MllioimMerii der Deutschen Aeichsxost
"DiS-LEsche Reichspostverwaltung hat eine sehr interessante, vergleichende Uebersicht über den Verkehrsumfang in den Jahren 1921, 1923 und 1927 und den Personalbestand Ende 1921, sowie Ende September 1923 und 1928 aufgestellt. Wir entnehmen ihr folgende Zahlen in Millionen aus den Jahren 1923 und 1927:
Gewöhnliche Briefsendungen
1923: 3121,8, 1927: 7576,2, Zunahme: 142,7 Prozent. Eingeschriebene Briefsendungen 1923: 111,0, 1927: 111,2, Zunahme 0,2 Prozent. Postaufträge 1923: 0,3, 1927: 5,9, Zunahme: 1866,7 Prozent. Postnachnahmebriefsendungen 1923: 28,0, 1927: 100,0, Zunahme: 257,1 Prozent. Gewöhnliche Pakete und Pakete mit Wertangabe 1923: 157,3, 1927:
305.5, Zunahme: 94,2 Prozent. Wertbriefe und Wertkästchen 1923: 9,1, 1927: 4,1, Abnahme: 54,9 Prozent. P o st- anweisung und Zahlkarten 1923: 144,1, 1927:
314.5, Zunahme: 118,3 Prozent. Durch die Post vertriebene Zeitungsnummernstücke 1923: 1931,1, 1927: 1848,7, Abnahme 4,3 Prozent. Buchungen im Po st scheckoerkehr 1923: 432,5, 1927: 662,1, Zunahme 53,1. Beförderte Telegramme 1923: 59,3, 1927: 47,8, Abnahme 19,4 Prozent. Auf den Funklinien beförderte Telegramme 1923: 0,8,1927: 2,0, Zunahme: 150,0 Prozent. Ortsgespräche 1923: 1583,1, 1927: 1974,2, Zunahme 24,7 Prozent. Vororts- und Bezirksgespräche 1923: 20,7, 1927: 33,1, Zunahme 59,9 Prozent. Ferngespräche 1923: 248,2, 1927: 237,5, Abnahme: 4,3 Prozent. Zahl der P o st s ch e ck k u n d e n 1923: 0,626, 1927 : 0,922, Zunahme 47,3 Prozent. Zahl der beförderten Personen auf Kraftfahrlinien 1923: 8,1, 1927: 52,7, Zunahme: 550,6 Prozent. Zahl der Sprechstellen 1923 : 2,2, 1927 : 2,8, Zunahme 27,3 Prozent. Zahl der Rundfunkteilnehmer 1923: —, 1927: 2,2, Zunahme: 2200,0 Prozent. Zahl der Kraftfahrlinien (in Tausend) 1923: 0,461, 1928: 1,722, Zunahme: 273,5 Prozent. Zahl der Kraftfahrzeuge (in Tausend) 1923: 2,765, 1927: 7,852, Zunahme: 184,0 Prozent.
Die Personalziffern sind folgende:
Planmäßige männliche Beamte 1921: 203 375, 1928: 198 723; außerplanmäßige männliche Beamte 1921: 46 519, 1928: 5899; planmäßige weibliche Beamte 1921: 19 928, 1928: 29 039; außerplanmäßige weibliche Beamte 1921: 35192, 1928: 13 560. Beamte zusammen 1921: 305 014, 1928: 247 221. Vorübergehend eingestellte Warte st and s- beamte (1928): 455. NichtbeamteteHilfskräfte: dauernd erforderlich auf Beamtendienstposten 1921: 54 035, 1928: 8091; auf Arbeiterdienstposten 1921: 54 035, 1928: 5363. Vorübergehend erforderlich als Kranken- und Urlaubsvertreter und Zeitaushilfen 1921: 32 900, 1928: 39 949. Telegraphenarbeiter, -Hilfsarbeiter und -Handwerker 1921: 23 069, 1928: 31 049. Gesamtzahl der vollbeschäftigten Kräfte 1921: 415 018, 1928: 332128. Abnahme: 20,0 Prozent.
wiikllemberg
Stuttgart, 4. Januar.
Die Elektrizitätsversorgung von Groß-Stuttgart. Der Verbrauch an Strom in Groß-Stuttgart betrug im Jahr 1924 89, 1925 110, 1926 119 und 1927 164 Millionen KW.- Stunden. In einem Jahrzehnt dürste der Bedarf sich verdoppeln. Die Stadt Stuttgart ist gegenwärtig daran, durch weitgreifende Pläne dem künftigen Bedarf vomuarbeiten. So ist zunächst die Erstellung einer größeren Maschine in dem Kraftwerk Münster a. N. vorgesehen, ferner die Erbauung eines Dampfwerkes und eines Umspeichers, der den Abfallstrom in Spitzenstrom zu verwandeln hat. Der Gemeinderat hat das Stadtschultheißenamt bereits ermächtigt, Verhandlungen zu führen und gegebenenfalls Verträge cb- zuschließen über die Errichtung eines Gemeinschaftswerkes, über die Beteiligung an der Wasserkraft Dogern und an der Miete des Schluchseewerkes, über einen Stromlieferungsvertrag mit den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken und über die Beteiligung an dem großen Vorarlberg-Werk. Im ganzen dürften sich die Kosten auf 28 Millionen Mark stellen, wovon bis 1938 rund 23 tL Millionen aufzubringen sein dürften. Ein Teil des benötigten Geldes soll durch Schuldverschreibungen beschafft werden.
Kunstbildhauer kiemlen KO Jahre alt. Am 15. Januar feiert hier der bekannte Kunstbildhauer und Maler Kiem - l e n seinen 60. Geburtstag. Aus der Fülle einer 40jährigen bildhauerischen Tätigkeit sei heute an einige Werke erinnert: Heilbronn: Bismarck-Denkmal, Eßlingen: Lenau-Denkmal und Postmichelbrunnen; Stuttgart: Libellenbrunnen; Cannstatt: Statuen der Könige Karl und Wilhelm ll. auf der Karlsbrücke. Jungbrunnen; Oberndorf a. N.: Mausers Familiengrab usw. Viele Friedhöfe sind mit Grab- und Kriegerdenkmälern von seiner Hand geschmückt. Bedeutende Erfolge hatte Kiemlen mit Büsten und Klem-Plastiken. Auf internationalen Ausstellungen erhielt er Gold. Medaillen, ebenso erhielt er die Gold. Medaille der Akademie und 1926 die Gold. Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Krisenversicherung. Die Verordnung des Reichsarbeits- ministers über die Prüfung der Bedürftigkeit bei der Krisenunterstützung für Arbeitslose vom 6. November 1928 setzt in Abänderung der bisherigen Sätze mit Wirkung vom 19. November 1928 folgende Sätze fest: Die Krisenunterstützung darf zusammen mit den Einnahmen des Arbeitslosen in den Klassen 1 und 2 80, 3 75, 4 72. 5 und 6 65, 7 62,5, 8 60 Prozent des Einheiislohnes nicht übersteigen. Den Einnahmen des Arbeitslosen stehen die Einnahmen seiner Angehörigen gleich. Jedoch erhöht sich für jeden Angehörigen die Freigrenze in der Klasse 1 um 50 abstufend bis Klasse 8 um 20 Prozent des Einheitslohnes des Arbeitslosen. Die Einnahmen des Arbeitslosen und seiner Angehörigen sind voll zu berücksichtigen. Unberücksichtigt blei- den: 1. Unterstützungen, die der Arbeitslose auf Grund eigener Vorsorge für den Fall der Arbeitslosigkeit bezieht; 2. Aufwandsentschädigungen, die für die Ausübung öffentlicher Ehrenämter gewährt werden; 3. Leistungen der Wochenhilfe; 4. Uebergangsrente auf Grund des 8 6 der Verordnung über Ausdehnung der Unfallversicherung auf gewerbliche Berufskrankheiten; 5. Pflegezulagen: 6. Leistungen der öffentlichen Fürsorge. Auf den Familienzuschlag anzurechnen sind: 1. Renten, die Angehörige des Arbeitslosen auf Grund des Reichsversorgungsgesetzes beziehen: 2. Pflegegeld und Unterhaltungsrente für ein minderjähriges Kind.
2. Dienstprüfung für das höhere Lehramt an Gewerbeschulen. Bei der im Herbst 1928 abgehaltenen 2. Dienstprüfung für das höhere Lehramt an Gewerbeschulen sind 26 Bewerber für befähigt erklärt worden.
Meisterprüfungen im handwerkskammerbezirk Stuttgart.
Nach Mitteilung der Handwerkskammer Stuttgart werden in diesem Frühjahr wieder i.n allen Gezverben Meister
prüfungen von der Kammer abgehalten. Zur Vorbereitung auf die Prüfungen veranstaltet sie Tages- und Abendkurse in Buchführung, Wechsellehre und Gesetzeskunde. Die Tageskurse dauern 2 Wochen und werden werktäglich von 8—12 und von 14—18 Uhr, Samstags von 8—12 Uhr abgehalten, während die Abendkurse etwa 3 Monate mit dreimal wöchentlich zweistündigem Unterricht jeweils von 19.30 bis 21.30 Uhr dauern. Die Anmeldungen zu den Prüfungen und Kursen sind bis 1. Februar d. I. bei der Handwerkskammer Stuttgart, Neckarstr. 57, Hinterhaus, einzureichen.
Aus dem Lande
Waiblingen, 4. Jan. Gefährlicher Brand. Gestern abend brach in der mit Heu und Getreide gefüllten Scheuer des am selben Vormittag im Alter von 80 Jahren verstorbenen Landwirts Hetze! Feuer aus, das von der Weckerlinie energisch bekämpft wurde. Die ganze Scheuer stand bald in Flammen, die durch den Wind gegen die alte Stadtmauer getrieben wurden. Das Wehrganggebälk wurde von den Flammen erfaßt und das Feuer griff dann auf den Dachstock eines hochgiebligen Gebäudes über. Wegen der großen Gefahr hatte man die Stuttgarter Berufsfeuerwehr zu Hilfe gerufen. Es gelang, das Wohnhaus zu retten.
Bissiugen a. E., 4. Jan. KalteGymnastik. Wiederholt war von dem Austauchen eines unbekleideten Mädchens im nahen Wald, das von einem hiesigen Einwohner gesehen worden fein soll und nach dem unter einem Aufgebot von Männern gefahndet wurde, berichtet worden. Es handelt sich, wie sich nun herausgestellt hat, nicht um eine weibliche Schönheit, sondern um einen jungen Turner von hier, der in moderner, den Körper leicht bedeckter Sportbekleidung Uebungen im Laufen, Springen und „Wärme" schaffender Gymnastik machte.
Feuerbach, 4. Jan. Betriebsstörung bei der Straßenbahn. In der Gleichrichteranlage der Feuerbacher Straßenbahn ereignete sich heute früh 7 Uhr eine Störung, wodurch die ganze Anlage außer Betrieb gesetzt wurde, sodaß der Straßenbahnbetrieb eingestellt werden mußte. Die Ursache ist noch nicht geklärt, jedoch steht fest, daß die Störung durch höhere Gewalt herbeigeführt wurde. Es wurde mit allen Mitteln gearbeitet, die Anlage bis zum Nachmittag wieder betriebsbereit zu machen.
Cleebronn OA. Drackenheim, 4. Jan. Ehrenbürger. Der Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung dem früheren Inhaber der weltbekannten Pyrotechnischen Fabrik Fischer hier, Wilhelm Fischer, der am heutigen Tag in geistiger und körperlicher Frische seinen 70. Geburtstag feiert, im Hinblick auf feine vielen Verdienste um die Gemeinde das Ehrenbürgerrecht verliehen.
Göppingen. 4. Jan. Ein Auto fährt eine Hauswand ein. Am Donnetstag abend fuhr ein hiesiger, von Eislingen kommender Kraftdroschkenbesitzer mit seinem Fahrzeug über die Straßenkreuzung Ulmer-Heiningerstraße auf den westlichen Gehweg der Ulmer Straße, drückte einen Lattenzaun ein, durchfuhr den Garten bei der Wirtschaft zur „Hoffnung" und rannte im Erdgeschoß der Giebelseite dieses Hauses die Wand ein, so daß der Kühler des Wagens in die Wirtschaft hineinragte. Personen wurden nicht verletzt, dagegen ist der Sachschaden beträchtlich.
Tailfingen OA. Balingen, 4. Jan. Aus der Fremdenlegion zurück gekehrt. Am Samstag ist ein Sohn unserer Gemeinde, der vor 7 Jahren zwangsweise in die Fremdenlegion verschleppt wurde, zurückgekehrt. Einige Versuche, zu entfliehen, mißlangen und trugen ihm nur gewisse „Zulagen" ein.
Hechingen, 4. Jan. Verhafteter Revolverheld. Elektromonteur Fritz Weniger, der am vergangenen Samstag das Servierfräulein eines hiesigen Cafös durch zwei Revolverschüsfe lebensgefährlich verletz: hat, ist in seiner Heimat bei Schopfheim in Baden verhaftet worden.
Rangendingen i. Hohenz., 4. Jan. Strafmandate als Weihnachts- und Neujahrsgeschenk. Die Grosselfinger haben als Weihnachtsgeschenk ein Strafmandat von je 7.00 RM. erhalten, weil ihre Wagen und Gewichte nicht geeicht worden waren. Zur Hebung der Silvesterfreud'.' und der frohen Stimmung im neuen Jahr mußte auch in Rangendingen der Amtsgehilfe an 34 Bürger wegen der Eichungssache Strafzettel, in denen je 8.50 RM. gefordert werden, zustellen. Man fragt sich hier, warum die Rangendinger 1.50 RM. mehr bezahlen müssen als ihre Unglücks" genossen in Grosselfingen.
Rot, OA. Mergentheim, 4. Januar. Tödlicher Unglück s f a l l. Der aus Kusel in der Pfalz gebürtige ehemalige Bergmann Johann Reinert, der als Knecht hier und in den umliegenden Ortschaften beschäftigt war, befand sich, von einem Besuch bei einem ehemaligen Dienstherrn in Hachtel kommend, in angetrunkenem Zustand auf dem Heimweg. Unterwegs ging er abseits von der Straße und fiel dabei in einen mit Wasser gefüllten Graben, worin er erstickt zu sein scheint. Seine Barschaft von 37 trug er bei sich.
Nürtingen, 4. Jan. G e l d d i e b st a h l. Während ein 13jähriges Mädchen am Silvesterabend auf dem hiesigen Postamt eine Einzahlung machte, entwendete ihr ein unbekannter Täter vom Schalterbrett weg eine Mappe mit 280 Mark Inhalt.
Mariazell, OA. Oberndorf, 4. Jan. 80. Geburtstag. In körperlicher und geistiger Frische konnte Schultheiß a. D. Wohlgemuth hier seinen 80. Geburtstag feiern. Er ist das älteste von 5 noch lebenden Geschwistern, die zusammen 451 Jahre zahlen.
Laullingen OA. Balingen, 4. Jan. Rücklings in den Kopf geschossen. Das 21 I. a. Dienstmädchen Christine Stauß wollte mit drei Kindern ihrer Herrschaft in Metzingen, die in Lautlingen bei Verwandten zu Besuch waren, nach Metzingen zurücksahren. Auf dem Bahnhof schoß der 24 I. a. Fritz Binder das Mädchen rücklings in den Kopf, das sofort bewußtlos zusammenbrach. Binder flüchtete und konnte noch nicht gefaßt werden. Eifersucht oder verschmähte Liebe sollen die Ursache sein.
Schwenningen a. N., 4. Jan. Erdbeben. Das Erdbeben am 30. Dezember vormittags, dessen Herd sich wahrscheinlich auf der mittleren Alb befand, wurde auch hier wahrgenommen. Es äußerte sich in einem starken unterirdischen Rollen, das sich rasch nacheinander zweimal wiederholte und sich wie ferner Kanonendonner anhörte.
Schnaitheim OA. Heidenheim, 4. Jan. Petri Heil. In der Brenz zwischen Schnaitheim und Aufhausen wurde ein 19 Pfund schwerer, über 1 Meter langer Hecht gefangen, der 16 Pfund wog und dazu noch einen kleineren Hecht und kleinere Weißfische mit zusammen 3 Pfund im Magen hatte. . .
Bühl OA. Laupheim, 4. Jan. Todesfall. Am Montag ist hier Schultheiß Benedikt Schick im 66. Lebensjahr gestorben.
Utkenweiler OA. Riedlingen 4. Jan. Mit dem Kopf in der Futterfchneidmaschine. Der Gerberwirt K. Traub kam beim Futterschneiden auf .unerklinliche Weise mit dem Kopf in die Maschine. Traub wurde am Hinterkopf so tief verletzt, daß er nach wenigen Minuten verschied.
Wurzach. 4. Jan. BeimHolzfällentödlichver- un glückt. Während der 22 I. a. Paul Locherer von hier eine Tanne ausastste, brachten unweit von ihm andere Arbeiter eine Tanne zu Fall. Locherer wurde von einem Ast getroffen, wodurch er einen Armbruch und einen schweren Schädelbruch erlitt. Er wurde ins hiesige Krankenhaus verbracht, wo er starb.
Vom bayerischen Allgäu, 4. Jan. Lebensmüde. Ein aus angesehener norddeutscher Familie stammendes, erst seit kurzer Zeit in Günzach weilendes junges Mädchen hat in selbstmörderischer Absicht eine Flasche mit Lysollösung aus- getrunken und dadurch den Tod gefunden.
Lokale».
Wildbad, den 5. Januar 1939.
Unsere Gefahr. Die württembergische Landeshauptstadt hat seit Jahrzehnten ihr Augenmerk bezüglich der Versorgung mit Trinkwasser auf den Schwarzwald gerichtet. Die Frage scheint nun vor der Entscheidung zu stehen. In Sachen des Eyach- bezw. Hölzertalplans haben sich außer den Wasserwerksbesitzern auch die Gemeinden an der Enz zu einer Abwehr zusammengetan. Die Vertreter dieser Gemeinden sind in einer am 19. Dezember in Vaihingen an der Enz stattgehabten Versammlung beauftragt worden, Einspruch gegen die Eyachwasseroersorgung der Stadt Stuttgart zu erheben. Sie haben die auf einer Tagung in Bietigheim am 29. Dezember verfaßte Eingabe an das Ministerium des Innern abgeschickt und beim Ministerium um eine Aussprache gebeten. Ebenso haben die Verbände der Wasserwerksbesitzer im Dezember eine Kundgebung veranlaßt. Und die Ruferin im Streit, unsere Stadtverwaltung, hat die Beruhigungspille des Hölzertals nicht eingenommen. Die öffentliche Meinung richtet sich wie ein Mann gegen das Stuttgarter Vorhaben. Das Enztal erwartet vertrauensvoll die Entscheidung der Regierung und damit das Ende der dauernden Beunruhigung durch die Stadt Stuttgart.
Wintersportverein Wildbad. Unser Mitglied, Sportwart und Schilehrer Sixr, hat sich anläßlich einer Prüfung in Baiersdronn den Titel »Kampfrichter des S.S.B." erworben. Wir freuen uns über diese Ehrung und beglückwünschen ihn hiezu. Als Iugendleiter begjbt er sich an der Spitze von fünf Iungmannen und 1 Schimädel zum Jugendschitag nach Isny am 5. und 6. Januar. Wir wollen hoffen, daß sie preisgekrönt nach Wildbad zurückkehren werden. Schi-Heil l
Weihnachtsfeiern. Heute Samstag abend hält der Radfahreroerein „Schwarzwald" in der Städt. Turn- und Festhalle seine Weihnachtsfeier ab. Ein reichhaltiges Programm, Gabenverlosung und Tanz werden dafür sorgen, daß jeder Besucher befriedigt wird. — Auf morgen Sonntag abend ladet der Ev. Jiingslingsverein zu seiner Weihnachtsfeier in der Städt. Turn- und Festhalle ein. Der Eintritt ist frei. Den Besuch dieser Feier können wir angelegentlich empfehlen. (Siehe auch Inserate.)
Zum Lrscheinungsfest
Jahr für Jahr, wenn beim Erschsinungsfest in den Kirchen der christlichen Weltmission gedacht und für sie geopfert wird, bekommt man von mancher Seite die Frage zu hören: „Was gehen denn uns die Neger, Inder, Chinesen an? Laßt sie in Ruhe mit unserer Religion und uns mit ihnen." Aber andere als die Missionsleute lassen sie keinesfalls in Ruhe.
Es war wohl Adam Smith, der Begründer der neueren Volkswirtschaftslehre, der als erster nachwies, welches Heer von Menschen Zusammenwirken muh, bis wir nur ein Frühstück haben. Auf vielen Tischen steht schon am Morgen der arabische Kaffee, der indische Tee oder der afrikanische Kakao, dessen Anbau in seinem Haupterzeugungsland, der Goldküste, übrigens auf einen kürzlich verstorbenen schwäbischen Missionar Mohr zurückgeht. Diese Beispiele aus dem alltäglichen Verbrauch können noch beliebig vermehrt werden. Kann uns das Schicksal all der Menschen gleichgültig sein, die die täglichen Lebensbedürfnisse unserer Kultur und unseres Haushalts Herstellen helfen? Noch ernster wird freilich diese Frage, wenn man erwägt, welch eine Umwälzung die heutige Weltwirtschaft, der unaufhaltsam in alle Erdteile vordringende Handel und besonders die rasend schnelle Industrialisierung der farbigen Rassen in das Leben und Denken selbst von Stämmen bringt, die bis vor kurzem im Urwald oder auf fernen Inseln ungestört für sich auf der Kulturstufe der Stein- oder Bronzezeit lebten. Ihre Lebensgewohnheiten, Stammesverfassungen, Sitte, Recht, Religion wird aufs tiefste erschüttert und, was noch verhängnisvoller ist, sie müssen die Kehrseiten europäischer Kultur am eigenen Leib spüren: moderne Sklaverei wie bei der Kautschukgewinnung im Kongogebiet, Ausbeutung von Frauen- und Kinderarbeit in den Fabrikbstrieben Indiens und Chinas ohne unsere Schutzgesetze, Schnapshandel und sittliche Zersetzung.
Sind wir nicht schuldig, den Menschen, die so in die Weltwirtschaft hineingerissen werden und deren Arbeit zu unserem Leben beiträgt, noch etwas Besseres zu bieten als Geld, Fahrräder, Kulturkitsch, soziale Auflösung und seelische Wirrnis? Sollen die farbigen Rassen vom Christentum der sogenannten christlichen Völker nichts erfahren? Sind wir nicht verpflichtet, ihnen geistige Hilfe zu leisten in der lebensgefährlichen inneren Krise, in die sie zwangsläufig durch uns gestürzt werden? Auf der letztjährigen Weltmissions» konferenz in Jerusalem ist mit großem Ernst auf diesen Gesichtspunkt hingewiesen worden, besonders auch durch den Vertreter des Genfer Internationalen Arbeitsamtes. Damit ist ein Wort des ersten christlichen Weltmissionars, des A p o st e l s P a u l u s, in neues, scharfes Licht getreten. Er hat als Grund für seine rastlose, völkerumfassende Cvan- gelisationsarbeit angegeben, daß er ein Schuldner aller, der Griechen und Barbaren, der gebildeten und ungebildeten Welt sei. Ein Schuldner, weil ihm das Heil»