Es ist'merkwürdig, wie oft erwartete Dinge, wenn jie wirklich kommen, ein ganz anderes Gesicht haben, als man vermutete, Zuerst Hai mich die Nachricht vom Tode dieses Menschen erfreut gewiß. Ich habe von ganzem Herzen Gott gedankt. Aber dann, als Rittner weiter von ihm erzählte, da hat sich die Freude rasch wieder vor- wandelt. Ich war immer so sicher in dem Gefühl, damals in Nürnberg eine sugendltch rasche Lat getan zu haben, die sehr entschuldbar war, nicht nur in meinen Augen, Und nun ich seine Tal bet Licht besehe, da mutz ich sagen, sie unterscheidet sich nicht allzuviel von meiner eigenen. Auch er hat au» Liebe gehandelt, aus einem weit stärkeren, tieferen Gefühl heraus, als ich es in ihm gesucht hätte. Ge­wiß, ich habe gekämpft. Manu gegen Manu, ich war selbst bedroht, war in Notwehr, ich habe kein hilfloses Weib erwürgt aber Liebe war doch die Triebfeder bei ihm wie bet mir. Zum erstenmal seit vielen Jahren liegt meine Tat mir schwer auf der Seele,"

Hedwig blieb auch letzt in ihrem hartnäckigen Schwei- gen. Ihre Lippen zuckten, sie kämpfte gegen hervor- brcchende Tränen. Er schloß einen Augenblick die Augen, als wenn er das bleiche schmerzvolle Gesicht nicht mehr vor sich sehen könnte; daun sprach er wieder, diesmal mit lebhafterem Impuls und größerem Nachdruck:

.Hedwig, höre mich an. Wir müssen zu einem Ende kommen, so oder so. Wir haben diese letzten Lage neben­einander gelebt, uls wenn eine Mauer oder eine unaus- fiUlbare Kluft zwischen uns läge. Das war so, seit ich dir von meiner Vergangenheit gesagt habe, von meiner Schuld Ich habe dir Zeit gelassen, dir klar zu werden, »b b« darüber hinwegkommen kannst, ob nur noch zu- fammenbleiden dürfen oder nicht. So aber tn dieser tmmvfen Spannung geht es nicht weiter, wir ertragen das nicht mehr. Du mußt jetzt genug überlegt haben irM mutzt über detn Gefühl im reiner, sein. Sag' eS »t» mm. was du denkst und willst."

Sie hob hilflos die Hände, begann leise zu weinen.

Ich weiß es ia jeibst nicht kann es nicht sagen!"

Dann will ich es tun an deiner Steile. Wenn du dich bis heute noch nicht hast enticheiden können, dann ist meine Schuld zu groß oder deine Liebe zu mir zu klein, um zu verzeihen, Daun reißt eutzwer, was uns ver­bunden hat. Wir müssen auSeinandergebrn und ver­suchen, wie wir es tragen. Ich beklage' muh nicht; ich Hab' es verdient, es ist cm gerechtes Urteil, das mich trifft. Und um dir zu beweisen, wie sehr ich das gerade heute fühle, will ich dir noch etwas jagen. Ich lasse lasse dir EUi. Du weißt, was das für mich bedeutet. Eine schwerere Buße kann ich mir nicht anserlegen."

Er hatte lebhaft und fest gesprochen und nur bst den Worten über Elli hatte seine Stimme für einen Augen­blick versagt.

Und ich will nun auch die Konsequenz ans dem ziehen, was ich getan habe. All die Jahre hindurch habe ich mich dagegen gewehrt, aber weit mehr um deinet­willen und um unseres Kindes willen aiS meiner selbst wegen. Ihr trüget ;a meinen Namen, und er sollte rein bleiben für euch. Das fällt nun weg, wenn wir aus- cinandergehen. Mein Leben ist ohnedies zerstört, weil ich euch lassen muß. Da mag denn die, Ehre mit tn Scherben brechen. Tie Weit wird verstehen, daß du dich von einem schutdberasteten Menschen scheidest, aus dich wird sie keinen Stein werfen. Darum ist es auch für dich nötig, daß die Wahrheit bekannt wird. Ich gehe noch heute zum Regierungspräsidenten und bitte, die Ver­setzung und Beförderung zurückzunehmen, durch die man mich entschädigen wollte für die ungerechte Haft. Von da gehe ich zum Staatsanwalt und sage, was damals in Nürnberg geschehen ist; er mag dann eine neue, ge- rechtere Haft über mich verhängen."

Hedwig war tn fassungsloses Weinen ausgebrochen. Bruno warf noch einen schmerzvollen Abschiedsblick aus die weinende Frau, dann ging er langsam zur Tür. Aber bevor er sie erreicht hatte, klang hinter ihm ein Rns, ein Schrei, der ihn gewaltsam festhielt. Sein Name war es, der von ihren Lippen zu ihm drang, angefiiM mit einer Welt von Gefühl.

Bruno! Geh nicht, höre mich, d» darfst nicht von mir gehen I"

Er hatte stch umgewandl, ein fernes Hossiningslench- ten kam tn seine traurigen Augen.Soll das heißen, dag du mir das Urteil sprechen willst'? Um die anderen Menschen habe ich mich nie gekümmert, nur um dich. Wenn du mich srestvrechen könntest, Hedwig"

Ach, ich spreche nicht frei und ich verurteile nicht. Ich bin ja nur eine Frau. Mer ich weiß jetzt ist es mir klar geworden als du von mir gehen wolltest für immer daß ich ohne d'ch nicht leben kann, daß öu nicht von mir gehen darfst, Brmiol"

Weinend hatte sie die Worte gerufen. Setn Körper aber bebte jetzt vor Freude. Mit ausgestreckten, offenen Armen stand er vor ihr.

Soll das he'ßen verzeihen kann ja doch auch eine Frau soll es heißen, Hedwig, daß du mir der- seihst'? Daß du vergeben kannst und vergessen, was Hinter uns liegt, und mit mir zusammen hineingehen in ein neue? Leben'?"

Ia, ju, wir wollen vergessen, alles, alles vergessen und uns liebhaben wollen wir, Bruno, viel, vie! mehr noch als früher."

Hedwig, du weißt es nicht, wie glücklich du mich machst in diesem Augenblick. Aber das gelob- ich dir, ich will es verdienen."

Seine Arme nahmen sie ans, umfingen sie, hielten jie. Ohne zu sprechen, sahen sie einander an, und er küßte die Tränen fort won ihren ausleuchtenden Augen.

Eine kleine Weile standen sie so, zu tief bewegt, uni reden zu können. Tann erklang draußen ein Geräusch, das Oeffnen einer Tür, das Laufen kleiner eiliger Füße, die Helle rufende Stimme eines Kindes. Elli mär es, die vor einer Stunde mit einer kleinen Freundin fortgegangen war und nun zurückkam.

Vater, Vater, Vater!" so klang eS von draußen schon herein.

Und nun wurde die Tür aufgerissen. Em sprang ins Zimmer mit rotem, aufgeregtem Gesicht und einem kleinen Sträußchen von Veilchen in der Hand.

Vater, Vater, siel» doch her. Die ersten Veilchen von diesem Frühling. Bet Weidners Garten haben wir sie gesunden. Da ist eine Mauer, ganz in der Sonne. Da Hab' ich sie gesehen, und Hab« sts für dich gepflückt."

Er hob Mi zu sich empor, küßte sie und nahm die dunklen Blumen -ruS ihrer Hand.

,Hch danke dir, Mi. Aber warum soll ich allein die Veilchen haben'? Mutter ist ja doch auch hier/'

Mit einem liebenswürdigen, ein wenig verlegenen Lächeln schaute Las Kintz v-m einest znui andevtz. ^

.. - -Ach, Vater, k-'aS fff ja doch gleich, ob ich sie vir gevs ooer Mutter. Ihr beiden ge hört ja doch zusammen " ,Z)a, wir gehören zusammen." Cm großes, tieseS Ge­

wehte s,?.

anteS H^^ing-", sagte Düringer l?Hs.Unser

gutes Kind hat thn uz c,.z a

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H 8 L ien V 8 H iDkriviem

1.»ell er ein bplegelbllci ck«; Oeklerlebenr cler Qegenvcorl dielet. ,

8. »eil er ober olle bscisukomen kragen unserer 2eit In >Vl»en- rcbssl. Kumt. keliglon.polMkunck zVirlräiasl Korr, klar unri ru- ;ommenso;;enck unlerrllblet.

8. »eil er neben cler pslegs üe; Liebte; auch <iIeLiem0kkrös1ean- regi ckurck rellgenü;;l;ciis Olcti- Iungen.er;IKIo;;IgekrrüiiIungen ;o»Ie ou;ge»üblle stllcker unck dlolenbellogen.

4. »eil erln;elnsm.logebuch' «im ge;chlchtlich kecleulencis unct poIitI;chsVs;enIIIche berocugrelst.

8. »eil er auch ;ochlichs Lisgner >n cter .Offenen tiolle" ru V/oiiö kommen läßt.

8. »eil er cil« kkrsurctil vor ollem lckeiligen.Lirotzen unci strbobensn »okrl unck volk;be»uhte; Osubchlum pslegt.

7. »eil er. unobkSnglg von cler dlelnung lie; löge;, ;Ich nur cler 5iimme cle; Lie»!;;sn; vsront- »orllich »eih.

ItlonstssotirM kllr SsinUl uncl Seist

kesivnrlet von Z. k. ffrtis. von Lrotttui»

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vermischter

Li: Leiden eines russischen Fmscl-vcs. Vor einigen Zähren war in Nordsibirien, wie vor einiger Zeit berichtet wurde, ein Meteorit von solch gewaltiger Größe nieder­gegangen, daß sein Einschlag große Waldslrecken zerstörte und Waidbrände verursachte. Zm vorigen öcchr war eine Expedition unter Führung des Professors K u l > k abgescindt worden, um den Meteoreinfall wissenschaftlich zu unter­suchen. Ein Teil der Expedition war im Mai nach Moskau zurückgekehrt, Kulik aber war mit einem Genossen zurück­geblieben, um die Forschungen fortzusehen. Es wurde nun eine weitere Expedition ausgesandt, die die beiden halover- hunoerk und völlig erschöpft in den Urwäldern fand. Kulik und'sein Genosse wurden nach Moskau verbracht, er will ober !m Frühjahr wieder nach Nordsibirien aufbrrchen.

Eine Erklärung der Vulkanausbrüche. Der Direktor der Vesuv-Beobachtungsstelle, Alcssandro Malladr a. der jetzt an den Untersuchungen am Aetna teilnimmt, erklörie. daß seiner Meinung nach das Schlimmste^ am Ausbruch des Aetna vorüber sei. Es konnten noch einige kieme Ausbruche erfolgen, aber sie würden nur ein Abklingen bedeuten, da der Vulkan jetzt erschöpft sei. Die während der letzten zwei Tage engestellten Beobachtungen am Krater und entlang des Lavastroms haben gezeigt, daß die Masse nicht mehr bissig ist.

lieber die letzten kleinern Ausbrüche des Vesuvs wkiärte Malladra, daß er eine ungewöhnlicheTäiig- ' eit des Berges während der ersten Tage des Dezember voraussehe. Dieses sei das Ergebnis der Stürme, die in der letzten Zeit das Ailantilckie Meer heim- zesucht hätten.Ich teile die Ansicht, daß ein best! mni­es Verhältnis zwischen Beben und vulka- bischer Tätigkeit und dem Wetter besteht. Wäh­rend des Monats Oktober war in Italien ungewöhnlich schöne Witterung. Aber der November ist stürmisch und weist große Negenfälle auf. Regenwasser sind mit dem feuerflüssigen Magma in den Vulkanen in Berührung gekommen. Hier­durch ist Sauerstoff erzeugt worden, der seinerseits wieder die Ausbrüche hervorrief. Derselbe Vorgang spielt sich setzt im Vesuv ab und das Ergebnis werden mehr oder minder hef­ige Ausbrüche sein. Die gleichen Beziehungen zwischen dem Vetter und der Tätigkeit von Vulkanen hat man auch be-

üts in Japan und auf den Philippinen beobachtet.

»

Die Ausländer in London. Im Unterhaus teilte der aus­länderfeindliche Minister des Innern mit, daß sich neben anderen Ausländern zurzeit in London 11 000 Deutsche, 10 000 Franzosen und 14 000 Italiener aushalten.

Reiche amerikanische Erbschaft. Bei ei» m Forstbeamten In Breitau (Hessen-Nassau) steht die Waise Maria Novacik in Dienst. Sie hat ihre Eltern nie gekannt. Die Mutter starb kurz nach der Geburt und der Vater war schon vorher nach Amerika ausgewandert und ließ nichts mehr von sich hören. Das Mädchen wurde im Waisenhaus erzogen und mußte sich dann sein Brot als Dienstmädchen verdienen. Kürzlich erhielt es von einem Anwalt in Los Angeles (Kali­fornien) die Mitteilung, daß dort der Mister James Narris Novacik gestorben sei und ihr als alleiniger Erbin ein Var­vermögen von 60000 Dollar und zwei Hotels hinterlassen habe.

Gelvstyttfe württemverg. Deuaereivetrleve

seserMver Glast, GesnernSe und KSrperfryasten.

(Diese Kundgebung erscheint in der Tagespreise des Landes.)

Der wirtschaftlichen Notlage gehorchend, die von Tag zu Tag immer drückender wird, hat sich, gestützt auf einen Beschluß des Landtags, eine

VereinLAsrzsA ÄsüE. VuObruckereten

gebildet, die sich die Aufgabe gestellt hat, eine

rationeKe ^eiwirtsöhafturig de«» veySrd». Formulars"

vorzunehmen und zwar sowohl in Bezug auf Vereinheitlichung, Vereinfachung u. Prcisnormienmg, als auch hinsichtlich einer ge­rechten Vertilgung behördlicher Druckaufiräge an die seit Jah­ren benachteiligten Buchdruckereien des Landes.

Was die Buchdruckereien im besonderen dazu veranlaßt hat, sind vorwiegend folgende Tatsachen:

1. Trotz der auch den Buchdruckereien auferlegten harten Steuerpflichten erfahren die gewerbl. Betriebe der öffentlichen Hand, für deren Existenz die gesetzliche Grundlage fehlt, dau­ernden Ausbau und Zuwachs.

2. Viele Aemter unterhalten eigene Druckapparate und Ma­

schinen, wodurch die örtlichen Druckereien mehr und mehr auS- geschaltet werden. ^

3. Die Formularherstellung ist in wenigen Händen konzen­triert, sodaß sich ein Monopol hierfür entwickelt hat, das die Druckereien im Lande nahezu völlig verdrängt.

4. Reichsbehördliche Staaisämter, wie Verkehrsanstalten und Finanzbehörden, decken ihren Riesenbedarf an Drucksachen mehr und mehr bei den in Berlin, der Reichshauptstadt, ansäs­sigen Druckereien, wodurch lebenswichtige Wirtschaftsinkeressen der Länder, also auch Württembergs, völlig unberücksichtigt bleiben. Gegen Berliner Zentralisationsgelüste heißt eS auch für uns, entschieden Stellung zu nehmen.

5. Eine weitere bedauerliche Tatsache ist es, daß man in den

Strafanstalten best eingerichtete Buchdruckereien vorfindet, die neben den Gefangenen, auch sonstige Arbeitskräfte beschäftigen und nahezu den ganzen Bedarf an Formularien für die Ge­richtsbarkeit liefern. /

Wenn man diese Erscheinungen vorurteilsfrei überblickt und sie in ihren Auswirkungen auf das heimische Druckgewerbe be­trachtet, so kann man diesem das Recht nicht streitig machen, auf eine Besserung dieser Schäden energisch hinzuwirken. Dies ist natürlich nur möglich in Verbindung minder Beam tenschaft ,

die an der Erhaltung eines gesunden Mittelstandes ein ebenso großes Interesse haben muß, wie jeder andere Staatsbürger.

Die aus Buchdruckereien des Landes gebildete Genossen­schaft erstrebt daher,

daß in Zukunft zur Deckung des Formularbedarf», auch die bislang benachteiligten Buchdruckereien des

4L-

Landes herangezogen werden, die in ihrer Zentral« dem Formular eine sachgemäße Bearbeitung zuteil werden lassen und Gewähr geben, daß auf Grund fester Preisnormierung dem üb- !

lich«n S u b m i s s i o n s w e s e n, das nur !

zum Ruin des Gewerbes führt, Einhaltgeta« wird. '

Bei der großen Zahl der Buchdruckereien, die auf eine Zu­teilung von behördlichen Druckaufträgen rechnen, kann sich die Landesorganisation nicht mit gelegentlichen Trostaufträgen be­gnügen, vielmehr ist sie gehalten, die Verwaltungsämter vor die Frage zu stellen, mit welchem Teil ihres gesamten Drucksachen­bedarfs die Genossenschaft zur Verteilung und Drucklegung rechnen kann.

Der Bedarf der ea. 60M selbständigen Aemter und Dienst­stellen der Staats-, Gemeinde- und Körperschaftsverwaltungen an Drucksachen, ist vor dem Kriege beinahe ausschließlich in den württembergischen Buchdruckereien gedeckt worden. Heute ist diese Herstellung fast ganz in die Hauptstadt des Landes und des Reiches abgewandert, ein Zustand, der dringend der Abhilfe bedarf. WoeinWilleist, da istaucheinWeg. Ihn in Verbindung mit der verantwortungsbewußten Beam­tenschaft zu suchen, ist unsere Hauptaufgabe. Unseren Bestre­bungen kann sich niemand entziehen, der weiß, daß ein ge­sundes Gewerbe die Grundlage alle« Wirt­schaft»- und Steuerpolitik sein muß.

Hoffen wir, daß daher auch dem Buchbruckgewerbe wieder diejenigen staatlichen und behördlichen Aufträge zuteil werden, auf die es durch seine Geschichte, seine Leistungsfähigkeit und Bedeutung im Wirtschaftsleben des Landes Anspruch hat.

JormMzeolrale Miiig. BWnikettir»