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Nummer 261

Fernruf 179

Dienstag den 6 November 1928

Fernruf 179

63. Jahrgang

Jimerpolitische Krise in Seulschlaud?

Panzerkreuzer und Lriegstribut

Deutschland geht der Zeit entgegen, wo über die End­summe des Kriegstributs verhandelt werden soll. Einer Zeit also, der man mit gesammelter Kraft und einheitlich ge­spannten Nerven entgegen leben müßte. Aber gerade jetzt scheint uns eine innerpolitische Krise zu drohen. Um der 80 Millionen willen, die der Panze-rkreuzer kostet und die sich auf vier Jahre verteilen: im anderen Fall handelt es sich um einen Jahrestribut von 2,5 Milliarden, in vier Jahren also um 10 Milliarden.

Ob uns ein restlicher Kriegstribut von 30 oder von 132 Milliarden aufgebrummt wird, ist doch für Deutschland und für jeden einzelnen Deutschen von größter Bedeutung. Für diese hochwichtigen Verhandlungen in Paris müßte also die deutsche Reichsregierung im eigenen Lande einen unbedingt festen Stützpunkt haben. Aber gerade jetzt ziehen Krisen­anzeichen auf. Die größte Fraktion des Reichstages hat einen Antrag eingebracht, der beschleunigt behandelt werden soll: den Bau des Panzerkreuzers einzustellen. Das Reichs­kabinett, in dem vier Mitglieder der sozialdemokratischen Partei sitzen, wird nicht umhin können, sich mit dem An­trag zu beschäftigen. Er bedeute im Grund genommen einen Mißtrauensantrag gegen das Kabinett, das seinerzeit bekanntlich einstimmig beschlossen hat, den Bau des Panzerkreuzers zu beginnen. Es wird sich also darum han­deln, ob die vier sozialdemokratischen Minister ihre damalige Zustimmung zurückziehen, oder ob sie es auf das Ergebnis der Abstimmung im Reichstag ankommen lassen wollen.

Das Zentrumhat seinen Fraktionsmitgliedrn die Ab­stimmung freigegeben. Was die Deutsche Volks- Partei betrifft, so befindet sie sich in einer parteipolitisch schwierigen Lage. Die Deutsche Volkspartei erhebt Anspruch, daß sie auch in Preußen in die Große Koalition ausgenom­men werde. Stimmt sie gegen die Einstellung des Panzer­kreuzerbaues, so wird sie voraussichtlich die preußische Koali­tionstüre verschlossen finden; stimmt sie für den sozialdemo­kratischen Antrag, so handelt sie gegen ihre ganze Ueber- lieferung, was ihrer Wählerschaft wohl nicht gleichgültig wäre.

Bei der ersten Beratung der Panzervorlage erklärte Reichswehrminister Gröner: Ich stehe und falle mit dem Panzerkreuzerebau!" Es wird also schon mit Rücksicht aus den Reichswehrminister, der bekanntlich zur Demokratischen Partei zählt, nicht ohne Schwierigkeiten abgehen, die unter den obwaltenden Umständen leicht zu einer ernsten Krise führen könnte.

Houghtons Rücktritt

Der Rücktr tt des amerikanischen Botschafters Alanson Digelow Houghton in London hat Aufsehen erregt. Houghton war der erste Botschafter, den die amerikanische Regierung nach dem Krieg 1922 wieder nach Berlin gesandt hat. Er war bemüht, während seiner dreijährigen Amts­tätigkeit in Deutschland, eine echte gegenseitige Freundschaft anzubahnen. 1925 wurde er nach London versetzt. Es ist kein Zweifel, daß sein jetziger Rücktritt mit der Ent­fremdung zusammenhängt, die seit dem Mißerfolg der Genfer Abrüstungskonferenz immer stärker zwischen Eng­land und den Vereinigten Staaten wahrzunehmen ist. lieber das engl.ich'französische Flottenabkommen Hot Houghton fick sehr scharf in Washington ausgesprochen. Als sein wahrscheinlicher Nachfolger in London wird der gegenwärtige Schatzsekretär Mellon genannt. Houghton wird sich in dm Senat wählen lassen und soll für den wich­tigen Posten des Vorsitzenden des Senatsausschusses für Auswärtiges vorgesehen sein, falls Hoover am Dienstag zum Präsidenten gewählt wird. Hougthon, der in Deutsch­land studiert hat. ist bei bin deutschstämmigen Amerikanern sehr beliebt. Er hat in den Wahlfeldzügen für Coolidge und für Hoover den Auftrag erhalten und mit Erfolg aus­geführt, die deutsch-amerikanischen Stimmen zu werben.

Der am 6. November neu zu wählende Präsident wird bekanntlich am 4. März n. I. sein Amt ill'-rnehmen.

Neueste Nachrichten

Erhöhung der Umsatzsteuer?

Berlin. 5. Nov. DerDemokratische Zeikungsdienst' meldet, Reichsfinanzminister Ailferding beabsichtige, eine Wiedererhöhung der Umsatzsteuer. Skeuerpolitiker des Zentrums und der Deutschen Volkspartei seien bereits für den Plan gewonnen.

Die Festsiellungsklage der Gruppe Rordwest eingereicht

Essen. 5. Nov. Der Arbeitgeberverband Nordwest Hot die Feststellungsklage darüber, ob 'der Schiedsspruch vom 27. Oktober rechtgültig sei, beim Arbeitsgericht in Duis- bura einaereicbt.

lagesspiegel

Der preußische Landtag richtete einen herzlichen Will- kommgruß an Führer und Mannschaft desGraf Zeppelin".

Der 80 Jahre alte Erzbischof von Lankerbury, Dr. David son. der Primas von England, tritt am 12. No­vember. dem Tag feiner goldenen Hochzeit, in den Ruhe­stand. Er ist vom König jn den nicht erblichen Pairs- Stand erhoben worden, damit er den Sitz im Oberhaus» den er kraft feines Amts inne hakte, beibehalten kann. Er ist der erste Primas seit der Reformation, der in den Ruhestand getreten ist.

Im Aussperrungsgebiet herrscht immer noch Ruhe. Die Weisungen der Gewerkschaftsführer werden befolgt.

Swaerwald zum Lohnkampf

Nürnberg, 5. Nov. Jn einer Versammlung der christ­lichen Gewerkschaften m Nürnberg führte der Reichstags­abgeordnete Sieger wald (Zentrum) aus, die Eisen- hllttenarbeiter haben bei achtstündiger Arbeitszeit zu den am schlechtesten bezahlten Arbeitern gehört. Die Schm-eng- keiten der deutschen Wirtschaft müssen auf dem Weg über die allgemeine Wirtschafts- und Verkehrspolitik überwunden werden. Er dürfe nicht Vorkommen, daß Arbeits-, Finanz- und Wirtschaftsministerium gegeneinander arbeiten. Wenn Reichsbahn und Reichspost mit Tariferhöhungen aon 400 Millionen Mark die Wirtschaft belasten dürfen, um ihre Löhne und Gehülter'zu erhöhen, so müsse die Wirtschaft auch 50 Millionen zur Erhöhung der Löhne der Hüttenarbntei tragen können.

Der Räumungsschwindel

Mainz, 5. Noix Bon französischer Seile ist amtlich be­stritten worden, daß die aus der zweiten Besehungszone ge­zogenen Truppen in der dritten Zone untergebracht werden. Es ist aber Tatsache, daß am Rhein noch immer 54 751 Franzosen stehen, während nach der durch Vertrag vom Herbst v. I. festgesetzten Besatzungsstärke es nur 45 000 Mann sein dürften. Die Franzosen haben sich über den Vertrag einfach hinweggeseht. In der. dritten Zone stehen heute allein 51 856 Mann, darunter 45 165 Fran­zosen, ungerechnet die Besatzungen des Saargebiets und des Brückenkopfs Kehl mit zusammen 2000 Mann.

Kundgebung gegen die Revolution

München, 5. Nov. Die Krieger-, Veteranen- und Regi­mentsvereine, der Bayerische Heimat- und Königsbund, und die Wehrverbände veranstalteten gestern unter riesiger Be­teiligung der Bevölkerung an der Münchener Siegessäule eine Kundgebung gegen die Novemberrevolution 1918.

6N00V Bauern in Rom Bedeutsame Worte Mussolinis

Rom. 5. Nov. Auf dem Venediger Platz in Rom fand gestern auf Einladung Mussolinis eine große Kundgebung der italienischen Bauern statt. Trotz des strömenden Regens marschierten etwa 60 000 Bauern und Bäuerinnen in die Stadt ein. Mussolini hielt barhäuptig vom Balkon des Venediger Palastes eine Ansprache:Ich will, daß die Land­wirtschaft im Wirtschaftsleben Italiens an die erste Stelle gestellt wird. Denn die Völker, die den Ackerbau im Stich lassen, sind zum Abstieg verurteilt. Wenn der Boden erst einmal verlassen ist, hat es keinen Zweck mehr, die Notwendigkeit einer Rückkehr zum Acker zu betonen. Wenn auch der Faszismus in einer Stadt entstanden ist, wäre es ihm doch ohne die kraftvolle Unterstützung des Heers der Ackerbauer niemals gelungen, das alte Jcalien zu stürzen und das frühere Regierungssystem zu Grabe zu tragen." Unter betäubendem Beifall schloß Mussolini mit den Worten:Mein besonderer Wunsch ist, daß ihr darauf stolz seid, Bauern zu sein. Ich bin stolz darauf, euer Freund, euer Bruder, euer Führer zu sein, und ich hoffe, euch zu noch größeren und glänzenderen Siegen zu führen.

Die Siegesfeier in Rom

Rom- 5. Nov. 62 000 ehemalige Kriegsteilnehmer hattc.i sich nach dem Bericht der Ag. Stefan! zur Siegesfeier in Nom versammelt. Vom Balkon des Palazzo Denecia hielt Mussolini eine Ansprache. Dem italienschen Volk sei der Krieg nicht durch einen plötzlichen Angriff aufgezwungen worden, sondern es habe ihn selbst bewußt gewollt. Zwei Millionen Italiener hätten ihr Blut vergossen, um das neue Italien zu schaffen. Der Krieg habe gezeigt, welcher Taten die Kämpfer Italiens fähig seien.Werdet Ihr, wenn es notwendig sein sollte, morgen das noch einmal tun, was wir gestern getan haben?" Die Menge antwortete unter Fahnenschwenken und mit dem römischen Gruß mit einem tausendstimmigen 5a. (Die italienischenSiege" im Weltkrieg sind bekanntlich lauter Niederlagen gewesen.)

Das Programm hoovers

^ Reuyork, 5. Nov. Jn seiner letzten Wahlrede in st. Louis sagte der republikanische Kandidat Hoover unter tosendem Beifall, er werde sich mit allen Kräften für das Recht der Farmer einsetzen. Die amerikanische Land­wirtschaft müsse durchZölle geschützt werden, nament­lich gegen solche Länder, die durch Klima, niedrigere Löhne usw. billiger produzieren können. Er werde auch auf E i n- schränkung der Einwanderung nach dem be­stehenden Gesetz achten, damit nicht die Arbeiterlöhne durch billig arbeitende Zuwanderer gedrückt werden.

Zeppelins Besuch in Berlin

Bei über Erwarten günstigem Wetter wurde in der Nacht zum Montag das Luftschiff «Graf Zeppelin" 2.20 Ahr aus der Halle gebracht, um den versprochenen Besuch in Berlin auszuführen. Am 2.30 Ahr stieg das Luft­schiff in die Lüfte. An Bord befanden sich außer Dr. Eckener und der Mannschaft Finanzminister Dr. Deh - linger, Generaldirketor Dr. Colsmann. Dr. Dürr, Dr. Maybach, der Erbauer der Motoren, Dr. Lem- Perks, das fünfjährige Töchterchen und die Sekretärin Dr. Eckeners, einige Pressevertreter und die drei amerikanischen Seeoffiziere? die mit nach Europa gefahren waren, ein­schließlich der 39 Mann starken Besatzung 63 Personen. Da die Zeit es zuließ, beschloß Dr. Eckener einen kleinen Amweg zu machen und Stuttgart zu berühren, das um 3.20 Ahr überflogen wurde. Der Anblick des mondbestrahl- ken Stuttgart aus einer Höhe von etwa 300 Meter soll, wi« der Vertreter von WTB. funkte, von überwältigender Schönheit gewesen sein.

Da die Blaugaserzeugung ins Stocken geriet, wurde als Betriebsstoff ausschließlich Benzin verwendet. Das Wetter erschlechterke sich zunehmend.

Am 5.04 Ahr wurde bereits Frankfurt überflogen, 5.30 Gießen, 6.24 Kassel, 7.10 Hannover. Eine sinnige Hul- digung war dem Dichter des Deutschlandlieds, Hoffmann ».Fallersleben, zugedacht. Das Luftschiff flog entlang der Bahnlinie Braunschweig das Städtchen Fallersleben und beschrieb 7.30 Ahr über dem Geburtshaus des Dichters (jetztFallerslebener Hof") in 300 Meter Höhe eine Schleife.

Am 8.45 Ahr trafGraf Zeppelin", eingeholt von sieben Flugzeugen, auf dem Flugplatz Staaken bei Berlin ein. Eine ungeheure Menschenmenge begrüßte das Luft­schiff stürmisch. Da das Wetter jedoch ungünstig war und starke Winde gingen, funkte Dr. Eckener, er wolle eine bessere Gelegenheit abwarten. Inzwischen kreuzte das Luft- schiff mehrmals um den riesigen Ankermast über der Ge­gend und über Berlin. Die Polizei hielt die Menschenmassen in musterhafter Ordnung.

Die Landung

Am 9.46 Ahr erschien das Luftschiff zum drittenmal über dem Flugplatz und warf das Landungstau ab. 300 Meter vom Ankermast erfolgte die Landung quer zum Ankermast. Die Befestigung am Ankermast verzögerte sich eine kurze Zeit, so daß die Ausschiffung der Fahrgäste erst gegen 11 Ahr vorgenommen werden konnte. Am den Gewichtsaus­gleich herzustellen, ging für jeden Herauskommenden rin Polizeibeamter in die Kabine. Als Dr. Eckener ausstieg und sich zu der aufgebauken Rednertribüne begab, wo er von Neichsminister von Guerard und Oberbürgermeister Dr. Böß begrüßt wurde, brach die nach Zehnkausenden zählende Menschenmenge auf dem Flugplatz in nicht enden­wollenden Jubel aus. Neichsminister von Guerard über­brachte im Namen der Reichsregierung und der preußischen Staatsregierung die Glückwünsche und Millkommensgrüße an das Luftschiff und feierte die Leistungen Dr. Eckeners- des Konstrukteurs des Luftschiffs, Dr. Dür r, des Kommer- zienrqts Colsmann und Professor Maybach um den Luftschiffbau. Oberbürgermeister Dr. Böß sprach die be­scheidene Hoffnung aus, daß Berlin bald ein Hafen des Weltlufkschiffverkehrs werden möge. Die Berliner werden mit Eckener durch dick und dünn geben. (Berlin eignet sich nach der Ansicht Dr. Eckeners aus klimatischen und anderen Gründen nicht für einen Luftschiffhafen.) Nach der Be­grüßung fuhren Dr. Eckener, die offiziellen Vertreter der Behörden und Vertreter der Besatzung des Luftschiffes in Kraftwagen zum Empfang beim Reichspräsidenten.

Der Empfang beim Reichspräsidenten

Kurz nach 12.30 Uhr trafen Dr. Eckener und die Be­satzung des Luftschiffs im Palais des Reichspräsi­denten ein. Auf dem Weg von Staaken bis zum Palais war der Autozug überall von der Bevölkerung mit lautem Jubel begrüßt worden. Im großen Empfangssaal begrüßte Reichspräsident v. Hin den bürg Dr. Eckener und die Besatzung mit etwa folgender Ansprache: Es r mir eine große Freude, Sie persönlich kennen zu lernen und Ihnen auszusprechen, wie sehr ich mich über Ihre Leistungen ge­freut habe. Ihre Ozeanfahrten hat das ganze deutsche Volk mit Spannung. GehetLl und Hoffnungen begleitet., DM