Reichsverband des deutschen Handwerks für eine gründliche Reform des Schlichtungswesens eingesetzt. Das Handwerk gebe dem tariflichen Schlichtungswesen unbedingt den Vorzug und empfehle dessen weiteren Ausbau. Die staatlichen Schlichkungsinstanzen müßten von Vorsitzenden ge­leitet werden, die das Vertrauende iderParteien genießen. Die Errichtung einer zentralen Reichsschiedsskelle erscheine als notwendig. Eine Zwangsbewirtschaf­tung der Löhne im seitherigen Stil sei auf die Dauer für die deutsche Wirtschaft unerträglich.

Die Stellung des Handwerks zu den steuerpoliti- schen Fragen der Gegenwart behandelte Syndikus S ch e r e r - Dortmund Unter Bezugnahm auf die Ein­kommensteuernovelle vom 23. Juli d. I., die als verfehlt bezeichnet werden müsse, sei zu verlangen, daß die den Lohnsteuerpflichtigen durch die Einkommensteuer- nooelle zuteil gewordene Steuersenkung auch den ein­kommensteuerpflichtigen Gewerbetreibenden bald­möglichst zuerkannt werde. Die Möglichkeit einer Herauf- setzung der nahedem abgcbauten Um sah st euer müsse als außerordentlich gering angesehen werden. Durch die Kom­promisse werde die Auswirkung der in Aussicht genomme­nen Steuererhöhung und Neubesteuerng noch erheblich ab­geschwächt. Von großer Bedeutung sei die Reform der bis­her den Ländern überlassenen Real- einschließlich Haus- zinssteuergesetzgebung. Für den Finanzausgleich habe die beabsichtigte Neuregelung von dem Grundsatz aus­zugehen, die finanziellen Lebensnotwendigkeiten der öffent­lichen Körperschaften mit der steuerlichen Leistungsfähigkeit der Bevölkerung in Einklang zu bringen. Der Steuer- vereinheitlichung könne das Handwerk nur urtter der Noraussetzuna zustimmen, daß das Gesetz zu einer Sen- kung der Realsteuern führe. Das Handwerk wünsche eine grundlegende Aenderung des Lastenverhältnisses in der Gewerbesteuer mit der Maßgabe, daß durch den Ertrag höchstens 50 o. H. des Gesamtaufkommens aufgebracht wer­den dürfe.

Im Gebäude der Handwerkskammer Stuttgart hielt am 20. November der Württ. Handeskammertag eine Sitzung ab. Für die Neubildung des B e i r a t s d e r M i - nisterialabteilung für die Fachschulen wird der Wütrt. Handwerkskammertag beim Württ. LandeL- gewerbeamt die Forderung nach vier Vertretern und vier Stellvertretern gegenüber seither drei erheben, wobei jede Handwerkskammer den Vorsitzenden als Mitglied und den Geschäftsführer als Stellvertreter bestimmt. Als Mitglieder des neu zu bildenden Landeseisenbahnrats Stuttgart be­stimmte der Kammertag die drei Vorsitzenden der Kammern .Heilbronn, Reutlingen und 1l l m. Stuttgart stellt k n ersten Stellvertretenden, Heilbronn den zweiten und Ulm den dritten Ersatzmann. Als Mitglied des Handwerker­beirats für Gefangenenarbeüsfragen wurde d'r Vorsitzende der Handwerkskammer Stuttgart, Schnei! ^obermeistcr Eemeinderat Rebmann, gewäbit. In einer Besprechung mit den Vertretern des Buchdruckgewerbes wurde der Lehrvertragsvordruck für das Buchdruckgewerbe in der von den vier württ. Handelskammern nach den Be­stimmungen der Lehrlingsordnung für das Buchdruck­genommen. 2 16

Eine längere Aussprache entwickelte sich mit den Ver­treterinnen des Landesverbands der Damen schaei- derei Württembergs über das Ersuchen des Landesver­bands, der Württ. Kammerkag möge si chnach Kräften für die verschiedenen Forderungen einsetzen, die der Reich ver­band der Leulfel?n Damenschneiderei auf der diesjährigen Nürnberger Tagung aufgestellt hat. Es handelt sich ins­besondere um die Einführung eines hauswirkschafklichen Jahrs zwischen der Schulzeit und der Lehrzeit, die einheit­liche Regelung der Ausbildung für den Hausbedarf, die Er­richtung einer höheren Fachschule für Mode, die Ablehnung jeglicher städtischer und staatlicher Lehrwerkstätten Ar das Handwerk, Verbindung von praktischer Werkstattlehre mit der theoretischen Berufsschulausbüdung. In den Fragen der Frauenarbeitsschulen und der Ausbildung für den Haus­bedarf wird sich die Vorortskammer Ulm erneut an das Württ. Wirtschaftsministerium und den Deutschen Hand­werk- und Eewerbekammertag wenden, damit diese Stellen ihren Einfluß auf die Gesekaebuna im Sinn einer den For­

derungen des organisierten Damenschneiderhandwerkr för­derlichen Weise zur Geltung zu bringen.

Auf das Ersuchen des KaminfegergehUsen- verbands nach Errichtung einer Fachabteilung sur das Württ. Kamin.fkgergewerbe beim Arbeitsamt Stuttgart empfiehlt der Kammertag. diese Fachabteilung dem schon beim Arbeitsamt bestehenden Fachausschuß für das Vau- gewerbe anzugliedern. Die Errichtung einer Ausfuhr­stelle für das württ. Handwerk erfordert infolge ihrer mannigfaltigen technischen und finanziellen Schwierigkeiten genaue Prüfung und längere Besprechungen mit een an­deren in Frage kommenden Wirtschaftskreisen. Im ,sau der Errichtung einer solchen Ausfuhrstelle kann nur die An - gliedern ng an das Exportmusterlager in Betracht kommen, das in Ausfuhrangelegenheiten auf lange und gründliche Erfabrunqen zurückblicken kann.

Zum Schluß nahm der K-mmertag noch einen Bericht von Syndikus Dr. Frey, Hülbronn, über die von ihm verfaßte Denkschrift zur Neugestaltung des Württ. Fach- und Kunstschulwesens entgegen.

NmUemhem

5-Uhr-Laderischluß am Heiligen Abend

ep. Der brandenburgische Provinzialkirchenrat ist vor kur­zem für den 5-llhr-LadenschIuß am heiligen Abend ein­getreten. Nun haben sich auch die Berliner Generalsuper­intendenten O. Händler und l). K a r a w in einer Kund­gebung an den Arbeitgeberverband im Einzelhandel Groß- Berlins gewandt mit der Bitte, darauf hinzuwirken, daß einer Eingabe Folge gegeben werde, in der der , r

weiblichen Handels- und Büroangestellten 5 -Uhr-LadenschIuß für den heiligen Abend erbittet. Es heißt in dem schreiben u. a.:Diese Forderung scheint uns durchaus berechtigt. Es ist allgemein Sitte geworden, die Arbeit am Weihnachts- Heiligabend so frühzeitig zu beenden, daß sie die Feiern m den Gotteshäusern und in den Familien nicht stört. -"Ur die Angehörigen einiger weniger Berufe werden am heiligen Abend an ihrer Beschäftigung noch festgehalten. Es ist ein Opfer, das sie bringen, und man muß sich fragen, ob dieses Opfer um der Allgemeinheit willen nötig ist. Die Einkäufe ließen sich einige Stunden früher ebensogut erledigen. Wenn zu ihnen keine Gelegenheit wäre, so ließe sich das Publikum bald daran gewöhnen. Und wenn die späten Käufer dar­über aufgeklärt würden, daß sie durch ihre Gedankenlosig­keit Mitmenschen Geschäftsinhabern wie Angestellten die Möglichkeit rauben, des heiligen Abends froh zu werden, so würden sie die Verantwortung dafür nicht tragen wollen.

Slukkgark. 2. Dezember.

Dienstjubiläum. Oberschulrat Dr. Mosapp. der früher Stadtpfarrer in Heidenh-eim war. kann am 1. Dezember aus eine 25jähriae Tätigkeit als Leiter des evang. Volksschul­wesens in Stuttgart zurückblicken. Der Jubilar hat sich um das Volksschulwesen große Verdienste erworben.

Todesfall. Im Alter von 78 Jahren ist Fabrikant Wilhelm L i n ck, früherer Inhaber der Trikotagensabrik Jmmendörfer u. Linck in Stuttgart (jetzige Inhaber Gebr. Scheuer) ge­storben.

Versteigerung einer vollständigen Halel - Einrichtung. Wegen Auflösung des Hotels und Restaurants Continental, Königskr. 84, kommt am Montag, 3. Dezember, und folgende Tage die vollständige Hokeleinrichkung zur Versteigerung.

Ein Stuttgarter Privakslugzeug bei Nürnberg abgeftürzk.

Ein Flugzeug, das einer Stuttgarter Firma gehört und das geschäftlich die Route Stuttgart-Regensburg flog, stürzte in­folge Motorschadens bei einbrechender Dunkelheit und hef­tigem Schneetreiben über der Pegnitzniederung beim Steg von Erlenstegen-Cbensee in der Nähe von Nürnberg ab und wurde zertrümmert. Die Insassen find unversehrt gebieben.

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Vom Tage. Samstag früh wurde ein Auto, das am Karlsplatz zwischen den Straßenbahnzügen 26 und 26 E durchzufahren versuchte, von den beiden Motorwagen ein­geklemmt und stark beschädigt. Personen kamen nicht zu Schaden.

Aus dem Lande

Waldenbuch bei Stuttgart, 2. Dez. Tod bei der Arbeit. Der 50 I. a. Sägewerksbesitzer Ernst Bau­mann erlitt während der Arbeit einen Herzschlag, der feinem arbeitsreichen Leben ein Ende machte.

Höfen a. Enz, OA. Neuenbürg, 2. Dez. Ehrensold. In einer seiner letzten Sitzungen hat der hiesige Gemeinderat unserem Heimatdichter Ludwig Schwarz, der demnächst das 80. Lebensjahr erreichen wird, einen Ehrensold ausgesehk, um ihn vor Nahrungssorgen zu fchützen.

Hellbronn, 2. Dez. Jubiläum. Am 1 Dez. waren es 40 Jahre, daß Kommerzienrat PieIenz in die Firma Knorr eingetreten ist. An dem Aufschwung des Werks zu der heutigen Weltfirma hat er starken persönlichen Anteil. Er ist Mitglied der Handelskammer und z. Zt. Vorsitzender des hiesigen Jndustriellenverbandes.

yeilbronn, 1. Dez. Fe st nähme eines dreifachen Brandstifters. Der hiesigen Kriminalpolizei gelang es, einen dreifachen Brandstifter in der Person des schon wiederholt vorbestraften 31 I. a. verh. Alois Stegmaier zu ermitteln und festzunehmen. In der gestrigen Nacht er­schien nämlich ein angetrunkener Mann bei dem Polizei­posten auf dem Kiliansplatz und meldete, daß er im Haus Hämmerlingsgasse ein Feuer gesehen habe. Der Polizei­beamte eilte sofort dorthin und fand tatsächlich einen im Ent­stehen begriffenen Brand, der noch rechtzeitig gelöscht wer­den konnte. Bei der Vorführung dieses Mannes stellte sich aber heraus, daß es Stegmaier von hier ist. Er gestand dann im Lauf der Vernehmung, den Brand gelegt zu haben. Er war auch geständig, den Brand im Fabrikgebäude der Madaform ÄG. hier im Januar vorsätzlich gelegt zu haben, wodurch ein Schaden von etwa 55 000 Mark entstand. Auch eine Brandstiftung vor drei Jahren in einer Scheuer in der äußeren Rosenbergsträße gestand Stegmaier ein. Als Grund gab er einen unwiderstehlichen Drang zum Zündeln an, dem er besonders unter dem Einfluß des Alkohols unter­liege.

Hall, 2. Dez. Fälschung von Eisenbahnfahr­karten. Der 27jährige Taglöhner Richard Adelmann von Berlichingen OA. Künzelsau, der öfters Viehsendungen nach Mannheim zu begleiten hatte, hat wiederholt seine. Fahr­karte, deren Abgabe an der Sperre er zu umgehen wußte, mit falschem Datum versehen. Beim dritten Versuch wurde er abgefaßt. Das Schöffengericht verurteilte ihn zur Min­deststrafe von 3 Monaten Gefängnis, außerdem hat er die Kosten des Verfahren zu tragen. ^

Heidenheim, 2. Dez. Ein Abgehärkeker. Dieser Tage wurde ein junger Mann beobachtet, der in der Brenz nördlich der Württ. Katkunmanufakkur im Badeanzug Nachen fuhr und dann in den kalten Fluten ein Bad nahm. Die alten Deutschen hackten nach dem Bericht des Römers Taci- tus im Winter das Eis der Flüsse und Seen auf, um baden zu können. Der alte Römer berichtet das mit Gruseln, aber es imponierte ihm.

Ulm, 2. Dez. Schlimme Vertrauensleute. Fünf Arbeiter der Pflugfabrik der Gebr. Eberhardt, darunter der ehemalige Betriebsratsvorsitzende und zwei Arbeiterrats­mitglieder, sind von der Firma wegen Unterschlagung, be­gangen an ihren Arbeitskollegen, fristlos entlassen worden. Sie gaben sich damit nicht zufrieden und verlangten durch Klage beim Arbeitsgericht Wiedereinstellung bezw. Ent­schädigung. Das Arbeitsgericht kam aber, wie das Ulmer Tagblatt berichtet, nach umfangreicher Zeugenerhebung zu der Entscheidung, daß der Tatbestand der Unterschlagung wirklich gegeben und die fristlose Entlassung deshalb durch­aus gerechtfertigt sei. Die Kläger sind Mitglieder der Kom­mission gewesen, die mit der Führung der Kantine für die Belegschaft der Firma Gebr. Eberhardt beauftragt war. Hierbei haben sie jahrelang in erheblichem Umfang Gelder unterschlagen und allwöchentlich unter sick verteilt. Durck unrichtige bezw. unvollständige Buchung suchten sie die Sach zu verbergen. Bei den Unterschlagungen handelt es sich um Rückvergütungsprovision für Bierlieferung von rund 18 000 Mark in den letzten 5 Jahren.

Uoman von O.IVarclen und K4. v. VV eibentkurn

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Singend tänzelte Adricnnc die Treppe herab, singend, weil sie sich gar so froh und heiter fühlte. Hell schien die Maiensonne, und das junge Mädchen, wohl kaum zwanzig Jahre alt, war jo lieblich anzuschauen, wie dieser wolken­lose Tag selber.

Sie schritt durch die weite, geräumige Vorhalle, blieb dann plötzlich vor einem oer großen Spiegelfenster stehen, die Aussicht boten aus das prächtige Vlumenparterre und durch die man auch das Wäldchen sah, welches den Hori­zont abschlotz und über dem der Kirchturm von Stock- Derring emporragte.

Nach dem Frühstück wollte sie nach dem Pfarrhof hrnuvergehen. Sie harte ihre Freundin Marianne seit nicht gesehen, und der Spaziergang durch den Wald mußte an einem solchen Morgen herrlich sein. Lerse summte das Mädchen die Worte eines Liedes vor sich hin, die sie in einem alten Buche gelesen und die ihr seitdem nicht aus dem Sinn kamen:

Die Hand des Glückes gibt und nimmt,

Beseligt und kann Herzen brechen,

Sie bietet Freude, bietet Schmerz,

Und weiß auch manche Schuld zu rächen."

Frau Stafford, die eben auf dem Wege nach dem Frühstückszimmer die Treppe herabkam, blickte mit stolzem und glücklichem Lächeln in das Antlitz ihrer jungen, schönen Schülerin.

Was singst du denn da von der Hand des Glücks, Adrienne?"

Ich fand den Vers in einem alten Schweinsledern Hände in der Bibliothek", erwiderte Adrienne, ohne sich

umzuwenden.Nun will er mir nicht aus dem Kopf! Denk' dir, Muz, ich habe sogar von ihm geträumt."

Geträumt?" wieverholte Frau Stafford lächelnd.

Ja", nickte das Mädchen ernst,ich hatte das Gefühl, als ob mir hier in meinem alten lieben .Heim etwas Ent­setzliches zustieße. Mit Flammenschrift tauchten da diese Worte vor meiner Seele auf Es war schrecklich. Was mich aber quälte, darüber vermochte ich mir keine Rechen­schaft zu geben, als ich erwachte."

Die Hand des Glückes gibt und nimmt", sang sie aufs neue leise vor sich hin, brach aber ab und bemerkte lächelnd:

Ich möchte wohl wissen, Muz, was die Hand des Glücks mir geben wird!"

Muz war der Lieblingsname, mit dem Adrienne die gütige Erzieherin, die bereits seit Jahren bei ihr lebte, zu nennen pflegte.

Die Hand des Glücks vermag dir kaum irgend etwas zu spenden, was du nicht bereits besitzest, mein Liebling!" lautete die freundliche Entgegnung.

Vielleicht nicht!" 'Adrienne sagte es nachdenklich und sie pflückte ein paar Blüten von den Schlingpflanzen, welche das Fenster umrahmten, und steckte sie an ihr Weißes Kleid. Träumerisch blickten ihre lichtbraunen Augen ins Weite, als plötzlich die Stimme ihrer Er­zieherin sie aufschrcckte.

Adrienne, Adrienne!"

Laut, fast ängstlich rief Frau Stafford den Namen des jungen Mädchens. Erschrocken folgte Adrienne diesem Ruf und sah ihre Erzieherin am Frühstückstisch stehen, einen Brief in der Hand.

Muz, was in aller Welt bat sich ereignet?" fragte Adrienne.

I*"" Staffords zitterte merklich vor Errec Ein Brief deines Vaters mit der Kunde, daß er in land eingetroffen ist und heute abend zu uns Orchardstone kommt!"

,Zu uns - heute abend?" wiederholte

während alle Farbe aus ihren Wangen wich und sie aus den nächsten Stuhl sankRedest du im Ernst. Muz?"

Mein liebes Kind, hier steht es schwarz aus we'ß>"

Frau Staffords Augen ruhten bei diesen Worten angstvoll aus ihrer Schülerin.

Wie bleich du bist, Adrienne! Ich fürchte, ich habe dich erschreckt! Kein Wunder, da wir doch alle glaubten. Graf Aberdon sei noch in Wien. Es ist lange her. seit wir die letzte Kunde von ihm erhielten. Wann war das eigentlich?"

An meinem Geburtstag, vor drei Monaten", er­widerte Adrienne leise.Zu Weihnachten und zu meinem Geburtstage, das sind die zwei einzigen Gelegenheiten, zu welchen er mir schreibt."

Soll ich dir den Brief vorlesen, liebes Kind?" fragte Frau Stafford mit ungewohnter Zurückhaltung.Dn willst doch gewiß gern wissen, was er uns zu sagen hat?"

Ja. aber-" Das Mädchen hielt einen Augenblick

inne und fuhr dann etwas hastig fort:Bitte, lies den Brief lieber für dich. Du magst mir dann sagen, wes- wegen er hierher kommt, anstatt, wie früher, immer nach London oder nach Rugeleh zu fahren."

Immer?"

Wie er wenigstens bereits dreimal getan hat, denn dreimal war er ja erst in England, seit du mich ans der Schule in Brüssel nbgeholl hast. Lies du nur deinen Brief für dich, meine liebe Muz, und sage mir dann, wes­wegen er gerade jetzt plötzlich ans ven Einfall gerät, nach Orchardstone zu kommen."

Der Brief war lang, die Handschrift des Grafen sehr schwer zu lesen. Als Frau Stafford nach einer geraumen Weile die Lektüre beendet hatte, blickte sie aus und sah» wie Adrienne, die Hände auf den Tisch stützend, regungs­los vor ihr stand und sie unverwandt anstarrte.

Nun?" fragte sic mit zuckenden Lippen.

Frau Stafford zögerte minutenlang, ehe sie'^cn.t« wartete:

Mein Kind, du mußt dich auf eine weitere große Neberraschung vorbereiten. Dein Vater kommt nicht aus