, das er bearbeitet, privatwirtschaftlich walten und schalten, wie es ihm beliebt, ja er kann seit dem Agrargesetz vom 30. Oktober 1922 auch Land verpachten, also, im Gegensatz zur sozialistischen Lehre, sich einen „arbeitslosen Mehrwert" aneignen. Der Bauer hat es somit hierin besser als in der zaristischen Zeit.
Was aber den russischen Bauer drückt, ähnlich wie den deutschen, nur noch in gesteigertem Maß, das ist der Hebel- stand, daß er für seine überschüssigen Erzeugnisse die viel zu teuren Industrieerzeugnisse nicht kaufen kann. Dem könnte nun abgeholsen werden, entweder durch Zulassung billiger zollfreier Auslandswaren oder durch Verbilligung der heimischen Produktion. In beiden Fällen müßte aber die Industrisarbeiterschaft die Zeche bezahlen: entweder müßte die Industrie eingeschränkt oder die heimische Produktion verbilligt, also die Löhne herabgesetzt werden, dieselben Löhne, die mit Mühe und Not innerhalb zehn Jobren knapp auf die Vorkriegshöhe hinaufgebracht waren. Wohl hat die russische Landwirtschaft die Produktion der Vorkriegszeit erreicht, aber der Bauer weih nicht, wohin mit seinen Erzeugnissen. Der Binnenmarkt kann sie nicht hinreichend aufnehmen, und die Getreideausfuhr, früher die wichtigste Einnahmequelle Rußlands, hat gewaltig abgenommen (1913: 750 Millionen Pud. 1927: 187 Millionen. 1928 vielleicht nur 50 Millionen!).
Diesen Verhältnissen will das System Stalin Rechnung tragen. Trotzki ist Utopist (Schwärmer), der immer noch an die Weltrevolution der Arbeiter glaubt und der deshalb die Vorherrschaft des Industrie-, vielleicht auch des Bauernproletariats voll aufrecht erhalten will. Stalin ist Realpolitiker. der praktische russische Politik treiben will, nicht Weltpropaganda — natürlich hofft auch er, wie jeder Kam- munist, aus eine Weltrevolution. Er weiß, daß Rußlands Stärke auf seiner Landwirtschaft beruht. Er sucht d e s- halbnach einem Ausgleich zwischenArbeiter- schast und Bauerntum. Cr muß dies um so mehr tun. als das Rote Heer, dieses Rückgrat der Regierung, zu etwa 75 Prozent aus Pauernsöbneri besteht. So ist' der Gegensatz zwischen Trotzki und Stalin letzten Endes jener alte Kampf zwischen Stadt und Land.
Die Lage -er deutschen Lan-wikUchasl
Bei der Eröffnung der 11. Hauptversammlung de:
Haupklandwirkschaftskammer jn Berlin führte
Orasidenk Dr. Brandes aus:
Die Landwirtschaft geht in verstärktem Tempo dem drohenden Zusammenbruch entgegen- Nach den Erhebungen des Reichsuntersuchungsausschusses arbeitet die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebs ohne Reinertrag. Die Lebenshaltung, insbesondere der bäuerlichen Bevölkerung ist auf einen geradezu erschütternden Tiefstand gesunken, und der Skundenlohn des Bauern liegt weit unter dem des Land- und Industriearbeiters. Trotz dieses Raub' baus ist die Verschuldung weiter auf 13)4 Milliarden gMeaen. Dir Gründe der Unrentabilität ssnd in zu hoben
lagesfyiegel
De« Dorkltzsnbe der dmiti-bnafi-'vasen V-'-Nstaossraktion Graf Westarp und die Fraktion der preußischen Landtags hoben dem ehemaligen Kaiser telegraphische Glückwünsche zum 70 Geburtstag übersandt.
Die Aentrumsfraklion des Reichstags wählte den Abg. Skegerwald einstimmig zum Vorsitzenden. Cr wird den Vorsitz im Deutschen Gewerkschaftsbund niederlegen.
In Berlin wurde am Samstaa die vierte „Grüne Woche" von Landwirtschaft und Iaad eröffnet.
In Moskau wurde am 25. Januar ein deutsch-russisches Säüichtungsabkommen unterzeichnet, das sich auf dem TNcht- angriffs und Veukrat-kv^vertrag vom 24. April 1926 -rufbaut. Der aus je zwei Mitgliedern bestehende Schllchtunos- ausschuß soll mindestens einmal im Jahr ilismnnientreksn, um etwaige Streitfälle zwischen beiden Ländern zu ordnen.
Aus Moskau wird gemeldet. Trotzki werde unter schärfster Bewachung aus keinem Verbannungsort nach Moskau aek-eachs morden. um k'ch zu ver--n1warfon. Seine Antzänaer soll-n verbannt werden. — Demnach wäre die englische Meldung. Trotzki sei enkslohen nicht richtig.
Wie verlautet, hak der Amerikaner Owen Poung Vorsitz im Sachverskändiaenausschuß abgelehnt.
Lasten u: d zu niedrigen Produktenpreisen im Vergleich zu andern Waren zu suchen. Die Steuern sind um das Vierfache, die sozialen Lasten um das Dreifache, dis Zinsenlast von 600 Millionen in der Vorkriegszeit auf Iber 1 Milliarde heute gestiegen. Die Produklenpreise sind der Geld nkwerkung nicht gefolgt: sie müßten öurchschi.i tlich gegen die Vorkriegszeit um 50 v. H. höher liegen. Tatsächlich st en aber die Eetreidepreise bei 100 bis 110, Rind- vrehpreise nur bei 100 v. H. der Vorkriegspreise. Für Schweine müßten die Preise etwa 75—80 Mark b lragen, tatsächlich ergibt sich ober ein Zahresdurchschnittspreis von nur 65 2 ark; Kartoffeln sind im Herbst nahezu unver! äuf- lich gern sen. Zwischen der Meßzahl für Agrarstoffe und für ind..slrlelle Fertigwaren klafft eine Spanne von 20 bis 25 v. H- ^
Zur Abwendung des drohenden Unheils ist die Ausstellung eines grundlegenden Rentabilität s p r ö g r a m m s nötig, da mit Einzelmaßnahmen nicht mehr zu Hölsen ist. Es handelt sich dabei um zwei Arien von Maßnahmen, einmal um diejenigen, die der Erhaltung der Landwirtschaft bis zum Wirksamwsrden :s neuen Programms dienen, und dann um das Rentab täksprogramm selbst. Zu der ersten Art gehört die Fortführung der Umschuldung und der Preisstützungen nach dem Notprogramm, um Senkung der Lasten, um Seuchenschutz. Verhinderung ungünstiger Handelsverträge, um Maßnahmen für zusammenbrechende Betriebe und dergleichen. Das Rentabilitätsprogramm selbst muß von dem Gedanken geleitet sein, die planlose, weit über den Bedarf hinausgehende Einfuhr von Vieh, Fleisch und Getreide in einer dem inländischen Bedarf angepaßken Weise und auf einer Preislage zu regeln, die für den Landwirt lohnende und für den Verbraucher tragbare Preise gewährleistet.
Dies ist durchaus möglich, wenn man nur> einmal die Frage der Renkabilitäksmögllchkeiten für die Landwirtschaft prüft, daß dies ohne übermäßige Belastung des Staats und des Verbrauchers möglich sein wird. Dem Landwirt ist es gleichgültig, mit welchen „Methoden" er zu angemessenen Preisen und tragbaren Lasten kommt, wenn er sie nur bekommt. Andere Länder haben das Problem schon längst erkannt. Selbst das amerikanische Ackerbauministeriiim äußert sich, in seinem Jahresbericht dahingehend, daß die Lage der dortigen Landwirtschaft derart sei, daß man „die weitere Gesundung nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen dürfe". Lieben der großen Frage der Wiederherstellung der Rentabilität darf die planmäßige Fördern na sarb eit nicht vergessen werden. Seibst wenn in allen Beziehungen große Staatsmittel aufgewandk würden, wären dock alle Arb-ft und Kosten vergeblich, wenn die Aufgabe der Rentabilität nicht gelöst würde.
Die Landwirtschaft in Oesterreich
Wien, 27. Januar. In der Nationalversammlung hielt Landwirtschaftsminister Thaler eine Rede über die Lage der Landwirtschaft in Oesterreich. Trotz der Ungunst der Verhältnisse nach der Revolution habe die Landwirtschaft unter äußerster Anstrengung sich gehalten und besonders seit den letzten drei Jahren sich so entwickelt, daß Oesterreich heute seinen Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen in sehr bedeutendem Maß selbst decke. Milch habe vor drei Jahren noch eine starke Einfuhr gehabt. 1928 seien schon 40 000 Liter ausgesührt worden. Vor drei Jahren haben noch Karloffeln eingesührt werden müssen; 1928 seien 4700 Waggons ausgeführt worden. Dadurch sei das Schlagwort von der Unfähigkeit der österreichischen Landwirtschaft, die österreichische Bevölkerung zu ernähren, vollständig widerlegt. Wenn die österreichische Landwirtschaft ähnlich unter
stützt werde wie die schweizerische, brauchten in zehn Jahren kein Hornvieh, kein Korn, keine Milch und kein Ei mehr eingeführt zu werden. Aber dieses Wollen und Können gebe der österreichischen Landwirtschaft auch das Recht auf Schutz. Ohne dies seien gewisse Zweige der Landwirtschaft in schwieriger Lage. Die Pferdezucht werde durch den Kraftwagen verdrängt. Die Schafzucht sei durch ausländische Wolle und Baumwolle unlohnend geworden. Jetzt sei auch die Züchtung von Fleischschweinen durch die Ueber- schwemmung mit polnischen Schweinen gefährdet. 1928 habe Polen dovvelt so viel Fleischschweine auf den österreichischen Markt geworfen wie 1927.
Der Mißbrauch mit den deutschen Sachlieferungen
Der Betrug, der kürzlich wieder mit einer riesigen deutschen Zuckerlieferung auf Dawssrechnung in Paris ans Tageslicht gekommen ist, ist nicht der einzige Skandal, der in diesem lotterhaft betriebenen System i.er Sachleistungen die französischen Gerichte gegenwärtig beschäftigt. Nicht weniger als 15 ähnliche Fälle sollen nach dem Pariser „Excelsior" bei den Gerichten anhängig sein. Der französische Staat soll durch diese Unterschlagungen um über 300 Millionen Franken geschädigt worden sein. Die französische Regierung habe kein Mittel der Aufsicht über die Regelmäßigkeit der Lieferungsgeschäfte, sondern beschränke sich allgemein auf die Rechnungsführung. Auch der Dawesagent für dis Entschädigungszahlungen in Berlin könne den Wert und d:e wirklichen Lieferungen nicht überwachen. Die Betrügereien beweisen die schweren Unzuträglichkeiten eines mangelhaften Systems, da der französische Staat Abschläge von 5 bis 15 v. H. gewähren müsse, die dann von der französischen Wirtschaft getragen werden müssen. Deutschland sei ebenso wie Frankreich daran gelegen, ein Zahlungssystem abzuschaffen, bei dem solche Unterschleife möglich seien und bei dem, auch wenn keine offenkundige Gesetzesverletzung vor» °omme, unzählige Zwischenhändler riesige Gewinne «in- treichen.
«
Der nach der Schweiz geflüchtete Pariser Bankier Baron 8 a c q u e m e n t, der wegen Millionenbetrugs steckbrieflich lerfolgt wird, heißt in Wirklichkeit B a ch m a n n. Er hat unter dem falschen Namen sich in Paris niedergelassen und nne der in den letzten Jahren zahlreich entstandenen Schwindelbanken gegründet, die es nur auf die Ersparnisse >er Unerfahrenen abgesehen haben. Bachmann wird von der Schweiz ausgeliesert.
»
Die Pariser Polizei hak eine weitere Schwindler- ge feilsch aft von vorläufig 14 Personen verhaftet, die eine sogenannte „Bleigesellschaft" zur Ausbeutung von Mi- nen, die sich angeblich in Spanien befinden sollten, gegründet hatten, und für die sie Kapitalien suchten. Es wurde ermittelt, daß die Gesellschaft weder eine Vergwerksgerechtsam« in Spanien besitzt, noch auch nur ein Kilo Blei geschürft hat. Die Geldgeber und Sparer verlieren mehrere Millionen Franken. Einig« der Hauptschuldigen sollen In» Ausland entkommen sein.
Neueste Nachrichlen
Aus dem Reichstag
Berlin, 27. Jan. In der letzten Reichstagssitzung sükstt« Abg. Dr. Rademacher (Deutschnat.) noch aus, der gegenwärtige Zustand im Steusrwejen sei unerträglich und unhaltbar. In seinem eigenen Betrieb habe er 1 6 ver- schiedeneSteuernan168verschiedenenTer- minen im Jahr zu zahlen. Die großen FirionzamlsbaMcn werden in West- und Süddeutschland als Zwingburgen des Reichs betrachtet. Die Vorlage der sogenannten Steuerveremheitlichung verrate durchaus sozialistische Richtung und sie bringe keine Vereinheitlichung und kein« Steuersenkung, sondern neue Steuern und Steuererhöhungen. Die unsinnige H a u s z i n s st e u e r, die eine Enteignung und ein Raub an dem Hausbesitz und an der Mieterschaft sei, werde durch das Gesetz verewigt werden, und schließlich laufe der Entwurf noch aus eine weitere steuerliche Vergünstigung der Betriebe der öffentlichen Hand hinaus. Die Frage kö' ne nur durch einen klaren Finanzausgleich gelöst werden, der den Ländern und Gemeinden gebe, was ihnen zukommt.
Abg. Feder (Nat.-Soz.) erklärt, die Hauszinssteuer könne man nicht scharf genug verurteilen, sie sei das Unsinnigste, was im Steuerwesen erdacht worden sei. Die nächste Sitzung wird wegen des Parteitags der Wirlschafts- partei auf Dienstag vertagt.
Polnische Unduldsamkeit auch in der Kirche
Berlin, 27. Jan. Die „Vossische Zeitung" meldet: Der Kattowitzer Bischof Lisiecki hat den deutschen Pfarier einen der wenigen deutschen Geistlichen tn der Diözese, seiner Pfarrstelle in Bielschowitz enthoben. Dies« Maßnahme erregt unter der heutsch-kgtbolilchen Bevölke rung