setzt bekannt wird, wurde in den letzten Lagen auch w Ohrstedt eine Pfändung mit Gewalt verhindert.
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Jachot Kommandeur der Ehrenlegion
Paris. 26. Dez. Auf Vorschlag Poincares hat der Minifterrat den durch den Anschlag Benoits schwer verletzten Fachot zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt. Der „Temps" und einige andere Blätter bezeichnen Fachot als das „Opfer der pangermanistischen Umtriebe".
Benoit wird allgemein als ein ruhiger, besonnener und fleißiger Mann von tadellosem Charakter geschildert. In einem Brief, den er vor dem Anschlag an den autonomisti- schen Generalrat Hauß in Straßburg richtete, schrieb er, er fühle sich verpflichtet, den Verfolger der ersässer Patrioten unschädlich zu machen. Er bitte Hauß, für seine Frau und Kinder zu sorgen.
Der Deutsche TNekallarbeiierverband zum Schiedsspruch Severings
Essen, 26. Dez. Eine Vertreterversammlung des Deutschen (soz.) Mekallarbeiterverbands faßte eine Entschließung, in der gesagt wird: Der Schiedsspruch Severings habe für die Arbeiter der Eisenindustrie in bezug auf Lohnerhöhung, Akkordsicherung und Arbeitszeitverkürzung Verbesserungen gebracht, die zum Teil über den ersten Schiedsspruch hinausgehen, eine ganze Reihe berechtigter Wünsche der Arbeiterschaft sei aber unberücksichtigt geblieben. Der Metallarbeiterverband werde diese Fragen in Zukunft weiter verfolgen. Die Aussperrungs- und Stillegungswul der Arbeitgeber habe eine gründliche Abfuhr erhalten. Die Reichsregierung müsse alles tun, um weitere Preissteigerungen zu verhindern, eine scharfe Kontrolle auf die Kartelle und Syndikate ausüben und energische Maßnahmen treffen zur Schaffung einer staatlichen Kontrolle der Eisenwirtschaft.
Selbstregierung für Indien
Kalkutta, 26. Dez. Der Konvent aller Parteien Indiens hat einstimmig eine Entschließung angenommen, in der gefordert wird, daß Indien die verfassungsmäßige Stellung eines sich selbst regierenden Dominions in der Art Australiens und Südafrikas erhält.
Württemberg
Stuttgart. 26. Dezember.
Generalleutnant a. D. von Wencher 75 Jahre alt. Generalleutnant a. D. AdolfvonWencher feierte am 25. Dez. den 75. Geburtstag, v. Wencher, Stadtschultheißensohn von Giengen a. Br., wurde im Jahr 1872 Offiziersaspirant und im Jahr 1874 zum Leutnant im Gren.-Regt. 123 befördert. Im Frühjahr 1914 wurde er unter Verleihung des Charakters als Generalleutnant zur Disposition gestellt. Als er bei Kriegsbeginn wieder zu den Fahnen eilte, erhielt er ein Kommando. Mit einer schweren Verwundung kam der tüchtige Offizier in die Heimat zurück.
Die Hausbesitzer an den Landtag. Die Landestagung der Arbeitsgemeinschaft württ. Haus- und Grundbesitzervereine E. V. hat eine Eingabe an den württ. Landtag gerichtet, in der Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und Ablehnung des neuen dem Reichsrat vorliegenden Gebäudeentschuldungssteuer- und Werterhaltungssteuer-Gesetzes gefordert werden.
Handwerkskammer. Für diejenigen Lehrlinge, die bis zum 30. Juli 1929 ihre ordnungsmäßige Lehrzeit beendigen, ebenso für die noch nicht geprüften Gehilfen, werden im Frühjahr 1929 wieder Gesellenprüfungen in allen Gewerben von der Kammer abgehalten. Anmeldungen, die nach dem 15 Januar 1929 eingehen, können im Interesse einer geordneten Abwicklung des Prüfungsgeschäfts nicht mehr berücksichtigt werden.
Aus dem Lande
Maulbronn, 26. Dez. Tödlicher Autounfall. Am Bärenbuckel zwischen Maulbronn und Knittlingen zerret ein mit drei Personen besetzter Kraftwagen auf der glatten, überfrorenen Straße ins Rutschen und fiel um, die Insassen unter sich begrabend. Der Führer und der Eigentümer des Wagens blieben unverletzt, während der and^e, ein In
genieur aus Rorddeutschland, einen tödlichen SSMewrucy erlitt. Den Führer soll keine Schuld treffen.
Freudenstadl, 26. Dez. Selbstmord. Der 28. I. a. Kaufmann Gutekunst setzte seinem Leben durch Erhängen ein Ziel. Eine beginnende schwere Erkrankung scheint der Grund der Tat zu sein.
Schwenningen. 26. Dez Hochherzige Stiftung. Aus Anlaß der silbernen H>- ' zeit und dem zeitlich damit zusammenfallenden 25jährigen Geschäftsjubiläum der Firma Friedr. Mauthe G. m. b. H., Uhrenfabrik, haben Fabrikant Augen Schreiber und seine Frau Gisela, geb. Mauthe, den Betrag von 10 000 RM zu dem bereits bestehenden Be- imtenerholungsfonds und Arbeiterunterstützungsfonds der Firma als weitere Stiftung überwiesen.
Woher kommen die Spielwaren?
Hoch oben im sächsischen Erzgebirge, hinter dem grünen Marchenwalde, liegt der „Seiffener Winkel". Dort find die Spielwarendörfer: Nieder-Seiffenbach, Seiffen. Ober-Seiffen- bach, Heidelberg und Heidelbach, und wie sie sonst noch alle heißen. Sie ziehen sich in den Tälern lang bis zum Kamm hinauf; hier und da sind aber auch einzelne niedrige „Häusel" über die kahlen Berglehnen verstreut, als wären sie selber aus einer Spielwarenschachtel gefallen.
In den glatten, jetzt schneebedeckten Wiesen laufen die Ouellwasser zusammen; bald klingt es wie Trommelwirbel, bald wie Helles Kichern und Schnattern. Durch alle Talmulden rauschen stärkere Bäche. Sie eilen der Flöha zu. deren Name selbst etwas Fließendes bezeichnet. Doch bevor sie zum Fluß gelangen, ist ihre Kraft schon hundertfach erprobt und gehörig ausgenutzt. Hier oben im Gebirge reifen kein Korn und keine Kirschen. Dafür heißt es arbeiten von früh auf. Genau so ist es auch mit dem Wasser. Zuerst, als in Seiffen Zinnbergbau getrieben wurde, mußte es die Erzkörner waschen; von diesem „seiffen" haben Vach und Ort ihren Namen. Noch 1750 waren in Seiffen vier und im benachbarten Heidelberg zehn Zechen im Gang, deren Ausbeute 508 Zentner Zinn im Wert von 12176 Talern betrug. Später verringerten sich die Bergschätze. Da nützte man die Wasserkraft für die Drechselei. Vor 100 Jahren hatte fast jeder Drechsler bei seinem Haus ein Wassertriebwerk. und hier oben ist fast jeder Drechsler. Deshalb wuchsen die Dörfer meist an den Wasseradern hinauf.
Die Holzwarenindustrie mag aber schon früher ausgenommen sein. Der lange erzgebirgische Winter mit seiner grimmigen Kälte und seinen ungeheuren Schneemassen zwang die Leute, sich nach einem häuslichen Erwerb umzusehen. Da lag es nahe, es mit der Herstellung von Holzwaren zu versuchen. Denn Holz gab es überall in großer Menge, und daher billig. Zur Spielwarenfabrikation wurden die erzgebirgi'schen Drechsler vielleicht dadurch angeregt, daß ihnen die von der Leipziger Messe heimkehrenden Händler „Nürnberger Tand" mitbrachten. Das mag sie gereizt haben, auch dergleichen zu machen. Der Ueberlieferung zufolge wurde das erste einfache und rohe Holzspielzeug, wie es seitdem für die erzgebirgische Hausindustrie typisch geworden ist, in Seiffen hergestsllt' und ging als „Seiffener Ware" in die Welt. Schon die spanische Silberflotte nahm 1785 200 Kisten voll davon im ^Lerte von 10 000 Talern mit. Die drei größten Seiffener Firmen schickten damals ickcm alle 14 Taa? swei vrvße mk>>a>-m>nige Frachtwagen voll Spielzeug nach Leipzig und Nürnberg. wo sich die wichtigsten Svielwaren-Äiisfutrqeschäfts befanden. Inzwischen erstreckte sich die neue Industrie über ein ziemlich abgegrenztes Gebiet mit über 40 Ortschaften und 50 000 bis 60 000 Arbeitern, unter denen sich eine eigenartige, außerordentlich verzweigte Arbeitsteilung heröus- gebildet hat.
Zunächst fertigt man in den einzelnen Spielwarendörfern Verschiedenes: in Seiffen Tiere, menschliche Figuren, Wagen, Soldaten und Kanonen, in Olbernhau Kinderflinten, letzter Nachhall einer einstigen Gewehrfabrikation, in Marienberg Helme und Säbel, in Grünhainichen Trommeln, in Eppendorf Puppenstuben und Puppenmöbel, Kaufläden und Viehställe, in Waldkirchen dasselbe und außerdem Kinderth.-ater, Häusern und Kirchen, in Hallbach Archen Noah und Holzschachteln, in Wünschendorf Wetterhäuschen. Sch veizer- häuschen. Klingkästen, in Blumenau Baukästen, in Deut'ch- neudorf Federkästen, in Ober-Seiffenbach Kegel, Möbel, Baukästen. Spiele, in Heidelberg Holzfpferde, Zappelmänner, Baukästen, Fröbelsche Lehrmittel, in Borstendorf
DaMnbretter, KinderklavieH und Metallophone, in den Zöblitzer, Marienberger und Olbernhauer Blechspielwarenfabriken endlich Küchengeschirr, Kochherde und allerhand mit Uhrwerk versehendes fahrendes Spielgerät.
Ebenso wie in den vielen verschiedenen. Dörfern wird aber auch in jedem einzelnen Haus Besonderes gemacht. Hier wohnt der „Brettschneider", da der „Kästelmacher", hier der „Piolenmacher" und der „Geigenmacher", da der „Hä»s- chenmacher", der „Wagenmacher" und der „Bäumchenmacher". Die Leute selbst bezeichnen sich so kurzweg nach ihren besonderen Fertigkeiten: sie nennen sich „Pfeifenschulze", „Dominohänig", „Soldatenullrich", selbst von einem „Affenheinrich" hört man sie reden. Bisweilen sieht man es den Häusern schon von außen an, wer darin wohnt. Wer runde Stämme und Aeste vor seiner Tür liegen hat ist sicherlich ein Dreher, geschnittene Bretter und Latten dagegen lassen eher auf 'einen Schnitzer schließen.
Die Arbeitsteilung geht aber noch weiter. Sie macht auck vor den einzelnen Häusern nicht halt. „Soldatenullrich" kennzeichnet auch die ganze Familie, die zu dem Mann gehört. Alle, die miteinander aus derselben Scküssel essen, helfen an jedem einzelnen Stück mit arbeiten. Beim Vater beginnt es, von seinem Sitz aus wandert es durch die ganze Tafelrunde fort. Der Mann arbeitet aus der roden, eckigen, nur erst in ihren Umrissen erkennbaren Farm, d'e er vom Dreher geliefert erkält, sselm Gelicht und sonstige Einzelheiten heraus. Die Frau schneidet aus dünnen Brettcken die Arme und das Gewehr mreckt. ein weitere-- glied leimt diese an den Rumnl. ein viertes setzt lle a"l d-n üblichen Holzfuß. den ein fünUes zureickt. — Im Maler- Haus ist es nicht anders Der Familienvater klebt die in der Fabrik zurechtaelcknittenen Halrbrettcken zur „Arcke Naab" zusammen: die Mutter überziebt sich mit einer dünnen weißen Farbe, damit die andern Farben besser darauf hakten und zur Geltung kommen: da« Anmalen besorgen dann die Kinder. Nock ehe die Kinder alt genug zum Schulbesuch werden, haben sie schon gelernt, sich ihr kärgliches Brot zu verdienen.
L; Mit Künstlerischem haben natürlich alle diese Erzeugnisse der Hausindustrie nichts zu tun. Es genügt den Leuten, sich eine genügende Sicherheit anzueignen, um den Spielworen eine bestimmte Farm zu geben. So entsteht die bi'lliae „Schachtelware", die hauptsächlich in Seiffen hergestellt uzsrd und freilich das Rückständigste unter den jetzigen Ereignissen der erzqebirgischen Spielwarenindustrie bedeutet. NM einmal die Seiffener Fachschule, in der in erster Linie der Geschmack gebildet wird, vermag etwas hiergegen. Was nutzt es, wenn der Lehrer den Jungen die schönsten Sachen Vormacht und sie auffordert, es ihm nachzumachen. Sie antworten: „Kaufen Sie's uns ab?" Und leider haben sie recht.
Veiieraberglauben
In einem Handbuch aus dem Jahre 1799 „Praktische Wetterkunde nach alten Bauernerfahrungen" ist u. a. zu lesen: Wenn der Christtag kommt und der Mond zunimmt, ist ein gutes Jahr zu erwarten; wenn der Mond aber im Äbnehmen begriffen ist, und das Fest näher am Neumpnd liegt, wird das Jahr um so härter. Dieser Glaube des Mondeinflusses ist sehr alt und hat seine Grundlagen in der Astrologie der Chaldäer, deren erste Wettermeldungen, die bekannt sind, aus dem Jahr 4000 v. Ehr. stammen.
Weiter schreibt der Verfasser des genannten Handbuchs über die Regel „Grüne Weihnachten, weiße Ostern": ^Wenn es um Weihnacht gelind ist und überhaupt der Winter nicht vor Weihnachten kommt, so kommt die Kälte gemeiniglich hernach: folgt aber wenig oder gar kein Winter (welches doch nicht leicht geschieht), so ist's nicht gesund und es folgen leichtlich Krankheiten."
Und dann heißt es in dem Buch:
„Die Alten Han das Geschicht in guter Acht,
So denn in mittler Zeit der Christnacht,
Zwischen der Luft wehen die Winde,
Davon sagen sie ihrem Gesinde.
Daß solches anzeigt ein fruchtbar Jahr,
Und halten's auch dafür, glaub mir fürwahr.
Ist es windig an den Weihnachtsfeyertagen,
So sollen die Bäume viel Obst tragen.
Hat die Sonne des Morgens ihren Schein,
So wird dasselbe Jahr haben viel Wein.
Am obersten Tag wirst du unstet Wetter Han,
Die Monden sollen alsdann durcheinander gähn;
Hat aber derselbe Tag etwa schönen Sonnenschein,
So wird glückliche Zeit bedeutet seyn."
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„Was ich erwarte?" wiederholte dieser. „Was kann ich anders erwarten. Herr Gras, als das, was jeder Mann in Ihrer Lebensstellung einem Manne antworten würde, welcher sich in der meinen befindet!"
Der Graf hatte die eine Hand über die Augen gelegt; jetzt ließ er dieselbe sinken, und sprach:
„Sie täuschen sich! Ich gebe Ihnen nicht jene Antwort, welche Ihnen als die einzig mögliche erscheint! Sie haben mir gesagt, daß Sie meine Tochter lieben um ihrer selbst willen, und ich glaube Ihnen! Wenn es Ihnen gelingt, ihre Einwilligung zu erlangen, wenn sie bereit ist, die Ihrige zu werden, so seien Sie meiner Zustimmung gewiß! Ich werde Ihrer Verbindung nicht im Wege stehen!"
Adrienne erschien am nächsten Morgen nicht am Frühstückstisch. Die Entschuldigung, daß sie durch Kopfweh am Kommen gehindert sei, fand begreiflicherweise keinen Glauben. Jedenfalls war der Sekretär daraus vorbereitet gewesen, daß der Platz ihm gegenüber leer bleiben werde.
Wie immer der Gesundheitszustand der Komtesse in der Frühe gewesen sein mochte, als sie zur Mittagsstunde zum Vorschein kam, wies nichts daraus hin. daß sie sich nicht wohlfühle; ihre Augen leuchteten, und daß sie ungewöhnlich bleich war, erhöhte nur ihre Schönheit.
Adrienne ging in die Bibliothek. Wie sie gehofft und erwartet hatte, war ihr Vater allein.
„Ah, du bist es, Adrienne!" sagte er. „Fühlst du dich jetzt besser?"
Der Vater war Adrienne noch nie so alt vorgekommen Wie beute: er kah müde, abaesvannt auS.
Unsicher meinte sie:
„Vielleicht hast du jetzt keine Zeit, mit mir zu reden, Papa? Soll ich später wiederkommen?"
„Nein, nein, Kind!" erwiderte er, „komm nur, und setze dich zu mir! Um was handelt es sich?"
„Ich dachte, du hättest mit mir zu reden, Papa, und wartete immer, daß du mich rufen lassen würdest!" versetzte sie.
Er legte die Zeitung weg, und blickte sie an.
„Ich verstehe dich nicht!" sagte er. „Zu welchem Zweck hätte ich dich rufen sollen?"
^Jch habe dich seit gestern abend nicht gesehen, Papa", sprach sie, während die Röte des Unmuts ihr in die Wangen stieg.
War es denkbar, daß er die Vorfälle des verflossenen Abends vollständig vergessen hatte, während sie darüber keinen Schlaf hatte finden können?
„Nach dem, was sich gestern zugetragen hatte, dachte ich mir. daß du mit mir würdest sprechen wollen!" sprach sie mit einiger Schärse. „Du hast zweifellos mit Herrn Kil- reyne gesprochen!"
„Ja, gestern abend noch", entgegnete der Graf. „Kil- reyne ist allem Anschein nach wahnsinnig in dich verliebt. Hast du das nie geahnt?"
„Geahnt?" Adrienne ritz die Augen auf, und starrte ihn an. Das fragte ihr Vater! „Wie hätte ich es ahnen sollen, Papa?" stieß sie hervor. „Ist es wahrscheinlich, daß auch nur ein derartiger Gedanke in mir aufkommen konnte?"
„Er hat also früher nie ein Wort davon zu dir gesprochen?" fuhr der Graf fort.
„Natürlich nicht!" sagte sie fast hart. „Wie hätte er das Wohl wagen können!"
Der Graf lächelte schwach.
„Ich glaube, Kilreyne würde alles wagen, was er sich einmal in den Kopf setzt", erwiderte er. „Kilreyne ist nicht weniger ein Edelmann, als ich es bin! Das solltest du wmgst erkannt haben! Er ist ein Edelmann, seinem ganzen Wesen, seiner Bildung nach, und vor allemein Hhqratt«.
weichem jede Frau blind vertrauen darf. Du bist also im
Unrecht, wenn du seine Liebe als Beleidigung empfindest."
„Und das sagst du mir, Vater? Willst du mir nicht am Ende noch sagen, daß ich mich durch seine Erklärung geehrt fühlen soll?" sagte sie scharf.
Der Gras erhob sich, trat auf sie zu, und faßte nach ihren beiden Händen.
„Du hast recht", sprach er ernst. „Ich bin wirklich der Ansicht, daß die Liebe eines ehrlichen Mannes ein Weib nur ehren kann. Dächte ich nicht so, so hätte ich Kilreyne sicher nicht so geantwortet, wie ich es gestern tat!"
„Was in aller Welt hast du ihm gesagt, Papa?" fragte Adrienne mit stockendem Atem.
„Ich teilte ihm mit, daß, wenn es ihm gelänge, deine Einwilligung zu erlangen, ich durchaus nichts dagegen habe, wenn du seine Frau wirst!" erklärte der Graf ruhig.
„Das — das hast du ihm gesagt, Papa, wirklich und wahrhaftig? Du sagtest ihm, er dürfe mich heiraten, wenn es ihm gelänge, sich meiner Neigung zu versichern?"
Mit großen, entsetzten Augen starrte Adrienne auf ihren Vater.
„Oh, Papa", fuhr sie fort, „ich habe es ja gewußt, daß du mich nicht liebst! Erinnere dich nur, ich habe es dir am ersten Tage, da du nach Orchardstone gekommen bist, gesagt; aber ich hätte mir nimmer träumen lassen, daß es dich so wenig kümmern würde, was mit mir geschieht! Ich soll also deinen Sekretär heiraten, wenn er mich zu nehmen geruht! Er erweist mir wohl noch eine große Ehre damit, wenn er es tut! Ich bin ja nur deine Tochter! Ist die Partie, die er macht, denn auch wohl gut genug für ihn? Warum trägst du mich nicht lieber deinem Reitknecht zur Frau an?"
Der Graf war sehr bleich geworden; eine Minute lang hatte es den Eindruck, als wolle er sie unterbrechen.
Aber er blieb stumm, und starrte mit müden Augen inS Leere.
Adrienne blieb noch einen Augenblick, wie wartend, vor ihm stehen; dann stürzte sie aus dem Zimmer.
(Fortsetzung folgt.)