Im Hauplqartier am 9. November

DieKreuzzelkung" veröffentlicht folgende Erklä­rung Hindenburgs: In dem Äussah3m Hauptquar­tier am 9. November" der Nummer 531 desBerliner Tage­blatts" vom 9. November ds. 3s. hat leider ein ehemaliger preußischer Offizier behauptet, daß Seine Majestät der Kai­ser und König in fluchtartiger Hast und lediglich der Sorge seiner Umgebung für seine Person nachgebend", nach Hol­land abgereist sei. Ich verweise demgegenüber auf die in Nr. 348 der . Kreisleitung" vom 27. Juli 1919 veröffent­lichte gemeinsame Erklärung des Generaloberst von Pessen, des Staatssekretärs von Hinhe, der Generale Freiherr von Marschall und Graf von Schulenburg, sowie von mir. Aus dieser Erklärung geht einwandfrei hervor, daß der Ent­schluß des Kaisers auf meinen und anderer Nak erstnachqualvollen Seelenkämpfen vom Kaiser gefaßt und ausgeführk wurde, um die Fortsetzung des Krieges oder einen Bürgerkrieg zu vermeiden, und.dadurch dem Bakerland Not und Elend zu ersparen.

gez. von Hindenburg.

Mkllemberi

Stuttgart, 12. November.

Bom Landtag Der Finanzausschuß erledigte den Be- amkengesehenkwurf bis Art. 182 mit unwesentlichen Ab­änderungen. Der Berwalkungs- und Wirtschaftsausschuß ist in der Gemeindeordnung bei Art. .141 angelangt. Be­züglich der Bereinigung von Weil im Dorf mit Feuer­bach wurde beschlossen, daß die bisherigen emeinderäte von Weil im Dorf ihr Amt ohne Neuwahl bis zur Bereinigung beider Gemeinden forkzuführen haben.

Amtsniederlegung. Oberregierungsrat Prof. Dr. K. O. H a r t m a n n, der verdienstvolle Leiter des württembsr- gischen Gewerbe- und Fachschulwesens in 25 Jahren, hat sein Amt niedergelegt und wird Vorlesungen an der Tech­nischen Hochschule in Stuttgart halten.

Silberhochzeit. Stadtpfarrer Leyrer an der Paulus­kirche feierte am Samstag die silberne Hochzeit. Der Kir­chenchor brachte unter Leitung von Direktor Metzger dem Jubelpaar ein Abendständchen.

Grundstückskauf der St Elisabekhengemeinde. Die ka­tholische Elisabethengemeinde hat das Anwesen der Piano­fortefabrik von E. Krauß, Schwabstraße 70 und 74 (gegen­über dem Hof der Moltkekaserne) um den Preis von 360 000 Mark käuflich erworben. Das Grundstück umfaßt zwei Wohnhäuser. 3 Fabrikgebäude, einen Schuppm, zusammen xund 20 Ar. Der Krankenschwesternverein will dort einen Kindergarten, einen Kinderhort, eine Kindergrippe und eine Kinderküche, ferner Versammlungslokale für die Vereine und einen Gemeindesaal unterbringen. Außerdem sollen einige Wohnungen eingebaut werden. Zu der Kaufsumme hat die Landesversicherungsanstalt Württemberg k n Be­trag von 200 000 Mark gegen mäßige Verzinsung jn Aus­sicht gestellt, den Rest müssen die Gemeindeglieder auf­bringen.

Der Männerturnverein Stuttgart, der älteste der Stutt­garter Turnvereine er besteht seit 85 Jahren hat be­schlossen, im Gelände Vogelsang eine eigene Turnhalle zu erbauen und ein eigenes Freibad zu errichten. >

Stuttgart, 12. Nov. Die Lage des Arbeits­marktes. In der Berichtszeit vom 1. bis 7. November betrug die Gesamtzunahme der unterstützten Arbeitslosen 2331 Personen (1970 Männer und 361 Frauen) gegen 1695 (1445 Männer und 250 Frauen) in der Vorwoche. Am 7, November bezogen 32 908 Personen die versicherungs- mäßige Arbeitslosenunterstützung und 4400 die Krissnunter- stützung gegen 30 651 bzw. 4326 am 31. Oktober. Die Ge­samtzahl der Unterstützten ist von 34 977 auf 37 308 gestie­gen. Davon waren 29 725 Männer (gegen 27 755 am 31. Oktober) und 7583 Frauen (gegen 7222). Auf die Arbeitsämter in Württemberg und Hohenzollern trafen 10155 (gegen 8762) und auf die Arbeitsämter ln Baden 27 153 (gegen 26 215) Hauptunterstützungsempsänger. Im Gesamtbezirk des Landesarbeitsamts kamen am 7. Novem­ber aus 1000 Einwohner 7,4 Unterstützte gegen 7,0 am 31. Oktober.

^ Stuttgarter Lichtsesi. Das große Ereignis der Lichtschau am Sonntag abend war das Feuerwerk, das auf den die Stadt umgebenden Höhen Kriegsberg, Karlshöhe, Schiller­eiche und Uhlandshöhe von der Deutsche Pyrotechnische Fa­briken AG., Werk Cleebronn, um 6 Uhr abgebrannt wurde. Das Feuerwerk, das die neuesten Erzeugnisse der Pyro­technik vorführte, bot allenthalben einen prächtigen Anblick.

Stuttgarter Weihnachismeffe. Die Messe beginnt Heuer am Montag, 17. Dezember, und endet Montag, 24. Dezem­ber, Nachmittags 2 Uhr. Die Möbelmesse ist auf 3 Tage be­schränkt und findet von Mittwoch, 19., bis Freitag, 21. Dez., in der Gewerbehalle statt.

Ungetreuer Krankenkassenverwaltsr. Das Schöffen­gericht hat den früheren Verwalter der Zuffenhausener Ortskrankenkasse, Christian Frank von Ruppertshofen, wegen Veruntreuung von 6000 °4l zu 3 Monaten Gefäng­nis verurteilt.

Aus dem Lande

Ludwigsburg, 11. Nov. Hohes Alter. Kammacher­meister Friedrich Mezger feierte gestern in guter Ver­fassung den 91. Geburtstag.

Ludwigsburg, 12. November. Vergrößerung des Zuchthauses. Am Samstag wurde em moderner Schlaf­zellenbau vom Bezirksbauamt der Justizverwaltung über­geben. Landesstrafanstaltsdirektor Dr. Weißenrieder wies in seiner Ansprache darauf hin, daß dieser Bau für ganz Württemberg eine Neuerung von grundsätzlich r Be­deutung darstelle. Der neue Bau ist 83 Meter lan^ und fast 14 Meter breit, dreistöckig mit hohem Untergeschoß, mit Ergehungshöfen, günstigem Oberlichteinfall usw. Er ent­hält 208 Einzelschlafzellen, einschließlich von 4 Arbeitszellen, dann 6 Gemeinschaftszellen für je 6 Gefangene. Baurat Jeremias gab folgende Erläuterungen über den neuzeit­lichen Schlafzellenbau: Nach zweijähriger Bauzeit wurde der Schlafzellenbau für 240250 Gefangene (meist Einzel­schlafzellen) unter folgenden Gesichtspunkten geschaffen: Un­terbringung in gesunden, gut gelüfteten, trockenen, nach den Vorschriften belichteten Schlafräumen von ausreichender Größe, dabei Ausbruch- und Feuersicherheit.

Heilbronn, 11. Nov. Unter st ühungsschwindler. 3n Böchingen und Sontheim sind in letzter Zeit, hauptsäch­lich bei Pfarrämtern und kirchlichen Gemeinschaften, zwei

UnkerstÜtzung'sschwindler ausgetreten, die unter ünMhreU Vorbringen Geld erschwindelten. --

Böblingen, 12. Nov. Wiedereröffnung des Sanatoriums. Das Sanatorium Schönbuch bei Böb­lingen wird als Tuberkulosenkrankenhaus des Württ. Lan­desverbands zur Bekämpfung der Tuberkulose am 20. Nov. wieder eröffnet werden. Die Anstalt ist nach den Plänen von Architekt Richard Stahl erweitert worden; die Leitung bleibt in den Händen von Dr. Brühl.

Sindelfingen, 12. Nov. HohesAlter. Frau Hausch Wwe. feierte gestern in bester Gesundheit den 96. Geburts­tag. Die Greisin beschäftigt sich noch den ganzen Tag ohne Brille mit Lesen und Stricken.

Deufringen OA. Böblingen, 12. Nov. A n g e s ch o s s e n. Als der ledige Bauer Wilhelm Schneider im Gemeindewald in kniehohem Pflanzenbestand Besenreisig schnitt, wurde er von dem Jagdaufseher angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Der Jagdaufseher sagte aus, er habe Schneider für einen Rehbock gehalten.

Wart, OA. Nagold, 12. Nov. Treue Dienste. Seit 35 Jahren ist die nunmehr 60 I. a. Dienstmagd Anna Maria Theurer ununterbrochen im Dienst des Gutsbesitzers und Schultheißen a. D. Ioh. Lutz und dessen Eltern.

Neuffen. OA. Nürtingen, 12. Nov. Jagdglück. Dem Jagdpächter Jakob Hermann von Nürtingen gelang es, im hiesigen Gemeindewald Weinschnait mittels einer Falle (Tellereisen) zwei Edelmarder zugleich zu fangen.

Kusterdingen, OA. Tübingen, 12. Nov. Orksvor- steherwahl. Bei der am Samstag vorgenommenen Orksvorsteherwahl wurden von 1062 Stimmberechtigten 900 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf den Kandidaten Berwalkungspraktikank Polster aus Kusterdingen 700 Stimmen, Kontrolleur Neuhaus beim Elektrizitätswerk Stuttgart 200 Stimmen. Polster ist somit gewählt.

Mchishausen, OA. Münsingen, 12. Nov. Belm Holz­fällen tödlichverunglückt. Der 65 I. a. Land­wirk Andreas Ott von Dürrenskekken, das zu hiesiger Ge­meinde gehört, wurde von dem ersten gefällten Baum so schwer getroffen, daß er sofort tot war. Es ist dies in unserer kleinen Gemeinde Heuer schon der dritte tödliche Unglücksfall.

Dürrenzimmern OA. Brackenheim, 12. Nov. Groß­serie r. Am Sonntag abend brach in dem großen Anwesen des Landwirts Per rot Feuer aus, das sich rasch auf die benachbarten Scheuern ausdehnte. Dem riesigen Feuer fielen das Wohnhaus der Pauline Auderer und Christiane Schlager sowie fünf Scheuern von Karl Perrot, Karl Schil­ling Wwe., Ludwig Schilling alt, Andreas Herwige Wwe. rwd die gemeinsame von Christ. Herwige und Ioh. Heiß Wwe. zum Opfer. Die Feuerwehren von Dürrenzimmern, Brackenheim, Meimsheim, Nordheim und die Motorspritze von Böckingen hatten harte Arbeit, um das Feuer zu be­wältigen. Die Frauen halfen beim Wasser beschossen wacker mit. Der Schaden ist groß. Viel Frucht und Futter ist verbrannt. Der Brand nahm da seinen Anfang, wo der große Brand vom 30. Januar d. I. aufgehört hat. Es wird wieder Brandstiftung vermutet.

Steinheim a. d. Murr, 12. Nov. Ortsvorsteher­wahl. Bei der gestern hier stattgesundenen Ortsvorsteher­wahl erhielt Obersekretär Bauer von der Miniskerialab- tellung für Bezirks- und Köroerschastsverwaltrmg, Stuttgart. 368 Stimmen, Obersekretär S ch m-i d t beim Oberamk Besig­heim 344 Stimmen und Sckulkbeiß S ! lcher - Warmbronn 130 Stimmen. Obersekrekär Bauer ist somit gewählt.

Calw, 12. Nov. Stadls ck n lkbeißenwahl. Bei der gestrigen Skadtschultbeißenwahl haben von 3547 Wahl­berechtigten nur 1854. also etwas mehr als die Hälfte, ab- gestimmt. Es entfielen auf den bisherigen Stadkvorstand Göhner 1848 Stimmen.

Heidelberg, 12. Nov. Das Preisgericht für den Neubau der Universität Heidelberg hat entschieden: 1. Preis Architekt Gruber - Danzig, 2. Preis Prof Freese - Karlsruhe, 3 Preis Architekt K u h n - Heidelberg, lobende- Erwähnung Architekt S ch m i t t h e n n e r - Stuttgart. Für den Neu­bau hat bekanntlich der amerikanische Botschafter Dr. Schurmann in Berlin, der seinerzeit in Heidelberg stu­diert hak, in Amerika 1,6 Million Mark gesammelt.

Mühlacker, 12. Nov. Einbruch. In der Nacht auf Sonntag wurde im Gasthaus zurRose" ein Einbruch ver­übt. Es wurden im Laden Wurstwaren und ein kleiner Betrag an Bargeld entwendet. Der Einbrecher ist durch ein Fenster eingedrungen.

Sulzbach a. d. Murr, 12. Nov. MLrrlaufverbes- serung. Mit der Murrlaufverbesserung soll es nun im Frühjahr ernst werden. Gegenwärtig wird mit den be­teiligten Werkbesitzern verhandelt. Eine Feldbereinigung wird auf den Markungen Sulzbach, Bartenbach, Schleiß­weiler und Harbach mit verbunden werden.

Auf eine 50jährige Berufstätigkeit kann Apotheker Ka­mi nsky zurückblicken. Im engeren Freundeskreis wurde dieser Anlaß kürzlich gefeiert.

Ehingen a. D-, 12. Nov. Der Zusammenbruch von Erbach. Zur Erledigung des Konkursverfahrens gegen die Mühle-, Bezugs- und Absatzgenossenfchafk Erbach waren viele Landwirte aus Erbach und Umgebung ein- gekroffen, die sich um ihre Haftsummen und zum Teil auch noch um Darlehen, die sie der Genossenschaft gewährt hatten, geschädigt sehen. Ihr Unmut war begreiflich. Sie brachten als Haupkeinrede vor, daß die Genossenschaft von dem Geld nichts erhalten habe, die ganze Angelegenheit sei ein großer Betrug. Am Schluß der stürmisch verlaufenen Sitzung er- Sffnete das Gericht, daß der Gerichtsbeschluß über die vor- zebrachten Einreden in der kommenden Woche verkündigt verde. Die Verkündigung hat inzwischen statlgefunden. Sämtliche Einreden, mit Ausnahme derjenigen der Ge- neinde, die von ihrem Amtsverweser Boxler vorgebrachk vurde und derjenigen einer Witfrau wurden verworfen und !>is Haftsummen für vollstreckbar erklärt. Dem Konkurs­verwalter bleibt nun nichts mehr übrig, als die Haftsum­men, von denen etwa 140 000 Mark in die Gemeinde Er­lach und etwa 135 000 Mark in die umliegenden Gemeinden rntfailen, beizukreiben. Im ganzen werden etwa 170 Ge- wssen betroffen. Den meisten davon wird die Bezahlung ihrer oft mehrere tausend Mark betragenden Haftsumme nur durch Aufnahme einer Hypothek möglich sein.

Tettnang, 12. Nov. Beschwerde gegen das Ar­beitsamt. Die christlichen Berufsverbände haben beim Landesarbeitsamt Beschwerde erhoben gegen die Verfügung des Arbeitsamts Ravensburg, daß die Arbeitslosen im oberen Bezirk Tettnang sich täglich bei dem zuständigen Ar­beitsamt in Ravensburg, wo auch die Unterstützungen aus- bezablt werden, zur Kontrolle zu stellen hcchen. Die Arbeit?»

losen verlangen,'daß die Kontrolle und Auszahlung einer Behörde in Tettnang übertragen werde.

Friedrichshafen, 12. Nov. Das Luftschiff kann besichtigt werden. Das LuftschiffGraf Zeppelin" kann von heute ab an allen Tagen, an denen es keine Fahrten unternimmt, wieder besichtigt werden, und zwar werktags in der Zeit von 24 Uhr, Sonntags in der Zeit von 14 Uhr nachmittags. Das Eintrittsgeld beträgt 1 -4t.

Die Sonnenfinsternis. Von der Sonnenfinsternis am Montag war wegen der November-Bewölkung nichts zu sehen. Es war die einzige von den fünf dieses Jahrs, die in unserer Gegend sichtbar gewesen wäre. Die Teilverfinsterung begann morgens 8.33 Uhr und endigte nach 11 Uhr.

Brandfälle in Württemberg. Das Jahr 1926 weist 1218 Brandfälle auf, bei denen 1742 Gebäude betroffen und 464 davon völlig zerstört wurden. Unter den 1742 Lrand- gebäuden waren 815 Wohnhäuser, 199 landwirtschaftliche Gebäude, 132 gewerbliche Anlagen, 65 sonstige Gebäude und 7 Kirchen. Die Ursachen der Brandfälle sind 40 er­wiesene und 102 mutmaßliche Brandstiftungen. Durch Fahrlässigkeit entstanden 197 Brandfälle. Blitzschläge haben 255mal gezündet. 63 Explosionen und 35 Selbstentzündun­gen kamen vor. Fehlerhafte Feuerungseinrichtungen bil­deten 53mal die Brandursache. Durch Spielen von Kindern mit Feuer kamen 29 Brände aus. (Überhaupt wurden bei den 1218 Brandfällen von 965 die Ursache bekannt, wogegen 253 unaufgeklärt blieben. In der Gebäudebrandversicherung waren nach den Mitteilungen der Gebäudebrandversiche­rungsanstalt im Jahr 1926 versicherte Gebäude 734 978 mit einem Versicherungsanschlag von 6 419 604 613 und einem Umlagekapital von 11942 871248 Mark. An Brandent­schädigungen wurden 6 527 245 Mark bezahlt und an Um­lagebeträgen 9 567 808 Mark erhoben. Zur Förderung des Feuerlöschwesens wurde schon 1868 eine Zentralkasse ge­gründet, die 1926 einen Vermögensstand von 278 214 Mark auswies und neben den Beiträgen zur Abrüstung von Feuerwehren, Anschaffung von Feuerwehrgerätschaften und zu Wasserleitungen für Feuerlöschzwecke auch an beruflich geschädigte Feuerwehrmänner und an Hinterbliebene Bei­träge zahlt.

Aus -em vers«rg«ngswesen in Württemberg

Stuttgart, 12. November. Vor den Vertretern der Lan­desorganisationen der Kriegsbeschädigten und -Hinterblie­benen berichtete Direktor Roßmann vom Hauptversor­gungsamt Stuttgart über den gegenwärtigen Stand der Reichsversorgung in Württemberg. Zur Zeit des bei den Versorgungsbehörden im Jahr 1924 durchgeführten Behör­den- und Personalabbaues, der die Versorgungsämter in Württemberg von 18 auf 4 vermindert hat, gingen jährlich rund 5000 Neuanträge auf Rente, Anträge auf Renten­erhöhung, Kapitalabfindung, Badekuren und Beamten­scheine ein. Seither steigt die Zahl dieser Anträge, die natürlich nur zum Teil erfolgreich sein können, fortwährend. Im Zusammenhang mit dem 5. Gesetz zur Aenderung der Reichsversorgungsgefetzes vom Dezember 1927 ist die Zahl dieser Anträge feit dem Beginn des Jahres 1928 auf min­destens 25 000 angewachsen.

Laufende Rentenakten waren vorhanden im Jahre 1924 rund 56 400, am 1. Oktober 1928 rund 61400, Kopfzahlen der versorgungsberechtigten Personen am 21. Mai 1928 (ohne Kapitulanten und Ruhegehaltsempfän­ger) 28 324 Beschädigte und 50 469 Witwen, Waisen und Eltern und außerdem rund 3000 Akten über Ruhegehalts­empfänger (Offiziere und Beamte der alten und neuen Wehrmacht usw. und Hinterbliebene von solchen): noch rund 1700 in Württemberg wohnende Teilnehmer an den Kriegen 1866, 1870/71 beziehen die Veteranenbeihilfe. Dazu kommen 4000 Erziehungsbeihilfe-Anträge mit einem Jah­resaufwand von rund 600 000 RM., Neufeststellungen we­gen Familienstand- und Wohnsitzoeränderungen usw. Auf Grund der Reichstagsentschließung vom 5. April 1927 sind im Bereich des Hauptversorgungsamts Stuttgart im Weg des Härteausgleichs Versorgungsgebührnifse in 128 Fällen bewilligt worden. Für Kapitalabfindungen, an Stelle eines Teils der laufenden Versorgungsgebührnifse. sind seit 1924 rund 14 Millionen RM. verausgabt worden, die hauptsächlich dem Baumarkt des Landes zugeflossen sind. Von rund 15 000 im Jahr 1923 abgefundenen Empfängern einer Rente von 20 Proz. haben etwa zwei Drittel inzwischen wieder Rente beantragt: etwa ein Viertel dieser Anträge war erfolgreich. Von den Beamte nfcheininhabern sind 466 als Beamte und 161 als Angestellte im öffentlichen Dienst beschäftigt; etwa ein Drittel der Beamtenschein- inhaber ist noch nicht einberufen oder hat sich überhaupt noch nicht um Anstellung aus Grund des Beamtenfcheins beworben. ,

Die Versorgungskrankenanstalten lm Be- reich des Hauptversorgungsamts Stuttgart werden infolge verschiedener baulicher Erweiterungen und Verbesserungen, die mit einem Kostenaufwand von annähernd 1 Mill. RM. durchgeführt worden sind, künftig über rund 400 Betten ver­fügen. In diesen Anstalten, die auch aus andern Hauptver- sorgungsamtsbezirken beschickt werden, wurden in der Zeit vom 1. April 1928 bis Ende Oktober 1928 rund 1300 kur­bedürftige Beschädigte aus Württemberg behandelt. Die von Amts wegen vorzunehmenden ärztlichen Nach­untersuchungen der Beschädigten sind für das Jahr 1928 völlig eingestellt worden und werden auch im kommenden Jahr kaum in nennenswertem Umfang durch­geführt werden können.

Die Gesamtausgaben in Württemberg werden im Rechnungsjahr 1928 rund 65 Millionen RM. (einschließlich^ 9 Millionen RM. Zusatzrente) erreichen.

Lokales.

Wildbad, den 13. November 1928.

Vom Liederkranz. Dem Sangesbruder Gustav Eitel (Rennbachstraße) wurde gestern abend anläßlich seiner Hochzeitsfeier ein wohlgelungenes Ständchen dargebracht. Da die Gelegenheit günstig war (Nähe der Rennbach­brauerei), fanden sich die Teilnehmer am Ständchen zu einem gemütlichen Abend im Lokal der Rennbachbrauerei zusammen, der zu aller Zufriedenheit verlief. Wann die Letzten ihren heimatlichen Penaten zustrebten, ist dem Chro­nisten unbekannt.